Ferdinand Raimund
Gedichte
Ferdinand Raimund

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Monolog

            Könnt' vollführen ich den Plan,
Ausgedacht in Hasses Wahn,
Wo die Welt verwandelt wär'
In ein ungeheures Meer,
Von so schreckensvoller Tiefe,
Daß man selbst Gefahr noch liefe,
Ob wohl Asiens Himalayen,
Deren Höhn den Wolken dräuen,
Ließ man sie als Senkblei nieder,
Sich dem Auge zeigten wieder;
Und aus diesem Höllengrunde
Mit Unmöglichkeit im Bunde,
Streckte kahl und unbelaubt
Kühn ein Fels sein trotzig' Haupt,
Und auf ihm, so schöner Traum.
Ständ' ein ungeheurer Baum,
Der so ewig fest verzweiget,
Daß die Windsbraut ihn nie beuget.
An den Ästen fruchtbehangen,
Müßte stolz die Menschheit prangen,
Und beseelt von Rachefeuer,
Als ein riesig Ungeheuer,
Möcht' ich solcher Welt zum Beben
Zwischen Meer und Himmel schweben.
Dann mit stahlbenervten Armen
Würde ich ohn' all Erbarmen
Diesen Baum mit Macht erschüttern,
Bis daß fielen all die bittern,
All die faulen Früchte ab,
Und das Weltmeer würd' ihr Grab.
Nur die Edlen glänzten oben,
Um des Baumes Saft zu loben,
Der bloß kern'ge Frucht besitzt,
Und verlor, was ihm nicht nützt.
Plötzlich bräch' dann eine Sonne
Zu des Auges höchster Wonne
Aus dem finstrern Wolkenflor
Herrlich strahlend rasch hervor,
Und nun sähe man im Glanze
In des Baums smaragdnem Kranze
Alles Große dieser Welt
Von der Wahrheit Licht umhellt,
Und mit Myriaden Augen
Wollt' ich diesen Anblick saugen. –
Doch wo bist du, eitler Traum? –
Luftverronnen ist der Baum,
Ausgelöscht der Sonne Licht,
Auch den Fels erblick' ich nicht,
Dunkel ist es um mich her,
Und vertrocknet ist das Meer. –
Darum schleich' ich zum Kamin,
Setze mich ans Feuer hin.
Leg' die Hände in den Schoß
Schau' den Rauch – gedankenlos.

 


 


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