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Yorktown

Duponceau und der herbeigerufene Arzt der Stadt pflegten Steuben. Wie lange Steuben in Apathie, Fieber und Schmerzen gelegen haben mochte, davon hatte er nur undeutliche Begriffe, als er wieder zu sich selbst kam.

»Sie sind's, lieber Duponceau? – Wo befinde ich mich?«

»Zu Charlotteville wieder, oberhalb Point of Fort am rechten Rivanna-Ufer. Dies ist ein Landhaus am Flusse vor der Stadt. Die Luft und die Ruhe hier wird Ihnen guttun.«

»Ich danke Ihnen, Duponceau – danke allen, die mich lieben. – Welches Datum haben wir heute?«

»Den 4. Juli, Baron!«

»Den Teufel! Am 20. vorigen Monats war's, als mich die Krankheit niederwarf, und jetzt erst weiß ich wieder, daß ich auf der Welt bin?«

»Sie waren sehr krank. Zu den gichtischen Anfällen gesellte sich ein heftiges klimatisches Fieber. Der Fieberzustand ist gebrochen.«

»Aber die Gicht nicht, mein Alter! Hoffentlich hat Sie Vogel treulich unterstützt? Wo ist er?«

»Sie werden schelten, mein teurer Gönner, aber Sie müssen sich noch eine Weile meiner Pflege allein bedienen. Karl ist nach Mount Vernon und holt Sigh!«

»Sigh? Um Gottes willen, Mensch, wie konnten Sie es dulden? Es ist ein unvernünftiges, ein halsbrecherisches Wagnis! Das arme Mädchen!«

»Konnte ich es hindern? Ihr letztes Wort hier war: ›Oh, wäre doch Sigh bei mir!‹ In derselben Nacht noch reiste Vogel ab. Als ich abreden wollte, meinte er, ohne Sigh würden Sie doch nicht gesund, eines Weibes Liebe und eines alten Dieners Treue vermöchten aber alles!«

»Ja, Liebe und Treue!« Steuben lächelte gedankenvoll. »Die vermögen das Höchste! Wie lange ist Vogel fort?«

»Seit dem 25. vorigen Monats!«

»Wir werden noch lange auf beide warten müssen, Duponceau. Ach, das Warten ist für mich das Unerträglichste. So haben Sie denn immer allein bei mir gewacht?« Er reichte dem Sekretär gerührt die Hand.

»Der wackre Doktor Moor aus der Stadt wachte auch oft genug; er sagte, den Mann, der das Blaue Buch geschrieben habe, müsse er gesund machen. Auch ist hier ein scheues, aber gutmütiges Geschöpf, eine Negerin. Sie wachte fast noch mehr als ich und bediente uns beide.«

»Wer ist der Besitzer des Hauses?«

»Es war ein Tory. Die Horden des Tarlikon haben hier und in Charlotteville wie die Würgengel gehaust, und diese beiden Zimmer sind noch die besten im ganzen Hause!«

»Der Elende! Und noch gegen die Leute der eigenen englischen Partei! Rufen Sie mir die Schwarze. Ich muß die Zügel der Herrschaft hier ergreifen, wenn's auch bloß der Unterhaltung halber wäre.«

»Ich will Bängo bewegen, daß sie mit Ihnen spricht, aber sie ist sehr gedrückt und weint viel. Sie fürchtet sich vor Ihnen, weil sie glaubt, ein feindlicher General müsse es doch noch schlimmer hier machen, als der englische getan hat.«

»Sagen Sie dieser Bängo, ich sei kein Menschenfresser. Ich wolle mich nur bei ihr bedanken. Ich bin auf die Dame neugierig!«

Duponceau lächelte und ging hinaus. Nach einer Weile schob er die halb widerstrebende Negerin vor sich ins Gemach hinein. Sie blieb gesenkten Hauptes an der Tür stehen. Für eine Negerin war sie entschieden hübsch. Ihr Gesicht war mild und traurig. Untersetzten, strammen Baues, nur mit einem Bastrock bekleidet, zeigte sie ihre volle Büste, Nacken und Arme glänzend schwarz wie Ebenholz. –

»Komm her, Bängo, ich tue dir ja nichts. Dies Haus und seine Bewohner sind ganz sicher. Raub verüben nur gottlose Soldaten, fürchte dich also nicht, und gib mir die Hand!« –

Die Negerin trat zögernd heran, reichte ihm die Rechte und schlug ungewiß das dunkle Auge zu ihm aus. »Massa Baron jetzt besser?«

»Es geht, und ich danke dir herzlich für deine Pflege. Gott wird dich belohnen für das, was du an mir getan hast!«

Sie schüttelte wehmütig das Haupt. »Gott lohnt nicht! Gott tut nichts und ist stumm, wenn Menschen weinen! O Massa, was hab' ich gesehen, was hab' ich erlebt, und Gott hat stillgeschwiegen!« Sie begann zu schluchzen. –

»Du tust Unrecht, das zu glauben. Setze dich her, erzähle, was geschehen ist. Wem gehört das Haus?«

»Niemand mehr, Massa, der neue Major von Charlotteville hat gesagt, es gehöre der Regierung.«

»Wem gehörte es aber früher, und wem gehörtest du?«

»Ich, das Haus, das Gut und all das schwarze Volk nannte den Lord von Ravlinson seinen Herrn!«

»Er war Royalist oder, wie ihr sagt, ein Tory?«

»Der Lord war von des Königs Leuten in London. Er war sehr stolz und finster, aber gegen das schwarze Volk war er gut. Er hatte eine schöne Tochter, die liebe Lady Rowenna. Sie hat mich Bängo getauft, als bei uns noch gute Zeit war.«

»Weshalb, Mädchen?«

»Weil ich die Bängo Es ist die Zither der Negersklaven. D. V. so schön schlug und dazu sang. Mylady hatte daran Freude, die Niggers tanzten dazu, und selbst der Lord streichelte mir dann das Haar und schenkte mir etwas.«

»Jetzt schlägst du die Bängo nicht mehr?«

»Die Rotröcke des Tarliton kamen zweimal und stachen zuletzt den Lord tot, weil er nicht alles hergeben wollte. Die junge Lady aber floh mit ihrem Geliebten. Seitdem singe ich nicht mehr, denn ich muß weinen.« –

Steuben war erschüttert. Er drückte der Negerin Hand, die sie bisher still in der seinen gelassen hatte. – »Wohin ist Rowenna gegangen?«

»Ich weiß es nicht, niemand weiß es. Sie liebte einen jungen, reichen Herrn, Mr. John Zabriskie im Staate New York. Er war auch gut königlich, der stolze Lord aber wollte ihm Rowenna nicht geben, weil Zabriskie nicht so vornehm war wie er.«

»Aha, er war wohl nicht adelig, wie die Lords von Ravlinson?«

»Er hatte das Ding eben nicht, was auf des Lords Siegelring gegraben stand.«

»Richtig, das Wappen. Wie kam aber Zabriskie dennoch her?«

»Als der Arnold nach Virginien kam, rief Lady Rowenna heimlich ihren Liebsten in einem Brief an, er solle doch ihrem Vater in der kommenden Not beistehen. Ach, nicht die republikanischen Yankees, die Rotröcke Tarlitons machten den Lord kalt, und als Sir John kam, war alles wüst, und wir hatten Rowenna im Keller versteckt. Er setzte sie – es war Nacht – vor sich auf sein Pferd, und wir wissen nicht, sind sie beide lebendig oder tot.«

»Arme Bängo, und deshalb weinst du? Mädchen, ich bin gewiß ein Yankeegeneral, also wie ihr meint, euer Feind, aber ich und meine Leute haben noch nie einen alten Mann getötet, der wehrlos war, sondern im offenen, ehrlichen Kampfe gefochten, Mann gegen Mann. Weißt du, was die Bibel oder die Heilige Schrift ist?«

»Oh, das große Buch des Pfarrers, aus dem Gott redet, wie sie sagen.«

»Die Leute haben recht. Gott redet aus des Pfarrers Buch! Sobald Friede ist und ich erfahre, wo Lady Rowenna und John Zabriskie leben, so will ich dafür sorgen, daß sie nicht für ihre Königstreue zu leiden haben, sondern ihr Besitztum wiedererhalten, das schwöre ich dir bei dem Buch Gottes.«

»Ach, Charlotteville Court kriegen sie nie mehr! Präsident Jefferson hat alles für die Republik Virginien genommen!«

»Vielleicht kann man aber Zabriskie sein Gut in New York erhalten!«

»Wo werde ich aber bleiben, Massa?«

»Das wollen wir ein andermal überlegen, Bängo. Ist noch von Niggers jemand im Hause?«

»Die Patra, die Ramis und der lange Leander!«

»Der lange Leander? Hm! Wie heißen die Frauen? Patra und Ramis?«

»Lady Rowenna nämlich hat die Köchin Kleopatra und die Zimmersklavin Semiramis In den Südstaaten, später auch im Norden, war es Sitte, seinen Negersklaven antike Namen zu geben, wie der Amerikaner überhaupt mit antiken Benennungen sonderbare Spielerei treibt und auch Orten altgriechische, jüdische und römische Namen gibt. getauft, ich bin die Schaffnerin gewesen. Alle anderen Niggers sind verkauft, weggeschleppt oder entlaufen.«

»So hat die Patra für uns alle bisher ordentlich gesorgt?«

»Sie, ich und die Ramis, ja. Die Patra hat aber einen Liebhaber.« Bängo lächelte verschämt.

»Trotz Raub, Mord und Totschlag? Wer ist das?«

»Der lange Leander! Oh, Massa, was sollen die armen Niggers tun, um sich zu trösten, wenn sie einander nicht lieben?«

»Eine weise Philosophie! Nun, Bängo, so sollen Ramis und Leander Mann und Frau werden und zehn Dollars Hochzeitsgeschenk von mir haben!«

»Oh, Massa Baron ist gut, Massa General ist fromm! Die Niggers wollen Massa immer lieben!« Bängo küßte Steuben die Hände, er klopfte ihr den wolligen Kopf und hieß sie gehen.

»Schreiben Sie doch den Namen des toten Besitzers, Rowennas und ihres Geliebten auf, lieber Duponceau,« sagte Steuben, »vielleicht kann man den unglücklichen Erben des Opfers Tarlitons doch noch einmal nützlich werden.« –

Das Leben des Kranken glitt gleichmäßig dahin. Die Gicht setzte ihm zwar öfters zu, im allgemeinen aber besserte er sich; gesunder Schlaf und Appetit halfen ihm wieder. Steuben hatte die Herzen der Neger völlig gewonnen, und sie boten alles auf, um ihn zu erfreuen. Das lebhafte Völkchen lachte wieder. Bängo schlug die Sklavenzither und sang ganz artig dazu, kurz, es bildete sich eine Art südstaatliches Familienleben um Steuben aus. Manchen Ärger hatte er auch. So meldete ihm sein Adjutant Tenant von den Verleumdungen, die seine Feinde in Virginien wegen des Rückzuges vom Point of York und der verlorenen Magazine gegen ihn ausstreuten.

Am 10. des Monats aber langte plötzlich ein noch bedeutungsvollerer Brief von Walker an. Vor vier Tagen hatte Cornwallis bei seinem Übergang über den James-River Lafayette bei Jamestown zu einer Schlacht verleitet und ihn dermaßen geschlagen, daß nur die Tapferkeit des Generals Woyne und die Dunkelheit, welche dem Cornwallis die Verfolgung seines Sieges unmöglich gemacht, die ganze amerikanische Südarmee vor gewisser Vernichtung bewahrt hatte.

»Statt also froh zu sein, daß Cornwallis nach der Halbinsel übersetzt,« lachte Steuben wild, »läßt sich der Esel Lafayette schlagen? Wahrhaftig, Duponceau, dieser Narr opfert nutzlos mehr Soldaten, als seine leichtfertige Nation uns je zu Hilfe schickt! Hoffentlich wird sich nun die Union für seine strategischen Künste bedanken!«

Je mehr Zeit verfloß, um so stärker wuchs Steubens Sehnsucht, Erwartung und seine lebhafteste Sorge um Sigh, und oft sprach er sich auch in Bängos Gegenwart hierüber aus. Der Juli neigte sich schon dem Ende zu, und noch immer war nichts von Vogel und der Indianerin zu sehen. Karl war abgereist, ohne Geldmittel empfangen zu haben. Ob er Ersparnisse besaß, wußte man nicht. Selbst wenn ihm und seiner Gefährtin keinerlei Gefahren drohten, mußte ihre Mittellosigkeit ihnen große Reisehindernisse bereiten.

Duponceau war gerade ausgegangen, Besorgungen in der Stadt zu machen, und bei Steuben, der einen Brief Nathanael Greenes las, saß Bängo, mit der Ausbesserung seiner vom Kriege sehr desolat gewordenen Garderobe beschäftigt. Ein schwerer Seufzer der Negerin ließ ihn aufblicken. Er sah, wie ihr die bisher mühsam verhaltenen Tränen über die Wangen flossen.

»Aber was hast du? Du weinst ja wieder, Mädchen? Überhaupt bist du in letzter Zeit so ernst! Weshalb singst du nicht mehr? Denkst du noch immer an deinen toten Herrn und Lady Rowenna?«

»O ja, aber nicht soviel!«

»Woran denn?«

»Massa erwartet indianisches Mädchen, die er liebt, erwartet Sigh! Vogel ist zu lange weg! Vogel wird nicht kommen, sondern mit der Indianerin davongehen!« –

Steuben sah Bängo starr an. Ihm ging langsam ein Licht auf, doch noch war er seiner Sache nicht sicher. –

»Lege die Arbeit weg. Komm, sieh mich an!« – Die Negerin gehorchte. »Weinst du, weil Sigh nicht kommt, die du doch noch nicht kennst, oder weinst du um Karl Vogel?«

Selbst durch ihr dunkles Inkarnat konnte er das Erröten auf Bängos Wangen sehen. Die senkte den Kopf auf die Seite.

»Bängo, du bist wohl in meinen Karl verliebt?«

»Ich weiß es nicht, Massa! Ich weine um ihn und daß er nicht kommt, weil die Indianerin ihn verlockt hat!«

»Haha, du bist närrisch, Mädchen! Sigh ist keine rote Wilde, wie du glaubst, und nicht etwa eine bloße Liebschaft von mir. Sigh ist eine rote Lady, die ich heiraten werde, wenn Friede ist. Sie würde sich weder von Vogel entführen lassen, noch würde Karl Vogel seinen Herrn je zu betrügen wagen!«

Bängo hob staunend die Hände. »Sigh eine rote Lady? Sigh wird Massa Barons Frau werden? Kann ein rotes Weib denn eine Lady sein?«

»Weshalb nicht? Die Liebe, Bängo, macht alle Menschen gleich!«

Die Negerin lächelte vor sich nieder. »Das wäre gar schön, wenn Karl nur käme!«

Steuben wollte sich näher erkundigen, wieweit das Verhältnis seines Dieners und der Negerin an dem einen Tage gediehen sei, welchen Karl hier nur zugebracht hatte, bevor er nach Vernon abreiste, als ein furchtbares Geschrei und Kreischen erst unten, dann oben aus dem Flur dem Gespräche ein Ende machte.

»Die Indianer kommen, die wilden Sioux! Die Cheraki!« zeterte es draußen.

»Donnerwetter, ihr schwarzen Teufel,« klang eine Stimme in breitem Englisch, »erschreckt mir den Baron nicht! Kennt ihr mich nicht wieder?«

In diesem Augenblick eilte ein junger Indianer herein, von einem älteren gefolgt. Hinter beiden erschienen die schreckhaft glotzenden Gesichter der Damen Semiramis und Kleopatra und des langen Leander. Die Indianer trugen ihr Kalikohemd, waren aber im Kriegsschmucke, hatten die Haare auf dem Wirbel zusammengedreht und mit Federn besteckt, die Haut mit Asche und Fett gefärbt. Arme, Beine und Gesichter aber waren bunt und gräßlich bemalt, ganz ähnlich den Cherakis, welche Steuben bei Westpoint flüchtig gesehen hatte. War das Wirklichkeit oder Täuschung? Steubens Hand langte schon nach einer der geladenen Pistolen, die bei seinem Bett hingen.

»Haha, gnädiger Herr,« lachte der ältere, »wir müssen doch schmählich echt aussehen, wenn auch Sie mich nicht erkennen können.«

»Vogel! – Und dies ist Sigh?«

Der junge Indianer warf seine Waffen von sich, war mit zwei Sprüngen an Steubens Bett und schloß ihn in die Arme. »Mein lieber, armer Baron! Du riefst deine rote Lady, und sie ist da; nur verlasse ich dich nimmer!«

»Seine rote Lady!« murmelte Bängo starr, und die Neger standen wie versteinert.

Als Steuben Sighs Haupt von seiner Brust aufhob, an die sie es geschmiegt hatte, und er ihr ins Gesicht blickte, da waren es dieselben süßen Augen, die ihm so teuer waren, nur jetzt von großen blauen Ringen entstellt, welche dieselben geisterhaft, eulenartig machten.

»Ich danke Gott, daß er dich unverletzt zu mir führte. Aber wenn ich deine Augen nicht erkannt hätte, Mädchen, selbst jetzt würde ich dich nicht kennen. Sei ruhig, mein wilder Schatz, besänftige dein Herz. Sieh, wie die Niggers sich vor dir fürchten! Geh dort in Duponceaus Gemach, tue erst die häßliche Farbe und das Fett ab, damit ich meine sanfte, liebe Sigh ganz sehe, wie sie ist, und das schwarze Volk mir glaubt, wenn ich ihm sage, du seist meine rote Lady!«

Sigh lächelte, nickte und erhob sich. »Karl, unsere Sachen, tue auch deine Maske ab. Bängo heißt du, schwarzes Mädchen?« Damit ergriff sie der Negerin Hand.

»Wahrhaftig, ich glaube, Massa, sie ist doch eine wirkliche Frau!« sagte Bängo erstaunt. »Ja, ich heiße so.«

»So komme mit mir. Die schwarze Squaw soll des Barons rote Squaw schmücken, damit er sie küssen kann und nicht die häßliche Farbe der Cherakileute.« Sie zog die Negerin ins Nebenzimmer, indessen Vogel das Krankengemach verließ, um die Pferde abzupacken und sich in seine frühere Gestalt zu verwandeln.

Steuben blieb allein. Froh bewegt, daß er Sigh glücklich bei sich wußte, aber verlegen und zugleich unangenehm berührt von der auffälligen Art ihres Erscheinens, bedurfte er einiger Zeit, sich zu sammeln. Sinnend gewahrte er ein Briefchen auf seiner Bettdecke. Er nahm es auf. Die Adresse war an ihn gerichtet und von einer Frauenhand, verschlossen durch ein Siegel mit einem einfachen »W«. – »Von Martha Washington?« – Er öffnete es.

»Mein lieber Baron! Glücklich gelangte Vogel zu mir und Clemence. Sie können sich denken, daß Ihre Krankheit wie Ihr Wunsch, Sigh zu sehen, es unmöglich machten, das Mädchen von der gefahrvollen Reise abzuhalten. Überdem hatte ich wichtige, geheime Nachrichten für Sie von meinem Manne, die ich nur Sighs und Vogels Sorgfalt anvertrauen konnte! Gebe Gott, daß Sie bald ganz wohl sind, um an den Dingen teilzunehmen, die sich jetzt zum Schlusse des Krieges, wie George schreibt, gestalten dürften. Es war sehr schwierig zu ermitteln, in welcher Art Sigh und Ihr Diener die Reise sicher zu Ihnen bewerkstelligen könnten, nachdem Lafayette sich hatte in Virginien herumjagen lassen; sie konnten leicht feindlichen Truppen begegnen. Sigh, welche den Cheraki- oder Sioux-Dialekt spricht, kam auf den glücklichen Einfall, sich in einen Mann zu verwandeln. Sie sahen recht greulich aus, als sie so fortritten, aber sie haben dabei den Vorteil, die Wälder mit weniger Bedürfnissen durchziehen und bewohnte Orte vermeiden zu können. Verzeihen Sie also eine Maskerade, die des lieben Mädchens bester Schutz sein wird. Was unsere pädagogische Erziehung, betrifft, so trug sie bei ihr herrlich schlechte Früchte: Sigh lernte vor lauter Sehnsucht nichts!

Nun unsere Nachrichten! Sie wissen, daß, bevor Sie und General Greene von Tappan ausbrachen, ein allgemeiner Operationsplan zwischen Ihnen beiden und meinem Manne vereinbart wurde. Die Exemplare der Stabskarte, die jeder von Ihnen damals besaß, waren mit Nummern versehen worden, welche Sie nun freundlichst beachten, mit beifolgendem Zettel, den Ihnen mein Gemahl schickt, vergleichen und die Disposition dann General Greene mitteilen wollen. Trotz Lafayettes Unglück, schreibt George, steht die Sache Englands so, daß es sein Geschick jetzt zwischen dem Yames- und Appomattox- oder zwischen James- und York-River auskämpfen muß! Nur die Herren Franzosen müssen erwartet werden. Möchten Sie doch nur erst bald gesunden! Von Ihrem Befinden und der momentanen Lage wird es abhängen, ob Sie zu Greene eilen und ihm heranhelfen, oder ob Sie dem gottverlassenen Lafayette beispringen. Dieser hat immerhin doch noch das Zentrum der Armee! Wenn Sie von der französischen Flotte hören, so seien Sie versichert, daß George nicht weit ist! Es gilt dann, zu ermitteln, wo Lord Cornwallis konzentriert sein wird, wie also das Kesseltreiben eingerichtet werden muß. Man hält Sie für krank, also außer Spiel. Es wäre köstlich, wenn Sie gerade dadurch der stille Organisator unserer Konzentration würden! Bitte, wenn Sie auf Ihrer Karte die Bewegungen disponiert haben, verbrennen Sie den Brief und euch den Zettel!

Gute Besserung und endlich Frieden! Ihre Freundin Martha.«

Steuben hatte die bewußte Karte zwar nicht gleich zur Hand, aber die numerierten Punkte gut genug im Kopfe, um sofort zu wissen, was der Zettel Washingtons meinte. Das Herz schlug ihm vor Aufregung. Er wünschte nur erst Dupouceau aus der Stadt zurück, um sich zu vergewissern, daß er sich über die Großartigkeit des Gedankens seines Obergenerals nicht täusche!

Nun ging die Tür von Duponceaus Gemach auf, Sigh trat ein. Das Mädchen war ganz europäisch gekleidet, sein Kreuz glänzte auf ihrer Brust, das Haar hatte sie in breiten Flechten aufgewunden, und ein hellblaues Kleid umfloß ihre schlanke Gestalt.

»Wie sie schön ist, Massa, es ist merkwürdig!« rief Bängo. »Sie ist die erste und schönste rote Lady, die ich je gesehen habe!«

Sigh trat verschämt zu Steuben. »Hat mein Baron die Schrift gelesen? Ich mußte mich wohl so häßlich machen wegen der Rotröcke!«

»Mein teures Kind, mein geliebtes Weib, sei willkommen! Gott hat dich mir zweifach als Engel gesandt, er lasse mich nur gesund werden!« Steuben zog sie an sich, schloß sie in seine Arme, und ihm war, als strömte neues Lebensfeuer in seine unlenksamen Glieder. –

Ende Juli traf den Baron Greenes Order, »um jeden Preis, selbst allein und ohne Truppen zu ihm zu kommen, zugleich auch die Nachricht, daß Washington ein sehr prahlerisches Schreiben Lafayettes empfangen habe. Über letzteres zuckte Steuben die Achseln, Greenes Wunsch aber, so gern er zu ihm geeilt wäre, mußte er ablehnen. Zwar brachte er den Tag schon außer dem Bett auf dem Sorgenstuhl zu, doch er konnte noch nicht gut gehen, noch weniger reiten. Wie sollte er den Weg nach Nord-Carolina zurücklegen?

Während des August war große Unruhe in der Armee des Cornwallis. Mit Mühe hatte er einen Teil seiner Truppen für Clinton nach New York eingeschifft, und dieselben sollten von Portsmouth aus am 23. August unter Segel gehen. Einen Tag vor ihrem Absegeln kam aber an Cornwallis die Konterorder, alle Mannschaften wieder auszuschiffen und einen Posten an der Südseite des James-River zu errichten, der zum Schutze für Linienschiffe dienen müsse. Cornwallis räumte also Portsmouth, das er zu freiliegend fand, und konzentrierte sich in Yorktown und Gloucester am York-River, mehr im Innern der Chesapeake-Bai. Er wählte diese Punkte, weil sich bereits Greenes Anmarsch am Appemattox fühlbar machte.

Am 20. August hatte Steuben seinen ersten Ausritt gemacht, nachdem er sich Wochen vorher schon im Parke des Landhauses, von Sigh begleitet, in Fußtouren geübt hatte. Dieser Ritt war ihm vortrefflich bekommen, der Arzt konnte ihn diensttüchtig erklären, und daß er es wirklich war, fühlte er selbst. Voll Freude hierüber trat er in Duponceaus Gemach, den er über offenen Briefen fand.

»Ich habe Sie schmerzlich erwartet, Herr General!« rief dieser ihm zu. »Zwei wichtige Nachrichten sind eingetroffen. General Woyne und Mühlenberg schreiben, daß sich Cornwallis in Yorktown und Gloucester konzentriert hätte, Yorktown als Stützpunkt und Haupthafen.«

»Auf der gewünschten Halbinsel? Am York-River? Yorktown als Hauptplatz? Ich bitte Sie, holen Sie mir sofort den alten Plan, den ich, wie Sie wissen, von Yorktown nahm, als dort der Kongreß tagte und alle meine Forderungen abwies! Ich habe vor einiger Zeit zur Unterhaltung einmal die Belagerungsparallelen und die Truppenstellungen behufs der Zernierung hineingezeichnet!«

»Lesen Sie doch erst das Schreiben des Obergenerals und Lafayettes!«

Ein rascher Einblick in die beiden Schriften machte, daß Steuben jubelnd aufschrie. Dann kam ein Zittern über ihn, und Tränen traten ihm in die Augen. Sigh eilte aus dem offenen Nebenzimmer besorgt herbei.

»Gott ist gerecht und erbarmungsvoll!« sagte Steuben tiefatmend. »Beide Briefe erklären, daß die langersehnte französische Flotte nebst Rochambeaus neuem Hilfskorps angelangt ist! Lafayette bittet mich, bei ihm zu bleiben! Washington rückt vom Norden an! Duponceau, wenn Sie mich je geliebt haben, Ihnen mein Dank wert ist, antworten Sie Lafayette, daß ich bei ihm bleibe und nicht zu Greene gehe, daß ich ihn aber beschwöre, wenn er Frankreichs Ehre und Amerikas Glück sichern will, möge er mit der gesamten Armee in breitem Treffen nächtlich zwischen James- und York-River vorrücken, Williamsburg aber als Stützpunkt und Hauptquartier nehmen. Bitten Sie ihn, mich durch Vogel, der ihm das Schreiben bringen soll, wissen zu lassen, was der Effekt von dieser Maßregel gewesen ist. Ist dieser Brief weg, dann machen Sie sich reisefertig, um dem Obergeneral Bericht zu erstatten und ihm den Zernierungsplan von Yorktown zu bringen. Jetzt geht es in den Krieg, mein trautes Herz!« – und er preßte Sigh in seine Arme. »Du aber sollst in meiner Nähe sein und sehen, wie deines Vaters, deines edlen Großvaters Blut an den Rotröcken vergolten und Amerika frei wird! Du und Leander sollt mich begleiten, die Niggermädchen aber müssen Charlotteville in Ordnung halten!« – Die Begeisterung, welche Steuben durchglühte, erfaßte auch seine Umgebung, selbst die Neger und das ganze Charlotteville. Ganz Amerika flog zu den Waffen! Es war das Jauchzen der Siegeshoffnung, der Pulsschlag einer Nation, die, in einem der scheußlichsten Bürgerkriege stehend, dem Frieden und ihrer Freiheit entgegeneilte.

Am selben Tag gingen Vogel wie Duponceau ab, drei Tage später verließen Steuben, Sigh und der lange Leander zu Pferde Charlottsville, den Risanva- und James-River entlang, Williamsburg zu. – Wir übergehen die inzwischen erfolgten strategischen Dispositionen, die Art, wie Washington, Steuben, Lafayette und Rochambeau kooperierten und Nathanael Greene verständigt wurde. Tatsache ist, daß Washington so lange Clinton in New York beunruhigt hatte, bis dieser General sich wirklich fest versichert hielt, es gelte, ihn zu vernichten, zumal Rochambeans Flotte sichtbar wurde. Niemand fiel dies ein. Washington hatte nur ein Korps unter Howe und Armstrong zu Clintons Beobachtung zurückgelassen und war mit Rochambeau aufgebrochen, hatte Duponceau mit dem akzeptierten Belagerungsplane zu Steuben wieder zurückgesandt, und am 17. Dezember bot die Chesapeake-Bai wie die vom Park- und James-River gebildete Landzunge eines jener Kriegsbilder, die einzig sind im Leben der Völker.

Am genannten Tage hatten sich die beiden französischen Flotten von de Grasse und Barra vereinigt, nachdem eine britische Eskader teils von ihnen verstreut, teils erobert worden war. Sie hatten die Chesapeake-Bai geschlossen, dann die Spitze der Landzunge, welche jetzt Fort Monroe und Hampton beherrschen, umgriffen und waren teils in den York-, teils in den Jamesfluß eingelaufen. Lafayette, dem Steuben jetzt als Stabschef diente, war in breiter Linie westwärts von Williamsburg nach der Küste avanciert, und Lord Cornwallis war so gezwungen worden, auch Gloucester zu räumen, um seine gesamte Streitmacht in der Festung Yorktown zu konzentrieren. Er war nunmehr auf diesen letzten Punkt des amerikanischen Festlandes verwiesen. Am 19. erschien der französische Oberst Laurens mit einem Linienschiff ersten Ranges im James-River und brachte Geld, Belagerungsgeschütze, Munition, Trains und alles Nötige zur Beendigung des Feldzugs für die Armee Lafayettes mit. Am 24. September erschien Washington in Baltimore. Das auf der amerikanischen Flotte embarkierte nordische Hauptheer landete in Westpoint und rückte in die Zernierungslinie rund um Yorktown ein. Die Falle war zu. Die Belagerung konnte beginnen!

Steubens größte Lebensstunde hatte geschlagen. Er war kein gewöhnlicher Mensch des Dienstes mehr, wenn er auf seinem Rosse so dahin und dorthin brauste und Befehle gab, er war der Kriegsgott selber, ein Geist, der überall in den andern tätig war. Washington hatte ihn nun zum Kommandierenden General ernannt und ihm die kombinierte Division von Virginien, Pennsylvanien und Maryland, nämlich die zwei Brigaden der Generale Woyne und Gift, 2309 Mann stark, unterstellt. Da Steuben unter allen amerikanischen Generalen (selbst Washington nicht ausgeschlossen) der einzige war, der von einer regelmäßigen Belagerung einen Begriff hatte, bei der berühmten Eroberung von Schweidnitz an Friedrichs II. Seite zugegen gewesen war, Rochambeau überdem Steubens Belagerungsprojekt nach der Skizze von Yorktown sofort annahm, so war unser Held auch allein beschäftigt, die Ehre der amerikanischen Waffen im Kriegsrate bei dieser Gelegenheit zu vertreten.

Die Belagerung Porktowns begann am 1. Oktober 1781. In der Nacht vom 6. zum 7. wurde die erste Parallele ausgehoben. Bisher war Sigh mit Duponceau, Vogel und Leander stets in seiner Nähe gewesen, jetzt sandte er das Mädchen zur Generalin Washington nach dem Hauptquartier zurück. In besagter Nacht schlug dicht bei Steuben eine feindliche Bombe ein. Er warf sich im Laufgraben zur Erde, und sein hinter ihm stehender Brigadegeneral Woyne fiel, da er eiligst sich bücken wollte, lang über ihn her. Das Geschoß zersprang, ohne zu treffen, die Offiziere der nächsten Batterie eilten besorgt hinzu, Steuben erhob den Kopf und sagte lächelnd: »Ich wußte schon lange, General, daß Sie ein tapferer Offizier sind, ich wußte bisher aber noch nicht, daß Sie selbst dann Ihre Pflicht tun, wenn es gilt, den Rückzug Ihres Generals in bestmöglicher Weise zu decken!« – Dieses Witzwort lief durch die ganze Armee. Die Eitelkeit der Franzosen zeigte sich in dieser Belagerung wieder in mannigfachen Zügen. Am 10., um 4 Uhr nachmittags, kommandierte Baron de Vioménil in den Laufgräben und sendete den Grafen Deuxponts zu Steuben.

»Baron Vioménil läßt Ihnen sagen,« sprach der Graf, »daß er bei seinem Besuch vorhin Ihre Division sehr schwach gefunden habe. Da aller Wahrscheinlichkeit nach in nächster Nacht der Feind einen Ausfall machen wird, will der Herr Baron, falls Sie es nötig finden, Ihren linken Flügel um fünf- bis achthundert Mann verstärken!«

»Herr Graf,« entgegnete Steuben mit größter Gleichgültigkeit, »ich glaube keine Verstärkung nötig zu haben und stehe Ihnen gut dafür, daß ich bei einem feindlichen Ausfall meine Batterien behaupte. Sollte Baron Vioménil aber angegriffen werden, so werde ich denselben mit 800 Mann in zwei Kolonnen unterstützen.«

Verblüfft ging der Graf hinweg.

»Mein Gott,« sagte General Woyne, »Sie haben ja nur im ganzen jetzt tausend Mann etwa in der Division, wie wollen Sie solch ein Versprechen halten?«

»Allerdings habe ich nicht mehr als tausend Leute, aber tritt der Fall ein, dann lasse ich zweihundert Mann bei unseren Batterien als Deckung und werde für den Vioménil mit den anderen achthundert ausfallen! Wenn ich mit meinen wenigen Leuten den Gascogner spiele, so geschieht es zu Amerikas Ehre! Die Franzosen sollen nicht sagen können, sie hätten Yorktown genommen, wir aber hätten zugesehen!«

Da faßte Woyne Steubens Hand und rief den umstehenden Offizieren flammend zu: »Jetzt, meine Herren, ist es unsere Pflicht, die Übertreibung unseres Generals wahr zu machen und so zu kämpfen, als ob wir die doppelte Anzahl wären!«

In der Tat, jeder Mann, vom Kanonier bis zum General, kämpfte für zwei in diesen außerordentlichen Tagen. Eine Nacht später begann Steuben die zweite Parallele und beendete sie am 12. nachts. Die Kanonade vom 13. bis 19. früh war mörderisch. Steuben hatte eine breite Bresche in den Teil der Werke geschossen, welchen er als den schwächsten auf der Landseite kannte; Washington befahl für den nächsten Tag den allgemeinen Sturm. –

Der Morgen des 19. zog herauf, die amerikanischen Sturmkolonnen bildeten sich eben – da – ist's Wahrheit? – Cornwallis zieht die weiße Fahne auf den zertrümmerten Wällen des brennenden Yorktown auf! Die ersten Kapitulationsverhandlungen begannen, das Feuer schwieg. Während dieser Pause, zur Ablösung am Morgen des 20., erschien plötzlich höchst naiv Marquis de Lafayette mit seiner Division zur Ablösung!

»Bemühen Sie sich nicht, Marquis,« sagte Steuben lächelnd. »Ich weise Ihre Ablösung zurück. In ganz Europa ist es Kriegsetikette, daß der Offizier, der das Kommando während der Kapitulation in den Laufgräben hatte, in ihnen so lange mit seinen Truppen bleibt, bis die Übergabe erfolgt oder die Feindseligkeiten wieder beginnen!«

»Ich werde mir das nicht gefallen lassen, Herr Baron, der Oberbefehlshaber wird darüber entscheiden!«

»Lassen Sie ihn entscheiden! Monsieur North, begleiten Sie doch den Marquis. Ich will abwarten, ob Washington im Augenblicke des Sieges dem General die Palme aberkennen wird, der Bresche schoß, oder sie dem reichen will, der bisher noch nicht ganz klar war, wie eine Parallele eigentlich aussieht.« Wütend entfernte sich Lafayette. – Nach einer halben Stunde zog er seine Division zurück. Washington hatte gesagt: »Steuben behält, was er hat!« –

Die Mittagssonne des 19. beleuchtete das Schauspiel der Kapitulation des Cornwallis mit seiner ganzen entwaffneten Armee. Der Lord übergab Baron Steuben eigenhändig seinen Degen.

»Wo ist Arnold, der Verräter, Mylord? Sie wissen, seine Auslieferung ist eine der ersten Bedingungen!«

»Sir,« entgegnete der gebeugte Oberbefehlshaber der Engländer, »ich habe ihn, auf mein Ehrenwort versichere ich es, sofort aufsuchen lassen, um ihn festzunehmen! Er war von seiner Division verschwunden. Seine Offiziere behaupten, sie hätten ihn gestern abend seewärts, in ein bloßes indianisches Hemd gehüllt, aus einer Wasserpforte schleichen sehen. Er muß also nächtlich mittels eines Bootes gerade zwischen den französischen Schiffen hindurch entkommen sein.« – So war es in der Tat. In Amerika hörte man nichts mehr von Arnold. Er soll in London als kleiner Krämer in der Gegend der Minories vegetiert haben und dort, selbst von den Engländern verachtet, gestorben sein.

Nachdem die gefangene englische Armee abgeführt worden war, kam Washington mit dem gesamten Stabe zu Steuben.

»General!« rief er, ihm die Hand schüttelnd, »ich begrüße in Ihnen den Sieger von Yorktown und Amerikas Friedensbringer! Reiten Sie neben mir in die eroberte Stadt ein.« –


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