Richard Dehmel
Fitzebutze
Richard Dehmel

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zweiter Aufzug

Bild: Zauberwald

Dunkles Felsental mit alten und jungen Tannen; durch die Zweige fällt Mondlicht. Rechts ein niedriges Häuschen phantastischer Bauart, an eine Felswand angelehnt, mit flachem vergoldetem Dach und hellgrünen goldverzierten Fensterläden. Vom Dach aus führt ein Saumpfad über die Felsen des Hintergrundes nach einer Höhle, die links hervorgähnt; im Vordergrund links vereinzelte Tannenbüsche. In der Mitte des Hintergrundes, doch mehr nach dem Häuschen zu, ein zierlicher Gartentisch, hellgrün mit goldenem Stabwerk, und ebensolche Bänkchen und Stühlchen. Zu beiden Seiten der Höhle, auch vorn, kauern wie schlafend zwischen den Büschen weiße und hellblaue Blumenelfen: Schneeglöckchen und Maiglöckchen, Vergißmeinnicht und Immergrün. Ganz vorn links zwei gelbe Butterblumen (Löwenzähnchen) und eine abgeblühte graue Puhstemuhme.

(21–22) Während der Vorhang aufgeht, ertönt von oben her, allmählich stärker werdend, dreistimmiger Gesang:

Husch, husch, husch,
wir schlüpfen aus dem Busch.
Der Mond ist da, der Mond ist hell,
der Mond ist unser Spielgesell –
husch!

Zugleich erscheint der Luftballon (jetzt nicht mehr erleuchtet) mit Freund Husch und den Kindern, und bei »husch« springt Husch, dessen Beine schon über den Gondelrand baumelten, heraus auf den Gartentisch und zur Erde. Die Gondel steht in Tischhöhe still. (23) Husch winkt den Kindern, ebenfalls auszusteigen, und tänzelt seinem Häuschen zu. Er schließt es auf und schlüpft hinein. Sobald die Kinder vom Tisch gestiegen sind, erleuchten sich die Fenster des Häuschens, und durch die blauen Scheiben fallen magische Lichtstreifen auf die Büsche, die Blumenelfen und die Felsen. Die Kinder, noch immer als Hemdenmätze, haben sich schüchtern bei den Händen gefaßt und sehen sich staunend ringshin um.

Der Luftballon hebt sich langsam wieder, bis die Gondel in Mannshöhe über der Tischplatte hängt; in dieser Höhe bleibt sie schweben. (24) Währenddem ist Husch auf dem Dach seines Häuschens erschienen, tänzelt hinten den Saumpfad entlang und steigt zu den Blumenelfen nieder. Er berührt jede Elfe mit seiner Zauberblume, und sie beginnen sich zu regen, als ob sie aus dem Schlaf erwachen. Während Detta und Heinz sich neugierig nähern, immer noch schüchtern einander festhaltend, tippen die beiden Butterblumen die graue Puhstemuhme an, und die eine von ihnen beginnt zu singen:

(25)

Krause, krause Muhme,
alte Butterblume,
Puhsterchen, nanu?

Die andre stimmt ein:

Wo hast du denn dein Hütchen,
dein gelbes Federnschütchen?
worauf wartest du?

Die Puhstemuhme erwidert:

Warte aufs Kindchen,
auf ein lieb Mündchen,
ich alte griese
Trauerliese,
puh, puh, puh.
Ach bitte, puhst mich doch
rasch in den Himmel hoch –
tausend kleine Nackedeys
spielen da im Gras,
tausend kleine Nackedeys
lachen sich da was!

Während der letzten beiden Zeilen ist sie in die Kniee gehockt, und die beiden Butterblumen haben ihr die graue Flugfädenkrone vom Kopf gepuhstet, sodaß sie nun ganz kahlköpfig ist und sich rasch hinter die Büsche verkriecht; (26) ein lustiges Lachen – »hahaha« – geht durch die ganze Elfenschar und steckt auch Heinz und Detta an. Sie klatschen hüpfend in die Hände und lachen nochmals »hahaha« – dann Heinz allein noch einmal laut »hah« – wobei die Elfen sich um sie versammeln. (27) Husch stellt sie paarweis den Kindern vor, und es entwickelt sich ein Begrüßungstanz: Menuett in Quadrillenform. Husch kommandiert mit der Zauberblume; Detta und Heinz stehn zwischen den beiden gelben Blumen, die übrigen Elfen tanzen vermischt, je eine weiße Blume mit einer blauen.

Der Tanz schließt mit tiefer Verbeugung. (28) Husch führt die ganze Gesellschaft bei der Höhle vorbei an den Gartentisch, läßt sie dort Platz nehmen, zieht sich alsdann in sein Häuschen zurück. Heinz und Detta setzen sich auf die Hinterbank, wieder zwischen die beiden Butterblumen; die andern ringsherum um den Tisch, wieder abwechselnd weiß und blau. Sie blicken erwartungsvoll nach dem Häuschen, als ob sie alle Hunger hätten; verlegene Pause in der Musik. (29) Plötzlich fängt Detta zu singen anText von Paula Dehmel (»Kinderküche«). :

Marie-Marei will Braten machen,
hat keine Pfanne;
nimmt sie sich die Schiefertafel
von klein Schwester Hanne.
Hat sie eine Pfanne.

Marie-Marei will Braten machen,
hat keine Butter;
borgt sie beim Kanarienvogel
rasch ein bißchen Futter.
Hat sie Butter.

[Marie-Marei will Braten machen,
hat keine Kohlen;
vor der Tür blüht roter Mohn,
geht sie den sich holen.
Hat sie Kohlen.Dieser Vers kann bei der Aufführung wegbleiben. ]

Marie-Marei will Braten machen,
fehlt noch das Gänschen;
nimmt sie sich die Pudelmütze
von klein Bruder Fränzchen.
Hat sie's Gänschen.

Hei, mit diesen Wunderdingen
muß der Braten wohl gelingen;
bitte zu Tisch!

Die Schlußzeile jedes Verses wird immer von der ganzen Tischrunde gesungen. Nach dem ersten Vers öffnet sich ein Fenster des Häuschens, sodaß der Tisch noch heller beleuchtet wird. Husch guckt eine Weile zum Fenster heraus, schließt es nach dem zweiten Vers, eilt dann hinten den Saumpfad entlang und verschwindet in die Höhle. Während des vierten Verses steht Heinz neugierig von der Bank auf, begibt sich auch zu der Höhle hin, tut zaudernd ein paar Schritte hinein; kommt gleich darauf zurück, winkt lebhaft der Kinderschar, die eben das Lied beendet hat, und zeigt noch lebhafter hinein. Alle versammeln sich um ihn. Einen Augenblick Halbdunkel; Pause in der Musik.

(30) Da entsteht in der Höhle ein goldiger Schimmer, der langsam näher zu kommen scheint, und ein gedämpfter Hornruf ertönt. Die Kinder schmiegen sich aneinander, weichen furchtsam nach dem Häuschen zurück. Der Hornruf ertönt noch einmal und stärker, aus der Höhle strömt plötzlich taghelles Licht, und es erscheint der Weihnachtsmann, hinter ihm Husch mit der blauen Zauberblume. Während Husch den Saumpfad entlang wieder zurück in sein Häuschen tänzelt, bleibt der Weihnachtsmann breitbeinig vor dem Eingang der Höhle stehen. In der Rechten hält er ein Tannenbäumchen mit vielen kleinen brennenden Kerzen; in der Linken, über der Schulter, einen großen gefüllten Sack und eine grün leuchtende Zauberblume. Gekleidet ist er in einen langen, mit hellgrauem Pelz verbrämten, moosgrünen Plüschrock, von dem sein weißer Bart sich prachtvoll abhebt, nebst ebensolcher Pelzplüschmütze und schweren schwarzen Schaftstiefeln; in dem breiten goldbrokatenen Gürtel steckt die Rute, um seinen Hals hängt an hellroter Schnur ein kurzes goldnes Tuthorn. Er lockt allmählich die Kinderschar näher, indem er mit tiefer Brummstimme singt:

(31)

Ich bin der alte Weihnachtsmann,
ich hab ein'n bunten Wunderpelz an;
mein Haar ist weiß
von Reif und Eis.

Ich komm weit hinter Hamburg her,
mit langen Stiefeln durchs kalte Meer,
meinen Mummelsack
huckepack.

Da sind viel gute Sachen drin,
Nüss' und Äpfel und große Rosin'n;
ich bin ein lieber Mann,
seht an –

Er hat inzwischen das Lichterbäumchen in eine Felsenspalte gepflanzt, den Sack auf den Boden gestellt und geöffnet, läßt nun die Kinder hineingucken. (32) Detta langt ein paar Pfefferkuchen heraus, gibt Heinz und den Andern davon ab, will nochmals langen. Aber plötzlich gröhlt sie der Weihnachtsmann an, sodaß sie alle zurückfahren:

Ich kann aber auch böse sein,
dann fahr ich mit der Rute drein
und schüttel den Bart:
na wart't!

Die Kinder haben ängstlich die Hände gefaltet, worauf er begütigend fortfährt:

Nein, seid nicht bang – seid lieb und gut,
seid wie das Blümlein Wohlgemut!
Das nimmt beglückt
alles, was der Himmel schickt.

(33) Die Kinder drängen sich nun dicht um den Sack und lassen sich beschenken. Die Elfen bekommen allerlei kleine Musikinstrumente, Heinz das Tuthorn und einen goldenen Säbel mit hellrotem Gurt, den er sich über sein Nachthemd schnallt, dazu einen weißen Papierhelm mit hellrotem Stutz. Detta hängt sich eine lange dreifache Kette aus hellroten Perlen um den Hals und setzt sich einen weißen Wipphut mit hellroten Flatterbändern und goldenen Glöckchen auf den Kopf. Zuletzt krigt Heinz vom Weihnachtsmann noch ein ebenso geformtes, aber viel größeres Schreibzeug, als das im Schlafzimmer umgefallene. Dann verschwindet der Weihnachtsmann in die Höhle, läßt aber das Lichterbäumchen stehen.

Husch hat währenddem ein anderes Fenster des Häuschens geöffnet und sieht sich das Getümmel an. Die Kinder hüpfen vergnügt herum, trompeten in das Häuschen hinein, essen Kuchen und machen einen Heidenlärm. Vorn steht Heinz und bemüht sich, das große Schreibzeug zu öffnen. Plötzlich entfällt es ihm und die Tinte läuft aus. Er besieht sich seine beschmierten Finger, macht Miene zum weinen und fährt sich mit den Händen an die Augen; Gesicht und Helm kriegen schwarze Flecken. (34) Die andern bemerken es, lachen laut auf, schließen einen Reigen um ihn und singen ein SpottliedText von Paula Dehmel. :

Heini, Heini,
ach, ist Heini dumm!
stippt mit allen Fingerchen
im Tintenfaß herum.

Heini, Heini,
kleiner dummer Mohr!
stippt sich alle Fingerchen,
klecks, ins Ohr.

(35) Heinz trampelt wütend mit den Beinen, nimmt seinen Helm und schleudert ihn hinter die Büsche; Husch lacht hell auf, dann winkt er dem Bengel. Während die Mädchen (Detta und die Elfen) dem Helm nachrennen, um ihn zu suchen, läuft Heinz mit dem Schreibzeug zu Husch in das Häuschen. Die Mädchen können den Helm nicht finden, kommen alle achselzuckend zurück (nach und nach, im Takt der Musik). Husch hat inzwischen Heinz gesäubert, tritt nun (ohne das Schreibzeug) mit ihm aus dem Häuschen, winkt den Mädchen mit der Zauberblume und singt ihnen zu:

(36)

Kinder, kommt, verzählt euch nicht,
Jeder hat zehn Zehen;
wer die letzte Silbe krigt,
der muß suchen gehen.

Er dämpft seine Stimme, singt geheimnisvoll weiter, und macht dazu zögernde Abzählschritte:

Suche, suche, warte noch,
Käuzchen schreit im Turmloch,
macht zwei Augen wie Feuerschein,
die leuchten in die Nacht hinein,
fliegt aus seinem Häuschen,
sucht im Feld nach Mäuschen,
husch husch huh,
das Käuzchen – das – bist – Du! –

Die Kinder haben einen Halbkreis um Husch gebildet und allmählich die Abzählbewegungen nachgemacht. Die letzten beiden Zeilen singen sie mit, erst leise, dann immer lauter, und bei dem langgezogenen »Du« zeigen sie alle knixend auf Husch. Plötzlich schlägt in dem Halbkreis, dampfend rot, eine mächtige Flamme aus der Erde; das »Du« verhallt in ein dumpfes Donnern, und aus dem Rauch schnellt Fitzebutze empor. (37) Die Kinder sind kreischend aus einander gestoben, Husch weicht erstaunt in sein Häuschen zurück, mit der Zauberblume einen Bannkreis ziehend; und während er rasch von innen das Fenster schließt, tanzt Fitzebutze vor der Schwelle einen machtlos zappelnden Drohtanz. Er ist noch im selben Habit wie früher, mit dem alten geflickten Bommelhut.

Die Erste, die sich hervorwagt, ist Detta. Sie nähert sich Fitzebutzen von hinten, zupft behutsam an seinem langen Ziehschwanz, und als er sich umdreht, knixt sie und singt:

(38)

Fitzebutze, sei doch gut!
Willst du einen neuen Hut? –
Klinglingling, wer bringt das Band?
Königin aus Mohrenland!
Knicks!

Sie hat dabei mit den Fingerspitzen die Bänder ihres Wipphuts ergriffen und schüttelt die Glöckchen im Takt der Musik:

Knix, ich bin Frau Königin,
hab zwei Lippen wie Zuckerrosin'n.
Fitzebutze sieh mal an:
ei, wie Detta tanzen kann!
hopps!

(39) Sie beginnt einen Walzer, den Kindern winkend.

Hopßa, hopßa, hopßassa,
Königin von Afrika!
Flitzeputzig, Butzebein,
wann soll unsre Hochzeit sein?
Na?

Die ganze Kinderschar hat sich allmählich angeschlossen und tanzt im Ringelreihen um Fitzebutze. Dieser scheint nun beruhigt und steht in steifer Würde vor Detta. (40) Bei »Na?« erscheint aber Husch auf dem Dach, verläßt sein Häuschen und eilt auf dem Saumpfad der Höhle zu. Sofort wird Fitzebutze wieder unruhig, und jetzt fängt Heinz zu singen an:

Na, du alter Hopßassa,
willst du mit nach Afrika?
Flitzeputzig, Butzebein,
bitte, hilf uns lustig sein!
Komm!

Aber Fitzebutze starrt angestrengt nach der Höhle hinüber, in die Husch verschwunden ist, und die Kinder tanzen nochmals einen Rundgang um ihn. (41) Nur Detta bleibt vor ihm stehen, schüttelt ihn und singt:

Komm doch, lieber Hampelmann,
deine Detta sieht dich an!

Heinz fällt ein:

Alle Kinder sehn dich an!

Detta fährt fort:

Sieh doch endlich manchmal her;
freust du dich denn garnicht sehr?
Du?

Heinz schiebt sie wieder weg und gröhlt:

Du! so hör doch, Flitzebock,
steh doch nicht wie'n Fliegenstock!
Sieh dir mal mein Tuthorn an,
bitte, lieber Hampelmann!
Horch!

(42) Er bläst in das Horn, und Fitzebutze fängt nun wirklich zu hopsen an, wozu die Kinder vergnügt in die Hände klatschen. Da kehrt Husch aus der Höhle zurück, und mit mächtigem Satz springt Fitzebutze aus dem Ringelreihen auf ihn los, will ihm die Zauberblume entreißen. Husch nimmt sie wie früher rasch hinter den Rücken, tänzelt rückwärts vor Fitzebutze her, ihn ab und zu mit der Blume neckend, und singt dabei:

(43)

Hüt dich, hüt dich, Hampelmann,
rühr mir nicht die Blume an!
Mit Zauberblumen umzugehn,
muß man verstehn, muß man verstehn!
husch! –



Er nähert sich im Zickzack dem Häuschen; Fitzebutze hopst steif ihm nach, greift immer an der Blume vorbei, wozu die Kinder verstohlen kichern. Plötzlich gibt Husch ihm einen Nasenstüber, schlüpft in das Häuschen und klappt die Tür zu. Dabei klemmt sich aber die Blume ein, bleibt im Türspalt stecken, und Fitzebutze ergreift sie. Er zieht mit aller Gewalt an dem Stengel, krigt ihn endlich heraus und fällt auf den Rücken. Springt sofort wieder hoch, die Blume schwingend, während Husch auf dem Dach des Häuschens erscheint und nach hinten über die Felsen enteilt; man sieht ihn oben zwischen den Tannen verschwinden.

(44) Fitzebutze tanzt wie rasend einen Triumphtanz mit der Blume. Dann springt er auf den Gartentisch, zieht die Gondel des Luftballons herunter, winkt Heinz und Detta zum Einsteigen. Detta ist willig, Heinz versteckt sich zwischen die Elfen. Diese versuchen ihn zu schützen; Fitzebutze erhebt die Zauberblume, scheucht die Elfen aus einander, berührt dann Heinz, und dieser muß ihm wie traumwandelnd folgen. (45) Schon wollen die Kinder die Gondel besteigen, von Fitzebutze mit Püffen genötigt, da nähert sich von den Bergen hinten eine marschförmige Musik, und unter Huschens Führung kommt langsam ein Zug von Schneemännern angetappt. Sie sind dick in weiße Watte vermummt; nur die Knöpfe der Wämser sind kohlschwarz, desgleichen Augen und Mund der Gesichtsmasken. In den Händen tragen sie weiße Körbe, aus denen sie fortwährend Schnee streuen. Dazu singen sie im tiefsten Baß:

Hohohoh, Herr Hampelmann,
hüte dich, du bleibst im Bann!
Hohohoh, hahahah,
warte, alter Hopßassa!
Halt! –

Auf der ganzen Bühne beginnt es zu schneien, erst dünn und glitzernd, dann immer dichter. Heinz und Detta klatschen vergnügt in die Hände; die Elfen aber und Fitzebutze beginnen zu beben und zu bibbern, und bald zittern auch Heinz und Detta vor Frost. Husch postiert die Schneemänner teils den Saumpfad entlang, teils auf die Höhle und das Häuschen; einige sind auf die Bäume geklettert und haben sich zwischen das Astwerk gesetzt. (46) Dann eröffnet er, vom Dach des Häuschens, eine Schneeball-Kanonade auf Fitzebutze. Dieser hopst zähneklappernd umher und beginnt einen heftigen Frostbibbertanz. Die Blumenelfen, ebenfalls frosthüpfend, wollen Detta und Heinz in die Höhle führen. Während Fitzebutze ihnen nachsetzt, beginnen sie leise und wehmütig, immer verzagter vor sich hin, das Puhstemuhmenlied von neuem:

Husch, husch, huh,
puh, puh, puh!
Ach bitte, puhst uns doch
rasch in den Himmel hoch –
tausend kleine Nackedeys
spielen da im Gras,
tausend kleine Nackedeys
lachen sich da was.

(47) Plötzlich, laut lachend, erscheint der Weihnachtsmann wieder, wehrt ihnen den Eintritt in die Höhle, vertreibt sie mit mächtigen Schneeballwürfen. Die Elfen verkriechen sich unter die Büsche, immer leiser und müder singend, und fallen allmählich, wobei es dunkler wird, in ihren Blumenschlaf zurück. Auf dem Weihnachtsbäumchen neben der Höhle ist in dem dichten Schneegestöber ein Lichtlein nach dem andern erloschen; nur die Fenster des Häuschens sind noch erleuchtet, werfen wieder ihr bläuliches Licht durch den Schnee, und Fitzebutze tanzt wie ein Irrwisch mit dem Glühlicht der Zauberblume herum. Heinz und Detta sind nach dem Häuschen geflüchtet, doch liegt der Schnee schon zu hoch vor der Tür. (48) Fitzebutze erwischt sie beim Anklopfen, berührt sie mit der Zauberblume, treibt sie knuffend zurück an den Luftballon. Husch will ihnen zu Hilfe eilen, den Saumpfad entlang, bei der Höhle vorbei, wird aber dort vom Weihnachtsmann festgehalten.

Der Weihnachtsmann faßt Husch am Kragen, dicht neben den schlafenden Blumenelfen, und sagt ihm langsam etwas ins Ohr, mehrmals auf den Luftballon weisend. Husch sträubt sich erst, dann nickt er befriedigt, und beide fangen zu lachen an. Der Weihnachtsmann geht in die Höhle, kommt gleich darauf zu Husch zurück und überreicht ihm, noch lauter lachend, eine neue Zauberblume, deren Blüte ein grünes Glühlicht krönt. Währenddem sind die Kinder in die Gondel gestiegen, und Fitzebutze steigt steifbeinig nach. Dabei wirft er Dettas Hut in den Schnee, und die Schneemänner fangen auch an zu lachen. Detta greift nach dem Hut hinunter, aber schon geht die Gondel hoch. Detta nimmt weinend die Hand an die Augen, Fitzebutze droht Husch mit der blauen Blume. Dieser hebt lachend seine grüne, dreht Fitzebutzen eine Nase, und das Gelächter wird Gesang:

(49)

Ha-ha-hah, fahr nur zu,
hüt dich, alter Kakadu!
Mit Zauberblumen umzugehn,
muß man verstehn, muß man verstehn!
Ha-ha-hah, gib Acht, gib Acht:
wer's nicht kann, wird ausgelacht!



(50) Der Weihnachtsmann lacht noch stärker als Husch, und die Schneemänner stimmen kräftig ein. Die Gondel verschwindet im Schneegestöber; unter stärkster Lachmusik fällt der Vorhang.


 << zurück weiter >>