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Ein Schulfuchs wurde gefragt, wieviel Elemente wären. Er antwortete: »Vier.«
Der Präzeptor fragte weiter: »Wie heißen sie?«
»Feuer, Wasser, Luft.« Das vierte wollte ihm nicht einfallen.
Da blies ihm einer ins Ohr: »Darauf du stehest.«
Fuhr er geschwind heraus: »Die Schuhe.«
Etliche Studenten saßen in der Schenke und zechten. Da kam auch ein Edelmann hinein und ließ sich eins langen. Als nun die Studenten nach Gewohnheit das Gläslein hurtig herumgehen ließen und dem Aufwärter jedesmal zuriefen »infunde«, vermeinte der gute Edelmann, der Einschenker hieß Infunde, ruft ihn und sprach: »Mein lieber Infunde, schenkt mir auch einmal ein!«
Acht Studenten gingen in ein Wirtshaus, zechten guten Muts. Jeder gab im Reden vor, als trunken sie Valet oder die Letzt, als wenn sie voneinander reisen wollten.
Wie die Wirtin die Zech rechnete, sagte einer nach dem andern: »Bruder, ich will bezahlen. Wer weiß, ob wir unser Lebtag mehr zusammen kommen.«
Letztlich sagte einer nach langem Streiten: »Wir wollen der Wirtin ein Schnupftuch vor die Augen binden. Welchen sie zum ersten ergreifet, der soll für uns die Zech bezahlen.«
Als aber die Frau das Tuch vor Augen hatte, schlich einer nach dem andern fein sittsam davon, also daß alles leer ward.
Der Wirt kommt aus dem Keller, ging stracks hinein und sagte: »Wahrlich...«
Die Frau, die ihn bald hörte, griff auf ihn und sagte: »Herr, Ihr müsset die Zech bezahlen!«
Der Wirt war vor Zorn ergrimmet, konnte sich aber des lustigen Possens halber des Lachens nicht enthalten. Und der war auch der rechte, der die Zech bezahlt hat.
Ich muß hier erzählen, was mir ein Schultheiß bei Kreuznach erzählet von einem Wirt und dreien Gästen:
Es kamen eines Abends spät drei Gäste zu einem Gastwirt, einer von Adel, einer ein Soldat und einer ein Pfarrer. Der Wirt hatte nur ein einzig Bettlein, wo kaum eine Person drauf schlafen konnte. Er traktierte seine Gäste, so gut er mocht, fragte hernach, was sie für Herren wären.
Der Edelmann sprach: »Ich bin einer von Adel und habe meinen adeligen Sitz so viel Jahre im Lande von der Mark gehabt, bin aber jetzt durch das Kriegswesen vertrieben.«
Der Soldat sprach: »Ich habe viel Jahr in Holland in der und der Schanz gelegen.«
Der dritte sagte: »Ich bin ein Prediger und habe vierundzwanzig Jahr in Holland auf dem und dem Ort gestanden.«
Der Wirt sprach: »Weil dann der Junker so lang gesessen und der Soldat so lang gelegen, der Prediger aber vierundzwanzig Jahr gestanden, so ist billig, daß ich ihn auf das Bett lege und ihr Herren mit Schweinsfedern von sieben Schuh lang vorliebnehmet.«
Ein katholischer Pfaff verglich im Predigen die drei Religionen einer grünen Haselnuß, zog dieselbe aus dem Sack und wies sie dem Volk mit dieser Auslegung: »Sehet ihr, Geliebte in dem Herrn, diese Haselnuß begreift drei Stücke in sich, die sehr wohl mit den drei Religionen können verglichen werden: Das erste Stück ist diese grüne Schale« – damit brach er sie von der Nuß ab –, »die ist nichts nutz, und das ist die calvinische Religion. Das andere Stück ist die andere Schale, die ist noch etwas nützlicher, denn die alten Weiber wickeln noch Garn darauf, und das ist die lutherische Religion, die ist noch in etwas besser als die calvinische. Das dritte Stück aber, und zwar das allerbeste, das ist der zuckersüße Kern, den kann jedermann genießen, und das ist unsere wahre katholische Religion.« Hiermit biß er die Nuß auf und wollte den Kern vor dem Volk zeigen und aufessen. Allein sie war zu allem Unglück ganz bös und ein Wurm drinnen, so daß er anstatt des zuckersüßen Kerns was anders ins Maul kriegte und wieder ausspeien mußte.
Doch wußte er dem Ding, weil das Volk heftig lachte, bald wieder zu helfen und legte es also aus, nämlich, der Wurm wäre der Teufel, der pflegte auch bisweilen in ihrer katholischen Religion und Religionsgenossen also zu wüten, gleich wie der Wurm in 'dieser Nuß getan.
Ein Predicant schlug mit einem Amtsverwalter eine Wette an, er wolle eine Kanne Wein auf der Kanzel austrinken, daß es keiner merken sollte, und wolle dem Schaffer auf der Kanzel die Kanne weisen, daß sie leer wäre.
Der Schaffer sagte, er wolle ihm die Kanne mitsamt dem Wein schenken, wo er's täte.
Der Predicant nahm die Kanne voll Wein unter dem Rock mit hinauf. Wie nun das erste »Vaterunser« gebetet wurde, kniet dieser nieder und soff es bald aus, den Rest aber bei dem letzten »Vaterunser«. Wie er nun alles verkündiget, zog er zuletzt die Kanne umgekehrt hervor und sagte: »Es ist gestern die Kanne gefunden worden. Wem sie gehört, kann sich bei mir anmelden.«
Nun will ich die andere drauf sagen auch von einem Pfarrer, der aus oder durch das Westrich nahe Zweibrücken kam: Dieser ritt ein Pferd und hatte seinen Küster und Glöckner zu Fuße neben sich gehen. Da sie nun bei einem Dorf, das Berneseins genannt wird, herauskamen, begegneten ihm drei Reiter. Herrchen erschrak heftig, hatte im Sinn, das Reißaus zu nehmen, aber der Reiter Pferd hätten ihn bald ereilet. Ritt also fort in Gottes Namen.
Die Reiter, als sie sahen, daß Domine die Farb verloren, mutmaßten sie, er müßte Geld bei sich haben, ritten derowegen zween neben ihn, und der dritte blieb vor ihm halten.
Sie sagten: »Der Herr ist ja ein Pfarrer.«
»Ja.«
»Und der Mann sein Küster?«
»Ja«, antwortet er.
Er sollte ihnen doch eine Reiterzehrung spendieren!
Herrchen nahm sich an, als wenn er keinen Heller hätte. Da sie aber nicht nachließen, ihn zu bitten, auch zu befehlen, zog er seinen Beutel heraus und gab ihnen mit tiefgeholten Seufzern neun Batzen, womit sie nicht wollten content sein.
Sie sagten, ihrer wären drei und hätten einen weiten Weg zu reiten.
Da er aber sich sehr wehrte und sprach, er müsse auch etwas haben, daß er seinem Pferd ein Futter kaufen könnte, und den Beutel unterdessen in der Hand behielt, ergriff der eine den Beutel, und er zählete dem Herrchen neun Batzen.
Das übrige behielten sie, welches noch fünf Dublonen waren, und sprachen, wenn er meinte, daß er sein Pferd damit nicht könnte ausbringen, so wollten sie damit schon Rat finden, griffen indem nach dem Zaum.
Da dies Herrchen sah, dankte er den Herren, wünschete ihnen eine gute Reise und ritt fort. Seithero hat er die Dublonen nicht mehr nachgetragen.
Mit Schaden wird man weise.
In der münsterischen Belagerung ging eine Magd aus der Stadt, eines und anders zu sammeln, welche ein bischöflicher Reiter gewahr ward, der sie besprang, ehe sie es innen ward. Er begehrte, sie sollte ihm doch einen Reiter-Dienst tun, welches die Magd nicht eingehen wollte, weilen sie, wie ich dafür halte, um deswillen eben nicht vors Tor gehen dürfte, sondern daheim eben so wohl zurecht kommen könnte.
Die Magd stritt wohl und ritterlich, denn es war eine starke Person. Endlich sprach sie: »Wenn's ja so sein soll und muß, so schicket Euch zuvor recht dazu.«
Da nun der Soldat seine Kleider teils von sich warf und die andern auflösete, lief die Magd beiseit, sprang auf das Pferd und rannte zur Stadt zu. Der Reiter stund dort im Hemde und konnte nicht folgen.
i Die Magd brachte neben dem Pferd großes Lob davon, aber der Soldat mußte es von seinen Kameraden wohl leiden, daß er sich von einer Magd habe betrügen lassen.
Ein Trompeter vermerkte, daß ein Hofjunker mit der Herzogin zuhielt, versteckte sich deswegen einmal hinter die Tapezerei, solches recht zu erkundigen. Als nun der Herzog auf die Jagd ritt, verfügte sich dieser Edelmann, seiner Gewohnheit nach, wieder zur Herzogin, welche ihn dann freundlich empfing und mit einer braven Collation traktierte. Nach vielen freundlichen Gesprächen und Scherzreden sagte endlich er zu ihr: »Geliebt, Ihr Liebden, so wollen wir Konstantinopel stürmen?«
»Sehr wohl«, antwortete die Herzogin, und verfügten sich beide aufs Bette.
Der Trompeter, als er nun sah, daß sie sehr hitzig stürmten, fing er an hinter der Tapezerei, aus voller Macht Lärm zu blasen. Hierüber erschraken beide Verliebten heftig und liefen davon.
Der Trompeter kroch indessen hinter der Tapezerei hervor, ging zur Tafel und nahm von silbernen Schalen, Pokalen und anderm Silbergeschirr so viel zu sich, als er hinwegbringen konnte.
Nachmals bat er einsmals den Herzog, der ihn sonst sehr liebte, die Herzogin, etliche vornehme Hofjunker zu Gast und traktierte sie aus diesen silbernen Gefäßen. Die Herzogin und ihr Liebhaber, ob sie gleich solch Silbergeschirr kannten, durften sie doch nichts sagen, wie sie höreten, daß der Herzog den Trompeter fragte, wie er zu dem Silbergeschirr käme.
So antwortete dieser, er hätte es bekommen, als man Konstantinopel hätte eingenommen.
Die Herzogin wie auch der Junker merketen gleich, daß er's müßte gesehen haben, winkten ihm derowegen und verehrten ihm andern Tages solches nicht allein, sondern noch eine große Summe Geldes, daß er stillschwiege.