Ludwig Tieck
Die Glocke von Aragon
Ludwig Tieck

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Ludwig Tieck.

Die Glocke von Aragon.

1839.

 


 

Berlin
Druck und Verlag von Georg Reimer.
1853.

 


 

Der Rath Eßling war schon seit länger als einem Jahre mit seiner Cäcilie verheirathet. Die beiden Menschen waren glücklich, und um so mehr, da die wackern Freunde, der Professor und der geheime Rath, mit ihnen an demselben Orte geblieben waren und sich dem jungen heitern Ehepaar immer näher anschlossen.

Die Freunde, welche die Erzählung vom »Wassermenschen« – gelesen haben, werden sich vielleicht noch erinnern, daß die Mutter Cäciliens sich von dem liebenden jungen Rath Eßling ausbedungen hatte, daß er sie mit Erzählungen, Abentheuern und Novellen unterhalten solle, die ihr hoffentlich mehr, als die gedruckten Bücher dieser Gattung zusagen würden.

Der junge Mann hatte im vertrauten Kreise seitdem vielerlei vorgetragen, da ihm die Erfindung leicht wurde, er auch, wenn er in Verlegenheit gerieth, in seinen improvisirten Romanen abbrechen konnte, wo und wenn es ihm bequem war. Oft trug er Erinnerungen und komische Vorfälle aus seinem eignen Leben oder dem seiner Jugendfreunde vor. Zuweilen erstattete er einen kurzen Bericht aus dicken Büchern, die den Verfassern zu weitläufig gerathen waren, und zur Abwechslung las er auch vor, was ihm anziehend genug dünkte.

344 So abweichend die Ansichten der Mutter auch von denen des Erzählers seyn mochten, so konnte sie sich doch nicht verhehlen, daß sie wirklich sich unterhalten fühlte, und daß die langen Winterabende durch die Darstellungsgabe ihres Schwiegersohns anmuthig hinschwanden, der nur selten Gesellschaften besuchte, sondern lieber regelmäßig, so wie er nur seine Arbeiten vollendet hatte, dem kleinen Kreise der Familie und der vertrauten Freunde als Mährchendichter präsidirte. Er begriff jetzt mehr als ehemals, wie dergleichen Leute in Versammlungen und Kaffeehäusern des Orients so fließend und ohne Anstrengung, selbst ohne Unterbrechung stundenlang erzählen können, denn mit jedem Monate ward ihm diese Aufgabe leichter. Auch ergötzte er sich daran, daß er zuweilen schon vorgetragene Mährchen als neue einschwärzte, indem er einige Umstände und Situationen veränderte und neue Personen einschob. So hatte er aus dem »Novellenkranz von 1834« in einigen Abenden den Tod des portugiesischen Dichters Camoens vorgetragen, welcher die Frauen sentimental gestimmt hatte. Als man Verschiedenes hin und her gesprochen, nahm die Schwiegermutter das Wort und verwunderte sich darüber, daß der Verfasser jener Novelle nicht etwas mehr von jener Glocke von Vilella in Aragonien gesagt hatte. Es ist immer hübsch, bemerkte sie, wenn solche wunderliche Dinge noch vorfallen oder wenigstens geglaubt werden, das putzt, so zu sagen, das alltägliche Leben wie mit grellen Farben auf, die nicht bloß von Kindern an Puppen und Spielzeug geliebt werden. Mir däucht, in unsern alten deutschen Büchern wird weit mehr wie in neuern darauf Rücksicht genommen, und doch wollen wir uns immer poetisch und romantisch nennen.

345 Während dieser Rede war der Professor in die Gesellschaft getreten. Er nahm jetzt das Wort, als der Rath eben erwiedern wollte. Wenn diese Glocke, sagte er, immer das Unglück der Spanier hat vorher sagen wollen, so ist es wohl sehr natürlich, daß man in unsern Zeiten gar nicht mehr von ihr sprechen hört, denn sie muß sich längst todt geschrieen haben und von lauter unnützer Wahrsagung geborsten seyn. Sonderbar ist es immer, daß vielleicht keine andere Abgeschmacktheit durch unverdächtige Zeugen scheinbar so sehr bekräftigt ist.

Ei! Liebster! rief der Geheimerath lachend aus; wo gerathen Sie hin? Haben Sie den Pater Gaßner und dessen Teufelsbeschwörungen und Wunderkuren vergessen? Die Zeichen, welche Cagliostro sehen ließ? Und nun gar alle die Spukgeschichten, Teufelsbesitzungen, Unbegreiflichkeiten, die vor unsern Augen vorgehen?

Sie haben gewissermaßen Recht, antwortete der ruhige Professor, und ich bin nicht im Unrecht, denn ich habe mich nur etwas unbestimmt ausgedrückt. So ein lebloser Wahrsager, wie es eine Glocke aus Metall doch ist, und der eine Rolle im Volksglauben spielen und selbst Vornehme und Gebildete, wie sie heißen, für sich gewinnen kann, Zeugnisse, beschworne, von Notarien bestätigte, für ein Wunder, das sich am hellen Tage, in Gegenwart vieler Menschen ereignet, eine Absurdität dieser Art, wollte ich sagen, ist meines Wissens noch niemals so stark beglaubigt worden. Denn daß der aberwitzigste Schwärmer durch seine Persönlichkeit und Unverschämtheit Hunderte und Tausende begeistert und mit sich fortreißt, ist auf vielen Blättern der Geschichte zu lesen: wunderthätige Marienbilder, an die geglaubt wurde, fanden sich auch oft, doch half hier die Kirche und die Gesammtheit der Klerisei, so wie die Feierlichkeit des Tempels dem voreilenden Glauben.

346 Nun, sagte die ungeduldige Mutter, so erzählen Sie uns von dieser Wunderglocke etwas Bestimmteres, da Sie die Umstände derselben zu wissen scheinen.

Nicht zu weit von Saragossa, sagte der Professor, liegt oder lag ein Flecken mit einer mäßigen Gemeine Vilella. Hier stand auf der Höhe ein Glockenthurm mit zwei Glocken, welche frei zwischen drei Pfeilern hingen. Dieses freistehende Glockenhaus mag nicht gar hoch gewesen seyn, wie man aus den nicht ganz deutlichen Beschreibungen vermuthen möchte; es hing, wie in den südlichen Ländern fast immer, mit der Pfarrkirche nicht zusammen, sondern war wohl in einiger Entfernung von dieser errichtet. Von diesen beiden Glocken nun war die kleinere eine gewöhnliche, ganz prosaische, die größere aber eine Wunderglocke, die, ohne geschlagen oder bewegt zu werden, von selbst, ohne alle äußere Veranlassung zu Zeiten auf wunderbare Weise heftig läutete und stürmte, mit grellen Tönen Unglück des Landes ausschrie und verkündete, indem die Glocke selbst, so wie es scheint, still stand und nur der Klöppel bald nach den vier Himmelsgegenden hier oder dort anschlug, oder sich heftig umschwingend, den ganzen Umfang der Glocke, mit einem grausamen, erschreckenden Getöse, anklirrend, kratzend oder reibend, gewaltsam berührte, und so zuweilen, ohne sich Ruhe zu gönnen, stundenlang einen Lärmen verführte, daß die Einwohner benachbarter Dörfer das Getöse mit Schrecken vernahmen.

Diese Wunderglocke soll sehr alt seyn: manche behaupteten, der erste Erfinder der Glocken habe sie schon gießen lassen. Ihre wahrsagende Kraft soll sich, wie andere vorgeben, schon in den ältesten Zeiten bewährt haben; sie wollten ein uraltes Gemälde gesehen haben, auf welchem mehrere Andächtige auf ihren Knieen diese Glocke, die in Bewegung ist, verehren. Doch kann, wenn ein solches Bild ja existirte, 347 es vielleicht später gemalt worden seyn, als in der Umgegend und nachher im Lande von dieser Glocke mehr die Rede war. Denn im Jahr 1435 giebt es zuerst ein Zeugniß, daß man diese Glocke habe freiwillig läuten hören, und da immer in einem großen Lande oder den angrenzenden Provinzen sich irgend ein Unglück zuträgt, so ist es auch niemals schwer, eine Beziehung zu entdecken. Im Jahre 1667 war es das letzte Mal, daß sich die unheilverkündende Glocke vernehmen ließ, und der Aberglaube hatte also nach kurzen Pausen über zweihundert Jahre viele Menschen geängstigt und in Bewegung gesetzt. Lächerlich sind die Ursachen, die manche Wundergläubige ersannen, um sich die Erscheinung zu erklären. So meinten einige, in die Glocke sei einer der Silberlinge verschmolzen, für welche Judas Ischarioth den Heiland verrathen; andere glaubten, die Sprüche und Heiligenbilder auf dem Metall gegraben, wären die Ursache. Für ein Blendwerk böser Geister, was sonst immer das wohlfeilste Auskunftsmittel ist, wollte es keiner bei einer geweihten und getauften Glocke ausgeben. Daß Erderschütterungen, Sturm oder Wind die Glocke von Zeit zu Zeit in Bewegung setze, ward von vielen und glaubwürdigen Zeugen abgewiesen, weil man, wenn sie freiwillig tönte, alles versucht hatte und beobachtet, um die Möglichkeit von dergleichen Einflüssen zu ermitteln. Und warum schlug die dicht daneben hängende, viel kleinere Glocke niemals an, außer wenn sie von den Läutenden in Bewegung gesetzt wurde?

Im November 1564 machte die Unbändige einen so großen Lärmen, und in so auffallend neuer Art, daß, wie Autoren versichern, sich den Hörenden die Haare vor Entsetzen aufsträubten. Doch geschah nichts im Lande sonderlich Trauriges, außer daß Soliman gegen Malta zog, dessen Vertheidigung aber, da der Sultan wieder 348 abziehen mußte, den Namen des Großmeisters unsterblich machte.

Im Jahre 1568 wiederholte sich das Wunder zur Erbauung und zum Schrecken vieler Gläubigen. Jetzt ward aber die unerklärliche Erscheinung von Notarien, Priestern und Edelleuten schriftlich bestätigt und mit Unterschriften vieler angesehener Namen bezeugt. Was man so gemeinhin Betrug nennt, konnte nicht wohl stattfinden, denn alles geschah am hellen Tage. Nur waren die Gemüther vorbereitet und übermäßig aufgeregt, so daß sie wohl nicht kalt und unparteiisch genug waren, um ruhige Beobachtungen anzustellen. Denn der eine fromme und verehrte Priester war so innig bewegt, daß er in die Kniee stürzte und in der Anbetung des Wunders ohnmächtig wurde. Man mußte ihn forttragen und er litt mehrere Wochen an einem Fieber, welches ihm Schreck und Angst zugezogen hatten. In diesem Jahre erhoben sich die gedrückten und chikanirten Morisken in Granada und dem Gebirge der Alpuxaren, gegen welche Philipp der Zweite eine Armee und seinen Ruhm in einem traurigen Kriege auf das Spiel setzen mußte. Hurtado de Mendoza hat diesen Feldzug musterhaft beschrieben. Man thut einen tiefen Blick in die Zerrüttung Spaniens, die sich schon damals dem schärfern Auge offenbarte. Seit diesem Kriege und Aufstande der Morisken wurden diese von übertriebenen Patrioten und der Mehrzahl der Geistlichkeit mit andern Augen betrachtet. Man hatte gesehen, was möglich sei, wenn sie sich vereinigten und mit fremden Mächten verbänden. Viele Exaltirte waren der Meinung, diese fleißigen Unterthanen, diese reichen und nützlichen Morisken könnten niemals gute und wahre Christen seyn, sie würden durch Verschwörung die Kirche und das Königthum in Spanien stürzen, und es gäbe nur ein Mittel, alles zu retten, sie 349 nehmlich völlig auszutilgen und aus dem Lande zu vertreiben. Es scheint, daß der behutsame Philipp der Zweite diesen Meinungen und Einflüsterungen kein Gehör leihen wollte. Die Schwachheit seines jugendlichen, unerfahrenen Nachfolgers wurde aber von den bigotten Enthusiasten benutzt, um den König Philipp den Dritten für jene ungeheure Maßregel der Vertreibung aller Morisken zu stimmen. Nun ließ sich auch schon 1601 die verhängnißvolle Glocke von Vilella vernehmen, lauter, ungestümer und häufiger als jemals. Und diesmal wußte man auch schon bestimmter als vor Zeiten, was ihr Lärmen bedeute; sie warnte nehmlich vor diesen gefährlichen Mohren. Sogar nach Rom, Paris und andern Orten wurde diesmal von diesem Wunder und Vorzeichen, wie von einem offenkundigen, berichtet. Man erzählt sich, daß in einem Vilella nahe liegenden, von Mohren bewohnten Dorfe, diese, als sie das ungestüme prophetische Läuten und Anschlagen vernommen, ausgerufen hätten: Wird denn nicht endlich einmal das Plaudermaul still schweigen? Dem Könige ward von einem Richter eine Schrift übergeben, die alle Erscheinungen meldete und zugleich die Nutzanwendung hinzufügte. Doch verflossen noch einige Jahre, und erst 1609 erließ der König den grausamen Befehl zur Vertreibung seiner nützlichen Unterthanen, der vom Adel und den Behörden mit barbarischer Härte ausgeführt wurde. Das Land verarmte, aber der Fanatismus war so verbreitet, daß selbst der edle verständige Cervantes in seinen reifsten Jahren die abscheuliche Maßregel mehr als einmal in seinen Schriften lobt. – –

Und Sie wissen, fragte die Mutter, die Sache oder das Wunder, vielleicht den Betrug, auf keine Weise zu erklären? Denn es scheint ja doch, daß das Faktum selbst nicht abzuleugnen ist.

350 Die eigentliche Erklärung bleibt aus, antwortete der Vortragende. Ist es aber nicht so oft bei manchen Dingen der Fall, wo wir klüger thun, uns beim Faktum und an der Erscheinung zu begnügen, als den Ursachen und dem wahren Zusammenhang nachzuforschen? In seinem kritischen Theater hat der gelehrte Geistliche Feijo eine anziehende Abhandlung und Untersuchung dieser wundersamen Glocke geliefert, aber indem er alle Zweifel und Einwürfe dagegen und alle Zeugnisse für die Seltsamkeit einführt, bringt er es doch zu keinem Resultate, tadelt aber den Aragonischen Chronisten Zurita, der es von Saragossa doch untersuchen konnte, daß er sagt, er würde dies Wunder nicht glauben, wenn er es auch mit den Augen sähe und seinen Ohren vernähme. Diese katholischen Autoren, vorzüglich wenn sie Priester waren, mußten sich, wenn sie eine solche Region berührten, immer mit einer gewissen gläubigen Unbestimmtheit ausdrücken, obgleich dieser Feijo einer der aufgeklärtesten und gelehrtesten Männer seiner Zeit war, der manchen Aberglauben und viele Vorurtheile, vorzüglich in der Physik zerstörte. Um 1750 war er berühmt und wurde noch gegen Ende des Jahrhunderts viel gelesen, und es war mir immer unbegreiflich, daß Bouterweck von den vielen Bänden dieses ausgezeichneten Mannes gar keine Notiz genommen hat. Er scheint ihn gar nicht gekannt zu haben. Auf jeden Fall ist er ein ganz anderer Schriftsteller, als sein späterer Zeitgenosse Clavijo, der durch Beaumarchais und uns Deutschen noch mehr durch Göthe ein vertraulicher Bekannter geworden ist, und der, so schwach er war, doch fast um dieselbe Zeit vielen seiner Landsleute bedeutend erschien. Im Jahre 1612 ließ der Priester Xavier den vierten Theil der Geschichte der Päpste drucken, in welcher er natürlich auch von den Begebenheiten anderer Reiche und den Thaten der Monarchen spricht. 351 Dieser verbreitet sich sehr naiv und weitläufig über das Läuten der Glocke im Jahre 1601, welches er natürlich auch als eine Warnung vor den Morisken deutet. Mehr als viertausend Zeugen haben nach seiner Aussage das Wunder in den Tagen, an welchen es sich wiederholte, gesehen und vernommen, unter diesen ansehnliche Geistliche, Barone, Edelleute, Männer und Frauen aus den höchsten Ständen. Nach ihm war eine allgemeine Verschwörung und Rebellion aller Morisken oder neuen Christen im Werk. Ich erwähne diesen Mann aber jetzt, weil er einem andern religiösen Autor folgende wunderliche Geschichte nacherzählt. In einem Kloster an der Rhone, welches einen Fischteich besaß, befanden sich nur gerade so viele Fische, nicht mehr und nicht weniger, als Mönche im Kloster waren. Erkrankte nun ein Mönch, so zeigte sich matt schwimmend ein Fisch oben auf dem Wasser und starb in derselben Stunde, in welcher der Geistliche sein Leben vollendete. Diese Thorheit erzählt er ganz ernsthaft, und fügt hinzu, daß, wenn die Wunderglocke von Vilella sich nur in Italien befände, so würde jene kleine Kirche schon längst eine weltberühmte seyn, zu der tausend Wallfahrten geschähen, da aber Aragonien so reich an großen Dingen sei, so würde der Ort nicht so geachtet, wie er verdiente. Die Sache war übrigens so populär und allgemein bekannt geworden, daß, als Covarrubias 1611 sein Lexikon der spanischen Sprache herausgab, er unter dem Worte Campana auch dieser Wunderglocke erwähnt. Doch, ich bemerke, daß wir wie in einer gelehrten Gesellschaft eine Vorlesung mittheilen, die die Frauen nicht interessiren kann, und ich bitte deshalb um Verzeihung.

Der Geheimrath fügte hinzu: Ich habe dieselbe Erzählung in einem katholischen Buche, das schon vor mehr als hundert Jahren gedruckt ist, gelesen. Männer im Amt, 352 Geistliche und selbst ein Cardinal hatten die Wahrheit der Aussagen bestätigt und bezeugt.

Alle lachten und die Mutter sagte: Ich möchte nur wissen, wie man die Fische zählen konnte, um sich in der Summe nicht zu irren: von den Klosterbewohnern konnten sie freilich genau die Anzahl wissen, aber die Nachrechnung und Uebereinstimmung war wenigstens auf dem trocknen Wege, um mit der Chemie zu sprechen, nicht zu erlangen. –

Ich sehe aber, fuhr die alte Dame fort, daß Sie ein Papier, ein Manuscript hervorgeholt haben, und ich vermuthe oder hoffe, daß Sie uns etwas anderes mittheilen werden, das ein mehr poetisches Interesse erregt.

Kann seyn, antwortete der Schwiegersohn freundlich, daß meine Bemühung nicht ganz unfruchtbar gewesen ist, eine Begebenheit, einen wunderlichen Vorfall aufzuzeichnen, welchen alte Chroniken erzählen, dem die Geschichtschreiber, als einem zu unwahrscheinlichen, widersprechen und welchen die Poeten eben deshalb in Schutz nehmen. Manche alte, verleumdete Sagen sind durch neuere Untersuchungen gerechtfertigt und wieder zu Ehren gebracht worden, manche ausgemachte Geschichtserzählungen hat man wieder geleugnet und als Lüge gestempelt, obgleich viele Generationen sie glaubten und Zeitgenossen sie beglaubigten. Das Unwichtige ward jetzt oft als ein Bedeutendes hervorgezogen und das ehemals Wichtigste als Kinderei behandelt. Und so nehmen Sie, ohne geschichtliche Kritik, diese Novelle gütigst auf, die ich neulich im Ton der Romanze niedergeschrieben habe, und welche ebenfalls, wie jene von Vilella, den Namen führt: 353

 


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