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Ein offner Platz vor dem Palast, der mit den Gärten zusammen hängt. Sonnen-Aufgang. Ein Feldmarsch vom ferne.
Chor der Schildknappen, dann König Heinrich, vom Chor der Ritter begleitet.
Chor der Ritter.
Triumph dem Sieger
Vom gallischen Strand!
Chor der Schildknappen.
Willkommen, Vater,
Dem Vaterland!
König Heinrich.
Willkommen hier,
Ihr edlen Schaaren!
Ihr theiltet Arbeit und Gefahren,
Theilt Lust und Ruhe nun mit mir!
Beide Chöre.
Triumph dem Sieger
Vom gallischen Strand!
Willkommen, Vater,
Dem Vaterland!
König Heinrich.
Dank, Freunde, Dank euch allen! Eure Treu'
Ist tief in Heinrichs Herz gegraben – Jetzt
Entfernet euch und gebt den müden Sinnen
Die wohlverdiente Ruh'!
(Beide Chöre gehen ab.)
König Heinrich allein.
So athm' ich wieder dich,
Du süße Luft,
Die mir
Von ihr, von ihr
Entgegen weht!
Bin ich so nahe dir?
Kaum kann ich's glauben!
Ihr holde Lauben,
In deren Morgenduft
Sie geht,
Empfanget mich!
Wie gierig athm' ich dich,
Du süße Luft,
Die mir
Von ihr, von ihr,
Entgegen weht!
(Er eilt dem Garten zu.)
Ein Blumengarten im Labyrinth, mit Rosenbüschen und Vasen mit Jasminen, Myrten, Orangen u. s. w. geziert.
Emma und Lucia, mit dem Chor der Jungfrauen, kommen hervor.
Chor.
Schwarze Stunde,
Herber Fall!
Klaget, klaget
Der schönsten Blume Fall.
Emma.
Kommt, Schwestern, an die traur'ge Pflicht!
Kommt, laßt uns Blüthen pflücken!
Schont, ihren Sarg zu schmücken,
Des Frühlings schönste Kinder nicht!
(Sie vertheilen sich und pflücken Blüthen und Blumen. Nach einer Weile finden sie sich unvermerkt wieder beisammen, sehen einander traurig an und brechen in die erste Klage aus.)
Chor.
Schwarze Stunde!
Herber Fall!
Emma.
Sie sind erstorben
Auf ihrem Munde
Die Rosen all':
O, klaget, klaget –
Chor.
Klaget, klaget
Der schönsten Blume Fall.
(Bei den letzten Worten erscheint der König.)
König Heinrich. Die Vorigen.
König Heinrich (im Hervorgehen).
Die Pforte offen! Klagetöne
Von innen her! – Mir schaudert –
(Er erblickt den Chor.)
Himmel! was
Erblick' ich! Töchter, wo ist Rosemund'?
Emma.
Ach Herr! – Sie ist –
König Heinrich.
Was ist sie? Rede!
Emma.
Gott! wie kann ich's sagen?
König Heinrich (hastig).
Wie? Sie ist – (Er fährt vor seinen eigenen Gedanken zurück.)
Emma.
Das schreckliche Geheimniß
Erstarrt in meinem Mund –
König Heinrich.
Sag Alles! Das Entsetzlichste ist schon gesagt!
Emma.
Die Königin, mit Gift und Dolch in Händen, drang
Zu uns herein, und – ohne Leben fanden wir
Das Opfer ihrer Wuth.
König Heinrich (mit Wehmuth).
Unglückliche! Euch war sie anvertraut –
Ihr liebtet sie – und ließt sie tödten?
Emma.
Wollte Gott,
Ich hätte ihr Leben mit dem meinigen
Erkaufen können! –
Gerissen wurd' ich mit Gewalt
Von ihrer Seite –
König Heinrich.
Eilet! ruft die Ritter alle, die mit mir
Gekommen, laßt die Burg umringen,
Daß nichts entrinne! Eilt im Flug!
(Der Chor geht ab.)
König Heinrich allein.
Ermordet? – todt? – Ah, tausend Dolche sind
In dir, unseliger Gedank'!
Und tausend Furienfackeln,
Alles anzuzünden, Alles zu zerstören,
Was Leben hat – O Rache! Rache!
Was säum' ich?
(Er will abgehen.)
Belmont. König Heinrich.
Belmont (sich dem Könige zu Füßen werfend).
Herr! erheitre dich – sie lebt!
König Heinrich.
Sie lebt? und ihre Schwestern, all' in Thränen,
Beweinen ihren Tod?
Belmont.
Bei deinem eignen Leben, Herr,
Sie ist gerettet!
König Heinrich.
Zittre, wenn du mich betrügst!
Belmont.
Die Königin ist die Betrogne – Rosemunden
Zu retten, wechselt' ich
Das ihr bestimmte Gift mit einem Trank,
Der, schnell betäubend, wie in Todesschlaf
Die Sinne senkt – doch schadlos, durch ein Gegengift
Von gleich behender Kraft –
König Heinrich.
Sie lebt? – O Belmont, rede wahr
Und nimm die Hälfte meines Reichs!
Belmont.
In diesem Augenblick vielleicht
Erwacht sie wieder –
König Heinrich.
Vielleicht? – Du zweifelst noch?
Elender! Hüte dich vor meinem Grimm'!
Belmont.
Ich bin der Kraft des Gegengifts gewiß.
König Heinrich.
So führe eilends mich zu ihr.
(Sie eilen ab.)
Rosemundens Zimmer. Sie liegt auf einem Ruhebette. Die Musik bereitet eine Zeit lang zu dem, was folget. Während solcher macht Rosemunde einige Bewegungen, als eine Person, die allmählich aus einem tiefen Schlaf erwacht.
Rosemunde.
Wo bin ich? –
Wie glänzend Alles um mich her!
Wie wohl ist mir! – Erwacht
Ins bessre Leben? – Aber – welch ein Nebel fällt
Von meinen Augen?
Ich bin ja – wo ich war! find' Alles wieder,
Erkenne Alles –
(Sie fühlt sich selber an.)
Wunder! Wunder!
Ich lebe noch! – So war es nur
Ein schwerer Traum? – Ich sah die Königin,
Wuth in den Augen – Gift und Dolch
In ihren Händen drang sie auf mich zu –
Ich fleht' ihr angstvoll – unerbittlich blieb
Die Schreckliche – Ich nahm den Todeskelch
Und trank und starb – und lebe noch?
Und finde hier mich wieder –
O Emma, Lucia, wo seyd ihr?
Hat Alles mich verlassen? War es nur
Ein grausam Spiel,
Das meine Feindin mit mir trieb? Erwartet
Mich Aergers noch?
Ach, Heinrich! eile deiner Rosemunde
Zu Hülf'! – Ein Augenblick zu spät
Kann uns auf ewig trennen!
König Heinrich und Belmont, Rosemunde.
König Heinrich (mit offnen Armen auf sie zu eilend).
Nein, holde Rosemund',
Uns trennen soll kein Schicksal mehr!
Rosemunde (in frohem Schrecken).
O Himmel! Du? Mein König, du? –
Du noch in meinem Arm'?
O Wonnetod! Nun laß mich sterben!
König Heinrich.
Theure Rosemunde,
Du lebst! ein Wunder hat dich mir erhalten.
Noch schaudern alle
Gebeine mir! So nah dem Elend ohne Grenzen,
Dich todt zu finden! – Sieh den Mann,
Dem ich dein Leben schuldig bin!
Belmont.
Wer hätte nicht
Sein eignes dran gewagt, um solch ein Leben
Zu retten?
König Heinrich.
Ah! Wo war mein Sinn?
Ich konnte dich verlassen? Fern von mir
Dich sicher glauben? – Dachte nicht,
Daß eine Schlang' ich hinter mir
Zurück ließ, deren Athem dich vergiften würde?
Rosemunde.
O, dieser Augenblick
Vergütet Alles! – Aber, laß, Geliebter,
Laß zu mir selbst mich kommen!
Der Freuden Ueberschwang erdrückt mein Herz.
Der Wechsel ist zu schnell, zu unverhofft,
Zu groß mein Glück, als – daß es dauern könnte.
König Heinrich.
Sey ohne Furcht! Ist Heinrich nicht bei dir?
Vorüber ist der Sturm,
Der Donner schweigt
Des Himmels Auge zeigt
Sich allerheiternd wieder,
Und sanfte Stille läßt sich nieder
Auf Weid' und Flur:
O, zage nicht,
Du holde Rose!
Entfalte prangend dich
Im Sonnenlicht;
Sey deines Heinrichs Wonne wieder
Und blüh, die Zierde der Natur!
Rosemunde. Belmont.
Rosemunde.
Noch immer ist's
Ein Wunder meinen Augen, daß ich athme,
Ich, die vor wenig Stunden
Aus einer Furie Hand den Todeskelch empfing
Und seine ganze Bitterkeit
Hinunter schlang, – ich leb', und deine Wohlthat ist's,
Du Edler?
Belmont.
Nenn', o Schönste, nicht mit diesem Namen,
Was ein Barbar, ein Wilder selbst, sobald
Er dich erblickt, zu thun nicht unterlassen konnte!
Rosemunde.
Wie kann ich dir vergelten? – Ach! noch schlägt mein Herz
Zu furchtsam, um den Werth der Wohlthat ganz zu fühlen,
Die ich dir danke!
Emma in Eile zu den Vorigen.
Sie stürzt sich in Rosemundens Arme – reißt sich aber schnell wieder los und spricht:
Emma.
O, fliehe, Rosemund'! die Königin ist nah.
Sie drang sich durch die Ritter, so die Burg erfüllen,
Und stürmt hieher. –
Rosemunde.
Weh mir! Wo flieh' ich hin?
Belmont.
Besorge nichts! Des Königs Gegenwart
Hat ihren Grimm entwaffnet.
Rosemunde.
Sie kommt –
(Zu Belmont.)
O, halte sie zurück!
(Indem die Königin herein tritt, flieht Rosemunde in ein Cabinet, das an ihr Zimmer stößt. Emma folgt ihr.)
Königin. Belmont.
Königin.
Was seh ich?
(Zu Belmont.)
Ha! Verräther! So betrogst du mich?
Belmont.
Zu deinem Besten, Königin, wofern du selbst
Nicht deine Feindin bist.
Königin.
Du drohest noch?
Der König. Die Vorigen.
König Heinrich.
Verwegne! Wie? Du wagst dich einzudrängen, wo
Die stummen Wände selbst dir deine That
Laut in die Seele donnern?
Entferne dich!
(Zu Belmont.)
Geh, wache für des Engels Sicherheit!
(Belmont geht ab.)
Königin.
Ein Wort nur, Heinrich! – Nicht, was ich gethan,
Entschuldigen – nicht Rechte geltend machen,
Die einst, in bessern Zeiten, mir die Liebe gab!
Ich weiß – verloren ist für mich dein Herz,
Und ich – verschmäh' es, dir, wie eine arme
Verlassne, Klagen vorzuwinseln.
König Heinrich.
Wie? du kommst, mir gar ins Angesicht zu trotzen?
Königin.
Laß mich vollenden und dann wähle, nach Gefallen,
Schmach oder Ruhm!
Ich weiß – verloren ist dein Herz für mich;
Es sey! Vergessen sey's, daß mich gewonnen
Zu haben einst dein Stolz war, daß ich dich
Allein aus allen Königen der Welt
Einst meiner würdig hielt! Es ist vorbei!
Nur daß ich allem Theil' an deiner Ehre
So schnell entsage, das erwarte nicht!
Ist dieß ein Rest von Liebe, so verzeih' ihn mir
Und, o, um deinetwillen nur
Bedenke, was du bist, und was du warst!
Was deines Lebens Frühling einst
Der Welt versprach, und was
In seiner üppigsten Verschwendung
Das Glück für dich gethan!
Zu welcher Glorie du den edeln Namen
PlantagenetHeinrich II. war Sohn eines Grafen Plantagenet von Anjou, aus welchem Hause England von 1154–1399 acht Könige erhielt. G. erhöhen konntest! – Heinrich,
Bedenk' es und – erröthe vor dir selbst!
König Heinrich.
Und du – besudelt mit der frischen Schande
Des Meuchelmords – erfrechest dich,
Der Ehre heil'gen Namen auszusprechen?
Du wirfst zum Vormund dich
Für meine Ehre auf? –
Verlaß mich! Herrsche, wo du Recht
Zu herrschen hast – Nimm sie zurück,
Die Länder Galliens, dein Erbgut – Geh',
Und, wenn du kannst, verbirg
Im Glanz des Throns die Schwärze deiner Seele.
Königin.
Und, solch ein Opfer deiner niedrigen
Sinnlosen Leidenschaft zu bringen, wärst du fähig?
König Heinrich.
Viel besser, als noch länger meines Lebens Ruh'
Und Glück den deinigen zu opfern!
Königin.
Bethörter, du verdienst nicht, daß ein Herz,
Wie meines, sich um deinetwillen kränke!
Ha! Nur zu wanken zwischen Elinor
Und – Einer, deren Namen nur
Zu nennen meinen Mund befleckte!
König Heinrich.
Mörderin
Ans meinen Augen! Du entehrst
Die Krone, die du trägst – Sie würde
Den Thron der Erde zieren!
Königin.
Ha! ist's dahin gekommen? – Wohl! So eile nur,
Was hält dich? Habe sie! Ergetze Welt
Und Nachwelt mit dem Schauspiel deiner Thorheit!
Unwürdiger, du sollst sie haben!
Sie triumphir'!
Folg' ihrem Wagen in Fesseln nach,
Du sollst sie haben,
Und meine Seele soll
Sich laben
An deiner Schmach!
Entehre dich mit ihr
Vor allen Zeiten,
Setz' auf den Thron sie dir
Zur Seiten,
Sey selbst das Werkzeug meiner Rache,
Mache
Das Maß der Schande voll!
Unwürdiger, du sollst sie haben!
Sie triumphir'!
Folg' ihrem Wagen in Fesseln nach,
Du sollst sie haben,
Und meine Seele soll
Sich laben
An deiner Schmach!
(Sie geht ab.)
König Heinrich allein.
Unsinnige, dein Toben
Beschleunigt deinen Fall.
Weg! keinen Augenblick verbittern sollst du mir
Die Wonne, den Triumph – zu krönen, was ich liebe.
Holde Schönheit, deinem Rechte
Huldigt Alles, Erd' und Himmel!
Deine Fesseln stolz zu tragen,
Folgen Helden
Deinem Wagen!
Selbst des Orcus finstre Mächte
Bändiget dein Zauberblick!
Eile, Göttin des Gerüchtes,
Ihren Sieg der Welt zu melden,
Ihren Sieg und Heinrichs Glück!
(Indem er abgehen will, kommt ihm Rosemunde entgegen.)
Rosemunde. König Heinrich.
Rosemunde (sich ihm zu Füßen werfend).
Mein König, eine einzige, die letzte Bitte
Versage nicht der armen Rosemund'!
König Heinrich (indem er sie aufrichtet).
Sprich, meines Herzens Königin,
Dein Wink ist mein Gesetz.
Rosemunde (für sich).
O Himmel, stärke mich!
(Zu Heinrich.)
Die Rede stockt in meinem Munde – doch, ich muß! –
O, höre meine letzte Bitte! Laß mich fliehn
Und meines Lebens Rest dem Himmel weihn!
König Heinrich.
Wie? Rosemund'? was ist dir? Grausame,
Welch eine Bitte? Du, du willst mich fliehn?
Rosemunde.
O, wenn ich je dir theuer war, so höre mich!
Du kennst dieß Herz! Es war vom ersten Anblick dein!
Es überließ so willig sich
Dem süßen Irrthum'! Unbekannt
Mit deinem Stande, war's so glücklich im Gedanken,
Für dich allein zu schlagen! – Himmel! daß es nur
Ein Irrthum war! ein süßer Traum!
Ach Heinrich, diese schreckenvolle Nacht
Hat mich erweckt, im Donner mich erweckt
Aus meinem Traum'!
König Heinrich.
Hat nur zum süßeren Genuß
Der Wahrheit dich erweckt.
Rosemunde.
Ach! kann ich länger mir verbergen, daß mein Glück
Ein Blendwerk war? daß meine Liebe zwischen dir
Und deiner Königin und deiner Ruhe steht?
Daß sie – o schrecklicher Gedanke!
Daß sie – Verbrechen ist?
König Heinrich.
O, lästre nicht den seligsten
Der Triebe, lästre nicht dein eigen Herz.
Verbann die grämlichen Gedanken
Und überlaß dich ganz
Der Wonne unsers Wiedersehns!
Rosemunde.
Wie kann ich? – O mein König! eine Kluft
Ist zwischen dir und mir, die uns auf ewig trennt!
O, suche nicht durch deine Liebe mich
Hinab zu ziehn!
König Heinrich.
Sey ruhig! Deine Feindin selbst
Hat diese Kluft erfüllt.
Mit jener Hand, die dir den Giftkelch bot,
Zerriß die Wüthende die Fesseln, die mich drückten!
Leer ist ihr Platz auf meinem Thron',
Und ihn zu füllen winkt die Liebe dir!
Rosemunde.
Ach! eine Hütte, Heinrich, nicht ein Thron!
Wie glücklich hätte sie mit deiner Liebe
Mein Herz gemacht!
O Liebe, warum machtest du
Uns nicht zu Hirten dieser Matten?
Dann wär' ich deine Schäferin!
Dann lebten wir, ein Herz, ein Sinn,
Die frohsten Hirten dieser Matten!
Und drückt' ich einst dein Auge zu,
So stiegen wir in einem Nu
Umarmt hinab ins Land der Schatten.
O Liebe, warum machtest du
Uns nicht zu Hirten dieser Matten?
König Heinrich.
Auch dieses Glück, Geliebte,
Wird unser seyn. Des Thrones Sorge wird
Nicht alle Ruh mir rauben. Oft
Herunter steigen werd' ich, hier
Im Frieden dieser stillen Haine
Des Lebens reinste Wonn' in deinem Arm zu suchen!
Nicht König mehr! Dein Schäfer! Alles, Alles dir,
Wie du mir Alles! –
Belmont zu den Vorigen.
Belmont.
Herr, die Königin mit ihrer kleinen Schaar
Hat von der Burg mit Dräuen sich entfernt.
Ihr folgt der allgemeine Haß;
Und alle deine Ritter stehn, o Herr,
Und warten deines Winks!
König Heinrich.
Wohl, daß die Mörderin sich selbst verbannt!
Jetzt lach' ich ihrer Wuth! –
Geh, Belmont, rufe meine Ritter in den Saal:
Ich kann nicht bald genug von Allem, was mir dient,
Gehuldigt sehn der Göttin meines Herzens.
Rosemunde.
Mein König! O, was willst du thun? Verzieh!
Verschieb –
König Heinrich.
Nicht einen Augenblick!
Geh, Freund, vollende deines Königs Glück!
Belmont.
Willkommener Befehl!
(Er geht ab.)
König Heinrich. Rosemunde.
König Heinrich.
Und du, Geliebte, quäle länger nicht
Dich selbst und mich mit wesenlosen Sorgen!
Schau' über diesen Thron hinweg,
Auf den ich dich versetze:
In meinem Herzen ist dein wahrer Thron!
Da liegt gefesselt mit der Liebe Ketten
Zu deinen Füßen jeder meiner Wünsche. Du,
Du bist mir mehr als Thron und Reich! O, zeig'
In deinen holden Augen, daß mein Glück
Auch deines ist!
Rosemunde.
Mein König und mein Herr,
Wie kann dieß Herz, das du allein erfüllst,
Dir länger widerstehn? – Du hast gesiegt!
Gebiete! Hier ist deine Rosemunde,
Bereit, für dich zu leben und – zu sterben!
Dir hingegeben
Hab' ich mein Alles!
Mein Glück, mein Leben,
Und was ich bin!
König Heinrich.
Wär' ich Beherrscher
Des Erdenballes,
Dich zu erhalten,
Gäb' ich ihn hin!
Rosemunde.
Für dich nur leben,
Für dich erkalten,
König Heinrich.
Ihn hinzugeben,
Dich zu erhalten,
Beide.
O seliger Gewinn!
König Heinrich.
So komm' und gib mir den Triumph,
Mit lautem Jauchzen meines Herzens Wahl
Gebilliget zu sehn von meinem ganzen Reich'.
Rosemunde.
Ich folge dir!
(Sie gehen ab.)
Der Schauplatz verwandelt sich in einen großen Rittersaal, mit erhöhtem königlichen Throne. Schildknappen und Ritter versammeln sich. Zuletzt tritt König Heinrich auf, von Belmont begleitet. Der König besteigt den Thron. Rosemunde erscheint mit Emma und dem Chor der Jungfrauen und bleibt seitwärts in einiger Entfernung vom Throne stehn.
König Heinrich.
Ihr Edeln Albions, ihr, deren Muth und Treu'
Ich oft geprüft, die alle die Gefahren
Des Kriegs und blut'gen Ruhm und schwer erkämpfte Siege
Mit mir getheilt!
Ihr eilet, Freunde, nun am väterlichen Herde
Des Friedens Früchte zu genießen,
Ruh' und häuslich Glück;
Und unter goldnen Decken sollt' indeß
Geheimer Gram, des Lebens gift'ger Wurm,
An eures Königs Ruhe nagen?
Nein! – Ich will sie von mir werfen,
Die Schlange, die ich allzulange duldend
In meinem Busen hegte! – Elinor
Hat alle Rechte an mein Herz verloren,
Hat durch Verbrechen sich die Ehre, meinen Thron
Zu theilen, selbst geraubt – Hier, vor euch Allen,
Verstoß' ich sie und gebe Rosemund'
Mein Herz und meine Hand – Ihr seht sie hier!
Laßt eure Augen reden
Für Heinrichs Wahl!
Ein Wunder hat sie mir erhalten!
Des Himmels Wink
Und meine Wahl und eure Liebe stimmen
In Eins und rufen sie zum Thron.
Chor der Ritter.
Leb' und herrsche, Preis der Schönen,
Chor der Schildknappen und Jungfrauen.
Schönste Tochter Albions!
Beide Chöre.
Laß dich Heinrichs Liebe krönen!
Sey die Zierde seines Throns!
König Heinrich (zu Rosemunden).
So komm, Geliebte, komm' und nimm den Platz,
Wozu dich unsre Liebe ruft!
(Rosemunde nähert sich dem Throne mit zitterndem Schritte.)
Auf einmal werden die Thüren des Saales aufgesprengt, und die Königin, von ihren Rittern begleitet, dringt herein. Die Bestürzung über ihre Erscheinung macht eine allgemeine Pause.
Königin (im Hereintreten mit lächelndem Grimme).
Ich ward wohl nicht erwartet
Bei diesem Fest?
(Der König fährt mit Zeichen der Unruhe und des Zorns auf und ruft Belmont zu.)
König Heinrich.
Ha Belmont! was ist dieß?
(In eben diesem Augenblicke stürmt die Königin auf Rosemunden ein und stößt ihr, ehe Emma, Lucia, Belmont und der König, welche alle herbei eilen, es verhindern können, einen Dolch ins Herz.)
Königin (indem sie den Stoß führt).
Elende stirb – – Ich bin gerochen! Nun
Macht, was ihr wollt!
(Rosemunde sinkt der Emma und Lucia in die Arme. Man legt sie auf die Stufen des Thrones.)
König Heinrich (sinnlos).
O, rettet, rettet! – Faßt die Mörderin!
Rosemunde.
Umsonst!
König Heinrich (in Todesangst, zu ihren Füßen gestürzt).
O, meine Rosemunde!
Rosemunde.
Mein Schicksal ist erfüllt – Ich sterb' – in deinen Armen.
(Der Vorhang fällt.)