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Wunderbare Bewahrung. Im Jahre 1892 war der bekannte Forscher der ägyptischen Altertümer, Dr. Heinrich Brugsch, auf der Rückreise von Nordamerika bei seiner Familie in Göttingen eingekehrt und wollte auf dem Seewege über Bremen nach Alexandrien fahren. Indessen führte er seinen Plan nicht aus. Er erzählt selber, wie das kam.
In Göttingen, im Begriff, nach dem nahe gelegenen Bahnhof zu gehen, um den nach Bremen abgehenden Frühzug zu benutzen, erhielt ich unterwegs eine Drahtmeldung: »Der Khedive (Vizekönig von Aegypten) ersucht Sie, augenblicklich nach Kairo zurückzukehren.« Mit dem nächsten Zug schlug ich die Richtung nach Triest ein, um mich mit dem Lloyddampfer nach Aegypten zurückzubegeben. Ich war nicht wenig überrascht, als mir vom Kommandanten des Schiffes mitgeteilt wurde, daß aus dem letzten Bremer Dampfer, demselben, mit welchem ich die Reise machen wollte, eine von einem Amerikaner Thomas konstruierte Höllenmaschine vorzeitig explodiert sei und mehrere Reisende und andere Personen getötet und verwundet habe. Ich dankte Gott im stillen, durch meine Rückberufung einer großen Gefahr für Leib und Leben entgangen zu sein. Bei meiner Ankunft in Kairo stellte ich mich sofort dem Vizekönig vor in der Meinung, von ihm nachträglich besondere Aufträge zu erhalten, die er nur mir mündlich mitteilen könne. Wie erstaunt war ich, aus seinem Munde die Versicherung zu erhalten, er sei hocherfreut, mich gesund zu sehen. Er habe sich bewogen gefühlt, mich durch den Draht zurückzurufen, da in der Nacht ein Traumbild ihm dies angeraten habe, widrigenfalls mir ein großes Unglück bevorstände.«
Gott kann wie in den Tagen der Bibel so auch heute durch Träume reden. Es ist dies nicht der gewöhnliche Weg. Im allgemeinen hat das Sprichwort recht, wenn es sagt: »Träume sind Schäume«. Aber wir haben auch keine Ursache, daran zu zweifeln, daß sich Gott auch der Träume bedienen kann, um uns seinen Willen kundzutun oder ausführen zu lassen.
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Bibelkenntnis. Während der Generalfeldmarschall von Manteuffel aus seinem Schreibtische stets Luthers Katechismus liegen hatte, lag auf dem Nachttische des Generalpostmeisters von Stephan stets eine Bibel. Einst wurde Stephans Bibelfestigkeit bei der Eröffnung einer neuen Telegraphenanstalt auf die Probe gestellt. Die Väter der Stadt drückten telegraphisch ihren Dank aus und ein schalkhafter Stadtrat gestattete sich die Bemerkung: »Siehe auch Davids Psalm 19, Vers 4 und 5.« Sofort traf die telegraphische Rückantwort ein: »Dank und Gruß. Im übrigen verweise ich auf Psalm 92, Vers 3 und 6.« Und wie lautete der Vers des ersterwähnten Psalmes? »Es ist keine Sprache noch Rede, da man nicht ihre Stimme höre. Ueber alle Lande erstreckt sich das Seil und ihre Worte dringen bis an das Ende der Welt.« Gewiß eine schöne Nutzanwendung der Worte des Psalmisten auf den telegraphischen Verkehr. Aber der Generalpostmeister hatte alsbald eine Antwort gegeben, die nicht nur von seiner Belesenheit, sondern auch von einem feineren Zeitverständnis zeugte. Denn die von ihm zitierten Verse lauten: »Möge er verkünden am Morgen deine Gnade und deine Wahrhaftigkeit in den Nächten! Herr, wie groß sind Deine Werke! Wie sehr tief Deine Gedanken!«