Clemens Brentano
Die Chronika des fahrenden Schülers (Urfassung)
Clemens Brentano

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Mit leichter Mühe gelangte der rasche Schwimmer auf diesen Felsen zu seinem Freunde, dem Einsiedler, aber in den Wellen gedachte er ernstlich der Ermahnung seines Vaters und betete fromm, daß er nicht in den Strudel kam. Nun verließ er die Insel nicht mehr und genoß einige Jahre den Unterricht des Einsiedlers über alles, was ich dir gesagt habe. Nie aber ließ ihn dieser an jenen Rand der Klippe, wo sich der Geist aufhält, weil er ihn noch nicht für stark genug hielt, seine Lieder zu ertragen. Während dieser Zeit schwamm er oft hinüber ans feste Land, für sich und den Einsiedler zu betteln; aber er kam nie vor die Hütten derer, denen er sein Habe verschenkt hatte; er begehrte auch nie mit Demut, sondern mit einer so edlen Ruhe, daß ihm jedermann gern gab, ja man erwartete ihn, man ging ihm entgegen seiner großen Schönheit wegen, und nun hieß er allgemein der Schöne Bettler. Der Einsiedler ging nun nicht mehr nach dem festen Lande in die Kapelle, denn der Schöne Bettler richtete ihm einen Altar und ein Kreuz in einer Grotte auf, die ich dir morgen zeigen will. Da er diesen Betort fertig hatte, fehlte ihm nur noch ein Kelch, denn der Einsiedler war ein Priester; und da ihm dieser von dem Becher von Thule gesprochen hatte, so konnte er der Versuchung nicht länger widerstehen, als der Alte entschlafen war, sich hin nach den alten Ruinen zu begeben, wo ich dich hingeführt, um zu sehen, ob er den Becher nicht erhalten könne. Kaum aber hatte er sich dem alten Fenster genähert und zwar mit seinem Saitenspiel in der Hand, als vor ihm ein wunderschönes Weib aus der Flut tauchte und mit allen Liebesmächten des Gesangs, der Gebärde und des Lieds ihn bezaubern wollte; er aber ließ sich nicht stören, sondern begann mit seiner nicht minder schönen Kunst ihren Liedern und ihrem Begehren Hohn zu singen. Da begann endlich der Geist, gar kläglich zu tun und mit rührenden Gebärden ihn anzureden: ›Was begehrest du von mir, daß du mich verspottest?‹ Da erwiderte der Schöne Bettler: ›Ich begehre den Becher, der hier unten liegt.‹ Da sprach der Geist: ›Gibst du mir den Ring dafür, den du am Finger trägst, so sollst du den Becher haben.‹ Der Schöne Bettler wollte den Ring nicht geben, denn sein Vater hatte ihn getragen, und sagte dies. Da sprach der Geist: ›O mein Sohn, willst du deiner Mutter den Trauring nicht wiedergeben?‹ ›Wenn dem so ist‹, sprach er da, ›verflucht die Minute, die ich ihn länger am Finger trage; gib den Becher, hier ist der Ring!‹ Er warf ihn hinab, aber der Geist lachte ihn aus und gab den Becher nicht. Da erzürnte der Bettler und faßte eine ganze Wand der Ruine im Grimm und stieß sie hinab auf das Gespenst, daß das Wasser in die Höhe schlug. Mit großem Unwill kehrte er nun zurück und trocknete sich die Wangen ab, denn die Wellen hatten ihn bespritzt. Plötzlich blieb er aber stehn und dachte daran, daß sein Vater ihm nie von seiner Mutter geredet, daß er ihn immer so geheimnisvoll vor jenem Strudel gewarnt, daß er noch sterbend ihm das Wort ›Sirene‹ zugerufen. Da ward er sehr traurig und ging in die Grotte an den Altar und betete unter heftigen Tränen für seinen Vater und flehte zu Gott um Stärke, gegen die Lockungen seiner Mutter zu kämpfen.

Nach einem Jahr starb der Einsiedler, und der Bettler begrub ihn in der Kapelle. Nun begann der Zurückgebliebene eine ganz neue Ordnung. Der Einsiedler hatte, wie noch ich, die Gewohnheit, unglückliche Verirrte zu warnen, daß er, wenn er ein Schifflein oder einen Schwimmer sich nahen sah, denselben entgegenfuhr und sie warnte; er aber setzte sich in seinem Saitenspiel ans Ufer und zersang mit unaussprechlicher Kunst die lockenden Lieder der Sirene, und man könnte sagen, daß, wo die Torheit der Verirrten übergroß war, das Rechte zu erwählen, er dieselben zum Guten verführte. Auch vermied er nicht, dem Wassergeist zu begegnen, er war so stolz, daß er ihn rief und mit ihm sprach, ihn auch wohl gar mit seinen Gesängen selbst zu bekehren suchte.

So lebte der Bettler lange und stiftete viel Gutes, aber es erzeugte sich in seiner Seele eine unendliche Wißbegierde, den ganzen Ursprung des Bösen zu wissen, um es gründlich bekriegen zu können, und dabei fühlte er nicht, daß er schon weit von der Demut entfernt war und sich ein geheimer Stolz seines Herzens bemächtigte. Er begab sich nun oft in die Herzkammer der Steinernen Trauer, deckte den Bittern Brunnen auf und lauschte auf die Gesänge der Verlornen, ja er begann sich in den Felsen dort ein geräumiges Lager zu meißeln, wo er ganze Nächte lag und lauschte, statt daß er wie ehedem in dem Netze geschlummert, welches ich dir heute zur Schlafstelle angewiesen habe, und dem Gesang der Sphären zugehört. Da er aber sein Lager dort erweitern wollte, fand er das Buch in einer Öffnung des Felsens verschlossen. Freudig lief er damit nach der Hütte, betrachtete die schimmernde Decke und, da er es öffnete, bedauerte er zum erstenmal, nicht lesen zu können. Besonders aber wunderten ihn viele Abbildungen von Gestirnen, die, mit den heidnischen Sternbildern bezeichnet, mit wunderbar schimmernden Farben ausgeziert waren. Dann fand er zwischen dem Geschriebenen ganz unzählig viele Bilder von mancherlei Geschichten, Könige, Ritter und Jungfrauen von so fremder Gestalt und Tracht und mit so reizenden Händen begriffen, daß er den ganzen Tag über dem Buche gesessen hatte, als ihm plötzlich einfiel, daß er noch gar nicht auf der Wache gewesen sei. Er verschloß daher sein Buch, so sorgsam er konnte, und eilte nach der Ruine. Kaum war er dort angekommen, als der Wassergeist sehr bestürzt und traurig erschien und ihn fragte, ob er ihm nicht ein Buch entwendet hätte? ›Ja‹, sagte der Bettler, ›ich habe ein Buch gefunden, welches wahrscheinlich der Einsiedler zurückließ, und das du, Lügengeist, dir gerne zueignen möchtest.‹ ›Ach‹, klagte die Sirene, ›dies Buch ist das edelste Kleinod, das ich besaß; es ist die Chronik meines ganzen Stammes, und sicher darin all meine Natur und mein Kalender, alle meine Kunst und Wissenschaft, die Geschichte aller derer, die sich mir ergeben, meine Lieder und der Geburtstag meiner Kinder.‹ ›Wenn ich das Blatt finde, worauf das letzte steht, was du beklagst‹, sprach der Bettler zornig, ›so will ich es zerreißen und dir wiedergeben.‹ Der Geist flehte noch lang, der Bettler aber sprach: ›Ich nehme das Buch für meinen Ring, den du mir abgeschwätzt hast; ich will deine Geschichte studieren und dir dann Anmerkungen dazu machen und ein Register, das dich so peinigen soll, daß die Geschichte ein Ende kriegt‹, und nun ging er zurück. Nun lächelte der Geist für sich, denn die Schlinge zu des Bettlers Verderben war gelegt.

Da er nach Haus kam, schlug er gleich das Buch wieder auf, und seine Begierde, darin lesen zu können, wuchs ungemein. Und wer sollte es ihn lehren? Nach der Stadt wagte er mit diesem Schatze nicht zu gehen, weil er fürchtete, er möchte ihm geraubt werden; er warf also seine Augen nach jenem Inselschloß, wo er vorher nie gewesen war. Er nahm sein Saitenspiel mit und schwamm hinüber. Die Jungfrau des Schlosses befand sich in einem Garten. Der Schöne Bettler ging ruhig auf sie zu. Seine Schönheit bestürzte die Jungfrau, sie hatte nie einen Mann gesehen außer ihrem Vater, der abwesend war, und einigen Dienern. Sie fragte den Jüngling, was er wolle. Er bettelte Brot und Obst. Sie eilte, es ihm zu bringen, und bebte, ihn anzuschauen. Dann fragte sie ihn über seine Heimat und warum er bettle; aber er sprach nur wenig und bat sie, ihm zu sagen, ob niemand auf der Insel wohne, der ihn lesen und schreiben lehren könne. Die Jungfrau sprach: ›Hier ist niemand, der es kann als ich; aber ob ich es lehren kann, weiß ich nicht.‹ Der Bettler antwortete: ›Hier kann es mir auch nicht helfen, denn ich kann das Buch nicht mitbringen, das ich lesen möchte.‹ Und nun beschrieb er ihr das Buch. Da geriet die Jungfrau in ein seltsames Entzücken, ihn anzuschauen, und als er ihr einige Lieder sang, die sein Vater immer gesungen hatte, mußte er weinen. Da sah sie, daß er Perlen weinte, und ward ganz wie unsinnig um ihn. Er aber bat sie, ihn doch lesen und schreiben zu lehren; sie solle nachdenken, wie sie es machen wolle, morgen werde er wieder kommen, und dann stürzte er sich wieder ins Meer und kehrte zurück. Für die Jungfrau war nun alle Ruhe verloren, sie konnte nicht mehr leben und nicht sterben, so heftig hatte sie das Wesen des Schönen Bettlers entzündet, und da er am folgenden Tage wiederkam, versprach sie, ihm durch die Wellen zu folgen, wenn er harren wolle, bis ihre Mutter zu Bette sei. Der Bettler harrte, die Jungfrau traf einige Vorkehrungen und schwamm mit dem Bettler hinüber. Kaum war sie in seiner Hütte und kaum hatte er ein prasselndes Feuer angezündet, als er auch gleich das Buch aufschlug und ihren Unterricht begehrte. Die unglückliche Jungfrau konnte noch kaum von ihrem ganzen Beginnen, von ihrer Leidenschaft, von ihrem Verbrechen an ihrer Mutter zu Sinnen kommen, als sie ihn schon unterrichten mußte. Er lernte mit unendlichem Fleiß, und sie lehrte ihn die Buchstaben kennen; dann mußte sie ihm noch eine Geschichte aus dem Buche lesen, er dankte ihr, gab ihr etwas zu essen und führte sie wieder hinab an das Ufer und führte sie durch die Wellen zurück. Da versprach sie ihm, daß er sie so oft holen könne, als er eine Flamme an der Gegend des Ufers gewahr werde, wo sie heute gelandet wären. Aber ihre Liebe hatte sie nicht gewagt ihm zu gestehen. Am folgenden Morgen stand der Jüngling früh auf und beging den ersten Mord, er schnitzte einen Bogen und erschoß einen Seevogel, um eine Feder zum Schreiben zu haben. Mit dem Blute des Vogels begann er die Buchstaben, die er kannte, nachzumalen. Abends sah er, sobald es dunkel ward, die Flamme und holte seine Lehrerin; sie kam ihm schon in den Wellen entgegen, und da sie bemerkte, daß er still vor sich redete, fragte sie ihn, warum. Da sagte er ihr, daß man in diesen Gewässern nicht sein dürfe, ohne zu beten. Da sagte sie: ›Ach, Lieber, wenn du nicht betetest, ich glaube, dann wärst du der Wassergeist selbst.‹ Sie lasen abermals; die Geschichten waren wunderbar süß und giftig; dem Bettler waren sie nicht gefährlich, denn er war lauter Nachsinnen, aber die Jungfrau lehrte ihr eignes Verderben. Bald kam sie allein geschwommen, wenn er ihr eine Lampe an einer hohen Stange am Ufer aufrichtete, und der Bettler konnte bereits lesen und schrieb nun auch seine eignen Gesänge in das Buch; auch malte er sich die Sternbilder anders und nach seiner Weise.

Die Liebe der unglücklichen Jungfrau zu dem Schönen Bettler stieg mit jedem Tage, da sie ihn wiedersah, aber sie wagte es ihm nie zu sagen, so fern schien es ihm zu sein, ihr Unglück zu vermuten. Da sie nun einst zu ihm kam und ihn nicht in der Hütte fand, schrieb sie das Geständnis ihrer Liebe in das Buch, und zwar in Form einer Weissagung, daß eine Jungfrau von hohem Stande mit Lebensgefahr ihn lieben und an dieser Liebe sterben werde, wenn er sich ihrer nicht erbarmte; und nun kehrte sie allein zurück. Aus Schüchternheit hatte sie diese Worte an eine Stelle geschrieben, wo er sie nicht gleich bemerkte. Den folgenden Tag steckte er seine Lampe aus, die Sirene aber machte einen Nebel um die Insel, und die Jungfrau konnte das Licht nicht sehen und war sehr traurig, nicht gerufen zu sein. Als sie nun den folgenden Tag auch nicht kam, schwamm er hinüber; aber an dem Ufer fand er viele Menschen beschäftigt, im Wasser zu suchen, und da er fragte, hörte er den Jammer der Menschen, daß die Jungfrau des Schlosses vermißt werde und man fürchte, daß sie ertrunken sei. Wie ein Pfeil kehrte er zu den Klippen zurück, er suchte rings am Strande und fand sie zu den Füßen der Steinernen Trauer mit gefaltenen Händen tot von der Flut ausgeworfen. Er trug sie in die Felsenkammer, er ergriff alle Mittel, sie zu beleben; endlich fiel ihm ein, daß in seinem Buche mancherlei Arzneien stünden; er eilte nach Haus und suchte und fand das Geständnis ihrer Liebe; er nahm das Buch und eilte wieder zu ihr in die Höhle, und als er ihre Hand auf die Stelle gelegt hatte, flossen als Beteuerung einige Perlen-Tränen aus ihren Augen. Eine unendliche Trauer ergriff ihn, da hörte er im Bittern Brunnen singen:

Eile! Eile hin nach Thule,
Suche auf des Meeres Grund
Jenen Becher! Deine Buhle
Trinkt sich nur aus ihm gesund.

Er eilte nun hin an den Strudel, er war auf dem Punkte, sich hinabzustürzen, als sich ihm der Geist zeigte: ›Willst du mir mein Buch noch nicht wieder geben?‹ sprach er hohnlächelnd. ›O hätte ich es nie aus deinen Händen genommen!‹ erwiderte der Fischer. ›Gib mir den Becher, daß ich die Jungfrau wieder zum Leben bringe.‹ ›Ja‹, sagte der Geist, ›wenn du mit ihr zu mir herabkommen willst, so will ich dich als meinen Sohn aufnehmen; beuge dich nieder, daß ich dir den Becher gebe.‹ Der Jüngling beugte sich nieder, und der Geist schlug ihm mit dem Becher so heftig an die Stirne, daß sein Blut niedertroff. Er taumelte zurück, und da er zu dem Leichnam seiner Geliebten kam, nahm er ihn auf seinen Schoß und weinte, weinte nieder; und auf seiner Geliebten lag das Buch aufgeschlagen, wo sie hingeschrieben hatte, daß sie ihn liebte, und wie er so auf das Buch weinte, sah er Zeilen zwischen den andern erscheinen. Da stand sein ganzes Geschick geschrieben, und daß der Geist ein falsches Licht im Meere gemacht habe, nach dem die Jungfrau geschwommen und ertrunken; da weinte er immer mehr und ritzte sich die Adern und schrieb ein kurzes Lied von seinem Untergang, warnte vor dem Geist und weinte immer, immer in unendlicher Trauer, bis er in der Herzkammer der Steinernen Trauer sich und seine Geliebte also in Tränen verhärtet hatte, wie du gesehen. So ist die Geschichte des Schönen Bettlers und – meiner Tochter. Da ich aus dem Heiligen Lande zurückkam in Gestalt eines Pilgers, fand ich mein Weib tot. Sie war aus Kummer über meine Tochter gestorben, das Schloß war in den Händen meiner Verwandten; so gab ich mich auch nicht zu erkennen und begab mich nach dieser Insel, um hier meine Tage zu beschließen. Erst nachdem ich lange hier gewohnt, entdeckte ich die beiden Unglücklichen und das Buch, über welches sich seine Tränen also verbreitet haben, wie du an den schimmernden Stellen siehst.«

Da ward der alte Schiffer gar still; die Jungfrau aber begann den Rosenkranz, den sie vollendet hatte, laut und von Herzensgrund zu beten, und er antwortete ihrem Gebet.

So lebten sie eine lange Zeit miteinander, und täglich ging das Jungfräulein an den Bittern Brunnen und sah ihre Schwestern und betete und weinte so lange, bis sie einen großen Schatz von Perlen hatte, den gab sie dem alten Schiffer und bat ihn, ein Kloster darum auf den Felsen bauen zu lassen. Das tat der Schiffer, und da das Kloster fertig war zu Ehren der büßenden Magdalena auf dem einen Felsen, ward die Jungfrau Äbtissin darin; auf dem andern erbaute der Fischer ein Mönchskloster zu Ehren der Schmerzhaften Maria; und so lag der Strudel des Perlengeistes zwischen diesen beiden christlichen Kastellen, und alle Frauen und Männer dieser Klöster sind Gerettete aus dem Strudel der Welt und leben noch fromm, da ihre Stifter längst im Rufe der Heiligkeit zu Gott gegangen sind. Da sie aber starben, befahlen sie, daß man ihre Leichname in die Herzkammer der Steinernen Trauer tragen und, nachdem sie dort einige Tage gestanden, sie beerdigen solle. Unter großer Trauer trugen die Mönche den alten Fischer und die Nonnen die Jungfrau in die Grotte und knieten davor nieder mit Beten und Singen bis zur Nacht, da nur ein einziger zurückblieb, am Eingang zu wachen. Um die zwölfte Stunde aber hörte dieser ein wunderbar Geräusch und sah die Grotte von Menschen erfüllt; er sah die zwei törichten Jungfräulein aus dem Brunnen steigen und bei dem Leichnam ihrer Schwester niederknien. Die Geliebte des Schönen Bettlers stand auf und kniete vor ihrem Vater nieder; auch der Schöne Bettler erhob sich und schlug dreimal in sein Saitenspiel: da stiegen aus dem Brunnen Raimund von Portiers und der Stauffenberger, sie trugen den König von Thule auf ihren Schultern, der einen langen silbernen Bart hatte, dann folgte ein Fischer und unzähliche andere, wie sie in dem Buche abgebildet zu sehen sind. Sie versammelten sich alle und redeten kein Wort und bewegten sich wenig, nur der Bettler schlug heftige Schläge in die Saiten; da rührte es sich heftig in den Felsenadern der Steinernen Trauer, sie wollte sich aufrichten, das Gewölb zerbrach, der Bettler zog voran, die Geister ergriffen die Leichname der Verstorbenen, und so zogen sie durch die Öffnung des Felsen hinaus, um die Insel herum und dann fort über die Wellen hin, wo sich eine Wolke in der Gestalt eines Schiffes niedergelassen hatte, das sie bestiegen, und verschwanden.

Indes war ein Stern senkrecht über den Bittern Brunnen gekommen und schien durch die Öffnung grade hinunter; er brannte wie eine Fackel und fiel in den Brunnen hinunter, und sein Nam ist Wermut. Da ward der Brunnen und das Meer also bitter, daß der Geist mit Wehklagen aus diesen Gegenden entfloh.


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