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Das Frauenzimmer-Lexikon

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Heißet / wenn ein Frauenzimmer bey der Hochzeit oder einem andern Balle ein Manns-Volck aus der Compagnie mit einer tieffen Vorbeugung zum Tantz aufruffet.

Bade-Magd.

Ist eyne absonderliche Frau oder Magd / so in denen öffentlichen Badestuben denen badenden Weibes- oder auch Manns-Personen mit Abwaschen an die Hand gehet / und selbige in dem Bade zu bedienen pfleget.

Braut.

Heißet dasjenige Weibesbild / so sich mit Beystimmung ihrer Aeltern oder anderer Freunde / vermöge der Verlöbniß an ihren Bräutigam versprochen.

Braut-Bad.

Ist ein entweder schlichtes / oder bey Personen von Stand / von allerhand wohlriechenden Kräutern / und Blumen zubereitetes warmes Bad / worinnen sich die Braut insgemein den Tag vor der Hochzeit zu reinigen und zu säubern pfleget.

Caffé-Cräntzgen.

Ist eine tägliche oder wöchentliche Zusammenkunfft und Versammlung einiger vertrauter Frauenzimmer zu intimer Unterhaltung / welche nach der Reyhe herumgehet / worbey sie sich mit Caffé betrincken.

*

Caffé-Menscher.

Heißen nach heutiger Art zu reden / diejenigen verdächtigen und lüderlichen Weibes-Bilder / so in denen Caffé-Häussern das anwesende Mannsvolck bedienen / und ihm alle willige Dienste bezeugen.

Conversation.

Mit Frauenzimmern ist ungevährlich / und kann junge Leute zu eynem geschickten / munteren Wesen anführen. Die Tugend hält sich zu ihres Gleichen, wer mit der Säu-Glocken zu läuten gewohnet ist / kommet hier nicht an. Und wer bey den Hunden lieget / steht mit Flöhen auff.

Den Crantz bezahlen.

Ist eine in hiesigen Landen gebräuchliche Redens-Art / und heißet / einer jungen Dirne oder Dienst-Magd / die geraubte Jungferschafft und Ehre / mit einem gewissen Stück Gelde büßen und bezahlen / welche Summa insgemein / als der geschwächten Dirne Vater sie ausstatten / und mit einer Mitgifft versehen können / geschätzet und gerechnet wird.

Courtoisie oder Inklination.

Heißet nach heutiger Art zu reden / bey dem Frauenzimmer derjenige Galan oder Amante / mit welchen sie heymlich in Liebe liegen / demselben vor allen andern gewogen und zu geneygt seynd / und ihm aus sonderlicher Gewogenheit ein und andere kleyne Liebes-Freyheit verstatten.

Dutz-Schwestern.

Heißen diejenigen vertrauten / und mit einander special-bekannten Weibesbilder / so als rechte wahre und Hertzens-Freundinnen sich aus auffrichtiger und vertrauter Freundschafft einander Du heißen und zu betitteln pflegen.

Ehestand.

Ist eyn zwischen Mann und Weib nach Göttlichen Satz und Ordnung fest verknüpfftes Eheband / vermöge dessen sich beyderseits sowohl den Leybern als Gemüthern nach / zu allem Leid und Freud auff Lebenszeit verbinden.

Flöh-Falle.

Ist ein dem Frauenzimmer bekanntes und sehr dienliches Instrumente / insgemein von Elffenbein rund gedrehet / um und um durchlöchert / und innewendig mit Wolle ausgefüllet; dienet wider die Anfechtung der stachlichten Thierlein / so ihre Nahrung und Kost bey dem Frauenzimmer suchen wollen. Vermöge ihme sie auf der Haut diesse spitzfündigen Gäste und schwartzen Passagier artig zu fangen wissen.

Frau oder Weib.

Ist eine verehelichte Weibesperson / so ihres Mannes Willen und Befehl unterworffen und die Haushaltung führet. Sie tritt zugleich mit in die Würde des Mannes / genießet gleiche Jura mit ihm / und kan vor keinen anderm Ort belanget werden / als / wo ihr Mann hingehöret.

Frauenzimmer.

Heißet überhaupt dasjenige schöne und edle Geschlechte / so dem männlichen entgegengesetzt wird. Ihr Humeur / Geist / Eigenschafft / Inklination und Wesen scheinet nach jeder Landes-Art und Beschaffenheit von einander unterschieden zu sein.

Frosch.

Die Laub-Frösch sollen ein gewisses experiment für die unnützen Weinsäufer seyn / daß sie gar keinen Wein mehr trincken mögen / wenn man einen solchen Laubfrosch in einem Maaß Wein ersauffen läßet / und hernach einem durstigen Weinschlauch von selbigen unwissend zu trincken gäbe / würde er sein Lebtage einen Eckel vor dem Wein bekommen. -- Es mag dieses in seynem Werth oder Unwerth solange beruhen / biß andere die Probe hiervon gemachet haben.

Groschenfrau.

Heißen diejenigen alten traurig geschleyerten Weiber, so bey der Leich-Prozession den Beschluß von dem Frauenzimmer machen: bekommen davor jede einen Groschen.

Haase.

Lepus / ist ein furchtsames flüchtiges Thier / von welchem merkwürdig / daß er mit offnen Augen schläfft. Unter aller Thiere Fleisch ist keines / das so viel Melancholey machet / als Haasenfleisch.

Allein die Liebhaber dieses Wildprets lachen drüber / und kehren sich wenig an diese marque / vielmehr halten sie solches vor etwas delicates und niedliches.

Häckerling streuen.

Ist eine Beschimpfung derjenigen Bräute / so wegen des Jungfern-Standes verdächtig seynd / da man nehmlich über denjenigen Gang und Weg / darüber sie in der Kirche zur Trauung gehen / dergleichen klein geschnittenes Stroh auszustreuen pfleget.

Hembde.

Ist ein von weißer Leinwand geschnittener und auff besondere Art zusammen geneheter gantzer Ueberzug des Leibes / so die Weibsbilder aufs die blose Haut zu ziehen und selbige damit zu bekleyden pflegen. Merckwürdig ist das Hembde der Isabellae Clarae Eugeniae / eyner ehemaligen Gouvernantin in denen Niederlanden / so sie fast in die drey Jahr lang aufs dem Leibe behalten; denn diese Heroische Dame hatte bey der Belagerung des Hafens Ostende ein Gelübde gethan / daß sie ihr Hembde nicht eher vom Leibe ziehen wolte / biß daß sie Meisterin von solchen Orth wäre / welches sie auch gehalten / und sol von der Couleur dieses Hembdes die Isabel-Farbe ihren Nahmen bekommen haben.

Hochzeit-Bitter.

Ist ein erbarer und schwartz bekleideter Mann / an etlichen Orten mit einer großen Band-Rose aufs dem Hute / oder weißen Schnupfftuch mit einem Crantz und bunten Bändern in der Hand versehen / welcher der Braut und Bräutigam die ihm spezifizierten Gäste zur Hochzeit einladet.

Interesse.

Ist noch keyne Liebe. Mancher hat nur Absichten / aber keyne Liebe. Manche läßt sich von ihrem Amanten beschenken und caressieret ihn: Bringe her! Bringe her! Darnach bekömpt er den Abschied. Also: Nichts Gewisses vor der Gewißheit sich eingebildet / ist das Best.

Jungfernschafft.

Sie wird nach der Redens-Art in Bademulden weggetragen. Aber immerhin kann ein Doctor oder Apotheker noch bey Zeiten Rath schaffen. Die Jungfernschafft wird nicht berührt von süßen Küßgen, angenehmen Blicken, Entblößung und offenhertziger Darlegung der Schönheit a la mode. Vom Winde wird keine schwanger.

Koppel-Peltz /

Heißet diejenige discretion und Geschencke / so ein Unterhändler / der einem Frauenzimmer zu einer vorteilhafften Mariage hilfft / vor seine Belohnung erhält.

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Kopplerin.

Ist eine alte Vettel und Huren-Wirthin / so dem jungen Mannsvolck Gelegenheit macht mit verdächtigen Frauenzimmer an heimlichen und verborgenen Orten zu conversieren.

Korb geben.

Ist eine höfliche doch abschlägliche Antwort eines Frauenzimmers gegen ein Mannsvolck / der ihre Liebe entweder gesuchet / oder sie gar zu heyraten gesonnen ist.

Kuß / oder Mäulgen / auch Schmätzgen und Heitzgen

Genennet / ist eine aus Liebe herrührende und entbrannte Zusammenstoßung und Vereinigung derer Lippen / wo der Mund von zwey Personen so fest aneinander gedrücket wird / daß die Lippen bey dem Abzug einen rechten und deutlichen Nachklang zum Zeichen des Wohlgeschmackes von sich geben.

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Lecker-Bißlein / oder Delicatessen.

Heißen diejenigen kostbaren raren und schmackhaften Speisen / so auf eine besondere Art in denen Küchen zugerichtet werden / und welche das Weib mit ihrem Manne vor sich alleine zu verzehren pfleget.

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Liebäugeln.

Heißet / wenn das Frauenzimmer einer Mannsperson / so sie zu ihren Amanten erkieset / allerhand verliebte Blickgen und Charmes mercken läßt.

Liebe.

Sie ist eyne Gemüths-Bewegung und keyne Sache / darmit man solte Kauffmannschafft treiben. Sie machet / daß man sich mit dem geliebten Theile zu vereinigen suchet / und ihm nachläufft / ob man gleich nicht allezeit gestehen wil / daß man dem geliebten Theile zu Gefallen gehe / sondern eyne andere Ursache des Herumlauffens vorwendet. Die Liebe wird ohne mündliche Ausdrückung in dem Hertzen erwecket.

Liebes-Brieff / oder / Billet.

Ist eine Schrifft / worinnen das Frauenzimmer ihren Amanten die Neigung und Liebe entdecket / oder ihm sonst etwas darinnen zu seiner Avantage rapportieret.

Liebes-Melancholey / oder Liebes-Fieber.

Denen Medicis Melancholia Uterina genannt / ist ein weiblicher Zufall / so aus großer und hefftiger Liebe herrühret / wenn nehmlich das Frauenzimmer sich allzustarcke Liebes-Ideen und brünstige Phantasien also machet und vorstellet / daß sie darbey Aberwitzig / Schotenthöricht und Melancholisch werden.

Liebes-Trunck / oder Philtrum.

Ist ein von einem geilen und unzüchtigen Frauenzimmer aus allerhand abergläubigen Ingredientien / so die Liebes-Macht und Würckung in sich haben sollen / vermischter Trunck / so sie demjenigen Manns-Volck beyzubringen suchen / auff den sie ihr buhlerisches Auge geworffen; machet offtmahls dergleichen Mannsbilder närrisch und rasend.

Dergleichen Liebes-Träncke wuste Papst Benedictus IX. der beruffene Zauberer / meisterlich zu machen / wodurch er ein jedes Frauenzimmer zur Gegen-Liebe zwingen konte.

Mahl-Schatz.

Ist dasjenige Pfand / welches ein Bräutigam seiner Braut bey der Verlöbniß zu Versicherung seiner Liebe und Treue eingehändiget und sich dadurch verbündlich macht / bestehet insgemein in einem Ring oder auch anderen Pretiosen; wird von dem Frauenzimmer insgemein das Fang-Eisen genennet.

Maitresse.

Heißet nach heutiger Art zu reden die Concubine eines großen Herrn oder andern vornehmen Standes-Person.

Mannbar.

Wird von denenjenigen Jungfern gesaget / so nunmehro in dem Zustand seynd / eynen Mann zu nehmen / und selbigen zu accomodieren.

Männern.

Heißet bey dem Weibsvolck so viel / als eyn sehnliches Verlangen nach einem Mann haben / daher heißet man diejenigen Jungfern Mannthöricht / so dergleichen Affeckt und Sehnsucht an sich haben.

*

Marckt-Geld.

Ist eine gewisse und wöchentliche ausgemachte Summa Geldes / so die Männer ihren Weibern vor Verpflegung des Tisches und Unterhaltung des Hauswesens wöchentlich zu zahlen pflegen.

Mitgifft.

Bei denen Frauenzimmern kan die Persohn nicht vornehm und schön genung und bey denen Manns-Bildern nicht reich genung seyn.

Man lauret von eyner Zeit zu der andern auff was Besseres / und fallet dennoch endlich wie die Fliege ins Bier / und siehet wenig auf die Persohn.

Da sitzet man hernach und lässet sich post festum die Augen übergehen. Manche dencken Geld zu erlauffen und erwischen nur den Sack.

Mittelmäßigkeit.

Ist bey denen Weybern das Best; Denn die größt Schönheit erwecket bey dem Ehemann / so sie immer neben sich hat / in kurtzen eynen Eckel. Und wenn vier Wochen vorbey seynd / ist er ihrer Schönheit gewohnet. Eyn Mann muß seyner Frau nicht nur wegen ihrer Schönheit / sondern auch ihres Leibes wegen lieben.

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Nacht-Tisch.

Heißet insgemein derjenige saubere auch öffters mit einem weißen Tuch oder andern Teppichte bedeckte Tisch / in denen Frauenzimmer-Kammern / worauf sie ihr täglich gebräuchliche Geschirr und Geräthe / auch andere darauf gehörige Galanterien stehen haben. Auf eynem solchen Nacht-Tisch findet man insgemein nachfolgende Stücken:

Einen silbernen Aufsetze-Spiegel / Leuchter / Licht-Putze und Kästlein von Silber / silberne Poudre-Schachtel/ Mouschen-Schächtlein oder Capsul / Kamm / Bürste / silbern Neh-Gestöcke / Handleuchter / allerhand kleine Schälgen / worein sie des Nachts über ihr tägliches Geschmeide zu legen pflegen / Nadel-Schächtlein/ Haar- und Schleiff-Nadel / Augenbraun-Kämmlein. Bißweilen auch ein Gebeth-Buch.

Nacht-Zeug / oder Nacht-Habit.

Heißet diejenige Einkleidung / deren sich das Frauenzimmer / wenn es schlaffen gehn will / bedienet / als da ist / das Nacht-Camisohl / Rammelhäubgen oder Nacht-Schleppe / Nacht-Halßtuch / Nacht-Hand-Schuh / u. d. g.

Neben-Buhlerin.

Heißet ein Frauenzimmer / das auf des andern Frauenzimmers ihren Galan zugleich mit ein Auge geworffen / und ihm solchen abspenstig zu machen sich bemühet.

Nicken.

Heist bey dem Frauenzimmer / wenn es in der Kirchen oder über einer andern stillen Arbeit einschlummert und mit dem Kopff von einer Seite zur andern wancket.

Parasol.

Heißt eigentlich ein Schirm-Tach von Wachs-Tuch / so an einem Stänglein das Frauenzimmer über sich träget / um sich dadurch wider der Sonnenhitze zu bedecken. In hiesigen Landen aber brauchet sie das Frauenzimmer zur Regen-Zeit. Sie können ausgespannet und wieder eingezogen werden. Die Franzosen geben ihm den rechten Nahmen und nennen es Parapluy.

Pasquill.

Ist eine Schmäh- und Schänd-Schrifft ohne Benennung des Autoris / wodurch unehrenhaffte Gemüther offtermahls das Frauenzimmer zu prostituieren und ihren ehrlichen Nahmen abzuschneiden suchen. Nach den alten Römischen Gesetzen wurden dergleichen Pasquillanten mit dem Leben gestraffet.

Sängerin.

Heist ein Frauenzimmer / so auf dem öffentlichen Theatro in einer Opera / so wohl in Arien als Recitativ / ihre Stimme manierlich und künstlich in die darzu einstimmenden Instrumenta hören läßt / und ihre darzu gehörigen Actiones darbey zu machen pfleget.

Sauff-Drossel.

Nennet man insgemein diejenigen liederlichen / versoffenen Weiber / so dem Trunck ergeben sind / ingleichen Zech-Schwestern / Branntwein-Bullen / Zipp-Schwestern.

Schamhafftigkeit.

Ist die gröst Zierde des Frauenzimmers. Die Augen in alle Winckel herumschießen lassen / stehet nicht fein. Was diese zu genau erblicken / schläget gerne loß.

Aber zuviel Schamhafftigkeit macht's denen Männern schwer / den Crantz zu erreichen.

Scheid ausziehen.

Ist ein abergläubischer Gebrauch / wenn das Weibes-Volck in der Christ-Nacht zwischen elf und zwölf Uhr stillschweigend aus eynem Stoß Holtz hinterwärts ein Scheid heraus ziehet / und selbiges hernach besiehet / ob es gerade oder krumm ist / woraus sie sich propheceyen wollen / ob ihr künfftiger Mann / zu dem sie das Fatum versehen / gerade oder bucklicht und höckricht gewachsen sei.

*

Schnupf-Toback-Dose.

Ist ein von Silber / Elffenbein / Schildkrote / Stahl / Horn oder kostbaren Holtze auff allerhand Art und Facon formirtes und ausgearbeitetes Behältniß / worinnen das Frauenzimmer / so sich an das Schnupfen gewehnet / den Schnupf-Toback bey sich zu tragen pfleget.

Schönheit.

Ist eyn großes Stücke der irdischen Glückseligkeit. Eine Frau aber nur wegen der Schönheit lieben / sol niemanden gerathen seyn. Eyne schöne Frau ohne Heyraths-Guth ist wie ein prächtiges Hauß ohne Haußrath. Man könte sich zwar mit dem Prospect belustigen / aber es wäre nichts darinnen / wobey man sich warm halten möchte. Worinnen aber eyne vollkommene Schönheit bestehe / ist viel Disputierens. Manchem soll der Kopff von Prag / die Füße vom Rhein / die Brüste aus Österreich / der gewölbte Bauch aus Frankreich / das Mittel-Stücke aus Bayern / der Rücken aus Brabant / die Hände aus Cölln und der Ars aus Schwaben seyn.

Schwämme.

Fungi / Potivans werden in gifftige und guthe eingetheilet. Mit jenen / als mit denen gifftigen Fliegenschwämmen / haben wir hier nichts zu thun / sondern mit denen guthen / so man essen kan. Es seynd aber dergleichen Schwämme excrementa terrae / so von überflüssigen faulen Feuchtigkeiten wachsen / und dahero durchgehends ungesund / wo ihnen nicht durch Butter und Gewürtze die böße Art etlichermaßen gedämpffet wird.

Schwatzhafftigkeit.

ist eyne weitläufftige Untugend. Es ist vieler Leute Fehler / daß sie lieber ihre eigene Waare außlegen / als neue kauffen wollen. Man hat auch Starrköpfe / die gar nicht antworten; etliche führen sich in ihren Reden schnüppisch / frech und leichtfertig auff; andere sagen mehr / denn man sie fraget / schnattern daher wie Gänse; wenn sie aufhören / wissen sie selber nicht / was es gewesen.

Schweine-Fleisch.

Charo Porcina / Chair de porc ist ein weißes / süßes und schmackhafftiges Fleisch / welches ein gewisser Medicus in seinen Gesundheitsregeln für das beste unter allen Fleische preiset.

Seihl-Täntzerin.

Ist eine leichtsinnige Weibes-Person / so in dem Lande herumziehet / und ihre Kunst auff dem Straffen oder Schweng-Seil zu tantzen, öffentlich um das Geld sehen läst.

Sonntags-Kind.

Nennet man eyn Kind / das an einem Sonntag jung gebohren worden / die alten Weiber haben meistens den Aberglauben / daß ein solches Sonntags-Kind nicht nur großes Glück in der Welt haben / sondern auch alle Gespenster im Hause sehen solte.

Spargel.

Asparagus / ist ein angenehmes Küchen-Gewächs / daran sich die Liebhaber zur Frühlingszeit rechtschaffen delectieren können. Seine Art ist temperieret / dahero läst er sich hurtig abkochen und zurechte machen. Sonst soll er die Leber / Miltz und Nieren eröffnen / und den Harn gewaltig treiben / denen Podagricis hingegen recht schedlich seyn / daran sich aber manche wenig kehren / sondern essen lieber / was ihnen schmecket und leiden hernach was sie sollen.

Spatzier-Stab oder Stock.

Ist ein schmahl und geschwanckes von Spanischen Rohr verfertigtes Stäblein / mit einer Schleiffe Band versehen / dessen sich das Frauenzimmer an etlichen Orten bey dem Spatzier-Gehen zu bedienen pfleget.

Spiegel.

Ist ein aus zubereiteten Spiegel-Glas verfertigte / und mit einem auf vielerley Façon in unterschiedlicher Form und Größe ausgearbeiteten Rahm umgebene Zierrath / so das Frauenzimmer in denen Zimmern nicht wohl entbehren kann.

Spinnen oder Kancker umbringen.

Ist eyn alter Weiber Aberglaube / da einige in denen närrischen Gedancken stehen / sie hätten weder Stern noch Glück auf der Welt / wenn sie selbige umbrächten.

Ständgen.

Ist eyne nächtliche Music / so ein Amante seiner Geliebten durch andere machen läst / oder selbst alleine vor ihrem Hause in ein Musicalisches Instrumente eyne charmante Arie singet.

Stricken.

Ist eyne Wissenschaft und Kunst Strümpffe / Handschuch / Camisöler / Mützen u. a. Sachen von Seide / Wolle / Zwirn oder Garn / vermöge der darzu gehörigen Stricke-Nadeln künstlich in einander zu schlagen / und jedem Stück die gehörige Form zu geben.

Stroh-Wittben

Heißet man aus Schertz an etlichen Orten diejenigen Weiber / deren Männer verreiset oder abwesend seynd.

Superlativus.

Ist immer eyne Übertreibung. Er wird gebrauchet von Großsprechern / die entweder die Wahrheit oder die Klugheit verletzen. Auffschneyder brauchen ihn auff der Straße und in der Gesellschafft. Aber die Klugen werden des Zuhörens müde und leuchten manchem Auffschneider mit einer geschwollenen und blauen Nasen nach Hause.

Suppe angebrannt.

Ist eine Marque und Zeichen / daß die Köchin / so selbige Suppe von ohngefehr anbrennen lassen / eine verliebte Dirne sey / und sich sehr nach einem Manne sehne.

Tantzen.

Ist eine zierliche Bewegung des Leibes und Setzung der Füße nach dem Tact der Music eingerichtet und abgetheilet.

Taschen-Spielerin.

Heißen diejenigen im Lande herum vagierenden und auff die Jahr-Märckte reisenden liederlichen Weibes-Bilder / so dergleichen wunderliche Profession treiben und denen Zuschauern allerhand Blendwerck durch die Kunst und Geschwindigkeit / so wohl mit der Karten als auch anderen darzu verfertigten künstlichen Instrumenten vormachen.

Toback rauchen.

Ist zwar insgemein nur ein männlicher Zeitvertreib / beginnet aber auch von dem Frauenzimmer ausgeübt zu werden.

Es wird der Toback aus denen darzu gemachten und gebrannten Pfeiffen durch vorhergeschehene Anbrennung dieses dürren Krautes geschmauchet und getruncken.

Tochter.

Ist ein von Vater und Mutter in der Ehe erzeugtes Kind weiblichen Geschlechtes.

Treige legen / das Kind.

Ist ein den Ammen und Kinder-Muhmen bekannter Terminus / und heißet soviel / als dem kleinen Kinde / so sich unrein gemachet / frische und weiße Stopff-Läppgen und Windeln unterbreiten.

Trinck-Geld.

Ist eine kleine erkenntliche Discretion / so man denen Mägden bey Überbringung eines Praesentes in die Hand drücket.

Uhr.

Ist ein aus vielerley Rädern (so durch eine Feder getrieben werden) künstlich und subtil zusammengesetztes Gehäuse / so die Stunden und Minuten / auch öffters die Tage durch den Zeiger oder Weißer von außen anzeiget; das Frauenzimmer pfleget insgemein ihre Uhren anzuhängen / oder auch in den Busen zu stecken.

Venetianisch Wasser.

Ist ein aus Citronen / eyern / zerhackten Hammel-Füßen / Zucker-Cand / Melonen / Citrollen und Borax destilliertes und abgezogenes Wasser / wormit sich das Frauenzimmer / um im Gesichte schön und appetitlig zu bleiben / zu waschen pfleget.

Venda oder Vanda.

So genennet wurde eine polnische Fürstin in Cracau / so Anno 750 regieret. Tate das Gelübde der Keuschheit. Als sie aber nach der Zeit ihrer Untherthanen Mißvergnügen über solche Gelübde der Keuschheit verspürte / trat sie einst auf die Weixelbrücke / und stürtzte sich freywillig vor allem Volck mitten in den Strom / der sie bald denen Todten gleich machte.

Dieße Grabschrifft wurde ihr aufgesetzet:

Es war der Jungfern-Crantz mein fünfftes Element /
Und dieser starb mit mir in Wasser unzertrennt /
Laßt Schwestern! bitt ich / mir doch diesen Ruhm alleine /
Ach ja! denn um den Crantz ersäufft gewiß sich keine.

Venus.

Soll denen alten Fabulen nach aus dem Meerschaum und des Himmels Männlichkeit / so ihm Saturnus abgeschnitten / in Cyprien erzeuget worden seyn. Sie wird insgemeyn nackend auf einem erhabenen Wagen sitzend / von sehr schöner Gestalt und Anmuth abgemahlet. Bey denen alten Deutschen und Gothen hieße die Venus Freya / wovon auch das Wort freyen herstammen soll.

Venus-Blümlein.

Heißet bey dem Frauenzimmer ein im Gesicht aufgefahrenes Finnlein / so sie / um sich seiner nicht zu schämen / mit Poudre bedecken.

Verfälschte Jungfer-schafft.

Heißet / wenn die Jungfrau dasjenige / was durch allzu frühe Abbrechung ihrer Blume verlohren gangen / durch allerhand Mittel und Wege wiederum zu ergäntzen suchen.

Verlöbnüß.

Ist eine solenne Verhandlung / worinnen der Bräutigam von der Braut Eltern das Jawort wegen künfftiger Vollziehung der Heyrath / nach vorhergegangener Werbung durch sich selbst oder einen hierzu Gevollmächtigten deutlich erhält.

Verplämpern.

Heißet / wenn ein junges Frauenzimmer sich im Geheim mit eynem Mannsvolck verspricht / und ein heimliches Bindnüß / sonder der Ältern wissen und Einwilligung mit selbigen aufrichtet; man nennet es auch Winckel-Ehen.

Wagen-Korb.

Ist ein von schlancken Ruthen ovalrund geflochtenes Behältniß auf vier höltzernen Rädern oder Rollen stehend / worinnen die Muhmen und Ammen die kleinen Kinder auff und nieder zu fahren pflegen.

Wollust

Die eheliche. Sie setzet unter allen Affecten dem Gemüthe am meisten zu.


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