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Erstes Lied | |
Töchter der kühlenden Fluth, des Vaters Dunklem, lebendigem Haus Eingeborne, heiter entschwebet ihm. Hat uns gezeugt doch der Ewige; Aber Wiege dem Kind war das Meer! Schaukelt' uns auf und ab, Ammenlied der Welle gewalt'ger Klang, Und der Winde fröhlicher Wechsellaut. Nun den munter Erwachsenen Lächeln die Götter zu. Sterbliche, sagt, Wo verweilet des Sonnengotts Heiliger Strahl blendender, als auf uns? Nicht Wohltäterinnen dir Sind wir, o Menschengeschlecht, Sterblichen euch Dulden euch gerne, tragen euch willig Auf dem flüssigen Nacken von Land zu Land, Bringen dem Vater den Sohn, Bringen den Liebling der klagenden Braut? 72 |
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Gegenlied. |
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Sei gepriesen, Mutterhaus, Reich des Okeanos, sei gepriesen du, Göttern Geheimnisse birgst du in deinem Schooß, Und dem irrenden Menschen. Freundin bist du ihm, liebest die Erde, Fassest sie an dich, umarmest sie Mit unendlichem, brünstigem Arm; Innig bist du dem Lichte selbst In geselligem Bund, bist du dem holden Reich Seines allerquickenden thätigen Spiels, Bist du der heiligen Luft verwandt. Euer verbunden schwesterlich Weben Bildet die Welt, segnet die Welt. Drum aus dem tiefen Brautgemach, Wo uns der Herr, wo uns der Gott Zum Hochzeitsschmaus das träufende Haar Mit Perlen schmückt und mit Muscheln, Steiget empor, Schwestern, des Lichts Freundinnen, steigt empor. |
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Lied. |
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Wo ich lieber verweilte, Reigenführende, sagt mir an: Ob, wo des Wassers Oede die Königin, Herrlicher Männer einst, herrlicher Thaten voll, Nun so still und traurend verlaßner Marmorpaläste Schwermuth entsteigt; Ob, wo die Nachbarin der Vorzeit Glänzende Lust, Genua glücklicher noch bewahrt? Oder Spezia's Bucht, Von liebäugelnder Berge Zauber umarmt? Oder der Strand, der tyrrhenische, da Ulyß Liebe genoß mit der mächtigen Fee, 73 Da noch heut' holdseliger Blumen voll, Wie ein Eiland, sichtbar ist das Gebirg, Von Cora's Tempel und Feigenhügel Wunder dem Anblick? Oder lieb' ich im Schatten der Grotte Lustig zu scherzen im klaren Spiegel, Dem der zitternde Grund, die Felsen Sorrents, Ueberdeckt von der Südfrucht Nie verwelkender Füll', entglänzt, Lieb' ich in Fernen zu schauen, Da der Duft Inseln umschmachtet, Wie ein blaues Auge bräutliche Scham? |
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Gegenlied. |
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Allenthalben das große, Gleich unendliche, heilige Meer ist es. Früher mit frommer Scheu Ehrt' es der Mensch, und als die Erde längst Seine Schuld befleckt, sein Blut getränkt, Unentweiht blieb noch sein Bereich. Mit gezimmertem Boot, dem Sturme zum Trotz, Zu durchschneiden die salzige Fluth, Weder Neugier wagt' es, noch Habsucht, Nur das liebliche Wesen war's, In der Kindheit der Welt ihm zur Gespielin Von den Göttern gesellt, da der Mensch Zu sinnen begann, im Lebensfrühling, Erster schüchterner Flug des Schmetterlings, Nur die Fabel eilte schwärmend hinweg Ueber den Horizont. Goldene Zeit Nennt's der Mensch, da die Liebliche noch, Schönste zärtlichste Blüthe des Geists, Zwischen Himmel und Erde ging, Jedem Rosenkelch entlächelt' ein Liebesgott. 74 |
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Lied. |
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Doch der Seele vergleich' ich das Meer Tief wie sie und unergründlich Ist es! Wer kennt Seinen Ursprung, sein End'? Es ist, Und in ew'ger Bewegung ist's, Selbst sich erneuernd. Es lockt mit grünlichem Aug', In die Tiefe lockt's mit wenigem Wiegen, Doch den Kühnen, leicht verschlingt es ihn, Der sich stürzt in die falsche Fluth, Wie die Seel' in die Seele. Wundersam erblühet auch Feenartig im Abgrund Gewächs Von Korall' und Muschel, und lebendig Regt sich's innen von wachsendem Gebild. Tausendfaches, es nährt sich drin; Wer hätt's alle gesehn die Märchenwelt, Die verborgne, wer in des Meeres dunkelm Schooß Hätte das liebliche, Hätte das zarte kristallne Geblüth' Alle gesehn, und doch auch der Schlangen tückische Brut? So auch forschte keiner mir aus, Was in der Seele von Leben, und was von Kraft. |
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Gegenlied. |
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Klar ist das Meer und ruhig, Aeugelt, der Seele gleich, Alle Schöne dem Himmel spiegelnd zurück. Heißer brennt der Sonnenstrahl in der Fluth, Und die Morgenröthe sie kühlt Ihre Flamm' im leuchtenden Wasser nicht. So Gedanken kühnster und heiligster Art Denkt dem Himmel die Seele nach. Aber wehe! der Winde Macht, 75 Schwestern gehört das wogende Meer an. Buhlerisch wiegt es des Westes zärtlicher Hauch, Schwillt es zu süßem, lüsternem Wallen, Doch der Nord Regt's aus schwarzem Abgrund stürmend auf. Dem Wahnsinn ähnlich, schlägt's verderblich empor, Wie die Seele. Dem Winde gehorcht das Meer, Dem Schicksal gehorcht die Seele. Sternumwölkender Sturm verfinstert sie, Und von Grund auf braust's in zerrauschendem Schaum, Oeffnend der Tiefe Nacht, und leckend Mit der Blitze Flammenzunge, der Leidenschaft Gewog. |
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Chor. |
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Sammelt euch auf grünen Wassern, Feuchte Kinder des Elements, Lobet die Erde nicht, lobet das Meer. Unsre Rosen haben auch wir, Aurora streut sie mit glühenden Armen Ueber das Wasser, über des Meeres Wiederglanz! Preiset es, Nymphen, vereint, Und den Reigen tanzen wir ihm zum Gesang, Daß die jauchzende Well' wollüstigen Klangs Um des Busens Wärm' uns hüpfe, Preiset das Meer, und Alles, was in ihm, Jeglich Gewächs und werdend Gebild, Preist das bewegliche, stets sich erneuende, Herrlich befruchtende, wolkengebärende, Preiset das Meer! Aber im Sturm nicht, Okeaniden, sei es gelobt, Sondern da einst die Lüfte schwiegen, Und aus beruhigter Tiefe Vollkommnes, Da aus ungerührten Wassern die Göttin stieg. |
1. | |
Verschied'nes Lob ist jedem. Mir sei der Kranz Der weinlaubduft'ge, den mir die Götterhand Des holden schöpferischen Jünglings Drückt in die Schläfe, mir sei Begeist'rung! Sei's, daß verblühter Frühlinge Liebeslust Voll Nachtigallenstimmen, voll Mädchenreiz; Sei's, daß der traur'gen Herbste Schwermuth Wieder in's klagende Herz zurückkehrt; Sei's, daß Neapels Inseln der Fabelduft, Und der Geschichte lebenerweckender, Gluthvoller Hauch mit Morgenröthe, Strömen von purpurnem Blut verkläre; Daß in Sorrents Orangengeruch, am Fels, Den mir die Fluthen klarer als Aug' und Herz Des reinsten Engels wiederstrahlen, Tasso's gereinigter Geist mir aufsteigt, 77 Daß mir des Dreizacks schrecklicher Gott am Strand Tyrrhen'schen Meers der Säulen gigant'sche Pracht, Den Tempelbau mir zeigt, der ewig Wie das unsterbliche Element ist. Stets fühl' ich mir das glühende Herz bewegt; Dem Gold vergleich' ich seine Gedanken, die Erst roh und unrein, endlich lauter Aus der Begeisterung Flamme springen. Dann nicht der Erde kleinliche Sorgen mehr, Der Noth unbeugsam drückende Kraft, den Sieg Nur fühl' ich, den ich mir erkämpfe, Fühle den Stolz nur des nahen Lorbeers. Schon in den Blüthen ehrt man die Frucht. Am Grab Achill's einst stand der junge Eroberer Und weint'; in einer Thräne glänzten Alle Triumphe zukünft'ger Hoheit. Blind treibt der Gott, der innr'e, beseelende, So in der Knospe, daß sie zur Rose sich Entfalte, wie im Menschenherzen, Daß es zu höherem Werth sich öffne. Der Berg Vesuv auch, wenn ihn des Feuers Strom, Dem Weine gleich, der über den Becher schwillt, Bis an den Kranz füllt, strudelt schäumend Herrliche Gluth in die schöne Nacht aus. |
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2. |
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Nicht Schlachten will ich preisen, noch Könige, Nachforschen, wer Rom's würd'ger, ob's Cäsar ist, Ob Brutus, Namen der Geschichte, Glänzende nicht und gerühmte Schatten. 78 Ich singe meinem Freund, und auf stolzeren, Auf tiefern Wogen kühnen Gesangs sei mir Vergönnt, mit Stromsgewalt und Kraft ihn Jauchzend zu tragen zum Ozeane, Da sich die Zukunft eint mit Vergangenheit, Beid' aber unvergängliche Gegenwart, Ohn' Anfang beid' und ohne Ende, Beide die göttliche Ewigkeit sind. Dich kenn' ich, seit ich kenne, was schön ist, Freund Dich lieb' ich, seit ich liebe, was gut ist, Freund! – In meinem Herzen lebst du einzig, Seit es der delphische Gott bewohnet. Dein Lob, es dünkte schon mir Unsterblichkeit, Erweckte Blüth' und Frühling, wie Sonnenschein, Dein Tadel reinigte, gleich Wettern, Dünste der Erde, die mich umfingen. Entrissen sind wir uns, und im kalten Hauch Des Nordens athmest Seufzer der Sehnsucht du Nach meinem Süden, wo einst Menschen Wandelten besserer Art, dir ähnlich. Dir hat, uralter römischer Tage werth, Kraftvollen Geists und hohen Gemüths ein Weib Das Leben schon bekränzt, und ewig Hält in ermüdender Wirksamkeit es Lebendig dir der Grazie schönern Dienst: Mir nimmt aufopfernd keines des Herzens Gram Und Sorg' ab, kein verjüngtes Abbild Lächelt mir zärtlich mein Selbst entgegen. 79 Die Gräber Rom's sind meine Vertrauten nur; Oftmals jedoch am Fuße des aschigen Vulkans, am blauen Meer, im Glanze Parthenopeischer Lüfte fühl' ich Die Seel' aus jener Gräber Melancholei Ersteh'n, mit Psyche's seliger Lust am Strand Des Lethe schwärmen, und in Düften Schwelgen der purpurnen Hesperiden. Wenn dann in Bajä's trümmerumgeb'nem Golf, Wo gern im Kahn ich über die Spiegelfluth Hinschaukle zu Misenums Felsen, Oder zum Tempelgewölb' der Venus, Mir wohl erhab'ne Namen der Vorwelt sich Gebietrisch zeigen, bringst dem gepeinigten Orest doch du des weisern Freundes Theuerstes, heiligstes Bild zurücke. |
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3. |
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Komm, Freund, Geleiter bin ich und Führer dir, Komm nach Pompeji. Willig hast du mir stets Geöffnet manchen Quell der Schönheit, Manchen Gedanken von höh'rer Weisheit Enthüllt vor mir, drum ladet der Dankbare Dich ein zum Weinberg. Hoch an der Ulme rankt Vielästige, fruchtbeladne Rebe, Wurzelnd und blühend aus tausendjähriger Vulkan'scher Asche Drunten im großen Grab Schlief eine Stadt, der Götter und Menschen voll, Als noch die Sonn' ihr schien; verlassen Aber von beiden, da sie des heißen 80 Schreckbaren Regens tödtlich Gewölk bedeckt, Aus dessen Graus nun wieder der Tempel steigt, Und heit're Säulen, und das farb'ge, Kleine Gemach, die gemalte Hausflur, Und selbst des Forums tempelumhegter Platz, Da längst gestürzt ist früherer Götterdienst Und jene, die des Donn'rers Adler Und Amathusiens Rosen ehrten, Des Heidenthums holdsinniger Name schmückt Die Glücklichen! Der kalte Gedanke, wie Empfindung, Wunsch, und Schmerz und Sehnsucht – Alles zum heitern Bild verklärte Sich ihrem frischen schöpfrischen Geist. O Freund, Komm, sieh' und fühl's hier, offen ist Thür' und Haus, Komm, dich umfängt der Säulen Anmuth, Dich des verschwiegnen Gemaches Schönheit. Sagt dir's nicht selbst die bunte gemalte Welt, Der Arabesken schwärmende Fantasie, Und all' der Bilder Lieblichkeit nicht, Wie sie gefühlt und gedacht die Vorwelt? O Freund, was wären wir, wenn Jahrtausende Zuvor uns dieses Himmels Azur geblüht, Däucht mir doch, jener bessern Zeit ist Wenigstens unsere Freundschaft würdig. |
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4. |
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Der Städte Raffael ist Neapel Freund! Das fühlten wohl Rom's alte Tyrannen, das Des felsigen Capri's Ungeheuer, Jener bepurpurte blöde Wahnwitz, 81 Der auf vermeß'ner Brücke Puteoli's Meerbusen überschritt, der entmenschte Narr, Der hier gesungen und gebadet, Wo er gemordet die eigne Mutter. Doch, ob auch Ischia's feurige Traube mir Nektar verheißt, ob auch um Amalfi's Fels Gern meinem Geist in duft'ger Ferne Dorische Tempel dem Meer entsteigen, Ob auch durch's Schattengrün von Camaldoli Die Vorgebirg' und blühenden Inseln all' Im schönen Elemente schimmern Und aus dem Berge Gewölk aufwirbelt, Doch treibt's zurück mich. Wehmuth erfüllt mich schon Und kind'sche Wonne, denk' ich die Säulen mir Der gold'nen Basilik, an alter Mauer, am stillen begrünten Platze, Wo an Remesses thebischem Obelisk Der Brunnen plätschert, einsame Straßen auch Hier Kuppeln in der Abendröthe, Dort des zertrümmerten Colosseums In Sonnenflammen athmende Riesenwand Prachtvoll mir zeigen! Traurende Roma, hier Der Völker großem Gott, dem ew'gen Schicksal geheiligt ertönt mein Lied dir. Zweimal hast du mit eiserner Hand die Welt Gedrückt, Herrschsüchtige, größer als du war nur Das Schicksal, d'rum auch zweimal hat dir's Strafend entwunden den schweren Szepter, 82 Den Könige, Senatoren, Cäsare einst Geführt, und unerbittlicher noch zuletzt Dreifach gekrönte Priester, deren Heiliger Waffe der Hohenstaufen Großherz'ger Heldenstamm als ein Opfer sank Der Völkerblindheit, denen die Kaiserhand Den Bügel hielt, und deren Bannstrahl Könige stürzte vom Thron der Väter. Ach, sänft'ge nun, o Rom, dein tyrannisch Herz, Und beuge dich der Zeit. Der gefallene Herrschgier'ge Engel rang vergebens Einst mit dem Himmel um seine Krone. Im Grabe deiner Cäsar Auguste, wo Britannicus ein heuchlerisch Todtenmahl Geehrt, vergißt in Spiel und Stierkampf Nun das entartete Volk die Vorwelt. Des Forums Siegesbögen und Tempel, jetzt Durchzieht sie nur schwermüthiger Mönche Schwarm, Der Wand'rer nur aus fernen Landen, Fremd, wie der Römer im eig'nen Rom ist. Eins bleibt dir noch, der himmlische Genius Der Kunst ist's! Freund, d'rum laß mich, da And'res nicht Vergönnt ist, einer bessern Zukunft Thaten und Werke der Muse weihen. – 83 |
Der Dichter war auf einer Reise nach Neapel begriffen, als er auf einmal zu Genzano am Fieber erkrankte und sich wieder nach Rom zurückbringen lassen mußte.
Kaum dieser Erde lieblichstes Schattengrün, Ariccia's alte Sikulerburg, und kaum Der Cynthia Hain, und ihres Spiegels Duftiges Seeblau und Eichendunkel, O Freund, erreicht' ich, und des Tyrrhenermeeres Glanzreiche Pracht, und brennend im Abendgold Lanuvium's Berg und meines Latium's Trümmerbesäte Campagna schaut' ich, Und der Erinn'rung freudige Wehmuth rief Mir schon lustselige Tage zurück, da mir Im Golf Parthenope's, in Capri's Felsiger Heimath und holder Wildniß Die goldne Fluth, die lebensverjüngende, Aus ros'gem Becher Hebe zu schlürfen gab, – Und sieh' zum kaum verlass'nen Thore Führet den Trauernden schon der finst're, 84 Von keinem Lied' besänftigte Gott zurück. O Rom! was ist's, das heute so viel des Gifts Durch deine Lüfte streut, und tödtlich Hügel und Ufer und Thal entathmet? Ist es der Vorwelt drückender Moderhauch, Des großen Kirchhofs, den ich durchwandere, In dessen Denkstein, Grab und Inschrift Einsame Wand'rer und ernste Denker Die Weltgeschichte lasen; vielleicht das Blut, Das hier geströmt Jahrtausende durch, und tief Befleckt die Erde, welch ein Tiber Faßt' es in seines Gestades Gränze? Nicht weiß ich's, Freund, doch sei dir bekannt: Zwar pflegt Mich treue Sorgfalt: Amor, mein steter Freund, Wenn längst auch mit gesenktem Flügel, Ist er doch immer noch mein Begleiter, Und kürzt der Stunden Kummer und Ungeduld, In Traum und Schlaf einwiegend das Herz, wenn nicht Mit Diotima's Lehre, doch mit Raffael's Freuden und Benvenuto's. Wohl rühm' ich deß mich! Aber in Rom dünkt mir, Als ob im Grab' ich schlummr', und im Zaubergolf Neapels Psyche bald zur reinen Schönheit Elysiums auferstünde. |