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An seinem Fenster pinselte
Ein Maler eine Rose je,
Und weil sie nicht bestellet war,
Gelang die Ros' ihm wunderbar;
Nun war er fertig, nahm den Hut,
Ging seines Wegs, und dachte: – gut!
Und eine weiße Rose, die
Am Fenster blühte, sah es, wie
So schön das Roth der Schwester stand:
Den Verzug sie gar tief empfand.
Sie faßte Neid, schalt ihren Topf,
Zergrämte sich und hing den Kopf.
Als nun der Maler wieder kam.
Und wahr der Rose Trauern nahm,
Da trat er mit dem Spritzkrug hin,
Zur Hülf' der armen Kränklerin;
Allein die Rose sträubte sich,
Und klagte bitter: Lasset mich:
Was hilft mir euer Wasserkrug?
Ich bleibe doch wie Leichentuch,
So roth, wie die dort, werd' ich nie,
Und bin doch auch so gut, wie sie.
Das Wasser bleicht mich nur noch mehr:
Nehmt lieber euern Pinsel her,
Und gebt mir auch so schönes Roth;
Ich bin ja sonst so blaß, wie Tod.
Der Maler dacht' in seinem Sinn,
Du eitle Närrin! nahm Karmin,
Und strich ihr roth die Blätter all',
Das dankte sie ihm tausend Mal;
Allein kaum war die Farbe d'ran,
So fing sie auch zu welken an.
Das Roth verdarb den Lebenssaft,
Zerfraß der zarten Fibern Kraft,
Gelbrothe Flecken zeigten sich,
Zusammenschrumpften jämmerlich
Die Blätter alle, und ihr Duft
War Odem einer Leichengruft.
Der Maler kam, und sah, und roch:
Gott, rief er, das die Rose noch,
Die gestern so den Text mir las,
Heut stinkend, wie ein faules Aas?
Er riß die Rose von dem Stock,
Im Hui sie über's Fenster flog.
Hört, Mädchen, was die Fabel spricht,
Und malt die weiße Rose nicht.
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