George Byron
Cain
George Byron

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Dritter Act.

Erster Auftritt.

Die Erde in der Nähe des Paradieses wie im ersten Act.

Cain und Adah treten auf.

Adah. Still, Cain! Tritt leise auf!

Cain. Recht gern; jedoch
Warum?

Adah. Der kleine Enoch schlummert auf
Dem Bett von Laub bei der Cypresse dort.

Cain. Cypress'! Das ist ein trüber Baum; sieht aus,
Als traure er ob dem, was er beschattet.
Was hast du ihn als Lagerplatz gewählt
Für unser Kind?

Adah. Weil sein Gezweige wie
Die Nacht die Sonne abhält und so passend
Zum Schutz des Schlafs mir schien.

Cain. Des letzten, ja!
Und längsten auch. Doch gleichviel, führ' mich hin!
    (Sie gehen zu dem Kind.)
Wie lieblich ruht das Kind! Das reine Roth
Der frischen Wange weicht an Zartheit nicht
Den Rosenblättern, die so sanft sie betten.

Adah. Und dann der Mund, wie süß geöffnet! – Nein!
Du sollst ihn nicht, noch nicht ihn küssen; bald
Erwacht er ja, sein Mittagsstündchen ist
Beinah vorbei; doch wär' es schade, ihn
Vorher zu stören.

Cain. Du hast Recht; ich will
Bis dahin mich gedulden. Wie im Schlaf
So lieb er lächelt! Schlaf nur zu und lächle,
Du junger Erbe einer jungen Welt!
Schlaf nur und lächle! denn in deinen Tagen
Ist Schlaf und Lächeln schuldlos noch und froh.
Du hast die Frucht ja nicht gepflückt; weißt nicht,
Daß nackend du! O daß die Zeit muß kommen,
Wo büßen du für Sünden mußt, die dir
Zur Last nicht fallen, noch auch mir. – Doch schlaf'
Nur fort! – Es röthen seine Wangen sich
Zu tiefrem Lächeln jetzt; durchsichtig bebt
Das Lider nun mit seines Wimpers Netz,
Das dunkel wie Cypressen daran weht.
Und zwischendurch lacht lichtes Himmelsblau.
Es lacht, obgleich es schläft. Es träumt ihm wol!
Von was? Vom Paradies? Ja, träum' davon,
Mein ach! enterbter Sohn! 's ist nur ein Traum,
Denn weder du noch deine Söhn' und Eltern
Ergehn sich jemals wieder an dem Ort
Der Lust, der uns verschlossen ist.

Adah. O Cain!
Sing' unsrem Sohn nicht dieses Klagelied
Um die Vergangenheit! Warum denn stets
Dies Paradies betrauern? Können wir
Uns nicht ein zweites schaffen?

Cain. Wo?

Adah. Hier oder
Wo du nur willst, denn wo du immer bist,
Fühl' ich den Mangel dieses Eden nicht.
Hab' ich nicht dich und unsern Sohn, den Vater,
Den Bruder, Zillah und die theure Mutter,
Der wir dies Leben und so viel verdanken?

Cain. Ja, ja! Den Tod! Auch er gehört dazu.

Adah. Cain! Jener stolze Geist, mit dem du gingst,
Hat dich noch mehr betrübt. Ich hoffte schon
Die Wunder, die er dir verhieß, und die
Du sahst, Gesichte alter, jetz'ger Welt,
Sie würden dein Gemüth mit jener Ruh'
Gestillten Wissensdurstes weihn; jedoch
Dein Führer hat dir übel mitgespielt,
Ich seh's! Gleichwol will ich ihm danken, kann
Ihm gern verzeihn, weil er dich uns so bald
Zurückgeführt.

Cain. So bald?

Adah. Zwei Stunden kaum
Ist's, daß ihr gingt: zwei lange Stunden zwar,
Doch Stunden nach der Sonne nur.

Cain. Und doch
Kam ich der Sonne nah und schaute Welten,
Die einstmals sie beschien, doch jetzt nicht mehr
Beleuchten darf; und Welten, die sie nie
Beschien. Mir war's, es seien Jahre hin,
Seitdem ich ging.

Adah. Und doch sind's Stunden kaum.

Cain. Dann hat der Geist die Dehnbarkeit der Zeit
Und mißt sie aus nach dem, was er erblickt,
Sei's angenehm, sei's nicht, sei's klein, sei's groß.
Ich schaute die undenklichen Gebilde
Endloser Wesen, streift' erlosch'ne Welten,
Und als ich schaute auf die Ewigkeit,
War mir, als hätt' ich ein'ge Tropfen der
Jahrhunderte zu eigen mir gemacht
Von ihrer Unermeßlichkeit. Doch nun
Empfind' ich neu, wie klein ich bin. Recht hat
Der Geist gesagt, daß nichts ich sei.

Adah. Warum
Denn sagt' er das? Jehovah sagt' es nicht.

Cain. Nein, Er begnügt sich, uns zu Nichts zu machen;
Und wenn dem Staub Er mit dem Blick auf Eden,
Auf die Unsterblichkeit geschmeichelt hat,
Löst er zu Staub ihn wieder auf. – Weshalb?

Adah. Du weißt's, der Sünde unsrer Eltern halb.

Cain. Was scheert das uns? Sie sündigten, sie mögen
Drum sterben auch.

Adah. Das ist nicht gut geredet.
Es stammt auch der Gedanke nicht von dir!
Nein! von dem Geist, der mit dir war. Ich wollt',
Ich könnte für sie sterben, daß sie lebten.

Cain. So sag' ich auch, vorausgesetzt ein Opfer
Könnt' sättigen den Lebensnimmersatt,
Und unser kleiner ros'ger Schläfer hier
Verschmeckte Menschenelend nie noch Tod
Und überwiese sie auch denen nicht,
Die ihm entsprießen.

Adah. Ach wer weiß! vielleicht
Entsühnt solch Opfer unsre Rasse einst.

Cain. Und Unschuld büßet für den Schuldigen.
Wo blieb die Sühne da? Nun denn, auch wir
Sind schuldlos. Sprich! Was haben wir gethan,
Daß wir für Etwas, das vor unserer
Geburt geschah, geopfert müssen sein?
Daß zur Entsühnung dieser dunkeln Sünd'
Ein Opfer noth uns thut? – wenn's Sünde war,
Daß nach Erkenntniß ward gestrebt.

Adah. Ach Cain!
Du sündigst jetzt und gottlos tönt dein Wort
Mir in das Ohr.

Cain. So laß mich!

Adah. Nie! wenn auch
Dein Gott selbst dich verließ'.

Cain. Was habt ihr hier?

Adah. Zwei Hochaltäre sind's, die unser Bruder
Errichtet hat, als fort du warst, um Gott
Bei deiner Rückkehr freudig drauf zu opfern.

Cain. Und woher wußte er, daß ich sogleich
Bereit sein werd' zu diesem Opferbrand,
Den täglich er mit unterthän'ger Stirn',
Auf der sich mehr gemein demüth'ge Furcht
Als wahre Gottverehrung malet, bringt,
Den Schöpfer zu bestechen?

Adah. 's ist gewiß
Nur wohl gethan.

Cain. Ein Altar ist genug.
Ich hab' kein Opfergut.

Adah. Der Erde Frucht,
Die ersten schönen Knospen, Blüten, Blumen,
Sie sind ein richtig Opfer für den Herrn,
Wenn man mit sanftem, reuigem Gemüth
Sie bringt.

Cain. Ich hab' geschafft, gepflügt und, wie's
Der Fluch besagt, geschwitzt im Sonnenbrand;
Soll ich noch mehr? Weshalb soll sanft ich sein?
Des Kampfes halb, den ich mit der Natur
Bestehen muß, daß sie mein Brod mir gibt?
Weshalb soll ich denn dankbar sein? Weil ich
Von Staub bin und im Staube kriech', bis ich
Zum Staube wiederkehr'? Wenn nichts ich bin,
Soll ich um Nichts ein schnöder Heuchler sein?
Und thun, als ob die Pein mir Freude mach'?
Weshalb denn soll ich reuig sein? Doch nicht
Der Sünde meines Vaters halb, die längst
Durch das gebüßt ist, was wir Alle leiden,
Und die ja mehr noch als gebüßt soll werden
Durch die Jahrhunderte, die unsrem Samen
Man prophezeit? – Da, unser Schläfer hier,
Der blühende, läßt sich nicht träumen, daß
Der Keim in ihm endlosen Elends ruht
Für Myriaden! Besser wär's, ich faßt'
Im Schlaf ihn und zerschmetterte sein Haupt
Am Felsen hier, als daß er lebte, um –

Adah. O Gott! berühr' das Kind nicht, mein Kind, deins!
O Cain!

Cain. Besorge nichts. Um all die Sterne
Und all die Macht, die sie regiert, möcht' ich
Dem Kinde nicht mit einem rauhern Gruß
Als eines Vaters Kuß begegnen!

Adah. Ach!
Warum ist deine Rede dann so wild?

Cain. Ich sagt', ihm wäre besser, nicht zu leben,
Als soviel Kummer zu erfahren, wie
Er muß, und härter noch: wie er vererbt.
Doch da dir das zuwider, sag' ich nur:
Ihm wäre besser, nie wär' er geboren!

Adah. O sprich nicht so! Wo wär' dann unsre Lust?
Die Lust der Mutter, die ihn hütet, nährt
Und liebt? O leise! er erwacht! – Mein Enoch!
    (Sie geht zu dem Kinde.)
O Cain, sieh her! Sieh, wie voll Leben er!
Voll Kraft und Blut', voll Schönheit und voll Lust!
Wie ähnlich mir! wie ähnlich dir, wenn fromm;
Denn dann sehn wir uns Alle gleich; nicht, Cain?
Der Mutter Züg', des Vaters und des Sohns,
Sie spiegeln dann sich gegenseitig wieder,
Wie, in dem klaren Wasser, wenn es fromm,
Wenn du auch fromm. So lieb' uns denn, mein Cain!
Und liebe uns zu Lieb' auch dich; wir lieben
Ja dich! Sieh, wie er lacht und seine Aermchen
Ausstreckt und weit nach dir das blaue Aug',
Den Vater zu begrüßen, öffnet! wie
Von Lust bewegt, sein kleiner Körper bebt!
Sprich nicht von Schmerzen! Sieh, die Cherubim,
Die kinderlos, sie könnten neiden dich
Um deine Vaterlust! – O segne ihn!
Er hat noch Worte nicht, zu danken dir,
Jedoch sein Herz wird's thun und deines auch.

Cain. Gesegnet sei, wenn eines Menschen Segen
Dich von der Schlange Fluch erretten kann!

Adah. Er wird's! Gewiß, ein Vatersegen wird
Vor Schlangenlisten ihn behüten.

Cain. Das
Bezweifle ich; doch gleichwol segn' ich ihn.

Adah. Der Bruder kommt.

Cain. Dein Bruder Abel, ja! (Abel tritt auf.)

Abel. Willkommen, Bruder! Gottes Frieden sei
Mit dir!

Cain. Heil Abeln!

Abel. Adah sagte mir,
Du seist weit über den gewohnten Kreis
Hinaus, im hohen Bund mit einem Geist
Geschweift. War er von denen, die wir sonst
Gesehn, gesprochen wie den Vater?

Cain. Nein!

Abel. Warum dann dich gesellen ihm? Es kann
Ein Feind des Allerhöchsten sein.

Cain. Er ist
Der Menschen Freund. War das der Höchste, da
Du Ihn so nennst?

Abel. Ihn nennst? Dein Wort, mein Bruder,
Klingt seltsam heut'! – Verlaß uns, Schwester, Adah,
Auf einen Augenblick, wir wollen opfern.

Adah. Leb' wohl, mein Cain! Doch erst umarme noch
Hier deinen Sohn. O führte dich zum Frieden
Zur Heiligung zurück sein sanfter Geist
Und Abels frommer Dienst! (Adah mit dem Kinde ab.)

Abel. Wo warst du denn?

Cain. Ich weiß es nicht.

Abel. Auch nicht, was du gesehn?

Cain. Die Todten sah ich, die Unsterblichen,
Die unbegrenzten, allgewaltigen
Geheimnisse des Raums, die unzählbaren,
Gewesenen und gegenwärt'gen Welten,
Ein Chaos überwältigender Dinge,
Und Sonnen, Monde, Erden, die auf Bahnen
Mit lauten Donnerstimmen um mich dröhnten.
Sie haben für ein irdisches Gespräch
Untauglich mich gemacht. Verlaß mich, Abel.

Abel. Ein unnatürlich Licht sprüht dir im Aug',
Die Wange brennt dir unnatürlich roth,
Ein unnatürlich Klingen regt dein Wort.
Was heißt das wol?

Cain. Das heißt: – ich bitt' dich, geh!

Abel. Nicht, bis zusammen wir gefleht, geopfert.

Cain. Ich bitt' dich, Abel, opfre du allein.
Jehovah liebt dich sehr.

Abel. Auch dich, hoff' ich.

Cain. Dich aber mehr; ich mach' mir nichts daraus.
Du bist geschickter auch für seinen Dienst
Als ich. Verehr' ihn denn, doch thu's allein,
Zum wenigsten thu's ohne mich.

Abel. Mein Bruder!
Den Namen eines Sohns, von unsrem Vater
Verdient' ich schlecht, wenn als den Aeltern ich
Nicht stets dich ehrt', und nicht ersuchte dich,
Jehovah's heil'gen Dienst mit mir zu thun,
Ja in der Priesterschaft dabei voran
Zu gehn; denn dir gehört der Platz.

Cain. Den ich
Doch nie verlangt.

Abel. Was umsomehr mich schmerzt.
Ich bitt' dich, thu es jetzt! Es scheint, dein Geist
Arbeitet schwer in irgend einem Wahn.
Beruh'gen wird es dich.

Cain. Ach nein! nichts kann
Mich mehr beruh'gen. Ha, beruh'gen sag ich?
Nie wüßt' ich doch, was Ruh' der Seele sei,
Sah ich besänftigt gleich die Elemente.
Verlaß mich, Abel, oder laß mich gehn,
Daß deinen frommen Dienst du thust.

Abel. Nicht dies,
Noch das! Zusammen müssen wir es thun;
Verschmäh' mich nicht.

Cain. Wenn es denn sein muß, gut!
Was soll ich thun?

Abel. Wähl' einen der Altäre.

Cain. Wähl' du für mich; mir sind sie Rasen nur
Und Stein.

Abel. Wähl' du!

Cain. Ich hab' gewählt.

Abel. Den höchsten.
Er paßt für dich, da du der ältre bist.
Bereit' dein Opfer nun.

Cain. Wo ist das deine?

Abel. Schau hier, die Erstlinge der Heerde sind's,
Und Fett davon, des Hirten einfach Opfer.

Cain. Ich habe keine Heerd' wie du; ich bau'
Den Boden an und kann deshalb nur bieten,
Was er der Arbeit gibt: hier diese Frucht. (Er sammelt Früchte.)
Schau' sie in mannigfacher Blüt' und Reife.

(Sie richten ihre Altäre her und zünden sie an.)

Abel. Mein Bruder! biet', weil du der ältre bist,
Zuerst Gebet und Dank und Opfer an.

Cain. Nein! Neuling bin ich drin; beginne du!
Ich folge dir, so gut ich kann.

Abel (kniet). Mein Gott!
Der du uns schufst, und bliesest ein den Odem
In unsre Nas', der du gesegnet uns
Und uns verschont trotz unsres Vaters Sünde,
Die allen seinen Kindern bracht' Verderben,
Wenn nicht bei dir sich der Gerechtigkeit
Die Gnade, die dir Wonne ist, gemischt,
Vergebung bietend, gleichsam Eden uns,
Wenn unsrer schweren Sünde wir gedenk!
Du einz'ger Herr der Güte und des Lichts,
Des Ruhms, der Ewigkeit, ohn' welchen Alles
Vom Uebel war, mit dem Nichts irren kann,
Weil deine güt'ge Allmacht unerforschlich,
Doch unabwendbar es zum Guten führt,
Nimm von dem ersten deiner Hirten hier
In Demuth hin die erstgebor'ne Zucht
Der Heerd', ein Opfer, das an sich zwar Nichts,
Denn welches Opfer könnt' dir Etwas sein?
Doch nimm als schwachen Dank es an von dem,
Der's hier vor deinem hohen Himmel bringt
Und sich zum Staube beugt, wovon er stets
Zu deiner, deines Namens Ehr' ein Theil!

Cain (steht während seiner Ansprache aufrecht da).
Geist! wer und was und wo du immer seist!
Vielleicht allmächtig, und wenn gut, dadurch
Bestätigt, daß vom Bösen frei dein Werk!
Der Erd' Jehovah und des Himmels Gott!
Vielleicht mit andern Namen noch genannt –
Denn vielfach wie dein Werk ist deine Kraft –
Wenn durch Gebete man dir schön thun muß,
So nimm sie hin! Wenn durch Altäre du,
Durch Opfer willst geschmeichelt werden, nimm!
Zwei Wesen bringen dir sie jetzo dar:
Wenn Blut du liebst, so hat des Hirten Schrein,
Der rechts hier raucht, zu deiner Ehre dir
Der Heerde Erstlinge gebracht, und sieh!
Ihr blut'ger Leib dampft deinem Himmel zu.
Doch wenn die süße Blüt' und Frucht der Erd',
Der mildern Luft, die auf dem reinen Gras,
Wo ich sie ausgelegt, zur Sonne schaut,
Die sie gereift, dir wohlgefallen kann,
Weil Leib und Leben sie nicht eingebüßt
Und eher deiner Werke Probe ist
Als daß sie bittet, unsre anzuschaun;
Wenn ohne Blut und Opfer ein Altar
Doch deine Gunst gewinnen kann, so schau'
Ihn an! – Der, der ihn dir errichtet hat,
Ist wie du ihn gemacht; er steht um nichts,
Was nur durch Knien gewonnen werden kann.
Wenn bös er ist, so schmett're ihn dahin,
Du bist allmächtig ja und kannst's, denn was
Vermag er wider Dich? Doch ist er gut,
So schlag' ihn nieder oder nicht, wie dir
Beliebt, denn Alles steht bei dir, und gut
Und bös liegt ja in deinem Willen nur,
Ist machtlos an sich selbst; und ob das gut,
Ob böse, weiß ich nicht, weil ich nicht selbst
Allmächtig, noch geschickt die Allmacht zu
Begreifen bin, vielmehr zu leiden nur
Was sie befiehlt, und hab's bis heut' gelitten.

(Das Feuer aus Abels Altar wird zu einer hellen Flammensäule und steigt gen Himmel, während ein Windstoß den Altar Cains umwirft und dessen Früchte auf der Erde verstreut.)

Abel (knieend). O Bruder, bet'! Jehovah zürnet dir!

Cain. Wie so?

Abel. Zur Erde hat die Früchte er
Gestreut.

Cain. Der Erd' entkeimten sie; sie mögen
Dahin zurück; und neue Früchte wird
Noch vor dem Sommer tragen ihre Saat.
Dein Fleischesopfer hat mehr Glück gehabt.
Wie gierig leckt der Himmel auf die Flamme,
Die dick von Blut!

Abel. Denk nicht daran, wie Gott
Mein Opfer nahm! Bring' ihm ein neues dar,
Eh' es zu spät.

Cain. Ich will Altäre nicht
Mehr baun, noch welche dulden.

Abel (erhebt sich). Cain! was willst
Du thun?

Cain. Umwerfen will ich diesen hier!
Den Himmelsschmeichler, diesen dampfenden
Verkünder deines albernen Gebets,
Den Altar mit dem Fleisch von Lamm und Ziege,
Die Milch genährt und Blut ersticket hat.

Abel (widersetzt sich). Das sollst du nicht! Füg' gottlos Werk nicht noch
Zu gottlos Wort! Laß diesen Altar stehn,
Er ist geweiht, seitdem Jehovah's Aug'
Mit Wohlgefallen auf dies Opfer sah.

Cain. Mit Wohlgefallen! Wohlgefallen!! Ha!
Was ist dies hohe Wohlgefallen an
Dem Dampf von brennend Blut und Muskeln gegen
Der armen Mütter jämmerlich Geblöck
Um die zerfleischte Brut? was ist es gegen
Die Qual der schuldlos wimmernden Geschöpfe,
Die du gewürgt mit deinem frommen Stahl?
Weg! dieser blut'ge Zeuge soll nicht länger
Im Licht hier stehn, die Schöpfung zu beschämen.

Abel. Zurück, mein Bruder! Rühre den Altar
Nicht mit Gewalt! Wenn du ihn nützen willst,
Ein neues Opfer zu versuchen, ist
Er dein.

Cain. Ein neues Opfer? Fort! Sonst könnt'
Dies neue Opfer leicht –

Abel. Was meinest du?

Cain. Fort! fort! Dein Gott liebt Blut, nimm dich in Acht!
Fort! eh' er weitres sieht.

Abel. In seinem Namen
Stell' zwischen dich ich mich und den Altar,
Der Gnade vor ihm fand.

Cain. Wenn du dich liebst,
So weich', bis diesen Rasen ich verstreut
Auf seine Muttererde, sonst –

Abel (stellt sich ihm entgegen). Mehr als
Dies Leben lieb' ich Gott!

Cain (schlägt ihn mit einem Feuerbrand, den er vom Altar nimmt, auf die Schläfe). So bringe denn
Dein Leben deinem Gott, der Leben liebt.

Abel (sinkt). Was thatst du – Bruder?

Cain. Bruder!

Abel. Ach! – mein Gott!
Nimm deinen Knecht – zu dir – verzeih dem Mörder –
Er weiß nicht – was er that – Cain! – deine Hand –
Sag' meiner armen Zillah –

Cain (nach einer Pause der Betäubung). Meine Hand?
Sie ist ja roth – von – was?
    (Lange Pause. – Er blickt langsam um sich.)
Wo bin ich denn?
Allein? – Wo ist denn Abel? Wo ist Cain?
Ist's möglich, daß ich selbst – Mein Bruder, auf!
Erwach'! was liegst du so im Grünen hier?
Es ist nicht Schlafenszeit. Warum so bleich?
Was hast du denn? – Voll Leben warst du noch
Heut' früh! – Abel, ich bitte dich! Neck' mich
Nicht so! Wol schlug ich zu, doch tödtlich nicht.
Warum auch hast du dich mir widersetzt?
Du hast zum Narren mich, willst Angst mir machen.
Es war ein Schlag – doch nur ein Schlag! – Wie! rühr'
Dich! rühr' dich doch! – Ja, so – so ist es gut.
Du athmest – hauch' mich an – o Gott, mein Gott!

Abel (sehr schwach). Wer spricht von Gott hier?

Cain. 'S ist dein Mörder!

Abel. So
Vergeb' ihm Gott! – Cain, tröst' die arme Zillah.
Sie hat nur Einen Bruder noch. (Abel stirbt.)

Cain. Und ich
Hab' keinen mehr! Wer macht mich bruderlos?
Sein Aug' steht offen, dann ist er nicht todt!
Tod ist wie Schlaf! Und Schlaf schließt unsre Lider.
Sein Mund auch ist geöffnet. Nun, dann athmet
Er auch; doch fühl' ich's nicht. Sein Herz – sein Herz!
Laß sehen, ob es schlägt! Mich dünket – nein!!
Es ist ein Traum! Wo nicht, so wurde ich
Zum Sohne einer andern schlechtern Welt.
Die Erde schwimmt um mich. Was ist denn das?
'S ist naß! (Bringt die Hand an die Stirne, und sieht sie dann an.)
Und doch kein Thau hier. – Ha! 's ist Blut!
Mein Blut, des Bruders und mein eignes Blut!
Durch mich vergossen!! Ha, was hab' ich dann
Mit Leben noch zu thun, wenn ich das Leben
Dem eignen Fleische nahm? – Und doch! er kann
Nicht todt sein! Ist denn Schweigen Tod? Nein, nein!
Erwachen wird er, ich will bei ihm wachen.
Das Leben kann so schwach nicht sein, kann nicht
So schnell erlöschen! Hat er nicht Etwas
Zu mir gesagt seitdem? Was sag' ich ihm? –
Mein Bruder! – Nein! auf diesen Namen wird
Er nicht mehr gehn, denn Brüder schlagen ja
Einander nicht. – Doch sprich! – o sprich zu mir!
Was gab' ich für ein Wort der süßen Stimme,
Daß ich die eig'ne wieder hören kann!? (Zillah tritt auf.)

Zillah. Ich hörte einen schweren Schlag; was kann
Das sein? Ha Cain! er hütet meinen Gatten.
Was machst du, Bruder, hier? Schläft Abel? – Gott!
Was soll die Blässe und der Strom von – nein!
Es ist nicht Blut! Wer würd' sein Blut vergießen?
Was gibt's denn, Abel? Wer that dies? – Er rührt
Sich nicht. Er athmet nicht. Und seine Hand
Fällt steinern, leblos aus der meinen. – Ach!
Grausamer Cain! Was kamst du zeitig nicht,
Ihn gegen die Gewalt zu schützen? Wer auch immer
Sich auf ihn warf, du warst der Stärkere.
Du hättest zwischen ihn und Den, der ihn
Ergriff, dich werfen sollen. – Vater! – Eva!
Adah! – Hierher! – Der Tod ist in der Welt.

(Zillah, die Eltern rufend, ab.)

Cain (allein). Und wer hat ihn herein gebracht? – Ich! der
Den Namen Tod so tief verabscheut, daß
Schon der Gedanke dran das Leben mir
Vergiftete, eh' ich ihn vor mir sah.
Ich habe ihn hereingebracht, hab' selbst
Den Bruder ihm in seinen frostigen
Und stillen Arm gelegt, als ob er nicht
Auch ohne mich den fälligen Tribut
Sich holen könnt'! Endlich bin ich erwacht!
Mich hatte wirr ein Schreckenstraum gemacht,
Doch er wird nimmermehr erwachen – weh'!

(Eva, Adam, Adah und Zillah treten auf.)

Adam. Ein Weheruf von Zillah führt mich her.
Was seh' ich! Ist es wahr? Mein Sohn, mein Sohn!
(Zu Eva.) Weib! sieh der Schlange Werk und deines hier.

Eva. O sprich jetzt davon nicht! Der Schlange Zahn
Nagt mir das Herz genug. Mein lieber Abel! –
Jehovah, ach! Die Strafe ist zu schwer!
Für einer Mutter Sünd', ihn wegzunehmen!

Adam. Wer oder was hat diese That gethan?
Sprich, Cain! Du warst zugegen. War's etwa
Ein böser Engel, der Jehovah nicht
Verehrt? ein wildes Thier des Waldes?

Eva. Weh!
Ein schrecklich Licht bricht wie aus Donnerwolken.
Der blut'ge Feuerbrand, hier vom Altar
Geholt, der schwarz von Rauch und roth von –

Adam. Sprich,
Mein Sohn! Gib unsrer Pein den schwachen Trost,
Daß wir nicht unglücksel'ger noch.

Adah. Sprich, Cain!
Sag, du warst's nicht.

Eva. Er war's!! Ich seh' es klar!
Er hängt sein schuldig Haupt und schattet mit
Der blut'gen Hand sein wildes Aug'.

Adah. O Mutter!
Du thust ihm Unrecht. – Cain! So rein'ge dich
Von diesem furchtbaren Verdacht, den ja
Der Schmerz den Eltern nur entreißt!

Eva. Hör mich,
Mein Gott! Mög' treffen ihn der Schlange Fluch!
Mehr als zu uns taugt er zu ihrer Brut.
Mög' trostlos all sein Leben sein! Mög' –

Adah. Halt!
Verfluch' ihn, Mutter, nicht! Er ist dein Sohn.
Verfluch' ihn, Mutter, nicht! Er ist mein Bruder,
Mein Gatte auch.

Eva. Und nahm den Bruder dir,
Zillah den Gatten, mir den Sohn! Dafür
Verstoß ich ihn aus meinem Aug' für immer!
Ich reiße alle Bande zwischen uns,
Wie er dort riß die Bande der Natur.
O Tod, warum nahmst du nicht mich, die dir
Zuerst verfiel? Was nimmst du mich nicht jetzt?

Adam. O Eva, laß nicht vom gerechten Schmerz
Verleiten dich, auch ruchlos noch zu sein.
Ein hart Gericht war längst uns zugesprochen;
Jetzt da's beginnt, laß es uns tragen so,
Daß unser Gott erkennt, wir seien doch
Die treuen Diener seines heil'gen Willens!

Eva. Sein Wille? (Deutet auf Cain.) Nein! der fleischgewordene Geist
Des Todes war's, den ich zur Welt gebracht,
Mit Todten sie zu streun. Mög' jeder Fluch
Des Lebens auf ihm ruhn! mög' ihn die Qual
Fort durch die Wildniß treiben, wie er uns
Aus Eden trieb, bis seine Kinder ihm
Einst thun, wie er dem Bruder that! – Mög' ihn
Das Schwert der Cherubim bedräun bei Tag
Und Nacht! die Schlange kreuzen seinen Pfad!
Zu Asche ihm der Erde Frucht gedeihn!
Von Scorpionen wimmle ihm das Laub,
Wo er das Haupt hinlegt zum Schlaf! Er träum'
Von seiner That, und sein Erwachen sei
Stets Todesangst! Der klare Bach, den er
Beflecken will mit dursteswüth'ger Lippe,
Verwandle sich in Blut! Jed' Element
Verändre sich vor ihm und fliehe ihn!
Er schleppe lebend sich durch all die Qual,
In der ein Andrer stirbt! Ihm sei der Tod
Was Schlimmeres als der, den er uns brachte!
Fort, Brudermörder! Künftig heiß es »Cain«
Durch alle späteren Myriaden fort,
Die dich verabscheun, bist du gleich ihr Vater.
Es welke unter deinem Fuß das Gras!
Der Wald verweigre dir den Schutz, die Erd'
Ein Heim, der Staub ein Grab, die Sonn' ihr Licht,
Der Himmel seinen Gott! (Eva ab.)

Adam. Cain! zieh' von hinnen!
Wir können nicht mehr bei einander leben.
Geh', laß den Todten mir! Ich bin hinfort
Allein! – Wir dürfen nimmer mehr uns treffen.

Adah. O Vater! geh' nicht so von ihm! Leg' nicht
Zu Eva's Fluch' noch deinen auf sein Haupt!

Adam. Ich fluch' ihm nicht. Sein Fluch ist sein Gewissen.
Komm, Zillah, komm!

Zillah. Ich muß des Gatten Leib
Bewachen.

Adam. Komm! Wir kehren wieder, wenn
Er fort, der uns den grausen Dienst gethan.
Komm jetzt!

Zillah. Noch einen Kuß auf diesen Thon,
Auf diesen Mund einst warm. – Mein Herz! mein Herz!

(Adam und Zillah gehen weinend, ab.)

Adah. Du hörtest's, Cain! Wir müssen fort. Ich bin
Bereit; auch unsre Kinder sind's. Ich trag'
Enoch, du seine Schwester. Laß uns gehn,
Eh' sich die Sonne neigt, damit uns nicht
Die Nacht beim Wandern durch die Wildniß trifft. –
Sprich doch zu mir, die dein!

Cain. Verlasse mich!

Adah. Es haben dich ja Alle schon verlassen.

Cain. Und weshalb zögerst du? Fürcht'st du dich nicht,
Bei dem, der solches that, noch auszuharren?

Adah. Ich fürchte nichts als dich verlassen müssen,
So sehr mich auch die That entsetzt, die dir
Den Bruder nahm. Doch davon nichts, mehr nun!
Mit deinem Gott hast du das auszumachen.

Eine Stimme von Innen. Cain! Cain!

Adah. Hörst du die Stimme?

Stimme. Cain!

Adah. Sie tönt
Wie Engels Laut. (Der Engel des Herrn tritt auf.)

Engel. Wo ist dein Bruder Abel?

Cain. Bin ich der Hüter meines Bruders?

Engel. Cain!
Was thatest du? Das Blut des Bruders, den
Du schlugst, schreit von der Erde auf zum Herrn.
Nun bist du von der Erde selbst verflucht,
Die ihren Mund aufthat, des Bruders Blut,
Das deine rasche Hand vergoß, zu trinken.
Wenn du den Boden baust, wird er hinfort
Dir seine Kraft nicht leihn. Ein Flüchtling sollst
Du sein von heute an, auf dieser Erde.

Adah. Die Last ist schwerer, als er tragen kann.
Du treibst ihn von der Erde Fläche fort
Und auch dem Antlitz Gottes soll er nun
Verborgen sein. Ein Flüchtling schweift er hin.
Und wer ihn trifft, der wird ihn niederschlagen.

Cain. Ich wollt', so wär's, doch wo sind die, die mich
Erschlagen sollen? Menschenleer ist ja
Die Erde noch.

Engel. Du schlugst den Bruder todt!
Wer schützt dich einstens gegen deinen Sohn?

Adah. Barmherzigkeit! O Engel, sage nicht,
Daß einen Mörder diese arme Brust
In meinem Sohne nähr', des Vaters Mörder!

Engel. Er wäre dann nur, was sein Vater ist.
Hat denn nicht Eva's Milch auch ihn genährt,
Den jetzo du mit Blut besudelt siehst?
Der Brudermörder zeugt wohl Vatermörder. –
Doch soll es nicht so sein. Der Herr dein Gott
Und meiner auch befahl, daß ich auf Cain
Sein Siegel drück', auf daß er sicher sei.
Wer Cain schlägt, soll von siebenfacher Rache
Betroffen werden. – Komm!

Cain. Was hast du vor
Mit mir?

Engel. Auf deine Stirne zeichne ich:
Frei sollst du gehn von Thaten wie die hier.

Cain. Nein! laß mich sterben.

Engel. Also nicht. (Der Engel setzt ein Zeichen auf Cains Stirne.)

Cain. Mir brennt
Die Stirn; doch das ist nichts ja gegen das,
Was mich hier innen brennt. – Soll's noch Etwas?
Ich will's begegnen, wie ich kann.

Engel. Du warst
Vom Mutterschooß an finster, störrig, hart.
Dem Boden gleich, den du bebauen sollst;
Doch der, den du erschlugst, war sanft und fromm,
Der Heerde gleich, die er geführt.

Cain. Zu bald
Schon nach dem Fall ward ich gezeugt, eh' noch
Der Mutter Herz von jener Schlange zu
Sich kam, als Adam noch um Eden weinte.
Ich bin nun was ich bin; ich suchte nicht
Um's Leben nach, noch zeugte ich mich selbst.
Doch könnt' ich ihn mit meinem eignen Tod
Vom Staub zurück erkaufen – und warum
Sollt' das nicht sein? Laß ihn zum Tag zurück,
Ich will hier liegen todt – so wär' durch Gott
Das Leben Dem, den er geliebt, zurück
Gestellt und mir ein Sein genommen, das
Ich nie mit Freuden trug.

Engel. Wer heilet Mord?
Geschehn ist, was geschehn. Geh' hin, erfüll'
Dein Tagewerk; mög' keine deiner Thaten
Wie deine letzte sein. (Engel verschwindet.)

Adah. Cain, er ist fort.
Laß uns nun gehn. Ich hör' den kleinen Enoch
In unsrer Hütte schrein.

Cain. Ach er weiß nicht,
Weshalb er weint! Ich aber, der ich Blut
Vergoß, kann keine einz'ge Thräne weinen.
Doch wüschen die vier StrömeDie vier Ströme, die um Eden herumflossen und folglich die einzigen Gewässer waren, die Cain auf Erden bekannt waren meine Seel'
Nicht rein. – Glaubst du, mein Sohn vermög' mich an
Zu schaun?

Adah. Dächt' ich, er könnt' es nicht, ich wollte –

Cain (unterbricht sie). Nein! keine Drohung mehr! Wir haben schon
Zu viel. Geh' zu den Kindern, geh! Ich folg'
Dir gleich.

Adah. Ich laß dich mit dem Todten nicht
Allein. Zusammen laß uns gehn.

Cain. Du todter
Und ew'ger Zeuge, dessen tropfend Blut
Die Erde dunkelt und den Himmel schwärzt,
Was du jetzt bist, das weiß ich nicht; doch wenn
Du siehst, was ich bin, denk' ich, wirst du dem
Verzeihn, dem nie sein Gott vergeben kann,
Noch seine eigne Seel'. Leb' wohl! – Ich kann
Und darf berühren nicht, wozu ich dich
Gemacht. Ich, der ich aus dem gleichen Schooß
Mit dir entsprang, die gleiche Brust gesaugt,
Der dich so oft an meine eigene
In kindlich brüderlicher Lieb' gedrückt,
Ich seh dich nimmermehr, noch darf ich selbst
Für dich, was du für mich wol thatest, thun:
In seine Grube dein Gebein bestatten,
Ins erste Grab, das dieser Sterblichkeit
Man gräbt! Wer aber gräbt dies Grab? – O Erde!
Für all die Früchte, die du mir geschenkt,
Geb' ich dir heute diese nun zurück! –
Jetzt in die Wildniß! Fort!

(Adah kniet nieder und küßt Abels Leichnam.)

Adah. Ein schrecklicher
Ein allzu früher Tod war dein Geschick,
Mein Bruder! Ich allein von jenen Allen,
Die dich betrauern, darf doch weinen nicht.
Fortan ist Thränen trocknen, nicht vergießen
Mein heilig Amt. Von allen Klagenden
Klagt aber Keins wie ich, nicht nur um dich
Nein! auch um ihn, der dich erschlug. – Jetzt, Cain,
Will deine Last ich mit dir theilen. Komm'!

Cain. Ostwärts von Eden führe unser Weg,
Er ist der ödeste, das paßt für mich.

Adah. Voran denn! Sei mein Führer du! der deine
Sei unser Gott! Laß uns die Kinder holen!

Cain. Und der da liegt, war kinderlos! Ich stopfte
Die Quelle eines sanfteren Geschlechts,
Das bald sein frisches Hochzeitsbett erfreut
Und dies mein finstres Blut gemildert hatte,
Mit Abel's Sprossen unsre Kinder einend.
O Abel!!

Adah. Frieden sei mit ihm!

Cain. Nicht mir! (Ab).

 


 


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