August Stramm
Geschehen
August Stramm

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II

Hinterhaus. Türe mit Steinstufen

Dirne führt die Hand der Beterin Du

Beterin setzt verschluchzt auf die Stufe

Dirne daneben ich

Beterin erschrickt

Dirne roh heulen

Beterin beten faltet die Hände

Dirne steht auf und reckt, roh Jeld!

Beterin zuckt zusammen

Dirne höhnt Du

Beterin verhält das Gesicht

Sie tritt heraus

Dirne stutzt im Recken, trumpft nu jrade! ich geht frech an Ihr vorbei ins Haus

Sie stutzt, schaut nach, beugt über die Beterin

Beterin hebt den Kopf und schrickt

Sie nach einer Weile Du?

Beterin starrt, stockt Du?

Sie forscht ruhig ja

Beterin stockend ich kenne Dich nicht

Sie ruhig Du?

Beterin greift jäh erkennend ihre Hand Du Du Du jäht hoch

Sie schrickt, lächelt, streichelt der Beterin Haar

Beterin tritt wehrig zurück ich will zu ihm

Sie blickt ruhig forschig

Beterin unsicher ich kenne ihn

Sie blickt ruhig forschig

Beterin bricht zusammen ich trag sein Kind

Sie verklärt die Augen in Weiten, langsam Kind

Beterin klammert ihre Hände Du mußt mir helfen! Du!

Sie löst die Hände stumm

Beterin auf den Knien vor Ihr mit erhobenen Händen, fleht Du! Du!

Dirne keift drinnen

Beterin horcht verzittert

Sie wendet zur Tür

Tür reißt auf

Dirne in der Tür mit zerzaustem Haar und zerbrochenem Schirm ich stürzt auf sie Du!

Sie hebt die Hand zur Abwehr

Er in der Tür Du!

Sie stürzt zu ihm hin ich!

Dirne lacht und schwingt den Schirmfetzen Er kennt mich nicht! der kennt mich nicht! teuflisch, höhnisch ich! Euch! Euch! grelles Lachen Euch

Weib taumelt heran und klammert die Stufe mein Mann weiß alles! mich rutscht und klammert seine Knie Du!

Dirne lacht höhnisch ich

Er hält ihren Arm, ratlos Du?!

Sie beugt den Kopf Du!

Männer tragen Leiche

Weiber tragen schreies Kind

Träger hier im Haus

Träger roh ersäuft

Weib bedauert Mächen

Ein Weib lullt das Kind dät Balg lebt, is nich mit ersoffen!

Träger roh Platz! stoßen an Ihm vorbei ins Haus

Weiber drängen nach nu hat es keenen Vater nich schüttern das Kind Du!

Er führt die Hand über die Augen, traumhaft was?

Dirne lacht grell höhnisch Du! Dich! Dich! Du!

Er wild unbändig Ihr?! Ihr?! Ihr?! Ihr?!

Dirne schreit frech trotz wir!

Er schreit auf ich! prügelt, reißt und stößt Beterin, Dirne und Weib davon

Sie kauert auf der Stufe und verhält das Gesicht

Er kommt atemlos zurück Du

Sie schaut auf, matt Du...

Er legt die Hand auf ihre Schulter, schmeichelt Du

Sie schauert ich habe Furcht

Er erschrickt Du hast Furcht

Sie nickt

Er reckt, lacht sieghaft das sagst Du immer

Sie hebt jäh hoch das sagte ich nie, noch nie

Er lacht übermütig und zieht sie an sich Du immer

Sie angstvoll bestimmt ich nie

Er umarmt sie

Sie klagt das sagten andere

Er bestürzt, lacht hell auf, reißt an sich, küßt wild

Sie unter seinen Küssen stammelt entsetzt Du hast kein Gedächtnis

Er küßt, lacht, jubelt ich habe Dich! ich habe Dich! ich fühle Dich! ich küsse Dich! ich atme Dich! Dich! Dich! Dich! hebt hoch und trägt fort Du! Dich!!!


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