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Der Zustand der sogenannten Wilden,
Die, ohne zu ackern, zu pflanzen, zu säen,
Mit Müßiggang sich auf Kosten der Götter begehen,
wie Homer von seinen Cyklopen sagt.
Und der Zustand der großen asiatischen Despoten (eines Kalifen im alten Bagdad oder eines Sultans von Indien zum Beispiel) scheinen die beiden äußersten Linien zu beschreiben, innerhalb welchen das, worin die Menschen ihre Glückseligkeit zu suchen pflegen, eingeschlossen ist; – und beide scheinen zu beweisen, »daß sich der Mensch mit sehr Wenigem befriedigen lasse.«
291 Der Grönländer, der Lappe, der Kamtschadale, der Esquimeau, der Caraibe, der Hottentott – Leute, die zum Theil unter sehr verschiedenen Himmelsstrichen leben, – wie wenig haben sie vonnöthen, um mit ihrem Zustande zufrieden zu seyn!
Die glaubwürdigsten Nachrichten stimmen alle darin überein, daß diese in unsern Augen so armseligen Geschöpfe »sich für die Glückseligsten unter den Sterblichen halten und den blosen Gedanken, mit uns zu tauschen, verschmähen.«
Der Lappe, unter seinem berußten kegelförmigen Gezelte auf etliche Bärenhäute ausgestreckt, bringt seine Muße mit Tabakrauchen zu (sagt der Präsident von Maupertuis) und sieht mit Mitleiden auf die Bemühungen der übrigen Sterblichen herab.
Den Wilden in Nordamerica gesteht ein Mann, der sie zu kennen Gelegenheit gehabt hat und mehr Philosoph ist, als man es von einem Ordensmann erwarten oder fordern dürfte, der Jesuit CharlevoixCharlevoix – Jesuit, geb. zu St. Quentin 1684, gest. 1761, hat sich durch seine, wenn gleich etwas weitschweifigen Geschichten und Beschreibungen von Japan, St. Domingo, Paraguay, wo er als Missionär gewesen war, den Ruhm eines guten Beobachters erworben., zu: »daß sie glücklich seyen.« Er versichert uns, daß, als einige von ihnen nach Paris geschickt worden, der Anblick aller Herrlichkeiten und Wollüste dieser Hauptstadt der heutigen Welt nicht den mindesten Eindruck auf sie gemacht habe; daß sie mit dem lebhaftesten Verlangen wieder in ihre Heimath zurückgekehrt und von Allem, was sie in Paris gesehen, nichts ungern zurückgelassen hätten, als die Garküchen, wo sie immer vollauf zu essen gefunden, ohne auf die Zubereitung warten zu müssen.
Er ist so billig hinzuzusetzen: daß es wohl Franzosen gegeben habe, welche, nachdem sie einige Zeit unter den Wilden gelebt, es sich so wohl bei ihnen gefallen lassen, daß sie sich nicht entschließen können, in die Colonie zurückzukehren, ob sie 292 gleich sehr bequem darin zu leben gehabt hätten; aber, daß sich jemals ein Wilder an die französische Lebensart gewöhnt hätte, davon habe man kein Beispiel, u. s. f. – Kurz, die wilden Nordamericaner sind in ihren eigenen Augen (und über diesen Punkt wird doch ihr Zeugniß, wiewohl in ihrer eigenen Sache, für gültig angenommen werden müssen) die beneidenswürdigsten Leute unter der Sonne; – und sind es ohne unsre Wissenschaften, ohne unsre Künste, ohne unsre Bequemlichkeiten und erkünstelten Wollüste, blos durch Freiheit von allen Arten von Zwang, durch Müßiggang und Befriedigung ihrer thierischen Bedürfnisse. Laßt den Wilden in seinem Hamak liegen und Tabak rauchen; gebt ihm, wenn ihn hungert, seine Portion ManiokDie Maniok- oder Kassabiwurzel ist ein Hauptgegenstand des Anbaues bei mehreren americanischen Stämmen, welche daraus ihr Brod und Getränke bereiten. Dieß Getränke ist von dreierlei Art, und zwei Arten davon sind berauschend. Die beste Nachricht hierüber giebt Quandt: Nachrichten von Surinam und seinen Einwohnern, Görl. 1807 im Auszug im Journale für die neuesten Land- und Seereisen. Bd. 4. oder Bärenfleisch und seine Frau, wenn er genug gegessen hat, und schenkt ihm Branntwein aus dem Schädel seines Feindes ein, wenn er sich auf die angenehmste Art einschläfern will: das ist Alles, was er zur Glückseligkeit vonnöthen hat; seine rohe Seele erhebt sich zu keinem höhern Wunsche und erwartet selbst von jenem Leben keine höheren Freuden.
Und was hat nun euer Sultan, euer Kalif, Sardanapal und Heliogabalus vor diesem Wilden voraus? Worin ist die Glückseligkeit, die ihn so lange befriediget, als seine Nerven ihren Dienst thun, von des Huronen seiner unterschieden? Die Form macht in der That einigen Unterschied, aber der Stoff ist der nämliche. Ein ewiger Cirkel sinnlicher Ergetzungen, mit Unabhängigkeit und sorglosem Müßiggang vergesellschaftet, macht diesen beneideten Zustand aus, welcher seinem Besitzer in einer ununterbrochenen Trunkenheit, zwischen Betäubung und Entzücken, keine Fähigkeit läßt, einen andern Wunsch zu thun oder etwas Anderes zu bedauern, als daß Erschöpfung und Unvermögen, allen Zaubereien der Natur und 293 allen Hülfsmitteln der Kunst zu Trotz, endlich die wollüstige Scene schließen.
Ein berühmter englischer Dichter, der Zeitgenosse und Nebenbuhler des großen Shakespeare, Ben Johnson, schildert in seinem Alchymisten die innerlichen Gesinnungen der meisten Sterblichen unter der Person des Sir Epikur Mammon nach dem Leben ab. Dieser Unsinnige hat sich von einem Betrüger eine Grille in den Kopf setzen lassen, welche in Ben Johnsons Zeitalter manchen Kopf verrückte und manchen Beutel ausleerte. Er hofft sich in Kurzem in vollem Besitze des Steins der Weisen zu sehen. Das große Werk berührt beinahe den Augenblick seiner Zeitigung. In drei Stunden wird die Projection vor sich gehen. Welche Aussichten für den üppigen Sir Mammon! Seine Einbildungskraft wird so sehr dadurch erhöht, daß er von seinen ausschweifenden Hoffnungen als von Dingen, die er wirklich schon im Besitz habe, spricht. In drei Stunden wird er nicht nur, wie König Midas, Alles, was er berührt, in Gold verwandeln, sondern auch dieses wundervolle Elixir in seiner Gewalt haben, wovon etliche Tropfen genug sind (wie er sagt), »aus abgelebten Greisen wieder Jünglinge zu machen, wahre Marse, fähig, Liebesgötter zu zeugen!«
Und was für einen Gebrauch wird Sir Epikur von seinem unschätzbaren Geheimnisse machen? – »Ich gedenke (spricht er in der Ergießung seiner Freude) eine so große Menge von Weibern und Beischläferinnen zu haben, wie König Salomon, der den Stein der Weisen auch hatte wie ich; und vermittelst meines Elixirs will ich mir einen Rücken machen, wie des Herkules seiner war, kräftig genug, um es mit fünfzigen in einer Nacht aufzunehmen. Meine Betten sollen nicht gestopft seyn; aufblasen will ich sie lassen; Flaum ist zu hart. Und 294 dann meinen großen ovalen Saal, den will ich mit lauter Malereien angefüllt haben, wie sie Tiberius von der Elephantis entlehnteWas hier nicht erklärt werden kann, erzählt Sueton im Leben des Tiberius Cap. 43.: sie sollen ganz ein anderes Leben haben, als diese matten Nachahmungen des schalköpfigen AretinPeter von Arezzo (der Aretiner), geb. 1492 und gest. zu Venedig 1557, die Geißel der Fürsten und der Göttliche genannt, war ein Komiker und Satiriker, dem an Keckheit des Witzes, aber auch an Frechheit und Unverschämtheit vielleicht kein Anderer irgend einer Nation gleichkommt. – Wieland hat in diesem Gemälde einen starken Zug weggelassen, weil er für deutsche Leser zu anstößig wäre, wiewohl ihn die Engländer sogar auf der Schaubühne ertragen konnten. Mammon sagt im Original:
– – – Then my Glasses
Cut in more subtil Angles, to disperse
And multiply the Figures, as I walk
Naked between my Succubae – – W.
Es wird wohl, hoffentlich, keiner Protestation vonnöthen haben, daß ich sehr weit entfernt bin, eine so thierische Sinnesart gut zu heißen. Aber ich kann mich eben so wenig verhindern, zu glauben, daß, wenn Scham oder Heuchelei dem größten Theile der Sterblichen erlaubte, aufrichtig zu seyn, die meisten gestehen müßten, daß sie – die Haselmäuse und Schweinszitzen und die in Perlen gekochten Kameelsfüße allenfalls ausgenommen – die übrigen Ingredienzien in das, was dieser komische Heliogabalus für sein höchstes Gut erklärt, sich sehr wohl gefallen lassen würden.
295 Die Griechen waren von den Zeiten des Pisistratus an das feinste, witzigste und polirteste Volk des Alterthums. Und was für Männer waren ihr Solon, ihr Alexander! Jener ein Weiser, ein Gesetzgeber, dessen Name uns noch jetzt Ehrerbietung gebeut; dieser einer von den seltnen Menschen, bei deren Hervorbringung die Natur sich selbst zu erschöpfen scheint, ein Mann, der (wenn jemals einer) dazu gemacht war, an der Spitze des menschlichen Geschlechts zu stehen.
Und wie dachte der Eine und der Andere über den großen Punkt, wovon hier die Rede ist? Ihre Ausübung kann uns, denke ich, das beste Licht hierüber geben.
Was ich jetzt liebe (singt der alte Solon in einem kleinen Bruchstück eines Gedichtes, welches uns Plutarch aufbehalten hat), das sind die Werke der Kypris, des Bacchus und der Musen, aus welchen die Freuden der Männer entspringen. – Das heißt sich doch sehr offenherzig herausgelassen! Es ist, wenn man will, verfeinerte Sinnlichkeit, mit den Freuden der Einbildungskraft und des Herzens vergesellschaftet; aber es ist doch immer Sinnlichkeit. Und aus diesem Tone sang Solon der Weise nicht etwan in der Trunkenheit der ersten Jugend, sondern (wie der silberlockige Anakreon) in einem Alter, worin ein Mann wie er den Werth des Lebens und der Dinge schätzen gelernt haben sollte.
Der große Alexander, der in dem eigentlichen Alter der Leidenschaften der bescheidenste, der mäßigste, der enthaltsamste aller Sterblichen war, blieb es nur so lange, als der Durst nach Ruhm, oder, richtiger zu reden, als die Begeisterung für seinen Entwurf einer allgemeinen Monarchie alle seine übrigen Leidenschaften überwältigte. Aber sobald ein großer Theil dieses romantischen Entwurfs ausgeführt, und unter 296 den Schwierigkeiten, die von allen Seiten mit jedem neuen Schritt auf ihn eindrangen, sein Blut genugsam abgekühlt war, um auf den Rest desselben Verzicht zu thun oder wenigstens mit viel gemäßigterm Eifer daran zu arbeiten: so legte er nur zu viele Proben ab, daß er von der Glückseligkeit eben so denke, wie die gewöhnlichen Menschen. Von diesem Augenblick an machten üppige Gastmähler, Bacchusfeste, persische Weine und persische Schönen den Gegenstand der Ergetzungen aus, womit er sich selbst für alle die Mühe belohnte, die er sich gegeben hatte, um (wie er einst im Scherz sagte) den Athenern eine gute Meinung von ihm beizubringen.
Pyrrhus, nach Alexander der ruhmsüchtigste aller Griechen, gibt in seinem berühmten Gespräche mit dem weisen Cyneas, welches uns Plutarch aufbehalten hat, auf eine sehr offenherzige Art zu erkennen, was in seinen Augen dasjenige war, worin sich alle Wünsche der Sterblichen verlieren. Nachdem ihn seine durch Ruhmsucht begeisterte Einbildungskraft von Eroberung zu Eroberung endlich zum Herrn der halben Welt gemacht hatte, fragt ihn Cyneas: »Und wenn wir nun mit allen diesen Eroberungen fertig sind, was fangen wir alsdann an?« – Was wir anfangen? sagt Pyrrhus; das versteht sich! Dann bringen wir unser übriges Leben in Ruh' und Müßiggang, in Schmäusen und Festen und Lustbarkeiten zu und denken an nichts, als wie wir uns die Zeit recht angenehm vertreiben wollen. – Wahrlich, ein sehr aristippischer Plan von Leben! und, was hier vornehmlich zu bemerken ist, an welchem weder der weise Cyneas noch der weise Plutarch etwas Anderes auszusetzen haben, als daß Pyrrhus nicht weise genug war, da anzufangen, wo er aufzuhören gedachte.
297 Man würde mich sehr unbillig mißverstehen, wenn man glaubte, ich wollte damit sagen: daß Solon, Cyneas oder Plutarch Anhänger oder Gönner einer trägen, lasterhaften Wollust gewesen wären. Die großen Männer des Alterthums wußten so gut, als die Großen und Weisen unter den Neuern, Geschäfte mit Ergetzungen und das, was sie dem Staat, mit dem, was sie sich selbst schuldig zu seyn glaubten, zu vereinigen. Indessen erweiset sich doch aus diesen Beispielen, was für eine Vorstellung sie sich von der Glückseligkeit machten, sobald die Rede nicht von einer Idee, sondern vom wirklichen Leben war. – Und das ist, was wir beweisen wollten.
Doch wozu haben wir einzelne Beispiele nöthig? Die hohe Meinung, welche die Erdebewohner von der Glückseligkeit, die aus dem Genusse des sinnlichen Vergnügens entspringt, von jeher gehegt haben, liegt am Tage. Wohlleben und Schmausen ist bei allen Völkern einerlei; und womit enden sich alle große öffentliche Handlungen, auch die wichtigsten und feierlichsten, als mit einem Schmause? Welches ist der gewöhnliche Weg, einander Ehre anzuthun, einem Gönner seine Dankbarkeit zu beweisen oder sich einem Großen angenehm zu machen? Ein Schmaus, eine Bacchanal, ein Fest, wobei, nach Beschaffenheit der Größe der Person, die damit beehrt wird, alle Götter der Freuden aufgeboten werden. Bei öffentlichen Unterhandlungen, von welchen oft der Wohlstand ganzer Völker abhängt, was pflegen gewöhnlicher Weise die hohen Bevollmächtigten Angelegeneres zu haben, als mit einander in die Wette zu eifern, wer die Ehre seiner Nation und seines Principals durch den prächtigsten Schmaus behaupten könne? Sogar bei Geschäften, welche den strengen Ernst der Richter am Styx und die Tugend 298 eines Cato erfordern, nehmen Bankette und Ergetzungen wenigstens die Hälfte einer Zeit weg, welche Verrichtungen geheiligt ist, bei welchen man nie nüchtern genug seyn kann.Dieß wurde um die Zeit der letzten Reichs-Kammergerichts-Visitation geschrieben und paßte vortrefflich. W. Und wir sollten daran zweifeln, daß die Menschen ihre höchste Glückseligkeit in Essen, Trinken, Müßiggang und sinnlichen Wollüsten suchen?
Doch, wofern uns auch dieses Alles und überhaupt der gewöhnliche Gebrauch, den die Reichen von ihrem Ueberflusse machen, und die Begierlichkeit, womit sich die Uebrigen angelegen seyn lassen, reich zu werden, noch einen Zweifel übrig lassen könnte, wie sehr die Wünsche der Sterblichen an der Erde kleben: so müßten uns die Vorstellungen davon überzeugen, welche man sich von jeher, bei allen Völkern, denen das Christenthum keine reinere Begriffe von der Bestimmung des Menschen beigebracht, über den Zustand der Seligen in der andern Welt gemacht hat.
Das Elysium der Griechen, die Gimle und Vallhalla der alten Nordländer und das Paradies der Muhamedaner sehen einander so ähnlich, daß sie von einerlei Urbild abgeformt zu seyn scheinen. Ewige Muße, ewiger Genuß sinnlicher Wollüste, ohne Schmerz, ohne Arbeit, ohne Sättigung, macht in allen dreien das Ideal der Glückseligkeit aus, welche von dem künftigen Leben erwartet wird.
Und können wir uns wundern, daß der große Haufe so dachte, wenn wir sehen, daß die erhabensten Philosophen ihm hierin mit ihrem Beispiel vorleuchteten?
Selbst in seinem überhimmlischen Lande läßt Plato die seligen Geister, von Nektar trunken, tanzend den Wagen Jupiters begleiten; und der Sokratische Aeschines, einer der würdigsten Schüler des weisen Atheners, schildert aus dem Munde des Magiers Gobryas die bessere Welt, zu welcher 299 er dem sterbenden Axiochus Lust machen will, als einen Ort, »über welchen die freigebigen Horen einen Ueberfluß aller Arten von Gewächsen und Früchten ausschütten; wo reine Wasserquellen die blumigen Wiesen erfrischen, auf denen ewiger Frühling herrscht. – Er ziert diesen schönen Ort mit Hallen für die Philosophen und mit Schauplätzen für die Dichter; er läßt seine Seligen an Tischen, welche sich von selbst decken, unter einer reizenden Musik sich gütlich thun und von ihren Banketten zu Concerten und Reihentänzen aufstehen; und er vollendet das lachende Gemälde mit zwei Zügen, welche den allgemeinen Wunsch aller Sterblichen zu umschreiben scheinen und sich in seiner Sprache (der wahren Sprache der Muse) in vier Worte einschließen lassen – ακηρατος αλυπια und ἡδεια διαιτα, gänzliche Befreiung von Schmerz und Traurigkeit und ein Leben, dem kein Vergnügen fehlt.« – In der That war dieses der gewöhnliche Begriff, den sich die Griechen von dem Zustande der seligen Schatten machten; und ich sehe zwischen diesem Elysium und dem Lande der Seelen, wohin die nordamericanischen Indier ihre Verstorbenen schicken, keinen andern Unterschied, als denjenigen, der sich natürlicher Weise zwischen den Vorstellungsarten eines gebildeten und eines rohen Volkes findet.
Ich weiß wohl, daß sich einige von den aufgeklärtesten Männern unter den Alten einen edlern Begriff von dem künftigen Leben gemacht und die Glückseligkeit desselben von einer Erhöhung unserer Natur abgeleitet haben, wodurch wir der unmittelbaren Gemeinschaft des höchsten Wesens fähig gemacht würden. Und ohne allen billigen Zweifel ist dieß die eigentliche Vorstellung gewesen, welche sich die Anhänger des Zoroaster und unter den Griechen Pythagoras und Plato von dem Zustande der Weisen und Tugendhaften nach dem Tode gemacht haben.
300 Allein daraus folget wohl nichts weiter, als daß eine sehr kleine Anzahl erhabener Geister, welche in mehr als einer Betrachtung eine Ausnahme von den übrigen Sterblichen machen, sich, wenigstens in der Speculation, zu einer Idee von Vollkommenheit aufzuschwingen getrachtet haben, welche gleichwohl so weit über die Fähigkeit gewöhnlicher Menschen erhaben ist, daß sie genöthigt waren, sie in sinnliche Bilder einzukleiden, um sich einiger Maßen verständlich und ihre Leser oder Hörer gelüstig zu machen, dieser unsichtbaren Glückseligkeit theilhaft zu werden.