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Nein, sie ist nicht umsonst, wer nur auf eine gescheite Art zu Werke ginge. Freilich, so alberne Kerl können lang herumgehen wie die Katz ums heiße Mus, ohne es zu kosten. Aber die Liebe hat immer ihre getreuen Anhänger belohnt, wenn sie's nicht selber verderbt haben. Der Titel müßte mir anders stehen, nicht so allgemein: Der Liebe Müh ist umsonst. Verzeihe mir, großer Mann, ich dachte allerlei über dieses Stück. Oft dacht ich, dein Lehrjung habe es gemacht und so einige Strophen von dir geborgt; oft dachte ich, du habest es etwa in müßigen Stunden, bei übler Laune, irgend in einem Bierhause in dein Taschenbuch niedergeschrieben, indem du eine spitzfindige Liebeszänkerei behorcht, hernach sei es, weil's von dir war, aufgeschnappt worden, wie von jenem König der Abgang zu Schnupftabak; oft dacht ich, nein irgend ein Papagei, ein Nachschwätzer habe es in deinem Namen gemacht. Ich laß es gestellt sein, doch, wenn ich gewiß wüßte, daß du es gemacht und im Ernst es als etwas Erhebliches für die Nachwelt geschrieben hättest, so würd ich's Dir zu Gefallen verehren. Gut, ich will glauben, du habest es nicht gemacht, und wann du's gemacht hast, sei's dir doch nie in Sinn kommen, daß alle Welt soll Freud dran haben. Ha nu, zum Andenken, daß ich's gelesen habe, will ich doch hersetzen, was ich daraus behalten habe – das Beste oder nicht. Erst kommen da ein König von Navarra mit einigen dummen Hofleuten aufs Tabet, unter welchen ein närrischer Biron der gescheiteste ist, die sich durch einen tölpischen Eid auf drei Jahr zum Studieren, Kasteien und Fasten verschwören. Hernach kommen einige Witznarren mit ganzen Säcken voll unnützen Worten: ein Armado, Dull, Kostard u. s. f. Dann kommt da eine Prinzessin aus Frankreich mit ihren Hofdamen Rosalinde, Maria, Catharina und andern Burschen. Aber ich weiß nicht, was sie machen, ussert daß diese und jene einandern einen Besuch machen und jenen eidbrüchig werden und s'diese höhnisch und spöttisch aufziehn. Das sind aber Weibsleute, die keinem ehrlichen Burschen Anfechtungen machen. Es ist wüst, wenn die Dinger tun, als ob sie allen Witz allein gefressen haben und sich so brutal und spröde stellen. Freilich verdienten's jene Gecken nicht besser, aber s'ist doch nicht hübsch. Ich habe mir im ganzen Stück kein sonderbaren Charakter bemerkt. Alltags-Charakter genug, Geschwätz, Zänkereien, Spitzfindereien genug, aber ich wüßte nicht, was mir lehrreich sein sollte. Birons Räsonnimang vom Studieren – ja das. Dies Stück stellt die halbe Welt vor, die mit ewigem Geplauder von lauter Nichts die Zeit vertreibt; stellt Millionen Autoren vor, die mit ewigem Geschwätz ganze Folianten füllen, mit lauter Worten ganze Beigen Papier übersalben, die alle zusammen kaum so viel sagen als ja und nein. Hast du's gemacht, grosser William, so freut's mich, daß dein Geist auch so niedrig fliegen konnte. Ich weiß, das Stück hat dir mehr Müh gemacht als alle deine schönen Stück, die wie eine reiche Quelle daherflossen, da dein Geist munter war und eine ganze Welt in sich hatte. Aber warum sollte dein Geist nicht auch schlummern. So kommt's dann, wann man etwas erzwängen will.
Schon wieder besser, ein recht artiges Märchen. Der große Geist ist schon alerter, fliegt schon höher, über Stauden und Hecken, über Meer, über Zeiten hinweg. Wenn doch etwas gefällt oder nicht gefällt, Himmel, welche Kleinigkeit! Ein Mensch gefällt, der andre nicht, und sind doch gleiche Menschen. So ein paar Augen, so gewisse Züge, ein Ton, eine Miene, man kann oft nicht sagen warum, nur er gefallt mir, der andere ist mir widerlich; weiß nicht warum, genug, er gefallt mir nicht. Ei, es muß doch irgend eine unsichtbare Geisterharmonie sein, die müssen sich aus gewissen Zügen, einem Ton, einem Blick kennen – was aus dem Geist fließt, fließt wieder in einen solchen, aus einem andern gefällt's nicht. O, wer nur das Geisterreich in dieser Körperwelt verstünde.
Leontes, König von Sizilien, und Polyxenes, König von Böhmen, sind gute Bekannte und Freunde von Jugend an. Polyxenes besuchte den König von Sizilien. Wie angenehm und reizend wird da die Freundschaft gezeichnet, bis ein mißgünstiger Teufel, der reine Freundschaft nie leiden kann, dem Leontes die Eifersucht einhauchte, die Freundschaft jämmerlich zertrümmerte und entsetzliches Unheil angerichtet, wenn unser großer Theatergott es nicht zu verhüten gewußt hätte. Aber er wußte die edle Hermione auf eine wunderbare Art zu erhalten und den jungen Mamillius, und nach vielen Jahren alles wieder herrlich zusammenzubringen.
Wie schön ist der Charakter eines Kamillo, wie edel in seinen Handlungen, nachgebend und doch der Wahrheit getreu, nicht verwegen und doch für die Unschuld alles unternehmend und beherzt. Wie sieht man so allgemach das Feur der Eifersucht in der Brust Leontes aufglimmen, daß man den armen Tropf eben so wohl bedauert als die gute Hermione. Wenn so ein Stück Arbeit nicht auch Lust und Freude macht, bald zu innigem Mitleid bewegt, bald in Zorn bringt und Rache im Busen lodert, so taugt es nicht viel. Wer muß hier nicht den edlen Polyxenes, die gute Hermione, den jungen Mamillius bedauern; wer nicht sich über einen rechtschaffenen Antigonus, Kamillo und eine Paulina freuen, über einen Leontes ergrimmen! Aber wie innig rührte mich die Szene, wo Antigonus mit einem Kind auf dem Arm, in einer Wildnis, am Rande des Meeres, in Sturm und Wetter das Kind hinlegt und segnet. Wie sein Herz blutet und sein Auge tränet! Mein Herz möchte mitbluten, sich bei der jungen Perdita hinsetzen und bewachen wie ein Vogel seine Jungen. Ich möchte dem guten Antigonus zu Hülf eilen, den Bären umbringen, zerfetzen und zerhacken, ihn und das Kind in die Hütte des Schäfers führen. Welch ein Sprung machst du da über 16 Jahre hinweg, und da setzst du dich zu einer Schafschur hin; so lieb sind dir ländliche Freuden! Gewiß, mir auch. Deine Schäferfreuden haben innig wohlgemacht. Welch ein Florizel, eine Perdita, ein Schäfer, ein Rüpel, selbst der Spitzbub Autolykus ist schön. Da schaffst du alles her, was zu einem lustigen Feste gehört. Aber du zeigst auch den Unbestand zeitlicher Freuden. Armer Florizel, schöne Perdita, wie bebte mein Herz für euch, eh ich das Ende wußte. Ich hatte meine Hand an ein gesalbtes Haupt gelegt und den harten Polyxenes nach Hofe gewiesen. Aber wie freut ich mich, da sich alles so herrlich endigte. Tausend Glück wünscht ich Florizel, Perdita und der auferstandenen Hermione und dankte dem wundertätigen Kamillo und Paulina – und erwachte von meinem Traum, – denn ich war ganz da.
Ist auch ein schönes Stück von viel bündtigen Reden. Freilich geht's da an den Küsten von Illyrien in Kreuz und Quer durcheinander, daß man oft selbst nicht weiß, wo man zu Hause ist. Da kommt ein Herzog, der in ein schönes, reiches Fräulein Olivia verliebt ist, aufs Theater. Er spricht recht artig von der Liebe. Hernach kommt Viola, die in den Herzog verliebt ist und in Mannskleidern sein Bedienter wird. Da gibt's einen ganzen Haufen Irrungen, daß man zuletzt fast schnurrig wird. Der weibliche Wankelmut wird bei der Olivia nett gezeichnet. Erst verschwört sie sich, sieben Jahr um einen Bruder zu trauern, ihr Gesicht soll nur die Luft nicht küssen – und kurz drauf entschleiert sie sich einem Bedienten, wird in ein Weibergesichtchen verliebt und will, was sie nicht will. Olivia heiratet zuletzt Sebastian, Violas Bruder, weil sie meinte, es sei Viola, die Mannskleider trüge. – Die zwei Geschwister sahen einander so ähnlich wie zwei Bienen, hielt je eins das andere im Schiffbruch für ertrunken. – Viola nannte sich Cäsario.
Endlich, wie der Betrug entdeckt wurde, heiratete der Herzog sein Bedienter und Olivia den Sebastian. Narren, Saufbrüder, Spaßmacher hat's genug in dieser Komödie. Da ist ein Rüpel, ein Sir Tobias Rülp, ein Andreas Fieberwange, der ein Aug auf Olivia hatte und die andern ihm brav absoffen, ein Fabio, ein Malvolio. – Am besten gefällt mir der Spaß, den Maria, Olivias Kammermädchen, und die andern Kerls dem närrischen Malvolio spielten, die den einbilderschen Lümmel konnten glauben machen, er werde seine Herrschaft Olivia bekommen. Sein Charakter ist nicht selten, und von den übrigen Spaßmachern, Schmarotzern ist die Welt voll.