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Der ehrenwerte Timofei Semjenowitsch empfing mich ein wenig eilig und war scheinbar etwas verwirrt. Er führte mich in sein enges Studierzimmer und drückte die Türe fest ins Schloß – »damit die Kinder nicht stören«, fügte er mit sichtbarer Unruhe hinzu. Nachdem er mich gebeten hatte, auf einem Stuhl am Schreibtisch Platz zu nehmen, sank er selber in seinen Lehnstuhl und schlug die Schöße seines alten gesteppten Schlafrockes an den Knien übereinander, wobei er für alle Fälle eine offiziöse, ja beinahe strenge Miene aufsetzte, obgleich er weder mein, noch Iwan Matwejewitschs Vorgesetzter war und bis jetzt als unser Kollege und sogar guter Bekannter gegolten hatte.
»Vor allem«, begann er, »muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß ich keine obrigkeitliche Persönlichkeit bin. Ich bin ebensogut ein subordinierter Beamter wie Sie oder Iwan Matwejewitsch … und ich habe durchaus nicht die Absicht, mich irgendwie einzumischen.«
Ich wunderte mich, daß er scheinbar schon alles wußte. Doch dessenungeachtet erzählte ich ihm die ganze Geschichte von Anfang an und mit allen Einzelheiten. Ich sprach sogar mit einiger Bewegung, denn ich erfüllte in diesem Augenblick eine heilige Freundespflicht.
»Denken Sie sich«, sagte er, nachdem er mich angehört hatte, »ich habe immer geglaubt, daß ihm so etwas zustoßen müßte!«
»Warum denn, Timofei Semjenowitsch? Der Vorfall an und für sich ist doch höchst ungewöhnlich.«
»Einverstanden. Aber während seiner ganzen Dienstzeit neigte Iwan Matwejewitsch immer zu solch einem Schlußeffekt. Er ist zu hitzig, sogar ein wenig herausfordernd. Spricht immer von Fortschritt und anderen Ideen. Na, da haben wir's, wohin der Fortschritt einen bringt I«
»Aber dieser Vorfall ist ja ganz ungewöhnlich und kann nicht als Regel für alle Fortschrittler gelten! …«
»Nein, das ist nun einmal so … Das kommt von zu großer Bildung, glauben Sie mir! Denn die überklugen Leute müssen ihre Nasen überall hineinstecken, und am liebsten dahin, wo es am wenigsten nötig ist … Übrigens, vielleicht wissen Sie mehr darüber«, fügte er, scheinbar gekränkt, hinzu. – »Ich bin ein alter Mann und nicht so hoch gebildet … Habe ganz klein angefangen und werde in diesem Jahre mein fünfzigjähriges Dienstjubiläum feiern.
»O nein, Timofei Semjenowitsch, entschuldigen Sie, bitte! Im Gegenteil, Iwan Matwejewitsch bedarf Ihres Rates, fleht um Ihre Leitung, sozusagen mit Tränen in den Augen!
»Sozusagen mit Tränen. So, so … Nun, das sind Krokodilstränen, und man braucht ihnen nicht ganz Glauben zu schenken … Sagen Sie nur, warum zog es ihn ins Ausland? Und mit welchen Mitteln wollte er reisen, er hat ja gar keine?«
»Von seinem Ersparten, Timofei Semjenowitsch, die letzten Gratifikationen – « antwortete ich kläglich, »er wollte nur auf drei Monate verreisen, in die Schweiz, die Heimat Wilhelm Teils …«
»Wilhelm Teils? Hm, so – so …«
»In Neapel wollte er den Frühling erleben; die Museen besuchen, die Sitten und die Fauna beobachten …«
»So, so – also die Fauna wollte er beobachten! Meiner Ansicht nach nur aus Hochmut. Welche Fauna? Tiere? Haben wir denn nicht genug Tiere hier? Es gibt doch Menagerien, Museen, Kamele. In der nächsten Umgebung Petersburgs leben Bären. Und jetzt ist er gar selber in einem Krokodil steckengeblieben!«
»Timofei Semjenowitsch, erbarmen Sie sich! Ein Mensch ist in Not, wendet sich an Sie als einen Freund, einen Vater, fleht um einen Ratschlag – und Sie machen ihm Vorwürfe. Denken Sie wenigstens an die unglückliche Jelena Iwanowna.«
»Ach, Sie meinen die Gattin? Ein nettes Dämchen!« meinte Timofei Semjenowitsch, sichtbar erweicht, und nahm eine Prise Tabak. »Ein feines Persönchen! Und wie rundlich. Und wie sie das Köpfchen immer so schräg auf die Seite hält; sehr nett! Andrei Ossipowitsch erwähnte ihrer erst vorgestern.«
»Erwähnte ihrer?«
»Jawohl, und in sehr schmeichelhaften Wendungen. ›Die Büste‹, sagt er, ›der Blick‹, die Coiffure – kurz, sagt er, ›ein Bonbon‹, und lacht dazu. Ja, ja, er ist jung!« und Timofei Semjenowitsch schneuzte sich geräuschvoll. – »Und doch, sehen Sie, welche Karriere dieser junge Mann macht!«
»Hier handelt es sich aber um ganz etwas anderes, Timofei Semjenowitsch!«
»Gewiß, gewiß!«
»Also was denn, Timofei Semjenowitsch?«
»Was kann ich denn dabei tun?«
»Raten Sie, helfen Sie! Als ein Mann der Erfahrung, als Vater! Was soll ich unternehmen? Soll ich zu den Vorgesetzten gehen?«
»Zu den Vorgesetzten? Nein, auf keinen Fall«, meinte Timofei Semjenowitsch hastig. – »Wenn ich Ihnen raten soll, muß man die Sache vertuschen und sozusagen als Privatperson handeln. Der Fall ist verdächtig und nie dagewesen. Vor allem: nie dagewesen! Man hat noch kein Exempel, und es ist auch eine schlechte Empfehlung. Darum – vor allem: Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht … Mag er lieber eine Weile dort liegen bleiben. Abwarten, abwarten!!«
»Wieso abwarten, Timofei Semjenowitsch? Er kann ja dort ersticken!«
»Aber woran denn? Sie meinten doch, glaube ich, daß er es dort ganz bequem hätte?«
Ich erzählte wieder alles von Anfang an. Timofei Semjenowitsch dachte nach.
»Hm«, meinte er, mit der Tabaksdose spielend. »Meine Ansicht geht dahin, daß es für ihn ganz gut wäre, ein Weilchen dort zu liegen, statt ins Ausland zu reisen. Er kann da in Muße nachdenken … Natürlich soll er nicht ersticken, und darum muß man die entsprechenden Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Gesundheit treffen, als da sind: sich vor Husten schützen und so weiter. Was den Deutschen anbetrifft, so hat er, meiner Meinung nach, recht, und sogar mehr als die anderen, denn man ist ohne Erlaubnis in sein Krokodil hineingekrochen; nicht daß er in Iwan Matwejewitschs Krokodil hineingekrochen wäre, der übrigens, soviel ich mich entsinne, auch gar kein Krokodil hatte. Nun, und ein Krokodil stellt einen gewissen Besitz dar und darf sogleich nicht ohne Entschädigung aufgeschlitzt werden.«
»Aber zur Rettung eines Menschenlebens, Timofei Semjenowitsch?«
»Das ist schon Sache der Polizei, mit der Sie sich in Verbindung setzen müssen.«
»Aber man kann unterdes im Dienst nach Iwan Matwejewitsch verlangen. Man kann ihn suchen.«
»Nach Iwan Matwejewitsch fragen? Ha, ha! Außerdem hat er ja Urlaub, wir können infolgedessen die ganze Geschichte ignorieren, und er kann sich .Europa ansehen. Es ist eine andere Sache, wenn er nicht zur Frist zurückkehrt; dann werden wir Erkundigungen einziehen, nach ihm forschen.«
»Es sind aber drei Monate bis dahin, Timofei Semjenowitsch, erbarmen Sie sich!«
»Seine Schuld! Was wollte er da! Wenn er so ist, müßte der Staat für ihn eine Wärterin engagieren, was im Etat nicht vorgesehen ist. Und vor allem: das Krokodil ist ein Eigentum, folglich tritt hier das sogenannte ökonomische Prinzip in Kraft. Und das ökonomische Prinzip geht vor. Noch vorgestern abend hat Ignatii Prokofjewitsch in einer Gesellschaft bei Luca Andreitsch darüber gesprochen. Kennen Sie Ignatii Prokofjewitsch? Ein Kapitalist! Ein Geschäftsmann! Und spricht so glatt und fließend. Wissen Sie, was er gesagt hat? Wir brauchen die Industrie, sagt er, die ist bei uns wenig entwickelt. Die Industrie muß also bei uns geschaffen werden. Der Mittelstand, die sogenannte Bourgeoisie, muß bei uns geschaffen werden. Und weil bei uns kein Kapital ist, muß es aus dem Auslande herangezogen werden. Vor allen Dingen muß man den ausländischen Landeinkaufsgesellschaften bei uns Konzessionen geben. Das Gemeindewesen ist ein Gift, sagt er, ein Ruin für das Volk. Und Sie sollten sehen, mit welchem Eifer er spricht; nun, er kann es sich leisten, hat Geld und ist nicht im Dienst. Er meint, daß bei der Gemeindewirtschaft weder die Industrie noch die Landwirtschaft einen Aufschwung nehmen werden. Es ist notwendig, sagt er, daß die ausländischen Gesellschaften unseren ganzen Grundbesitz stückweise aufkaufen, und dann parzelliert man und parzelliert in möglichst kleine Teile. Und wie er das so energisch ausspricht, par–zel–liert sagt er, und dann verkauft man es in persönlichen Besitz – oder besser: man verpachtet. Dann, sagt er, wird das ganze Land in den Händen der herangezogenen Firmen sein, und die Pacht kann beliebig hoch angesetzt werden. Folglich wird der Bauer noch einmal soviel arbeiten müssen, um sein Geld herauszuschlagen, man kann ihm jederzeit kündigen, und das wird er fühlen, wird gefügig und fleißig sein und noch einmal soviel für denselben Preis leisten. Aber worum braucht er sich bei der Gemeindewirtschaft zu kümmern? Er weiß, daß er nicht verhungern wird, faulenzt und trinkt darum. Inzwischen wird das Geld zu uns herbeigezogen, Kapitalien werden gesammelt, und die Bourgeoisie wird sich bilden. Vor einiger Zeit meinte doch die englische politische und literarische Zeitung ,Times«, daß unsere Finanzen deshalb nicht wüchsen, weil wir keinen Mittelstand, keine großen Geldsäcke, keine dienstbeflissenen Proletarier hätten …
Ja, gut spricht er, der Ignatii Prokofjewitsch, ein Redner von Gottes Gnaden! Er will selbst bei der Regierung ein Memorandum darüber einreichen und es dann in den ›Nachrichten‹ drucken lassen. Das ist doch mehr als die Verse von Iwan Matwejewitsch.«
»Ja, was wird dann mit Iwan Matwejewitsch?« warf ich ein, nachdem ich den Alten ein wenig hatte reden lassen. Timofei Semjenowitsch liebte es nämlich, abzuschweifen und damit zu beweisen, daß auch er nicht hinter der Zeit zurückstehe und in allem Bescheid wisse.
»Iwan Matwejewitsch? Ja, davon will ich doch gerade sprechen. Sie sehen doch, daß wir selber uns um die Heranziehung ausländischer Kapitalien bemühen, und jetzt urteilen Sie selber: das Kapital des herzugezogenen Krokodilbesitzers hat sich soeben durch Iwan Matwejewitsch verdoppelt, und nun denken wir, statt den ausländischen Eigentümer zu protegieren, daran – dessen Grundkapital, den Bauch aufzuschlitzen. Ist das logisch? Als ein treuer Sohn seines Vaterlandes müßte Iwan Matwejewitsch sich, meiner Ansicht nach, noch freuen, daß er mit seiner Person den Preis des ausländischen Krokodils verdoppelt hat. Das ist ja zur Anlockung nötig. Wenn es einem gelungen ist, kommt, eh' man sich's versieht, ein zweiter, und der dritte bringt vielleicht zwei oder drei zugleich mit, und um sie herum gruppiert sich das Kapital. Und da haben wir die Bourgeoisie. Nein, das muß alles unterstützt werden.«
»Erbarmen Sie sich, Timofei Semjenowitsch«, rief ich aus, »Sie verlangen ja eine beinah' unnatürliche Selbstaufopferung von dem armen Iwan Matwejewitsch!«
»Gar nichts verlange ich und bitte Sie vor allem, zu bedenken, daß ich kein Vorgesetzter bin und folglich von niemandem etwas verlangen kann. Ich spreche als getreuer Sohn meines Vaterlandes, das heißt nicht wie ›der Sohn des Vaterlandes‹ Eine Zeitschrift, sondern, ganz einfach, wie ein Sohn des Vaterlandes, sage ich. Warum mußte er denn in das Krokodil? Er ist doch ein gutsituierter Mann, hat eine Frau, und auf einmal so ein Schritt? Das verstehe einer!«
»Aber das ist ja ganz aus Versehen passiert!«
»Wer weiß? Und aus welchen Mitteln soll denn der Eigentümer des Krokodils bezahlt werden?«
»Vielleicht als Vorschuss, Timofei Semjenowitsch?« »Wird denn das ausreichen?«
»Nein, Timofei Semjenowitsch«, entgegnete ich bedrückt, »der Eigentümer erschrak erst und meinte, sein Krokodil würde platzen; als er sich aber überzeugt hatte, daß alles in bester Ordnung sei, wurde er hochfahrend und freute sich, daß er nun den Eintrittspreis verdoppeln könne.«
»Was verdoppeln! Verdreifachen, vervierfachen kann er den Preis! Das Publikum wird jetzt in Massen hingehen, und die Menageriebesitzer sind geriebene Leute. Zudem ist jetzt Butterwoche Entspricht dem Karneval, Neigung zu Vergnügungen, und deshalb wiederhole ich, es ist am besten, daß Iwan Matwejewitsch vorläufig das Inkognito wahrt und sich nicht beeilt. Meinetwegen mögen alle wissen, daß er im Krokodil sitzt, doch es braucht nicht offiziell bekannt zu sein. In dieser Hinsicht ist Iwan Matwejewitsch sogar in besonders günstigen Bedingungen. Man wird sagen, daß er im Krokodil ist, aber wir brauchen es nicht zu glauben. Das könnte unangenehme Folgen haben. Vor allem aber – soll er warten, er hat ja keine Eile!«
»Aber wenn …«
»Oh, sorgen Sie sich nicht, er ist recht wohlgenährt.« »Nun, und wenn er es abgewartet hat, was dann?« »Nun, ich kann nicht leugnen, der Fall ist äußerst schwierig. Es ist schwer, sich hineinzudenken, und was das schlimmste ist, es ist noch nie dagewesen. Hätten wir wenigstens ein Beispiel, so könnten wir uns daran halten. Aber was soll man hier tun? Man denkt darüber nach, und die Sache zieht sich in die Länge.«
Ein glücklicher Gedanke erleuchtete mich.
»Könnte es nicht so eingerichtet werden«, sagte ich, »daß er, wenn es ihm beschieden sein sollte, in dem Innern des Krokodils bleiben zu müssen und, so Gott will, sein Leben erhalten bliebe, daß er dann ein Gesuch einreichte, im Dienst belassen zu werden?«
»Hm, so, so! Vielleicht als beurlaubt und ohne Gehalt.« »O nein, könnte es nicht mit Beibehaltung des Gehalts sein ?«
»Aus welchem Grunde?«
»In Gestalt eines besonderen Auftrages vielleicht?«
»Welches Auftrages? Und wohin?«
»Nun, in das Innere, in das Krokodilsinnere. Sozusagen zum Studium der Bedingungen an Ort und Stelle. Natürlich wäre es neu, aber es ist fortschrittlich und würde zugleich unser Interesse für die Volksaufklärung beweisen …« Timofei Semjenowitsch dachte ein Weilchen nach, dann meinte er endlich: »Einen Beamten für besondere Aufträge in das Innere eines Krokodils abzusenden, ist meiner Ansicht nach unsinnig. Es ist im Etat nicht vorgesehen. Und welche Aufträge könnten es denn sein?«
»Nun, zur Erforschung der Natur an Ort und Stelle und bei lebendigem Leibe, im Lebenden sozusagen. Jetzt sind ja die Naturwissenschaften an der Tagesordnung, Botanik und so weiter. Er könnte dort leben und Bericht erstatten, über die Verdauung zum Beispiel oder die Sitten im allgemeinen. Zur Sammlung von Tatsachenmaterial.«
»Das fällt also in das Gebiet der Statistik. Nun, das ist nicht meine Stärke; auch bin ich kein Philosoph. Sie sprechen da von Tatsachen, wir sind schon ohnedies überhäuft mit Tatsachen und wissen nicht, was damit anzufangen ist. Zudem ist diese Art von Statistik gefährlich.« »Wieso?«
»Gefährlich. Und, das müssen Sie einsehen, er wird die Tatsachen mitteilen, gleichsam nichtstuend; und kann man denn im Dienst sein und nichts tun? Das ist wieder eine Neuerung, und zudem eine gefährliche; auch hat sie kein Vorbild. Wenn wir nur irgendein Exempelchen hätten, könnte man ihn vielleicht danach abkommandieren.« »Aber, Timofei Semjenowitsch, lebendige Krokodile sind bis jetzt noch nie hergebracht worden!«
»Hm, ja!« Er versank wieder in Nachdenken. »Wenn Sie wollen, ist dieser Einwand ganz richtig und könnte sogar als Grundlage zur weiteren Bearbeitung der Sache dienen. Aber andererseits müssen Sie auch gestehen, wenn beim Erscheinen lebendiger Krokodile die Beamten anfangen zu verschwinden und sich auf Grund dessen, daß es dort warm und mollig ist, dorthin abkommandieren lassen und nichts tun … Das wäre ein schlimmes Beispiel, Sie müssen es selbst einsehen. Dann wird vielleicht ein jeder da reinkriechen, um umsonst Geld zu verdienen!« »Seien Sie doch barmherzig, Timofei Semjenowitsch! Übrigens bat mich Iwan Matwejewitsch, Ihnen seine kleine Schuld von der letzten Whistpartie zu überreichen.«
»Ach, die hat er neulich bei Nikifor Nikiforowitsch verspielt! Ich erinnere mich. Wie ausgelassen er damals war, wie er uns lachen machte! Und nun …« – Der Alte war wirklich gerührt.
»O bitte, Timofei Semjenowitsch! Tun Sie etwas für ihn.« »Ich werde mich bemühen. Werde von mir aus sprechen, ganz privatim. So als Erkundigung. Übrigens, suchen Sie doch ganz inoffiziell zu erfahren, welchen Preis wohl der Eigentümer für das Krokodil verlangen wird.« »Unbedingt«, erwiderte ich, »und ich werde Ihnen sofort darüber Bescheid sagen.«
»Nun, und was macht wohl die Frau Gemahlin? Ist wohl allein und grämt sich?«
»Sie müßten sie doch besuchen, Timofei Semjenowitsch!« »Ja, das werde ich tun. Ich habe erst neulich daran gedacht, und die Gelegenheit wäre jetzt so günstig. Und warum, warum trieb es ihn denn so, das Krokodil zu sehen?! Übrigens hätte ich auch nicht übel Lust, es mir anzusehen.«
»Besuchen Sie den Unglücklichen, Timofei Semjenowitsch.«
»Das werde ich. Natürlich möchte ich ihm damit keine Hoffnungen machen. Werde als Privatperson kommen. Nun, auf Wiedersehen! Ich gehe ja wieder zu Nikifor Nikiforowitsch. Werden wir uns dort treffen?«
»Nein, ich gehe jetzt zum Gefangenen.«
»Ja, jetzt ist er auch ein Gefangener. Ja, ja, der Leichtsinn!«
Ich verabschiedete mich von dem alten Herrn. Die verschiedensten Gedanken durchkreuzten mein Hirn. Timofei Semjenowitsch ist einer der besten und ehrlichsten Leute, und doch freute ich mich sehr, als ich von ihm fortging, daß schon sein fünfzigjähriges Jubiläum bevorstünde, und daß solche Menschen wie er bei uns jetzt zu den Seltenheiten zählen. Es versteht sich, daß ich sofort in die Passage eilte, um dem ärmsten Iwan Matwejewitsch alles zu berichten. Auch plagte mich die Neugier, wie er sich wohl im Krokodil eingerichtet hätte und wie es wohl möglich sei, darin zu leben. Wäre es wohl überhaupt möglich, in einem Krokodil zu leben? Es schien mir wahrhaftig alles wie ein ungeheurer Traum, besonders, da es sich ja auch um ein Ungeheuer handelte.