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Bergphantasie.

Im Frühling.

S chmeichelndes Lüftchen, woher? was lockst du mit duftendem Fittig,
   weh'st und erweckest mit Macht höhere Sehnsucht in mir?
Durch das lebendige Grün, in Labyrinthe des Waldes
   winket der einsame Pfad glatt und getrocknet dahin.
Um das bewegte Gesträuch, wo über den sprossenden Boden
   zarter Schatten zerfließt, säuselt einladender Duft,

Munter locket am Strand die kleine harmonische Welle,
   und es taucht in die Fluth winkend die Blume ihr Haupt.
Aber mich reizen die Höh'n mit ihrem erfreulichen Schimmer,
   und auf Flügeln der Lust eilt die Begierde voran,
Ha! nun ist es erklimmt; nun küssen mich himmlische Lüfte,
   jegliche Sorge entflieht leicht, wie der Nebel ins Thal.
Über die liebliche Welt von zartem Gedüfte umflossen,
   die dem umfassenden Blick jugendlich heiter sich zeigt,
wie ein Gedanke der Lieb' in holder Verwirrung entworfen,
   schwebet, ähnlich dem Flug fröhlicher Täubchen, mein Sinn.

Ferne Gefilde, auch über euch lacht dieser liebliche Himmel!
   Wesen, ihr trinket mit mir diese berauschende Luft!
Welch ein entzückendes Band, das alles Erschaffne umschlinget,
   Geister und Blüthen vermählt, Erde und Himmel vereint!
Seyd mir vor allen gegrüßt, ihr zart empfindende Seelen,
   durch ein ätherisches Band ewig verbunden mit mir!
Auf dem Pfad der Natur begegnen sich unsre Gefühle,
   in den Strahlen der Kunst ahnen die Liebenden sich,
Sind wir auch ewig getrennt, begegnen sich nie unsre Blicke:
   sind wir doch ewig uns nah, schön durch das Ganze vereint.

Einsam lausche ich oft entzückt den harmonischen Tönen, –
   und ein Schauer durchirrt lieblich die Saiten der Brust –
die im Strome des Lebens, im Spiel der Herzen erklingen,
   zart, vernehmlich und rein, mir eine süße Musik.
Und ein liebliches Bild von schöner Menschlichkeit Blüthe
   mahlet auf duftigen Grund mir der Begeisterung Hand.
Himmlisch steigt es empor, mit milden ätherischen Farben;
   und mit ahnender Lust weil' ich im Zauberrevier.
Heilig walten sie hier, der Menschheit holde Genieen,
   Freiheit, der himmlische Trieb, Freude, ihr liebliches Kind,

Wahrheit mit leuchtendem Blick, und Liebe, die Blüthe des Äthers,
   und mit der Neigung versteht hier sich das freye Gesetz.
Mild, wie die Lüfte des Frühlings, umwehet der Wirklichkeit Blüthen,
   nimmer von ihr mehr getrennt, sanfter Begeisterung Duft;
und der erhöhte Geschmack erwählet die Formen des Schönen,
   räumet hier ewig nichts mehr kalter Nothdürftigkeit Zwang.
Mit dem zarten Geschmack, dem Schönheitssinne des Griechen,
   einet der reifern Vernunft klares Bewußtseyn sich gern;
alle sind hier erwacht die schlafenden Kräfte des Menschen,
   und durch den schönen Accord bricht sich kein Mißlaut mehr durch.

   O! warum ist das Vollkomm'ne, ihr Himmlischen sagt, warum ist es
   ewig der Sehnsucht nur werth, ewig der Sehnsucht versagt?
Fest umschlingen wir es mit zarten Banden der Liebe,
   tragen im Herzen es stets, ach! und erreichen es nie!
Lächle noch, Äther, so mild, und umfanget mich himmlische Lüfte,
   wehe Begeist'rung mich an, weile noch, liebliches Bild!
Aber du hüllest dich sanft: so schwindet in Abendgedüfte
   manches erfreuliche Bild schweigend in Nebel dahin.



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