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XI

Feiger Gedanken
Bängliches Schwanken,
Weibisches Zagen,
Ängstliches Klagen
Wendet kein Elend,
Macht dich nicht frei!«

Goethe.

 

O Haupt und Ursprung aller Sach',
Die uns han bracht in Ungemach,
Wann hörest auf in offene Not
Das Volk zu führen und in Tod?«

Ulrich v. Hutten.

 

Berlin, München, Mai – Dez. 1925.

Keine Peitschenhiebe, keine Fußtritte und Kolbenstöße, nicht einmal Handschellen – Gerhard wurde menschlich behandelt in deutschen Gefängnissen. Nicht so schonend freilich wie Räuber, Mörder und Zuhälter, nicht so liebreich wie die großen Gauner und Schieber, die Barmat, Kutisker, Holzmann. Gewiß zwiebelte und zwackte man ihn – aber nur im Rahmen des Gesetzes.

Man gab ihm die schlechteste Zelle; die mußte ja auch benutzt werden. Jeden Tag durfte er sie verlassen, zwanzig Minuten lang. Auf dem Hof war ein schmaler Gang, Mauer auf der einen, Müllhaufen auf der andern Seite – da durfte er sich ergehn. Dreißig Schritt hin und dreißig zurück.

Man darf lesen in Voruntersuchung, darf auch schreiben, rauchen sogar. Aber die Erlaubnis hierzu kann entzogen werden, und sie wurde ihm entzogen; es ist nicht schwer, hierfür Gründe zu finden. Niemand durfte ihn besuchen, nicht einmal der Geistliche; fünf Monate saß er so, bis es einem gelang, zu ihm vorzudringen: dem Anwalte, den Paul Hornemann sandte.

Doch gab man ihm Beschäftigung. Er durfte den Boden seiner Zelle rein kratzen, durfte auch innen und außen den Eimer blank scheuern, der ihm als Abtritt diente. Die Behörde sah darauf, daß diese Arbeiten – in wohlwollender Absicht übertragen, damit ihm die Zeit nicht zu lang werde! – sehr gründlich ausgeführt wurden. Ein wenig rauh vielleicht, aber gewiß aus reinster Herzensgüte ermahnte ihn täglich der Schließer: »Sie Sauhund waren doch lange genug Soldat, um zu wissen, wie blank der Kübelrand sein muß!«

Verhöre genug, immer über andre Fälle. Gerhard gab jede Auskunft, soweit es ihn anging, weigerte sich nur, die Namen seiner Freunde zu nennen, bereit, alle Verantwortung allein zu tragen. Da war der Fall des französischen Spitzels Synder in Essen, da waren Heinz-Orbis in Speyer, Schwab in Pirmasens, da waren –

Der Untersuchungsrichter wollte nicht viel wissen von diesen Fällen. Was am Rhein geschehn war, an der Ruhr und in der Pfalz, das kümmerte ihn wenig; es sei besser, nicht an diese Dinge zu rühren, erklärte er. Er ließ sich wohl erzählen, aber nichts davon zu Papier bringen, höchstens die Worte: ›Der Angeschuldigte gesteht freiwillig, daß auch die Tötung des – von ihm befohlen wurde.‹ Name, Ort, Zeit, sonst nichts. Und nur auf ausdrückliches Verlangen ließ er hinzusetzen: ›Der Angeschuldigte behauptet, daß der Genannte ein landesbekannter Verräter gewesen sei.‹

Auch den Fall, der in den ›Grünen Heften‹ breitgetreten war, wünschte er nicht zu erörtern. Gerhard gab an, daß er befohlen habe, den Freiwilligen Peters zu beseitigen, nachdem er den Beweis seiner verräterischen Tätigkeit bekommen habe, daß er auch hier die volle Verantwortung übernehme. Aber der Richter schüttelte den Kopf: Oberschlesien ginge ihn nichts an, für alles, was dort geschehn sei, gewähre die Amnestie vom 30. Juli 1921 volle Straffreiheit. Für das laufende Verfahren hätten alle diese Fälle im Westen und Osten nur als Beispiele einen gewissen Wert, insofern daraus hervorgehe, mit welcher Leichtfertigkeit der Angeschuldigte über Menschenleben verfügt habe.

»Aber wir mußten so handeln«, rief Gerhard, »ich und alle Führer! Diese Lumpen waren Spitzel und Verräter, die für Franzosen, Belgier oder Polen arbeiteten, für Geld ihr Vaterland verkauften.«

»Verräter?« dehnte der Landgerichtsrat. »Darüber kann man verschiedener Meinung sein; gerichtlich ist das jedenfalls nicht festgestellt. – Wer waren denn die andern Führer, die sich wie Sie Gerichtsbarkeit über Tod und Leben anmaßten?«

Gerhard zuckte die Achseln. »Warum fragen Sie? Sie wissen doch, daß ich Ihnen keine Namen nenne.«

Sehr geduldig war der Untersuchungsrichter. Er ließ ihm Zeit, sich die Sache zu überlegen, belästigte ihn oft durch lange Wochen nicht. Stellte dann wieder dieselben Fragen: nur nach Fällen, die in der Schwarzen Reichswehr vorgekommen waren, in Spandau, in Pommern, in Brandenburg.

Gerhard wußte, daß man auch da Verräter beseitigt hatte, Leute, von denen bekannt war, daß sie die in aller Heimlichkeit mit Schweiß und Hunger so mühsam aufgebaute Truppe an die Kommission des Feindbundes verrieten. Aber er wußte hiervon nur vom Hörensagen, kannte keine Einzelheiten, kaum die Namen der Beteiligten. Damals habe er den Kopf voll genug gehabt, erklärte er, habe Tag und Nacht gearbeitet. Es habe sich um Größeres gehandelt – da habe man ihn verschont mit solchen Läppereien.

Der Untersuchungsrichter griff das Wort auf. Läppereien nenne er das – wenn es sich um Menschenleben handle? Er sage ja selber, daß er sich um alles bekümmert habe – da sei es doch sehr auffallend, daß er sich grade um so außerordentlich wichtige Dinge nicht geschert haben wolle.

Gerhard wiegte den Kopf. »Sie müssen doch begreifen, Herr Landgerichtsrat, daß für uns diese Dinge nicht wichtig waren. Für mich und meine Leute war Krieg von vierzehn bis – nun, ich darf wohl sagen bis zu diesem Frühjahr, also fast elf Jahre lang. Mit Unterbrechungen natürlich. Da gilt ein Menschenleben nicht viel – und das eines Verräters schon garnicht. Sie sehn, daß ich bereit bin, Ihnen die Wahrheit zu sagen, alle Schuld auf mich zu nehmen, wenn von Schuld hier die Rede sein kann!«

»Ja, in allen den Fällen, wo ein Gnadenerlaß Ihnen Straffreiheit zusichert«, antwortete der Untersuchungsrichter. »Das ist billig, mir was von Oberschlesien vorzuerzählen.«

»Und im Westen?« sagte Gerhard. »Dafür gibt's keine Amnestie, und doch habe ich Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Ich wiederhole Ihnen, daß wir viel zu wenige beseitigt haben: heute noch laufen die Lumpen frei herum, die Schlageter und seine Leute ans Messer lieferten.«

»Lassen Sie Rhein und Ruhr«, erwiderte der Richter. »Wie oft soll ich Ihnen sagen, daß wir daran nicht rühren dürfen. Was Sie über die Spandauer, die Küstriner Fälle wissen, das allein ist mir wichtig.«

»Aber ich weiß garnichts davon«, beteuerte Gerhard, »das hab ich Ihnen auch schon zwanzigmal erklärt.«

Der Untersuchungsrichter ließ ihn abführen; er durfte wieder seinen Kübel putzen, blitzblank, innen und außen.

Erst als ihn nach langen Monaten endlich sein Anwalt besuchen durfte, begriff Gerhard, um was es eigentlich ging. Denn dieser Anwalt drang nicht weniger in ihn, doch mit der Sprache herauszurücken. »Sie müssen Vertrauen zu mir haben«, sagte er. »Es ist ganz ausgezeichnet, daß Sie bei all den Verhören sich nicht haben klein kriegen lassen. Ich aber bin Ihr Verteidiger: mir müssen Sie die volle Wahrheit sagen. Wie soll ich wissen, wo ich einhaken kann, wenn Sie darauf bestehn, auch mir gegenüber den Unschuldsengel zu spielen?«

Gerhard starrte ihn an. Auch der glaubte ihm nicht?

Sehr allmählich erst, nach immer neuen Verhören beim Untersuchungsrichter und Besprechungen mit seinem Anwalt verstand er, was das alles bedeutete. Denn da draußen in der Welt, die ihm nun so fern war, da draußen in Berlin und im ganzen Reiche, überall in Europa und in allen Erdteilen, da stand es fest wie ein Evangelium: in Deutschland gibt's einen Geheimverband der Fememörder, und ihr Haupt heißt Gerhard Scholz. Der ist der Alte vom Berge, der winkt mit der Hand, flüstert einen Namen – da grinsen seine Henkersknechte, und ein Mensch stirbt unter gräßlichen Foltern.

Mit den ›Grünen Heften‹ fing das an; sehr bald griffen alle Blätter der Linken es auf. Stöße von Zeitungen brachte ihm sein Anwalt – immer neue Fälle waren da ausgegraben. Und Gerhard merkte wohl, daß die Leute, die das schrieben, innerlichst überzeugt waren, daß sie ganz ehrlich ihn für den feigsten Verbrecher hielten, der aus sicherm Versteck seine Mordbuben aussandte, daß sie von den Geschworenen den Kopf eines Menschen verlangten, den sie für den gefährlichsten Schuft ihrer Zeit hielten – seinen Kopf.

Feme – das Wort war große Mode geworden: geschickte Macher verstanden es gut, Geld daraus zu schlagen. Zeitungen veröffentlichten Femeromane, Theater und Kinos brachten Femestücke und Femefilme. In allen Versammlungen sprachen die Redner von der Femepest: nun sei es endlich an der Zeit, diese schwärende Wunde an Deutschlands Leib auszubrennen. Anträge im Reichstage, in den Landtagen, Untersuchungsausschüsse: Feme, Feme!

Sein Anwalt zeigte ihm ein Bild, das in den illustrierten Zeitschriften erschienen war. Ein Tisch mit brennenden Leuchtern vor einem Kruzifix; die Decke zeigte ein mächtiges Hakenkreuz. Ein Mann im Straßenanzug davor, Halbmaske vor dem Gesicht – augenscheinlich der Beschuldigte. Hinter dem Tisch die Femerichter: acht Männer mit Säbeln in der Hand, in weißen, mit einem Kreuzdolch geschmückten Mänteln, mit Kapuzen über dem Kopf, die nur für die Augen ein paar Löcher zeigten.

Gerhard lachte hart: »Ein Kind muß doch sehn, daß das Schwindel ist!«

»Das Bild stammt aus dem Polizeipräsidium«, sagte der Anwalt ernst. »Es soll bei einem Ihrer Leute beschlagnahmt worden sein.«

»Ich weiß nicht, wer es gestellt hat«, rief Gerhard, »aber daß es ein Witz ist, ist doch sonnenklar.«

»Die Zeitschriften, die es gebracht haben, sind nicht dieser Ansicht«, erwiderte der Anwalt. »Und ihr Leserkreis erst recht nicht.«

– Am Abende vor der Gerichtsverhandlung besuchte ihn noch einmal sein Anwalt, drang wieder in ihn, ihm doch sein Herz zu öffnen. Gerhard schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen nichts andres sagen, Doktor Sack. Soll ich's Ihnen schwören auf die Bibel? Ich habe mit all diesen Fällen so wenig zu tun, wie ich einer von den tapfern Femerichtern bin, auf dem Bilde, das Sie neulich mitbrachten.«

»Oh«, machte der Anwalt, »was das Femebild angeht, das hat sich aufgeklärt – ein findiger Zeitungsmann hat's herausgefunden. Es ist von Kriminalbeamten im Polizeipräsidium selber aufgenommen worden; es heißt jetzt, daß es ein Scherzbild sei, zu Anschauungszwecken gestellt, nur aus Versehn in die Presse gekommen. Aber wenn Sie sich einbilden, daß die Blätter, die das Bild druckten, diese Erklärung bringen, dann irren Sie sich. Die Lesermasse ist nach wie vor von seiner Echtheit überzeugt, betrachtet das Bild als vollgiltigen Beweis für das Bestehn des Fememörderverbandes unter Ihrer Führung.«

»Von dem Sie im Herzen auch überzeugt sind«, sagte Gerhard. »Sagen Sie's doch ehrlich heraus!«

»Überzeugt – das ist wohl zu viel gesagt!« entgegnete Dr. Sack. »Ich kenne die Akten sehr genau – da ist verdammt wenig, das man gegen Sie werten kann. Wenn ich von Ihnen fortgehe, hab ich das Empfinden, als ob Sie wirklich so unschuldig seien, wie Sie sich geben, aber ich muß sagen, daß sich dieser Eindruck verwischt, sowie ich wieder draußen bin – man hört und spricht ja von nichts anderm als von diesen Femegeschichten. Wenn Sie freigesprochen werden – und das hoffe ich durchzusetzen – so wird's nur wegen Mangels an Beweisen sein. Sie werden verdammt wenige Menschen in Deutschland finden, die Sie nicht dennoch für schuldig halten.«

* * *

Schwester Pia hatte ihre Bedingungen gestellt, als sie nach Berlin übersiedelte – gewiß nicht dem Professor, mit dem sie kam. Wohl aber ihren Freunden, Ellen und Paul Hornemann, die von ihr verlangten, daß sie wieder mit Lili zusammen hausen solle – und dieser nicht weniger. Lili sei krank, erklärte sie, solange man ihren Schatz eingesperrt halte. Dann auch: sie erwarte ein Kind, ein Kind aus glücklicher Mainacht in Frau Ellens Schloß, Gerhards Kind. Wenn sie sie hüten und pflegen solle in dieser Zeit, dann müsse sie sich ihren Anordnungen fügen. Was – schonen? Keine Rede von schonen, das sei dummes Zeug! Schaffen müsse sie, keine Zeit haben für blöde Gedanken. Weiter Medizin studieren, singen, soviel sie Lust habe. Für Gerhard arbeiten? Soviel sie wolle, es könne garnicht genug sein. Nur freie Zeit dürfe sie nicht haben, keinen Augenblick; todmüde müsse sie abends ins Bett fallen. Alle Hausarbeit müsse sie obendrein machen – keine Hand würde sie selber rühren.

Lili gehorchte, tat alles, was Schwester Pia befahl. »Du mußt gesund bleiben, mußt stark sein – das Kind wird dich brauchen und Gerhard auch«, sagte Pia.

Monate vergingen – nur aus den Zeitungen hörten sie von ihm. Was auch Paul versuchte auf immer neuen Wegen: keine Möglichkeit, mit ihm in Verbindung zu treten. Aber sie hielt sich aufrecht, besuchte ihre Vorlesungen, lief zur Gesangstunde, kochte und putzte.

Dann kam der Tag, an dem der Anwalt ihn besuchen durfte; sie wartete auf ihn vor dem Gefängnis.

»Wie geht's ihm?« flüsterte sie. »Wie schaut er aus?«

Ganz gut sehe er aus, berichtete Dr. Sack, ein wenig blaß natürlich – das lasse sich ja kaum vermeiden. Nein, mißhandelt sei er nicht worden, ganz gewiß nicht; krank sei er auch nicht. Über Erwarten gut überstehe er die Zeit – grüßen lasse er sie, vielmals grüßen.

Was er denn tue? Wie er seinen Tag verbringe?

Der Anwalt sagte etwas – sie fühlte, daß er nicht die Wahrheit sprach, daß er schönfärbte, um sie zu schonen. Und dennoch fragte sie, fragte sie –

Sehr erschöpft kam sie nachhause von dieser Unterredung; Schwester Pia verbot ihr jede weitere. »Das hat alles keinen Zweck: dich macht's krank und ihm nützt's nichts!«

Aber sie selber rief jeden Tag den Anwalt an, gab der Freundin Bericht.

– »Übermorgen beginnt die Gerichtsverhandlung«, erklärte sie. »Hornemanns kommen nicht hin; Dr. Sack hält das für besser. Aber wir zwei gehn hin: der Professor hat mir Urlaub gegeben.«

»Das ist lieb von ihm«, sagte Lili. »Und lieb von dir, daß du mich mitnimmst. Ich fürchtete schon, daß du mir auch das verbieten würdest.«

Vor acht Uhr schon waren sie im Gericht. Gedrängt voll Flure und Treppen, weit auf die Straße hinaus standen die Menschen. Endlich fanden sie Gerhards Verteidiger; er führte sie ins Anwaltzimmer, gab ihnen Stühle: sie möchten warten. Stunden verrannen, Lili zitterte vor Erregung. Endlich kam ein junger Mann, stellte sich vor: Dr. Sack schicke ihn, er sei aus seiner Kanzlei. Es würde vermutlich erst nachmittags anfangen; mittlerweile möchten sie eine andre Verhandlung mitansehn, damit ihnen die Zeit nicht zu lang würde. Er führte sie eine Treppe hinauf, dann durch lange Gänge in einen Saal. Es war auch hier voll von Menschen, aber der Anwaltsgehilfe sprach mit dem Justizwachtmeister; der besorgte ihnen Sitzplätze.

»Es ist der Mordprozeß gegen Friedchen Lehmann und ihre Liebhaber, die den Althändler umgebracht haben.«

»Wen haben sie umgebracht?« fragte Schwester Pia.

»Haben Sie nicht davon in der Zeitung gelesen?« rief der junge Mann. Er erzählte den Fall: Friedchen Lehmann, fünfzehn Jahre alt, stand, wie Dutzende andrer Mädchen, mit dem alten Junggesellen in Beziehungen – der pflegte nach gehabter Lust seine Brauten zu fotografieren. Trieb mit diesen Nacktbildern Handel: das deckte die Auslagen. Friedchen ihrerseits hatte auch Bräutigämer, einen Kutscher, einen Schlosser und einen Laufburschen, achtzehn, neunzehn, zwanzig Jahre alt – von einem von diesen war sie schwanger, wußte nicht recht von wem. Alle drei waren sehr gegen Arbeit, brauchten doch Geld für Kino und andre lebensnötige Sachen – das erpreßten sie von dem Althändler. Nur rückte der nicht gern heraus mit der Pinke; so beschlossen sie, ihn auszurauben. Friedchen ging zu ihm, legte sich schlafen mit ihm; in der Nacht ließ sie die Liebhaber ein. Einer hielt die Beine, der andre die Arme, der dritte würgte ihn ab – Friedchen stand mit dem Beil dabei, falls sich der Alte noch einmal regen sollte. Das tat er nicht – sie konnten in aller Ruhe das Geld aus der Kasse nehmen und ein paar hübsche Uhren zum Angedenken.

»Da kommen sie!« zeigte der Anwaltsgehilfe.

Die beiden Frauen sahen zur Anklagebank. Drei junge Burschen, niedere Stirnen, vertierte Gesichter. Aber das Mädel war hübsch. Alle vier sahen wohlgenährt aus.

Richter und Geschworene traten ein, nahmen hinter dem grünen Tische Platz, gleich darauf der Staatsanwalt und die Verteidiger. Der Vorsitzende verlas die Anklage, rief die Zeugen auf. Dann schritt er zur Vernehmung der Angeklagten. »Darf ich Sie bitten, sich zu erheben, Fräulein Lehmann?«

Fräulein Lehmann erzählte. Nur von dem Beil wollte sie nichts wissen; das sei erlogen. Und überhaupt sei sie nur von ihren Liebhabern verleitet worden – sie selbst habe nie dem alten Mann ein Leids antun wollen. Zum Schluß zog sie ihr Taschentuch heraus, versuchte ein artiges Weinen. Es gelang ihr nur schlecht; der Vorsitzende meinte, daß sie sich nicht weiter bemühen möge.

Sofort erhob sich ihr Verteidiger – was er mit dieser Bemerkung sagen wolle? Er ersuche das Gericht dringend, doch auf die Jugend der Angeklagten Rücksicht zu nehmen – fünfzehn Jahre alt sei sie erst, ein Kind noch! Noch mehr aber verlange ihr Zustand Beachtung – in zwei Monaten würde sie Mutter sein.

Wehmütig, hingeflötet klang das Wort ›Kind‹ – durchtränkt von Mitgefühl das andre Wort ›Mutter‹.

Der Vorsitzende versprach, mit aller Schonung vorzugehn.

Dann vernahm er die drei Liebhaber – sie gestanden wie Friedchen. Nur schoben sie alle drei die Schuld auf ihre Braut – die habe sie verleitet zur Tat, ja, recht eigentlich dazu gezwungen. Einer beschwerte sich bitter, daß er bei seiner Verhaftung von den Gendarmen mißhandelt worden sei.

»Was haben sie denn mit Ihnen gemacht, Herr Stolpe?« erkundigte sich der Vorsitzende. »Wenn sich das so verhält, werden wir die Leute zur Rechenschaft ziehn.«

»Die Kerls ham ma Strolch jenannt«, erwiderte Herr Kutscher Stolpe, »und eina hat ma an Arm jepackt!«

»Schrecklich!« sagte Pia. »Daß so was möglich ist!«

Der Vorsitzende schob sein Samtbarett zurecht, warf ihr einen bösen Blick zu. »Ich ersuche das Publikum, sich anständig zu verhalten; die Angeklagten haben das Recht auf ungestörte Verhandlung. Wir sind nicht im Theater!«

Schwester Pia senkte den Kopf. »Wenn das kein Theater ist –« flüsterte sie.

»Wir wollen nun versuchen, die Tat vor unsern Augen aufzurollen«, schlug der Vorsitzende vor. »Sie, Wachtmeister, spielen den Ermordeten.«

Aber einer der Ärzte, die als psychiatrische Sachverständige geladen waren, erbot sich zu dieser Rolle. Man ließ zwei Bänke zusammenrücken; der Arzt legte sich darauf.

»Und nun, Fräulein Lehmann«, sagte der Vorsitzende, »wollen Sie sich bitte herbemühn. Sie auch, Herr Stolpe, und die beiden andern Herrn.«

»Det übersteh ick nich«, druckste Herr Stolpe.

»Nur Mut, Herr Angeklagter«, ermunterte ihn der Vorsitzende. »Sie haben es ja damals auch überstanden.«

Die Angeklagten kamen aus ihrer Bank heraus; Friedchen wurde gebeten, sich zu dem Arzt zu legen.

Sie zögerte. »Ich hab doch nischt anjehabt«, meinte sie.

»Auszuziehn brauchen Sie sich heute nicht«, meinte der Vorsitzende. Friedchen legte sich neben den Arzt – alle sprangen auf, um besser sehn zu können. Friedchen schlang die Arme um den Althändler, Friedchen schnuckelte sich an, Friedchen schlief. Dann stand sie auf, ließ ihre Liebhaber herein. Einer riß dem Alten die Arme herunter, der andre faßte die strampelnden Beine. Herr Stolpe duckte sich, fuhr dem Opfer an die Kehle.

Der Arzt war froh, als er wieder auf seinen Beinen stand.

»Et is ja kein Beil da!« rief Herr Stolpe vorwurfsvoll. »Die Frieda hatte doch det Beil – im Fall, det der Olle noch mal Piep sagen sollte.«

Einer der Geschworenen stellte ein paar Fragen. In der Voruntersuchung habe sie doch das mit dem Beil zugegeben – warum sie es denn jetzt leugne.

»Det hab ick nur so jesacht, um mir intressant zu machen«, erklärte Fräulein Lehmann.

Sie stand frech vor den Richtern. Unter der engen Bluse hob sich die Linie ihrer Brüste, vorne straffte sich das Kleid.

Lili sah sie an. Im sechsten Monat, dachte sie, grade wie sie selber. Und der, von dem sie ihr Kind trug, stand der nicht auch heute vor Gericht, angeklagt wegen Mordes?

Gradaus blickte der Schwester klares Auge. »Wie sie sich spreizt und tut, die Kröte!« murmelte sie. Doch zugleich streichelten ihre Finger Lilis Handgelenk.

Lili atmete tief auf; Befreiung fühlte sie, Dankbarkeit zugleich. Kein Mensch in der Welt trug ein Herz in der Brust, das so rein schlug, so unbeirrbar sicher wie Schwester Pias. Und dieses Herz verurteilte die vier da vorne und sprach sie frei – und Gerhard und all seine Freunde!

Und sie verstand: die da, die schlugen den Alten tot um des Geldes willen. Um Zigaretten zu kaufen, um zum Fußball zu laufen, zum Radrennen –

Sie aber töteten, einmal und wieder, um Deutschlands willen!

Der Anwaltsgehilfe tippte Schwester Pia auf die Schulter; sie blickte sich um, sah Gerhards Verteidiger in der Tür winken. Sie zog Lili hoch; leise schlichen sie aus dem Saale.

»Ich bitte um Ruhe«, rief der Vorsitzende. »Ich bemerke, daß es dieselbe Person ist, die schon einmal –«

Schwester Pia war froh, als sie draußen waren; sie nahm Lilis Arm, folgte dem Anwalt, der mit langen Schritten vorauslief. »Ein freundlicher Herr, der Vorsitzende«, sagte sie zu dem jungen Mann. »Wenn er nur das süße Friedchen so angefaßt hätte wie uns!«

»Aber das sind doch Angeklagte«, bemerkte der Anwaltsgehilfe vorwurfsvoll. »Haben Sie denn gar kein soziales Empfinden, Schwester?«

Sie sah ihn wütend an. »Soziales Empfinden? Hur ist Hur – und Mörder sind Mörder!« schimpfte sie.

Lili drückte ihre Hand. »Laß doch, Pia, da werden sie auch Gerhard gut behandeln.«

»Hoffentlich«, antwortete die Schwester. »Sagen Sie, junger Mann, wird man die Mordbande zum Tode verurteilen?«

Der Anwaltsgehilfe sah sie entsetzt an. »Zum Tode? Was denken Sie?! Im schlimmsten Fall bekommen die Burschen Zuchthausstrafen, Friedchen hoffentlich Bewährungsfrist.«

»Affenschande!« zischte Schwester Pia. Aber Lili lächelte, fühlte zum erstenmal eine freudige Gewißheit. Würde dieser Auswurf so milde bestraft werden, was konnte dann schon Gerhard und seinen Kameraden geschehn?

Sie mußten sich durchquetschen durch die Menschenmassen, die den großen Saal füllten; grade hinter dem Verteidiger hatte man ihnen Plätze aufgehoben. Fünf Männer saßen in der Anklagebank, alle von der Schwarzen Reichswehr, zwei Leutnants, ein Feldwebel und zwei Schützen.

Dann wurde Gerhard hereingeführt; er mußte auf einem Stuhl vor den andern Platz nehmen. Zwei Schutzleute setzten sich rechts und links neben ihn.

Lili griff die Hand der Freundin, ließ sie nicht mehr los. Nun wandte Gerhard den Blick; nun erkannte er sie, nickte hinüber. Wie bleich er aussah! Wenn sie doch zu ihm könnte, wenn sie doch seine Haare streicheln könnte, oh, nur seine Haare, nur eine kleine Sekunde lang!

»Da ist der Troßbub«, flüsterte Schwester Pia, »der Fritz Hemmerling!« Er stand links in der Ecke, weit hinter dem Richtertisch. Neben ihm saß eine Dame, schwarz verschleiert, wie in tiefer Trauer. Nichts konnte Lili von ihrem Gesicht erkennen; aber sie fühlte gut, wer es war.

Käte –

Die Verhandlung begann. Der Vorsitzende hielt eine Ansprache, sagte, daß er sich vornehmlich an die Herrn der Presse wende; er bäte sie, ihrer hohen Pflicht, die Öffentlichkeit streng unparteiisch zu unterrichten, besonders eingedenk zu sein. Selten, ja, er dürfe sagen: nie, sei in diesem Saale über ein Verbrechen verhandelt worden, das ein so widerliches, so bestialisches Gepräge trage –

Schwester Pia blickte auf. Unparteiisch? Und mit dem ersten Satz nahm der Vorsitzende Partei gegen die Angeklagten?! Sie fühlte, wie Lili zitterte, legte ihr den linken Arm um den Nacken, hielt mit der Rechten ihre beiden Hände. »Schau auf Gerhard«, flüsterte sie, »er blickt herüber zu uns.«

Lili gehorchte; ließ das Auge nicht mehr von ihm.

Nur halb verstand sie, was eigentlich vorging. Heftige Kämpfe bei der Auswahl der Geschworenen – Zusammenstöße zwischen Anklage und Verteidigung –

Hier war nichts von dem leichten Ton des andern Saales, wo alle vergnügt mitspielten. Bitterer Ernst herrschte hier, jedes Wort wurde umstritten. Sieben Uhr war vorbei, als der Vorsitzende den ersten Angeklagten aufrief. Lili sah, wie Gerhard den Kopf wandte, zu seinen Kameraden hinüberblickte.

Der Leutnant antwortete, nannte seinen Namen, sagte, wann und wo er geboren sei. Nichtschuldig sei er, was er getan habe, habe er zum Wohle des Vaterlandes –

Da sprang der Staatsanwalt auf: »Herr Vorsitzender, ich bemerke, daß der Angeklagte Scholz, der als das Haupt der Femebande gilt, zu seinem Mitangeklagten hinübersieht! Es steht zu befürchten, daß er seinen unheilvollen Einfluß, den er durch Jahre auf diesen und manchen andern seiner Gesellen ausgeübt hat, auch im Gerichtssaale geltend macht.«

»Stehn Sie auf, Scholz«, rief der Vorsitzende scharf. »Was haben Sie hierzu zu sagen?«

Gerhard erhob sich. »Ich habe allerdings hingesehn«, sagte er ruhig, »darf ich das nicht? Im übrigen bemerke ich, daß ich diesen Mitangeklagten heute zum erstenmal im Leben sehe; auch die übrigen kenne ich nicht.«

»Schweigen Sie!« fuhr ihn der Vorsitzende an. »Ich werde es nicht dulden, daß Sie mit solchen Bemerkungen Ihre Mittäter dazu beeinflussen, auch ihrerseits jede Bekanntschaft mit Ihnen abzuleugnen. Darüber wird die Verhandlung schon Aufschluß geben.« Er sah auf die Uhr, erklärte, daß er die Sitzung für heute schließe; morgen würde er Vorsorge treffen, daß jede Möglichkeit einer Verständigung zwischen den Angeklagten ausgeschlossen sei.

* * *

Es gab einen Streit am andern Morgen. Schwester Pia erklärte, daß sie Lili nicht mehr mitnehmen wolle, aber Lili bestand darauf – sonst würde sie allein hinlaufen. Pia mußte sich fügen; wieder saßen sie Hand in Hand hinter dem Verteidiger. Man hatte hinter Gerhards Stuhl einen niedern Schirm angebracht, der ihm die Aussicht nach hinten versperrte, ihn zugleich ihren Blicken entzog; dahinter stand die Bank der Gerichtsdiener.

»Laß uns gehn«, sagte Schwester Pia, »du kannst ihn doch nicht sehn.«

»Ich werde seine Stimme hören«, flüsterte Lili.

Sie blickte umher, sah Hemmerling fast an der selben Stelle wie gestern. Schwester Pia folgte ihrem Blick. »Da ist auch die Dame in Trauer wieder – kennst du sie?«

»Ich weiß nicht«, erwiderte Lili, »ich glaube, es ist Gerhards Schwester.«

Nicht weit von ihnen stand Dr. Hinrichsen, überragte um Haupteslänge die Leute vor ihm; manches bekannte Gesicht noch sahen sie, Roßbacher, Oberländer, Heydebrecker –

Die Schwester bemerkte, wie Lili das Gesicht verzog. »Was hast du?« fragte sie besorgt.

»O nichts«, kam die Antwort, »ein wenig Kreuzschmerzen.«

Wieder begann die Vernehmung, wieder wurde sie nach wenigen Minuten unterbrochen. Der Staatsanwalt erhob sich: der Vater des Ermordeten habe ihm mitgeteilt –

Sofort sprang einer der Rechtsanwälte auf: er erhebe Einspruch gegen die Worte des Staatsanwaltes. Er bestreite jeden Mord – es handle sich nach Auffassung der Angeklagten um Hinrichtung.

»Seit wann haben Privatpersonen das Recht zu richten und hinzurichten?« rief der Staatsanwalt.

»Soldaten waren sie«, entgegnete der Verteidiger, »nicht Privatpersonen. Und im Kriege gilt Kriegsrecht!«

»Mitten im Frieden!« höhnte der Staatsanwalt.

»Für die Angeklagten war Kriegszustand damals«, rief der Anwalt. »Als Soldaten aber mußten –«

Der Vorsitzende entzog ihm das Wort. Er las den Brief, den ihm der Staatsanwalt gab, teilte seinen Inhalt mit. Der Zeuge lasse bitten, ihn gleich vorzunehmen; er wünsche abzureisen, da seine Frau gefährlich erkrankt sei; das Zeugnis eines Arztes liege bei. Er könne die Vernehmung nur vornehmen, wenn alle Parteien damit einverstanden seien.

Die Anwälte erklärten sich einverstanden.

Der Zeuge wurde vorgerufen und trat vor den Richtertisch, ein kräftiger Fünfziger. Er sprach von seinem Sohn, stellte ihm das beste Zeugnis aus. Nie habe er Anlaß zur Klage gegeben, sei stets arbeitsam gewesen, ehrlich, treu und brav. Nun habe er die Stütze seines Alters verloren – denn die andern Kinder, die seien nicht viel wert. Und seine Frau sei vor Aufregung darüber krank geworden, die werde noch an gebrochenem Herzen sterben. Natürlich verlange er Buße, hunderttausend Mark. Und wo er die Zeugengebühren bekomme? Er wiederholte sich immer wieder, sprach eine halbe Stunde lang; der Vorsitzende unterbrach ihn nicht.

Als er fertig war, erhob sich Dr. Sack. Fragte den Zeugen, ob er wisse, daß sein Sohn vorbestraft sei?

Nein, davon wisse er nichts.

Ob er selber vorbestraft sei?

Der Zeuge zögerte, fragte den Vorsitzenden, ob er das beantworten müsse.

Aber der Anwalt nahm seine Akten auf. »Sie haben vierzehn Vorstrafen, Ihr Sohn war achtmal vorbestraft, darunter dreimal zusammen mit Ihnen. Er las das Strafverzeichnis vor: Diebstahl, Unterschlagung, Untreue, Diebstahl, Urkundenfälschung, wieder Diebstahl –

Ob sein Sohn Kommunist gewesen sei? Und ob er selber Kommunist sei?

Nein, das sei er nicht –

Wie er denn das letzte Mal gewählt habe?

Der Vorsitzende verbot diese Frage.

Ob er wisse, woran seine Frau leide?

Das wisse er nicht –

Der Verteidiger stellte aus dem Zeugnis des Arztes fest, daß sie Typhus habe: eine ansteckende Krankheit aber könne man wirklich nicht gut von Aufregung bekommen. Übrigens sei auch die Frau des Zeugen nicht weniger als elfmal vorbestraft: wegen –

Der Vorsitzende unterbrach ihn: das gehöre nicht zur Sache. »Haben Sie noch weitere Fragen zu stellen?«

»Noch eine ganze Reihe«, erwiderte Dr. Sack.

Aber der Zeuge rief, daß er genug habe, dazu sei er nicht hergekommen. Er stehe hier als Zeuge gegen die Fememörder – die ganze Welt wisse ja, was das für eine Bande sei! Und der Anwalt sei auch nicht besser als die Lumpen da, der halte ihm seine paar Vorstrafen vor und setze sich dabei für die Mörder ein. Seine Stimme überschlug sich, er hustete.

Der Verteidiger benutzte die Pause, bat den Vorsitzenden, ihn vor den Schimpfreden des Zeugen in Schutz zu nehmen.

Der Vorsitzende meinte, man müsse dem Vater des Opfers seine begreifliche Erregung zuguthalten. Er möge fortfahren mit seinen Fragen.

Ob der Zeuge wisse, warum sein Sohn in die Schwarze Reichswehr eingetreten sei?

Nein, das wisse er nicht.

Ob sein Sohn immer gearbeitet habe und was?

Immer, soviel er wisse – was, das wisse er nicht.

Der Verteidiger stellte fest, daß er in den letzten zwei Jahren vor seinem Eintritt in die Schwarze Reichswehr regelmäßig Arbeitslosen- und Wohlfahrtsunterstützung bezogen habe.

»Wenn Sie allet besser wissen, wat fragen Sie mich denn?« keifte der Zeuge.

Aber Dr. Sack ließ sich nicht beirren.

Ob sein Sohn während der paar Wochen, die er in der Spandauer Zitadelle verbrachte, einmal auf Urlaub zuhause gewesen sei? Und was er da gesagt habe?

Diesmal zögerte der Zeuge nicht. Ja, er sei einmal zuhause gewesen, da habe er schöne Geschichten erzählt. Arbeiten den ganzen Tag und nichts zu fressen und Geld erst recht nicht. Gewehre hätten sie in Spandau gehabt und Kanonen und Handgranaten und alles gegen die Friedensverträge. »›Wat bleibst denn bei?‹ hab ick ihn jefragt. Da hat er jemeint, ick solle ihn man lassen, er wüßte schon, wozu, und et war noch nicht aller Tage Abend!

»Der hat jewußt«, kreischte er, »wat da vor sich jing! Wenn der gelebt hätt, der hätt die janze Mörderzentrale rechtzeitig hopp jehn lassen!« Er wandte sich um, zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die Anklagebank. »Alle die Schweinehunde da, die Mörder, die Fememörder! Und den Kerl erst recht, der sich da versteckt, den Hund, den Obermörder!« Er riß den Schirm herunter, stand dicht vor Gerhard, schrie ihm ins Gesicht: »Verrecken sollst du!«

Ehe Schwester Pia zufassen konnte, war Lili aufgesprungen, drängte sich an den Anwälten vorbei. Die Bank stand vor ihr, auf der die Gerichtsdiener saßen; sie versuchte hinüberzukommen, stieg hinauf – da griff einer der Wachtmeister nach ihr. Sie stolperte, fiel vornüber, schrie laut auf.

»Schaffen Sie das hysterische Frauenzimmer hinaus!« befahl der Vorsitzende.

Die Wachtmeister griffen zu. Aber ehe sie die Ohnmächtige noch aufrichten konnten, hatte sich Hinrichsen durch die Menge gedrängt. Er hob sie hoch auf die Arme, trug sie hinaus, dicht gefolgt von Schwester Pia. Auf dem Flur stellte er sie auf die Füße, stützte die Schwankende.

Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz, der Leib krampfte sich zusammen; sie bog sich, stöhnte –

»Was ist es?« fragte der Arzt.

»Ich fürchte –« sagte Schwester Pia. »Sie ist schwanger, gut sechs Monate – ich fürchte –«

Sie brachten Lili hinunter, hoben sie in ein Auto, fuhren zur Charité. Sie lag kaum im Bett, als die Wehen einsetzten.

* * *

Sie wachte auf in der Nacht, schlaftrunken nur für wenige Augenblicke – dann war sie ganz wach. Sie hob sich ein wenig, reckte den Arm – fand die Tischlampe auf dem Nachttisch, knipste sie an.

Da vor ihr saß Schwester Pia in weißem Pflegekleid – sie rieb sich den Schlaf aus den Augen, sprang auf aus ihrem Lehnstuhl, kam zum Bett. »Seit wann bist du wach?« fragte sie. »Du darfst dich nicht bewegen.«

Lili sah sich um. Weiß alles – Wände, Tür, Möbel. Krankenzimmer? Ja, hier hatte man sie hergebracht am Morgen. Hatte sie ausgezogen, zubettgelegt.

Die Schwester Oberin war gekommen, dann ein Professor, einer mit Brille und langem grauen Bart. Dann war Dr. Hinrichsen wieder da, im Arztkittel jetzt; der blieb sitzen neben ihrem Bett, zusammen mit Schwester Pia.

Stunden, Stunden. Dunkel wurde es, man drehte das Licht an. Ihr Leib warf sich, krümmte sich, immer von neuem –

Noch eine Schwester kam, eine große starke. Die half, die und Hinrichsen. Aber Schwester Pia hielt ihre Hände, redete ihr zu – Mut, Kleine, Mut –

Dann war es zu Ende. Todmüde war sie, schlief ein.

– Schwester Pia richtete sie sorglich auf, führte ihr ein großes Glas Milch an die Lippen.

»Du mußt es austrinken«, befahl die Schwester, »das ganze Glas. Und dann noch eins. Du hast viel Blut verloren.«

Sie trank, lehnte sich zurück. Nach einer Weile fragte sie: »Hat es gelebt?«

Pia streichelte leicht ihre Wangen. Dann sagte sie: »Du sollst die Wahrheit wissen: es hat gelebt, dein Kindchen. Zwei, drei Minuten – ich hielt es in den Armen. Wenn du's behalten hättest in guter Hut, ein paar Monate noch, war es groß geworden und schön. Warum tatest du es, warum sprangst du auf, liefst zu ihm hin – warum nur?«

Sie wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht. Wie der Mann da schrie, wie er Gerhard drohte – ich glaubte – ich weiß nicht, was ich tat. Fühlte nur, daß ich bei ihm sein müsse, daß –« Ihre Stimme zitterte, sie drängte den Kopf eng an der Freundin Hand. »Weiß er's?«

Schwester Pia zog das Laken hinauf. »Ja. Hinrichsen fuhr zurück, als er hier fertig war. Er sprach mit dem Rechtsanwalt, der sagte es Gerhard. Er läßt dir bestellen, daß er dich liebhabe, hörst du, Kleine, sehr, sehr lieb!«

Lili liebkoste ihre Hand. »Das hat er gesagt?« Dann wimmerte sie: »Mein Kindchen, mein armes Kindchen!«

»Du mußt es vergessen«, sagte Pia. »Schlafen mußt du. Träum von Gerhard – bald wird er bei dir sein. Und du wirst wieder ein Kindchen haben – einen Buben, weißt du, groß und stark – grad wie Gerhard wird er aussehn!«

»Glaubst du?« flüsterte sie. »Glaubst du?«

Sie weinte still und leise, schlief dann ein. Sehr vorsichtig löste Schwester Pia ihre Hand aus der ihren. Setzte sich wieder zurecht in ihrem Lehnstuhl.

* * *

Zweimal am Tage bekam Lili Bericht. Besucher kamen, aber die Schwester ließ niemanden vor. Auch den Troßbub nicht, auch Käte nicht. Sehr schwach sei sie noch, dürfe sich nicht aufregen.

Nur Detlev Hinrichsen kam – er war Arzt, das war etwas andres. Er erzählte ihr vom Gericht und von Gerhard; später auch Schwester Pia – Lili bestand darauf, daß sie hinging. Sehr ruhig ging alles nun, schien es, endlose Zeugenverhöre –

Neun Tage schon, zehn Tage. Dr. Hinrichsen erzählte, daß die Zeugen alle vernommen seien, morgen würden die Staatsanwälte und Verteidiger ihre Reden beginnen.

Noch ein Tag und noch einer. Spät abends stürzte das Stubenmädchen herein: »Schwester Pia hat angerufen – sie wird gleich herkommen. Er ist freigesprochen!«

»Freigesprochen«, murmelte sie. Dachte nichts mehr, fühlte nichts, als dies eine Wort nur: ›Freigesprochen!‹

Dann kam die Schwester, stürmte ins Zimmer, warf den Mantel ab, küßte die Kranke. »Freigesprochen!«

»Endlich!« rief Lili. Dann fragte sie: »Und die andern?«

Die Schwester sprach: »Die andern – sind verurteilt. Alle fünf. Zum Tode. Aber man wird Revision einlegen – wird ein neues Verfahren durchsetzen. Jetzt ist die Hauptsache: er ist frei, Gerhard ist frei.«

Lili nickte. »Wann kommt er?«

»Morgen vielleicht«, meinte die Schwester. »Der Anwalt sagt, daß noch Formfragen zu erledigen seien – den Antrag auf Enthaftung hat er schon gestellt.«

Die Kranke begriff es nicht. Er war doch freigesprochen – warum hielt man ihn dann noch fest?

Aber Gerhard kam nicht am andern Tage und nicht am nächsten. Kam nicht in der Woche und nicht in dem Monat – blieb, wo er war: im Gefängnis. Lili stand auf vom Bett, ward wieder gesund, durfte hinaus aus dem Krankenhaus – und Gerhard kam nicht.

Wie der Anwalt es vorausgesagt hatte, so war es eingetroffen: mangels jeden Beweises hatte man ihn freisprechen müssen. Aber deshalb glaubte das Gericht doch an seine Schuld. Und die Zeitungen glaubten daran und viele Millionen Menschen. Man hielt ihn im Gefängnis: wenn's nicht diesmal war, würde es beim nächsten Fall gelingen, ihn zu überführen.

Paul Hornemann nahm noch einen Anwalt, einen sehr berühmten, der im Westen vor französischen Kriegsgerichten verteidigt hatte und dort sogar – zuweilen – etwas erreicht hatte. Lange Besprechungen; nun war auch Lili zugegen. Immer neue Eingaben machten die Verteidiger, versuchten jede kleinste Möglichkeit des Gesetzes: alles wurde von den Gerichten zurückgewiesen.

»Es ist, wie es am Rhein war«, sagte der Essener Professor. »Berlin hat gelernt von den Franzosen. Man will den Massen ein Opfer hinwerfen, und dies Opfer heißt Gerhard Scholz! In die ganze Welt hat man's hinausgeschrien, daß er die Ursache aller Fememorde sei – nun kann man nicht mehr zurück. Und so macht man's wie am Rhein: man will verurteilen und darum verurteilt man.«

– »Hast du's gehört, Paul?« sagte Lili, als sie aus dem Anwaltsbüro kamen. »Es ist Narrheit, noch zu hoffen. Es gibt nur eins noch: ihr müßt ihn herausholen.«

»Wenn das nur ginge«, seufzte Hornemann.

Sie sah ihn an. »Warum nicht? Ihr habt eure Freunde befreit aus allen Gefängnissen, aus belgischen, polnischen –«

Er half ihr ins Auto. »Damals, ja, damals! Heut ist's ganz was andres –«

»Warum?« fragte sie. »Jedem hat er geholfen, jedem! Er war der Führer – ihr dürft ihn nicht im Stich lassen!«

»Damals hatten wir Hunderte in unsern Reihen«, sagte er, »Tausende. Überall. Keiner fürchtete sich, in aller Herzen brannte das gleiche Feuer. Das machte uns stark, das schuf die Freikorps, stampfte die Schwarze Reichswehr aus dem Boden, ließ uns am Rhein den Separatismus zu Boden treten. Damals schien uns nichts unmöglich für Deutschland.«

»Ich weiß«, rief sie. »Und Gerhard war's, der –«

Er unterbrach sie. »Ja, Gerhard! Wenn das damals ein Leib war, dann war Gerhard seine Seele – darum verlangt Berlin sein Blut! Aber dieser Leib ist heute tot, längst in Stücke zerschlagen: Küstrin brach ihm das Rückgrat, München schlug ihm den Kopf ab. Unsre Leute sind zerstreut, quälen sich durch, um leben zu können. Aber das schlimmste: verzweifelt sind sie, glauben nicht mehr an Deutschland und nicht an sich. Wenn ein Fünkchen Glauben noch in ihnen lebt, ist's die eine kleine Hoffnung: Hindenburg. Der, vielleicht der – ihr großer Führer im Krieg! Und sie denken: der kann Gerhard helfen, der allein – wenn er nicht will, wer soll's dann tun? Alles Vertrauen haben sie verloren – was ist ein Soldat, der nicht mehr glaubt an seine Sache? – So sind wir schwach heute, jämmerlich schwach – umso stärker aber ist die Macht der Bonzen. Die haben manches gelernt, und auch das: ihre Gefängnisse gut zu bewachen. Jeden Tag brechen Mörder aus, Taschendiebe, Einbrecher – was liegt daran? Aber ihn, Gerhard, verwahren sie gut: wir brauchten Mörser und Minenwerfer, um ihn herauszuholen.«

* * *

Sie versuchte ihr Glück beim Reichskanzler; der hieß nun Dr. Luther, der Mann, der Gerhard im Ministerium empfangen und mit offnen Ohren seine Vorschläge angehört hatte. Ellen begleitete sie und Professor Grimm aus Essen – beide kannten ihn aus der Zeit her, als er noch Oberbürgermeister dieser Stadt war. Der Kanzler empfing sie, hörte geduldig zu, erkannte Gerhards Verdienste voll an. Aber er machte auch kein Hehl daraus, daß er im Herzen von seiner Schuld als Haupt der blutigen Feme fest überzeugt war.

»Sie müssen Vertrauen haben in deutsche Gerichte«, sagte er, »wie ich es habe.«

Ruhig versuchte der Anwalt, auseinanderzusetzen, daß dieses Vertrauen von Tag zu Tag mehr schwinde. »Sie waren am Rhein, Herr Reichskanzler, Sie wissen aus eigner Anschauung, wie die französischen Kriegsgerichte handelten. Glauben Sie, daß das, was dort möglich war, an der Spree völlig undenkbar sei? Richter sind Menschen – überall in der Welt.«

Der Reichskanzler lächelte. »Möglich ist alles. Aber Sie dürfen nicht vergessen: Sie, Herr Professor, sind der Verteidiger des Angeklagten, das Fräulein ist seine Braut. Glauben Sie nicht, daß ich von Ihnen ein wenig zu einseitig unterrichtet werde?«

Noch weniger Glück hatten sie beim Reichspräsidenten. Er weigerte jede Aussprache; ließ auf die Eingaben die übliche Antwort erteilen, daß er es ablehne, in ein schwebendes Verfahren einzugreifen.

Verständnislos starrte Lili den Anwalt an, als er ihr diesen Bescheid brachte. »Weiß er nicht, was Gerhard für ihn tat?« sagte sie. »Daß er für ihn stand an gefährlichster Stelle? Daß ihn die Belgier fingen, daß an seinem Leib keine Stelle ist, die nicht eine Narbe trägt für den Feldmarschall? Weiß er das nicht und will's ihm denn niemand sagen?«

Sie sprach mit Pia. »Fahr nach München«, riet die Freundin; »sprich mit Ludendorff. Fahr nach Tirol – da sitzt Major Pabst mit seinen Heimwehren. Fahr nach Ungarn, da –«

Sie kam nach München am frühen Morgen – fuhr weiter mit dem Nachtzuge: wie ein böser Traum war dieser Tag.

Man hatte sie angemeldet bei dem Feldherrn, und er hatte sie empfangen. Nicht sofort; da waren viele Besucher. Aufgeregte Gesichter, seltsames Leuchten in den Augen. Voll heißer Hoffnung, wenn sie zu ihm hineingingen; bebend, glühend vor Erregung, wenn sie herauskamen. Wie im Siegesjubel strahlten dann die Blicke.

Etwas ging vor im Hause Ludendorff. Nahm der Feldherr auf, was längst zerbrochen am Boden lag? Nun die andern alle landflüchtig waren oder im Kerker lagen, Gerhard, Hitler, Röhm, Lannwitz, Roßbach, Buchrucker – griff nun er die Waffe auf? Und war er, diesmal, so sicher seiner Sache, daß von all den Menschen, die ihn besuchten, schon zuvor ein stolzes Frohlocken ausging?

Dann stand sie vor ihm, trug ihm vor, was sie zu sagen hatte. Er hörte kaum hin. Gleichgiltig sei das – jeder einzelne Mann sei nun gleichgiltig. Das klinge grausam vielleicht – aber es sei nun so: was gefallen sei, müsse man liegen lassen, dürfe sich nicht damit aufhalten.

Sie unterbrach ihn heftig, ob er – auch er – verzweifle an Deutschland?

Er sah sie an, schüttelte den Kopf. Um Deutschland gehe es, und eben darum gelte der einzelne nichts. Wenn das gelinge, was man vorhabe – und es werde gelingen! – dann werde in Jahresfrist das mächtigste Volk der Erde das deutsche sein! Nicht durch den Stahl der blanken Waffe –

Die Tür ging, der Sekretär führte einen kleinen Mann herein, in seinen Augen leuchtete dasselbe unheimliche Feuer.

»Es wird, Herr Tausend, es wird! Alle zeichnen sie!« Er wandte sich zurück zu Lili, bat sie, ihn zu entschuldigen, sie sehe ja, wie gehetzt er sei. Er winkte seinem Sekretär; sie folgte dem jungen Manne hinaus, ließ sich erzählen –

Sie saß im Zuge, blickte hinaus in die Nacht. War denn das möglich, war das nur denkbar, was sie heute gesehn und gehört hatte? Dieser kleine, unscheinbare Mann – Tausend, den Namen vergaß man nicht – dieser Mann sollte Deutschland retten? Dieser Mann, der dem Feldherrn die mächtigste Waffe geben wollte: Gold!

Gold, Gold, in ungezählten Mengen.

Der Sekretär hatte ihr Stücke gezeigt, groß wie Taubeneier – Gold, das man aus Blei gewonnen habe. Aber nun würde man große Werkstätten bauen. Darum seien die Herrn da, die brächten das nötige Geld auf – über eine Million habe man schon gezeichnet. Bald würde man beginnen, im großen zu arbeiten, Klumpen, riesige Klumpen Goldes jeden Tag – darum leuchteten aller Augen!

Alle würden ihr Geld zurückerhalten und einen schönen Verdienst dazu, auch der Erfinder würde reich werden. Aber das seien nur Späne, armselige Brotkrumen, die herunterfielen vom Tisch. Denn das ganze Erzeugnis, alle die Aberbillionen reinsten Goldes, die würden dem Feldherrn zur Verfügung stehn und durch ihn Deutschland. Da brauchte man nicht mehr zu feilschen um die Tributlasten, was sie nur haben wollten, würde man den Feindmächten zahlen. Würde die verlorenen Provinzen zurückkaufen und alle Kolonien – viel Land noch dazu. Und jeder Deutsche, jeder ärmste Deutsche würde –

Sie stand auf vom Fenster, blickte umher. Nein, sie träumte nicht, saß im Zuge nach Innsbruck. Italienischer Wagen; da hingen Fotos – Forum, Kolosseum, Pantheon –

Es war wirklich so, war nackte Wahrheit! Mit dem Scharlatan Tausend hatte sich der Feldherr verbündet! Glaubte fest an ihn.

Blind waren sie, irre redeten sie, besessen vom Gold!

– Die Tür schob sich zurück; der Schlafwagenschaffner trat ein. Ob sie nach Rom fahre? Ein Fahrgast sei ausgeblieben, so habe er ein Abteil frei. Wenn sie wünsche –

Nein, nach Innsbruck fahre sie.

Der Schaffner ging. Ihr Blick fiel wieder auf die Bilder über den Sitzplätzen – Grabmal der Metella, Trajanssäule –

Rom, dachte sie, Rom. Einen kannte sie da, einen einzigen Menschen nur: Farinacci. Der war Mussolinis Freund. Und der Duce –

Konnte der Duce Gerhard retten?!

Sie sprang auf, suchte den Schaffner. Er brachte ihr Handgepäck hinüber; sie brauche um nichts sich zu kümmern, er würde schon nachlösen von Innsbruck aus. Würde an der Grenze alles ordnen. Sie könne aufstehn, wann sie Lust habe, könne im Zuge frühstücken – sein Wagen fahre durch.

Sehr tief schlief sie in dieser Nacht.

 


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