Charles Dickens
Dombey und Sohn – Band 2
Charles Dickens

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Fünfundfünfzigstes Kapitel.

Rob, der Schleifer, verliert seine Stelle.

Der Pförtner an der eisernen Gittertür, der den Hof von der Straße absperrte, hatte das kleine Pförtchen seines Hauses offen gelassen und war fortgegangen, ohne Zweifel, um bei dem fernen Lärm an der Tür des Treppenhauses mitzuwirken. Mr. Carker drückte leise auf die Klinke, schlich hinaus, machte das klirrende Pförtchen so geräuschlos wie möglich wieder zu und eilte hinweg.

In dem Fieber seines Verdrusses und einer nutzlosen Wut hatte der Schrecken, der sich seiner bemächtigt, ihn ganz und gar überwältigt und sich zu einer Höhe gesteigert, daß er lieber blindlings fast jede andere Gefahr als die eines Zusammentreffens mit dem Manne bestanden hätte, der ihm vor zwei Stunden noch so gleichgültig gewesen war. Die so unerwartete Ankunft desselben, der Ton seiner Stimme und eine Nähe, die sie fast Angesicht vor Angesicht zusammengeführt hatte, – alledem würde er nach der ersten Erschütterung kühn entgegengetreten sein; denn es fehlte ihm nicht an der kecken Stirn eines Schurken. Aber das Zurückspringen seiner Mine auf ihn selbst schien alle seine Dreistigkeit und Zuversicht zerrissen zu haben. Gleich einem Wurm verachtet, in die Schlinge gelockt und verhöhnt, von dem stolzen Weib niedergetreten, dessen Geist er langsam vergiftet hatte, bis es seiner Ansicht nach zu einem bloßen Werkzeug seiner Lust heruntergesunken war, erwacht aus seiner Täuschung und des Fuchspelzes entkleidet, schlich er scheu, beschämt und herabgewürdigt von dannen.

Ein anderer Schrecken, der mit seinem Verfolgtwerden nichts zu schaffen hatte, erschütterte ihn plötzlich wie ein elektrischer Schlag, als er in den Straßen weiterging – ein träumerischer Schrecken, unverständlich und unerklärbar, aber im Zusammenhang stehend mit einem Zittern des Bodens – mit dem Rauschen und Fegen von etwas durch die Luft, als trüge es den Tod auf seinem Fittich. Er wich zurück, als wolle er das Ding vorüberlassen. Es war nicht fort, war nie dagewesen und wirkte doch wie ein nachhaltiges Entsetzen.

Er erhob das schnöde, unruhvolle Gesicht zu dem Nachthimmel, wo die Sterne so friedlich auf ihn niederschienen wie in dem Augenblick, als er ins Freie hinausgetreten war, und blieb stehen, um über seine nächsten Schritte nachzudenken. Die Furcht, an einem fremden, fernen Orte verfolgt zu werden, wo die Gesetze ihn vielleicht nicht schützten – die Neuheit des Gefühls, daß es wirklich ein fremder, ferner Ort sei, an dem er plötzlich so allein stehe mitten in den Trümmern seiner Pläne – die noch größere Furcht, jetzt eine Zuflucht in Italien oder Sizilien zu suchen, wo, wie er meinte, an jeder dunkeln Straßenecke Meuchelmörder gegen ihn gedungen werden konnten – die Verkehrtheit des Schuldbewußtseins – vielleicht auch der Wunsch, wie seinen Plänen, so auch dem Schauplatze, auf dem sie zur Ausführung kommen sollten, den Rücken zu kehren – alles dies bestimmte ihn, den Heimweg nach England anzutreten.

»Jedenfalls bin ich dort sicherer«, dachte er. »Wenn ich diesem Narren nicht gerade absichtlich entgegentreten will, wird er mich in England weit weniger ausspüren als jetzt hier. Und sollte ich, nachdem dieser verwünschte Anfall vorüber ist, ihm begegnen, so stehe ich wenigstens nicht allein und ohne irgendeine Seele, die mir raten oder Beistand leihen kann. Ich werde dann nicht niedergerannt und gewürgt wie eine Ratte.«

Er murmelte Ediths Namen und ballte seine Hand. Während er im Schatten der hohen Gebäude weiterschlich, knirschte er mit den Zähnen, rief fürchterliche Verwünschungen über ihr Haupt herunter und sah sich überall um, als ob er sie suche. So gelangte er an die Tür eines Gasthauses. Die Leute lagen in ihren Betten: aber sein Klingeln rief bald einen Mann mit einer Laterne herbei, mit dem er sich sogleich nach einem dunkeln Kutschenschuppen begab, um einen alten Reisewagen nach Paris zu mieten.

Der Handel war bald im reinen, und es wurde nach den Pferden geschickt. Er hinterließ die Weisung, daß der Wagen, sobald er eingespannt sei, ihm nachfolgen solle, und schlich wieder weiter zur Stadt hinaus, an den alten Wällen vorbei und in die offene Straße, die die dunkle Ebene entlang hinzugleiten schien gleich einem Strom.

Wohin floß er? Wo hörte er auf? Als er auf eine solche Mahnung in seinem Innern hin stehen blieb und über die düstere Fläche schaute, wo die schmächtigen Bäume den Weg bezeichneten, kam abermals jener Flug des Todes herangerauscht und entschwand wieder ungestüm und widerstandslos, in seiner Seele nichts als ein Entsetzen zurücklassend, das ebenso dunkel wie die Landschaft und so unbestimmt wie ihr fernster Horizont war.

Es war windstill. Kein Laut regte sich, und im Dunkel der Nacht ließ sich nirgends ein flüchtiger Schatten bemerken. Die Stadt lag hinter ihm. Hier und da blinkte ein Licht, und Welten von Sternen bargen sich hinter dem Gemäuer des Kirchturms und des Daches, die sich kaum gegen den Himmel abzugrenzen schienen. Überall um ihn her Düsternis und Einsamkeit. Die Glocken schlugen in matten Tönen zwei.

Er ging, wie er meinte, lang und weit und machte hin und wieder halt, um zu lauschen. Endlich schlug das Klingeln von Pferdeglocken an sein ängstlich harrendes Ohr. Bald leiser, bald wieder lauter, das eine Mal unhörbar, das andere Mal langsam über schlechten Grund hinläutend, dann aber rasch und heiter herankommend, bis unter lautem Geschrei und Peitschenknallen ein schattenhafter, bis an die Augen eingehüllter Postknecht die vier schnaubenden Rosse neben ihm haltmachen ließ.

»Wer geht da? Monsieur?«

»Ja.«

»Monsieur hat einen weiten Weg gemacht in der dunkeln Nacht.«

»Was macht das aus? Jeder nach seinem Geschmack. Wurden in dem Posthaus noch andere Pferde bestellt?«

»Tausend Teufel! – Ah, Pardon! Andere Pferde? Zu solcher Stunde? Nein.«

»Hört mich an, mein Freund. Ich habe Eile. Wir wollen sehen, wie schnell wir reisen können. Je schneller, desto besser das Trinkgeld. Fort also – rasch!«

»Hi! Wupp! Halloh! Hi!«

Und dahin ging es über die nachtumhüllte Landschaft, während der Staub und Kot umhersprühten.

Das Gerassel und die Erscheinung bildeten ein Echo zu dem wirren Jagen der Gedanken des Flüchtlings. Außen nichts klar und in seinem Innern nichts klar. Gegenstände zuckten vorbei, ineinander übergehend und nur matt unterscheidbar, um sich schnell dem Blicke wieder zu entziehen! Jenseits der wechselnden Streifen von Zaun und Bauernhäusern, die unmittelbar an der Straße lagen, dehnte sich eine schwarze Wüste aus. Jenseits der schnell sich folgenden Bilder, die in seinem Geist aufstiegen und fast ebenso schnell wieder verschwanden, lag nur eine schwarze Öde von Furcht, Zorn und enthüllter Schurkerei. Gelegentlich kam ein seufzender Luftzug von dem fernen Jura her und verschwebte auf der Ebene. Bisweilen bemächtigte sich seiner Einbildungskraft jenes wild schreckliche Getöse, rauschte an ihr vorbei und ließ sein Blut fast zu Eis erstarren.

Die Lampen, die nach dem Gewirr von Pferdeköpfen hinblinkten und ihr Licht an dem schattenhaften Kutscher und seinem eigenen flatternden Mantel brachen, ließen tausend unbestimmte Gestalten auftauchen, die seinen Gedanken entsprachen. Schatten von bekannten Personen, die in der gewohnten Haltung sich über ihre Pulte und Bücher niederbeugten, – die gespenstischen Umrisse des Manns, vor dem er floh, oder Ediths – in dem Läuten der Glocken und in dem Rollen der Räder wiederholte Worte, die ehedem gesprochen worden waren – Verwechslungen von Ort und Zeit, die ihm die letzte Nacht um einen Monat früher erscheinen ließen, und die Zeit vor einem Monat auf die letzte Nacht verlegten – Verwirrung, Zwiespalt, hastiges Jagen und trostlose Dunkelheit in seiner Seele sowohl als rings um ihn her. – Halloh! Hi! fort im Galopp über die nachtumhüllte Landschaft: Staub und Kot wie Sprüh auffliegend, die dampfenden Pferde schnaubend und ausschlagend, als würden sie von Dämonen geritten, fort in wahnsinnigem Triumph auf dem dunkeln Weg – wohin?

Wieder bemächtigte sich seiner das namenlose Entsetzen, und als es vorüber war, läuteten ihm die Glocken in die Ohren: »Wohin?« Die Räder rasselten ihm zu: »Wohin?« Das ganze Getöse des Fahrens wandelte sich in die gleiche Frage um. Die Lichter und Schatten tanzen auf den Köpfen der Pferde wie Kobolde. Nur jetzt nicht halt! Nur jetzt nicht langsamer! Vorwärts, vorwärts! Wild fort mit ihm auf dem dunkeln Wege!

Er konnte nicht im Zusammenhang denken, konnte nicht einen einzigen Gegenstand, den er sah, hinreichend von dem andern trennen, um ihn nur für eine Minute gesondert festzuhalten. Die Vereitelung seines Plans, sich für früheren Zwang durch üppiges Wohlleben zu entschädigen, und der schlimme Ausgang seines Verrats gegen einen Mann, der treu und großmütig gegen ihn gewesen war, aber dessen stolze Worte und Blicke er seit Jahren mit Interesse zusammengespart hatte – denn falsche, schlaue Menschen verachten stets im geheimen den Gegenstand, dem sie schmeicheln, und blicken mit Ingrimm auf die gezollten Huldigungen, obschon sie wissen, daß sie nur wertlos sind –, das waren die Vorstellungen, die in seinem Geiste die Oberhand gewannen. Eine lauernde Wut gegen die Frau, die ihn so verlockt und sich an ihm gerächt hatte, wich nicht aus seiner Seele. Rohe, verzerrte Entwürfe der Vergeltung fluteten in seinem Hirn, aber nichts gewann Bestimmtheit. In allen seinen Gedanken herrschte, sich überstürzend, Hast und Widerspruch. Sogar während er sich ohne Unterlaß mit diesen fieberhaften, erfolglosen Betrachtungen trug, siegte stets die eine Idee, er wolle ein wirksames Nachdenken auf eine unbestimmte Zeit verschieben.

Dann erinnerte er sich der früheren Tage vor der zweiten Hochzeit. Er dachte an seine Eifersucht gegen den Knaben, an seine Eifersucht gegen das Mädchen und an die Arglist, mit der er alle Aufdringlinge ferngehalten und um den Betörten einen Zauberkreis gezogen hatte, den niemand als er überschreiten sollte. Und nun die Vorstellung, daß er all das getan hatte, um jetzt wie ein verschüchterter Dieb vor dem verachteten Geschöpfe zu fliehen, das in seinen Augen dieser arme Betörte war!

Er hätte um dieser Feigheit willen selbst Hand an sich legen mögen. Aber sie war der Schatten seiner Niederlage und konnte nicht von ihr getrennt werden. Die Tatsache, daß das Vertrauen zu seiner eigenen Schurkerei mit einem einzigen Schlag so zerschmettert worden, und daß er, wie er sich sagen mußte, bei der Rache des Weibes eine so erbärmliche Rolle gespielt hatte, wirkte lähmend auf ihn. Mit ohnmächtiger Wut tobte er gegen Edith; er haßte Mr. Dombey, haßte sich selbst, aber floh immer weiter, ohne etwas anderes tun zu können.

Wieder und wieder lauschte er auf den Ton von Rädern hinter sich. Wieder und wieder glaubte er ihn immer lauter herankommen zu hören. Endlich war er so überzeugt davon, daß er ein »Halt!« ausrief, weil er sogar den Verlust eines Vorsprungs einer solchen Ungewißheit vorzog.

Der Ruf brachte Wagen, Pferde und Kutscher in einen Haufen zusammen auf der Straße.

»Zum Teufel!« rief der Postillon, über seine Schultern zurückschauend. »Was gibt es?«

»Hört! was ist dies?«

»Was?«

»Das Geräusch.«

»So sei doch ruhig, verwünschter Lümmel!« Das galt einem Pferd, das seine Glocken schüttelte. »Welches Geräusch?«

»Hinter uns. Ist es nicht ein anderer Wagen im Galopp? Hört Ihr es? Was war dies?«

»Du Halunke mit deinem Schweinskopf, so steh doch stille!« Anrede an ein anderes Pferd, das seinen Nachbar biß und die beiden hinteren so einschüchterte, daß sie ausschlugen und rückwärts schoben. »Es ist weit und breit nichts.«

»Nichts?«

»Nein, nichts als der Tag dort.«

»Ich glaube, Ihr habt recht. Ich höre jetzt auch nichts mehr. Fahrt weiter.«

Die verstrickte Equipage, die in der von den Pferden ausströmenden Dampfwolke halb verborgen ist, geht anfangs nur langsam vorwärts, denn der Kutscher, der unnötigerweise aufgehalten worden, nimmt verdrießlich ein Taschenmesser heraus und knüpft eine neue Schnur in seine Peitsche. Dann »halloh, hupp! hallo, hi!« und nun wieder wildes Jagen.

Die Sterne verblichen, und der Tag dämmerte herauf. Er erhob sich in dem Wagen, und als er zurückschaute, konnte er über die ganze weite Fläche hin, die er zurückgelegt hatte, keine Spur von einem weiteren Reisenden unterscheiden. Es wurde heller und heller.

Die Sonne begann über die Kornfelder und Weinberge hinzuleuchten. Hier und da zeigten sich einzelne Arbeiter, die sich aus den Steinhaufen an der Straße jeweilige Nachtherbergen gemacht hatten und jetzt zur Ausbesserung des Weges ihrem Geschäft nachgingen oder ihr Frühstück verzehrten. Gelegentlich ließen sich auch Bauern erblicken, die ihre Tagesarbeit aufsuchten, nach dem Markt gingen oder von den Türen ihrer ärmlichen Hütten aus den Vorüberfahrenden nachschauten. Endlich zeigte sich ein knöcheltief im Schmutz liegender Posthof mit dampfenden Dunghaufen und großen, halb verfallenen Außengebäuden; neben diesem appetitlichen Anblick ein großes, altes, schattenloses, aus Stein gebautes Schloß, dessen Fenster halb geblendet waren, während grüne Schlinggewächse von der Terrassen-Balustrade an bis zu den schmalen Spitzen der lichtlöscherartigen Türmchen hinauf träge über das Gemäuer hinkrochen.

Er drückte sich düster in eine Ecke des Wagens, nur auf ein schnelles Fortkommen bedacht, obschon er zuweilen, wenn die Gegend freier wurde, während langer Strecken aufstand und rückwärts schaute. So setzte er seine Reise fort, noch immer von den gleichen irren Gedanken gequält und einen endgültigen Entschluß auf unbestimmte Zeit verschiebend.

Scham, getäuschte Erwartung und das Bewußtsein seiner Niederlage fraß ihm am Herzen, während die Furcht, eingeholt zu werden oder jemandem zu begegnen, – denn er scheute sich sogar vor den Reisenden, die von der Richtung herkamen, in der er fuhr, – ihn keinen Augenblick verließ. Dasselbe unerträgliche Entsetzen, das ihn während der Nacht angewandelt hatte, kehrte auch bei Tag mit ungeschwächter Kraft wieder. Das eintönige Klingeln der Glocken und das Stampfen der Pferde, die Eintönigkeit in seiner Angst und nutzlosen Wut, der eintönige Kreislauf von Furcht, Verdruß und Leidenschaftlichkeit – all das lastete ertötend auf ihm und machte ihm die Reise zu einem Traumgesicht, in dem nichts wirklich war als die Qual seines Innern.

Sie war ein Gesicht von langen Straßen, an einem Horizont sich hinerstreckend, der immer zurückwich und sich nie erreichen ließ – von schlecht gepflasterten, hügeligen Städten, in denen Gesichter an die dunkeln Türen und schlecht verglasten Fenster kamen, wo Reihen von mit Kot bespritzten Kühen und Ochsen in den langen, schmalen Straßen zum Verkauf angebunden waren, während dem blökenden und um sich stoßenden Vieh von derben Knütteln die dicken Köpfe fast eingeschlagen wurden – von Brücken, Kreuzen, Kirchen, Posthöfen, frischen Pferden, die gegen ihren Willen eingespannt wurden, und Pferden der letzten Station, die dampfend und keuchend an den Stalltüren kläglich die Köpfe sinken ließen – von kleinen Kirchhöfen mit schräg in die Gräber eingesetzten schwarzen Kreuzen, die mit welken Kränzen behangen waren – und wieder von langen, langen Straßen, die bergauf und bergab sich hinzogen nach dem tückischen Horizont.

Von Morgen, Mittag und Sonnenuntergang – von Nacht und dem Aufgehen der Mondsichel – von zurückgelegten langen Straßen und einem erreichten rauhen Pflaster – von dem Hinklappern über dieses und dem Aufblicken nach einem großen Kirchturm hinter den Dachgiebeln – von Aussteigen, hastigem Einnehmen eines Mahles und Weinflaschen, die keinen erheiternden Einfluß zu üben vermochten – vom Gehen durch einen Bettlerhaufen, von blinden Männern mit zuckenden Augenlidern, denen die sie führenden alten Weiber Lichter vors Gesicht hielten, blödsinnigen Mädchen, Lahmen und Fallsüchtigen – von Wiedereinsteigen und Niederschauen auf die aufwärts gekehrten Gesichter und die ausgestreckten Hände, mit der hastigen Furcht, darunter einen vorwärts drängenden Verfolger zu erkennen – von Weitergaloppieren auf dem langen, langen Weg, betäubt und in die Ecke geduckt oder wieder aufstehend, um zu sehen, wo der Mond meilenweit eine Strecke desselben endlosen Pfades erhellte, oder zurückschauend, ob niemand nachkomme.

Von fliehendem Schlaf und nur zeitweiligem Nicken mit ungeschlossenen Augen – von plötzlichem Auffahren und einer lauten Antwort auf eine eingebildete Stimme. Von Selbstverwünschungen, weil er da war, weil er geflüchtet, weil er sie hatte gehen lassen, weil er nicht stolz und trotzig ihm entgegengetreten. Von einem tödlichen Streit mit der ganzen Welt, aber hauptsächlich mit sich selbst. Von einem Fluch, den seine düstere Stimmung über die ganze Natur brachte, während er rasch dahingetragen wurde.

Es war ein fiebriges Gesicht von Dingen der Vergangenheit und Gegenwart, alles bunt durcheinandergemischt, sein Leben und seine Reise ineinander verflossen. Von einem tollen Jagen nach irgendeinem Ort, wohin er gelangen mußte, von alten Schauplätzen unter den neuen auftauchend, durch die er hinflog. Von Grübeln über etwas Vergangenes und Fernes mit einer scheinbaren Unachtsamkeit auf die Umgebung, obschon er sich in erschöpfender Weise bewußt wurde, daß sie seine Gedanken verwirrte und mit ihren Bildern noch sein glühendes Gehirn erfüllte, nachdem sie längst entschwunden war.

Ein Gesicht von Wechsel auf Wechsel, und noch immer dasselbe eintönige Geklingel, dasselbe Rasseln von Rädern und Stampfen von Hufen, ohne sich Ruhe zu gönnen. Von Stadt und Land, Posthöfen, Pferden, Kutschen, Berg und Tal, Licht und Finsternis, Straße und Pflaster, Höhen und Tiefen, nassem und trockenem Wetter, und noch immer das einförmige Getön von Glocken, Rädern und Roßhufen, das ohne Unterlaß fortfuhr. Ein Gesicht, das endlich die sich nahende, noch ferne Hauptstadt gewahren ließ. Auf belebteren Wegen – ein Gesicht – von Vorbeifahren an alten Kirchen, von Rasseln durch kleine Städte und Dörfer, die weniger spärlich als früher die Straße säumten, und vom Sitzen in der Ecke, den Mantel über das Gesicht gezogen, während die Vorübergehenden nach ihm hinschauten.

Von Weiter- und weiterrollen, stets das Nachdenken aufschiebend, und stets von Gedanken gequält – von einer Unfähigkeit, die auf der Reise zurückgelegten Stunden zu berechnen oder die Zeit- und Wegabschnitte zu begreifen. Von einer am Gaumen klebenden Zunge, von unwillkürlichem Vorwärtsdrängen, als ob er nicht halten könne, und von der Ankunft in Paris, wo der trübe Fluß ungestört rasch dahineilte zwischen den lärmenden Strömen des Lebens und der Geschäftigkeit.

Dann ein verwirrtes Gesicht von Brücken, Kais und Straßen, die kein Ende nehmen wollten – von Weinhäusern, Wasserträgern, großen Volksmassen, Soldaten, Kutschen, kriegerischen Trommeln und Arkaden. Von der Eintönigkeit der Glocken, der Räder und Roßhufe, die sich endlich in dem allgemeinen Lärm und im Getümmel verloren. Von allmählichem Aufhören dieses Getöses, als er in einem andern Wagen bei der entgegengesetzten Sperre die Stadt wieder verließ. Dann, als er wieder der Seeküste zueilte, von Wiederkehr der eintönigen Glocken, Räder und Roßhufe ohne Unterlaß. Von Morgenrot, Tagesanbruch und aufgehender Sonne, von langsamem Berganfahren und oben von dem Gefühl der frischen Seebrise, von dem Anblick des Morgenlichtes auf den Kämmen der fernen Wellen. Vom Anlangen in einem Hafen, wo die Flut ihre Höhe erreicht hatte, von schwimmenden Fischerbooten und von frohen Weibern und Kindern, die die zurückkehrenden Männer erwarteten. Von Netzen und Matrosenanzügen, die am Ufer zum Trocknen ausgebreitet waren – von rührigen Matrosen, deren Stimmen hoch aus dem Takelwerk niedertönten – von der Klarheit des bewegten Wassers und dem allgemeinen Gefunkel.

Vom Zurückweichen der Küste – vom Hinschauen danach, als sie sich, vom Deck aus betrachtet, nur wie ein Nebel auf dem Wasser ausnahm, während hie und da ein heller Sonnenblick einen Strich deutlichen Landes unterscheiden ließ. Von dem Wogen, Blitzen und Murmeln der ruhigen See. Von einer andern grauen Linie auf dem Meere, in der Fahrstraße des Schiffes liegend und schnell klarer und höher werdend. Von Klippen und Häusern – von einer Windmühle und einer Kirche, die näher und naher kamen. Endlich vom Einfahren in glattes Wasser und vom Anlegen an einem Kai, von wo aus Menschengruppen niederschauten und an Bord die Bekannten grüßten. Von Ausschiffen und hurtigem Weitergehen in dem Gedränge, wo er jedem Menschen auswich – von einem Bewußtsein, daß er endlich wieder in England sei.

Er hatte in seinem Traum gedacht, er wolle sich nach einem fernen, ihm bekannten Landstädtchen begeben und dort ruhig bleiben, um im geheimen Erkundigungen einzuziehen und darnach handeln zu können. Noch immer in derselben betäubten Stimmung erinnerte er sich einer gewissen Eisenbahnstation, von wo aus er nach dem gedachten Städtchen abbiegen mußte, und wo sich ein wenig besuchtes Wirtshaus befand. Dort wollte er verweilen und ausruhen.

In dieser Absicht huschte er so schnell, wie er konnte, in einen Eisenbahnwagen, hüllte sich in seinen Mantel, als ob er schlafe, und wurde im Flug von dem Meere fort und tief in das Grün des inneren Landes geführt. An der Station angelangt, sah er sich sorgfältig um. Der frühere Eindruck hatte ihn nicht getäuscht. Es war ein abgeschiedener Ort an dem Saum eines kleinen Waldes, nur aus einem einzigen neu gebauten oder für seinen gegenwärtigen Zweck veränderten Hause bestehend, an das sich ein hübscher Garten anschloß. Das nächste Städtchen lag etwa eine halbe Stunde ab. Hier stieg er aus, ging, von niemandem bemerkt, hastig in das Wirtshaus hinein und mietete sich oben ein paar miteinander in Verbindung stehende, hinreichend abgeschiedene Zimmer.

Seine Absicht war, hier zu ruhen, bis er seine Fassung wieder gewonnen hätte; denn immer tobte die ohnmächtige Wut so sehr in ihm, daß er, während er in dem Gemach umherging, mit den Zähnen knirschte. Seine Gedanken, die sich nicht halten oder lenken ließen, schleppten ihn noch immer nach Belieben mit sich fort. Er war betäubt und todmüde.

Es war jedoch, als laste der Fluch auf ihm, daß er nicht wieder zur Ruhe kommen sollte; denn seine schläfrigen Sinne wollten ihr Bewußtsein nicht verlieren. Er hatte in dieser Beziehung ebensowenig Einfluß auf sie, wie wenn sie die eines andern Mannes gewesen wären. Nicht, daß sie ihn gezwungen hätten, auf Töne und Gegenstände seiner Umgebung zu achten, sondern sie ließen sich nicht ablenken von dem wirren Gesicht seiner Reise. Es stand beharrlich in seiner Ganzheit vor ihm. Sie war da mit ihren dunkeln, gegen ihn Verachtung blitzenden Augen, während er dahinjagte durch Stadt und Land, Licht und Dunkelheit, nasses und trockenes Wetter, über Straßen und Pflaster, bergauf und bergab, gehetzt und verschüchtert durch die Eintönigkeit der Glocken, der Räder und der Roßhufe ohne Unterlaß.

»Welchen Tag haben wir heute?« fragte er den Kellner, der die Vorbereitungen zu seinem Diner traf.

»Welchen Tag, Sir?«

»Ist es Mittwoch?«

»Mittwoch, Sir? Nein, Sir. Donnerstag, Sir.«

»Ich vergaß es. Wie spät haben wir es eigentlich? Meine Uhr ist nicht aufgezogen.«

»Noch einige Minuten bis fünf Uhr, Sir. Vielleicht lange gereist, Sir?«

»Ja.«

»Mit Eisenbahn, Sir?«

»Ja.«

»Bringt einen sehr ln Verwirrung, Sir. Pflege zwar selbst nicht viel auf der Eisenbahn zu reisen, Sir, aber die Fremden sagen das oft.«

»Kommen viele Fremde hierher?«

»Im allgemeinen genügend, Sir. Zur Zeit ist niemand da. Etwas flau eben jetzt, Sir. Alles geht flau, Sir.«

Er gab keine Antwort, hatte aber auf dem Sofa, wo er gelegen, eine sitzende Haltung eingenommen und starrte, vorwärts gebeugt, mit auf die Knie gelegten Armen den Boden an. Er vermochte sich nicht für eine einzige Minute zu sammeln. Seine Gedanken stürzten hin, wohin sie wollten, ohne auch nur einen Augenblick sich in Schlaf zu verlieren.

Er trank nach dem Diner viel Wein. Vergeblich. Keines solcher künstlichen Mittel waren imstande, seinen Augen Schlaf zu bringen. Noch unzusammenhängendere Gedanken rissen ihn unbarmherzig mit fort, als wären sie wilde Pferde, die einen zu solcher Sühne verurteilten Elenden hinter ihren Hufen nachschleppten. Kein Vergessen, keine Ruhe!

Wie lang er dasaß, trank, grübelte und von seiner Einbildungskraft dahin und dorthin gezerrt werde, hätte niemand weniger genau anzugeben vermocht, als er. So viel wußte er übrigens, daß er schon geraume Zeit beim Kerzenlicht gesessen, als er in plötzlichem Schrecken auffuhr und lauschte.

Nein, jetzt war es in der Tat keine Einbildung. Der Grund zitterte, die Fenster klirrten, und das wilde ungestüme Rauschen fegte durch die Luft! Er fühlte, daß es herankam und vorbeischoß; und selbst als er nach dem Fenster eilte und sah, was es war, bebte er entsetzt zurück, als ob es nicht geheuer sei, nachzusehen.

Ein Fluch über den feurigen Teufel, der so glatt dahin donnerte, im fernen Tal an dem grellen Licht und dem trüben Rauch sich erkennen ließ und plötzlich wieder verschwunden war! Es kam ihm vor, als sei er aus dessen Pfad gerissen worden, ehe er ihn zu Brei zermalmte. Selbst jetzt noch schauderte er, obschon das Getöse verhallt war und die Schienen der Eisenbahn, so weit er sie im Mondlicht verfolgen konnte, nur in eine leere, stumme Einöde hineinführten.

Unfähig zu ruhen und – wie er meinte – unwiderstehlich nach diesem Schienenwege hingezogen, ging er hinaus und neben diesem hin, die Spur des Eisenbahnzugs in der noch rauchenden Asche verfolgend. Nachdem er etwa eine halbe Stunde in der Richtung gegangen war, die der Zug eingeschlagen hatte, wandte er sich um und kehrte auf der andern Seite der Bahn zurück. An dem Wirtshausgarten vorbei setzte er seinen Spaziergang noch lange fort, betrachtete neugierig die Brücken, die Signalposten und Lampen und machte sich Gedanken, wann wohl wieder ein Teufel vorbeikommen würde.

Ein Zittern des Bodens und ein ferner, schriller Schrei, der in seinen Ohren dröhnte – ein trübes Licht, das bei seinem Näherkommen sich schnell in zwei rote Augen umwandelte, und ein wildes Feuer, das glühende Kohlen auswarf – das unwiderstehliche Vorwärtsdringen einer sausenden, langgestreckten Masse – ein hoher Wind und ein Gerassel – im Augenblick da und ebenso schnell wieder fort. Der einsame Mann hielt sich dabei an ein Pförtchen, als wolle er sich vor dem Ungeheuer retten!

Er wartete auf ein weiteres und wieder ein weiteres. Zwischen den beiden Endpunkten seiner ersten Wanderung hin und her gehend und das bedrückende Gesicht seiner Reise stets mit sich herumtragend, sah er nach den herankommenden Teufeln aus. Bei dem Stationshaus zögerte er, erwartend, daß einer derselben haltmachen werde. Als das zum Zweck des Wassereinnehmens geschah, blieb er daneben stehen und betrachtete die schweren Räder samt der ehernen Vorderseite, sich Gedanken über die fürchterliche Gewalt der Maschine machend. Hu! wie die großen Räder sich langsam zu drehen anfingen – und dazu die Vorstellung, von ihnen überrannt und zerdrückt zu werden!

Verstört von Wein und dem Mangel an Ruhe – ein Mangel, dem trotz seiner Müdigkeit nichts abhelfen konnte –, schienen diese Vorstellungen und Gegenstände in seinen Gedanken eine krampfhafte Bedeutsamkeit zu gewinnen und umspukten ihn noch, als er gegen Mitternacht auf sein Zimmer zurückging und daselbst horchend sitzen blieb, ob nicht wieder ein Zug komme.

Er begab sich zu Bett, ohne jedoch auf einen Schlaf hoffen zu dürfen. Stets lag er lauschend da, und wenn er das Zittern und Dröhnen fühlte, so stand er auf und ging nach dem Fenster, um zu sehen, wie das trübe Licht sich in die zwei roten Augen umwandelte, wie das wilde Feuer glühende Kohlen auswarf, wie der Riese in seiner hastigen Flucht vorbeijagte und wie ein langer Streifen von Funken und Rauch sich das Tal entlangzog. Er schaute dann in die Richtung, in der er mit Sonnenaufgang weiterzureisen gedachte, da hier doch keine Ruhe für ihn zu finden war, und legte sich wieder nieder, um aufs neue durch das Gesicht seiner Reise und die alte Eintönigkeit der Glocken, der Räder und Hufschläge geängstigt zu werden, bis wieder ein Zug kam. So ging es die ganze Nacht hindurch, ohne daß er seine Fassung wiedergewinnen konnte, da er sie im Gegenteil mehr und mehr zu verlieren schien. Mit dem Anbruch der Dämmerung quälten ihn noch immer seine Gedanken, obschon er das Nachdenken fortwährend verschieben wollte, bis er sich in einer besseren Stimmung befände. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft – alles verschwand wirr vor ihm, und er hatte alle Macht verloren, irgend etwas davon gesondert aufzufassen.

»Um welche Zeit muß ich aufbrechen?« fragte er den Mann, der ihn abends zuvor bedient hatte und jetzt mit einem Licht eintrat.

»Um viertel nach vier, Sir. Um vier Uhr kommt ein Schnellzug durch, Sir, der nicht anhält.«

Er fuhr mit der Hand über die klopfende Stirn und sah auf seine Uhr. Nahezu halb vier Uhr.

»Wahrscheinlich geht niemand mit Euch, Sir«, bemerkte der Mann. »Es sind zwei Herren hier, Sir, aber sie warten auf den Londoner Zug.«

»Ich meinte, Ihr hättet gesagt, das Haus habe keine Gäste«, sagte Carker, sich mit einem Schatten jenes alten Lächelns an ihn wendend, wann er ärgerlich oder argwöhnisch war.

»Damals nicht, Sir. Zwei Herren langten heute nacht an mit dem kurzen Zug, der hier haltmachte. Warm Wasser, Sir?«

»Nein. Und nehmt das Licht mit. Es ist schon hell genug für mich.«

Da er sich nur halb ausgekleidet auf das Bett geworfen hatte, so trat er, als der Mann das Zimmer verließ, an das Fenster. Der Nacht war das kalte Licht des Morgens gefolgt, und am Himmel zeigte sich bereits das Rot der kommenden Sonne. Er wusch sich Kopf und Gesicht mit Wasser, ohne daß es ihn kühlte, legte hastig seine Kleider an, zahlte die Wirtsrechnung und ging hinaus.

Im Freien war es kalt und unbehaglich. Es lag ein schwerer Tau, und er fröstelte ungeachtet der Glut seines Innern. Nach einem Blick über die Strecke hin, die er gestern abend gegangen, und nach den Signallichtern, die matt im Morgen brannten und ihre Bedeutung verloren hatten, wandte er sich der aufgehenden Sonne zu, die mit all ihrer Herrlichkeit am Himmel sich erhob.

So ehrfurchtgebietend, so überschwenglich in ihrer Schönheit, so göttlich erhaben! Wer kann sagen, ob eine matte Vorstellung von Tugend auf Erden und ihrem Lohn im Himmel nicht auch ihm sich vergegenwärtigte, als seine trüben Augen das ruhige Gestirn auftauchen sahen, auf das alles Unrecht und alle Bosheit, die es seit dem Beginn der Welt beleuchten mußte, keine Einwirkung zu üben vermochte? Wenn er je seines Bruders oder seiner Schwester sich mit einem Anflug von Liebe und Treue erinnerte, wer kann sagen, ob dies nicht damals der Fall war?

Und er bedurfte wohl einer solchen Rührung. Der Tod stand ihm zur Seite. Er trug das Zeichen des Abschieds von der lebenden Welt an seiner Stirn, und es ging mit ihm dem Grabe zu.

Er zahlte seine Fahrt nach dem Landstädtchen, nach dem er reisen wollte, und ging allein hin und her, die langen Schienenreihen durch das Tal hin in der einen und nach der nahen dunkeln Brücke in der andern Richtung betrachtend. Als er sich aber einmal am Ende des hölzernen Gerüstes, das für die Einsteigenden bestimmt war, umwandte, sah er plötzlich den Mann, vor dem er geflohen, in der Tür auftauchen, durch die er selbst eingetreten war. Ihre Augen begegneten sich.

In der hastigen Unsicherheit der Überraschung wankte er und glitt in den Weg hinunter. Er raffte sich jedoch schnell wieder auf, trat ein paar Schritte zurück, um einen größeren Raum zwischen sich und seinen Feind zu bringen, und faßte mit beengten Atemzügen den Verfolger ins Auge.

Er hörte einen Schrei – noch einen – sah das Gesicht, in dem rachsüchtige Leidenschaft sich ausdrückte, wie im Schrecken erblassen – fühlte die Erde zittern – wußte im Augenblick, daß das Rauschen herankam, stieß einen Schrei aus – blickte umher – sah die roten Augen, die im Licht des Tages sich trüb und blind ausnahmen, dicht in der Nähe – wurde niedergeschlagen, aufgefangen und auf die Flügel eines sausenden Rades geworfen, das ihn im Kreise drehte, ihm Glied für Glied zerschlug, den Strom seines Lebens mit seiner wilden Glut aufleckte und die verstümmelten Trümmer in die Luft schleuderte.

Nachdem der Reisende, der von ihm erkannt worden war, sich von einer Ohnmacht erholt hatte, sah er, daß man aus der Entfernung etwas Bedecktes herbrachte, das schwer und still zwischen vier Männern auf einem Brette lag. Andere jagten einige Hunde zurück, die auf dem Wege schnupperten, und streuten Asche auf das Blut.

 


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