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Drei Kohlenbrenner bauten sich tief drin im hintersten Wald einen Meiler. Wie die Sonne verging und die Tannen schwarz wurden, legten sich die drei hin, so dass sie die Köpfe beisammen auf einem Moossack liegen hatten und die Füße nach drei Seiten hin reckten. Wie sie schliefen, schlich ein buckliges, halb verblindetes Moosweibel daher; es stieg über die sechs Beine und tappte im Finstern nach dem Moossack. Da krauste sie die Stirn und meinte: »Hm hm, sechs Füße und nur ein Kopl Jetzt denk ich den Böhmerwald schon neunmal Wald und neunmal Wiese und Wald, aber so was hab ich noch nit gesehen. Da muss ich gleich heim und es der Großmutter erzählen, die ist neurunal so alt wie ich.«
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Wie die Kelchbrüder und Morgensternleute das Kloster Heiligenblut verheerten, schafften drei Mönche die frommen Schätze heimlich weg und vergruben sie am BergeSchwarzkopf (Tscherchow) unter einem breiten Baum in drei Gräbern. Die Mönche wollten sie wieder heben, wenn die Zeiten wieder stiller würden, sie kamen aber nimmer und sind wohl in einem fremden Land gestorben. Also taten sich ein paar verwegene Manneskerle zusammen und wollten das goldene Klostergut gewinnen; einer davon hatte eine rote Kappe auf. Sie gruben fein mäusleinstill und hoben schon eine schwere Truhe aus der Erde, da auf einmal huschte etwas den breiten Baum hinauf und rief: »Der mit der roten Kappe ist mein!« Der Bursch, den das traf, erschrak und fragte: »Warum denn gerade ich?« Und hexendi pexendi war die Truhe verschwunden, und die Schatzgräber lagen dort, als ob sie die Gewalt Gottes niedergeschlagen hätte.
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In Neukirchen lebte vormals ein Wirt, der schenkte nur soweit ein, als er den Daumen in den Krug brachte, und sein Daumen war hübsch lang. Er wurde drum so reich, dass er nimmer wusste, was er mit seinem Geld anfangen sollte. Einmal sagte er zu seinem Knecht: »Girgel, wenn du mir vom Frühläuten bis zum Abendglöckel so viel Stroh schneidest, als ich Geld hab, so kriegst du zehn Gulden von mir. Sonst musst du mir zehn Gulden geben.« Der Girgel schnitt den ganzen Tag Stroh und brachte einen gewaltigen Haufen Häcksel fertig. Aber der Wirt führte ihn abends zu seinem Geldhaufen, der war noch weit größer, man hätte den ganzen Böhmerwald dafür kaufen können. Da hatte der armselige Knecht seine zehn Gulden verspielt und der reiche Mann warf sie auf seinen großen, silbernen Geldberg.
Derselbe Wirt konnte zu gleicher Zeit auf zwei verschiedenen Orten sein: wenn sie das Heu einführten, war er auf der Wiese und zugleich in der Scheuer auch. Als er alt wurde, wollte er sein Gewissen zur Ruhe bringen, weil er den armen Leuten viel Schlechtes getan hatte. Drum ließ er eine Glocke gießen, und die war so breit, dass darunter leicht acht Paare hätten tanzen können. Hätte der Mann nur einen einzigen gerechten Heller bei dem Geld gehabt, das er für die Glocke hergegeben, so wäre ihm geholfen gewesen.
Nach seinem Hinscheiden litt es den Wirt nicht in der Grube, er musste zur Strafe weihizen und auf der Kellerstiege sitzen. Vor dem Engelläuten durfte er niemandem etwas antun; wenn man aber später im Keller Bier holte, da rann nichts aus dem Fass, des Wirtes Geist ritt darauf, den Geldbeutel in der Hand. Oft klagte das Vieh nachts in den Stallungen, und wenn die Knechte hinaus rannten, fanden sie alle Türen offen und .die Kühe biesten zitternd am Hof herum.
Einmal kehrte spät nachts ein reisender Pfarrer in das Wirtshaus ein, und weil ihm niemand mehr einen Krug Bier aus dem Keller holen wollte, stieg er selber hinunter und wollte das lästige Gespenst verbannen. Der Geistliche schlug drei Kreuze, aber das nutzte nichts, der Wirt hüpfte hurtig vom Fass herunter und schlug ihm den Geldbeutel aufs Hirn, dass er umfiel. Weil sie aber den Weihizer los sein wollten, schickten sie um den Bischof von Regensburg, und der verschaffte ihn in die wilde Schweiz.
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In der Vorzeit, wo noch alles riesig war, weidete am Hohen Bogen droben eine mächtige Geiß. Die Wälder zu ihren Füßen waren wie niederes Gras, ihre Hörner stießen schier bis an den Mond. Einmal schlief sie an einem Hohlweg ein. Da fuhr ein Wagen vorüber, und ein Rad rollte ihr über eine Zitze und riss sie auf. Jetzt rann der Geiß das Euter aus und die Milch schoss wie ein wilder Bergbach getal und überschwemmte das Land und die armen Leute ertranken in lauter Geißmilch.
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In der Schwarzau lebte eine reiche Bäuerin, und die war eine Hexe. Sie hatte in der Stube am Trambaum droben einen eisernen Topf hängen, und wenn sie ausbutterte, stieg sie auf der Leiter hinauf, holte aus dem Topf ein rotes Pulver und streute es in den Rührkübel, dann nahm die Butter schier kein Ende und das Weib butterte oft einen ganzen Zuber voll aus. Das merkte ihr Knecht, und er nahm sich einmal heimlich ein solches Pulverlein aus dem Topf und brachte es seiner Mutter. Seine Mutter versuchte gleich die Kunst, und sie spürte bald mit Freuden, dass viel mehr Butter wurde als sonst. Aber da klirrte es draußen im Haus wie von Ketten und es stampfte und riss die Tür auf, und ein rußiger Kerl kam herein, der hatte zwei Hörnlein durch den grünen Jägerhut stecken, und unter der Achsel trug er ein enzdickes Buch, drin stak ein Geißfuß. Der Kerl sagte grob: »Wenn du willst den Schwindel treiben, musst du dich ins Büchel schreiben.« Er hielt ihr den Geißfuß hin, sie soll damit ihren Namen ins Buch kratzen. Aber sie war ein rechtschaffenes Weib und drum sagte sie: »Nein, nein, mein Bürschel, das tu ich nit.« Da meinte der mit den Hörnern: »Ist auch recht!« und trampelte wieder davon. Wie das Weib jetzt ins Butterfass hineinschaute, war nichts als Rossdreck drin. Pfui Teufel!
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In den Grenzwäldern bei Sankt Katharina trieben sich finstere starke Räuber herum, die hießen die Kruzen. Sie konnten aus einem Land ins andere reiten, wann sie wollten, und kein Grenzwächter durfte sie anhalten. Die Kruzen nahmen den reichen Leuten das Geld weg und schenkten es den armen. Die Bauern fürchteten sich sehr vor ihnen.
Einmal ging eine Jungfer wallfahren ins Kloster Heiligenblut. Sie musste durch den Grenzwald und mitten drin traf sie einen großen Mann, der ging mit ihr. Da sagte sie: »Jetzt fürcht ich mich nimmer vor den Kruzen.« Wie sie aus dem Wald kamen, meinte er, jetzt gehe er nimmer weiter mit ihr. Da fragte sie ihn, wer er denn sei. Er sagte: »Ich bin ein Kruze.« Jetzt stieß ihr der Schreck zum Herzen, und sie fiel tot am Weg hin.
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»Houu!« brüllt es im Wald. Wandersbursch in der Nacht, dreh dich nicht um, der Stilzel ist hinter dir her! Dreh dich nicht um, sonst huckelt er dir auf und du musst ihn tragen, bis du lechzest wie ein gehetzter Wolf und bis dir die Brust braust und die Knie brechen.
Der Stilzel war bei Lebzeiten ein Rosshirt bei den Heuhofer Bauern an der bayrischen Grenze. Hundert Rösser musste er ins Waldgras treiben, und das war ein hartes Amt. Einmal vor dem Heimtrieb zählte der Stilzel die Herde, ob sich kein Ross vergrast und verloren habe in den weitläufigen Wäldern, und er zählte und zählte allweil nur neunundneunzig, weil er allweil wieder das Ross vergaß, darauf er gerade ritt. Das tat dem Stilzel Zorn und er fluchte und schändete so lästerlich, dass es schier Steine zum Himmel sprengte und dass die Bäume im Wald zitterten, und schließlich stellte er sich aufs Ross und hängte sich mit seiner Peitschenschnur an einem föhrenen Ast auf.
Der Geist des Stilzel aber ist ein rechter Schwänkmacher und Leutschreck. Nachts knallt er mit der Geißel und röhrt dazu wie eine Herde Kühe, da rennen die Grenzwächter daher und meinen, die Schwärzer täten etliche Rindlein Vieh ins Bayrische schaffen, und da verhoffen die grünen Wächter einen guten Fang. Aber auf einmal stecken sie bis an die Zwiesel im Morast und der, Stilzel lacht wie der Satan.
Der Bärnloher brachte einmal seinen Wagen nicht vom Fleck, die Ochsen kannten ihn nicht erziehen, und es war doch nicht eilt Scheitlein Holz darauf. Der Bauer merkte gleich, wo es stank und dass sich da der Stilzel heimlich das Fäustlein reibe. Er schrie: »Stilzel, steig ab! Schuib an!« Handkehrum war das Fuhrwesen leicht und ging wie von selber dahin.
Zwischen Plöß und Heuhof liegt die Saumühle, dort war der Ort, wo der Stilzel die Rösser hütete. Die alte Mühle soll er selber auf dem Buckel hingetragen haben.
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Einen Musikanten aus Sankt Katharina drückte in der Nacht die Trud. Als sie fertig war, beutelte der Musikant sie von sich und sagte ihr scharf: »Morgen kommst du zu mir um Zündhölzeln!« Am andern Tag kam ein alter Junggesell ins Haus um ein paar Zündhölzeln.
Desselben Musikanten Weib wollte einmal zum Nachbar um eine Hacke gehen. Da begegnete ihr ein Vetter und der fragte: »Wohin denn in aller Früh?« »Nun, zum Nachbarn, eine Hacke ausleihen.« »Um Gotteswillen, geh nit hin!« sagte der Vetter. »Den Nachbar hat heut Nacht die Trud gedruckt. Jetzt wartet er sehnsüchtig, dass einer zu ihm kommt und sich was ausleihen will.« Da rannte das Weib schleunig heim und verzichtete gern auf die Hacke.
Wenn die Trud in den Girgelhof am Spitzberg drücken ging, ließ sie ihren Leib draußen am Zaun vor dem Tor lehnen.
Ein Schmiedgesell schlief in seiner Kammer. Da spürte er, wie sich die Trud auf ihn legte, sie war so schwer wie ein Amboss. Erst konnte er sich ihrer nicht erwehren, dann aber griff er sich auf die Brust und erwischte einen ausgedroschenen Strohhalm. Gleich ward dem Schmied leichter um den Atem, er sprang aus dem Bett und zwickte den Halm im Schraubstock ein. Wie die Sonne aufstand, fand der Schmied in der Werkstatt ein altes verrunzeltes Weib mit den Haaren gefangen, die bat ihn jämmerlich, er soll sie auslassen. Da sperrte der Schmied das Tor auf und trieb sie mit einem Prügel davon.
Ein Müller aus dem Hochkünischen erzählte: »Wenn die Trud daherschleicht, surmt sie allweil: >Wuuuh!< Hernach tut sie einen Sprung auf mich, setzt an und zuzelt mir aus der Brust. Sie muss den Saft aus den Menschen haben. Sie hat einen runden Schnabel wie eine Sau, Ich bin einmal feist gewesen, aber die Trud hat mir das ganze Fett ausgesoffen.«
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Gleich nach der Schwedenzeit trug es sich zu, dass der Kuhtriftmüller mit seinem Gesellen am Palmsonntag wilderte. Sie fanden eine Hirschenspur, die führte in den Kohlenwald hinein. Da sagte der Müller: »Watt nur, Hirschlein, du musst gleich zurück kommen!« Er kniete sich hin, schnitt aus der hintern rechten Fährte das Herzlein heraus und legte es in verkehrter Richtung wieder hin. Hernach versteckten sich die zwei hinter den Stauden. Nicht zwei Vaterunser lang stand es an, da kam der Hirsch zurück. Er trug ein Kreuz im Geweih, das glänzte, als ob die Sonne recht scharf darauf scheine. Die Wilderer trauten sich nicht, die Büchsen auf den heiligen Hirsch anzulegen. Wie der Hirsch vorbei war, rannten sie geschwind in die Kirche und gingen so bald nimmer auf die Hirschjagd.
Der Lenz aus Kohlheim ging in der Heiligen Nacht auf den Anstand. Auf einmal war er von einer ganzen Herde Hasen umgeben, und sie schauten seltsam aus: einer hatte krumme Hörner, ein zweiter einen langen Schweif, und wieder andere hatten große glühende Augen. Das kam dem lieben Lenz wunderlich vor und er schoss darein, und richtig! blieb ein Hase liegen, und den steckte er in die Jagdtasche. Aber wie er jetzt heim wollte, hüpften die Hasen aus den Stauden und Graben heraus und rannten ihm nach und einer davon schrie: »Gabriel, wo bist du?« Da meldete sich der Hase aus der Tasche: »Da herin! Da herin!« Jetzt schrien wieder die anderen: »Langöhrl, komm mit! Langöhrl, komm mit! « Dem Lenz ward grausig bei der Sache, er schleuderte die Tasche samt Hasen weg und auch die Flinte und sprang dem Dorf zu. Am andern Tag fanden die Kirchgänger das Gewehr ganz zerbissen und zerfressen auf.
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Am Föhrenberg hinter Hadruwa, dort wo das deutsche Land ein Ende nimmt, war es vorzeiten nicht sauber, der böhmische Mann regierte dort und oft hörte man ihn nachts schreien: »Hohoho!«
Ein spöttischer Knecht ging einmal nach dem Betläuten spät über die Einöden. Es stach ihn der Fürwitz, und also rief er in den schwarzen Wald hinein: »Böhmischer Mann, daher!« Pixpax hatte er ihn schon am Buckel hängen. Das Haar zog es ihm geberg, er schwitzte und schleppte und meinte, Himmel und Erde müsse er tragen. Erst wie er zu einem geweihten Marterstock kam, ward er des Weihizers wieder ledig.
Ein anderes Mal um die Winterszeit, die Sterne standen schon überm Chodenwald, da reisten die Dirnen mit dem Rocken ins Dorf. Ein Bursch wollte sich vor ihnen stolz zeigen und schrie: »Hohoho, böhmischer Mann, geh her zu mir!« Es grauste dem Burschen aber vor der eigenen Stimme und geschwind sprang er in ein Haus und riegelte hinter sich fest zu. Aber schon lehnte der Weihsz am Fenster und leuchtete in die Spinnstube hinein. Die Leute drin versteckten sich hinterm Ofen, hinterm Bett und unterm Tisch. Der draußen schlich nach einer Weile wieder fort. Aber der Bursch blieb in dem Haus über Nacht und traute sich erst in der Früh heim. Er verschwor sich: »Mein Lebtag nimmer schrei ich dem böhmischen Mann.«
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Ein Besenbinder lebte mit seinem Weib schlecht und recht auf der Einschicht. Wie sie genug Besen gebunden hatten, begehrte sie, er solle in der Stadt die Besen verkaufen und ihr dafür ein Beuschel zum Essen mitbringen.
Der Besenbinder ging auf den. Markt und schlug seine Ware bald los, das Geld aber versoff er. Wie er spätnächtig durch den Wald taumelte, da hatte sich dort einer erhängt. Jetzt dachte der Besenbinder an sein liebes Weib, schnell schnitt er dem Erhängten Lunge und Leber heraus und trug sie heim. Sein Weib war voller Freude, sie kochte gleich das Beuschel und aß es auf, und es schmeckte ihr nicht schlecht. Der Besenbinder aber hatte kein Verlangen. Hernach legten sich die zwei schlafen. Jetzt kam aber etwas daher, war bei der Haustür und sagte: »Gebt mir mein Lung und mein Leber!« Jetzt tappte es schon an die Stubentür und sagte wieder: »Gebt mir mein Lung und mein Leberl« Da wisperte das Weib: »Lus! Ich hör eppes.« Der Besenbinder brummte: »Ach, das ist nur der Wind.« Doch jetzt war es schon bei der Bettstatt und sagte wild: »Gebt mir mein Lung und mein Leber!« Und zwei eiskalte Hände griffen hin nach den Besenbinderleuten und nahmen sie mit.
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Auf der Saueben oberhalb des grauen Schlosses Bayreck ist ein Wirtshaus. Vor langer Zeit, unser Herrgott war damals noch nicht so alt, hatten die Wirtsleute eine Magd, die schickten sie einmal in den Keller hinunter, sie soll Erdäpfel holen. Im Keller drunten aber hing eine .Hand, die hielt einen Beutel, und eine Stimme wisperte allweil wieder: »Nimms, nimms!« Die Dirn aber rannte davon, und die Knie zitterten ihr. Sie erzählte es ihrem Vater, der hatte im Dorf Dörrstein eine verfallene Hütte. Der Vater stieg mit ihr in den Keller hinunter. Dort sah die Dirn wieder die Hand und den Beutel drin und hörte die Stimme bitten: »Nimms, nimms!« Der Vater aber merkte nichts, wie er auch mit der Kienleuchte herumfuchtelte. Die Magd packte schließlich den Beutel und nahm ihn zu sich. Da seufzte die Stimme auf: »Vergelts Gott!« und die Hand war verschwunden. Der Beutel war voller schwedisches Gold, und die zwei kauften eich dafür in Österreich einen schönen Bauernhof.
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Im Altertum war die Welt wohlfeil, da war eine Kuh zwei Gulden und ein Vergeltsgott zwei Gulden sechzig Kreuzer wert. Da bot ein Graf dem Erlhofer für seinen weißen Schimmel den Rantscher, und das ist ein ganzes Gebirg voll hoher dicker Wälder. Der Bauer gab aber sein Ross nicht her. Und um einen Laib Brot kaufte einer den Spätlen, das ist eine himmellange Wiese am Chodenbach. Selbes ist freilich schon lange her, der Teufel war dazumal noch ein kleiner Bub.
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Über der Stadt Neuere stand einmal ein schreckliches Gewitter. Der Mesner läutete ganz verzweifelt die Wetterglocken, der Pfarrer trug die Monstranz aus der Kirche heraus und gab den goldenen Segen gegen das Gewölk, aber das Wetter rührte sich nicht und blieb ein paar Stunden auf demselben Platz stehen. Der Pfarrer war ein gewaltiger Wetterherr, und wie alles nichts nützte, schoss er eine hochgeweihte gläserne Kugel ins Gewitter hinauf. Da flog ein Weib langsam aus der Höhe. herunter. Der Geistliche fragte sie, wie es komme, dass sie aus den Wolken gefallen sei. Sie sagte, sie habe schon oft mit den Wettern über Neuern fahren wollen, aber ein jedes Mal hätten sie die eisernen Hunde zurückgescheucht, die im Kirchturm drunten gar so hart gebellt hätten. Jetzt übergab der Pfarrer die Hexe dem Richter. Wie sie auf dem Scheiterhaufen stand, bat sie sich als Gnade einen Knäuel Zwirn aus. Und wie das Feuer aus dem Holz schlug, wickelte sie den Faden um einen Finger der linken Hand, mit der rechten warf sie den Knäuel in die Höhe und fuhr mit einem hellen Schrei wie ein Blitz dem Faden nach und verschwand. Solches war dem Hexenbrenner noch nicht untergekommen.
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Dort, wo der Osser seine Wurzeln hat, liegt mitten im Bergwald die zerbrochene Burg Bayreck. Die Schweden sollen sie ausgebrannt haben; der Preuß hätte es getan, meinen andere.
Vor urdenklicher Zeit wohnten droben Riesen. Der Bayrecker Riese schleuderte oft sein Tabaksglas hinüber zum Riesenberg bei Kauth, der Vetter drüben sollte auch schnupfen. Er und der Riese,. der auf der Burg am Gewinzi saß, wünschten sich tagtäglich einen guten Morgen und gaben sich über Berg und Tal die Hand. Den Neuerner Bürgern warf der Bayrecker Hämmer in die Stadt hinunter, sooft sie solche brauchten.
Die Riesentochter stieg einmal ins Land hinab, dort klaubte sie einen Bauern samt Pflug und Ochsen ins Fürtuch und brachte sie heim ins Schloss. Ihr Vater aber greinte: »Gib den Kleinen wieder hin, wo du ihn hergenommen hast! Diese Leute bringen uns noch von der Welt.«
Weite Gänge laufen vom Bayreck aus unter die Erde hin. Einmal jagte man eine Gans in einen solchen Gang; sie kam im Schlossbrunn zu Klenau wieder heraus. Ein anderes Mal zündete einer im selben Keller von Bayreck ein Feuer an, der Rauch stieg meilenweit davon im Schwarzen Turm in Klattau auf. Die Gänge sind heutzutage verschüttet.
Unter der Burg liegt ein verwunschener Schatz. Jeden Palmsonntag, wenn in Neuern drunten das Hochamt gelesen wird, tut sich eine Kluft zu dem Schatz auf, und da krochen einmal ein Pfarrer, ein Mesner und ein armer Hirt hinein, die drei wollten schnell reich werden. Aber drin saß der Teufel auf der eisernen Truhe und hielt den Schlüssel dazu zwischen den Zähnen. Der Mesner sprengte ihn gleich kräftig mit Weihwasser ein und die zwei anderen wollten ihn von der Truhe wegreißen. Sie zogen ihn langmächtig hin und her, konnten ihn aber nicht bewältigen. Da redeten sie ihm gar gütig zu und fragten, was er für den Schatz verlange. Der Teufel hustete Feuer und schrie fürchterlich .»Eine Seele!« Gleich wollten da der Pfarrer und der Mesner ihm die Seele des armen Hirten ausliefern, die konnte der Teufel aber nicht brauchen, weil der Hirt ein redlicher Mann war. Die drei ließen sich aber nicht abweisen, sie fragten allweil wieder, was er für den Schatz begehre. Da sie ihn nicht in Frieden ließen, sagte der Teufel: »Die Truhe gehört euch, wenn ihr mich in einem neunzipfligen Sack nach Klenau tragt.« Einen neunzipfligen Sack konnten sie nicht auftreiben, und so ist der Bayrecker Schatz heut noch zu haben, wenn er derweil nicht längst verrostet ist.
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Vormals waren zu Füßen des Bannholzes öde Sümpfe, daraus stiegen nachts die glühenden Männer. Oft waren es ihrer drei oder vier, sie waren so groß wie ein Bund Stroh und tanzten und irrten über die wässerigen Wiesen. Wenn die Hütbuben abends von den Trateln, so hießen die Wiesen, heimtrieben, begegneten ihnen oft die Weihizer, und die Buben sagten geschwind heilige Namen her und vertrieben sie damit. Manchen Weibern sprangen die Glühenden in den Buckelkorb.
Einmal brach in stockfinstrer Nacht einem Fuhrmann auf der Straße der Wagen. Weil er keine Laterne bei sich führte, rief er einem glühenden Mann zu: »Leucht her!« Und der flackerte heran und leuchtete mit dem brennenden Leib, und wie der Fuhrmann den Schaden gebessert hatte, sagte er: »Vergelts Gott!« Da dankte der Glühende: »Vergelt dir's Gott auch, jetzt bin ich erlöst.« Und er losch aus und war nimmer.
Der Kurzenbauer ging einmal in der Adventnacht zu seiner Scheuer, da wartete dort ein glühender Mann mit ausgebreiteten Armen und versperrte ihm den Weg. Entsetzt rannte der Bauer ins Haus zurück und weckte seine Leute. Sie fanden nur mehr glühende Fußstapfen, und die führten zu einem Moor.
Jetzt geschieht derlei nimmer. Der Papst Gregor hat alle Gespenster auf neunzig Jahre von der Welt verbannt.
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In Deschenitz spannte ein wunderlicher Mann seine zwei Gänse vor die Egge und wollte aufs Feld fahren. Die Gänse aber besannen sich anders, sie wurden lustig, Huderten mit den Flügeln, flogen auf und flogen samt der Egge übers Dorf und über die Kirche und brachen den Turmspitz ab. Seither hat der Ort keinen rechten Turm mehr, nur einen Stumpf.
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Die Knödelbäurin aus Wischowitz hätte ihr Gesind am liebsten verhungern lassen. Drum nagelte ihr Hütbub einmal eine Nudel von der Mittagschüssel an die Stalltür und schrieb darunter: »Nudel, schwör, ob du schon einmal ein Schmalz gesehen hast!«
Die Knödelbäurin butterte allweil in der Samstagnacht aus, und das ist eine große Sünde, weil die Samstagnacht heiliger ist als der Sonntag selber. Wie sie gestorben war und auf den Freithof geschafft wurde, schaute sie ihrem eigenen Begräbnis aus der Dachluke zu. Die abgeschiedene Seele polterte hernach lange Zeit im Haus herum, sie zählte nachts die Eier, krabbelte die schlafenden Hennen in der Hühnersteige und molk die Kühe und ließ Vieh und Leute nicht schlafen. Drum verwünschte sie ein Pfarrer auf den Hötschenberg nach Tirol, dort muss sie Wolken schieben. Einige meinen, die wilde Jagd habe die Bäurin mitgenommen. Aber gewiss ist, dass einmal ein Federnhändler aus dem Osserland nach Tirol kam, und wie er durch eine schaurige Klamm reiste, so wischte ein Gespenst an ihm vorüber, grau wie eine Spinnwitte, und das seufzte ein ums andremal: »Ich bin halt die Knödelbäurin von Wischowitz.«
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»Gleich und gleich sucht sich gern«, sagte der Teufel und trat dem rußigen Milliker Schmied in die Werkstatt. Dort trieb er allerhand Schwänke, er tappte alles an, nietete und nagelte, fauchte ins Feuer und beschnüffelte schließlich mit der langen Nase den Schraubstock. Der Meister, nicht faul, sprang hin und klemmte dem kohlrammelschwarzen Bruder den Rüssel im Schraubstock fest. »Hab ich dich, Gankerl!« lachte er. Der Teufel aber röhrte derart wild auf, dass es der Schmied nimmer aushielt, zur Tür hinaussprang und die Werkstatt samt dem Teufel anzündete.
Bald darnach ging der Schmied mit seinem Weib in den Wald Kohlen brennen. Da hinkte der Teufel mit feurigen Augen den Steig daher. Jetzt war guter Rat teuer.
Schleunig packte der Schmied die Schmiedin, stürzte sie um und stellte sie auf den Kopf. Da glaubte der Teufel, das sei wieder ein Schraubstock, und er spuckte und rannte davon.
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Hinterm Todlauer Wald lag ein Bauer auf dem Totenbrett. Sein Weib war ganz allein mit der Leiche im Haus und weit und breit wohnte niemand. Aber sie fürchtete sich nicht und dachte: »Hat er mir lebendig nix tan, so tut er mir als ein Toter auch nix. « Sie zündete ihm die Kerze an und blieb bei ihm auf und betete. Um Mitternacht aber, da fallt dem Kalten auf einmal der eine Arm vom Brett. Das Weib tut ihm den Arm wieder hinauf. Nach einer Weil fallt ihm der Fuß hinunter. Sie tut ihm auch den kalten Fuß wieder hinauf. Schließlich aber rührt sich der ganze Leichnam und steht langsam, langsam auf. Jetzt wurde ihr angst und bang, und weil sie gehört hatte, wenn ein Toter aufstehe, müsse man ärschlings davon, dann könne er einem nichts anhaben, so stieg sie schnell ärschlings die Bodenstiege hinauf und versteckte sich droben. Er aber schrie ihr nach, dass das Haus hallte: »Hinauf spür ich dich, herunter schmeck ich dich. Die Seele aus, die Treue aus!« Da krähte der Hahn und der Tote fiel um und blieb liegen. Das Weib traute sich vom Boden erst herunter, bis die Nachbarn zum Begräbnis kamen.
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Ein Hütbub diente auf der Hüttstatt. Er ging einmal in der Finsternis über den Rantscherberg heim und trug eine zerrissene Joppe mit, die Mutter sollte sie flicken. Mitten im Wald sah der Bub am Weg eine Laterne brennen. Um die Laterne herum standen viele alte grausliche Weiber, die zottigen Haare und die wilden Zöpfe hingen ihnen übers Gesicht, und sie beugten sich über das Lichtlein, als wollten sie ihm etwas tun. Der Bub schaute nicht länger zu, was die Hexen vollführten; es verschlug ihm den Atem, er rannte durch Gestrüpp und Dörner heim und konnte lange Zeit nicht reden.
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In den Dickichten des Brennetberges hauste eine ungeheure Schlange. Oft trieb sie der Durst ins Tal hinunter, und drunten soff sie so unmäßig aus dem Bach, dass die Dorrstatter Mühle stehen blieb. Einmal ging ein Mann aufs Brennet, Geißlaub holen für den Winter. Vor lauter Müdigkeit setzte er sich auf einen Baumstamm, der neben dem Steig lag, stopfte sich seine Pfeife, käntete sie an und rauchte so für sich hin. Wie er aber hernach die Pfeife ausklopfte, fiel die heiße Asche auf den Stamm, und der Stamm zuckte auf einmal, sprang hoch in die Höhe und kroch schnell davon. Es war die Schlange gewesen.
Weil das wundermächtige Tier die Kornfelder zerwälzte und die Müller schädigte, gingen die Bauern mit Gabeln und Spießen aus und wollten es töten. Sie scheuchten es in die Wildnis hinein, die zündeten sie an, und so kam der Brennetwurm von der Erde.
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Der Pfannenklamperer war ein fester Mann, der fürchtete nichts auf der Welt. Einmal stapfte er durch den Seewald, und wie er über eine Rohne stieg, stand vor ihm ein großmächtiger Bär auf. Dem Klamperer fiel im ersten Schreck die Hacke auf die Erde. Aber weil er einmal gehört hatte, dass der Bär davon rennt, wenn man ihn scharf ins Auge nimmt, so schaute er dem wilden Vieh hart ins Gesicht, und das vertrug der Zottige nicht, er kehrte sich ab und trabte davon. Jetzt erst kam dem Mann der rechte Zorn, er hob flink die Hacke auf und trieb sie mit aller Kraft dem Bären in den Buckel. Da wehrte sich der Bär und schlug mit den Krallen auf den Mann los, aber der starke Pfannenklamperer ließ nicht aus und erwürgte ihn.
Im Klammergespreng hielt sich in verwichenen Tagen ein Bär, der riss den armen Leuten das Vieh nieder, und es traute sich schier kein Hirt mehr, die Herde in den Wald zu treiben. Schließlich nahm sich ein Bauer aus Klinisch-Hammern, ein rechter Mannskerl, das Herz, er hängte den Vorderlader um und ging ins Klammergespreng. Der Bär wälzte sich gerad vor seinem Loch, und die Sonne tat ihm wohl. Wie der Bauer das schreckliche Vieh mit dem pechigen Pelz sah, fürchtete er, seine Schröte könnten zu lind sein, drum riss er sich die bleiernen Knöpfe vom Brustfleck ab und stieß sie in die, Büchse. Jetzt legte er den Lauf in eine Baumzwiesel und schoss den Bären mit einem bleiernen Knopf maustot über den Haufen. Hernach zog der Schütz dem Vieh die Haut ab und wickelte sich darein. Seit der Zeit spürt man im Hammerer Gericht keinen Bären mehr.
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Wie noch in Sankt Katharina die Gold- und Silberzeche bestand, schlug einmal ein Berghäuer in der Erde drin eine Wand durch. Er schaute durch das Loch und sah tief drunten einen glasblauen, wunderschönen See leuchten. Schnell holte er seine Gesellen und wollte ihnen das Bergwunder weisen, aber sie fanden den Gang und das Fensterlein nimmer.
Die Seen des Künischen Waldes sollen unter der Erde miteinander verbunden sein. So hob man aus dem Schwarzen See einen Saibling, dem gab man durch die Kiemenladen ein rotes Band und warf ihn in den Teufelssee. Kurz hernach wurde derselbe Fisch wieder im Schwarzen See gefangen.
Wenn einmal so viel Sünde auf der Welt ist, dass es selbst der langmütige Herrgott nimmer ertragt, wird das unterirdische Wasser ausbrechen und alles wird darin ersaufen.
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Beim Donnerwinkel war ehemals ein Weg, dort kreuzten sich die Begräbnisse. Auf selbem Kreuzweg legten einmal zwei leichtsinnige Glasmacher einen geweihten Kranz hin und stellten sich darein. Sie wollten reich weiden und nicht mehr habernes Brot essen. Gerade läuteten die Nachtglocken zur Mette. Da war schon der böse Feind zur Stelle, er rollte ein glühendes Fass auf die zwei Glasmacher los. Der eine sprang in seiner Angst aus dem Kranz, und gleich holte sich ihn die Hölle. Der andere aber ließ sich durch nichts blenden und blieb unverzagt in dem heiligen Ring stehen. Der Teufel fuchtelte und funkelte noch eine Weile gräulich um den Kranz herum, aber als der Glasmacher standhielt, musste er ihm dienen und ihm eine Spitzkürbe voll Gold und Silber herzu schaffen.
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Auf der Zahndhütte weit droben im Ossergebirg hauste ein grober Säufer, der lebte mit seiner Bäuerin in Unfrieden und jagte sie alleweil in Nacht und Nebel hinaus, wenn er vom Bier kam. Einmal taumelte der Saufaus wieder mit einem unsinnigen Rausch daher, dass er die Zunge nicht heben konnte, und prügelte die Bäurin und stieß sie in die Finsternis hinaus. Gerade brauste die wilde Jagd vorüber, und das war ein Geigen und Blasen im Sturm, und die Jagd nahm das betrübte Weib hoch in die Luft mit über die Felsen und Tannenbäume und Schluchten und ließ sie weit, weit in Bayern in einem blutfremden Wald fallen, daß sie erst nach sieben Tagen Weg wieder heim kam. Das nahm sich der Zahndbauer zu Herzen, und von der Stunde an verstieß er sein Weib nimmer.
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Am Veitelberg neben einer Wiese erhängte sich eine arme Sünderin. Ein paar Sommer nachher kamen die Mähder dorthin und mähten. Die Sonne stach scharf, und wie ihnen gar so heiß war, legten sie die Röcke ab und warfen sie gerade unter den Baum, wo das Weib sich aufgehängt hatte, und scherzten: »Gehängte, Gehängte, hüt uns die Röcke!« Hernach mähten sie weiter. Aber wie sie Feierabend machten und die Röcke holen wollten, da waren die Röcke in lauter kleine Fetzen zerrissen.
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Wie der grausame Schwed im Böhmerwald hauste, da mussten die Leute oft Hals über Kopf vor den Blut- und Feuerhunden davon tief in die abgelegenen Wälder hinein. Einmal flüchtete eine Schar auf der Eisenstraß das hohe Gebirg hinauf. Ein uraltes Weib lief auch mit, sie fürchtete sich um ihren bresthaften Leib. Aber ihre Füße konnten den gähen Hang nimmer weiter. Da begruben die andern die Alte bei lebendigem Atem, und auf ihr Grab setzten sie ein Kreuz mit der Schrift:
Duck dich, Alte,
duck dich, Alte,
hast genug gelebt!
Auch beim Hohen Stein gen die Ortschaft Freihöls ist ein Ähnliches geschehen. Dort schaufelte ein Zigeuner eine Grube und drückte seine Mutter hinein und schüttete Erde über sie. Er sagte: »Ergib dich, Mütterlein, du hast schon lang genug gelebt!« Sie war hundertfünf Jahre geworden. Alle Sommer kam eine junge Zigeunerin ins Land und putzte ihr das Grab mit Graslilien.
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Die drei Frischbuben gossen in der Mettennacht Kugeln, sie gossen sie auf dem Gerüst ihres Stadels, und die Kugeln fehlten niemals das Ziel. Jetzt schossen die drei vom Frischhof bis zum weit abgelegenen Karlhanselhof und schossen dort dem Bauer einen bayrischen Sechser aus den Fingern. Sie schossen den Hahn im Hühnersteig mitten aus den Hennen heraus. Gar der Frisch Melches war ein fertiger Zauberer. Wie einmal Räuber in den Hof kamen, fror ihnen der Melches die Flinten an die Erde an, dass sie sie nimmer aufheben konnten und davonrennen mussten.
Dazumal brachen auch die Schweden ins künische Land ein. Da schoss der Melches vom Stindelriegel über die Tannen und Felsen unglaublich weit auf den Hammerer Steig hinunter und schoss den Hauptmann, der eine Schärpe trug, mitten aus den Schweden heraus. Wie die Schweden weit und breit keinen Schützen sahen, glaubten sie, ein Feuer sei aus dem Himmel gefallen, und sie kehrten um und marschierten aus dem Land.
Wegen ihrer Tapferkeit hatten die künischen Bauern große Rechte und Freibriefe. Sie waren nicht leibuntertan, sie zahlten geringe Steuern, sie durften ohne Erlaubnis der Obrigkeit heiraten und brauchten keinen Militärsmann zu stellen. Das närrische Jahr 1848 brachte sie um manche Freiheit. Aber künisch Bauernrecht steht noch in Prag in den Büchern aufgeschrieben mit goldenen Buchstaben.
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Der Röderbauer auf der Eisenstraß wollte eine neue Scheuer aufrichten. Wie sich die Zimmerleute in seinem Hof einstellten, wunderten sie sich, dass das Bauholz noch nicht da war. Aber der Bauer lachte: »Lasst es nur gut sein, morgen ist Holz da, so viel ihr wollt. Legt euch schlafen, und wenn ihr in der Nacht etwas hört, so druckt die Augen zu und rührt euch nit!« In selbiger Nacht hörten die Zimmerleute draußen im Hof einen schrecklichen Lärm, als ginge die Welt unter; es rauschte und krachte und brixte und knallte mit Geißeln. Keiner traute sich hinaus zu schauen. In der Früh lag der ganze Hof voller Holz, aber die Bäume lagen da samt Laub und Ästen und Wurzeln, wie die wilden Fuhrleute sie aus dem Berg gerissen hatten.
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Hart am Rederhof in Eisenstraß liegt ein breiter, flacher Stein, darin sind Geißklauen eingedrückt. Der Satan soll darauf getanzt haben. Die Bauern scheuen den Stein und rasten nicht darauf. Wie der Hüter Martin einmal vorbeiging, saßen auf selber Platte vier nackende Teufel und spielten Karten. Der Martin hätte gern gewusst, was Trumpf ist, er traute sich aber keine Frage.
Auch am Huisriegel hielt sich das höllische Gesindel. Am helllichten Tag trommelten sie droben und bliesen wie eine Herde Musikanten und spielten auf, dass es schnalzte und das Vieh auf der Weide biesend wurde und der Hirt selber die Fersen hob und über alle neun Berge austat.
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Der Frischhof stammt noch aus der Zeit der Riesen her. Einmal an einem Feiertag ging die Bäurin mit dem Gesinde in die Kirche, und nur der Bauer blieb daheim. Wie er so seelenallein seine Andacht verrichtete, kamen die Riesen in seinen Hof, zerrissen ihm den Zaun und begehrten sein Geld. Der Frisch gab das Geld nicht her, drum hielten ihn etliche Riesen fest, und die andern raubten die Kammern und Truhen aus. Hernach wollten sie davon. Aber jetzt schlug der Frisch ein Schwarzbuch auf, das in seinem Haus war, und las einen Spruch daraus und fror damit die Räuber an, dass sie sich nimmer rühren konnten und bleiben mussten, wo sie standen.
Aus den gefrorenen Riesen wurden hernach die großen Berge um den Frischwinkel.
Das Schwarzbuch ging später zugrunde. Weil es gar so rußig war, hielt es eine Kucheldirn für ein Trumm Speck und warf es in die siedende Suppe, und drin verkochte es ganz und gar.
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In einem Moos bei Eisenstraß glühte es. Da meinten zwei schlaue Kuhhüter, es brenne dort ein Schatz: Drum schlich sich der eine hin und warf hurtig seinen Rosenkranz darein und jauchzte: »Hab ihn schon!« Der andere hörte: »Hat mich schon!« und rannte deswegen davon und schrie alleweil: »Hau zu! Hau zu!« Wie der erste Hirt hintappte, griff er in einen Kuhdreck, der hatte so geleuchtet.
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Der Schwarze See ist grundlos. Wirft man einen Stein hinein, der Stein muss fallen bis in Ewigkeit. Aber drei siebenkluge Männer glaubten nicht daran, sie wollten den tiefen See messen bis auf die letzte Klafter. Sie bauten ein Floß und ruderten bis zur Mitte des Sees. Dort ließen sie einen Strick hinunter, doch wie lang der Strick auch war, er reichte nicht bis zum Grund. Da wirbelte das Wasser ganz närrisch, und der See schloss sich auf und zeigte seinen schrecklichen Abgrund und tat einen Schrei: »Gründst du mich, so schlünd ich dich!«
Da ließen die drei von ihrem Werk und ruderten schnell ans Ufer und redeten nicht gern mehr von dem tiefen Wasser.
Ein andermal warf ein Schelm aus lauterem Mutwillen einen Stein in den See. Da rauchte das Wasser auf, Gewölk stieg weiß in die Höhe, gäh war die Seewand verhangen, und ein wildes Wetter ging nieder, wie es die Welt noch nicht erlebt hatte. Der Schelm hatte zu schaffen, dass er seine Haut davon brachte.
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Von dem bayrischen Ort Lam soll übers Zwereck bis zum Hochpanzer hin eine riesige Goldader streichen. Die Lamer stießen schon einmal darauf, da konnten sie sich vor lauter Lust nicht helfen, sie sahen sich schon unermesslich reich, und Musik musste her und sie tanzten und tranken und jauchzten, anstatt dass sie Gott gedankt hätten. Drum verlor sich der goldene Gang wieder und wurde nimmer gefunden.
Wie man durch den Spitzberg das Loch für die Eisenbahn bohrte, hoffte so mancher, die Ader müsste sich jetzt blicken lassen. Aber man geriet nur auf tauben Stein. Doch geht im Wald die tröstliche Rede, arme Scheithauer würden einmal mit ihren Holzfuhren. die Goldader auffahren.
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In Eisenstein lebte ein einschichtiger Mann, der ging von Hof zu Hof in die Kost und ließ sich dabei zu allerhand Arbeit brauchen: fehlte ein Knecht, so machte er. den Knecht; ging ein Ochsenbub ab, so machte er den Ochsenbuben; wohin man ihn stellte, dort taugte er. Er hatte viel Wunderliches in sich, und er lachte allemal, wenn einem etwas gestohlen wurde, und sagte: »Den Dieb kann man stellen; aber man muss das wissen, was ich weiß.«
Da mähten einmal die Leute, und der Sepp, so ließ sich der Bruder Seltsam schreiben, half dabei fleißig aus. Zu Mittag gingen sie essen, und der Sepp hängte seinen Mähdergürtel an einen Wagen. Wie sie wieder auf die Wiese kamen, war der Gürtel samt dem Kumpf und dem Wetzstein gestohlen. Jetzt spotteten alle: »He, Sepp; du kannst ja was! Jetzt schau dazu, dass du wieder den Gürtel kriegst!« Der Sepp ging gleich ins Dorf und bat um eine Kreide, um eine Wachskerze und um ein Häflein, drin noch nichts gewesen war. Dann zog er mit der Kreide einen Kreis um sich und zündete die Kerze an, hernach stürzte er das Häflein um, gab das Licht darauf und stellte es zwischen seine Füße und fing an, aus einem schwarzen Büchel zu lesen. Da packte der Zauber den Dieb, und wie weit er auch gegangen war, er musste umkehren und den Mähdergürtel bringen.. Jetzt wussten die Leute, daß der Sepp etwas konnte, und spöttelten nimmer. Im selben Jahr aber durfte der Sepp nicht beichten, und wenn er in der Kirche war, musste er davon, ehe der Pfarrer den Weihbrunn spritzte. Auch sagte er damals: »Wenn ich heuer sterben sollt, dürft ihr mir keinen Geistlichen holen!«
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In Eisenstein lebte eine alter Wurzler, der kannte viele Kräuter und geheime Kräfte. Einmal wollte er eine Schlange besprechen und sie zwingen, dass sie ihm die goldene Krone bringe und sie vor ihm hinlege, die mehr wert war als ein ganzes Königreich. Drum ging er ins wilde Gehölz, dort zog er einen Kreis und stellte sich darein. Hernach sagte er seine starken Sprüche her und rief eine Natter um die andere auf. Da kroch das abscheuliche Gewürm aus den Felsen und Schluchten vom Gebirg nieder, legte sich um den geweihten Kreis und wimmelte und züngelte und schaute seinen Zwingmeister an mit harten Augen. Zuletzt beschwor der Zauberer eine schwarze Otter. Aber es kam eine feuerrote daher. Da schrie er auf: »Jetzt ist es aus mit mir!« Gleich fielen die Schlangen über ihn her und stachen ihn tot.
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Am Teufelsee schlugen zwei Knechte Holz. Wie die Zeit zum Mittagsbrot da war, setzten sich die zwei auf einen Steinriegel und ließen die Füße hängen und aßen. Von dem Riegel aus konnten sie weit über den finstern See hin schauen. Auf einmal reckte sich mitten aus dem Wasser ein Weib und schwamm auf die Knechte zu. Das Weib trug ein bläuliches Gewand und glänzte wie lauter Silber. Wie sie ans Ufer kam, schlug sie einen Purzelbaum, dass die zwei Knechte ihre schwarzen Schuhe sehen konnten. Nachher verschwand sie. Aber die Holzhackerbuben liefen schleunig davon, sie fürchteten, das Seeweib könnte noch einmal kommen und sie ins Wasser reißen.
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Einmal rastete ein Pechbrocker am Teufelsee. Da stand auf einmal der Seemann vor ihm, der war kaum größer als ein dreijähriges Kind, hatte aber ein ältliches Gesicht und einen moosigen, nassen Bart, der bis zur Erde hing. Er klagte, sein Weib sei ihm gestohlen worden, der Pechbrocker solle ihm suchen helfen. Der Pechbrocker war ein herzhafter Mann, und weil ihn das kleine Schratel so bitterlich bat, ging er mit ihm auf die Reise, und in ein paar Stunden waren sie bei einem fremden, wilden, großen See. Da sagte der kleine Wittiber: »Pechmann, du musst da warten. Ich spring jetzt ins Wasser, und wenn es rot aufgeht, krieg ich mein Weib zurück.« Der Seemann sprang in den fremden See und tauchte, und gleich darauf wurde das Wasser blutig und es sauste und brodelte und ein schreckliches Getöse war zu hören. Der Pechler wartete lange, wie aber der Seemann nimmer auftauchte, ging er in ein Dorf und fragte, wo er denn eigentlich sei. Die Leute verwunderten sich über die Rede und sagten, er sei in Tirol. Jetzt musste er allein in seinen Holzschuhen den weiten Weg in den Böhmerwald zurück anheben.
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Ein Stierhirt merkte, dass sein Vieh allemal wieder einen gewissen Brunn aufsuchte, der nicht weit vom Teufelsee aufging, und dass die Stiere gelüstig daraus soffen und davon schön glatt und stark wurden. Einmal kostete der Hirt von dem Brunn, da war es ein Salzbrunn, und wie er im selben Wasser seine Erdäpfel kochte, überkrusteten sie sich mit Salz. Jetzt verriet der Hirt die wunderbare Quelle dem Hafenbrädl, der ein großer Glasherr war in Eisenstein. Der Hafenbrädl fürchtete, die Wälder würden künftig für ein Sudwerk abgehackt werden und da würde er für seine Glashütte kein Holz mehr kriegen, drum schüttete er in die Quelle eine Flasche Quecksilber und vergiftete sie, und der Salzbrunn ging ein. Der Stierhüter schwur, er wolle nichts davon verraten, und dafür zahlte ihm der Hafenbrädl hundert Silberzwanziger. Es kam aber dennoch ans Licht, und heute noch sagen die alten Leute in Eisenstein: »Der Graf hat den Salzbrunn vergeben.«
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Es sind schon mehr als hundert Jahre her, da hauste am Panzer droben ein Bäuerlein, das musste nach seinem Tod lange büßen. Da sagte in der Mettennacht der Bauer vom Rueperlhof zu seinen Ehalten: »Wer von euch holt mir heut vom Panzermännlein einen Milchdeckel? Wer sich hintraut, dem schenk ich die schönste Kuh im Stall.« Da meinte eine Dirn, um der schönsten Kuh willen wolle sie es wagen. Bei Nacht und Nebel ging sie den Berg hinauf,. der Weg war weit, der Schnee war tief, und die Kälte schnitt wie Gift. Schließlich stand die Dirn im Windsbraus hoch oben vor des Büßers Hütte. Das Fenster war licht, und in der Stube drin huschte das verstorbene Männlein beim Ofen herum und kochte und rauchte dazu eine Pfeife Tobak. Die Dirn ging zu ihm hinein und bot ihm Gottes Gruß. Ihr war, als hätte der Kleine sie erwartet, und noch ehe sie ihren Auftrag ausgerichtet hatte, gab er ihr den Milchdeckel. Dann winkte er ihr, sie soll mit ihm essen. Aber alles, was vom Herd kam, war schwarz und verbrannt, und darum scheute sie sich davor. Da sagte das Männlein: »Fürcht dich nit! Schreib nur ein Kreuz darüber und iss!« Die Dirn folgte, und es wurden lauter gute Krapfen daraus. Wie sie todmüd wieder in den Hof zurückkam, kam der Bauer gerade aus der Kirche heim. Da zeigte sie ihm den Milchdeckel. Das verdross den Bauer arg und er sagte, er sei ihr keinen Pfifferling schuldig, es sei alles nur ein Spaß gewesen. Wie er aber am nächsten Tag in den Stall schaute, lag seine schönste Kuh tot auf der Streu.
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In einem dicken Wald zwischen Seewiesen und Kochet hauste ein altes wunderliches Weib ganz einschichtig und niemand war bei ihr als ein kleiner Hund, und der war ihr recht lieb und vertraut. Einmal brauste in der Rauhnacht vor Dreikönig die wilde Jagd über den Wald, und da gäffte und galmte und juchzte es, als ob die Hölle ledig wäre, und der Hund in der Stube witterte die Geister und fing an zu zittern und zu winseln und drückte sich zaghaft an den Kittel des Weibes. Da musste sie über das furchtsame Wesen lachen und es fiel ihr ein Unsinn ein, sie schob das Spinnrad weg, tat die Tür auf und rief: »Husch auch du dazu, mein Pintscherl!« jetzt heulte der Hund verzweifelt auf und sprang in die Finsternis hinein und verscholl in dem Getöse. In der Frühe lockte das Weib ihr Hündlein mit den liebsten Namen, aber es kam nimmer. Seine Haut lag blutig und zerfetzt auf dem Dach.
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Im Seewieser Gericht wächst eine Eiche, drunter liegt die Simandelbäurin begraben. Die Simandlin war ein boshaftes Weibsbild, sie vergönnte ihrem Mann und den Nachbarsleuten keine ruhige Stunde und ihre Zunge stach noch viel mehr als Disteln und Dörner. Als sie verstorben war, wollte sie geistern gehen, drum mussten sie mit Gewalt ins Grab gebannt werden. Ein einziger Geistlicher reichte dazu nicht aus, es mussten ein Bischof und acht Pfarrer her, die erst brachten es zuweg, dass sie Ruhe gab unter der Erde. Aber nach hundert Jahren soll sie wieder umgehen, und die hundert Jahre sind bald herum.
Ein übles Weib ist ärger als ein Wetter am Himmel.
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Kinder aus der Seewies vergingen sich einmal im Wald. Sie kamen in die geschlagene Nacht hinein, und da sahen sie die blauen Lichter übers Moos hin und her wischen. Den Kindern wurde ängstig, sie rannten davon und kamen zu einer Klause, und dort drin kniete ein eisgrauer Einsiedel. In der Klause wuchs den Kindern das Herz wieder, sie wurden keck und deuteten mit dem Finger auf die ruhlosen Lichter und gaben ihnen allerlei Namen. Das hätte nicht sollen sein. Auf einmal stehen die Lichter vorm Fenster und schlagen so gewaltig daran, dass alles klirrt. Jetzt verrauschte den Kindern schnell der Mut, in ihrer Not krochen sie dem Einsiedel unter den Bart, er möchte ihnen um Herrgottswillen helfen. Da sagte der Eisgraue: »Gebt alle Brotbrösel zusammen und streut sie vor die Tür!« Das taten jetzt die Kinder gar eifrig, und sie speisten also die wilden Lichter, und die Lichter stillten sich und verloren sich bald und spielten wieder weit draußen überm Moos.
So tut ein armes Brotbröslein oft Wunder.
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In Jenewelt schoben einmal die Männer Kegel. Da zog ein schweres Wetter auf, und der Wirt meinte: »Heut kommt es grob daher. Gott behüt unsre Felder!« Da war auch einer drunter, ein Liineburger Fuhrmann, wie sie dazumal von weit her in den Böhmerwald um Glas reisten, und der lachte und sagte: »Fürchtet euch nit! Das Wetter tut nix. Es ist ein gemachtes Wetter, und dass es nit zu uns herkommt, dafür will ich sorgen.« Er stieß sein Messer in die Tischtafel und sagte: »Jetzt muß ich gefragt werden.« Da stand das Wetter still und wich ab. Und ein zerrupftes schieches Weib rannte daher und bat: »Sei so gut, hilf uns! Wir sind schon bis zum Knie im Eis. « Der Lüneburger kümmerte sich nicht um sie, und sie huschte davon und das Wetter wirtschaftete, dass es ein Graus war, aber gen Jenewelt kam es nicht. Da stand das zottige Weib wieder da und winselte: »Lass uns aus, schönster Fuhrmann! Wir stehen schon bis zur Mitte im Eis.« Er aber gab ihr wieder kein Gehör, sein Messer stak im Tisch, und das Weib verging wieder. Aber es stand nicht lange an, da war sie zum dritten Mal da und klagte und jammerte: »Lass uns aus! Wir sind schon bis zum Hals im Eis, und wenn es nit fällt, kommen wir drin um.« Jetzt riss der Fuhrmann das Messer aus dem Tisch und redete: »Ich 1aß euch aus. Aber haltet euch über die Wälder, und daher dürft ihr nit!« Das wilde Weib verschwand und das Gewitter rollte über die Wälder nach Bayern und tobte ganz unbändig. Bald kam die Botschaft, dass im bayrischen Wald Eis niedergegangen sei und alles in Grund und Boden geschlagen habe.
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Sieben Burschen aus Glaserwald wollten den Teufel melken. Sie zerschlugen darum ein Feldkreuz und jeder steckte davon ein Trumm Holz zu sich, aber der letzte musste sich das Bild des gekreuzigten Heilands an den Buckel binden. 'Hernach riefen sie den Teufel an. Hui! fuhr er daher, pechschwarz und zottig, einen dicken Beutel Geld in der Faust, und sprühte einen nach dem andern an: »Wem soll ich es geben?« und ein jeder sagte: »Dem hinter mir!« Hätte der siebente auch so geantwortet, so wäre der Teufel auf das Kreuzbild gestoßen und hätte vor Schreck den Beutel fallen lassen. Der letzte Bursch aber seufzte, wie ihn der Leibhaftige so angrollte, in seiner Angst: »Jesusmaria!« Da verschwand der Satan samt dem Geld und hinterließ den sieben nichts als einen gewaltigen. Furz.
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In Babilon lebten zwei Leute, die brachen in die Guntherkapelle in Gutwasser ein und stahlen das geweihte Herrgottsbrot. Damit fütterten sie daheim die Kuh, damit sie mehr Milch gebe. Als die Kuh die Hostie geschluckt hatte, fing sie gleich zu reden an und erzählte den argen Frevel. Der Bauer und die Bäuerin erschraken und schlachteten das Vieh, dass es sie nicht verrate, aber alle zwei starben noch in derselben Woche. Von jetzt an sprangen allemal bei der Nacht im selben Gehöft zwei kohlschwarze Kitzlein aus der Kammer in die Stube und stießen sich und scherzten, bis aus ihnen zwei Leute wurden, ein Mann und ein Weib. Der Mann setzte sich hinter den Tisch, sie zündete die Kienleuchte an und zerließ darüber eine Pfanne Schmalz. Um die zwölfte Stunde trampelten rußige Männer daher, die schütteten den zweien das heiße Schmalz in den Hals hinein. Hernach brausten sie durch die Fenster und verriegelten Türen und taten mit grausamem Gebell davon.
In der Wiege beim Hof wächst ein Föhrling, und wenn die Föhre einmal so alt sein wird, dass Blöcher daraus werden, und wenn man aus den Blöchern Bretter schneidet und aus einem solchen Brett eine Wiege gezimmert wird, so kann das erste Kind, das in der Wiege gewiegt wird, die zwei Sünder von ihrer Qual erlösen.
Oft wollten die Pfarrer die zwei abschaffen, aber die Geißlein – eines davon hatte. einen weißen Ring um den Hals – warfen den Geistlichen ihre Sünden vor, da mussten sich dieselbigen schämen und ihre Weihe hatte keine Kraft. – Einmal besprach ein junger Kaplan, der wie ein Heiliger lebte, die Geister. Sie gaben sich aber nicht, sie antworteten ihm: »Du Dieb, du hast deiner Mutter einmal zwei Eier gestohlen!« Darauf sagte er: »Das ist wahr. Und die Eier hab ich verkauft, und um das Geld hab ich mir vom Krämer ein weißes Papier geholt und hab unsers lieben Heilands Namen darauf geschrieben.« Jetzt mussten die Gespenster sich fügen, und der Kaplan verschaffte sie ins Riesengebirg nach Tirol.
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Ein Bauer aus Waid ackerte zwischen Lichten und Finsternis. Wie er einmal in die Schlucht gegen den Kieslingbach hinunterschaute, sah er drunten eine Menge Mooslichter stehen. Der Übermut kitzelte ihn und er schrie ihnen zu: »Sanktus! Sanktus! Sanktus!« Gleich tanzten die Lichter wild durcheinander wie verstörte Immen und huschten auf einmal den Berg herauf. Der Bauer musste Pflug und Vieh stehen lassen, er rannte schnurgerad heim und verriegelte schnell die Tür und schloss die Fensterladen. Draußen aber kratzten die Lichter ganz wütend an Tür und Laden und wollten durchaus hinein. Lange dauerte es, ehe sie wieder abzogen. Wie der Bauer wieder aufs Feld 'ging, hörte er. die Ochsen schon von weiten vor Schmerz plärren, sie lagen ganz zerkrallt und blutig vor dem Pflug.
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Hinter Langendorf liegt eine alte Mühle, und der Müller drin hatte ein Buch, damit konnte er die Hölle zwingen. Einmal an einem heiligen Tag waren seine Kinder allein daheim, und wie sie so in altem Geraffel kramten, fanden sie ein graues Buch und blätterten und buchstabierten drin. Auf der Stelle war die ganze Mühle voller Teufel, und sie tobten und fuhren mit glosenden Augen und lechzenden Zungen herum und wollten die Kinder erwürgen. Der Müller saß gerade in der Kirche, .und es ließ ihn auf einmal keine Ruhe, drum stand er mitten im Hochamt auf und rannte heim. Die Teufel keuchten ihm schon entgegen: »Sag schnell, was begehrst du?« Da riss er sich den Pelz vom Leib und warf ihn hin. »Zählt mir die Haare im Pelz!« Die Teufel fielen darüber her und zählten. Derweil lief der Müller in die Mahlstube und schüttete einen Sack Korn in den Bach. Es war höchste Zeit. Schon standen die Teufel vor ihm: »Sieben Trillionen und sieben Haare hat dein Pelz. Sag schnell, was du noch begehrst?« »Bringt mir die Körner aus dem Bach zurück!« Im Hui hatten die bösen Geister die Körner aufgefischt, und schon wieder brausten sie den Müller an: »Sag schnell, was du noch begehrst! Sonst zerreißen wir dich.« Jetzt schaffte er an: »Hackt alles Eis vom Weiher weg und tragt es auf den Hefenstein, dort droben zündet es an und bringt mir die Asche davon!« Da heulten die Teufel vor Wut über den Spott auf und fuhren in die Hölle und nahmen als Rache das Mühlrad mit.
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In einer Einöde bei Unterreichenstein lebte eine Wittib mit ihrer Tochter, und die zwei waren so tief im Elend, dass sie oft keinen Bissen Brot zu essen hatten. Einmal holten sie Holz aus dem Wald, und wie die Alte einen Strunk auseinander hackte, fiel ein Beutel heraus, und der strotzte von silbernem Geld. Ganz glückselig gingen die zwei heim, die bittere Not war aus. Als ihr Nachbar, ein neidiger Müller, das hörte, wollte er die Weiber um das Geld betrügen. Er hatte gerade eine schwarze Kuh schlagen müssen, und in die Kuhhaut wollte er sich wickeln und also den Teufel spielen und die Nachbarinnen schrecken, dass sie ihm den Beutel herausgäben. Wie aber die Wittib und ihre Tochter schliefen, kam ein fremder schwarzer Reiter daher, und er sprang vom Ross, schlich sich in die Stube und hockte sich drin zum Fenster und lauerte. Um Mitternacht kam der Müller, die Kuhhaut samt den Hörnern überm Kopf, und röhrte zum Fenster hinein: »Werft mir gleich das Geld heraus!« Da fragte der Fremde drin: »Wer bist du?« Der Müller schrie: »Ich bin der Teufel!« Da brüllte der Schwarze: »Und ich bin es auch!« Er sprang heraus und riss den Müller in Fetzen.
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Der heilige Nikolaj hat seine Kirche gar öd und abseits von der Goldstadt Bergreichenstein und mitten im Freithof drin, und wer im Mondschein an dem weißen uralten Gemäuer vorbei muss, dem wird ganz scheusam und ihm gruselt die Haut.
Einmal an einem Nachmittag wollte ein junger Gesell in selber Kirche beten. Mutterseelenallein saß er im Stuhl, und weil es so dämmerig und so still war, schlief er ein. Wie er so recht gut schläft, hört er auf einmal ein Glöckel läuten. Er schreckt auf. Die Nacht lehnt stockfinster in den langen Fenstern, aber am Altar brennen licht die Kerzen, und ein Geistlicher kommt daher im goldnen Mantel, und er stellt den Kelch auf den Altar hin, dreht sich um und fragt traurig: »Ist denn niemand da, der mir bei dieser heiligen Messe dienen will?« Er fragte ein zweites Mal und er fragt ein drittes Mal, immer verzagter, immer demütiger. Das erbarmte den jungen Burschen, er kniete zum Altar hin und diente dem Geistlichen, so gut er es verstand, und es fiel ihm weiter nichts auf. Erst wie er bei der Waschung dem Pfarrer das Wasser über die Hände schüttete, merkte er, dass es beinerne Totenfinger waren. Jetzt kam ihm ein Schauer, er schaute den Messleser an, der war ein grausiges Geripp. Der liebe Gesell hielt tapfer aus und ließ sich nichts merken. Wie die Messe gar war, drehte sich der tote Pfarrer zu ihm und sagte: »Hundert Jahr schon hab ich auf diese Stunde warten müssen, weil ich bei Lebzeiten für eine Messe Geld genommen und sie nit gelesen hab. Vergelts Gott, du hast mich erlöst!« Und er ging langsam davon in die finstre Sakristei hinein, und die gelben Kerzen brannten langsam nieder.
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In Bergreichenstein lebte eine alte gottesfürchtige Frau. Einmal zur Adventzeit weckte der Mond das alte Waberl auf, und sie sah die Küche licht und meinte, es graue schon und sie habe verschlafen. Da warf sie den Mantel um und eilte zur Nikolaikirche, dass sie die Frühmesse nicht versäume. Kein Mensch war auf der Gasse, aber das wunderte die Alte nicht, sie meinte, die Leute wären alle schon in die Messe. Die Kirche war hoch erleuchtet und drin spielte die Orgel und die Leute sangen eifrig dazu. Da setzte sich das Waberl in ihren Stuhl. Wie sie aber um sich schaute, da sah sie einen fremden Pfarrer am Altar und in den Bänken saßen wildfremde Leute in vergangenen Trachten und auch Bekannte und Verwandte, aber das waren lauter Verstorbene, und darunter saßen auch ihre toten Eltern, doch kümmerten sie sich gar nicht um sie. Alle schauten das Waberl an mit scharfen feindseligen Augen. Da kam ihre verstorbene Taufpatin zu ihr und warnte sie und wisperte, sie solle verkehrt aus der Kirche gehen und beim Tor den Mantel fallen lassen. Das Waberl folgte und ging in großer Angst rücklings zur Tür. Da schossen alle die wilden Toten auf sie zu. Schnell warf sie den Mantel weg und sprang zur Kirche hinaus und rannte heim. Da schlug es ein Uhr. In der Früh fand man auf jedem Grab einen Fetzen des Mantels. Das Waberl aber überlebte den Schrecken nicht lange.
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Bei der Nikolaikirche in Bergreichenstein ist eine Kammer, drin liegen hundert und noch mehr Totenschädel auf einen Haufen geschüttet. Da kam einmal in stockrabenfinsterer Nacht . einer aus böser Ursache zu dem Beinhaus und hörte es drin gar wunderlich rollen und scheppern. Die Neugier trieb ihn, und er hielt das Ohr hin und loste heimlich zu. In der Kammer drin knotzten zwei Jenseitige, sie verteilten die Schädel unter sich, wollten damit Kegel Scheiben. Der Klügere teilte, er erklenkte einen Schädel und raunte: »Da hab ich eine Kugel, und da hast du eine, und weil du eine hast, so nehme ich mir auch eine.« So hatte er zwei Schädel zwischen den Knien, der andere aber, der Einfältige, hatte nur einen und war betrogen. Und jetzt zahnte der erste mit seinen gelben Zähnen und hub wieder das nämliche Spiel an. »Dasmal fang ich wieder bei mir an. Da hab ich eine Kugel, und da hast du eine, und weil du eine hast, nehme ich mir auch eine.« Jetzt grauste dem, der da verstohlen lauerte, vor dem Betrüger und vor dem Betrogenen, und er sprang über die Freithofsauer davon und traute sich in selbiger Nacht nimmer, das goldene Monstränzel aus der Kirche zu rauben.
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Der Feuermann ist ein großes hageres Unwesen mit glosenden Augen, sein Bart feurizt, an der Hüfte hängt ihm ein beinernes Horn, und wenn ein Dorf brennen soll, dann setzt er das Horn an die Lefzen, und es glüht selber wie Feuer und röhrt wie eine wilde Kuh. Der geistische Mann wurde in Bergreichenstein gesehen, ehvor die Lange Gasse niederbrannte. Als die Leute sein Horn brüllen hörten und aus den Betten sprangen, stand die Gasse schon lichterloh.
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Der Hirt von Rindlau trieb am Palmsonntag die Kühe aus. Da sah er auf einmal bei einem Feldkreuz eine kleinwinzige Flamme blühen. Er rannte hin und fand an der Stelle einen Häfen uraltes Geld. Wie er den Häfen aus der Erde hob, da lag ein schwarzes Hündlein drunter, das sprang voller Freude aus der Grube und schweifelte und schmeichelte sich an ihn und schaute ihn herzlich an. Der Hirt aber wünschte nur das schwere Geld, und drum stieß er das Hündlein von sich und fluchte: »Du verdammtes Ludervieh!« Da war der Hund wie von der Erde verschluckt, und auch der Häfen rasselte und versank. Hätte der Hirt den Hund geküsst, so hätte er einer gepeinigten Seele geholfen und wäre selber reich worden. Aber mit seinem Fußtritt stieß er die arme Seele noch tiefer in die Hölle.
Ein Mann aus Duschowitz ging über Land. Da merkte er neben dem Weg ein blaues Feuer, und weil ihm eben die Pfeife ausgegangen war, zündete er sie an dem blauen Brändlein wieder an. Wie er nachher daheim die Pfeife ausklopfte, fiel ein alter Taler heraus.
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Unter der Karlsburg sind die Keller verstürzt und verfallen, aber drinnen glänzen des alten Kaisers Truhen noch voller Gold. Ein Müller, ein schlechter Mann, dem das Geld der Herrgott war, schlich einmal am Palmtag verstohlen hin, da war der Berg offen, und eine Frau in altertümlichem Gewand saß davor und fragte ihn, was er begehre. Der Müller klagte und weinte und schlug die Hände überm Kopf zusammen, die Mühle sei ihm verbrannt und er sei ein Bettelmann worden. Das war aber alles erstunken und erlogen. Doch die Frau zeigte ihm im Burgkeller ein Fass voll gemünztes Gold, und daraus füllte sich der Müller den Zwilchsack voll, ging heim und lachte sich ins Fäustlein. Wie sich seinem Bach kam setzte er den Sack ab und wollte den harten gelben Groschen freuen, aber da waren nur lauter schwere Steine im Sack drin. Fluchend rannte er seiner Mühle zu, doch die Mühle stand licherloh im Feuer.
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Zu Mittag, wenn die Glocken über Berg und Tal läuten, erscheint allemal an einem Fenster der zerfallenen Karlsburg ein liebliches Fräulein. Sie stellt einen Topf auf die Fensterbrust und späht dann hinunter und hinaus ins Land und neigt sich und beugt sich vor und lauscht in die Tiefe hinunter und tut, als erwarte sie wen. Hernach quirlt sie eifrig in dem Häfen und schaut wieder aus, und schließlich verschwindet die Verwunschene.
Um Mitternacht aber gehen im Schlosshof zwölf silberne Ritter die Runde.
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Es trug sich einmal zu, dass in der mittersten Nacht einmal ein Bote über den Holmberg gehen mußte. Tief im Wald drin stand ein Tisch im Mondenschein, und an dem Tisch saß ein fremder finsterer Mann, sein Gesicht war nicht zu erkennen, und er wartete. Wie der Bote vorüber wollte, hob der fremde Mann am Tisch alle zwei Arme und drohte. Da grauste dem Boten, er ging voller Angst und mit gesunkenen Augen vorbei. In drei Tagen war er tot.
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Durchs Reichensteiner Land wanderte in den Vortagen eine arge Zauberin, die hieß Swiza. Eine Wolfshaut war ihr Gewand und am Kopf trug sie ein Hirschgeweih. Wenn die Swiza sich den Leuten zeigte, brach allemal eine furchtbare Sucht aus. Einmal begegnete ihr ein Mann aus dem Dorf Zosum, da begehrte sie, er soll sich vor ihr niederbücken. Weil er das nicht tat, verwünschte sie ihn, und er wurde zu Stein. Ein Jahr hernach aber kam die Pest ins Reichensteiner Land.
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Ein Bauer aus Rotsaifen prahlte oft, er fürchte keinen Geist und nehme es mit jedem auf. Wie er einmal schlief, kroch durchs Schlüsselloch ein dünnes Wesen in die Stube, es wurde immer größer und breiter, ging zum Bett hin und wollte dem Schlafenden weh tun. Aber der fuhr auf, erwischte ein Messer und stach nach ihr: »Ach, das ist die verfluchte Trud!« Da verging die Gestalt. Aber sie kam Nacht für Nacht wieder. Einmal versteckte sich der Bauer unter dem Bett, und wie die Trud sich wieder über seine Liegestätte beugte und ihn drosseln wollte, rannte er ihr von unten das Messer hinein. Da floh sie winselnd. Aber ein paar Tage nachher starb das Weib des Mannes und bald darauf die Wirtschafterin, die er sich genommen hatte, und lange Zeit scheute alles das verrufene Haus.
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In dem Berg unterm Ödschlössel ist der Kaiser Karl mit seinen Rittern verzaubert.
Vor Zeiten rastete einmal ein blutjunger Kaplan auf den Trümmern des Ödschlössels. Da winkte ihm ein Zwerg aus einem verfallenen Gang und führte ihn tief in den Berg hinein, und sie kamen in wunderbare Zimmer, eines war schöner als das andere, dass dem Geistlichen die Augen wehtaten vor lauter Glanz. In einem Zimmer war ein Tisch voller Kuchen und Braten und süßen Wein, dort aß und trank der Kaplan nach Herzenslust, und auch ein Himmelbett war dort zum Schlafen. Bevor der Zwerg ging, zeigte er ihm ein schwarzverhangenes Fenster und sagte: »Durch das Fenster darfst du nit schauen!«
Wie der Kaplan aber sich ausgeschlafen hatte, schaute er allweil das schwarze Tuch an, und schließlich konnte er sich vor seiner Neugier nimmer retten, und er schob das Tuch ein wenig weg. Da sah er einen riesigen Saal, drin funkelte es von Gold und Edelsteinen, an der Wand standen eiserne Ritter, und mitten im Saal schlief auf einem goldenen Sessel der uralte Kaiser, und seine schöne Tochter kämmte ihm den weißen Bart, der siebenmal um den Tisch gewachsen war. Wie dem Kaplan vor Schauen die Augen übergingen, stand der Zwerg neben ihm und vertrieb ihn mit wilden Gebärden aus dem Berg. Jetzt ging er nach Bergreichenstein zurück. Aber die Stadt war mit ihren Häusern und Gassen ganz verändert, und in den Gassen gingen lauter fremde Leute auf und ab, und er kannte niemand, und niemand kannte ihn. Und wie er im Pfarrhof nachfragte, so kam er darauf, dass er hundert Jahre im Berg verbracht hatte. Er war auf einmal ein eisgraues krummes Männlein und sank um und starb.
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In Haidl tanzte einmal das junge Volk am Karfreitag, sie vergaßen, dass am selben Tag der Herrgott stirbt. Wie die Musikanten recht lustig geigten und die Burschen juchhe und. hellauf schrien, da kam ein finsterer borstiger Kerl auf den Tanzboden, eine Feder brannte an seinem spitzen Hut, und er tanzte dreimal mit. Die Dirnen wurden schier ohnmächtig, wenn er mit ihnen tanzte. Er suchte sich die Schönsten aus, und keine traute sich, ihm zu wehren, so wild und feurig schaute er darein. Wie er den dritten Ländler anhub, merkten die Leute, dass er statt des Fußes einen Huf hatte. Da trampelte er zum Haus hinaus, und draußen schrie er so gewaltig auf, dass die Wälder hallten. Da ließen die Haidler gern den Tanz sein.
In der früheren Zeit hat man den Teufel oft gesehen, und jetzt sieht man ihn nimmer. Weiß Gott, wohin er ist.
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Vor Zeiten wuchs hinter dem Dorf Nitzau eine Buche, die hatte der Gottseibeiuns mit eigener Hand gesetzt. Mancher Holzhacker hätte den verrufenen Baum gern umgeschnitten, aber Säge und Hacke griffen den Baum nicht an, und aller Schwitz und Schweiß war umsonst. Da wollten einmal zwei Männer diy Buche mit Gewalt niederzwingen, doch der Baum stand wie eisern. Und wie sie nicht nachließen und allweil wieder frisch ansetzten, flog das Feuer davon und die Säge zersprang. Tags danach gingen sie wieder hin, da war die Buche der ganzen Höhe nach mitten auseinandergesprengt. Jetzt wurde der eine Holzknecht übermütig, und wie er vor lauter Fürwitz in den Spalt. stieg, tat sich der Spalt gäh zu, und der Knecht musste im Baum drin elend verkommen.
Der Teufel leidet keinen Spott.
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Nächtlicherweile ging ein armes Weib am Herrenweiher von Oppelitz vorbei. Da tanzte ein Lichtlein auf sie zu und wisperte: »Komm mit mir in den Weiher, dort wird es dir gut gehen.« Das Weib wehrte sich: »Was werden denn meine Kinder anfangen?« Sie ging aber doch näher zum Wasser, und der Lichter wurden mehr und immer mehr, und sie tanzten und lockten und redeten ihr zu: »Komm nur, komm, für deine Kinder ist gesorgt.« Da durchschauderte es auf einmal das Weib und sie rannte davon. Daheim suchte sie gleich die Kinder. Die lagen tot im Bett.
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Beim Maushäusel fällt ein flinker Bach in die Ohe. Hoch droben im Gebirg liegt ein Steg über dem Bach, und einmal ging eine Bäuerin mit einem Korb Eier über den Steg, die wollte sie am Markt feilbieten. Da rutschte sie aus, und die schönen weißen Eier kugelten ins Wasser und schwammen in dem abschüssigen Bach davon. Schnurstracks lief das Weib ins Tal hinunter. Drunten wartete sie eine Weile, da trug der Bach ein blitzblankes Ei vom Berg herab, und hernach schwamm ein zweites daher und ein drittes und wieder eins, und so fing die Bäuerin nach und nach alle Eier wieder glücklich ein, und keines war zerbrochen. Seither heißt der gute Bach der Wunderbach.
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Bei Rehberg neben der Hauswaldkapelle hockte einmal auf einem Baumstumpf ein Bettelweib und hielt Erdbeeren im Schoß. Da kam eine reiche Frau mit ihren Kindern den Steig daher. Die Arme bat sie um ein Bröcklein Brot, es hungere sie sehr. Aber die Reiche tat, als höre sie nichts, und als die Kinder dem Bettelweib ihr Brot schenkten, schalt sie deswegen die Kinder und riss sie im Zorn hinein in die Kapelle. Wie die Frau in ihren feinen Kleidern jetzt vor dem Muttergottesbild stand, da stieg ihr die Hochfahrt und sie prahlte, sie sei viel schöner als die Liebe Frau am Altar. Kaum hatte sie so geredet, so wuchs ihr ein Stierkopf auf den Achseln, und sie brüllte und schaute gräulich darein. Ihre Kinder rannten zu Tode erschrocken zur Kapelle hinaus. Draußen sahen sie noch, wie das arme Weib die Beeren aus dem Schoß schüttete und sich in einen Glanz auflöste. Es war die Muttergottes selber gewesen.
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Am Abhang des Rachels liegt in einem Kessel ein schauriger See, die Hirten scheuen ihn und die Jäger. Tief drunten auf seinem Grund muss der Landpfleger Pilatus ewig büßen, weil unter ihm unser Heiland hat Gewalt gelitten.
Auch drei Fräulein sind in den Rachelsee verwunschen. Eine davon erschlug bei Lebzeiten ihre Magd mit dem Pantoffel, drum muss die Schlimme zur Strafe in eisernen Pantoffeln gehen. Zur Sonnwendnacht schwimmt sie ans Land und darf die eisernen Pantoffeln abtun. Sie geht barfuß durch den mondscheinigen Wald, und ihre Pantoffeln liegen derweil auf einem Stein. Der Unterleib des Fräuleins ist schwarz, aber das Gesicht und die Brust sind schon wieder weiß, sie hat die schwere Sünde schon halb gebüßt.
Gott schenke allen verirrten Seelen die Rast!
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Wie noch der Teufel auf Gottes Erdboden umging, übernachtete einmal ein Jäger tief in den Rachelwäldern in einer verlassenen Holzhackerhütte. Mitten in der Nacht fuhr der Jäger aus dem Schlaf, der Teufel saß neben ihm und sagte: »He, Grünstrumpf, steh, auf, du musst mit mir wettlaufen!« Der Grüne war es zufrieden und setzte seine Seligkeit zum Pfand, der Schwarze herentgegen versprach eine Bärenhaut voller Geld, wenn der andere geschwinder sei als er. Sie wollten um die Hütte herumlaufen, und der Schwarze zählte: »Eins, zwei, drei, hui!« und sauste davon. Der Grüne aber blieb ruhig bei der Tür stehen, und als der Schwarze ums Haus herum daherschnaufte, lachte er ihm entgegen: »Du fauler Kerl, ich bin schon längst da!« Da verzweifelte der Schwarze an seiner Schnelligkeit, und er forderte jetzt den Grünen zum Raufen auf, wer stärker wäre. Der Grüne aber hob seine Büchse und schoss den Schwarzen nieder. Seither hatte der Jäger den sicheren Schoss: wie schnell auch der Hirsch sprang, wie hoch auch der Geier im Himmel hing, seiner Kugel entging nichts mehr.
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Die Wassermännlein gehen unter den Leuten herum, man kennt sie aber gleich heraus, weil ihnen alleweil aus dem linken Ärmel das Wasser herabtropft. Einmal sah einer auf dem Viehmarkt ein solches Wassermännlein und stieß seinen Begleiter: »Siehst es, das ist ein Wassermandel, dem tropft das Wasser aus dem linken Ärmel.« Als hernach der Mann allein war, kam das Wassermännlein zu ihm und sagte: »Wir zwei rechnen einmal miteinander ab, weil du mich verraten hast.« Als derselbe Mann einmal an einem Tümpel vorbeiging, da fiel ihm das Wassermännlein von hinten ins Genack und tauchte ihm den Kopf in den Tümpel, dass der Mann ersoff.
In Winterberg kam einmal ein Wassermännlein in eine Fleischbank, es hätte sich gern einen Braten geholt. Es hatte ein grünes Gewand an und aus der rechten Rocktasche tröpfelte es beständig. Den Fleischhacker ritt der Übermut, er erkannte gleich, mit wem er es zu tun hatte, und begehrte, das Männlein solle auf das Fleisch zeigen, das es kaufen wolle. Wie es nun auf das Fleisch tupfte, das am Stock lag, schlug der boshafte Meister mit der Hacke hin und schlug ihm den Finger ab. Da hob das Wassermännlein die blutige Hand und drohte: »Fleischhacker, du musst ersaufen!« Der Fleischhacker aber dachte, das wolle er wohl verhüten, und er wich seit der Zeit allen Weihern und Wassern aus, dass die Drohung zuschanden werde. Aber einmal kam er in hoher Nacht vom Bier heim, und weil er vor lauter Rausch die Tür nicht fand, so legte er sich unter die Dachtraufe hin und schlief ein. Doch in der Nacht brachen die Wolken, der Regen schoss vom Dach herunter, und am Morgen fand man den Fleischhacker unter der Traufe ertrunken.
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Eine Mutter hatte einmal ein liebes zartes Kind. Da war ihr eine Zwergin drum neidig, und sie stahl ihr heimlich das schöne Kind und legte ihr dafür ihr eigenes in die Wiege, und das war überaus grauslich, es hatte einen großen Schädel und Froschaugen und einen dicken Kropf und fraß, daß es kaum zu erfüttern war. Als die Mutter den Wechselbalg fand, weinte sie, dass es hätte einen harten Stein erbarmen können, aber die Zwergin gab ihr das liebe Kind nicht zurück. Alles Bitten und Betteln half nichts, der abscheuliche Fratz lag in der Wiege und plärrte boshaft. Da kochte die Mutter ein Gebräu und goss hernach das Bier in ein leeres Hühnerei und brachte es dem Schreihals. Gleich wurde er still und konnte auf einmal reden und sagte:
»Ich bin so alt
wie der Böhmerwald
und hab in mein Leben
solchen Brauch nit gesehen.«
Da hatte sich der Wechselbalg verraten und verschwand. Die Zwergin aber musste das liebe Kind wieder zurückbringen.
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Der Krischko aus Gansau hatte vernommen, dass hinter Prag wo ein Schatz liege, zwei Ellen unter der Erde, ein halber Strich Gold und Silber, und er stiftete elf Leute an, mit ihm den Schatz zu heben. Vorerst mussten sie den Teufel vorladen, dazu brauchten sie drei Schwarzbücher; weil sie aber nur zwei hatten, schickten sie den Preúß aus Helmbach nach Bayern hinein, weil sie dort einen Bauern wussten, der ein solches Zauberbuch unter einem Baum vergraben hatte. Der Bauer hätte das Buch gern hergegeben, doch seine Söhne wollten nicht; zuletzt aber erstand es der Preuß um sechshundert Gulden. Wie er wieder daheim war, riefen sie in einer Haarstube in Freiung den Teufel an. Da rumpelte es wie ein Donner und der höllische Geist stürzte durch den Rauchfang herunter mitten unter die zwölf und lechzte: »Der Jüngste gehört mir!« Jetzt schrie der Preuß: »Jesus Maria Josef, das wär ja ich!« Wie der Teufel die drei heiligen Namen hörte, drehte er sich um und rumpelte hurtig wieder zum Loch hinaus.
Nach einigen Wochen kam ein Herr aus der Kreisstadt Písek daher, der hatte ein kaiserkönigliches Gewand an und begehrte das ganze schöne Geld, das die zwölf Schatzsucher gesammelt hatten, und nahm auch die Schwarzbücher mit. Sie hörten weiter nichts mehr von ihm. Wer es war, weiß man nicht. Es hatte sich damals keiner getraut, dass er ihn gefragt hätte.
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Ein Waldheger ging einst von Winterberg nach Freiung heim. Da saßen auf der Wiese um einen Scherhaufen drei Krähen und greinten und krähten: »Ich nehm's nit, nimm's du!« Der Heger horchte ihnen eine Weile verwundert zu, dann machte er dem Streit ein Ende, er ging hin, tat das Erdhäuflein ins Schneuztuch und trug es heim. Wie jetzt abends sein Weib am Melkschemel saß, wurde die Kuh nicht leer, und die Milch hörte nicht auf zu rinnen, und die Hegerin musste bis tief in die Nacht hinein melken. Die andern Kühe im Dorf aber gaben selbes Mal keinen Tropfen Milch. Das ist schon hundert Jahre her.
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Einmal trug der Teufel alle Schätze der Welt zusammen. Wie er die Schätze auf einem gewaltigen Haufen beisammen hatte, deckte er sie mit Felsen zu und schleppte Steine her und allweil mehr Steine her und türmte sie aufeinander. Und wie er mit dem hochmächtigen Berg fertig war, so war das der Lusen, und der Teufel setzte sich darauf und verschnaufte sich, und sein Schweif reichte weit über die Wälder und Möser und die Schwanzquaste lag gerad vor der Fürstenhuter Kirche. Da musste der dortige Pfarrer sich hüten, dass er nicht darauf trat. Denn der Teufel ist kitzlich.
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Einmal führte der Martin Lutter mit den Schweden Krieg. Weil aber der Lutter zu wenig Leute hatte, als dass er sich hätte mit den Schweden in eine Feldschlacht einlassen können, so zog er sich in den Böhmerwald zurück und iöckelte den Feind schön langsam hinter sich her. Dabei schnitt er alle Bäume an, die am Weg standen, und wie die Schweden hinter ihm her schon tief drin im Wald marschierten, fing ein wilder Sturm an und stürzte die angeschnittenen Bäume, und die Schweden wurden alle darunter erschlagen. Der Martin Lutter wartete jetzt in der Gegend von Außergefild bessere Zeiten ab. Heute noch trägt dort ein Berg seinen Namen.
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In Korkushütten war ein Waghals, der ritt aus und auf den Kubani hinauf und droben raubte er der Otterkönigin die Krone. Er setzte sich den goldenen Reifen auf die Stirn, da glänzte der ganze Wald davon. Aber auf einmal pfiff es, und alle Schlangen des Berges schossen daher und verfolgten den Räuber. Der spornte das Ross, dass das Blut aus den Flanken spritzte, und es setzte über Felsen und Büsche und jagte dahin wie der Windsbraus. Aber die Schlangen waren blitzschnell hinter ihm her, sie überschlugen sich und waren wie Räder und rollten, und manche flogen schier. In großer Not erreichte der Reiter seinen Hof. Die wütenden Nattern prallten so stark gegen das Haus, dass sie ein Eck abschlugen. Wie nun der Räuber im Stall seinem Ross den Schweiß abwischte und ihm mit der Hand durch den Schweif kämmte, fuhr eine versteckte Natter aus dem Schweif und stach ihn, dass er sterben musste.
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Weil sich der Teufel mächtig viel auf seine Gewalt und Zauberei einbildete, wettete er mit einem Jägerskriecht, er wolle in einer einzigen Nacht einen Steinfels, so groß wie eine Haarstube, am Hals von Prag her übern Böhmerwald schaffen und vor dem ersten Hahnenkraht damit in Passau sein. Und wie jetzt das letzte Betglöckel abends in Prag verklang, spie der Teufel in die Pratzen, erwischte einen riesigen Stein, und hui ging es dahin und dem Böhmerwald zu. Aber wie er in der Finsternis zwischen den Bergen Kubani und Schreiner in die Höhe keuchte, krähte drunten in einer Holzhackerhütte der Hahn. Da tat der Teufel einen Fluch, dass die Sterne am Himmel zitterten, ließ den Stein fallen und fuhr in die Hölle.
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Drei Schwestern aus Wolfsgrub konnten hexen. Sie sammelten allweil den Frühtau von den fremden Wiesen und gaben ihn ihren Kühen zu trinken. Sie hatten die wenigsten Kühe und die meiste Milch im Ort. Wenn sie Butter ausrührten, so schmierten sie zuerst den Butterstock, dann brachten sie so viel zuweg, dass sie oft nicht wussten, wohin damit. Weil sie so häufig barfuß im feuchten Gras gingen, kriegten sie alle drei die Gicht. Und wenn der Geißhansjürgl mit seinem Weib eingehängt an der Hütte der drei vorüberging, sagte er alleweil zu ihr:
»Margretl, spiaz aus, spiaz dreimal aus,
jetzt gehen wir fürs Hexenhaus!«
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Wo heute Kuschwarda liegt, war zu Urwaldszeiten der Ort Bärenloch. Dort war ein langer fester Damm gebaut, der hielt die schädlichen Wetterwasser an, dass sie das Land nicht verwüsteten. Über den Damm war ein Teichherr gesetzt, der hauste droben auf dem Turm Kunzwart. Der Teichherr aber hielt es mit den argen Rittern der Burgen Gans und Tusset und raubte die Säumer aus, die den Goldenen Steig zogen, und versteckte den Raub in den Klüften und Klunsen des Steinberges und kümmerte sich keinen Pfifferling um Damm und Teich. Aber einmal löste sich ein schweres Wetter, und weil der Teichherr die kleinen Wasserwehren und Weiher im Gebirg nicht rechtzeitig genug sperren ließ, so schwoll der Teich an und der Damm zerriss. Da wurde das ganze Böhmerland furchtbar überschwemmt bis Prag hinab, Leute und Vieh ertranken. Den Flecken Bärenloch nahm das Wasser mit und die Kirche versank. Die Bärenlocher retteten sich auf den Steinberg. Da ritt der Teichherr mit seinen Spießgesellen daher und sperrte die armen Leute in ein großes hölzernes Haus und zündete es an. Sie mussten alle verbrennen, die von seiner Schuld wussten. Er selber ließ seinem Ross die Eisen verkehrt aufnageln, daß ihn keine Spur verrate, und floh. Aber sie fassten ihn doch, und in Prag schlugen sie ihm den Schädel ab.
Wenn ein Unglück über Kuschwarda kommen soll, hört man tief in der Erde drin die versunkene Kirche läuten.
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In uralter Zeit kam ein blinder Bursch in den Böhmerwald, der wusste, was sich noch alles auf der Welt begeben wird, und sagte es voraus. Er verkündete: »Der Wald wird einmal zugesperrt werden, und eiserne Straßen werden durch die Wildnis gehen. Um dieselbe Zeit bricht der Weltkrieg aus, da werden in Kuschwarda aus den Fenstern Brennnesseln wachsen, und die Kirche wird ein Rossstall sein. Und das Blut wird so hoch steigen, wie die schwarzen Forellen gehen.«
Ein lustigerer Wahrsager herentgegen sagte: »Ein Bauer wird sich auf den großen Felsen bei Oberlichtbuchet flüchten und sich einen Laib Brot mitnehmen, und der Weltkrieg wird so lange andauern, bis selbiger Bauer den Laib vertilgt hat.«
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In Adlerhütten lebte ein Holzhacker, der hätte gern geheiratet. Weil ihn aber daheim auf seiner verfallenen Hütte und seinem kümmerlichen Acker keine Dirn mehr mochte, so holte er sich aus der Fremde ein Weib, das war bildsauber, und von der Stunde an ging ihm alles Glück zu. Er hatte nur ein zaundürres Kühlein auf der Streu und das molk gar spärlich, aber doch schwamm der Sterz, den das Weib ihm in den Wald nachtrug, im Schmalz, und einen Topf voll süßer Milch brachte sie ihm auch allweil mit. Die andern Weiber merkten gleich, dass das nicht mit rechten Dingen zugehe, und sie lauschten die Fremde einmal ab, wie sie mit der Graskitze um grünes Futter ging. Da hängte sie das Leintuch über einen Gräßling (verästelte Fichtenstaude) und zog an den vier Tragbändern wie an den Strichen eines Euters und molk die schönste fetteste Milch in ihren Topf, dass es schäumte und schellte. Die Holzhackerin konnte noch mancherlei: sie wusste Mittel gegen die hitzige Krankheit, sie bannte Blitz und Hagel, sie fand die Sonnwendwurzen, die die Milch in dicken Rahm verwandelt, und zu gewissen Zeiten riß sie Ähren von fremden Feldern ab und drosch sie aus, da hatte sie dann den Nutzen von den Feldern. Am Kartag heimste sie aus den Nachbarhäusern das Auskehricht ein, verbrannte es und schanzte so fürs ganze Jahr alles Ungeziefer den Nachbarn zu.
Aber mitten im größten Glück erschlug ein fallender Baum den Holzhacker. Da ließ ihn das Weib schön und christlich begraben und reiste hernach mit ihren zwei Kindern aus dem Wald, niemandem verriet sie wohin. Nur einmal kam sie noch zurück und hängte eine hübsch gemalte Martertafel an die große Buche, wo ihr Mann verunglückt war. Die Stelle heißt heute »beim Bildbaum«.
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Der schwarze Hiesel aus der Zassau war ein verwogener Wildbretschütz. Die Jäger konnten ihm nicht an, er war fest. Niemand konnte ihn schießen oder stechen oder mit Eisen hauen, die bleiernen Kugeln wurden weich an seiner Haut. Am liebsten pirschte er durch die Wallerer Wälder, dort knallte er die Hirsche und die Rehe nieder und vergunnte den rechtschaffenen Jägern nur die Losung. Selbiges wurmte die Wallerer Schützen höllisch, sie rückten oft haufenweis aus und passten den gefrorenen Hiesel ab und schossen nach ihm. Aber der Hiesel beutelte die Kugeln von sich ab wie ein Fuchs die Flöhe, und wenn sie ihn umstellt hatten und er nimmer wusste woaus, verzauberte er sich in einen grünen Tännling oder in einen dürren Hanichel, und die Wallerer schlichen an ihm vorüber oder lauerten neben ihm und erkannten ihn nicht, und er konnte alles hören, was sie über ihn redeten. Drum wurde den Schützen oft unheimlich, und sie verloren die Schneid. Einmal aber überrumpelten sie den Hiesel doch, und weil sie ihn nicht anders umbringen konnten, so schlugen sie ihm mit einem Tremmel das Hirn ein.
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In dem Jahr, wo der große Wind ging, taumelte ein rauschiger Bauer in der Nacht von der Kirchweih heim. Da hörte er in seinem Stadel drin eine seltsame wilde Musik, er tat das Scheuntor auf und ließ den Mond hinein. Drin saßen die Katzen auf der Tenne, sie hatten die Schweife im Maul und fingerten darauf wie auf Flöten und Klarinetten, und in der Mitte der Tenne tanzte eine Katze mit des Bauern großem schwarzem Kater. Das ärgerte den Rauschigen mächtig, und er schimpfte über seinen Kater und drohte: »Freu dich, du zottiger Lümmel, ich werde dir aufmischen!« Hernach tappte er sich in seine Kammer und fiel auf den Strohsack hin und schnarchte. Da schlich der Kater durchs Fenster herein und steckte seinen Schweif dem Bauer in den Schlund, dass er erstickte.
In der Prachatitzer Kirche steht in die Betstühle geschnitzt: »Hüt dich vor den Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen!«
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Vor Zeiten stieg einmal ein Mann auf den Berg Libin. Er kam vom Weg ab und irrte die Kreuz und die Quer durch die finstre Wildnis. Auf einmal geriet er mitten im Wald in einen Garten, dort war es wunderschön und licht, die Sonne schien hell darein, und die allerseltsamsten Stauden wuchsen da, und daran hingen ganz fremde Früchte, wie er sie nie gesehen. Blumen blühten da in allen Farben und Größen, sie waren wie von fremden Inseln, und wildfremde Vögel flogen durch die Luft oder saßen im Laub, und sie schlugen so wild und so schön und so traurig, und es war ein wunderliches Gesäus im Gras. Da ward es dem Mann schwindlig vor den Augen, und er wurde so müd und legte sich ins Moos und schlief ein. In der Nacht erst wachte er auf, wie in Prachatitz drunten die Säumerglocke läutete. Wie der Mann wieder .heimkam, war er ganz anders als früher, seine Augen schauten überall vorüber, und er redete nicht mehr viel. Es war sein Glück, dass er aus dem verwunschenen Garten heraus kommen war. Andere, die sich auch hinein verirrt hatten, kamen nimmer heim.
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In der Stritschitzer Pfarre kaufte einmal ein Bauer einem fremden Rosshändler einen Hengst ab. Der Hengst aber scheute sich vor jeder Martersäule und an jedem Kreuzweg. Wie nun das Luder wieder einmal an einem Feldkreuz sich aufbäumte, da trieb es der Bauer gewaltsam an, aber das wilde Ross brach die Deichsel und zerriss die Stränge und fiel schließlich über seinen Herrn her und zerfleischte ihn derart, dass er im Blut liegen blieb. Die Nachbarn schafften ihn heim, und weil ihm das Blut so arg rann und nicht zu stillen war, kam er ins Sterben. Da schleppte er sich mit der letzten Kraft in den Stall und rannte dem Hengst ein Schlachtmesser in den Bauch und schrie: »Du sollst mich nit allein umbringen, Satan!« Der Hengst brach tot zusammen, und gleich entstand ein schreckliches Getöse, als ob ein Gewitter unter der Erde wäre. Der Bauer starb zur selben Stunde.
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Ein rauschiger Kerl tappte einmal um Mitternacht an der Flanitzschwelle dahin gegen Stierwald. Hulloh hebt sich gäh das wilde Gejage in den Lüften an, und das Gehölz kracht und faucht und seufzt und biegt sich, und im Wind droben grollt und rollt und miaut und wiehert es, als ob tausend Hunde und Katzen und Rösser dahin flögen. Den Kerl unten aber machte der Rausch keck, und er tat es der fliegenden Jagd nach, bellte und wieherte und schrie wie ein Märzenkater. Aber auf einmal verging ihm der Spott auf den Lefzen, er spürte, wie er das Erdreich unter der Ferse verlor, wie es ihn nahm und hob und wie er über die Wälder dahin flog. Und grobe und klare Stimmen kamen aus dem Sturm und riefen ihn an: »Heb die Haxen!« Da zog der Kerl vor Angst die Knie bis an den Bauch, aber dennoch schleifte es ihn durch die Tannenspitzen, Schienbein und Schenkel schlug er sich blutrünstig, und die Zehen verstauchte er sich an den Wipfeln. Der kalte Schweiß kam ihm. Schließlich setzte die wilde Jagd ihn völlig zerschunden und abgehetzt auf das Dach einer öden Brechelstube ab.
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In Andreasberg war einmal ein Pfarrer, und der musste wohl in einer schweren Sünde gestorben sein, weil er im Tod keine Ruhe fand. Im Fürstenzimmer des Pfarrhofes meldete sich nachts sein Geist und ging auf und ab, als ob er eine Predigt auswendig lerne, und seine Schuhe krachten. Der Pater Michael hatte den Verstorbenen gut gekannt, und drum schrieb er ihm zwei Briefe. In dem einen stand, der Geist soll kund tun, was er begehre und wie er erlöst werden könne. Im andern Brief schaffte der Pater ihn von der Welt ab, wenn seiner Seele nimmer zu helfen wäre. Die zwei Briefe legte der Pater abends in das unheimliche Zimmer und sperrte es ab und nahm den Schlüssel zu sich. In der Frühe war der zweite Brief verschwunden, und es weihte seitdem in dem Fürstenzimmer nimmer an. Das nahm sich der Pater Michael zu Herzen, er wurde ein stiller Mann und schied sich von den Freuden, die die Welt gibt. Als er starb, hielten ihn die Leute für einen Heiligen, und sein Leib verwest nicht, trotzdem dass er schon hundert Jahre begraben ist.
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In einem Dorf bei Kalsching spielten einmal die Buben in einer Scheuer, und einer von ihnen sagte, seine Großmutter habe ihm erzählt: man kann sich an einem Strohhalm aufhängen, wenn es der Teufel haben will. Das glaubten ihm aber die andern nicht, sie meinten, ein Strohhalm halte ein solches Gewicht nicht aus. Da wurde der Bub wild und sagte, er wolle sich selber an einem Halm aufhängen, und die andern sollten ihn abschneiden, wenn er mit den Füßen zapple und keinen Atem mehr fange. Und wahrhaftig nahm er einen langen festen Hahn, flocht ihn um einen Trambaum und hängte sich daran. Im selben Augenblick rannte ein Hase durch den Stadel, der hatte nur drei Füße. Da jagten die Buben schreiend hinter dem Dreifüßigen her und vergaßen ganz und gar des Gehängten. Wie sie nach einer Weile zurückkamen, fanden sie den Kameraden tot mit blauem Gesicht an dem Strohhalm hängen.
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Im Todherbst kamen einmal Zigeuner ins Dorf Tisch. Der Wind war rau, und die Bergspitzen lagen schon im Schnee, da gingen die Zigeuner von Hof zu Hof und bettelten um eine Herberge, es wäre halt gar zu kalt im Wald draußen. Doch die Leute ließen sie nicht in die Stuben, sie fürchteten die kohlschwarzen Augen und die krummen Finger und die verrunzelten Weiber. Schließlieh erbarmte sich ein Bauer und ließ sie über Nacht in seine Scheuer. Die Zigeuner hatten einen Igel gefangen, den wollten sie sich braten. Drum zündeten sie ein Feuer an. Das nahm ihnen der Bauer krumm. »Hoho, ihr legt mir den Stadel in Asche!« schrie er. Da deutete ein alter Zigeuner auf eine Schaube Stroh und sagte: »Such dir einen Halm aus, Bauer, ich brenn dir ihn heraus.« Und der Alte zündete den Halm an, und der brannte durch das ganze Bund bis zur Ähre, die andern Halme aber brannten nicht. So demütig gehorchte das wilde Feuer.
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Voralters ließ sich einmal ein Fremder über die Wulda fahren, er hatte lange dünne Beine und war abgehagert und trug einen roten Mantel und einen schwarzen Sack, davon ging ein schrecklicher Gestank aus. Der Unheimliche sagte zu dem Schiffsknecht: »Jetzt werden so viel Leichen sein als Tage im Jahr.« Es sind aber ihrer viel mehr gestorben.
Die Dörfer Andreasberg und Ogfolderhaid starben bis auf die letzte Seele aus. Die Häuser standen leer und verfielen. Einen einzigen Knecht, er war bucklig, ging die Pest nicht an, denn einer mußte bleiben, dass die Leichen unter den Wasen kämen. Der Knecht fuhr durch die Ortschaften, warf die Toten auf einen Leiterwagen und führte sie nach Stein, dort schaffte er sie durch ein rotes Tor in den Freithof. Oft verlor er am Wege eine Leiche, und sie verweste, und selbst den Raben grauste vor ihr.
Wie die Leute schon meinten, die Welt gehe unter, flog ein Vogel durch den Wald, der rief allweil:
»Esst Pumarell,
sterbt nit so schnell!
Esst Enzigon,
ihr kommt davon!«
Da tranken die Leute Enziangeist und brauten aus Bibernell ein Säftlein, davon wurden sie gesund, und das Sterben nahm ein Ende. Das rote Freithofstor wurde vermauert.
Nach vielen Jahren bauten die Leute in Stein eine Wasserleitung. Wie sie so gruben, stiegen sie auf einmal auf die Pestknochen, ganze Gerippe deckten sie auf, und man fand bei ihnen noch die Kreuzlein von den Rosenkränzen. Wie der Pfarrer dazukam, erschrak er und ließ die Knochen schnell wieder verscharren.
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Der Grünhuterer in Krummau hatte ehemals keinen schwarzen Groschen im Beutel, und auf einmal stand er als reicher Mann da und wusste sich vor lauter Geld nicht zu helfen, Häuser und Höfe kaufte er zusammen, und nichts war ihm zu teuer, er hätte können die ganze Wulda kaufen bis zu ihren Wurzeln. Aber wie der Grünhuterer alt und grau wurde, da stöhnte er alle Nacht im Schlaf: »Nur heut noch nit, nur heut noch nit! Morgen!« Und so wimmerte er Nacht für Nacht und weckte damit allweil wieder seine Frau auf, bis ihr angst und bang um ihn wurde. Da redete sie ihm so lange zu, bis er ihr eingestand, er habe dem Teufel seine Seele um Geld und Gut verschrieben, und jetzt sei der Teufel ungeduldig und verlange die Seele und deute nachts allweil auf die Unterschrift des Grünhuterers. In ihrem Kummer suchte jetzt die Frau den Krummauer Prälaten auf, und der Prälat beschwor den Teufel, und gleich kam der Schwarze daher, in den Händen einen Brief mit blutiger Unterschrift. Aber die Unterschrift gehörte einem andern Bürger aus Krummau. Da musste der Teufel auch die andere Schrift holen, der Prälat zerriss sie, und so entrannen die zwei Männer dem ewigen Verderben.
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Ein Mönch aus dem Kloster in Krummau wallfahrtete vortags zur Muttergottes nach Gojau, und weil er etwas auf dem Gewissen hatte, wollte er dort beichten. Die Nacht war noch nicht verwichen, und wie der Klosterbruder durch einen anrüchigen Wald ging, sprangen Räuber aus einer Staude heraus und fielen über ihn her, und einer schlug so fest mit dem Schwert nach ihm, dass ihm der Kopf vom Hals sprang. Der Mönch war hin, aber der blutige Kopf lebte weiter und rollte den Weg fort und kugelte bergab, bergauf und schwamm durch den Bach und stöhnte allweil wieder das eine Wort: »Beichten! Beichten!« Wie er in die Gnadenkirche zu Gojau kam, nahm ihm der Pfarrer die Beichte ab und sprach ihn los, und jetzt erst starb der Kopf.
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Ein steinaltes Weiblein in Mugrau hatte den Blitzfaden. Von wem sie ihn gekriegt und wie er ausgeschaut hat, das weiß niemand. Einmal brockte das Weiblein im Gföhret Beeren. Da stieg es kohlschwarz übers Fuchswiesengebirg auf, das Wetter rückte, immer näher, Blitz und Donner jagten eines das andere. Wie es schon recht abscheulich tümmelte, schloff das Weib in einen hohlen Ahorn, und wie sie herausspähte, stand auf einmal eine wunderschöne fremde Jungfrau vor ihr. Sie hatte gar nichts am Leib, aber sie leuchtete, dass der Schein von ihr ging, und ihre Haare waren feuerrot. Da schrie das Weiblein der schönen Jungfer zu: »Du wirst ganz nass, Dirndel. Schlief zu mir in den Baum herein!« Aber die Fremde sagte darauf: »Ich kann nit zu dir hinein, du hast den Blitzfaden bei dir.« Im selben Augenblick tut es einen Donnerschlag, es zündelt,, und der helle Brand schießt auf einen Baum daneben hochauf. Die Jungfer aber war nimmer da. – Hätte das Weibel den Blitzfaden nicht bei sich getragen, das wilde Feuer wäre in ihren Baum gefahren.
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Auf der Burg Trojas saßen wilde Brüder, die mussten nach dem Tod um ihrer Gewalttaten willen umgehen, und sie geisterten noch, als ihre Burg schon längst zertrümmert war. Alle Freitag standen sie in menschlicher Gestalt auf dem Gemäuer, sie trugen Rabenköpfe und krächzten so schauerlich und scharf, dass sie alle Vögel aus dem Wald verscheuchten und niemand mehr an der Burgstätte vorübergehen wollte. Aber einmal pirschte sich ein junger Förstersknecht heran und schoí3 auf die drei, Rabenmänner. Der Schuss krachte so gewaltig, dass der Jäger hinfiel und wie tot lag. Als er wieder zu sich kam, sah er in einem Wasser, dass ihm aus dem Gesicht ein langer borstiger Rabenschnabel gewachsen war. Er trug sein Unglück und allen Spott und Abscheu der Leute geduldig manches Jahr. Um das Trojaser Schloss aber flogen jetzt die drei Verwunschenen als wirkliche Raben, und sie klagten und krähten nimmer so wild wie vormals. Und als der Jäger starb, hörten die Holzhacker von der Burg her drei Stimmen singen:
»Jäger mit der Rabennasen,
liegst jetzt unterm Freithofsrasen,
Gott gibt dir die ewige Rast,
weil du uns erlöset hast.«
Seitdem hörte man die drei nimmer.
Ein Schulmeister ging einmal bei Kirchschlag auf einem Kreuzweg. Auf einmal um Mitternacht sprang von der Burg Trojas her ein riesiger Rappe aus dem Wald, seine Augen waren größer als ein Katzenkopf und sprühten Funken, die Mähne stand ihm geberg und war wie ein aufbegehrendes Feuer, der Schweif und die Hufeisen waren feuerrot, und aus den Kniescheiben standen goldene glühende Sporen heraus. Das schwarze Ross wieherte, dass die Wälder schallten, und sein Huf klirrte, und es ging neben dem zitternden Schulmeister daher und lud ihn mit allerlei Gebärden ein, er solle auf ihm reiten. Erst wie der Wald ein Ende nahm, warf sich das Ross herum und tummelte mit höllischem Lärm dem Walde Trojas zu, es weckte den Sturm, und die Tannen prasselten und krachten und eine glühende Staubwolke hing über der Finsternis. Aber auf einmal war alles wieder todstill.
In späteren Jahren wurde das geistische Ross alleweil lichter und weißer, und jetzt trifft man es nimmer an.
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Bei den drei steinernen Sesseln ist ein öder unheimlicher. See. In dem abgelegenen Wasser hausen viele verschaffte Geister, die in wilde Tiere verwunschen sind.
Ein Jäger verirrte sich im Mondschein und war auf einmal am See. Da legte er die Angel aus und fing bald eine Ferche, die hatte feurige Schuppen, und die Ferche warf er in einen Kessel und wollte sie sieden. Wie aber das Wasser unruhig wurde und rauchte, da wurde der Fisch immer lustiger und kecker, und er schnellte sich in die Höhe und schnalzte. Und überall sauste und rauschte es nun in den Lüften, und rührte sich doch kein Laub am Wald und regte sich keine Welle. Und es murrte aus dem Grund des Sees: »Es sind nit alle zu Hause! Der Einauger, der ist gefangen!« Da erschrak der Jäger und leerte den Kessel samt dem tollen Fisch in den See. Und gleich war die Nacht wieder todstill.
Ein Holzhacker ging einmal ganz allein durch den Dreisesselwald, und die Sonne war gerad verschienen. Da schrie eine rauhe Stimme vom See her:
»Alle sind schon do,
alle sind schon do,
nur der stutzet Stier geht o!«
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Der Totengräber von Höritz grub einmal im alten Freithof ein mächtiges Geripp aus, er lehnte es an die Mauer, und weil es schon Feierabend läutete, ließ er es dort lehnen. Wie am selben Abend die jungen Leute beim Tuifelwirt in der Spinnstube saßen, sahen sie durchs Fenster das riesige Geripp an der Mauer droben, und spaßhalber meinte einer, ob nicht etwer das Herz hätte und trüge den beinernen Bruder herunter in die Stube, er könnte ihnen allerlei erzählen. Da war auch des Wirtes Magd dabei, ein festes Mensch, die kannte keine Scheu und sagte: »Ich hol mir ihn.« Schnell sprang sie die Staffeln zum Freithof hinauf und nahm das Geripp auf den Buckel. Wie sie aber die Stiege wieder hinunterging, spürte sie, dass der beinerne Mann langsam die Finger um ihren Hals legte, und er würgte und würgte allweil mehr, dass sie kaum mehr Atem fangen konnte, sie wollte das Gespenst abschütteln, aber es war wie verwachsen mit ihr. Jetzt jagte sie dahin und erreichte die Tür und riß sie auf, da verließ sie der Sinn, und sie stürzte tot über die Schwelle.
Ein anderes Mal holte auch so eine prahlerische Rockenstubendirn einen Schädel aus dem Beinhaus. Wie sie ihn wieder zurücktrug und ihn auf seinen Ort tat, knirschte der Totenkopf sie auf einmal an: »Wenn du nit von guten Leuten wärst, ich hätt dich zerrissen!«
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Auf einem Gupf bei Wieles nistete voralters der Teufel. Oft und oft stieg er, wenn ihm zeitlang war, den Berg hinunter und kehrte in die Loimühle ein. Dem Müller aber war der schwarze Gast zuwider, und weil er ein frommes Herz hatte, wollte er den Teufel aus der Welt schaffen. Vor der Mühle lagen die Sägbäume, und in eines der dicken Blöcher bohrte der Loimüller ein Loch, und wie jetzt der Leibhaftige wieder einmal ins Tal herunterzottelte, packten ihn der Meister und sein Knecht, und weil er so dürr und dünn wie ein Bock war, brachten die zwei ihn ohne viel Mühe in das Loch hinein, schlugen einen Keil davor und spannten hernach das Holzbloch in die Säge. Wie der Teufel schmeckte, dass sie ihn zerschneiden wollten, nahm er seine ganze höllische Kraft zusammen und sprengte das Bloch auseinander und entrann. Dem Loimüller setzte er aus Rache den roten Hahn aufs Dach. Die Gegend war ihm aber verleidet, und er reiste in ein anderes Land. Heute noch zeigen sich die Leute den Teufelskeller, wo der schwarze Einsiedler gehaust hat.
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Vor grauer Zeit hetzte ein Ritter in den alten weitschichtigen Wäldern an der Wulda Hirsche und Bären. Dabei fiel ihm einmal die Nacht in den Weg, so dass er nimmer heimfand. Hundsmüd legte er sich in ein wildes Moos und gab sein liebes Leben und seine Seele unserem Herrgott in die Hand und schlief ein. Im tiefen Schlaf wurde er durch einen Hahnenschrei geweckt. Er kniete sich auf, da hatte er den Bart voller Tau, und das eiserne Gewand war feucht, und wie jetzt die Luft graute, sah der Ritter im Zwielicht auf einer Leite einen Hof liegen, dem Steinbauer gehörig. Jetzt fand sich der verirrte Herr wieder zurecht. Er baute an selber Stelle eine Kapelle, und später wurde eine Kirche daraus, und zum Andenken an den Hahnenschrei in der Wildnis stellte man einen großen Hahn auf den Turm hinauf. Dort wachte er noch zur Preußenzeit. Wie aber die neuen Leute den Turm umbauten, vergaßen sie den guten blechernen Hahn. Um die Kirche herum wurde das Dorf Ottau.
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Eine Stunde weit von Rosenberg, links von dem großen Wasser Wulda, wirtschaftete am Hofbauernhaus in Sabratne ein Bauer, der hatte einen starken Hals, und wenn er in der Kirche betete, so wackelte der Altar, und wenn er im Wald schrie, da fielen schier die Rabennester von den Bäumen. Weil er ein gerader Michel war und kein Geheimtuer, so machte er sich manchen zum Feind. Auch der Richter von Rosenberg konnte den geschrienen Mann nicht leiden, und er ließ ihn einmal kurzweg greifen und am Rosenberger Schloss in den Hungerturm sperren. Der Turm ging so weit in den tiefen Fels hinunter, als er hoch war, und drunten lag der Hofbauer gar manchen lieben Tag und seufzte. Einmal zur Sommerszeit wollte sich der Richter eine Kurzweil schaffen, und er gab dem Bauer zu wissen, wenn er so laut schreie, dass ihn seine Hausleute in Sabratne hören, dürfe er frei davongehen. Stracks stellte sich der Bauer auf den Turm und schrie: »Führt das Korn heim!« Und der Schrei flog wunderbar weit über die Wälder und über die Wulda hin, und die Knechte daheim hörten ihren Herrn und führten schleunig aus, was er sie geheißen. Der Schreihals wurde um seiner Kunst willen aus dem Turm gelassen, ob er aber sein Maul seither besser behütet hat, selbes weiß man nimmer.
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Auf dem Turmberg bei Malsching war ein festes Schloss, das ist aber verfallen, und an seiner Stelle steht ein Kirchlein, drin ist unsere Liebe Frau zur Herberg. Einmal zu Ostern, es wurden gerade in der Kirche die Leiden des Heilands gelesen, ging eine Mutter mit ihrem Dirnlein auf den Turmberg, da sah sie den Fels offen. Schnell stieg sie in den Keller hinein, setzte dort das Kind auf die Erde und raffte aus den Truhen viel goldenen Schmuck in die Schürze und schaffte ihn hinaus. Wie sie aber draußen war, sprang der Fels zu, und das Kind war im Berg drin versperrt. Da ward die Mutter traurig, der goldene Schatz freute sie nimmer, oft schlich sie hinauf auf den Turmberg und lauschte an dem Stein, ob ihr Dirnlein nicht klage, und das Herz zersprang ihr bald. Ein Jahr darauf ani selben Ostertag sahen die Leute wieder den Berg aufgetan, und tief drin rief und weinte das Kind. Aber niemand traute sich in die Kluft hinein, und so verschloss sich der Felsen wieder, und das Dirnlein blieb drin verloren.
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Den Teufel verdross das Stift Hohenfurt sehr; wenn die frommen Glocken läuteten, taten ihm die Hörner am Schädel weh. Die Mönche wollte er ersäufen wie die Ratzen. Zur Nacht sollten darum seine Gesellen in der Schlucht oberhalb des Klosters mit einer Mauer die Wulda schwellen. Sie warfen mächtige Felsbrocken übereinander, weit von den Gipfeln des Böhmerwaldes brachten sie die Steine daher. Der höllische Meister lümmelte auf einer Kanzel und hetzte sein Volk an und schleuderte zeitweise selber einen riesigen Felsen in den Fluss. Gegen die Frühe krähte irgendwo ein Hahn. Der Teufel lachte: »Schwarzer Hahn, da liegt mir nix dran! « Nach einer Weile meldete sich ein zweiter Hahn. Auch der irrte den Teufel nicht. »Roter Hahn, toter Hahn!« sagte er und trieb seine Scharwerker an. Schier wäre ihm sein Anschlag gelungen.
Da krähte es gegen das Morgenrot zum dritten Mal. Jetzt knirschte der Böse: »Weißer Hahn, ich muss davon!« und er brauste mit seinen Helfershelfern über die Wälder fort. Tags darauf kam ein hohes Wasser daher, das zerriss die Mauer. Heute noch sperrt das wilde Blockwerk den Fluss, und auf der Teufelskanzel ist der Fuß des Satans allweil noch eingedrückt.
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Wie die traute Gottesfrau mit ihrem Kind auf der Flucht war, kam sie auch in den Böhmerwald. Da rastete sie auf einem Felsen, und der harte Stein wollte ihr ein Liebes tun und schmiegte sich an ihren heiligen Leib an, und heute noch sieht man den steinernen Sessel mit der hohen Lehne und dem Fußschemel stehen. auf dem Großen Zwickelberg bei Unterhaid. Aber ein Bauer ackerte dort, und wie sein einfältiges Vieh die himmlische Mutter erkannte, wollte es nicht vorüber. Der Bauer fluchte und schlug die Ochsen, das tat der scheuen Frau leid, und sie ging davon und blieb auf einem andern Hügel, dem Kleinen Zwickelberg, dort wusch sie an einem Brunn dem Gottesbüblein die Windeln und bleichte sie auf der Au, und heute noch bleibt darum auch im härtesten Winter der Fleck um den Brunnen ohne Schnee. Den ganzen Sommer weilte unsere liebe Frau dort und brockte Blumen und Haselnüsse, aber wie es herbstelte, schnalzten die Hirten mit den Peitschen und störten ihrem zärtlichen Kind den Traum. Drum reiste die heilige Maria weiter in eine einsame Gegend bei Reichenau, und dort fanden sie fromme Leute mitten im Schnee auf einem .Stein sitzen und bauten ihr die Kirche Heiligenstein.
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Die Unterhaider und die Reichenauer Kirche führte ein und derselbe Baumeister auf. Weil aber seltsamerweise die zwei Baupläne verwechselt wurden, kriegte Unterhaid ein viel stolzeres und höheres Herrgottshaus als der größere Pfarrsprengel Reichenau. Das verdross die Reichenauer bitter, und in ihrem Zorn fingen sie den Baumeister und hängten ihn am Galgenberg auf. Die Unterhaider aber schnitten die Leiche wieder vom Galgen und lehnten sie in ihrer Kirche in eine Nische an die Orgelstiege, dort stand der beinerne Tote lange Jahre. Den Unterhaidern wurde, wie ja gewöhnlich Undank der Welt Lohn ist, für ihre gute Tat ein übler Spitzname angebunden, den verrate ich aber nicht, weil ich selber von Unterhaid her bin. – Die Kirche stand zweihundert Jahre lang ohne Dach.
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Am Unschuldigen-Kindertag ging eine Kreuzschar aus dem Mühlviertel gen Maria Schnee. Da sahen sie am Weg vor sich viele kleinwinzige Kinder in einer langen, langen Reihe wallfahren, und das letzte von den Kindern verfing sich allweil wieder in den Zipfel seines Hemdleins, und es stolperte und stürzte hin, stand wieder auf und fiel wieder über sein allzu langes schneeweißes Hemd. So blieb das Kind langsam zurück; es fürchtete, die andern gingen ihm davon, und so weinte es gar gotteskläglich. Das sah eine Wallfahrerin, und weil ihr das Kind bitter leid tat, tröstete sie es: »Wein nit, mein Zuserbeuterl, ich bind dir den Zipfel hinauf!« Da sagte das Kind: »Gottlob, jetzt hab ich auch einen Namen!« Es war ein Kind, das ohne Taufe gestorben war.
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Bei Strobnitz in den Wäldern ging ein Mühlrad, dort hieß es die Rabenmühle, weil der Müller wie ein Rabe stahl. Sein Weib war eine gelernte Hexe, die beizte den Bauern die Läuse an und verhexte ihnen, wenn sie nicht in der Rabenmühle mahlen ließen, das Vieh, dass es Bluttaler molk. Wer an der Mühle vorüber musste, schlug ein Kreuz. Der Müller schrieb sich Ruben, und seine drei Töchter waren noch schlechter als die Eltern. Einmal wollten sie nach dem Federnschleißen einen Tanz halten. Wie aber die Burschen ausblieben, verschwuren sich die drei: »Und tanzen müssen wir heut, und sollt es mit dem Teufel sein! « Da kamen fremde Spielleute daher mit Geigen und Klarinetten und fremde Männer, die trugen schwere Goldketten und Ringe und mussten was recht Vornehmes sein. Sie tanzten mit den Müllerstöchtern erst fein langsam, hernach aber allweil wilder und wilder, dass die Füße nimmer den Boden berührten, die Klarinetten klagten immer schriller, die Geigen winselten immer entsetzlicher, und den Tänzern wuchsen krumme Hörner aus der Stirn und Rosshufe und Geißfüße aus den Schuhen, und auf einmal wirbelten sie mit den Dirnen durch die Lüfte davon, und die Rabenmühle loderte aus und versank.
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Im Norden Deutschlands, weit weit vom Böhmerwald weg, steht an dem Fluss Aller die Burg Hudemühlen. Dort hielt sich in alten Zeiten ein unruhiges Geistlein auf mit; Namen Hinzelmann, das polterte in den Nächten über Böden und Stiegen und Kammern und Saal, plagte die Mägde, schreckte und neckte die Knechte und trieb allerhand Unfug. Nur den zwei schönsten Schwestern des Ritters diente er artig und treu und er schlief sogar oft nachts zu ihren Füßen. Ihre Freier aber verscheuchte er, und so geschah es, dass die zwei schönen Schwestern schließlich unverheiratet blieben. Einmal ertappte der Burgherr den Kobold und fragte ihn, woher er denn sei. Da drehte der Hinzelmann seine rote Kappe in den Händen und sagte: »Ich bin aus Böhmen, dort hat man mich vertrieben. Meine Frau Mutter ist eine gute Christin gewest, und mein Weib heißt Hillebiegel, und sie lebt noch im Böhmerwald.«
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Im roten Turm des Schlosses zu Gratzen schlief in einer Stube eine Wöchnerin mit ihrem neuen Kind. Die Hebamme wachte bei ihr, und wie das Weib zum Fenster hinaus schaute und der Mondschein blendhell an der Burgmauer lag, da tat sich drunten die Mauer auf, und auf unterirdischen Staffeln stiegen zwölf Mönche herauf. Sie hatten die finstern Kutten mit Stricken gegürtet, ihre Bärte hingen lang und eisgrau, und die Gesichter waren schlohweiß, die Augen kehrten sie zur Erde und in ihren Händen brannten hohe Kerzen. So schritten sie langsam und ohne Laut an dem alten Schloss dahin und durch die Mauern hindurch, als ob sie Spinnwitten wären, und verschwanden. Die Wärterin schauderte und meinte, die Mönche künden ein wildes Unglück an.
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Es fuhr ein Bauer zwischen Lichten und Siehstmichnit mit leerem Wagen heim. Auf einmal brachten seine Ochsen das Fuhrwerk nimmer vom Fleck. Er schlug mit dem Peitschenstecken auf sie los, das Vieh schnaufte und brüllte vor Mühsal, aber alles war umsonst: der Wagen war wie angefroren. Da kroch ein Männlein aus dem Gehölz und sagte dem Bauer, er soll mit der Hacke auf das hintere Rad schlagen. Der Bauer tat es, und gleich rollte das Fuhrwerk wieder weiter. Wie er heim ins Dorf kam, lag sein Nachbar mit einem abgehackten Fuß in der Stube. Der schlimme Mann hatte einen Erdspiegel, drin konnte er alles sehen. Wie er heute den Bauer mit dem Fuhrwerk im Glas sah, stellte er schnell den Fuß auf das hintere Rad im Spiegel, und wie der andere draußen mit der Hacke auf das Rad schlug, schlug er dem verdammten Hexenmeister daheim den Fuß ab.
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Drei Männer hatten im Herbst im Wald zu tun. Wie sie sich hinlegten und rasteten, steckten sie alle drei die Füße in einen Sack, weil es kalt war und regnete. Kommt da ein steinaltes Waldweib daher, schaut sich die drei an und meint: »Da denk ich schon neunmal Wald und neunmal Wies. Aber ein solches Vieh hat die Welt noch nit gesehen. Ich will schleunig um meine Hacke rennen, zwei Köpfe schlag ich ab und mach drei Füße draus, das wird hernach ein schöner Ochs sein zum Holzführen.« Derweil jetzt das Weib die Hacke holte, nahmen die drei die Knie über die Achsel und taten über alle neun Berge aus.
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Der verrufene Schwarzkünstler Doktor Faust wurde auf seinen Reisen durch die Welt auch an den Plöckensteiner See verschlagen. Dort beschwor er seinen höllischen Knecht, der musste ihm eine Brücke aus lauter Stecknadeln zaubern über den breiten See, und so schnell, dass der Faust mit seinen schwefelschnaufenden Rössern darüber jagen konnte, und hinter ihm musste der Teufel die Brücke gleich wieder wegreißen.
Solche Dienste musste der Doktor Faust schließlich teuer bezahlen. Wie sein Stündlein schlug, grollte ihn der Teufel an:
»Wigel dich, wagel dich,
siedst nit, so brat ich dich,
gehst nit, so trag ich dich!«
Und er fuhr mit ihm in die Hölle.
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Einmal am Heiligen Abend kehrte ein großer Herr mit Ross und Knecht spät nachts in dem Dorf Grün bei einem Wirt ein. Sein Knecht ging gleich mit dem Eimer zum Brunn, er wollte die Rösser tränken. Es schlug eben Mitternacht, da schüttete er ihnen das Wasser in den Trog. Doch die Rösser schnupperten daran und soffen nicht. Da leuchtete der Knecht hin und merkte, dass das Wasser sich in Wein gewandelt hatte. Er erzählte das seltsame Ding dem Stallbuben. Und wie ein Jahr um war und wieder die heilige Mitternacht da war, da nahm der Stallbub den Eimer und wollte sich den Mettenwein holen. Wie er aber zum Brunn kam, da sah er zwischen sich und dem Brunn ein zweischneidiges Messer in der Luft. Jetzt dürstete ihn nimmer, und er kehrte um.
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Ehemals hausten am Teich bei Chudiwa wunderwinzige Wasserweiblein. Die schweibten oft ihre Schneuztücher und trockneten sie an einer Stange. Da ritt einmal ein nichtsnutziger Reiter vorüber, und weil ihm die seidenen Tüchlein gefielen, nahm er eines davon mit. Die Weiblein wurden es gleich inne und drohten dem Dieb: »Du wirst deine Schnitern, deine Schnutern gar nimmer lang haben.« Der Reiter aber lachte und sprengte sein Ross. Wie er sich aber das erste Mal in das Tüchlein schneuzte, fiel ihm die Nase ab.
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Ein Geschirrhändler aus Kaltenbach hielt einmal in Passau seine Häfen feil. Da geriet er mit einem in Streit, und in der gähen Hitze ließ er ihm das Messer hinein. Deswegen wurde ihm das Urteil gesprochen: der Schädel sollte ihm abgeschlagen werden. Den Scharfrichter erbarmte der fremde Geschirrhändler, und er wollte ihm beim Köpfen nicht arg weh tun, drum suchte er sich sein allerschärfstes Schwert, das war blattdünn geschliffen. Die bittere Stunde kam, und der arme Sünder saß an den Stuhl gebunden und wartete auf den. Streich. Da schlug ihm der Scharfrichter das gute Schwert so schnell durch den Hals, dass ihm der Kopf auf dem Leib sitzen blieb und kein Blutstropfen rann. Die Passauer wunderten sich arg, solches hatten sie noch nicht erlebt, und die Gerichtsherren ließen den Kerl laufen, meinten, er habe Angst genug ausgestanden, und ehrten das Wunder. Der Scharfrichter verband ihm den Hals und gab ihm noch den Rat auf den Weg, er soll den Kopf hübsch steif tragen. Wie hernach der Häfenmann gegen die Grenze des Bistums kam und ihn der Hals gar nimmer juckte und gar im Bräuhaus zu Grainet die Musikanten zum Tanz aufspielten, da kehrte er ein und ließ sich eine Maß Bier einschenken. Und ein bairischer Mann hielt ihm sein Brisilglas hin. Jetzt freute den Häfenmann das Leben erst recht, und er schlug sich eine hübsche Fuhre Tabak auf die Hand und schnupfte. Auf einmal tat er einen scharfen Nieser – hatschit – und der Schädel flog ihm vom Hals mitten in den Tanz hinein.
Helf Gott, dass es wahr ist!
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