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Den 23. September im vorgemeldten Jahr ministrierte ich auch rechter Hand, beim St. Antoni de Palma Altar.
Die Kaiserin fuhr aus, und kam früher in die h. Messe auf das Oratorium als gewöhnlich, und ich und mein Kapuziner waren noch beim Altar. Als der Dienst kam, nämlich Schweizer, Trabanten, Gardisten, und ein ganzer Lärm Herrschaften, da sperrte ich Maul, Augen, und Ohren auf, und glotzte ärger, als in der Wäsche zu Disching.
Die h. Meß ging zu Ende, und beim Evangelium St. Johannis nahm ich das Buch auf einen Arm, kehrte mich gegen die Kaiserin, machte einen Kniebucker, und begrüßte sie mit der Hand; sie lachte und ging zurück, und ich mit meinem Kapuziner in die Sakristei: da mußte ich warten, bis alles aus war, vorher konnte ich nicht zur Tür hinaus. Wie alles vorbei war, ging ich auch, wie andere Menschen, zur Tür hinaus.
Gähling kam ein Kammerdiener in einem weißlichten Rocke und einem mit Gold bordierten Kamisol; dieser fragte mich: Wie eißest du?
Wie nock?
Presch, aus Tyrol.
Du solls mit mir gommen zu Ihrer Majestät der Gaiserin, sie will dick spreck.
Mit Freude, Furcht, Angst und Zittern wanderte ich mit ihm durch die Wachten, und über die Stiegen hinauf. Im zweiten Stock im Saal hieß er mich warten; ich war barfuß, und meinen Hut hatte ich unter dem Arm. Zu oberst auf der Stiege stunden zween Schweizer in weiten Pumphosen, Kragen um den Hals, und spitzigen Hüten.
Bei einer Tür war ein deutscher und ein ungarischer Nobelgardist. Ich schaute um und um, wispelte ein Stückl, und alle, die da waren, lachten, weil sie sahen, daß ich nicht wußte, was ich tat. Aus Furcht und Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, kam mich wirklich das Prunzen an. Endlich ging bei einer Tür in einer Ecke ein Kammerfräulein heraus; wie ich es hernach erfahren, war es die Gräfin Insagin. Ich kniete gleich nieder; denn ich glaubte, es wäre die Kaiserin selbst; sie lachte, und sagte: ich bin's nicht, sie wird aber gleich kommen; du sollst indessen da hinein gehen. Sie machte mir eine Tür auf, ich ging hinein; sie machte die Tür hinter meiner wieder zu, und ich wußte nicht mehr, wo ich hineingekommen war.
Aber wie erstaunte ich, als ich mich umsah, und mehrere als zwanzig weithosende Tyrolerbuben um mich her versammelt sah. Ich ging darauf zu, und gab einem die Hand, er gab sie mir auch, bis ich mit meiner Hand an der Wand anstieß; ich erschrak, kehrte mich um, und sah wieder nichts als lauter solche Buben, die mir alle akurat gleich waren; ich lachte, sie lachten auch, ich hüpfte, sie hüpften auch. Itzt kamen traurige Gedanken, und ich zweifelte, ob ich bei mir selbsten wäre, denn ich konnte mich gar nicht fassen.
Endlich ging rechter Hand weit droben im Saale eine doppelte Tür auf.
Der Saal war glatt, die Kaiserin kam herein, ich lief ihr entgegen, schlüpfte, und fiel auf den Buckel.
Ich raffte mich geschwind wieder zusammen, und kniete nieder. Die Kaiserin kam herbei und sagte: Steh auf! Ich stund auf; und sie sagte: Grüß dich Gott, Kleiner! Bist du der Tyroler, der mir rekommandiert worden ist? und gab mir die Hand zu küssen.
Ich küßte ihr aber den Küttel, und sagte: Dank dir Gott! Bist du unsre Kaiserin Maria Theresl? Da außen vor der Tür war auch so ein Mensch, ich hab gemeint, du bist's; sie hatte einen goldenen Spulen an der Seite, und glöckelte Schnürchen.
Sie lachte, daß ihr der Bauch geschottert hat, und sagte: jene war's nicht, ich bin eure Kaiserin; was willst du von mir haben?
Ich lief um einen Sessel, und sagte: hocke dich nieder.
Sie sagte aber: ich hocke so alleweil, sag', was willst du von mir?
Die doppelte Tür, wo die Kaiserin herauskam, war voller Köpfe; sie hatten ein solches Gelächter, daß die Kaiserin mit der Hand zweimal gedeutet, und gesagt, man sollte schweigen, sonst könnte sie mich nicht verstehen.
Ich fing nun an, und sagte: Schau, meine liebe Kaiserin, ich bin ein armer Bub, ich habe weder Vater noch Mutter, und logiere bei meiner Schwester unterm Dach auf dem Heu. Da träumet mir in einer Nacht von dir, weil ich es von den Leuten sagen gehört, daß du ein so gutes Mensch bist, ich sei zu dir gekommen, und habe dich gebeten, und du habst mir lassen auf einem gewissen Flecken, wo eine alte Brechlstube gestanden ist, welches Fleckl ich um zwei Gulden, einem Skapulier, und ein Fräckäl Brandwein gekauft habe, ein Brandweinhäusl bauen; auch habest mir einen Hut voll Geld geschenkt; den Hut hatte ich just so, wie ich ihn itzt in der Hand habe. Ich bitte dich, sei doch so gut, und tu es mir! ich will in meinem Leben für dich beten.
Ja, du sollst es haben, sprach sie, wenn es niemand einen Schaden tut; und gab mir ihre Hand zu küssen; ich küßte ihr aber wieder den Küttel.
Ja, Kaiserin! schau, du mußt mir auch einen Zettel mitgeben; denn unsere Herren sind nicht so leichtgläubig, und dich hätte ich darnach auch nicht mehr bei mir, und so würde vielleicht aus der ganzen Sache nichts.
Ich will es dem Graf Kotegg sagen, daß er dir einen Brief an den Gouverneur Enzenberg mitgibt, der wird es hernach schon glauben.
O! ich bitte dich, vergiß es nicht.
Nein, ich vergesse es nicht, heut soll es noch geschehen. Kannst du auch umgehen mit Brandweinbrennen?
Ja, ich habe es von meiner Mutter gesehen, und hätte dir ein Fläschl voll Kirschenbrandwein mitgebracht (itzt entfuhr mir ein Seufzer), aber es ist mir zu Hall in dem Stift zerbrochen.
Sie lachte darüber, und sagte: ich trinke keinen. Was machen dann die Stiftsfräulen zu Hall?
Die Gräfin Arko samt dem ganzen Stift legt sich dir zu Füßen.
Wenn du hinauf kommst, grüße sie mir. Was sagen dann sonst die Tyroler von mir, haben sie mich lieb?
Ich hab dir's ja schon gesagt; wenn ich nichts Gutes von dir gehört hätte, so hätte mir auch nichts Gutes geträumet, und ich wäre auch heut nicht bei dir; durchaus in unserm ganzen Lande vom Größten bis zum Kleinsten sagt ein jeder, du seist das beste Mensch, und die Welt bringt uns kein solches Weibsbild mehr hervor, wie du bist.
Sie lachte herzlich, und sagte: das freut mich, ich habe die Tyroler auch gern, denn sie sind treu und aufrichtig. Sie griff mit ihrer linken Hand in ihre Kamisoltasche, nahm vierundzwanzig Kremnitzer Dukaten heraus, und opferte solche in meinen Hut.
Itzt verließ mich der Atem; ich setzte den Hut auf den Boden nieder, das Handküssen, welches man mir vorhin verboten hat, habe ich vergessen: ich küßte ihr also die Hand, nahm sie bei der Mitte, sprang und hüpfte um sie herum, und sang: Drall lalla, Drall lall la! Wer war nun reicher und herrlicher als ich?
Ja, Kaiserin, sagte ich, wenn du einmal ins Tyrol kommst, will ich dir gewiß auch etwas schenken, weil du mir ein Häusl bauen läßt.
Nun kam der alte Görg, Glück, Traum, Wien, Kaiserin, Brandweinhüttl, Hut voll Geld, und alles in Erfüllung. Die Kaiserin lachte, daß sie geschottert hat, und ich hüpfte und tanzte vor ihr. Sie nahm Behüt Gott! man machte die Tür auf, ich tanzte so hinaus, hüpfte durch die Wachten, welche alle lachten, über die Stiegen hinunter, hatte meinen Hut, worin die Dukaten waren, auf einem Arm, und ging in einem Galopp dem Graf Künigl zu, welcher mit Begierde und Freude erwartete, wie es mit mir gegangen sei. Er hatte eine überaus große Freude, als wenn ihm selbst ein großes Glück widerfahren wäre.
Er nahm mir das Geld ab, und behielt es für mich auf; darnach ging das Mittagessen an.
Als wir bei der Tafel waren, kam der Büchsenspanner vom Erzherzog Leopold, und sagte, ich sollte mit ihm zum Erzherzog kommen.
Voll Freude sprang ich auf, folgte ihm, und wir kamen zum Erzherzog, welcher mich fragte, wo ich herkäme, und warum ich so eine weite Hosen anhätte.
Ich sagte: die Wachten haben auch weite Hosen an; er sagte: das sind Schweizer.
Und ich bin ein Tyroler.
Hör du, sagte er, du mußt Soldat werden, ich laß dir hernach ein Brandweinhäusl bauen.
Ich mag nicht, und brauch kein Brandweinhäusl von dir, mir läßt deine Mutter eins bauen.
Du mußt doch Soldat werden, und bei mir bleiben.
Und ich mag nicht, ich geh heim ins Tyrol. Bist du doch selber kein Soldat?
Ja, ich hab schon ein Regiment.
O du Fratz du! was verstehst du von einem Regiment; zeig' es mir, wo hast du es?
Es liegt in Ungarn.
Schläft es alleweil?
Du bist nicht gescheit, und verstehst nichts; du mußt Soldat werden.
Und ich mag nicht.
Er nahm sein Reitpeitschl, ich war Pferd, und also machten wir aus seinem Zimmer die Reitschule. Er schenkte mir zuletzt drei Dukaten, und ließ mich gehen. Ich lief mit den Dukaten in der Hand dem Graf Künigl wiederum zu, welcher schon alles wußte, und auch großen Anteil an meinen Freuden hatte.
Nun ging ich zu Bette, und habe bisher in meinem Leben nicht mehr so herrisch geschlafen, als in dieser Nacht.
Den Tag darauf um 11 Uhr wurde ich gerufen, wohin? in einen großen Saal. Da waren die Elephantin von Spanien, des Kaisers Joseph seine erste Gemahlin, die Erzherzoginnen Maria Anna, Christina, und Elisabeth, auch noch viele Damen und Herrschaften zugegen. Sie fragten mich um allerhand Dinge aus, und ich antwortete ihnen: die Spanierin ausgenommen; denn diese verstunde nicht Deutsch, und ich nicht Wälsch. Es kam ein Spielmann herbei, und ich mußte mit des General Dauns Tochter eines tanzen. Sie hatte einen großen Reifrock an, und ich kam ihr nicht auf den Leib; denn ich war zu klein. So tanzte dann ein jedes auf seine Partie: ich machte Sprüng und Burzelbäume; alle lachten, und hatten eine große Freude. Jede Erzherzogin schenkte mir drei Dukaten, und ließen mich darnach gehen.
Ich lief wieder zum Graf Künigl, und gab ihm das Geld. Nun habe ich genug, sagte ich, ich bleibe nicht mehr hier, sondern gehe nach Haus.
Der Graf wehrte ab, und sagte mir, es wäre mein Glück, wenn ich noch länger hier bliebe; aber es half alles nichts. Er gab mir 9 fl. Zehrung, das übrige aber übermachte er nur per Wechsel an seinen Sohn in Innspruck. Ich dankte ihm für alle Gnaden und Guttaten, er gab mir einen Brief, wünschte mir Glück, und ich lief mit Freuden nach Wien meinem Vater Kotegg zu, welcher schon alles wußte, und sich samt allen den Seinigen mit mir erfreute, daß es mir so gut ergangen war. Diese ist die beste Herrschaft aus vielen Tausenden; sie liebten mich wie ihr eigenes Kind, und das aus der Ursache, weil ich arm war. Noch bis auf den heutigen Tag habe ich, wenn ich nach Wien komme, in ihrem Schloß in der Josephstadt sowohl, als auch auf ihrem Schloß zu Neuhof in Böhmen freie Kost und Quartier, solang ich bleiben will. Sie hatten einen einzigen Sohn, und dieser war mein Bruder; er liebte mich auch brüderlich, wie auch alle Offizianten und Bedienten im ganzen Hause.
Mein Vater gab mir einen Brief an unsern Gouverneur, Grafen von Enzenberg. Ich dankte Summa Summarum für alles, ging zum blauen Bock, und fuhr auf einem Zeiselwagen ab in mein Vaterland ins Tyrol. Was ich unterwegs für Gedanken und Projekte gemacht, kann ich mir selbst nicht alle mehr vorstellen.
Es war an einem Sonntag um 11 Uhr, daß ich zu Hause ankam, um die Zeit, da die Melker mit dem Vieh von den Alpen nach Hause fahren. Eine Viertelstund von mir in einem salzburgischen Wirtshause waren Spielleute. Diese besuchte ich, und weil ich zween Gulden von meiner Zehrung erspart hatte, so wollte ich mich als Mensch das erstemal unter meinesgleichen lustig machen. Ich ließ mich etwas größer sehen, und gab deswegen den Spielleuten vier Kreuzer; denn das war bei uns zur selbigen Zeit sehr viel, und wagte einen Tanz.
Die Leute hatten schon gehört, wie glücklich ich gewesen sei. Ich war schon dreizehn Jahr alt, und wurde itzt als ein Wundermensch angesehen, weil noch niemand aus unserm Ort nach Wien gekommen ist. Buben und Diendln bewillkommten mich alle, und gaben mir die Hände. Unter andern war ein hübsches Diendl, auch in meinem Alter, welches mir eben ihre Hand gab, mir die meinige drückte, und sagte: Gehst du nicht einmal mit mir tanzen? O ja! sagte ich, und fing an mit ihr zu tanzen. Unter wählrendem Tanz sagte sie mir ins Ohr: Peterl, magst du keine rohen Rüben, oder geschlagenes Butterbrot mehr essen? Es war eben das Diendl, welches neben dem Rübenacker auf der Wiese ihre Geiß hütete, da ich von dem Berge mit meinem Brotsack herunterkam. Wir blieben nun beisammen, und gingen nach dem Tanz miteinander nach Hause. Unterwegs umarmten wir uns öfters in unschuldiger Zufriedenheit, versprachen einander zu lieben und zu heuraten, und kamen also nach Hause.
Nach etlichen Tagen ging ich nach Innspruck zum Gouverneur, Grafen von Enzenberg und Grafen Künigl. Sie verwunderten sich sehr, daß ich das Glück gehabt hätte durch einen Traum, von dem ich ihnen vorher in dem Stift zu Hall gesagt habe, und daß ich barfuß zur Kaiserin gekommen sei, und wünschten mir darüber Glück. Vom Grafen Künigl bekam ich das Dekret zum Häuslbauen, wie es hier folgt.
Ich Alexander Joseph des h. R. R. Graf v. Künigl, Freiherr zu Ehrenburg und Wart, Herr zu Campan, Inhaber der Herrschaften Schönegg und Richelspurg, Erblandtruchseß der fürstlichen Grafschaft Tyrol, Ihrer K. K. apost. Majestät etc. etc. wirklicher geheimer Rat, Kämmerer und Oberstjägermeister im Ober-Österr. Landen, auch Schützenoberst; bekenne hiemit von obtragendem Oberstjägermeisteramts wegen, daß von ob Allerhöchst-gedacht Ihro R. K. K. apost. Majestät etc. etc. dem ehrsamen Peter Prosch zu Ried, Gerichts Rottenburg am Inn, auf sein alleruntertänigst, allergehorsamstes Bitten, jene an sich erkauft und von den Häusern ziemlich entlegene Hütte samt dem in der Breite sechs, und in der Länge ungefähr sieben Klaftern austragenden Grunde zu einer Bewohnung mit einer Stube, Kammer und Feuerstatt, oder Kuchl zu errichten, dann bei solcher neuen Behausung, weil er, Prosch, ohnedas berechtigter Brandweinbrenner ist, den erzeugenden Brandwein all ingrosso verteilgeben zu därfen, vermög sub dato sechsundzwanzigsten Oktobris dies zu Ende gesetzten Jahrs meinem obhabenden Amt zugefertigt allerhöchsten Resolutions-Intimati allergnädigst verwilliget worden, also, daß er, Prosch, solche Wohnung in obbemeldter Maß bauen und dabei den Brandwein in Kraft des ihm, Prosch, ausgefertigten Patents brennen möge, jedoch daß er, Prosch, gehalten sein solle, drei Kreuzer Feuerstattszins in das herrschaftliche Rottenburgische Urbarium alljährlich zu erlegen, derentwillen obrigkeitlich gefertigten Revers abzugeben, und eine Oberst-Jägermeister-Amtliche Verleihungs-Urkund zu erheben: folglich hierum zu Folge weiterer Verordnung de dato Novembris ejusdem anni gegenwärtige Verleihungs-Urkund auf ihn, Prosch, ausgefertigt, und dem sodann erteilt worden sei.
Zu wahrer Urkund dessen
habe ich vom bemeldten Amts-wegen mein gräflich angebornes Insiegl (doch mir, meinen Erben, und Insiegl außer des Amts in allweg ohne Schaden) allda unter setzen, mithin diese Urkund andurch bekräftigen, und also gefertigter letzt erholtem Prosch zustellen lassen. So geschehen zu Innspruck dem zehnten Tag Monats Novembers im ein Tausend sieben Hundert ein und sechzigsten Jahre.
Vom Graf Künigl überkam ich darauf mein Geld, welches von seinem Vater von Wien per Wechsel übermacht worden ist, und reiste mit Freuden nach Hause.
Es hätte vor zwei Jahren zu Ried die Kirche sollen gebaut werden, und die Gemeinde am Riedberg schlug wirklich schon 40 Stämme Holz dazu. Weil aber unser Herr Dechant und Pfarrer zu Fügen, Freiherr von Enzenberg, unversehens starb, so wurde aus dem Kirchenbau nichts, und so mußte das geschlagene Holz verfaulen. Ich bat die Nachbarschaft um das geschlagene Holz, und weil sie es nicht mehr brauchen konnten, gaben sie mir solches um 12 fl. 30 kr.
Nun fing ich an das Haus zu bauen; und meine Baumeister waren Lorenz und Georg Guck am Gattererberge; sie hatten in ihrem Leben niemals ein Haus gebaut, sondern nur Stallungen. Was verstund aber ich, ich glaubte, es wären doch Zimmerleute. Das Häusl wurde also ganz vom Holz gebaut, worin ein Stübl, eine Kuchel und drei Kämmerle waren. Ich akkordierte mit ihnen, daß sie mir sollten das Häusl mit samt den Fensterrahmen, Türen, Stiegen mit allerfeinster Schneid und Stuckatorarbeit ganz und franko herstellen. Sie verstunden nicht, was ich sagte, aber ich verharrte auf meinem Diktieren, und der Akkord wurde beschlossen mit 310 fl. – Das Häusl wurde in Zeit von zwei Jahren nach und nach ausgebauet.
Ich ging unter dieser Zeit wieder außer Landes ins Bayern mit Theriak und Ölwaren zu hausieren.
Ich kam nach München und Nymphenburg, wo ich beim Kontrolor über Nacht blieb. Es waren viele Hofleute da, welche mich um allerhand Sachen ausfragten. Ich erzählte ihnen auch, daß ich zu Wien bei der Kaiserin Maria Theresia gewesen sei; diese erzählten es dem Kurfürsten Maximilian Joseph, welcher der beste, gemeinste und lustigste Herr von der ganzen Welt war. Dieser ließ mich zur Nachttafel rufen und fragte mich sodann um alles aus, wie ich zur Kaiserin gekommen, und was sie zu mir gesprochen habe.
Ich erzählte ihm alles, worüber er herzlich lachte. Der Speissaal war mit Marmor gepflastert.
Es kamen große schnauzgebartete Grenadier, und brachten das Konfekt. Ich fürchtete mich; und der Kurfürst fragte mich, ob ich nicht Soldat werden möchte. – Nein, ich mag nicht. – Er ließ mir durch einen Kammerknaben, Baron Segesser, auf einem silbernen Teller eine ganze Maxd'or und ein Glas Wein zu einem Handgeld antragen.
Auf dieses kam ein Grenadier herbei; ich lief davon, fiel auf den Buckel, und bekam ein Loch im Kopf, daß ich blutete.
Sie erbarmten sich; die Kurfürstin Maria Anna, welche die beste und mitleidigste Dame ist, bedauerte mich sehr; und ich bekam die ganze Maxd'or und das Glas Wein, ohne daß ich Soldat werden durfte. Ich ging in mein Quartier zum Kontrolor und schlief ruhig.
Ich hausierte noch eine Weile in Bayern mit meiner Ware herum und kam sodann nach Regensburg zum alten Fürst Taxis, welcher sehr gut kaiserlich war, auch bei Marien Theresen und beim Kaiser Franz sehr viel galt, und im Ansehen stund.
Dieser hatte gehört, daß ich zur Kaiserin gekommen sei, er fragte mich deswegen um alles aus, und ich erzählte ihm alles; er lachte darüber herzlich, und hatte eine große Freude; er ließ mir auch Essen und Trinken geben, und versprach mir zugleich, jährlich, so lang ich leben werde, eine Carolin, als eine Pension, bei ihm suchen zu därfen.
Anno 1761 ging ich wieder nach Hause und habe auf der ganzen Reise 21 fl. profitiert. Zu Hause wurde ich krank, so, daß man glaubte, ich würde sterben; ich wurde deßwegen mit allen geistl. Hülfsmitteln versehen. Mein Häusl war nun ausgebaut und ich wurde auch (Gott sei Dank) nach und nach wieder gesund. Als ich wieder unter die Leute kam, hörte ich, daß meine Maria Fiechtlin erstaunlich lamentiert und geweint hätte; mich freuete dies, und ihre Treu gefiel mir sehr wohl. Sie war im sechzehnten Jahre, wie ich, und hatte auch keinen Vater und Mutter, wie ich. Wir kamen zusammen, und beschlossen, uns auf Ostern Anno 1762 zu heuraten. Auf unserer Hochzeit, welche in meinem neuerbauten Häusl war, waren 113 Gäste beisammen, die uns in Summa mit 69 fl. 40 kr beschenkt haben.Der Verfasser teilt samtliche Namen in einem »Hochzeitsregister für den ehrengedachten Peter Prosch nächst Ried im Taxach« mit. Es sind offenbar lauter einfache und arme Leute, denn unter den 113 sind nur 11, deren Gabe einen Gulden erreicht oder übersteigt. Der nobelste ist der Angerer Kristl, der mit 1 Gulden 40 Kreuzer die reichste Gabe stiftete. Dagegen bleibt der einzige, der mit einem Titel aufgeführt wird, nämlich »der vornehme Herr Anton Bachmayr« mit 36 Kreuzern unter den ärmsten Spendern.