Sagen aus der Hanse
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Der Lübecker Freiheitsbaum

Einmal lagen die Lübecker mit den Dänen in harter Fehde. Krieg ist nicht jedermanns Sache, und so waren in der Stadt, besonders unter den Schonenfahrern, viele Bürger, die geneigt waren, sich dem Dänenkönig zu eigen zu geben. Nun gab es aber eine Prophezeiung in der Stadt: solange der große Rosenbusch an der Marienkirche grüne und blühe, solange werde Lübeck frei bleiben, und darum willigte der Rat auch nicht in einen voreiligen Friedensschluß, sondern es wurde wacker weitergefochten. Aber eines Morgens war der Rosenbaum welk und abgestorben, der doch am Abend zuvor noch so herrlich geblüht hatte, und als man zusah, hatte eine Maus ihr Nest an seine Wurzeln gelegt, und ihre Jungen hatten die Wurzeln durchgenagt und den Baum zuschanden gemacht. Bald darauf mußte sich Lübeck den Dänen ergeben.

Als die Stadt aber wieder kaiserfrei wurde, ließ der Rat den Rosenbaum samt der Maus in der Marienkirche hinter dem Chor in Stein hauen, zum Wahrzeichen, daß oft aus kleinen Ursachen über Nacht ein großes Unglück entsteht.

 


 


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