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Dem Wunsche der Familie meines lieben Freundes Karl Stieler entsprechend übergebe ich eine Sammlung von Vorträgen als letzte Gabe des verewigten Dichters der Öffentlichkeit.
Leid und Freude hat mir die Erfüllung dieser Ehrenpflicht gebracht.
Aufs neue wurde dadurch der Schmerz über den Verlust, den wir erlitten haben, wachgerufen; die herzliche Freude aber, die mit der wiederholten Lektüre der Essays verbunden war, wird jeder, der den Reiz der harmonischen Kunstgebilde auf sich wirken läßt, mir nachempfinden. Beschreiben läßt sich die Blume eines leichten und doch feurigen Weines nicht.
Es wird hier eine Auslese aus denjenigen Vorträgen geboten, welche Stieler im Laufe der letzten zwölf Jahre in geselligen Vereinen vieler deutschen Städte gehalten hat. Ohne daß bei der Wahl irgendwie Rücksicht darauf genommen wäre, hat die Sammlung einheitliches Gepräge aufzuweisen: sie enthält samt und sonders Kulturbilder aus Altbaiern, denn auch der letzte Aufsatz, die Analyse des Charakters eines gefeierten Künstlers, der von Geburt zwar nicht dem bairischen Lande, wohl aber dem bairischen Stamme angehört, fügt sich nach meinem Dafürhalten trefflich in diesen Rahmen.
Nun läge die Befürchtung nahe, daß solche spezifisch bairische Stoffe an Neckar und Spree geringeres Interesse zu beanspruchen hätten, als am Fuße der Alpen, allein es gehört zu den rühmlichsten Eigentümlichkeiten des Hochland-Dichters, daß er, gleichwie mit scharfem Verständnis für Schwächen und Vorzüge der Landesgenossen eine wahrhaft rührende Neigung zu dieser Heimat verbunden war, über der Anhänglichkeit an den einzelnen Stamm niemals den Blick aufs Ganze verlor und die Liebe zum großen deutschen Vaterland vergaß.
So sei denn der Gunst des ganzen deutschen Volkes das Büchlein empfohlen! Es wird beweisen, daß auch der Prosaist Karl Stieler zu den liebenswürdigsten Erscheinungen der literarischen Gegenwart zählt.