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Ueber Architektur und einiges Andere.

Nun ist Tante Lina auch da.

Aber ihre Handtasche nicht. Die reist ohne Fahrschein weiter und hat sich bei der Eisenbahnfundstelle noch nicht angemeldet. Einer ist immer unterwegs nach der Koppenstraße, entweder mein Karl oder Jemand aus dem Geschäft oder Dorette oder ich mit Ottilie und Tante Lina in eigener Person.

Tante Lina kann den Verlust nicht überwinden, ihr Gedankengang führt sie immer und immer wieder auf die Tasche. Dies ist ihr Morgen-, Abend- und Tischgebet.

»Waren denn Werthpapiere drin?« fragte ich.

»Nein.«

»Oder Goldsachen?«

»Meine Uhr habe ich zu Hause gelassen und meine Ohrringe auch. Die werden den Leuten in Berlin ja auf offener Straße ausgerissen.«

»Mir neu!«

»Bäcker Lorenz hat es erzählt. Den haben sie in Berlin rein ausgeplündert; in den Blättern stand es auch.«

»Liebe Tante, es ist wohl mit Kindern vorgekommen, aber mit erwachsenen Bäckermeistern noch nicht.«

»Die betäuben sie. wenn mir einer was zu riechen giebt, ich rieche nicht.«

»Sehr vernünftig!«

»Ich hatte mein Eau de Cologne in meiner Tasche.«

»Wir kaufen frisches.«

»Nein, nein, ich bekomme meins zu Neujahr von Apotheker Bahnsen, der setzt es selbst an. Es ist viel besser als das echte, viel kräftiger. Er hat sich jetzt wieder verheirathet, die erste Frau starb, mit Erlaubniß zu sagen, im Wochenbett. Nun saß der Mann da mit den drei Kindern. Sie sagten, er würde wohl die Schwester nehmen, aber die war ja so gut wie versprochen mit dem Steuereinnehmer Möller, das ging doch nicht und da nahm er dann die Aelteste von Kaufmann Milberg am Markt. Ob sie in das Gewese hineinpaßt, darüber sind die Ansichten verschieden, ich will aber nichts gesagt haben, nicht das Leiseste, sie kann sich ja noch gewaltig ändern. Und das wollen wir hoffen. Und wer weiß, ob es ein Glück für Möller ist. Und Bäcker Lorenz ...«

.

»Liebe Tante, ich habe ein Fläschchen, unangebrochen, darf ich es Ihnen anbieten?«

»Ach nein, das kann ich ja gar nicht verlangen, und das ist ja auch nicht nöthig, wenn ich meine Tasche wieder habe.«

»Vielleicht hat sie Jemand mitgenommen, der sie gebrauchen kann.«

»Oh, oh! das kann doch nicht angehn? Meine Tasche? Er wird doch nicht, mit Erlaubniß zu sagen, meine Zahnbürste gebrauchen?«

»Wir kaufen eine neue.«

»Nein, nein. Meine ist von Viedt in der Kuhstraße, ich bin nun mal an Viedt seine gewöhnt, schon beim alten Viedt. Der junge Viedt arbeitet ebenso solide wie der alte Viedt. Der alte Viedt war gediegen, aber der junge Viedt ist es auch. Das muß man ihm nachsagen. Ueberhaupt die Viedt's: ich sage immer, solche Bürsten wie Viedt's ihre findet man nirgends in der Welt; sie halten Jahre. was sage ich, Jahre? Jahrende.«

»Wenn die Tasche aber weg ist?«

»Sie findet sich wohl wieder an. Wir müssen blos das Nachfragen nicht vergessen. Ist jemand hin?« –

Meinem Karl machte weder die Taschenjagd Vergnügen, noch hatte er Sinn für Tante Linas chronisches Gedächtniß. Sie wußte von allen Verwandten und Bekannten, wen sie geheirathet, wann sie geheirathet, wann und was für Kinder geboren, wann und wen die geheirathet und wer gestorben und wann und wo, und ob etwas hinterlassen wurde oder Schulden, und von den Cousinen kannte sie wieder die Cousinen und wen die geheirathet und wann und mit wie viel.

»Karl,« sagte ich, als er brummte, »jedenfalls ist die Behälterigkeit der alten Dame anzuerkennen.«

»Wie so? Sie thut ja nichts, als sich mit Familienmuff vermüffeln.«

»Lohengrin und sein Schwan kommen nicht in ihre Gegend, also was bleibt ihr? Und außerdem hat sie Moneten. Und in ihren Briefen schrieb sie, sie wollte Berlin gerne sehen, ehe sie ihr Testament machte. Das ist ein Wink, Karl, wenn man sie richtig nimmt, vermacht sie ihr Vermögen den Enkeln, die doch studiren müssen.«

»Ich schleiche nich erb,« lehnte er kurz ab. »Die Tante mag sich bei uns wohl fühlen, das wünsche ich, aber ihr Schwägerschaftsgeklöne auszuhalten, habe ich nicht kontraktlich. Und ödet sie mich noch einmal mit Lieferanten aus der Kuh- und Kälberstraße, werde ich auch öde.«

»Wenn Viedt aber doch die besten Bürsten macht?«

»Kommst Du mir auch schon mit dem? Ich verbitte mir Viedt ein für alle Mal.«

»Wer fängt von Viedt an? Du fängst von Viedt an. Und was geht mich Viedt an? warum fährst Du nicht mit Tante Lina nach Treptow, ihr Welteindrücke beizubringen?«

»Nein, mein Kind. In einem Coupee mit Tante Lina und Viedt und Kompagnie und nicht herauskönnen ... ich würde rasend.«

»Du rasest nie, mein Karl. Du bullerst selten genug auf. Ein Mann muß geeignet dazwischen fahren, die Umgebung auf den Trab zu bringen. Dorette wird obstinat, mein Karl, wegen Tante Linas Eigenheiten.«

»Ich meinte, sie wäre anspruchslos.«

»Aeußerlich. Sie sträubt sich allerdings mit vielem Gerede gegen Umständemachen, aber wenn nicht jegliches auf den Tippel nach ihrem Kopf geht, nimmt sie's übel.«

»Laß sie knurren.«

»Sie bleibt immer gleichmäßig zurückhaltend und duldsam und zwirnt Dir blos eine bezügliche Geschichte aus der Gevatterschaft vor, ganz lang und ganz langsam mit Spitzen darin, ein Schleppkleid zu garniren. Du hast Deine Pillen weg und weißt nicht wie. und die alte Dame verzichtet lächelnd auf Dank.«

»Das erträgst Du kaltblütig?«

»Ich leide für die Enkel, besonders für Fritz, der schon jetzt Anzeichen von Rechtsbewußtsein äußert, indem er sich nichts nehmen läßt. Und wer kann heutzutage Assessor studiren, ohne eine Erbtante in der Hinterhand?«

»Warum kein Geschäft ergreifen? Du siehst doch auf der Ausstellung, daß außer den Studirten auch noch Leute leben. Und wie hoch steht der Mann da, der aus eigener Kraft der Stadt und dem Staate zur Ehre gereicht!«

»Der Jurist steht höher. In Moabit trifft sich zuletzt Alles. Die Seelenseligkeit kriegst Du nur durch den Geistlichen und Dein Recht nur durch den Juristen. Der Geistliche kriegt keinen Juristen in den Himmel, aber der Jurist bringt den Geistlichen in's Loch, je wie die Verhältnisse liegen. Nein, Fritz studirt Rechtsgelehrtheit, dann ist er allen Ständen über. Der Junge ist ja so süß.«

»Er macht den Eltern mehr Verdruß als Franz.«

»Weil sie den Knaben nicht verstehen, wer sich Zwillinge leistet, darf keinen von Beiden, vorziehen. Gleiche Wäsche und gleiche Liebe. Also was haut Er Fritz?«

»Weil der Bengel sagte, ein Hund hätte ihm die Hosen zerrissen, worauf der Vater nach Bißwunden sucht und findet, daß Fritzchen gesohlt hat. Warum log er?«

»Um von Jemand Strafe abzuwenden.«

»Von wem denn?«

»Nun von sich selbst. Ihm war das Malheurchen beim Treppengeländerrutschen passirt, was sie ja eigentlich nicht sollen. Aber anstatt sich über das Talent des Kindes zum Advocaten zu freuen, drauf losgedroschen, wie auf kalt Eisen. Und ich sage Dir, ehe Tante Lina Berlin verläßt, hat sie Fritzchen in ihr Herz und ihr Vermächtniß geschlossen.«

»Deine großmütterliche Verblendung geht zu weit, warte doch ab, was die Zeit bringt.«

»Die Zeit läßt sich zu viel Zeit. Die Karre geht nur, wenn sie geschoben wird. Nächstens machen wir eine große Kinderpartie nach der Ausstellung, Tante Lina als Mittelpunkt, damit sie Gelegenheit hat, Fritzchen lieb zu gewinnen. Uebrigens frage doch wieder nach der Tasche, wie wäre es, wenn der Knabe sie der Tante überreichte?«

»Mit einem Prolog? Wilhelmine, ich kenne Dich kaum noch, was hast Du?«

»Karl, viele Freuden des Daseins machen erst dann Freude, wenn sie glücklich überstanden sind. Die Ausstellung dauert noch bis zum Oktober.« – »Adje,« sagt er.

Ein Glück, daß er in der Fabrik schläft. Tante Lina steht schon um vier auf und Dorette muß heraus und ich muß heraus. Ottilie liegt wegen ihrer Nerven durch bis sieben. Natürlich zweimal Kaffee trichtern. Tante Lina ißt bei sich zu Hause um zwölf Mittag, wir essen um dreien. Sie geht früh spazieren, traut sich aber nicht allein auf die Straße. Ich muß mit nach dem Friedrichshain. Mein Mann trinkt den Kaffee mit Ottilie. Er findet ihre Augen hübsch. Und dabei soll man Ausstellungsberichte schreiben.

Aber wozu ist Kriehberg?

Ihn allein mit Ottilien durch die Gefilde Treptows streifen zu lassen, das geht nicht, bewacht jedoch Tante Lina sie als Schutzgeist, kann ich ruhig sein. Sie hat so runde betriebsame Augen, und hört auch gut für ihre Jahre, die an den Fältchen im Gesichte kenntlich sind, namentlich auf der Stirn. Auch marschiren kann sie rüstig. Das regelmäßige Leben in der Abgeschiedenheit macht alt und dauerhaft. –

Herr Kriehberg hat mir Beschreibungen von den Baulichkeiten der Ausstellung gesandt, sogar mit Entwürfen, sauber ausgeführt auf Glanzleinewand, metergroß, wofür ich ihm die Auslagen erstatte, obgleich sie so nicht zu verwenden sind, es sei denn als Hochzeitsgeschenk für einen Baubeflissenen

Anfangs tadelte Kriehberg sehr, jetzt ist er zu der Einsicht gelangt, daß die Bedingungen der freien Entfaltung Hemmschuh anlegten und selbst er unter solchen Umständen die schwierige Aufgabe nicht glücklicher gelöst haben würde, wo war auch wohl je auf einer Ausstellung ein Gebäude, durch das mitten hindurch eine garnicht mal nothwendige elektrische Eisenbahn fährt, wie durch den Riesenbau für Unterricht und Erziehungswesen, Gesundheitspflege und Wohlfahrtseinrichtungen und es so zerschneidet, daß man vom Vorderen zum Rückwärtsigen über eine Treppe hinauf und hinab steigen muß? Hier wird gezeigt, wie elektrische Bahnen angelegt werden können: immer durch die Häuser, wo welche im Wege stehen und nicht erst Tunnels unter der Straße buddeln oder Hochbahnen an den Etagen vorüber, daß jeder sich scheniren muß, halb angezogen ein Vorderzimmer zu betreten, wenn der Draht versagt und die Fahrgäste plötzlich vor den Fenstern halten und das Privatleben bekritteln.

Leicht faßlich war Kriehbergs Arbeit nicht, zumal er mit verschiedenen Standpunkten kommt und massiv im Ausdruck wird. Was ihm unschön erscheint, das fällt Tausenden nicht auf und warum Kunstblinde sehend machen, da sie sich in ihrem Zustande wohlig fühlen? wird nicht an allen Ecken und Kanten hinreichend zur Unzufriedenheit aufgestachelt? Dies ist nicht mehr gut genug und das taugt nicht mehr, dieses ist veraltet, jenes unzeitgemäß, darum weg damit, als der Menschheit unwürdig. Nun kommen die Gewaltsbeglücker mit ihren Plänen, die passen wie ein paar sechsfach patentirter Schuhe aus ausgesuchtestem Leder, blos mit dem einen Fehler, daß sie nicht nach Maaß gearbeitet sind, wer darin vorwärts will, den kneifen sie und statt der versprochenen goldenen Berge hat er eine Hühneraugenzucht. –

Die Spreu vom Weizen zu sondern braucht' ich Ruhe und Sammlung.

Tante Lina und Ottilie mußten für einige Stunden unschädlich gemacht werden.

Sie gingen auf meinen Vorschlag ein, die Residenz in Augenschein zu nehmen, die Denkmäler, die Palais, die neuen Stadttheile und was sonst für Fremde in den Führern ausgezeichnet ist, vom Abgeordnetenhaus an bis zum Zellengefängniß. Ich verfrachtete sie in einen distinguirten Taxameter und erklärte ihnen den Sprechanismus. Es gefiel Tante Lina ungemein, daß man keinen Nickel mehr zahlen braucht, als der Apparat beziffert. »Als ich in die Nähschule ging,« sagte sie, »bei Madame Werner, die konnte so fein spinnen wie Seide, da hatten wir einen Haspel, woran man sehen konnte, wann fünfzig Touren herum waren beim Garnwinden, wenn man nicht aufpaßte, gab es doppelte Strähnen und dann schalt sie. Dies ist wohl auf die nämliche Art von dem nämlichen Drechsler?«

Der Kutscher versprach mir, die Damen auf das Sehenswerthe aufmerksam zu machen und fuhr mit ihnen ab, zunächst nach der Koppenstraße wegen der Tasche.

Ich athmete auf. Endlich Ungestörtheit, den Bericht über Ausstellungsarchitektur zu erledigen, wenn ich auch einsah, daß ich wenig von Kriehberg benutzen konnte, höchstens wo er sich in Renaissance oder frühe und späte Gothik versenkt und von Risaliten spricht und Fialenwerk, Profilirung, Friesen, Motiven, Originalität, Rabitzwänden, Stabilität, Blenden, Dachreitern, Krabben u. s. w. Was er in gewöhnlichem Deutsch schreibt, darüber läßt sich streiten und ich will mich hüten, hinterher für seine Ansichten verantwortlich gemacht zu werden. Etwas muß ich von seiner Arbeit verwenden, denn es geht ihm nicht besonders, da er nach Vollendung der Ausstellung mit einem Viertelsposten vorlieb nehmen muß. So baronisirt er wenigstens nicht gänzlich.

Ich war Willens, den Bericht mit sachlichem Ernst zu beginnen, aber du lieber Gott, sonne Architektur! Man hat wohl Tinte in der Feder, schöne schwarze Tinte und stippt nochmal ein und nochmal, aber Bauliches fließt nicht heraus. Man sinnt und stippt wieder ein. Allein schon die Ueberschrift. Eine gute Ueberschrift ist der halbe Aufsatz. Soll man sagen: »Ueber Gebäude« oder »Architektonische Wanderungen« oder »Sommerwohnungen des Gewerbes« oder »Vom Palast zum Wigwam« um die Wilden mit hineinzunehmen und gleich das Mächtige des Hauptrestaurants anzudeuten? Nicht schlecht schien mir: »Die Wunder des Gipses.«

Nach langer Ueberlegung entschied ich mich für »Das Häusliche auf der Ausstellung«, weil mit Haus alles bezeichnet werden kann, sowohl die Moschee wie der Katalog-Kiosk und wollte grade losorgeln, als Tante Lina und Ottilie zurückkehrten.

»Schon?« fragte ich.

»Ueber eine Stunde ist genug,« antwortete Tante Lina. »Blos Geld verfahren, dazu hat man es nicht.«

»Und wie gefällt Ihnen das neue Berlin?«

»Berlin?« fragte sie nach. »Man sieht ja nichts von Berlin. Nein, ich kann nicht sagen, daß ich was von Berlin gesehen hätte.«

»Hat der Kutscher sie denn um die Stadt herum gefahren?«

»Das glaube ich nicht.«

»Und Du, Ottilie, Du freutest Dich doch so ungemein auf die Fahrt, war sie denn nicht entzückend?«

»O ja,« antwortete sie, als wäre das Ja eine Gummistrippe.

»Hat der Kutscher nicht beim alten Fritzen gehalten und bei Wrangeln und den übrigen Plastizitäten?«

»Die Uhr ging ja auch weiter, wenn er hielt,« sagte Tante Lina spitz. »Es ist Alles Betrug. Für's Halten kann man doch nicht bezahlen?«

»Welche Uhr?«

»Das runde Dings am Kutscherbock, wir haben genau Acht gegeben, nicht wahr, Ottilie?«

»In einem fort.«

»Bis es mir zu theuer wurde, da mußte er umwenden.«

»Also blos auf die Uhr haben Sie gesehen?« fragte ich erregt. »Blos auf den Fahrpreisanzeiger und nicht rechts und nicht links? Da haben Sie ja völlig nutzlos im Wagen gesessen!« Für mich fügte ich hinzu: »Was sagt Berlin zu solchen Runden?«

»Immer wurden es zehn Pfennige mehr,« warf Tante Lina mir vor. »Wie sich das ansummt.«

»Man wendet kein Auge von dem Zeiger,« suchte Ottilie sich zu entschuldigen, die meine Entrüstung merkte, »ob man will oder nicht, wie magnetisirt.«

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»Gewiß,« sagte ich, »dazu sind die Zähldroschken extra erfunden. Das nächste Mal nehmt Ihr keinen Weißlackirten, sondern einen einfach Schwarzen.«

»Und dann fahren Sie mit,« sagte Tante Lina, »und zeigen uns Alles, damit ich zu Hause erzählen kann, wie Berlin eigentlich aussieht. Die Zwei Mark vierzig heute sind rein weggeschmissen. Gut, daß Oberlehrer Kranz das nicht erfährt, der behauptet immer, Frauen können nicht rechnen. Seine Frau versteht es allerdings nicht, sie giebt viel zu Unnöthiges aus; ihr Vater machte bankerott; das Geld lag in der Ofenröhre, und wer was brauchte, nahm welches, das konnte nicht bestehen. Und mehr als knappe Aussteuer brachte sie nicht mit. Kranz giebt ihr nie über drei Mark, aber die Leute sagen, sie läßt anschreiben. Er hätte sich besser mit Viedt's Tochter gestanden, Viedt's stehen sich breit ...«

»Bitte, entschuldigen Sie mich; ich muß in die Küche.« – Halb verzweifelt flüchtete ich ins Kontor.

»Was ist? was giebt's?« fragte mein Karl bestürzt, als ich, dem Weinen nahe, auf das Kanapee sank.

»Viedt,« stöhnte ich.

»Armes Weib.«

»Karl, eine Postkarte! Ich schreibe der Redaction: auf Architektur müßte sie Umstände halber verzichten. Aber spotte nicht. Ich bin so mürbe, so mürbe.«

»Minchen, weißt Du 'was? Wir Beide ganz allein machen hinaus nach Treptow. Ich habe im Weinhäus'l einen vorzüglichen Tropfen ausbaldowert. Wir ganz allein, Minchen.«

»Ja, mein Karl. Sicherer wäre am Ende nach dem Grunewald. Aber wie Du willst.«

Es giebt doch keinen heilenderen Balsam als ein liebendes Wort. Das empfand ich so recht einmal wieder.

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