Franz Stelzhamer
Dá Soldatenvödá
Franz Stelzhamer

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Franz Stelzhamer

Dá SoldatnvödáDies ist eine wahre Geschichte aus dem Hause Stelzhamer. Er hieß Philipp (hier: Martin) Stelzhamer und war väterlicherseits ein Großonkel des Dichters. Die Handlung spielt zur Zeit des bayerischen Erbfolgekrieges. Bis 1778 war das Innviertel bayerisch, wurde dann aber österreichisch.

Á ünsárische Hausg’schicht in 3 Kapiteln

I vozöhl bekannte G’schichten,
Brauch i már koan neua z’ dichten.

Ás hat si halt so zuatragn,
Zwö sollt is’ s denn nöt aussagn?


1. Kapitel

                In dá Wirtsstum in Prámát, dort bon Ofentisch, siagst ‘n?
Sitzt á finsterná Mann, ganz álloan, á rödt nix und deut’t nix.
Is schon olt, wolter olt, má kennt ‘s an sein’n gráwláten Schnauzbart,
Awá nöt ghauchát und bogn, du wirst ás glei sehá bon Aufstehn,
Und in Mátschirn haoch und grad mirkst glei den olten Soldaten.
Awer iazt sitzt á ruali bon Tisch, und mir lassen ‘n á sitzen,
Sagn: G’sögnsgott! wann ár ‘s Branntweinglásel in d’Heh höbt und ausnoagt;
‘s is sein Fruahstuck. – D’saurn Suppen, woaßt wohl, wia s’mir einischlampen,
Is á vogwehnt; vierzg Jahr is koan Kunst, wann má koane mehr ghabt hat!
Lassen ‘n sitzen und schaun á weng seitwärts dort auf á Büabel.
Siagst, wias äugelt und guckt und spitzt, wo dár Olte nöt herschaut,
Wann ár ‘n nár ság, kenná dád ár ‘n, den blodámosáten Weißkopf!
Iazt dáblickt ár ‘n und winkt schan: „Fránzl, kumm her da und sufátz!
Magst á Scherzel, na se! was macht dein Muater? und: grüaß már s’!“
„Vödá,Vödá = „Vetter“, ursprünglich der Bruder des Vaters, also der Oheim (Onkel), dann Bezeichnung entfernterer männlicher Verwandter. bodam mi! und: Geltsgott!“ soat ‘s Büabel und bußt eahm aft d’Händt schen,
Wischt si sein Mäul a und d’Augn aus, weil dá Branntwein so stark is,
Und ‘n Buamán voll Freud aft zeigt á sein Scherzel und mántschgerts.
Awer iazt, weil s’ös gsegn habts oll zwen,den Olten und ‘s Büabel,
Woaß i enkern Gödanká: ös denkts, wer denn dö zwen sein wern?
Und ás zimt enk schan schier, ás mechts i sein, ols á kloans Büabel,
Und dár ugspráchi Mann dort – richti dáraten! – mein Vödá-
Stelzhamer Martin, ‘n Ähnl sein Bruadá, Gott trest s’! Olli zwen sánd
Gstoribn und taot und lögn bograbn in Schildingá Freidhof.
Iazt habn s’ olli zwen, wos s’ in Löbn nöt ghabt und nöt göbn ham –
Rua und Fried, eahná Reschen is hi und eahn Hiaßen is agkühlt;
Üns gehts dnetter á so, und den aftanruckáten wiedá;
‘s Löbn is dár uruali Tag, aft wirds Nacht, má wern schláfri und lögn üs –
Awá halt! so stockernstli derf i nöt wern’ denn i will ja
Vo mán Vödern, von Martin, á lustigs Stückel bekannt göbn,
Wia márs sein Schwágrin, d’Áhnl, und aft – dár „Alte in Prámát“,
Dö ‘n jungáhoat kennt ham, ‘n Martin, und gwüßt um sein’n Löbnslauf,
Zeftás vozöhlt ham: denn gfroat, wia’s schan wißts, han i ollweil und ollweil.
„Ja’ dá Soldat“, hat d’ Áhnl vozöhlt, „dá gstolzi, dá haofförti, mächti,
Der üs iazt in sein’n Kreuz und Öltá – dein Muadár ausgnummá –
Nu koans anschaut und schátzt’ hat sein Löbtä so án Rámor ghabt:
Gfeanzt und gschödigt und g’ráft, vielmächti Geist und koan Geldel,
Überall fleißi und mit überall, wo ‘s koan Arácht hat ghoaßen,
Tanzt, dáß ‘s gstaubt hat, und gspielt, dáß ‘s graukt hat, und d’Menschá fürn Narrn ghabt! –
Kriag hats göbn döllmol, ganz natürli, má zuckt ‘n und g’höllt ‘n;
Graoß is á gwön und á sauberná Burscht, von dár Arácht nö zsamgschleppt –
Ham s’eahm á Roß hintern Asch göbn und gstaoßen hintá d’Draganá.
Awá muist, á häd gwuit’ wia s’ ‘n furt hamt, án oanzigs kloans Záherl?
Páppenkás! glacht hat dá Scholk und hat sö rund bámt áfn Roß obn,
Zwann á woaßundwas wár, der Narr, iazt, weil á Draganá
Is mitn blöchárán Helm und mitn schebráten Sábel an dá Seiten.
Üs hat á dert dábarmt, weil án iads ‘s Soldatenlöbn fürácht,
Wann má glei fraoh hánd gwön, dáß s’n hi hamt’ den ugspraukten Zochá. –
Lange Zeit – dá Kriag hat furtdaurt – dö Kaisálign häden
Kurfürstli Boarn gern ghabt – mit wos Recht? – wos woaß i von eahn Handel!
Häufti Soldaten hánd eingfolln von olláhand Fari und Gschütz – hamt
Glagá gschlogn in dá Prámingá Wiesen und plündert und d’Leut plogt –
G’ráft mitn Buamán oll Bud, eahná d’ Menschá voblendt und – mit eahn dáckt –“
„Áhnl, zwö wuist denn?“ ha i gfroat. „I wui nöt!“ hat s’ gsoat und hat furtgrödt:
„Awá von Martin, wann oft dán Ähnl, weils oan dená koan Rua Iáßt,
Nachfrag hat gholten, hat koaná nix gwüßt odá bstanden.
,Stelzhamer, Stelzhamer – kennen má koan’n’ á Stolzhamer deant wohl!’
Hat ámol oaná gmoant’ und dö andern ham eahm sein Röd bstátt.
,Nix is ‘s!’ hat dán Ähnl, dán Vadern sán Vadá, dráf gantwort’t,
,Stelzhamer hoaßt á, zwiar i und zwia dá Vadá hat ghoaßen,
‘s Gstolzsein troats üs nöt, und dá Stolzhamer is nöt mein Bruadá!’
Schau, und iazt denk dá den Schölm! e wárs gwön, wia má hintnah ham inn’ worn’
Hat sö seins ehrlingá Nams gschamt, weil dá Haochfartstoifel
Gfahrn und gstöckt is in eahm –“ „Awer Áhnl“, bi i eahm in d’Röd gfolln’
„Ahnl, mir gföllt, wos dá Vödá hat tan, und mi zám, i dád ‘s Nämli,
Wann i Soldat wár mit Helm und Sábel und haoh áfn Roß sáß.
Stelzhamer! wann oans schreit, klingt just wiar á hülzárás Gláchtá –“
Awá dáß ‘s pascht hat, hat s’már oans gstöckt mit dá awöchern Händt, d’ Ahnl,
Und hat gsoat: „Ünsá Nam is schen, ázwia: ,Adelmannseder’.
Schená wos ,Kritschká’ und ,Kratschká’ und brává wos ,Zibek’ und ,Zobák’,
Weil á guat angschriebn steht in Taufregister und Grundbuach;
Müat ná“, hat s’ gsoat’ „duri dir, du spiápfinnigá Frátz du, á Mal kriagn!“
Mag schon sein! und: we woaß ‘s? ha i má denkt; awá wild bleibt á döstwögn!
Bin aft himfázát hoam, zu dá Hofstöttá Tochter, dá Muadá,
Han eahms gsoat und kloat, und á zwö dáß má d’ Ahnl oans gstöckt hat;
Denkts enk und d’ Muadá, sist glei in dá Heh, wann sán Kindern wos gschegn wár,
D’ Muadá hat gsoat –. Ás is recht gwön! Dár Áhnl wird s’ danká,
Dáß s’ már oans göbn hat áfs Schnáberl’ und bitten wird si s’ nu extra,
Dáß s’ márs ollmol sollt toan, wann is an án ehrlingá Nam wötz,
Is ‘s aft der odá der, dár ünsár oder á fremdá.
‘s Gsicht und ‘n Nam gát Gott; awá Fari und Klang gát dá Mensch dráf –
Fari und Klang gát dá Mensch dráf? – Muadá, gelts Gott, dáß d’ márs gsoat hast!

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