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Daß ein Gegenstand, um überhaupt schön zu heißen, dem Zweck genügen muß, unmittelbar Wohlgefallen zu erwecken, wird nicht bestritten, sei es, daß man den Begriff der Schönheit selbst auf die Fähigkeit zu dieser Leistung stützt, wie von uns geschieht, sei es, daß man diese Fähigkeit nur als eine, vom Wesen des Schönen abhängig zu machende, Eigenschaft desselben ansieht, den Begriff desselben aber anderswie bestimmt. Kant hat diese Art der Zweckmäßigkeit, wodurch das Schöne sich der Natur unseres Erkenntnisvermögens anpaßt, die subjektive Zweckmäßigkeit genannt, wohl zu unterscheiden von der äußern Zweckmäßigkeit, welche in der Eigenschaft eines Gegenstandes besteht, durch seinen Gebrauch oder Folgewirkungen seines Daseins das Wohlergehen der Menschheit zu fördern, im Stande zu halten, Nachteile zu hindern. Es fragt sich, ob auch diese äußere Zweckmäßigkeit, folgends schlechthin unter Zweckmäßigkeit zu verstehen, zur Schönheit wesentlich ist. Allgemeingesprochen gewiß nicht, da Gemälde, Statuen, Musikstücke uns sehr schön erscheinen können, ohne einen anderen als den subjektiven Zweck zu erfüllen, hingegen genug äußerlich sehr zweckmäßige Gegenstände, als Ackergeräte, Maschinen, Wirtschaftsgebäude, Miststätten uns nicht nur nicht schön, sondern manche davon selbst ungefällig oder gar häßlich erscheinen. Wonach man schließt, daß auch da, wo sich äußere Zweckmäßigkeit bei schönen Gegenständen findet, wie bei den Werken der schönen Architektur und KunstindustrieIch gebrauche diesen Ausdruck zur zusammenfassenden Bezeichnung der Kunst der Gefässe, Geräte, Möbeln, Waffen, Wappen, Teppiche, Kleider. In der Abh. "Zur experimentalen Ästhetik" habe ich dafür Tektonik gebraucht, welchen Ausdruck Bötticher in s. Tektonik der Hellenen in gleichem Sinne aber mit Einschluß der Architektur gebraucht hat, indes Semper (üb. d. Stil) bloß die Zimmerei darunter versteht, und für den Ausdruck Kunstindustrie in obiger Bedeutung auch den Ausdruck "technische oder kleine Künste" hat., einer zugleich schönen und gesunden Menschengestalt, die äußere Zweckmäßigkeit als zufällig zur Schönheit anzusehen sei, und diese von anderen Umständen abhänge. Die schönen Verhältnisse machen danach ein Bauwerk, ein Gefäß schön, nicht daß sich gut im Bauwerk wohnen, das Gefäß gut brauchen läßt. Kant meint es so und Andere meinen es mit ihm so. Auch kann man ja sagen: wenn zur Schönheit eines Gegenstandes gehört, daß er unmittelbar gefalle, so kann darin, daß erst aus seinem Gebrauche, seiner Wirkung Folgen hervorgehen, die uns gefallen, noch keine Erfüllung dieser Bedingung liegen.
Inzwischen darf man nicht übersehen, daß die äußere Zweckmäßigkeit eines Gegenstandes sich durch Vorstellungsassoziation beim Anblick desselben geltend machen und dadurch auch zum unmittelbaren Gefallen daran beitragen kann, und zwar aus dem dreifachen Gesichtspunkte, erstens, daß sich hiermit die Lustwirkung der Folge auf den unmittelbaren Eindruck des Gegenstandes in gewisser Weise zu übertragen vermag, — wir haben ja genug davon beim Assoziationsprinzip gesprochen —, zweitens, daß die wahrgenommene einheitliche Zusammenstimmung aller Teile zum Zwecke des Gegenstandes die, der einheitlichen Zusammenstimmung des Mannigfaltigen zukommende, ästhetische Wirkung auch hier nicht versagen wird, drittens, daß es uns an sich gefällt, einer einmal gestellten Aufgabe oder gefaßten Idee widerspruchslos entsprochen zu sehen, um so mehr, je größer die Gefahr des Widerspruches erscheint.
Also sei’s ein Wohnhaus, so wird es uns erfreuen, ihm gleich anzusehen, daß es wohnlich gebaut ist, sei’s ein Palast, daß eine höhere Lebensstellung und Führung darin passend eingerahmt ist; aber abgesehen von diesem sachlichen Interesse gefällt uns schon, alle Einzelheiten des Bauwerkes durch einen gemeinsamen Bezug zu seinem Zwecke widerspruchslos unter sich verknüpft und der Absicht des Baues damit entsprochen zu sehen. Gefällt es uns doch bei Darstellung des Teufels auf der Bühne, wenn Alles richtig zur Idee des Teufels stimmt, ungeachtet uns die Idee des Teufels an sich nicht gefällt; es kommt bei dieser Art des Gefallens eben nicht auf den sachlichen Inhalt der Idee ein; um so günstiger aber, wenn dieser uns dazu gefällt; so ist es aber, wenn ein Gebäude in allen seinen Einzelheiten seiner Zweckidee entspricht.
Hiernach muß überhaupt bei allen Gegenständen, welche äußere Zwecke haben, auch die Form diesen Zwecken entsprechen, um einem gebildeten Geschmacke zu entsprechen, teils deshalb, weil sich sonst die unlustvolle Vorstellung assoziiert, daß sie das, was sie zur Erhaltung oder Förderung des menschlichen Wohles leisten sollen, nicht leisten, teils weil der Widerspruch, in welchem ihre Einrichtung mit ihrer Idee steht, und der hiermit im Allgemeinen zusammenhängende Zerfall der einheitlichen Zusammenstimmung ihrer Teile uns mißfällt.
Alle Gegenstände der Architektur und Kunstindustrie aber haben äußere Zwecke zu erfüllen, und so ist auch bei allen die Erfüllung der Bedingungen äußerer Zweckmäßigkeit nicht bloß beiläufig, sondern wesentlich zur Schönheit.
Anders mit Gegenständen, in deren Idee oder Bestimmung äußere Zweckmäßigkeit gar nicht liegt; an solche stellen sich nicht dieselben Forderungen, und so können Kunstwerke ohne allen äußern Zweck recht wohl durch ihre inneren Beziehungen oder durch Assoziationsvorstellungen anderer Art als die der äußern Zweckmäßigkeit Schönheit gewinnen.
Nun aber entsteht die Frage: warum erscheinen doch nicht alle äußerlich zweckmäßigen Gegenstände schön? warum erscheint uns z. B. ein Besen, ein Dreschflegel, ein Pflug, eine Miststätte, eine Scheune, ein Stall trotz aller äußeren Zweckmäßigkeit nicht schön, indes alle Bedingungen des Gefallens, die nach Vorigem in solcher Zweckmäßigkeit liegen, damit gegeben sind?
Wohlan: denken wir uns einmal diese Dinge statt zweckmäßig vielmehr so unzweckmäßig eingerichtet, daß wir ihnen ihre Unzweckmäßigkeit gleich ansehen könnten, würden sie uns dann nicht entschieden mißfallen? Also gibt doch die Zweckmäßigkeit ein gefallendes Moment zu ihrem Eindruck her, was nur ohne anderweite Hilfen oder gar in Konflikt mit gegenwirkenden Momenten nicht überall hinreicht, das Gefallen über die Schwelle positiver Lust zu treiben oder so hoch darüber zu treiben und so rein zu halten, daß wir den Ausdruck schön auf solche Werke anwenden möchten. Fehlt es an den erforderlichen Hilfen oder wirkt zu viel entgegen, so kommt der Eindruck der Schönheit nicht zu Stande, oder es kann selbst der Eindruck der Ungefälligkeit bei äußerlich ganz zweckmäßigen Gegenständen überwiegen.
Und so soll überhaupt nicht gesagt sein, daß die Werke der Architektur und Kunstindustrie ihre Schönheit bloß auf Erfüllung äußerer Zweckmäßigkeitsbedingungen stützen können; im Gegenteil bedarf es noch der Ergänzungsbedingungen dazu, von denen zu sprechen sein wird; es geht nur die Zweckerfüllung bei diesen Gegenständen als Hauptbedingung allen andern Bedingungen voran; diese oder jene können fehlen oder sehr zurücktreten; die in die Erscheinung tretende Zweckmäßigkeit darf nicht fehlen, soll nicht die Schönheit fehlen.
Rumohr sagt einmal (Italien. Forsch. I. 88) : "Nachdem die Baukunst der Notwendigkeit und Stärke genügt hat, darf sie auch nach Schönheit streben." Richtiger würde es heißen: "Nachdem die Baukunst den Bedingungen äußerer Zweckmäßigkeit genügt hat, darf sie auch danach streben, den Eindruck derselben zu dem der Schönheit zu vollenden"; denn äußerlich aufsetzen läßt sich die architektonische Schönheit nicht auf die Zweckmäßigkeit.
Zuvörderst aber bedarf es einer innern Hilfe. Es leuchtet ja ein, daß ein Beitrag der Zweckmäßigkeit zur Wohlgefälligkeit oder Schönheit nur bei dem zur Geltung kommen kann, dem die Bedingungen der Zweckerfüllung geläufig genug geworden sind, daß sich das Gefühl dieser Erfüllung beim unmittelbaren Eindrucke geltend macht. Bei Gegenständen, mit denen wir umzugehen gewohnt sind, macht sich das bis zu gewissen Grenzen von selbst und läßt sich voraussetzen, daß es sich gemacht habe; Analogie aber führt von solchen Gegenständen auch über solche hinaus. So freut sich wohl jeder, der auch gar nichts von Baukunst versteht, seinen guten Geschmack damit beweisen zu können, daß er eben so Säulen an einem Gebäude verwirft, die nichts oder wenig zu tragen haben, also unnötig Masse verschwenden, wie solche, die zu viel zu tragen haben, hiermit den Einsturz drohen. Einem Fach-Architekten aber werden Fehler des Bauwerkes beim ersten Blicke auffallen und hiermit unmittelbar Mißfallen wecken können, die dem Ungeschulten nicht eben so auffallen, daher auch nicht eben so mißfallen; anderseits aber wird der Architekt an einem Bauwerke, in dem er Alles zur vollständigen Zweckerfüllung fein und richtig abgewogen findet, ein Wohlgefallen finden können, was dem, der nichts von Baukunst versteht, daran zu finden versagt ist. So wird auch nur ein Pferdekenner die Schönheit eines Pferdes, ein Militär die Schönheit einer Waffe, will man überhaupt bei solchen Gegenständen von Schönheit sprechen, vollkommen würdigen können. Und so kommt es wohl vor, daß ein Sachverständiger, bei dem sich das Gefühl, daß eine Sache ihrem Zwecke vollkommen entspreche, besonders lebhaft geltend macht, dieselbe schön nennt, an welcher der Nichtsachverständige nichts Schönes findet; und wird sich überhaupt jeder, der keine sachliche Einsicht in die Zweckmäßigkeitsbedingungen eines Gegenstandes, der auf äußere Zweckmäßigkeit Anspruch macht, hat, bescheiden müssen, kein sicheres oder zureichendes Unheil über dessen ästhetischen Wert haben zu können. Auch werden solche Gegenstände von Kunstlaien hauptsächlich nur nach Geschmacksübertragung von Kunstkennern beurteilt.
Weiter aber: bei allen Gegenständen überhaupt, deren Zweckmäßigkeit bloß dahin geht, uns vor Unlust, Nachteil zu schützen, uns das Notwendige an Speise, Trank, Kleidung, Wohnung zu gewähren, kann die Vorstellung hiervon auch nicht mehr leisten, als der assoziativen Unlust beim Anblicke dieser Gegenstände zu wehren, sie also nicht mißfällig erscheinen zu lassen; und bei vielen Gegenständen führt sogar der unmittelbare Gebrauch oder führen die Umstände, unter denen sie auftreten, vielmehr misßfällige als wohlgefällige Assoziationsvorstellungen der Mühe oder Unreinlichkeit herbei, welche über die des fernerliegenden Zweckes überwiegen. Bei vielen endlich kommt ein mißfälliger direkter Eindruck mit der wohlgefälligen Assoziation des Zweckes in Konflikt.
Bei alle dem bleibt zwar das Moment der einheitlichen Verknüpfung des Mannigfaltigen durch die Zweckidee so wie der Widerspruchslosigkeit mit der Idee unverkürzt, aber wird selbst beim Sachverständigen für sich allein nicht leicht hinreichen, den Eindruck unmittelbaren Wohlgefallens über die Schwelle zu treiben, schon deshalb, weil wir zu vielen zweckmäßigen Gegenständen täglich begegnen, welche diesen Bedingungen genügen, somit die abstumpfende Wirkung der Gewöhnung sich hierbei geltend macht. Was uns aber wegen Gewöhnung nicht mehr lustvoll reizt, dessen Vermissen kann doch noch mit Unlust empfunden werden.
Nehmen wir einen Pflug. Jeder weiß; daß derselbe dient, das Feld zu bearbeiten, und hiermit zu den entfernten Bedingungen gehört, den Hunger zu stillen. Sollte uns der Pflug diesem Zwecke nicht zu entsprechen scheinen, so würde er uns mißfallen, was für Anstrengungen auch die Kunst machte, ihn zu verschönern; aber insofern er uns nur diesen Zweck zu erfüllen scheint, rechnen wir ihm diese Pflichterfüllung nicht in einem positiven Schönheitsgefühle an. Auch wird die Assoziation der schweren Arbeit mit dem Pfluge noch naher liegen, als die Assoziation der Ernte, die er vorbereitet. Endlich hat der Pflug eine verzwickte Form, die sich keinem Prinzip anschaulicher Einheit fügt. Mit all’ dem erscheint der Pflug eher häßlich als schön und würde jeden übrigens schmucken Edelhof verunzieren. Doch wird jemand, der mit den Bedingungen der zweckmäßigsten Einrichtung eines Pfluges wohl vertraut ist, am Anblick eines solchen, der dieselben wirklich in neuer ungewöhnlicher Weise erfüllte, ein entschiedenes positives Wohlgefallen unmittelbar haben können.
Unzählige Menschen sehen wir einfach, reinlich, durchaus zweckmäßig gekleidet, ohne weder positives Gefallen noch Mißfallen daran zu finden, indem die Kleidung eben nichts weiter leistet, als dem Bedürfnis zu genügen, und wir solcher Kleidung alltäglich begegnen.
Nun aber gibt es viele Gegenstände, deren Zweck über die bloße Verhütung oder Hebung von Unlust dahin geht, das Wohlbefinden, den Lustzustand selbst in positiverweise zu fördern oder zu dieser Förderung mit zu helfen, und je wirksamer die Assoziation davon erweckt werden kann, um so mehr wird es zur Wohlgefälligkeit oder Schönheit des Gegenstandes beitragen, und dazu wesentlich mit helfen, daß wir solchen Gegenständen nicht eben so alltäglich begegnen als denen, die bloß dem täglichen Bedürfnis genügen. Ein Wohnhaus kann eben bloß so aussehen, daß es den nötigen Schutz gegen Witterung, den nötigen Platz und das nötige Lichtzu den täglichen Geschäften des Lebens gewährt; aber auch so aussehen, daß sich behaglich oder prächtig darin wohnen läßt. Ein Trinkgefäß kann so aussehen, daß es nur gemacht scheint, den Durst daraus zu löschen; aber auch so, daß es zum Dienste bei einem festlichen Trinkgelage gemacht scheint. Wodurch immer derartige assoziative Eindrücke erweckt werden, sie werden wirksame Hebel der Erweckung des Schönheitsgefühles sein, ihrerseits aber eine Hilfe durch Momente direkter Wohlgefälligkeit, als wie Regelmäßigkeit und das Auge beschäftigende Gliederung der Form, erfahren können, sofern solche nur dem Zwecke nicht widersprechen. Und namentlich können Verzierungen nicht nur durch direkte Wohlgefälligkeit die assoziative des Zweckes unterstützen, sondern auch durch sinnvolle Beschaffenheit den wohlgefälligen Charakter des Zweckes deutlicher hervorheben. Ja die edelsten und zweckmäßigsten Werke der Architektur und Kunstindustrie bedürfen im Allgemeinen solcher Hilfen, um den unmittelbaren Eindruck der Wohlgefälligkeit oder Schönheit zu machen, nicht arm und leer zu erscheinen, indes alle diese Hilfen ohne die Grundlage der Zweckmäßigkeit auch keine Schönheit zu erzielen vermöchten. Könnte man doch einem Bauwerke, einem Gefäße, an das keine Verzierungen gewandt sind, überhaupt schwerlich ansehen, daß es bestimmt ist, höheren Lebensgenüssen zu dienen. Assoziativer und direkter Eindruck haben sich darin zu unterstützen; so viel man aber Zierraten an ein unzweckmäßiges Werk der Architektur oder Kunstindustrie wenden möchte, würde man damit den Eindruck nicht bannen können, daß die Hauptsache über der Nebensache vernachlässigt sei.
Aus vorigen Gesichtspunkten erklärt sich, daß manche Werke der Architektur und Kunstindustrie bei gleicher Wahrung äußerer Zweckmäßigkeit. sich doch in keiner Weise eben so wohlgefällig oder schön herstellen lassen als andere, sei es, daß sie keinen gleich vorteilhaften Assoziationen Raum geben, sei es, daß man nicht die gleichen Hilfen der Wohlgefälligkeit dazu herbeiziehen kann, ohne in Widerspruch mit der Zweckmäßigkeit selbst oder anderen Bedingungen der Wohlgefälligkeit zu kommen. So möchte man alle Mittel, mittelst deren man andere Gegenstände zu verschönern sucht und zu verschönern vermag, an einem Kochtopf versuchen wollen, und würde ihn doch nicht gleich wohlgefällig herzustellen vermögen als einen Weinkelch, ja durch den Versuch, es diesem an Schönheit gleich zu tun, den Grad der Wohlgefälligkeit, dessen der Topf noch fähig ist, für einen recht gebildeten Geschmack nur schmälern.
In der Tat kann der Kochtopf, ohne seinem Zwecke zu widersprechen und dadurch auf assoziativem Wege mißfällig zu werden, nicht dieselbe gegliederte Form annehmen als der Kelch, sondern verlangt eine einfachere plumpere Rundung. Zweitens liegen bei dem Kochtopf die ungefälligen Assoziationsvorstellungen an den Brudel der Küchenarbeit und das Rohmaterial, was er aufzunehmen hat, um so näher und bestimmen den Eindruck um so stärker, je zweckmäßiger er ist, indes die wohlgefällige Assoziation seines Zweckes, zu unseren Tafelfreuden beizutragen, als ferner liegend mehr zurücktritt, wogegen an den Anblick eines Weinkelches sich die Vorstellung eines unmittelbaren Genusses um so mehr assoziiert, je mehr er durch seine Gestalt und geeignete Verzierungen daran erinnert. Drittens können Verzierungen überhaupt nicht eben so beim Topfe wie beim Kelche dienen, sei es den direkten sei es den assoziativen Faktor der Wohlgefälligkeit zu heben, teils weil die Anbringung von Verzierungen dem Gebrauche oder der Gebrauch den Verzierungen schaden würde, teils weil Verzierungen, die man etwa symbolisch vielmehr zum ferner liegenden wohlgefälligen Zwecke als nahe liegenden Gebrauche in Beziehung setzen wollte, mit den näher liegenden Assoziationsvorstellungen dieses Gebrauches in Widerspruch treten würden, was Alles von einem gebildeten Geschmack mißfällig empfunden wird, und dem verzierten Kochtopf den Zuruf einzutragen hätte: bist weder Kochtopf weder schön.
So bedarf auch der Pflug zu seiner Leistung der verzwickten Form. Wollte man ihn anmalen oder schön schnitzen, so würde er als ein Ding vielmehr zum Ansehen als zum Pflügen bestimmt erscheinen, und nicht so frei gehandhabt werden als der unverzierte Pflug; dem richtigen Geschmacke aber würde er dadurch schon im Ansehen verleidet sein.