Ludwig Aurbacher
Schwänke
Ludwig Aurbacher

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Seltsame Jagdpacht

Ein böser Streich, den man einem andern spielt, ist ein böser Streich – und wenn er gleich eine lustige Jacke trägt wie ein Hanswurst. Aber lachen muss man. Solch ein Stücklein erzählt man von einem Franzosen, der, wie der Leser merken wird, ein rechter Schalk war.

Der war bei einem Bauern im Quartier. Nachmittags, als er hinter dem Ofen lag – die Fliegen ließen ihm nicht Ruh und Rast – dachte er aus lange Weile daran, wie er seinem Wirte einen Possen spielen und ihm auf gute Manier einen dicken Taler oder zwei aus der Tasche praktizieren könnte. Auf böse Einfälle kommt man leichter, als auf gute, absonderlich beim Müßiggang.

Nun sagte er zum Bauern: »Wirt, ick will dir abkauf die Fliegen in der Stube.« Der Bauer meinte, der Soldat wolle ihn foppen und sagte, er gebe sie ihm umsonst und er solle sie nur alle totschlagen, es geschehe ihm damit ein Gefallen. »Nein«, sagte der Soldat, »umsonst ick nit mag, aber ick will kaufen sie, wenn sie will, um einen dicken Taler.«

Der Bauer dachte sich: »Ist der Soldat ein Narr, so ist er's in meinem Sack«, und sagte, wenn er so wolle, ihm sei's ganz recht. Der Soldat gab ihm den Taler und der Bauer stecke ihn lachend ein. Er hatte aber bald Ursache, mehr zu weinen als zu lachen.

Denn der Soldat holte jetzt seine Muskete hinter dem Ofen hervor, lud sie mit Schrot und schoss, mir nichts dir nichts, auf das Getäfel, wo die meisten Fliegen hockten, dass es krachte und die Fenster davon erklirrten. »Um Himmels Willen, was macht Ihr?«, rief der erschrockene Bauer. »Ich schieß tot die Fliegen, die ick hab Euch abgekauft«, sagte der Franzose ganz ernsthaft, als ob sich das so von selbst verstünde – und er lud wiederum und legte nochmals an.

Da fiel der Bauer ihm in die Arme und auf die Knie und bat ihn bei allen Heiligen, er solle doch sein Haus verschonen und ihn nicht unglücklich machen. Der Soldat gab ihm zu verstehen: Solle er auf sein Recht Verzicht leisten, so müsse er Entschädigung haben und Gewinn obendrein – und er verlangte noch mal so viel, als er dem Bauern gegeben hatte.

Dem mochte es lieb sein oder nicht, er musste sich den Handel gefallen lassen und bezahlen was jener wollte. Und so merkte er denn zu spät, dass der Franzose kein Narr sei, oder wenn auch ein Narr, doch in seinen Sack.

Lustig ist der Streich – und man muss lachen. Aber der redliche Leser denkt sich dabei: »Ein Filou war er doch, der Franzose«, und ich denk's auch.

 


 


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