Wilhelm Busch
Der Geburtstag
Wilhelm Busch

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Die Eier

Das weiß ein jeder, wer's auch sei,
Gesund und stärkend ist das Ei. –
Nicht nur in allerlei Gebäck,
Wo es bescheiden im Versteck;
Nicht nur in Soßen ist's beliebt,
Weil es denselben Rundung gibt;
Nicht eben dieserhalben nur –
Nein, auch in leiblicher Statur,
Gerechtermaßen abgesotten,
Zu Pellkartoffeln, Butterbroten
Erregt dasselbe fast bei allen
Ein ungeteiltes Wohlgefallen;
Und jeder rückt den Stuhl herbei
Und spricht: Ich bitte um ein Ei! –
Daß dieses wahr, das fühlte klar
Sogar die treue Bauernschar. –
Der Plan mit Pillens Busenfreund,
So wohlbedacht, so gut gemeint –
Man kann wohl sagen –, ist mißraten,
Doch Treue sinnt auf neue Taten. –
Denn daß zu diesem hohen Tage
Etwas geschieht, ist keine Frage. –
Der sanfte Johann Heinrich Dreier
Der sprach: »Wo dünket jük de Eier?«
»Kein besser Ding vor diesen Zweck!«
Rief Schneider Böck. – »Un dat seg eck!«
»Ick ok!« schreit Korte. »Dunnerschlag!
Keen Minsche, de nich Eier mag!«
Und alle riefen laut und froh:
»Jaja, man to! Jaja, man to!«
Bald ist im Dorfe weit und breit
Mann, Weib und Kind in Tätigkeit,
Um zu den obgedachten Zwecken
In Scheunen, Ställen und Verstecken,

In unwirtsamen dunklen Ecken
Des Huhnes Eier zu entdecken. –
Die Hühner machen groß Geschrei;
Denn auch das Huhn verehrt das Ei,
Was es im stillen treu gelegt
Und gerne weiter hegt und pflegt,
Bis nach den vorgeschriebnen Wochen
Ein Pieperich hervorgekrochen. –
Jedoch nicht jedes ist so gut. –
Es gibt auch welche, die die Brut
Treulos verlassen – und so eins
Ist leider Krischan Stinkel seins. –

Du wutt nich sitten, Lork? denkt Stinkel
Und zwinkert mit dem Augenwinkel –
Na, denn loop hen! Na, denn man to!
Ok recht! Ick weit wol, wat ick do! –

Nachdem er so in seine Mütze
Die Eier, daß er sie benütze,
Mit etwas Häckerling vermengt,
Behutsam leise eingezwängt,
Trägt er dieselben zu dem Orte,
Wo dieses Mal der lange Korte,
Der ehedem und hierzuvor
Gestanden bei dem Gardekorps,
Die Gaben gern entgegennimmt.
Ja, dieser Korte ist bestimmt,
Als Ehrengreis und Biedermann,
Der so etwas am besten kann,
Begleitet von zwei Ehrendamen,
Natürlich in Gemeinde Namen,
Das Festgeschenk noch diesen Morgen
An hoher Stelle zu besorgen.

Hier steht die Kutsche vom Pastor
Und Kortens Ochse steht davor.
Daneben stehet Kortens Sohn. –
Zwei Stunden ist's zur Bahnstation.

Mit Vorsicht wird zuerst placiert
Der Eierkorb, wie sich's gebührt.

Sogleich nach diesem, wie sich's schickt,

Die Ehrenjungfern, reich geschmückt.

Mit Ruh und Würde und zuletzt
Hat Korte sich hineingesetzt.

»Nu, Kunrad, jüh! Wi wünschet Glücke!«
Nicht weit davon ist eine Brücke.

Es rutscht das Rad. – Herrje! Schrumbum!
Da fällt die alte Kutsche um. –

Bestürzt ist jedes Angesicht.
Wie's drinnen ist, das weiß man nicht.

Nun hebt nach oben, ohne Worte,
Sich Korte aus der Kutschenpforte.

Nun kommt ein Ehrenjungfernbild,
In Eigelb merklich eingehüllt.

O weh! Es fehlt noch immer eine!
Gottlob! Hier sieht man ihre Beine!

Die Jungfern und der Ehrengreis
Sind alle drei ganz gelb und weiß.

Man ist bemüht, sie abzuwischen. –
»Puh!« – hieß es – »Hier sind fule twischen!«

Hier schlich beiseite Krischan Stinkel
Und zwinkert mit dem Augenwinkel
Und spricht zu seiner Frau Christine:
»De fulen, Stine, dat sind mine!« –

Als man darauf verwundersam
In einem Kreis zusammenkam,
Da hieß es: »Kommt na Mutter Köhmen!
Up düt, da möt wi einen nöhmen!«

Gesagt, getan. – Für Mutter Köhm
Ist dies natürlich angenehm. –

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