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Vor dem Eingang einer kleinen, kaum mannshohen Laubhütte, oberflächlich aus frischen Zweigen geflochten, kauerten lässig zwei Indianerjünglinge.
In kurzer Entfernung davon saßen ernst und unbeweglich etwa ein Dutzend älterer Rothäute, das Kriegsbeil im Gürtel, die Flinten in den Händen, das Ganze ein Bild, das auf den Beschauer den Eindruck machen konnte, als ob diese Männer zwei Gefangene der schlimmsten Art zu bewachen hätten.
Ringsum die tiefe Stille des Waldes.
Ab und zu nur erklang aus dem Geäste der jubilierende Gesang eines Singvogels oder der Schrei eines beutegierigen Falken, die aber, wenn sie im Näherkommen die Menschen unter sich gewahr wurden, ebenfalls verstummten und schleunigst das Weite suchten.
»Uff!« unterbrach plötzlich der älteste der Krieger das Schweigen. »Nur noch eine kurze Zeitspanne, und die Sonne wird zum dritten Male die Spitze des großen Baumes erreicht haben.«
Die Blicke der Männer richteten sich auf eine Riesenulme, über deren Wipfel die Sonnenscheibe jeden Augenblick sich erheben mußte.
Als das oberste Gezweig in das Gold des Tagesgestirns tauchte, erhoben sich die Krieger, und auf ihre Aufforderung sprangen auch die beiden Jünglinge flink auf die Füße.
Der Älteste winkte die beiden jungen Männer zu sich heran und sagte: »Cetewahahi, der Sohn des schwarzen Vogels, hat die dritte Nacht durchgeschlafen, während Coakchinga, sein Gefährte, in der Zeit vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang umsonst die Augen zu schließen suchte. Cetewahahi hat in dieser Nacht von dem starken Wolfe geträumt, der morgen dem jungen Krieger seinen Namen leihen wird. Es sei dem Glücklichen nunmehr erlaubt, daß er sich unter dem Geleite zweier Krieger zu der Squaw seines Vaters begibt; sie wird sich nach dem jungen Wolfe sehnen; er hat, um in die Kriegerschaft des Stammes aufgenommen zu werden, nun drei Tage und drei Nächte gehungert; die Squaw hat den großen Maiskuchen bereitet und wird ihm in ihrer Freude davon zu essen geben.«
Der Jüngling aber reckte sich mächtig und erwiderte: »Wohl hat Cetewahahi drei Tage und drei Nächte gehungert, wohl fühlt er die Leere des Magens, doch er ist nicht gewillt, sich jetzt schon in den Wigwam seines Vaters zu begeben. Er hat mit Coakchinga in frühester Knabenzeit den ersten Pfeil und die erste Flintenkugel auf das Ziel entsendet, er hat mit ihm das erste Kriegsbeil geschwungen und den ersten Mustang bestiegen, sie sind seither sehr innig befreundet; Cetewahahi wird sich den Lendenriemen noch etwas enger schnallen und den Freund auf seinem Wege in den Wald begleiten.«
Mit Wohlgefallen blickten die Krieger auf den Jüngling. Der Älteste aber wandte sich an dessen Gefährten mit den Worten: »Auch Coakchinga hat sich die Anwartschaft erworben, unter den tapferen Kriegern des Stammes Sitz und Stimme zu erhalten. Ihm ist in der dritten Nacht kein Glück widerfahren, er ist ohne Träume geblieben. Er wird tun, was in solchem Falle die Krieger von jedem Jüngling des Stammes fordern: er wird in den Wald gehen, zu erfahren, welchen Namen der gute Geist ihm beschieden hat. Welchen Weg gedenkt Coakchinga einzuschlagen?«
»Er wird seine Schritte nach dem grünen Tal lenken, in der Hoffnung, daß dort die flinken Hirsche äsen.«
»Wohl, so laßt uns aufbrechen!«
Wie zwei junge Füllen stürmten die beiden Jünglinge davon. Coakchinga in mächtigen Sprüngen voraus, dicht hinter ihm der Junge Wolf, gefolgt von dem Ältesten und dem übrigen Troß der Krieger.
Trotzdem die beiden Jünglinge nur mit Pantalons bekleidet und ihre Oberkörper mit kaum vernarbten Wunden wie übersät waren, drangen sie durch das dichteste Gestrüpp, nicht achtend der Hindernisse und Dornen, so daß alsbald das helle Blut aus zahlreichen Schürfungen und Hautrissen niederrieselte.
Keuchend folgten die älteren Rothäute.
So waren sie an eine Niederung gelangt, von einem kleinen, träge fließenden Bache durchzogen. Jenseits des Gewässers wurde der Wald etwas lichter, eine grüne Wiesenfläche schimmerte von fernher durch das Baumgeäste.
Mit unvermindertem Ungestüm jagten die beiden Jünglinge einen kleinen Abhang hinunter, dem Bache zu.
Dort angelangt, setzte Coakchinga mit einem gewaltigen Sprunge über das Gewässer und war bereits im Begriffe weiterzueilen, als er mit einem gellen Rufe in seinem Anlaufe plötzlich innehielt.
Kaum zwanzig Schritte vor ihm war schwerfällig ein kurzhaariges rattenartiges Tier im kurzen Grase dahergetrippelt, das einen langen dünnen Schweif auf dem Erdboden hinter sich her schleppte. In dem Augenblicke, als der Jüngling auf dem jenseitigen Ufer aufsprang, war es erschrocken stehen geblieben und hatte die häßliche, lang zugespitzte Schnauze schnüffelnd in die Luft erhoben. – Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Jüngling das Tier an. Er trat unwillkürlich einige Schritte zurück und brach in den Ruf aus: »Coakchinga ist tief zu beklagen; er ist ein Kind des Unglücks!«
»Was ist geschehen?« fragte der Junge Wolf, der im Begriffe stand, ebenfalls über den Bach zu springen, aber angesichts des Freundes davon abließ. »Was betrachtet mein Bruder so unverwandt mit betroffenem Blicke? Warum hält er ein in seinem Laufe und eilt nicht nach dem Tale der flinken Hirsche?«
»Es ist überflüssig und seine Hoffnung zu Schanden geworden. Coakchinga wird nicht als ›junger Hirsch‹ den Kriegspfad betreten, sondern vor versammeltem Rate den Namen der verachteten ›Beutelratte‹ erhalten.«
Verblüffung und Abscheu malte sich nun auch in den Zügen des Jungen Wolfes.
Das Tier aber hatte noch eine Weile in der Lust herumgeschnuppert, sich dann wieder in Bewegung gesetzt und war flink unter einem Baumstamm verschwunden.
Unterdessen hatte Coakchinga die Bestürzung, die das plötzliche Auftauchen der Ratte in ihm hervorgerufen, überwunden; ein grimmiger Zorn erfaßte ihn.
Mit wenigen Sätzen war er an dem Baume, an dem er dicht über der Erde ein ziemlich großes Loch entdeckte. In seinem Grimm stieß er mit aller Kraft des Fußes dagegen, worauf ein großer Teil der morschen Baumrinde zusammenbrach. Zwischen den zur Erde gefallenen Trümmerstücken erblickte er den Schwanz der Ratte, den er blitzschnell erfaßte und so das Tier mit mächtigem Schwunge mehrere Meter hoch im Bogen herausschleuderte.
Die Beutelratte, ihres Unvermögens, sich zu widersetzen, wohl bewußt, rollte sich sofort zu einer Kugel zusammen. Coakchinga erhaschte flink ein faustdickes Aststück und begann in seinem Zorne wie wahnsinnig auf das Tier loszudreschen.
Inzwischen waren auch die Krieger herangekommen, verblieben indessen, als sie von dem Jungen Wolfe über den Zwischenfall belehrt worden waren, am jenseitigen Ufer des Gewässers. Sie schienen mit dem Beginnen Coakchingas anfänglich ganz einverstanden, allmählich aber regte sich der Widerspruch.
»Ist der Jüngling, der morgen ein Krieger der Pe-ta-ha-vah-da werden soll, wieder ein Knabe geworden?« so rief der Älteste. »Weiß er nicht, daß die Ratte träge, faul, falsch, schlafsüchtig und dumm, aber groß in der Verstellung ist? Das Tier mag die Kinnladen öffnen und die Zunge heraushängen, das ist aber auch alles, was Coakchinga erreichen kann. Er mag ihm noch so viele Schläge versetzen, er wird es mit einem Prügel niemals erschlagen. Und weiß Coakchinga nicht, daß es Torheit wäre, sich gegen den Willen des Guten Geistes aufzulehnen, der ihm dieses Tier in den Weg gesendet hat? Daß es Torheit ist, sich dem Willen des Guten Geistes nicht willig unterzuordnen? Die hier versammelten Krieger begreifen zwar die Wallung des Zornes, müssen aber wünschen, daß die Junge Beutelratte von ihrem Beginnen abläßt.«
Coakchinga hatte schon bei den ersten Worten mit seinen Hieben innegehalten und mit der Ehrerbietung, die der Jüngling dem älteren Krieger schuldig ist, der Ermahnung gelauscht.
Mit jedem Worte wurde sein Antlitz glatter, zuletzt spiegelte sich nur etwas wie Beschämung in seinen Zügen.
Noch einmal, als er sich von dem Ältesten erstmals als »Junge Beutelratte« angeredet hörte, loderte innerlich der ganze Zorn in ihm auf, aber sein Angesicht blieb äußerlich regungslos.
Stumm warf er den Prügel von sich, nahm einen Anlauf und setzte mit mächtigem Sprung zurück über den Bach. Hier fühlte er wohl, daß er noch manchem vorwurfsvollen Blick begegnete.
Doch der Unmut des Ältesten und der übrigen Krieger schwand, als sie gewahrten, daß der Jüngling seine vorschnelle Tat zu bereuen und mannhaft in das Mißgeschick, das ihm beschieden war, sich zu finden schien.
Schweigend zogen sie wieder waldeinwärts, einem tieferliegenden Talgelände zu, wo auf grünen Matten zahlreiche Wigwams, von den Strahlen des Tagesgestirns golden umwoben, zu der Höhe emporleuchteten.
In dem Dorfe der Pe-ta-ha-vah-da entfaltete sich anderen Tages schon mit Sonnenaufgang eine große Rührigkeit.
Die Büffelfelle, womit die Eingänge der Hütten verhangen waren, wurden eines ums andere zur Seite geschlagen und herfür traten die Squaws, um an dem nahen Bache Wasser zu schöpfen, oder sie schickten sich an, vor ihren Wigwams irgend ein häusliches Geschäft zu verrichten.
Im Inneren der schlichten, luftigen Behausungen waren die Männer eifrig mit der Fertigstellung ihrer Festtagstoilette beschäftigt.
Bereits sah man einzelne Krieger in vollem Putze, in stolzer Haltung und mit feierlicher Miene die Dorfgassen auf und ab wandeln, alle durchaus hohe, kräftige Gestalten.
Ihre Bekleidung bestand aus weiten bequemen Lederhosen, von der Hüfte bis hinab zu den Mokassins reich mit Fransen besetzt. Sie trugen Hemden aus Büffelleder, welche, vorn offen, die reich tätowierte oder bemalte Brust freiließen. In dem um die Lenden geschlungenen pelzverbrämten Gürtel steckte das Kriegsbeil neben einem oder mehreren Jagdmessern. Manche trugen überdies ein schmales, mit allerlei seltsamen Stickereien übersätes rotes Tuch über die Schulter geworfen, an dessen unterem Saum kleine Kriegs- und Jagdtrophäen, Glasperlen, Zähne und Tierklauen niederbaumelten, während der Zeuge ihres kriegerischen Ruhmes, das Skalpbündel, an einem kunstvoll geknoteten Bande am Gürtel niederhing. Das sonst langflatternde schwarze Haar war heute sorgsam in Strähnen geordnet und mit bunten Tuchstreifen durchflochten; oben auf dem Scheitel ragten je nach der Würde des Kriegers eine oder mehrere Adlerfedern aus der Skalplocke.
Allmählich waren es der festlich geputzten Männer immer mehr geworden. Sie ergingen sich in den Dorfgassen oder standen plaudernd umher. Da und dort trat noch ein Krieger verspätet aus seiner Hütte, sich irgend einer Gruppe zugesellend.
Plötzlich ließen sich an allen Ecken und Enden des Dorfes weithallende Rufe vernehmen.
Eine Anzahl Herolde, wild und phantastisch aufgeputzt, durchliefen mit weitausgreifenden Sprüngen schreiend die Gassen, die Krieger des Stammes zur großen Ratsversammlung zu rufen.
Mit ernsten Mienen und gemessenen Schritten wandelten die Männer nach einem großen, in der Mitte des Dorfes befindlichen Platze, auf dessen einer Seite das mit allerlei symbolischen Malereien übersäte Zelt des Dorfältesten sich befand, während entgegengesetzt der große Medizinwigwam mit seinem mehr als zehn Meter hohen Medizinpfahl sich erhob. Der Platz war mit einer Menge roh behauener Sitzhölzer übersät, kreisrund und in mehreren Reihen angeordnet, auf denen sich die Krieger niederließen.
Fast eine Viertelstunde hatten die Männer schweigend verharrt, als der Eingang des Häuptlingszeltes sich öffnete, aus dem der Älteste, die »Große Zunge«, der Sachem des Stammes, gefolgt von den beiden kriegerischen Anführern der Pe-ta-ha-vah-da hervortrat.
Die beiden letzteren waren wie die übrigen Krieger bewaffnet und bekleidet, nur daß sie auf ihrem Haupte, als Zeichen ihres Ranges, statt des einfachen Kopffederschmuckes den War-bonnet oder Kriegshut trugen, eine überaus malerische Kopfzierde, die unmittelbar über dem Haaransatz nicht nur das Antlitz mit buntgefärbten Adlerfedern umschließt, sondern auch über den Rücken, fast bis zu den Fersen hinab, sich fortsetzt.
Der Sachem, ein würdiger, schon älterer, narbenbedeckter Mann, trug als Kopfschmuck auf dem Scheitel eine prächtige Wolke von luftigem schneeweißem Adlerflaum, aus dem, die Machtstellung des Würdenträgers symbolisierend, eine einzige steilaufgerichtete Feder gleicher Farbe emporragte. Seine vorn freie Brust war kunstvoll tätowiert, die Lenden von einem wertvollen Otterfell umschlungen. Über die Schultern hatte er ein prachtvolles, von zierlich gearbeiteten Knochenspangen zusammengehaltenes Pantherfell geworfen, an dem in malerischer Anordnung allerlei Kriegs- und Jagdtrophäen hingen. Auch er trug, wie alle übrigen, reich mit Fransen verzierte Pantalons; seine Füße steckten in blaubestickten Mokassins, die mit selten schönem weißem Pelzwerk verbrämt waren.
Die drei Würdenträger betraten feierlich den Kreis und ließen sich auf drei etwas erhöht liegenden, für sie freigehaltenen Sitzen nieder.
Ein Herold kam herbei und meldete der Großen Zunge mit lauter Stimme, daß sämtliche Krieger des Stammes versammelt und in die große Beratung einzutreten bereit seien.
Der Sachem neigte dankend das würdige Haupt. Ein kurzer Wink mit der Hand, das Zeichen, daß der Zeremonienmeister die Stammespfeife entzünden möge. Diese lag inmitten des Kreises auf einem blauen mit allerlei seltsamen Stickereien verzierten Tuchkissen. Die Pfeife selbst war aus rotem Stein geschnitten, das mehrere Fuß lange Rohr reich mit bunten Bändern umwunden und mit einer großen Zahl auserlesener Vogelfedern geziert.
Der Zeremonienmeister erhob sich, nahm die Pfeife von dem Kissen und setzte auf ihren Inhalt ein bereitgehaltenes Stück glühender Holzkohle.
Als der Tabak durch heftiges Anblasen genügend in Brand gesetzt war, reichte er die Pfeife dem Sachem.
Dieser tat drei kräftige Züge und gab das Stammesheiligtum dem zu seiner Rechten sitzenden Häuptling. Der folgte dem gegebenen Beispiele und gab die Pfeife an den zweiten Häuptling weiter.
So wanderte sie unter ernstem Schweigen von Mund zu Mund durch die ganze Kriegerrunde.
Als diese Zeremonie beendet war, erhob sich die Große Zunge und sprach: »Große und tapfere Krieger der Pe-ta-ha-vah-da, eines Zweiges des großen Volkes der Pawnees, die weithin die Wälder, Seen und Flüsse, Berge und Prärien beherrschen! Kinder eines tapferen Stammes, die ihre Überlieferungen, Sitten, Gebräuche und Rechte treulich behüten und einen Angriff auf ihre von den Vätern ererbten Jagdgründe mit starker Faust zurückzuweisen wissen! – Solche Krieger werden es alljährlich mit freudiger Genugtuung und mit Stolz begrüßen, wenn die Zeit kommt, in der unsere Wälder und Wiesen herrlich ergrünen, eine Zeit, in welcher auch der kräftige Baum unserer Kriegerschar neue grüne Reiser anzusetzen pflegt, die erhoffen lassen, zum Wohle des ganzen Volkes, neue kräftige Zweige und Äste zu treiben. Ehe wir aber in die Handlung eintreten, die dieses alljährlich wiederkehrende freudige Ereignis zur Tatsache machen soll, fragen wir die Große Schlange, ob sie die Jünglinge, die ihrer Obhut in den letzten Monden anvertraut waren, überhaupt für reif befindet und ob sie dieselben für würdig hält, in die Reihe der Krieger aufgenommen zu werden, ihnen Sitz und Stimme im Großen Rate zu verleihen.«
Die Große Schlange, die ihren Sitz ihrem Range nach in unmittelbarer Nähe der drei Häuptlinge innehatte, erhob sich mit vieler Würde.
»Großer und weiser Sachem der Pe-ta-ha-vah-da! Große Ratsversammlung! Man wird es der Großen Schlange erlassen, die Namen aller jener Jünglinge aufzuzählen, die nunmehr den Knabenschuhen entwachsen sind und mit Stolz erwarten, an der Seite ihrer Väter die Jagdgründe nach Beute durchstreifen und, wenn es nötig werden sollte, den Kriegspfad betreten zu dürfen. Die Augen der hier versammelten Krieger sind scharf; sie alle kennen diese Jünglinge und wissen, daß sie es schon als Knaben verstanden haben, den Bogen zu führen, den Pfeil und die Flintenkugel mit der sicheren Hand der Pe-ta-ha-vah-da unfehlbar auf das Ziel zu entsenden. Diese Jünglinge haben alle von jeher an unseren besten Kriegern ein leuchtendes Vorbild sich genommen und sie haben gut daran getan, denn sie wissen nunmehr ebensowohl mit dem Kriegsbeil eine Nagelbreite zu treffen, wie sie den wildesten Mustang einzufangen und zu bändigen verstehen. Diese Jünglinge alle haben beim Sonnentanze, der erst vor Mondesfrist stattgefunden hat, nichts ermangeln lassen, ihren Mut, ihre Kraft und ihre Geschicklichkeit darzutun und damit den ungeteilten Beifall aller Glieder des Stammes geerntet. Sie haben für den großen Tanz einen Strauß wilder Blumen gepflückt, ihr Haupt mit grünem Laub umkränzt und würdig an dem Feste teilgenommen. Man hat ihnen dann ganze Hände voll Fleisch aus dem Rücken und den Armen geschnitten. Die Jünglinge aber haben mit keinem Augenlide gezwinkert und damit ihren Heldenmut bewiesen. Als ihre Wunden vernarbt waren, haben sie in den Wäldern drei Tage und drei Nächte gefastet und damit ihre Standhaftigkeit bekundet. Die Große Schlange kann daher nur sagen, daß diese Jünglinge alle reif und würdig sind, an die Seite ihrer Väter zu treten; sie kann sagen, daß diese Jünglinge dem Stamme der Pe-ta-ha-vah-da als junge Krieger sicherlich nur Ehre und Freude bereiten werden.« Während die Große Schlange sich setzte, ging als Antwort auf die Rede ein allgemeines anhaltendes Beifallsgemurmel durch die Reihen der Krieger.
Als sich diese Zustimmungsäußerung einigermaßen gelegt hatte, erhob die Große Zunge die Hand, sich Schweigen zu erbitten, stand auf vom Sitze und sagte: »Was die Große Schlange zu berichten und zu versichern wußte, kann bei allen Gliedern des Stammes nur die größte Freude erwecken. Wir danken dem bewährten, treubesorgten Krieger für die Fürsicht, Obhut und Führung, die er den jungen Reisern hat angedeihen lassen. Wir danken dem Großen Geiste, daß er den Baum unserer tapferen Kriegerschaft so fürtrefflich gedeihen läßt, daß er weithin seine Äste streckt, in dessen Schatten die Pe-ta-ha-vah-da mit ihren Squaws und Kindern getrost ruhen können. Wir freuen uns des Augenblicks, die Jünglinge vor uns zu sehen, um zu tun, was sie erwarten, aus tapferen Knaben tapfere, heldenmütige, junge Krieger zu machen. Zuvor aber richte ich die Frage an die große Ratsversammlung, ob irgend einer eine Einwendung zu machen hat. Wer gegen einen der Jünglinge etwas sagen will, der stehe auf und tue es.«
Als sich von den Kriegern niemand meldete, bat der Sachem die Große Schlange, die seiner Obhut anvertraut Gewesenen vorzuführen.
Die Große Schlange erhob sich, verschwand für einen Augenblick in der nächsten Zeltgasse, um kurz darauf an der Spitze von sechzehn jungen Männern wieder zu erscheinen, die stolz und frei, einer hinter dem anderen, dahermarschierten und so in den Kreis der Krieger eintraten, um in einer Reihe vor dem Sachem Aufstellung zu nehmen.
Es waren durchweg hohe, kräftige Gestalten, sehnig und elastisch, teilweise indessen von etwas müdem Gesichtsausdruck, wohl infolge der Strapazen, Kasteiungen und Entbehrungen, denen sie sich in der wochenlangen Probezeit ausgesetzt hatten. Sie waren alle nur mit Pantalons bekleidet, der Oberkörper nackt und übersät mit frischen Narben, die sie offensichtlich mit Stolz zur Schau trugen. Bei einzelnen waren die Verletzungen auf dem Rücken, den Ober- und Unterarmen derart, daß buchstäblich kein normales Hautfleckchen zu entdecken war. Diese Jünglinge hatten es, um ihre Standhaftigkeit und ihren Heldenmut zu beweisen, geschehen lassen, daß man sie an Pfählen mit Leinen festband, die unmittelbar im Fleische ihres Rückens befestigt waren, wobei sie noch versuchten, sich von ihren Fesseln loszureißen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrachen.
Mit Wohlgefallen ruhten die Blicke der versammelten Krieger auf den narbenbedeckten Körpern. Bisher völlig unberührt von jeder anderen menschlich würdigeren Beurteilung, ersahen sie hierin den Höchstbegriff männlicher Würde, den Höchstbegriff des Beweises für kriegerische Befähigung und kriegerischen Heroismus.
Auch die Blicke des Sachem hatten mit großem Wohlgefallen auf den jugendlichen Gestalten geruht, und erst nach geraumer Weile gebot er dem allgemeinen Beifallgemurmel, das durch die Reihen der Versammlung ging, Einhalt.
»Die jungen Reiser sind in unseren Kreis eingetreten,« begann er die Jünglinge anzureden, »bedeckt mit den äußeren Zeichen kriegerischer Zierde. Die beifälligen Äußerungen der hohen Ratsversammlung können ihnen bereits als ein Beweis gelten, daß sie wahrscheinlich nicht umsonst hier erschienen sind, daß ihre Sache vielmehr gut steht; daß sie auf die Erfüllung ihrer Wünsche hoffen dürfen. Aber, so muß der in kriegerischer und weiser Führung ergraute Sachem der Pe-ta-ha-vah-da fragen, wissen die Jünglinge auch, daß der Mut und die Todesverachtung nicht die einzigen wünschenswerten Eigenschaften eines wirklich großen Kriegers sind? Wissen sie, daß die kriegerische Tapferkeit, wenn sie zum Ziele führen soll, stets mit großer Vorsicht und vieler Weisheit gepaart sein muß? Was nützt unter Umständen ein Krieger seinem Stamme, wenn er zwar viele seiner Gegner erschlägt, dagegen, fortgerissen von seiner Kühnheit, sich und seine Gefährten in die größten Gefahren stürzt, so, daß sie schließlich selber erschlagen liegen? – Der junge Krieger ist zu vergleichen mit einem jungen Panther, der, nicht achtend der Gefahr, sich auf den Feind wirft. Es ist zu beklagen, daß die kriegerische Tüchtigkeit der jungen Krieger gewöhnlich nur in ihren starken Armen, nicht aber auch in ihrem Kopfe sitzt. Und dies ist es, was wir ihnen immer wieder werden sagen müssen, bis sie herangereift sind zur vollen Einsicht und zur Entfaltung aller wünschenswerten kriegerischen Eigenschaften, bis sie nicht nur tapfere, sondern auch weise Männer geworden sind. Die jungen Reiser, sie werden nun junge Krieger werden und eintreten in die große Ratsversammlung der erfahrenen Krieger und Zierden des Stammes, die bereits niederblicken auf unzählige Skalpe an ihrem Gürtel, welche beredte Zeugen ihres Ruhmes sind. Da mögen dann die Jungen um sich blicken und hören, was die klugen und weisen Alten zu sagen haben, wenn die Frage aufgeworfen wird, ob das Kriegsbeil hervorgeholt oder begraben werden soll. Da mögen die jungen Krieger ihr scharfes Gehör beweisen, die guten Ratschläge vernehmen und würdigen, sollen aber, wenn sie das eine oder andere für gut oder schlecht befinden, mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berge halten. Ist dann das Für und Wider klug erwogen, ist vom Großen Rate beschlossen, daß die Pfeile aus dem Köcher hervorgeholt und mit Blut getränkt in das feindliche Dorf getragen werden, dann mögen sie voll Kampfesmut, immer aber nach dem Beispiele der klugen und weisen Krieger gepaart mit Vorsicht und List, den Kriegspfad betreten; dann mögen sie wie die Schlangen schleichen und wie die Panther kämpfen, bis die räudigen Hunde erschlagen liegen oder an die Kette gefesselt sind, während sie sich selbst und die Ihren mit Ruhm bedecken. Sie mögen dann gleich ihren Vätern ihren Gürtel nach Kräften mit Skalpen bereichern, denn sie werden danach ihren Kriegerruhm bemessen. Je größer dieser Ruhm ist, mit umsomehr Wohlgefallen wird der Große Geist davon Kenntnis nehmen und lächelnd auf sie niederblicken. Wer aber nicht klug und weise ist, dessen Name wird dem Gespött der Squaws und Kinder dienen. Wessen Pfade nicht gute und gerade, sondern eckige und winklige sind, oder aber wer feige ist, dessen Name wird unter den Kriegern der Pe-tacha-vah-da nicht geduldet sein. Er wird getilgt werden und erlöschen im Gedächtnisse des Stammes; er wird niemals weder im Gesänge noch beim Tanze Erwähnung finden. Und so frage ich, ob die jungen Reiser die Worte ihres Sachem verstanden haben und beherzigen werden; ich frage, ob die Jünglinge all die Pflichten des Pe-ta-ha-vah-da-Kriegers im Sinne dieser Worte zu erfüllen willens sind.«
Ein sechzehnfaches lautes und kräftiges »Hau – hau!« (Ja – ja!) beantwortete diese Frage, worauf der Sachem wohlgefällig mit dem Haupte nickte, dann einen um den anderen Jüngling befragte, welchen Namen der Gute Geist ihm in der »dritten Nacht« gegeben hätte oder ob er ihn auf die Pfade des Waldes verwiesen habe.
Die bilderreichsten Schilderungen von Träumen traten nun zu Tage, wobei als selbstverständlich vorausgesetzt wurde, daß die Angaben der Jünglinge genau der Wahrheit entsprachen, denn wie hätte es einer von ihnen gewagt, der Eingebung des Guten Geistes, für jeden der Inbegriff des höchsten Willens, etwas hinzuzufügen oder hinwegzunehmen.
Der eine hatte auf einem Ritte in die große Prärie einen wilden Mustang eingefangen, der andere an den Ufern eines märchenhaften Flusses einen Büffel erjagt. Ein dritter hatte einen Schwimmflug durch die Luft über Wälder und Seen unternommen, dabei hatte der Gesang der Spottdrossel an sein Ohr geklungen; ein vierter hatte für seinen verwundeten Freund wundertätige Kräuter gesucht und sein Fuß dabei eine Schlange zertreten.
Aber nicht allen war das Glück des Traumes hold gewesen. Einzelne hatten die Nacht sogar schlaflos verbracht, um am anderen Tag eine Wanderung in den Wald antreten zu müssen. Dem einen war dabei der listige Fuchs über den Weg gelaufen, dem anderen eine Krähe über das Haupt geflogen.
Eine merkliche Bewegung ging durch den Kreis der Krieger, als Coakchinga nicht ohne einige Bitterkeit im Tonfall der Worte von seinem Geschick berichtete, daß er die Hoffnung gehabt habe, den Hirsch aufzuscheuchen, als er unversehens der ebenso häßlichen als allgemein verachteten Beutelratte gegenübergestanden hätte.
Auch der Sachem war durch die Schilderung dieses Jünglings für einen Augenblick betroffen, doch unterließ er die Bemerkung, die ihm offensichtlich auf der Zunge gelegen hatte. Er wendete sich mit seiner nun folgenden Rede vielmehr an sämtliche Jünglinge, beglückwünschte sie und ermahnte alle nochmals, ihrem Kriegernamen stets Ehre zu bereiten, worauf er sich abermals an die gesamte Ratsversammlung wendete mit der Frage, ob die Aufnahme der jungen Reiser nunmehr ohne Einspruch von statten gehen könne.
Zur Antwort erhoben sich der Reihe nach sechzehn Krieger, welche die Jünglinge einluden, auf ihren Sitzen Platz zu nehmen.
Laute Jubelrufe erschollen im Kreise, als einer nach dem anderen auf den angebotenen Sitzen sich niederließ.
Die Rufe setzten sich aber fort und wurden noch lebhafter, als mittlerweile die sechzehn Krieger in eine benachbarte Hütte eingetreten waren und die Waffen der Neuaufgenommenen herbeiholten. Bogen und Pfeile, sechzehn Flinten, Kriegsbeile und Jagdmesser wurden innerhalb des Kreises auf eine bereit gehaltene Matte niedergelegt.
Die Große Zunge hatte diese Handlung in keiner Weise unterbrochen, vielmehr alle gewähren lassen. Endlich aber erhob der Stammesälteste die Hand, um Ruhe zu gebieten.
Sofort verstummten die Krieger.
Alle Blicke richteten sich auf den Medizinwigwam, dessen Eingang sich öffnete.
Hervor trat eine hochaufragende, gar seltsame Gestalt, die auf den ersten Blick mehr einem Tier ähnlich sah denn einem menschlichen Wesen.
Es war der phantastisch aufgeputzte Schamane oder Medizinmann des Stammes, dem nunmehr die Aufgabe zufallen sollte, den Segen des Guten Geistes auf die Waffen der jungen Krieger herniederzuflehen.
Auf dem Kopfe des Mannes saß ein langgehörntes zottiges Büffelhaupt, dessen Augen durch zwei knallrote runde Scheiben ersetzt waren. Auch die Brust des Mannes, bis hinab auf die Lenden, war in ein langhaariges Tierfell gehüllt, so daß von der menschlichen Gestalt nicht viel mehr als die Beine gesehen werden konnten. Der untere Saum des Kopfstückes, das Brustfell und die Arme waren mit unzähligen metallenen Behängen der seltsamsten Art besetzt, die bei jeder Bewegung des Körpers durch Aneinanderschlagen ein starkes, unheimliches Geklapper verursachten. Von seinem rechten Arm baumelte ein oval geformtes Instrument nieder, das ebensowohl für eine Opferschale, wie für eine Trommel gehalten werden konnte.
Gemessenen Schrittes kam das klappernde Ungeheuer dahergegangen und trat stumm und ohne Gruß in den Kreis der Versammlung.
Hier schob der Mann die zottige Büffelmaske etwas zurück, so daß sein greulich bemaltes Gesicht bis hinauf zu den Augen sichtbar wurde. Er streckte dann unter feierlicher Gebärde die Arme weit von sich, schlug die Augen zum Firmament auf und verharrte so in regungsloser Stellung, bis seine Gestalt immer stärker zu zittern anhub und seine Augen zu rollen begannen.
Als es den Anschein hatte, daß seine schwankenden Beine ihn kaum mehr zu tragen vermochten, stieß er einen langen, unartikulierten Schrei aus, drehte sich wie besessen im Kreise, so lange, bis er schweißbedeckt niederstürzte und regungslos am Boden liegen blieb.
Lautlos hatten die Krieger zugehört und zugesehen, jede Bewegung des Mannes ernsten Blickes verfolgt.
Kein Laut regte sich in der großen Kriegerrunde.
Allmählich schien der Schamane aus seinem Taumel zu erwachen, er begann zu ächzen, als ob er die größten Schmerzen empfinde.
Endlich schien auch diesem Bedürfnisse genügend entsprochen zu sein; das Stöhnen hörte auf.
Langsam erhob er sich und blickte rundum, als ob er sich in einer ihm völlig fremden Welt befinde. Er stellte sich dann breitbeinig hin und begann tiefausatmend eine lange Reihe unverständlicher Sprüche zu murmeln.
Allmählich wurde seine Stimme klarer.
Er erhob die Arme und die Augen zum blauen Himmel und deutlich war nun die flehentlich vorgetragene Bitte zu vernehmen:
Sieh, o sieh die Frühlingsreiser,
Wie sie mit dem jungen Blick
Zu dir, ewige Himmelswolke,
Voll der Hoffnung sehen auf.
Willst du deinen Segen leihen,
Reiten sie auf stolzen Rossen
Morgen schon ins Morgenrot,
Tödlich jeden Feind zu treffen,
Der für uns das Üble sinnt.
Sind dir unsere jungen Krieger,
Himmelswolke, wohlgefällig.
Sollst du mit dem rechten Auge
Von der Höhe niederblicken.
Sollst du zu uns niedersteigen.
Sollst du uns ein Zeichen geben,
Daß du segnend zu uns kommst.
Nach diesem Anrufe hielt der Schamane eine kurze Weile inne, warf die Kopfmaske zurück, daß auch die Ohren frei wurden, streckte plötzlich den Oberkörper weit vor und stöhnte mit veränderter hohler Stimme nun auch die Antwort des Gerufenen: »Ja, ich komme!«
Eine freudige Bewegung ging durch die Reihe der Krieger, an welcher erstmals auch die sechzehn Jünglinge ungescheut Anteil nahmen.
Der Medizinmann erfaßte sodann mit der linken Hand das am rechten Arm niederbaumelnde Instrument, mit der anderen den »Orbuki«, eine Art Schlegel.
Dieses sonderbare Instrument war wirklich eine Trommel, und, wie der ganze Mann, ebenso seltsam und phantastisch aufgeputzt.
Sie bestand aus einem fast handbreiten, oval geformten Holzreifen, dessen längster Durchmesser etwa einen halben Meter betrug. Dieser Reifen war mit einem gegerbten Tierfell bespannt. Im Innern der Trommel befand sich ein stabförmiger Griff, der in roher Schnitzerei das Bild eines mit ausgestreckten Armen dastehenden Kriegers darstellte. Auf der Unterseite des Holzreifens hingen eine unzählige Menge kleiner Metallstücke, die beim Schwingen der Trommel heftig rasselten. Der Griff war außerdem mit mehreren Lappen verschiedener Farbe, rot, blau und gelb umwunden, die alle ihre bestimmte Bedeutung hatten und den Vorfahren des Medizinmannes gewidmet waren. Das Merkwürdigste an der Trommel aber war das mit roten Figuren übermalte Fell. Deutlich ließ sich erkennen, daß der obere Teil den Himmel darstellte, in dem Sonne, Mond und zahlreiche Sterne umherschwammen. Unten war durch Bäume die Erde angedeutet, auf der ein roter Krieger auf einem weißen Mustang dahinjagte. Der Schlegel war von Holz, der Griff zierlich geschnitzt und ebenfalls mit blauen, roten und gelben Bändern umwunden. Damit der Schlag auf der Trommel recht dumpf klinge, war der etwas abgeflachte aufschlagende Teil mit einem kostbaren, behaarten Hermelinfell überzogen.
Der Medizinmann begann mit diesem Instrument heftig zu rasseln und zu trommeln, und damit nahm erst die eigentliche Beschwörung ihren Anfang.
Sich oftmals unterbrechend, hub er an in endlos langen Gesängen bald den einen, bald den anderen der guten Geister zu bitten, zur Erde niederzusteigen, den Waffen der jungen Krieger Glück und Stärke zu verleihen.
Zum Schlusse der einzelnen Gesänge neigte er stets die Trommel etwas nach außen, machte mit dem freien Arme eine weitausgreifende Bewegung, daß man deutlich sehen konnte, der Geist sei jetzt in die Trommel aufgenommen. Zögerte der eine oder andere Gerufene, wie zum Beispiel der Beschützer der Jagdgründe es tat, dann ahmte der Medizinmann das Geschrei der Gans nach, die zum Himmel flog und mit rührenden Bitten den Widerstrebenden willfährig machte.
Endlich waren alle guten Geister eingekehrt. Ein entsetzlicher Trommelwirbel und ein jubelnder Gesang verkündete das.
Die Jünglinge traten nunmehr auf die Aufforderung der Großen Zunge mit glücklichen Gesichtern vor und empfingen zunächst jeder eine Adlerfeder, die man in ihre Skalplocke befestigte. Dann wurde ihnen je ein Bogen mit Köcher und Pfeilen überreicht, Waffen, welche die Jünglinge selbst geschnitzt und als Probe ihrer Kunstfertigkeit vorgelegt hatten. Sie erhielten unter feierlicher Zeremonie dann auch das Kriegsbeil, zuletzt Jagdmesser und Flinte, die sie teils selbst schon erworben, teils von ihren Vätern ererbt hatten.
Mit der Überreichung des letzten Stückes sprangen sämtliche Krieger von ihren Sitzen auf und bildeten, Mann an Mann gedrängt, einen dichten Kreis um die Jünglinge. Die kraftvollen Gestalten erhoben die Kriegsbeile, so daß diese Waffen förmlich ein Dach über den neuerkorenen jungen Kriegern bildeten; dabei brachen sie, indem sie die Beile kräftig aneinander schlugen, mit voller Kehle in den wilden weithin schallenden Kriegsruf der Pe-taha-vah-da aus.
Auch der Sachem und die beiden kriegerischen Oberhäuptlinge hatten daran teilgenommen, nur der Medizinmann in seiner seltsamen Vermummung stand allein abseits und freute sich sichtlich seines Werkes. Als auch diese geräuschvolle Zeremonie zu Ende geführt war, ging die große Ratsversammlung feierlich und würdevoll und unverkennbar mit der größten Befriedigung auseinander.