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Neige Dich tief in mein erblindet Herz! Füll es mit Licht.
Beuge dich tiefer in mein Blut. Sei Nacht!
Ich bin ein Jahrtausender und Ungeborner – küsse mich sacht –
Der alles besitzt dem alles gebricht.
Komme groß über die Dächer. Steige aus Straßen still!
Schwinge mich mit auf das meilenlose Meer der Sehnsucht über die tiefen
Schluchten des Schlafs. Abgründe von Musik.
Etwas will mich verschlingen. Enttrag mich der mühsamen Welt.
Im Weltall liegen dunkle Tiere und sterngemähnt die traurigen Träume...
Die Nacht wankt übers Gebirg. Ihr Tritt zag.
Meine Träume zerreißt das Licht. Ins Tal tappt Tag.
O Nacht, warum gehst du, Geliebte, ich habe tief im Wunder gewohnt.
O Tag, was kommst du, Grausamer, der mich entthront
Und mich ins Nüchterne ausstößt, mir selbst zum Spott.
Ich möchte mich nicht wissen, noch die Welt, noch Gott.
Taumelselig Du, Liebesgöttin mit der beflügelten Hüfte,
Kommst du und wandelst die Wüsteneien meines Herzens
In rauschende Gärten mit deinen sternzitternden Augen,
Du himmlisch Irrlicht, verlegen in meiner Bahn.
Du Weglagerin am Gangsteig der Demut lachend,
So fremd und gleichviel vertraut.
Den schönsten Schimmelpony sollst du reiten
Page Blondhaupt unterm Goldhelm schwer.
Matros sollst du sein auf traumblauem Meer
Kühn durch die klippsame Sunde gleiten
Und landen. Wider die Türken streiten
Strahlend Jerusalem im siegreichen Heer.
Wenn der Tag anbricht mit blauen Planen
Muß er mich an deine Schönheit mahnen
Muß ich ruhlos durch die Wälder irren
Neidisch auf die kleinen Tauben die girren
Wenn der Abend kommt im grauen Kleide
Muß ich fühlen daß ich Sehnsucht leide ...
Du zählst nur noch des Tages dumpfe Dauer.
Du wohnst in böse Wähne eingezwängt.
Aus welchen Wurzeln schoß die Trauer,
Die üppig ward und dir das Licht verhängt?
Was sind Gedanken? – Ach, sie schwärmen, eine Flucht;
Der kalten Bleibe abhold in ein wärmer Land,
Nur südensüchtig, daß sie dort ein listig Volk
Wie Krammetsvögel in ein Netzgarn fängt und würgt.
Was Träume? – Rehe im wildfremden Wald;
Die streifen abends aus am Bach, den Schlurf zu tun,
Bis sie mit Lefzen lechzend, fast der kühlen Labe
Teilhaft, hinsinken, eines Jägers Bolz im Herzen.
Was Hoffnungen? – Vermags die holde Blume
Denn aufzukommen, wo der Frostvogt grimmen Blicks
Die karge Scholle steinig macht,
Wo im Dörnicht selbst Wildwuchs schoßt? ...
Ich kam um Abend in dich du fröhliche Stadt
Aus dem Irrwald Argwohn an Füßen blutend
Dafür gabst du mir Balsam und hast mich köstlich gebadet
Ich wohne nun lang bei dir und bin als wüßte ichs nicht.
Du bist noch wie anfangs da ich gewandert kam
Stillblühende Blum im übergoldeten Garten
Und als wüßtest dus nicht. Nur wenn du mich manchmal gewahrst
Mußt du mich leiden und das macht dich schön.
Weitbewegtes rundes Ruhn
Wir ins Wesen Eingewöhne
Sind Erlöste sind Erhobne
Durch ein hingegeben Tun.
Gehn auf leichten leisen Schuhn
Lächeln haben helle Hände
Blühn im Sein der Liebes-Sende
Weitbewegtes rundes Ruhn.
Luft überwimpelt dein Schiff
Unter Gischtstrom
Stehst du am Bug Steuermann
Rauschenden Sonnen entgegen
Die Lippen blau vom Blut
Windhaar. Und im Blitzaug
Den Siegerblick über die Sphinx: Das Leben.
Im halben Schlaf und halb erwacht
Ist solches mir geschehn:
Im weichen Wind ein Tönen sacht,
Das hieß mich unversehen
Ins Sternlicht einer Wundernacht
Wie Kinder in die Maienpracht
Von Heimatwäldern gehen –
Herbstlaub fällt Vögel verziehn
Am hagern Gebüsch irrt ein stürmischer Wind
Fahl streift noch Andacht über verstummte Spur
Schwelt Wärme aus der Verwesung
Traumschutt Nachhall, Verschallung
Nebel brauen im Tal ein fahriges Wunschbild – –
Warum bin ich nicht stark mein Gott
Daß ich die Wehmut zwinge.
Aber wenn Du im Abend wohnst
Und deinem Herzen Märchen erzählst,
Sehnst du dich aus der Schwebe, sehnst du dich sehr
Nach der süßen Schwere des Lebens.
Nicht zu entwirren und doch verworrne
Müdigkeit und doch so viel Mut
Blühender Seele. Erhellten Blickes
In Nächten manchmal Gottnah.
Atemzüge der Ewigkeit hörend
Mit leerer Hand im Leben doch.
Erlöst und großen Bluts o dunkel Schweifender
Bebaue dein Leben Rätselaugdunkler
Vor allen Horizonten betender Berg
Du weißt daß ich weit bin über der Welt ein Wanderer.
Daran hast du nicht den Mut verloren
Daß durchs Tor die Gaukler gellend gehn
Und die wahrhaft Reichen halberfroren
Ärmer noch als Bettler draußen stehn ...
Fernstes Fern im Kühlsten kühl
Glanzgeküßter Eilandsfrieden
Wunderbar ists mir beschieden
Wenig Wissen viel Gefühl.
Nun fürcht ich fast
Ich kann nicht mehr singen
Denn zwischen mir und dem Wahrnehmbaren
Ist Fremdheit Unwill und Abwendung
Und wo ich zudringe Zorn.
Auch kann ich mich nicht mehr hören ...
Mir träumte
Ich hätt' mein Gesicht verloren
Und sucht es
Blindtastend
Im hohen Gras
Und ich fand einen Ball
Und sah
Er war schwarz.
Das Fließende lieb ich
Das Quellende
Wandlungsträchtig
Ach warum muß ich
Den Schauer ferner Todeskühle spüren
Heimgesucht von Gottes Gestalt.
Am Schwersten zu behalten
Sind Wolken die ziehn vorbei
Lassen den Wind mit sich walten –
Und so ist die Träumerei:
Alles läßt sie beim Alten
Und treibt in den Lüften frei.
Wechselvoll ist ihr Wesen
Ändert Gestalt und Art
Bleibt aber immer erlesen
Unfaßbar fortreißend Fahrt.
Wer die Welt als Gast erkannt
Weiß wie Wolken ziehen
Will die Seele unverwandt
In ein Traumreich fliehen
Nächstes Nah und fernstes Fern
Zauberzart verbinden
Und dem unsagbarsten Fern
Wolkentraumumwinden.
Ach du wehendes Glück,
Es besteht doch dein Gang vor dem Urlicht.
Deines Lächelns Lockung
Hält mich und
Zieht mich über die Grate
Zwingt mich
Zu deiner Augen Verhängnis.
Du hast den Stern nicht gesehn der über mein Herz herkam
Den ich nun anschaun muß taglang nachtlang alle-Augenblick-lang
Und bitten zu bleiben
Und weiß nicht wo er mich hinführt denn er geht seine Bahn
Und ich folge ...
Sonderbar ging die Sonne unter.
Fünfminutenzwielicht.
Der Wind löste sich. Goldacker.
Weg zwischen Mauern der Rebgärten.
Ein Schwarm Vögel flog noch auf und warf sich in den Wind
Um einen Rest von Flugseligkeit auszuleben. Dann fuhren
Sie – schon halb schlafend – in die Gesträuche ein.
Eingezeugt in eine Wolke Wohllaut segelt
Anbeginns die Seele des Gesangs
Über Meere die kein andrer Hauch als Gottes Atem regelt
Sonnetrunken vom Blau des Übergangs.
Mein Herz kam in die Hoffnung, es sei schwanger
Mit einer Zukunft, glaub ich, golden, traumgehegt,
In Wartewehen, wunderlich bewegt,
Bis jene Stunde eintrat, drin nach langer
Ohnmacht ich mit der Schwermut niederkam.
Hätt ich ein Herz, blank von geschmolzenem Stolz und gehärteter Demut;
Hätt ich ein Herz, frei, nicht ufergebunden, erdgeengt;
Hätt ich ein Herz, fest, nicht wie meins verworren, verworfen, um die Gunst von Stunden verbuhlt;
Hätt ich
ein Herz und nicht tausend zerschmetterte Herzen –
Von denen täglich eins stirbt und ein anderes ahnungslos aufwacht
Und deren ich keins je kenn ...
In den Julianen des klugen Vergessens
Ist da noch Hoffnung für mich, gar ein gelauschiger Trost?
O es nimmt mich immer zurück in mein Trauern
Auch wenn ich mich meide.
Und die Fragen mir fortziehen von einem verhangenen Ziel
Wortlos befangen wie Reiter im Regen
Aber oftmals schenk ich mich hin.
Bienen und Hummeln in frommem Vereine
Besummen traut die geregte Ruh
Eidechse sonnt sich auf moosigem Steine
Feuerbrüstige Vögel [ganz] kleine
Sitzen im Laub und lachen dazu.
Ich fing mir einen Stiebestern
Mit dem Aug' und barg ihn im Innen.
Da erschloß er sich wie ein Mandelkern
Mit dem Mai um die Wette zu minnen.
O die Erd' hier ist gut wie Erde woanders
Für eine Hütte oder ein Grab,
Viel weht wunderbunt und mit Verlangen beladen
Der fernensüchtige Wind über schweifende Hügel
Traulich behütet in der Wiege des Tals
Träumen festliche Dörfer
In der Schlucht taumelt der Bach ...
O du mein kleines bißchen vorlautes kräftiges Blau,
Wie um dich einzulassen hat sich das Wandwerk der Wolken verschoben
Daß mein durstiges Wesen dich trinkt.
Treublind wie das Auge des Ewigen
Und heiter verheißend blickst du mich an
Sturmblau mit dem fliegenden Sieg ...
Du nimmst mich hin du gibst mich mir zurück
Du bist das Bett darin ich Bergstrom wandre
Ich will durch dich zu unserem Meere münden
Ich dank dir süße Erde daß du bist.
Den Hang hinan, den versunkenen Feldsteig geh ich gern
Morgens die eine ewige Stund zwischen Frührauch und Licht
Getönt ist mit duftigen Wolken von Mohn
Und Zichorien und Raden und Labkraut der Rain.
Bald sind auch die Brombeeren blau ...
Auf hellem Berg, karger Halde, im Licht,
Wo in Winden, hungrig nach Weite,
Fluggewölk weiß in die Bläue bricht,
Wo im Geländ verklärte Breite
Vogel, Falter, Blume und Stein
[Pan seine stille] Stunde flicht:
Ja, da möchte ich gerne sein,
Ein Einsiedler oder ein
Hirt, der mit sich selber spricht.
Ob ich nah bin oder fern
Jede Nacht –
Sei sie düster, sei sie Stern-bei-Stern –
Stiehlt mein Herz sich fort und gibt sich still
in deines.
Jede Nacht, jede,
Ach, auch wenn ichs sacht
Zu bleiben berede,
Schmiegt es sich gern
Ganz in dich ein.
Wär die Lieb' ein kleines
Sichbemühn um Glück,
Braucht sie nicht so heimlich sein ...
Und wär's ein leichter Stück
Für dich, zwei Herzen zu tragen,
Wie hätt' ich tags drauf dann ein Herz zurück
Und müßt' fragen,
Obs deines, obs meines?
Davon, daß Du es sagst, wird es noch nicht.
Die Lüge ist positiv die einzige Lebenswaffe,
Die uns geblieben ist.
Du weißt, daß ich es für weise halte, die
Mir gemäßen, d. h. meine eigenen
Dummheiten zu begehen.
Sehnsucht nach Etwas, das nur scheint
Oder kaum oder vielleicht sogar gar nicht
Vorhanden ist.
Das Meer, selbst wo es am tiefsten, ist
Eine Pfütze, die man mit dem Fuß aus-
Treten könnte – und der Himmel eine
Decke, so niedrig, daß man sich bücken
Muß um sich nicht den Kopf anzustoßen –
Ich komme mir vor, als hätte ich vergessen
Den Hut abzunehmen, als man die schöne
Leiche des guten Lebens vorübertrug.
Es soll einst ein Grab nur, ein kleiner Hügel,
ansagen auch Du bist gestorben
Bitter mit den Blumen dahin, mir
Ist eine Dornfalte ins Wesen gewachsen, Schmerz, der mich greift.
Und mir selbst bin ich ein Stachel. Es friert das geduldige Herz.
Winter ist's.
Ach, Asche tragen alle im Haar,
Die auf Vergangenes schauen
Aus Augen blöd und stumpf vom Star,
Drin Gram und Schauer grauen.
Den Sinn vertrübt, verstummt, vergällt
Du wunderlose Wankelwelt.
Wirf in den Wind, was dich bedrückt ...
Ich halte es gut, daß du dich trennst
Und du die Qual des Sonderns kennst.
Und gut, daß dich die Bindung freut,
So daß dich drauf die Fessel reut.
Und blind sein mußt, wo jeder blickt,
Und lachen, wo sich Trösten schickt.
Und still stehn kannst, wo alles rollt,
Und taumeln mußt, wo keiner tollt.