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IV

Sechs Wochen später waren sie Archäologen geworden; und ihr Haus glich einem Museum.

Ein alter Holzbalken erhob sich im Vorsaal. Die geologischen Proben versperrten die Treppe; und eine ungeheure Kette zog sich am Boden des Hausflurs entlang.

Sie hatten die Tür zwischen den beiden Zimmern, in denen sie nicht schliefen, ausgehängt und den äußeren Eingang zu dem zweiten zugenagelt, um aus den beiden Räumen ein einziges Gemach zu bilden.

Wenn man die Schwelle überschritten hatte, stieß man gegen einen steinernen Trog (einen gallorömischen Sarkophag), dann wurde der Blick durch Metallgegenstände angezogen.

An der gegenüberliegenden Wand sah man eine Wärmpfanne über zwei Feuerböcken und einer Kaminplatte, die einen mit einer Hirtin schäkernden Mönch darstellte. Auf kleinen Brettern erblickte man ringsumher Leuchter, Schlösser, Bolzen, Schrauben. Der Boden verschwand unter Scherben von roten Ziegeln. Die seltensten Sehenswürdigkeiten waren in der Mitte auf einem Tisch aufgestellt: das Gestell einer Haube, wie sie die Bäuerinnen der Landschaft Caux tragen, zwei Tonurnen, Denkmünzen, ein Fläschchen aus Opalglas. Ein gestickter Sessel trug auf seiner Rückenlehne ein Dreieck aus Gipüre. Ein Stück von einem Panzerhemd zierte die Wand zur Rechten; und darunter hielten lange Haken eine Hellebarde in horizontaler Lage, ein einzigartiges Stück.

Das zweite Zimmer, in das man auf zwei Stufen hinabging, enthielt die alten, aus Paris mitgebrachten Bücher und die, welche sie bei ihrer Ankunft in einem Schranke entdeckt hatten. Die Schranktüren waren entfernt. Sie nannten das die Bibliothek.

Der Stammbaum der Familie Croixmare nahm die ganze andere Seite der Tür ein. In den Ecken hingen über der Wandtäfelung als Pendants das Pastellbild einer Dame in Louis-XV-Tracht und das Porträt von Bouvards Vater. Das Gesims des Spiegels zierten ein Sombrero aus schwarzem Filz und ein ungeheurer Überschuh, der mit Blättern gefüllt war, den Resten eines Nestes.

Zwei Kokosnüsse (sie gehörten Pécuchet seit seiner Kindheit) lagen auf dem Kamin zu beiden Seiten einer Fayencetonne, auf der ein Bauer ritt. Daneben lag in einem Strohkorb ein Geldstück, das eine Ente von sich gegeben hatte.

Vor der Bibliothek machte sich eine Muschelkommode mit Plüschverzierungen breit. Ihr Deckel trug eine Katze, die eine Maus in ihrem Maule hielt, – eine Versteinerung aus Saint-Allyre, – einen Arbeitskasten, der ebenfalls aus Muscheln war, – und auf diesem Kasten stand eine Kognakkaraffe, die eine Pfundbirne umschloß.

Doch das Glanzstück, eine Statue Sankt Peters, stand in der Fensternische! Seine behandschuhte rechte Hand hielt den Schlüssel des Paradieses, der von apfelgrüner Farbe war. Sein Meßgewand, das mit Lilien durchwirkt war, war von himmelblauer Farbe, und seine leuchtend gelbe Tiara war spitz wie eine Pagode. Seine Wangen waren geschminkt, die Augen dick und rund, der Mund stand offen, die Nase war schief und aufgestülpt. Darüber hing ein aus einem alten Teppich hergestellter Himmel, auf dem man zwei Amoretten in einem Kranz von Rosen unterschied, und zu seinen Füßen erhob sich wie eine Säule ein Buttertopf, der folgende Worte in weißen Buchstaben auf schokoladefarbigem Grunde zeigte: »Angefertigt vor Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Angoulême zu Noron d. 3. Oktober 1817.«

Pécuchet überschaute das alles von seinem Bette aus in einer Flucht, und manchmal ging er sogar in Bouvards Zimmer, um es mehr aus der Ferne zu sehen.

Dem Panzerhemd gegenüber blieb ein Platz leer, er war für die Renaissancetruhe bestimmt.

Sie war noch nicht fertig, Gorju arbeitete noch daran; er behobelte die Flächen im Backhaus, paßte sie ein, nahm sie wieder ab.

Um elf Uhr frühstückte er, plauderte dann mit Mélie und erschien oft den ganzen Tag nicht wieder.

Um Stücke in der Art dieses Möbels zu bekommen, hatten sich Bouvard und Pécuchet auf die Suche gemacht. Was sie mitbrachten, paßte nicht. Aber sie waren auf eine Menge merkwürdiger Sachen gestoßen. Der Geschmack am Krimskrams war ihnen gekommen, dann die Liebe zum Mittelalter.

Zuerst besuchten sie die Kathedralen, – und die hohen Schiffe, die sich in dem Weihwasser der Becken spiegelten, die Glasarbeiten, die wie Behänge aus Edelsteinen blendeten, die Grabmäler in der Tiefe der Kapellen, das dämmerige Licht der Krypten, alles bis zur Kühle der Mauern erfüllte sie mit einem Schauer der Lust, versetzte sie in religiöse Erregung.

Bald waren sie imstande, die Epochen zu unterscheiden – und voll Verachtung für die Erklärungen der Küster sagten sie: »Ah! eine romanische Apsis! Das ist aus dem zwölften Jahrhundert! Da haben wir wieder den Flammenstil!«

Sie bemühten sich, die steinernen Symbole an den Kapitalen zu deuten, wie die beiden Greifen zu Marigny, die einen blühenden Baum anpicken. Pécuchet wollte in den Sängern mit grotesken Kinnladen, welche die Kranzgesimse von Feugerolles abschließen, eine Satire erblicken, – und die Überfülle des unanständigen Mannes auf einem der Fensterkreuze von Hérouville bewies nach Bouvards Ansicht, daß unsere Voreltern die zotigen Spaße geliebt hätten.

Schließlich wollten sie nicht mehr das geringste Zeichen von Geschmacksentartung dulden. Alles war Entartung – und sie jammerten über Vandalismus, schimpften über die Tünche.

Doch der Stil eines Denkmals trifft nicht immer mit dem Datum zusammen, das man dafür ansetzt. Der Rundbogen herrscht noch im dreizehnten Jahrhundert in der Provence vor. Der Spitzbogen ist vielleicht sehr alt! Und manche Autoren bestreiten, daß der romanische Stil vor dem gotischen bestanden habe. Dieser Mangel an Gewißheit ärgerte sie.

Nach den Kirchen studierten sie die festen Burgen: diejenigen von Domfront und von Falaise. Unter dem Tor bewunderten sie die Nuten des Fallgatters, und wenn sie den Gipfel erstiegen hatten, erblickten sie zuerst das ganze Land, dann die Dächer der Stadt, die sich kreuzenden Straßen, die Karren auf dem Platze, die Frauen beim Waschen. Steil stürzte die Mauer bis zum Gestrüpp der Gräben herab, – und sie erblichen bei dem Gedanken, daß hier Menschen, auf Leitern schwebend, emporgeklettert seien. Sie würden sich in die unterirdischen Gewölbe gewagt haben; doch bildete für Bouvard sein Bauch ein Hindernis, und Pécuchet hatte Angst vor Schlangen.

Sie wollten die alten Sitze, Curcy, Bully, Fontenay, Lemarmion, Argouge, kennenlernen. Zuweilen erhob sich im Winkel der Gebäude hinter dem Misthaufen ein Turm aus der Zeit der Karolinger. Die Küche, die Steinbänke hatte, rief Gedanken an feudale Schmausereien wach. Andere zeigten ein durchaus wildes Äußeres mit ihren drei noch deutlich erkennbaren Umfriedigungen, den Schießscharten unter der Treppe, den langen, spitzgedeckten Türmchen. Dann gelangte man in ein Gemach, wo ein Fenster aus der Zeit der Valois, fein gemeißelt wie eine Elfenbeinschnitzerei, die Sonne hereinscheinen ließ, die den auf dem Parkett ausgebreiteten Raps wärmte. Abteien dienen als Scheunen. Die Inschriften der Grabsteine sind verwischt. Auf den Feldern ragt ein einzelner Giebel empor – und ist von oben bis unten mit Efeu überwuchert.

Eine Menge von Dingen erregte ihre Begierde, ein Zinntopf, ein Ring mit einem Straß, großgeblümter Kattun. Mangel an Geld hielt sie vom Einkauf ab.

Durch eine Fügung des Himmels gruben sie in Balleroy bei einem Verzinner eine gotische Scheibe aus, und sie war groß genug, um in der Nähe des Sessels die rechte Fensterseite bis zur zweiten Scheibe zu bedecken. Der Kirchturm von Chavignolles zeigte sich im Hintergrunde, es war von prachtvoller Wirkung.

Aus dem unteren Teile eines Schrankes verfertigte Gorju ein Betpult, um es unter die Scheibe zu stellen, denn er schmeichelte ihrer Leidenschaft. Sie war so stark, daß sie den Verlust der Baudenkmäler bedauerten, über die man rein gar nichts weiß, – wie das Lusthaus der Bischöfe von Séez.

»Bayeux,« sagt Herr von Caumont, »soll ein Theater gehabt haben.« Sie suchten seinen Platz vergeblich.

Im Dorfe Montrecy liegt eine Wiese, berühmt durch die Münzenfunde, die man dort früher gemacht hat. Sie zählten auf eine schöne Ausbeute. Der Wächter verweigerte ihnen den Zutritt.

Sie waren nicht glücklicher in betreff der Verbindung, welche zwischen einer Zisterne in Falaise und der Vorstadt von Caen bestand. Enten, die man dort eingelassen hatte, erschienen zu Vaucelles wieder, indem sie schnatterten: »Can, can, can,« woraus der Name der Stadt entstanden ist.

Kein Gang, kein Opfer war ihnen zu sauer.

In der Herberge von Mesnil-Villement hatte Herr Galeron im Jahre 1816 ein Frühstück für die Summe von vier Sous bekommen. – Sie genossen dasselbe Mahl und stellten mit Staunen fest, daß die Dinge sich seither geändert hatten!

Wer ist der Begründer der Abtei von Sainte-Anne? Besteht eine Verwandtschaft zwischen Marin Onfroy, der im zwölften Jahrhundert eine neue Sorte Äpfel einführte, und Onfroy, dem Gouverneur von Hastings zur Zeit der Eroberung? Wie sich »Die arglistige Zauberin« verschaffen, ein Lustspiel in Versen von einem gewissen Dutrezor, das in Bayeux entstand und gegenwärtig sehr selten ist? Unter Ludwig XIV. schrieb Hérambert Dupaty oder Dupastis Hérambert ein niemals erschienenes Werk voll von Anekdoten über Argentan: es handelte sich darum, diese Anekdoten wieder aufzufinden. Was ist aus den selbstgeschriebenen Memoiren der Frau Dubois de la Pierre geworden, die für die unveröffentlichte Geschichte des Ortes Laigle von Louis Dasprès, Vikar zu Saint-Martin, benutzt sind? Das alles sind Probleme, merkwürdige Punkte, die der Aufklärung bedürfen.

Doch zuweilen führt ein schwacher Hinweis auf den richtigen Weg zu einer unschätzbaren Entdeckung.

Also zogen sie ihre Kittel wieder an, um kein Aufsehen zu erregen, und sich den Anschein von Hausierern gebend, sprachen sie in den Häusern vor und verlangten, alte Papiere zu kaufen. Man verkaufte ihnen ganze Stöße. Es waren Schulhefte, Rechnungen, alte Zeitungen, nichts was man gebrauchen konnte.

Schließlich wandten sich Bouvard und Pécuchet an Larsoneur.

Er steckte tief im Keltizismus, antwortete kurz auf ihre Fragen, stellte neue.

Ob sie in ihrer Gegend Spuren der Hundeverehrung bemerkt hätten, wie man sie in Montargis findet? Und außerdem fragte er nach besonderen Einzelheiten über die Johannisfeuer, die Hochzeiten, nach volkstümlichen Sprichwörtern und so weiter? Und er bat sie sogar, für ihn einige jener Steinbeile zu sammeln, die man damals »Celtae« nannte und welche die Druiden bei »ihren verbrecherischen Sühnopfern« gebrauchten.

Durch Gorju verschafften sie sich etwa ein Dutzend derselben, sandten ihm das kleinste; die andern bereicherten ihr Museum.

Sie gingen gern darin herum, fegten es selbst, hatten allen ihren Bekannten davon gesprochen.

Eines Nachmittags fanden sich Frau Bordin und Herr Marescot ein, um es zu besichtigen.

Bouvard empfing sie und begann mit der Vorführung der Gegenstände in der Vorhalle.

Der Balken war nichts Geringeres als der ehemalige Galgen von Falaise, nach Angabe des Tischlers, der ihn verkauft hatte und der diese Kenntnis von seinem Großvater hatte.

Die dicke Kette auf dem Flur stammte aus dem Verließ des Schloßturmes von Torteval. Nach der Ansicht des Notars glich sie den Ketten der Grenzsteine vor den Ehrenhöfen. Bouvard war überzeugt, daß sie ehemals dazu gedient hatte, Gefangene zu fesseln, und er öffnete die Tür des ersten Zimmers.

»Was sollen alle diese Ziegel?« rief Frau Bordin.

»Um die Bäder zu erwärmen; doch ein wenig der Reihe nach, wenn ich bitten darf. Dies hier ist ein Grabmal, das in einer Herberge entdeckt wurde, wo es als Viehtrog diente.«

Dann nahm Bouvard die beiden Urnen in die Hand, die mit Erde – es sei menschliche Asche – gefüllt waren, und er brachte das Fläschchen an seine Augen, um zu zeigen, wie die Römer ihre Tränen darin auffingen.

»Aber man sieht bei Ihnen nur traurige Dinge!«

In der Tat war das etwas ernst für eine Dame, und er entnahm einer Schachtel mehrere Kupfermünzen und einen Silberdenar.

Frau Bordin fragte den Notar, wieviel das wohl heute wert sei.

Das Panzerhemd, das er betrachtete, entglitt seinen Händen; einige Maschen lösten sich. Bouvard verbarg sein Mißvergnügen.

Er hatte sogar die Gefälligkeit, die Hellebarde abzunehmen, und sich beugend, die Arme hebend, mit dem Fuße aufstampfend, gab er sich den Anschein, die Kniekehlen eines Pferdes zu durchmähen, wie mit dem Bajonette zu stoßen, einen Feind zu töten. Innerlich fand die Witwe, er sei ein kräftiger Schlingel.

Sie war von der Muschelkommode begeistert. Die Katze von Saint-Allyre setzte sie sehr in Staunen, die Birne in der Karaffe etwas weniger; dann kam man zu dem Kamin.

»Ah! da ist ein Hut, der ausbesserungsbedürftig wäre.«

Drei Löcher, Male von Kugeln, höhlten die Ränder.

Er hatte dem Anführer einer Diebesbande, David de la Bazoque, unter dem Direktorium gehört, der durch Verrat gefangengenommen und sogleich getötet worden war.

»Um so besser, da hat man gut getan,« sagte Frau Bordin.

Marescot lächelte vor den Gegenständen in herablassender Weise. Er hatte kein Verständnis für den Überschuh, der das Aushängeschild eines Schuhwarenhändlers gewesen war, noch begriff er, was dieses Fayence-Tönnchen sollte, das ein gewöhnlicher Mostbehälter war; und der Sankt Peter mit seiner Physiognomie eines Trunkenboldes sei, offen gesagt, ein kläglicher Anblick.

Frau Bordin machte die Bemerkung:

»Immerhin wird er Ihnen ziemlich viel gekostet haben?«

»O! nicht allzuviel, nicht allzuviel.«

Ein Dachdecker hatte ihn für fünfzehn Franken hergegeben.

Dann tadelte sie als etwas Unpassendes die Entblößung der Dame mit der gepuderten Perücke.

»Was ist schlimmes daran?« fragte Bouvard, »wenn man etwas Schönes besitzt.«

Und leiser fügte er hinzu:

»Wie Sie, dessen bin ich sicher.«

Der Notar wandte ihnen den Rücken, während er die Zweige der Familie Croixmare studierte. Sie gab keine Antwort, sondern fing an, mit ihrer langen Uhrkette zu spielen. Ihr Busen wölbte sich unter dem schwarzen Taffet ihrer Taille, und sie senkte, während sie die Augenbrauen leicht zusammenzog, das Kinn wie eine Taube, die sich bläht; dann fragte sie mit harmloser Miene:

»Wie hieß die Dame?«

»Das weiß man nicht; sie ist eine der Mätressen des Regenten, Sie wissen, desselben, der so viele Possen trieb.«

»Ganz recht; die Memoiren aus der Zeit …«

Und der Notar beklagte, ohne seinen Satz zu beenden, das Beispiel dieses von seinen Leidenschaften beherrschten Fürsten.

»Aber so sind Sie alle!«

Die beiden Männer protestierten, und ein Gespräch über die Frauen, über die Liebe knüpfte sich daran. Marescot versicherte, es gäbe viele glückliche Ehen; zuweilen habe man sogar, ohne es zu ahnen, ganz in seiner Nähe, was man zu seinem Glücke brauche. Die Anspielung war nicht mißzuverstehen. Die Wangen der Witwe bedeckten sich mit Purpur; doch sogleich sich fassend, sagte sie:

»Wir sind aus dem Alter der Torheiten heraus, nicht wahr, Herr Bouvard?«

»Eh, eh! das möchte ich doch nicht behaupten.«

Und er bot ihr den Arm, um sie ins andere Zimmer zu führen.

»Geben Sie acht auf die Stufen! Schön. Nun betrachten Sie die Scheibe.«

Man sah einen scharlachroten Mantel darauf und die beiden Flügel eines Engels. Alles übrige verschwand unter dem Blei, das die zahlreichen Sprünge des Glases zusammenhielt. Der Tag neigte sich, die Schatten wurden länger. Frau Bordin war ernst geworden.

Bouvard entfernte sich und kam zurück, mit einer Wolldecke bekleidet, kniete dann vor dem Betpult nieder, die Arme nach außen, das Gesicht in den Händen, während die Sonne auf seinen kahlen Schädel glänzte; und er war sich der Wirkung bewußt, denn er sagte:

»Sehe ich nicht aus wie ein mittelalterlicher Mönch?«

Dann hob er den Kopf in schräger Haltung mit verzückten Augen und gab seinem Gesichte einen mystischen Ausdruck. Man hörte vom Flur her die tiefe Stimme Pécuchets:

»Erschrick nicht, ich bin es.«

Er trat ein, einen Helm auf dem Kopfe: eine eiserne Sturmhaube mit spitzen Ohrenklappen.

Bouvard verließ das Betpult nicht. Die beiden andern verharrten stehend. Eine Minute verging in Verdutzung.

Frau Bordin schien Pécuchet etwas kühl. Doch erkundigte er sich, ob sie alles gesehen habe.

»Ich glaube, ja.«

Und auf die Wand weisend:

»Verzeihen Sie, dort wird ein Gegenstand stehen, den man in diesem Augenblicke repariert.«

Die Witwe und Marescot gingen.

Die beiden Freunde waren auf den Gedanken gekommen, einen Wettbewerb vorzutäuschen. Sie gingen jeder für sich auf die Streifzüge, der zweite machte höhere Angebote als der erste. Pécuchet hatte soeben den Helm erstanden.

Bouvard beglückwünschte ihn und nahm seine Lobreden bezüglich der Decke entgegen.

Mélie richtete sie mit Hilfe von Schnüren wie ein Ordensgewand her. Sie trugen sie abwechselnd, wenn sie Besuche empfingen.

Es kamen zu ihnen Girbal, Foureau, der Hauptmann Heurtaux, dann untergeordnete Persönlichkeiten: Langlois, Beljambe, ihre Pächter, bis zu den Dienstboten der Nachbarn; und jedesmal begannen sie wieder ihre Erklärungen, zeigten die Stelle, wo die Truhe stehen sollte, gaben sich mit erkünstelter Bescheidenheit, baten um Nachsicht wegen des Platzmangels.

Pécuchet trug an solchen Tagen eine Zuavenmütze, die er noch von Paris her hatte, denn er glaubte sie in engerer Beziehung zu der künstlerischen Umwelt. In einem bestimmten Augenblick setzte er den Helm auf und rückte ihn tief in den Nacken, um sein Gesicht freizumachen. Bouvard vergaß nicht, die Hellebarde vorzuführen. Schließlich verständigten sie sich durch einen Blick, ob der Besuch verdiene, daß man ihm »den mittelalterlichen Mönch« zeige.

Welche Erregung, als vor ihrem Gitter der Wagen des Herrn von Faverges hielt. Er habe ihnen nur ein Wort zu sagen. Es handele sich um folgendes:

Hurel, sein Faktotum, hatte ihm mitgeteilt, daß sie überall Dokumente suchten und dabei alte Papiere auf dem Gut von la Aubrye erstanden hatten.

Das stimme vollkommen.

Ob sie dabei nicht Briefe des Barons von Gonneval, ehemaligen Adjutanten des Herzogs von Angoulême, gefunden hätten? Denn er hatte in la Aubrye Aufenthalt genommen. Man wünschte die Korrespondenz aus Familieninteresse zu besitzen.

Sie befand sich nicht in ihrem Hause, doch beherbergten sie eine Sache, die ihn interessieren werde, wenn er geruhen wolle, ihnen in ihre Bibliothek zu folgen.

Niemals hatten solche Lackstiefel im Hausflur geknarrt. Sie stießen gegen den Sarkophag. Beinahe hätte er mehrere Ziegel zertreten, kam glücklich um den Sessel, stieg zwei Stufen herab, – und im zweiten Zimmer angekommen, zeigten sie ihm unter dem Baldachin vor dem Sankt Peter den Buttertopf, der in Noron hergestellt war.

Bouvard und Pécuchet hatten geglaubt, das Datum sei in manchen Fällen von Wichtigkeit.

Der Edelmann besichtigte aus Höflichkeit ihr Museum. Er wiederholte: »Reizend! Sehr hübsch!« wobei er sich mit dem Knauf seines Spazierstöckchens leichte Schläge auf den Mund gab, und gewiß sei er ihnen dankbar, diese Überbleibsel des Mittelalters gerettet zu haben, einer Zeit religiösen Glaubens und ritterlicher Aufopferung. Er liebe den Fortschritt und würde sich gleich ihnen solch interessanten Studien gewidmet haben, doch die Politik, die Kreisstände, die Landwirtschaft, ein wahrer Strudel halte ihn davon ab.

»Übrigens würde man nach Ihnen nur eine dürftige Nachlese halten können, denn bald werden Sie alle Merkwürdigkeiten des Bezirks in Ihrem Hause vereinigt haben.«

»Ohne uns überheben zu wollen, das denken wir,« sagte Pécuchet.

Indessen könne man in Chavignolles zum Beispiel noch solche entdecken; in der Gasse am Friedhof sei seit undenklichen Zeiten ein Weihwasserbecken an der Mauer im Grase vergraben.

Sie waren über die Mitteilung erfreut, dann tauschten sie einen Blick aus, der bedeutete, »ist es der Mühe wert?« – doch schon öffnete der Graf die Tür.

Mélie, die dahinter stand, rannte ungestüm davon.

Da er seinen Weg durch den Hof nahm, bemerkte er Gorju, der mit übereinander gelegten Armen dabei war, seine Pfeife zu rauchen.

»Sie beschäftigen diesen Burschen? Hm! wenn einmal ein Aufstand ausbricht, würde ich ihm nicht trauen.«

Und Herr von Faverges stieg in seinen Tilbury.

Warum schien sich ihre Dienstmagd vor ihm zu fürchten?

Sie fragten sie aus, und sie erzählte, sie habe auf seinem Gute gedient. Sie sei jenes kleine Mädchen, welches den Schnittern zu trinken gab, als sie vor zwei Jahren gekommen waren. Man hatte sie zur Aushilfe auf das Schloß genommen und fortgeschickt »wegen unwahrer Nachrede«.

Doch Gorju, was konnte man ihm vorwerfen? Er war sehr geschickt und bezeugte ihnen unendlich viel Achtung.

Am folgenden Morgen begaben sie sich mit Tagesanbruch zum Friedhofe.

Bouvard untersuchte mit seinem Stock die bezeichnete Stelle. Er stieß auf einen harten Gegenstand. Sie rissen einige Nesseln aus und entdeckten eine Sandsteinschale, ein Taufbecken, in dem Pflanzen wuchsen.

Indessen ist es eigentlich nicht Brauch, Taufbecken außerhalb der Kirche zu verscharren.

Pécuchet machte eine Zeichnung davon, Bouvard die Beschreibung, und sie schickten das alles an Larsoneur.

Seine Antwort kam sofort.

»Sieg, meine teuren Kollegen! Das ist unbestreitbar ein Druiden-Gefäß.«

Doch sollten sie sich vorsehen. Das Beil sei zweifelhaft, – und ebenso in seinem wie in ihrem Interesse gab er ihnen eine Reihe von Werken an, die man zu Rate ziehen solle.

Larsoneur gestand in einem Postskriptum, er habe Lust, dieses Gefäß kennenzulernen, was sich bald einmal machen lassen würde, wenn er seine Reise in die Bretagne ausführe.

Da vergruben sich Bouvard und Pécuchet in die keltische Archäologie.

Dieser Wissenschaft zufolge beteten die alten Gallier, unsere Vorfahren, Kirk und Krön, Taranis, Esus, Netalemnia, den Himmel und die Erde, den Wind und die Wasser an, – und über alles den großen Teutates, welcher der Saturn der Heiden ist. Denn als Saturn in Phönizien herrschte, erkor er sich eine Nymphe namens Anobret zur Gattin, von der er ein Kind mit Namen Jeüd hatte, – und Anobret hat die Züge Saras, Jeüd wurde geopfert (oder doch beinahe) wie Isaak; – also ist Saturn Abraham, woraus man schließen muß, daß die Religion der Gallier denselben Ursprung hat wie die der Juden.

Ihr Gemeinwesen war sehr gut geordnet. Die erste Klasse von Leuten umfaßte das Volk, den Adel und den König, die zweite die Rechtsgelehrten, – und in der dritten, der höchsten, gliederten sich nach Taillepied »die verschiedenen Arten von Philosophen«, nämlich Druiden oder Saroniden, die selbst wieder in Eubages, Bardes und Vates eingeteilt wurden.

Die einen verkündeten die Zukunft, andere sangen, noch andere lehrten Botanik, Medizin, Geschichte und Literatur, kurz »alle Künste ihrer Zeit«. Pythagoras und Plato waren ihre Schüler. Sie brachten den Griechen die Metaphysik bei, den Persern die Hexenkunst, den Etruskern die Opferschau, – und den Römern das Verzinnen des Kupfers und den Schinkenhandel.

Doch von diesem Volke, das die Alte Welt beherrschte, sind nur noch Steine übriggeblieben, die entweder ganz alleinstehen oder in Gruppen zu dreien, oder in Galerien angeordnet sind oder Einfriedigungen bilden.

Bouvard und Pécuchet studierten voller Eifer nacheinander den Stein von Post zu Ussy, den Doppelstein im Guest, den Stein von Darier bei Aigle und andere!

Alle diese Blöcke, von denen ihnen der eine nicht mehr sagte als der andere, langweilten sie bald, und eines Tages, als sie den Menhir von Passais gesehen hatten, waren sie im Begriff, zurückzukehren, als ihr Führer sie in einen Buchenhain führte, der mit Granitmassen angefüllt war, die Sockeln oder ungeheuren Schildkröten glichen.

Die bedeutendste ist wie ein Becken gehöhlt. Einer der Ränder ist höher, und vom Boden gehen zwei Einschnitte bis zur Erde hinab; das war für das Abfließen des Blutes, unmöglich, daran zu zweifeln. Der Zufall bringt so etwas nicht hervor.

Baumwurzeln schlangen sich um diese rohen Sockel. Es fiel ein wenig Regen. In der Ferne stiegen Nebelstreifen gleich großen Gespenstern. Es kostete geringe Mühe, sich unter dem Laubwerk Priester in goldener Tiara und weißem Gewande zu denken, mit ihren Menschenopfern, deren Arme auf dem Rücken zusammengebunden waren, – und am Rande des Beckens die den roten Strom beobachtende Priesterin, während die Menge ringsumher heulte zum Lärm der Cymbeln und der aus Auerochsenhorn gemachten Trompeten.

Sogleich stand ihr Plan fest.

Und in einer mondhellen Nacht nahmen sie ihren Weg zum Friedhof, wie Diebe im Schatten der Häuser gehend. Die Fensterläden waren geschlossen, und die Höfe lagen in Schweigen; nicht ein Hund bellte.

Gorju begleitete sie; sie machten sich ans Werk. Man hörte nur die Steine klingen, die von dem den Grasboden höhlenden Scheit getroffen wurden.

Die Nachbarschaft der Toten war ihnen unangenehm; die Uhr der Kirche gab ein fortwährendes Röcheln von sich, und die Rose in ihrem Giebelfelde sah aus wie ein Auge, das die Tempelschänder erspäht. Endlich brachten sie das Gefäß fort.

Am folgenden Tage gingen sie wieder zum Friedhofe, um zu sehen, welche Spuren ihre Tätigkeit hinterlassen.

Der Abbé, welcher vor der Tür frische Luft schöpfte, bat sie, ihm die Ehre eines Besuches zu erweisen; und nachdem er sie in seinen kleinen Saal geführt, blickte er sie in sonderbarer Weise an.

Auf der Anrichte stand zwischen den Tellern eine Suppenschüssel, die mit gelben Sträußen bemalt war.

Pécuchet rühmte sie, da er nicht wußte, was er sagen sollte.

»Das ist ein altes Rouenner Stück,« erwiderte der Pfarrer, »ein Erbstück. Die Kenner, besonders Herr Marescot, schätzen es.«

Er selber habe, Gott sei Dank, keine Vorliebe für Sehenswürdigkeiten; – und da sie ihn nicht zu verstehen schienen, erklärte er, er habe selbst gesehen, wie sie das Taufbecken entwendeten.

Die beiden Archäologen waren sehr verblüfft, stotterten. Der fragliche Gegenstand sei nicht mehr in Gebrauch.

Gleichviel! sie müßten ihn herausgeben.

Ohne Zweifel! Aber man möge ihnen wenigstens erlauben, einen Maler kommen zu lassen, um ihn abzuzeichnen.

»Einverstanden, meine Herren.«

»Die Sache bleibt unter uns, nicht wahr?« sagte Bouvard, »unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses!«

Der Geistliche beruhigte sie lächelnd mit einer Bewegung.

Nicht ihn hatten sie zu fürchten, sondern vielmehr Larsoneur. Wenn er durch Chavignolles kommen würde, würde er nach dem Gefäß lüstern werden, – und seine Redereien darüber würden der Regierung zu Ohren kommen. Aus Vorsicht versteckten sie es im Backhaus, dann in der Laube, in der Hütte, in einem Schrank. Gorju war müde, es herumzuschleppen.

Der Besitz eines solchen Stückes verknüpfte sie mit dem Keltizismus der Normandie.

Sein Ursprung liegt in Ägypten. Séez im Ornekreise wird zuweilen Saïs, wie die Stadt des Delta, geschrieben. Die Gallier schworen beim Stier, was eine Verpflanzung des Apiskultes war. Der lateinische Name »Bellocastes«, welcher der der Bewohner von Bayeux war, kommt von Beli Casa, Wohnung, Heiligtum des Belus. Belus und Osiris sind die gleiche Gottheit. »Nichts steht dem im Wege,« sagt Mangou de la Londe, »daß es bei Bayeux druidische Denkmäler gegeben habe.« – »Dieses Land«, fügt Herr Roussel hinzu, »ähnelt dem Lande, in welchem die Ägypter den Tempel des Jupiter Ammon bauten.« Also gab es einen Tempel, und noch dazu einen, der Schätze beherbergte. Alle keltischen Bauwerke beherbergen solche.

Im Jahre 1715 grub, so berichtet Dom Martin, ein Herr Héribel in der Umgegend von Bayeux mehrere mit Gebeinen gefüllte Tongefäße aus – und schloß (der Überlieferung und entschwundenen Autoritäten folgend), daß dieser Ort, eine Totenstadt, der Berg Faunus sei, wo man das goldene Kalb verscharrt habe.

Indessen wurde das goldene Kalb verbrannt und verschluckt, – wofern es sich nicht um einen Irrtum der Bibel handelt.

Zunächst, wo liegt der Faunusberg? Die Bücher geben es nicht an. Die Eingeborenen wissen nichts darüber. Man hätte zu Nachgrabungen schreiten müssen, – und zu diesem Zwecke richteten sie eine Bittschrift an den Herrn Präfekten, auf die keine Antwort erfolgte.

Vielleicht war der Berg Faunus verschwunden, und es war kein Hügel, sondern ein Tumulus. Was bedeuteten die Tumuli?

Mehrere enthalten Skelette, die die Stellung des Fötus im Mutterleib zeigen. Das will besagen, daß das Grab für sie eine zweite Zeit der Trächtigkeit war, die sie zu einem neuen Leben vorbereitete. Also stellt der Tumulus das weibliche Organ dar, wie der aufrechte Stein das männliche Organ bedeutet.

In der Tat hat, wo es Menhire gibt, ein unzüchtiger Kult bestanden. Beweis ist, was in Guérande, in Chichebouche, in Croisic, in Livarot vor sich ging. Ursprünglich hatten die Türme, die Pyramiden, die Kerzen, die Meilensteine der Wege und selbst die Bäume die Bedeutung des Phallus, – und für Bouvard und Pécuchet wurde alles zum Phallus. Sie sammelten Ortscheite von Wagen, Sesselbeine, Kellerschlösser, Pistille. Wenn man sie besuchte, fragten sie: »An was erinnert Sie das wohl?« und vertrauten dann das Geheimnis an, und wenn man protestierte, zuckten sie mitleidig die Achseln.

Eines Abends, als sie über die Dogmen der Druiden nachsannen, fand sich der Abbé ein, in bescheidener Haltung.

Sogleich zeigten sie ihm das Museum, wobei sie mit der Scheibe begannen; doch sie konnten es nicht erwarten, zu einer neuen Abteilung zu kommen, der des Phallus. Der Geistliche unterbrach sie, da er die Ausstellung für unpassend hielt. Er kam, um sein Taufbecken zurückzuverlangen.

Bouvard und Pécuchet flehten noch um vierzehn Tage, die gerade genügen würden, einen Abguß davon zu nehmen.

»Je eher, desto besser,« sagte der Abbé.

Dann plauderte er von nebensächlichen Dingen.

Pécuchet, der sich einen Augenblick entfernt hatte, ließ ihm ein Goldstück in die Hand gleiten.

Der Priester fuhr zurück.

»O, für Ihre Armen!«

Und Herr Jeufroy nestelte das Goldstück errötend in seinen Priesterrock.

Das Gefäß herausgeben, das Opfergefäß! Nie im Leben! Sie wollten sogar Hebräisch lernen, das die Muttersprache des Keltischen ist, sofern es nicht von ihm herstammt! – und sie wollten die Bretagne bereisen, – indem sie mit Rennes begannen, wo sie ein Zusammentreffen mit Larsoneur haben würden, um die in den Denkschriften der keltischen Akademie erwähnte Urne zu studieren, welche die Asche der Königin Artemisia enthalten zu haben scheint, – als der Bürgermeister, mit dem Hut auf dem Kopf, ohne Umstände eintrat als der ungehobelte Mensch, der er war.

»Das hilft alles nichts, ihr Herren. Sie müssen es herausrücken!«

»Was denn?«

»Spaßmacher! Ich weiß genau, daß Sie es verstecken!« Man hatte sie verraten.

Sie erwiderten, daß sie es mit der Erlaubnis des Herrn Pfarrers bei sich hielten.

»Das werden wir sehen.«

Und Foureau ging.

Eine Stunde später war er wieder da.

»Der Pfarrer sagt nein! Erklären Sie sich.«

Sie blieben hartnäckig.

Zunächst bedürfte man dieses Weihwasserbeckens nicht – das kein Weihwasserbecken sei. Sie würden es durch eine Menge wissenschaftlicher Gründe beweisen. Dann schlugen sie vor, in ihrem Testamente anzuerkennen, daß es der Gemeinde gehöre.

Sie erboten sich sogar, es zu kaufen.

»Und übrigens ist es mein Eigentum!« wiederholte Pécuchet. Die zwanzig Franken, die Herr Jeufroy genommen habe, seien ein Beweis des Vertrages – und wenn man zum Friedensrichter gehen müsse, um so schlimmer, dann würde er einen Meineid leisten!

Während dieser Streitigkeiten hatte er die Suppenschüssel mehrere Male wiedergesehen, und in seiner Seele war der Wunsch, das brennende Verlangen entstanden, diese Fayence zu besitzen. Wenn man sie ihm abtreten wolle, würde er das Gefäß zurückgeben. Im anderen Falle nicht.

Aus Ermüdung oder Furcht vor ärgerlichem Aufsehen gab sie Herr Jeufroy hin.

Sie wurde in ihrer Sammlung untergebracht, neben der Haube der Bäuerin aus Caux. Das Gefäß zierte die Vorhalle der Kirche, und sie trösteten sich über seinen Verlust mit dem Gedanken, daß die Bewohner von Chavignolles seinen Wert nicht kannten.

Doch die Suppenschüssel gab ihnen den Geschmack an Fayencen: ein neuer Gegenstand für Studien und Streifzüge im Lande.

Es war zu der Zeit, wo vornehme Leute die alten Rouenner Teller sammelten. Der Notar besaß einige und kam daher in den Ruf eines Künstlers, was ihm in seinem Beruf schaden konnte; doch suchte er das durch ernste Seiten wieder wettzumachen.

Als er erfuhr, daß Bouvard und Pécuchet die Suppenschüssel erworben hatten, ging er zu ihnen, um ihnen einen Tausch vorzuschlagen.

Pécuchet beschied ihn abschlägig.

»Sprechen wir nicht weiter davon!« und Marescot besichtigte ihre Keramiken.

Die sämtlichen an den Wänden aufgehangenen Stücke waren blau auf einem schmutzig-weißen Grunde, und einige zeigten ein Füllhorn in grünen und rötlichen Tönen, Barbierbecken, Teller, Untertassen, Gegenstände, auf die man lange Jagd gemacht und die man auf der Brust in den Falten des Rockes heimgetragen hatte.

Marescot rühmte sie, sprach von anderen Fayencen, spanisch-arabischen, holländischen, englischen, italienischen; und nachdem er sie durch seine Kenntnisse geblendet hatte: »Wenn ich Ihre Suppenschüssel noch mal ansähe?«

Er ließ sie durch Anschlagen mit dem Finger erklingen, betrachtete dann die beiden S, die auf den Deckel gemalt waren.

»Das Zeichen von Rouen!« sagte Pécuchet.

»O! o! Genau genommen hatte Rouen kein Zeichen. Als man noch nichts von Moutiers wußte, waren alle französischen Fayencen aus Nevers. So geht es ebenso heutzutage mit Rouen! Übrigens macht man sie in Elbeuf bis zur Vollendung nach.«

»Nicht möglich!«

»Man macht ja doch auch Majoliken nach! Ihr Stück ist vollständig wertlos, – und ich war im Begriff, eine schöne Dummheit zu begehen!«

Als der Notar fortgegangen war, sank Pécuchet gebrochen in einen Sessel.

»Man hätte das Becken nicht herausgeben sollen,« sagte Bouvard, »doch du begeisterst dich, du erhitzest dich immer gleich!«

»Ja, ich erhitze mich,« und Pécuchet faßte die Suppenschüssel und schleuderte sie weit von sich gegen den Sarkophag.

Bouvard, ruhiger, las die Stücke eines nach dem anderen auf; – und nach einiger Zeit kam ihm dieser Gedanke:

»Es ist leicht möglich, daß Marescot uns aus Eifersucht zum besten gehabt hat!«

»Wie?«

»Nichts gibt mir die Versicherung, daß die Suppenschüssel nicht echt sei! während die anderen Stücke, die er anscheinend bewunderte, vielleicht nachgemacht sind!«

Und der Rest des Tages verging in Zweifeln, in Bedauern.

Das war kein Grund, die Reise in die Bretagne aufzugeben. Sie gedachten sogar, Gorju mitzunehmen, der ihnen bei ihren Ausgrabungen behilflich sein sollte.

Seit einiger Zeit schlief er im Hause, um die Ausbesserung des Möbels schneller zu beendigen. Die Aussicht eines Ortswechsels paßte ihm nicht, und da sie von Menhiren und Tumuli, die sie sehen wollten, sprachen, sagte er zu ihnen: »Das kenne ich besser; im Süden von Algier trifft man bei den Quellen des Bou-Mursoug eine Menge davon.« Er gab sogar die Beschreibung eines Grabes, das zufällig in seiner Gegenwart geöffnet worden sei, – und das ein Skelett in der zusammengekauerten Haltung eines Affen, die beiden Arme um die Beine geschlungen, enthielt.

Larsoneur, den sie hiervon in Kenntnis setzten, wollte nicht daran glauben.

Bouvard vertiefte sich in den Gegenstand und widerlegte ihn.

Wie kommt es, daß die Denkmäler der Gallier formlos sind, während diese selben Gallier zur Zeit des Julius Cäsar zivilisiert waren? Ohne Zweifel rühren sie von einem älteren Volke her.

Eine solche Hypothese ermangelte nach Larsoneurs Ansicht des Patriotismus.

Gleichviel! nichts beweise, daß diese Denkmäler Werke der Gallier seien. »Zeigen Sie uns einen Text!«

Der Akademiker wurde ärgerlich, antwortete nicht mehr; – und sie waren recht froh darüber, so sehr langweilten die Druiden sie.

Wenn sie nicht wußten, woran sie sich hinsichtlich der Töpferkunst und des Keltizismus halten sollten, so lag das an ihrer Unkenntnis der Geschichte, besonders der Geschichte von Frankreich.

Das Werk von Anquetil befand sich in ihrer Bibliothek; doch die Reihe der tatenlosen Könige belustigte sie sehr wenig. Die Ruchlosigkeit der Hausmeier empörte sie keineswegs, – und sie legten Anquetil fort, abgestoßen durch die Abgeschmacktheit seiner Betrachtungen.

Da fragten sie bei Dumouchel an, »welches die beste Geschichte Frankreichs sei?«

Dumouchel nahm auf ihren Namen ein Abonnement in einer Leihbibliothek und sandte ihnen die Briefe Augustin Thierrys zusammen mit zwei Bänden des Herrn von Genoude.

Das Königtum, die Religion, die Nationalversammlungen, das waren diesem Schriftsteller zufolge »die Grundlagen« der französischen Nation, Grundlagen, die auf die Merovinger zurückgehen. Die Karolinger haben ihnen Abbruch getan. Die Kapetinger, im Einvernehmen mit dem Volke, bemühten sich, sie aufrechtzuerhalten. Unter Ludwig XIII. wurde die absolute Herrschaft aufgerichtet, um den Protestantismus zu besiegen, das letzte Aufraffen des Feudalismus – und 89 ist nur eine Rückkehr zur Verfassung unserer Ahnen.

Pécuchet bewunderte diese Gedanken.

Sie erregten Bouvards Mitleid, der Augustin Thierry zuerst gelesen hatte:

»Was schwatzest du mir da von deiner französischen Nation, da kein Frankreich, noch eine Nationalversammlung bestand! Und die Karolinger haben sich nichts widerrechtlich angeeignet! Und die Könige haben die Kommunen nicht befreit! Lies selbst!«

Pécuchet ergab sich vor der augenscheinlichen Wahrheit und übertraf Bouvard bald an wissenschaftlicher Strenge! Er würde sich ehrlos vorgekommen sein, wenn er »Charlemagne« und nicht »Karl le Grand«, »Clovis« anstatt »Clodowig« gesagt hätte.

Nichtsdestoweniger war er von Genoude begeistert, denn er fand es geistvoll, die beiden Enden der französischen Geschichte miteinander zu verknüpfen, so daß die Mitte Füllwerk ist, – und um darüber ins klare zu kommen, griffen sie zu der Sammlung Buchez und Roux.

Doch der Schwulst der Vorreden, diese Verquickung von Sozialismus und Katholizismus widerte sie an; die zu zahlreichen Einzelheiten hinderten sie an einem Gesamtüberblick.

Sie nahmen ihre Zuflucht zu Herrn Thiers.

Es war im Sommer des Jahres 1845; sie saßen in der Laube im Garten. Pécuchet, der eine kleine Bank unter den Füßen hatte, las laut mit seiner tiefen Stimme, ohne müde zu werden, und hielt nur ein, um mit den Fingern in seine Tabakdose zu greifen. Bouvard lauschte ihm, die Pfeife im Munde, die Beine auseinandergestreckt; oben an seiner Hose war ein Knopf geöffnet.

Greise hatten ihnen von 93 erzählt, – und beinahe persönliche Erinnerungen belebten die platten Beschreibungen des Verfassers. Zu jener Zeit waren die Landstraßen voll von Soldaten, welche die Marseillaise sangen. Auf den Türschwellen sitzend, nähten Frauen Zelte aus Leinwand. Manchmal nahte ein Schwarm von Leuten in roter Mütze, auf der Spitze einer Pike ein blasses Haupt neigend, dessen Haar herabging. Die hohe Tribüne des Konvents erschien über einer Staubwolke, in der wütende Gesichter Todesverwünschungen ausstießen. Kam man um die Mitte des Tages am Tuilerien-Bassin vorbei, so hörte man das Fallbeil der Guillotine, das wie die Stöße eines Rammklotzes dröhnte.

Und die Brise bewegte die Weinblätter der Laube, die reife Gerste wogte in Zwischenräumen, eine Drossel pfiff. Während sie ihre Blicke um sich schweifen ließen, sogen sie diesen Frieden ein.

Wie schade, daß man es gleich zu Anfang an gegenseitigem Verständnis hatte fehlen lassen. Denn hätten die Royalisten wie die Patrioten gedacht, hätte der Hof mehr Aufrichtigkeit gezeigt und die Gegner weniger Ungestüm, so wäre viel Unglück vermieden!

Durch das viele Schwatzen darüber gerieten sie in Leidenschaft. Bouvard, Freigeist und Empfindungsmensch, war Anhänger der Konstitution, Girondist, Thermidorianer. Pécuchet, gallig und zur Herrschsucht neigend, gab sich als Sansculotte und selbst als Anhänger Robespierres zu erkennen.

Er billigte die Verurteilung des Königs, die gewaltsamsten Beschlüsse, den Kult des höchsten Wesens. Bouvard zog den der Natur vor. Er würde mit Vergnügen das Bild einer dicken Frau gegrüßt haben, die aus ihren Brüsten ihren Anbetern kein Wasser, sondern edlen Burgunder spendete.

Um ihre Argumente durch mehr Tatsachen stützen zu können, verschafften sie sich andere Werke: Montgaillard, Prudhomme, Gallois, Lacretelle und so weiter; und die Widersprüche dieser Bücher setzten sie durchaus nicht in Verlegenheit. Jeder entnahm ihnen, was er zur Verteidigung seiner Ansicht brauchte.

So zweifelte Bouvard nicht, daß Danton hunderttausend Taler angenommen habe, damit er Anträge stelle, welche die Republik zugrunde richteten, – und nach Pécuchet hätte Vergniaud sechstausend Franken im Monat verlangt.

»Nie im Leben! Erkläre mir lieber, warum Robespierres Schwester eine Rente von Ludwig XVIII. erhielt?«

»Keineswegs! Das war Bonaparte, und da du die Dinge so nimmst, wer ist die Persönlichkeit, die mit Egalité kurze Zeit vor dessen Tode eine geheime Zusammenkunft hatte? Ich verlange, daß man in den Memoiren der Campan die unterdrückten Stellen abdruckt! Das Ende des Dauphins scheint mir verdächtig. Die Pulvermühle von Grenelle tötete, als sie in die Luft flog, zweitausend Personen! Grund unbekannt, sagt man, welche Dummheit!« denn Pécuchet war nahe daran, ihn zu kennen, und schob alle Verbrechen auf die Umtriebe der Aristokraten, das Gold der Ausländer.

Nach Bouvards Ansicht waren »Fahr zum Himmel, Sohn des heiligen Ludwig«, die Jungfrauen von Verdun und die Hosen aus Menschenhaut überhaupt nicht zu bezweifeln. Er nahm die Angaben Prudhommes hin, gerade eine Million Opfer.

Doch die Loire, die von Saumur bis Nantes in einer Länge von achtzehn Meilen rot von Blut war, gab ihm zu denken. Pécuchet faßte ebenfalls Zweifel, und Mißtrauen gegen die Historiker stellte sich bei ihnen ein.

Für die einen ist die Revolution ein satanisches Ereignis. Andere stellen sie als eine hehre Ausnahme hin. Die Unterlegenen auf beiden Seiten sind natürlich Märtyrer.

Thierry zeigt gelegentlich der Barbaren, wie einfältig es sei, nachzuforschen, ob dieser oder jener Fürst gut oder schlecht war. Warum dieselbe Methode nicht bei der Prüfung neuerer Epochen anwenden? Doch die Geschichtsschreibung soll die Moral rächen. Man ist Tacitus dankbar, weil er Tiberius zerrissen hat. Ob schließlich die Königin Liebhaber gehabt, ob Dumouriez seit Valmy zum Verrat entschlossen war, ob es die Bergpartei oder die Gironde war, die im Prairial anfing, und im Thermidor die Jakobiner oder die gemäßigte Partei, was macht das für den Verlauf der Revolution aus, deren Ursprünge tiefliegen und deren Folgen unberechenbar sind?

Sie mußte sich also erfüllen, sein was sie war, aber man denke sich die Flucht des Königs ohne Hindernis, Robespierre entschlüpfend oder Bonaparte ermordet, – Zufälle, die von einem weniger gewissenhaften Herbergsvater, von einer offenen Tür, einer eingeschlafenen Schildwache abhingen, – und die Weltgeschichte hätte einen anderen Verlauf genommen.

Sie hatten über die Menschen und Tatsachen jener Zeit keine einzige feststehende Ansicht mehr.

Um sie objektiv zu beurteilen, hätte man alle Geschichten, alle Denkwürdigkeiten, alle Zeitungen und alle handschriftlichen Aufzeichnungen lesen müssen, denn wenn man das Geringste ausließ, konnte daraus ein Irrtum entstehen, welcher eine endlose Reihe anderer nach sich zog. Sie verzichteten darauf.

Doch der Geschmack an der Geschichte war ihnen gekommen, das Bedürfnis nach Wahrheit um ihrer selbst willen.

Vielleicht ist sie leichter in den alten Zeiten zu entdecken? Wenn die Verfasser weit von den Dingen entfernt sind, können sie leidenschaftslos von ihnen sprechen. Und sie machten sich an den guten Rollin.

»Welch ein Wust von Albernheiten!« rief Bouvard gleich beim ersten Kapitel.

»Warte ein wenig,« sagte Pécuchet, während er unten in ihrer Bücherei wühlte, wo die Bücher des früheren Besitzers, eines alten Rechtsgelehrten, eines verrückten Schöngeistes, zusammengedrängt standen; und nachdem er viele Romane und Theaterstücke nebst einem Montesquieu und einer Horazübersetzung weggerückt hatte, erreichte er, was er suchte: das Werk Beauforts über die römische Geschichte.

Titus Livius schreibt die Gründung Roms dem Romulus zu. Sallust läßt diese Ehre den Trojanern des Äneas. Coriolan starb Fabius Pictor zufolge in der Verbannung, und wenn man Dionysius Glauben schenkt, durch die Listen des Attius Tullus. Seneka versichert, daß Horatius Cocles als Sieger zurückkehrte, und Dion, daß er am Beine verwundet war. Und La Mothe le Vayer äußert ähnliche Zweifel hinsichtlich der anderen Völker.

Man ist sich nicht einig über das chaldäische Altertum, das Zeitalter Homers, die Existenz Zoroasters, die beiden assyrischen Reiche. Quintus Curtius hat Märchen erzählt. Plutarch straft Herodot Lügen. Wir würden von Cäsar eine andere Vorstellung haben, wenn Vercingetorix dessen Kommentare geschrieben hätte.

Die alte Geschichte ist aus Mangel an Dokumenten dunkel. Die moderne dagegen ist überreich daran; – und Bouvard und Pécuchet machten sich wieder an die französische Geschichte, begannen Sismondi.

Die Aufeinanderfolge so vieler Männer machte ihnen Lust, sie genauer zu kennen, sich mit ihnen zu befassen. Sie wollten die Quellen studieren. Gregor von Tours, Monstrelet, Commines, alle die, deren Namen seltsam oder angenehm klangen.

Doch sie warfen die Ereignisse durcheinander aus ungenügender Kenntnis der Daten.

Glücklicherweise besaßen sie die Mnemotechnik Dumouchels, einen Pappband in Duodez, der das Motto trug: »Durch Unterhaltung belehren.«

Sie verband die drei Systeme Allevys, Pâris' und Fenaigles miteinander.

Allevy setzt für die Zahlen Figuren ein, wobei die Zahl 1 durch einen Turm, 2 durch einen Vogel, 3 durch ein Kamel ausgedrückt wird, und so weiter. Pâris beschäftigt die Einbildungskraft durch Wortspiele: ein mit Holzschrauben versehener Sessel ergibt: Clou, vis = Clovis; und da das Geräusch des Bratens »ric, ric« macht, so rufen Weißlinge in einer Pfanne Chilperic ins Gedächtnis zurück. Fenaigle zerlegt die Welt in Häuser, die Kammern enthalten; jede Kammer hat vier Wände mit neun Flächen, und jede Fläche trägt ein Sinnbild. Also wird der erste König der ersten Dynastie in dem ersten Zimmer die erste Fläche einnehmen. Ein Leuchtturm auf einem Berge wird besagen, wie er hieß »Phar a mond« System Pâris, – und wenn man, wie Allevy rät, darunter einen Spiegel, der 4, einen Vogel, der 2, und einen Reifen, der 0 bedeutet, setzt, so erhält man 420, das Datum der Thronbesteigung dieses Fürsten.

Der größeren Klarheit wegen nahmen sie als mnemotechnische Basis ihr eigenes Haus, ihren Wohnort, indem sie mit jedem seiner Teile eine besondere Tatsache verknüpften, – und der Hof, der Garten, die Umgegend, das ganze Land hatte keine andere Bedeutung, als ihrem Gedächtnis nachzuhelfen. Die Abgrenzungen auf den Feldern umschrieben gewisse Epochen, die Apfelbäume wurden zu genealogischen Bäumen, die Sträucher zu Schlachten, die Welt wurde Symbol. Sie suchten auf den Wänden eine Unmenge Dinge, die nicht da waren, sahen sie schließlich, aber wußten nicht mehr die Daten, die sie vorstellten.

Zudem sind die Jahreszahlen nicht immer richtig. Sie lernten aus einem Schulbuch, daß die Geburt Jesu um fünf Jahre früher angesetzt werden muß, als sie gewöhnlich angenommen wird, daß es bei den Griechen drei Arten der Olympiadenrechnung gab und bei den Lateinern acht Methoden, den Anfang des Jahres zu bestimmen. Lauter Anlässe zu Mißverständnissen, außer denen, die durch die Zodiaken, die Ären und die verschiedenen Kalender hervorgerufen werden.

Und von der Gleichgültigkeit gegen die Daten kamen sie zur Verachtung der Tatsachen.

Wichtig jedoch ist die Philosophie der Geschichte!

Bouvard vermochte nicht die berühmte Rede Bossuets zu Ende zu lesen.

»Der Adler von Meaux ist ein Schwindler! Er übersieht China, Indien und Amerika! Doch bemüht er sich, uns wissen zu lassen, daß Theodosius ›die Freude der Welt war‹, daß Abraham ›mit Königen wie mit Seinesgleichen umging‹, und daß die Philosophie der Griechen von den Hebräern herstammt. Seine Voreingenommenheit für die Hebräer fällt mir auf die Nerven.«

Pécuchet teilte diese Ansichten und wollte ihn veranlassen, Vico zu lesen.

»Wie kann man sagen,« wandte Bouvard ein, »Fabeln seien wahrer als die Wahrheiten der Geschichtsschreiber?«

Pécuchet versuchte, die Mythen zu erklären, wobei er sich in die Scienza Nuova vertiefte.

»Willst du den Plan der Vorsehung leugnen?«

»Ich kenne ihn nicht,« sagte Bouvard.

Und sie beschlossen, sich an Dumouchel zu wenden.

Der Professor gestand, daß er jetzt an der Geschichte irre geworden sei.

»Sie ändert sich jeden Tag. Man bestreitet die Existenz der römischen Könige und die Reisen des Pythagoras. Man greift Belisar, Wilhelm Teil und sogar den Cid an, der dank den letzten Entdeckungen ein gewöhnlicher Straßenräuber geworden ist. Es wäre zu wünschen, daß man keine Entdeckungen mehr machte, und das Institut sollte sogar eine Art Kanon aufstellen, der vorschreibt, was man glauben soll!«

In einem Postskriptum gab er kritische Regeln aus der Abhandlung Daunous:

»Als Beweis das Zeugnis der Massen anführen, schlechte Beweise; sie sind nicht da, wenn es gilt, Rede und Antwort zu stehen.

Alles Unmögliche verwerfen. Man zeigte Pausanias den Stein, den Saturn verschlungen hatte.

Die Architektur kann lügen; Beispiel: der Bogen des Forums, auf dem Titus der erste Besieger Jerusalems genannt wird, das vor ihm von Pompejus erobert wurde.

Die Münzen täuschen zuweilen. Unter Karl IX. prägte man Geld mit dem Stempel Heinrichs II.

Ziehen Sie die Gewandtheit der Fälscher, das Interesse der Verteidiger und Schmäher in Rechnung.«

Wenige Geschichtschreiber haben nach diesen Regeln gearbeitet, sondern alle in Hinsicht auf einen besonderen Fall, eine Religion, eine Nation, eine Partei, ein System, oder um die Könige zu tadeln, das Volk zu beraten, Beispiele von Sittlichkeit aufzustellen.

Die anderen, welche darauf Anspruch machen, nur zu erzählen, stehen nicht höher; denn man kann nicht alles sagen, es ist eine Auswahl nötig. Doch bei der Wahl der Dokumente wird ein gewisser Geist obsiegen, – und da er wechselt den Verhältnissen des Schriftstellers entsprechend, so wird die Geschichte zu keinem sicheren Ergebnis kommen.

»Das ist traurig,« dachten sie.

Indessen könnte man einen Gegenstand wählen, die Quellen erschöpfend durcharbeiten, sie genau analysieren, dann das Ganze zu einer Erzählung verdichten, die gleichsam ein Abriß der Dinge wäre und die volle Wahrheit widerspiegelte. Ein solches Werk schien Pécuchet ausführbar.

»Sollen wir nicht versuchen, eine Geschichte zu schreiben?«

»Nichts ist mir lieber! Doch welche?«

»In der Tat, welche?«

Bouvard hatte sich gesetzt, Pécuchet ging im Museum auf und ab, als sein Blick auf den Buttertopf fiel, und plötzlich stehen bleibend, sagte er:

»Wenn wir das Leben des Herzogs von Angoulême schrieben?«

»Aber das war ein Einfaltspinsel,« erwiderte Bouvard.

»Das macht nichts! Die Nebenpersonen haben zuweilen einen ungeheuren Einfluß, und dieser hielt vielleicht das Steuer der Dinge in den Händen.«

Die Bücher würden ihnen die nötigen Aufschlüsse geben, und Herr von Faverges hatte deren ohne Zweifel selbst oder konnte solche durch Vermittlung ihm befreundeter alter Edelleute erhalten.

Sie sannen über dieses Vorhaben nach, besprachen es und beschlossen schließlich, vierzehn Tage auf der Gemeindebibliothek von Caen zu verbringen, um dort Nachforschungen anzustellen.

Der Bibliothekar stellte ihnen allgemeine Geschichtswerke und Broschüren zur Verfügung, nebst einer bunten Lithographie, welche Seine Hoheit den Herrn Herzog von Angoulême als Kniebild darstellte.

Das blaue Tuch seiner Uniform verschwand unter den Epauletten, den Ordenssternen und dem großen roten Band der Ehrenlegion. Ein äußerst hoher Kragen umschloß seinen langen Hals. Sein birnenförmiger Kopf war von den Löckchen seines Haupthaars und seines dünnen Backenbartes umrahmt, und schwere Augenlider, eine sehr starke Nase und dicke Lippen gaben seinem Gesicht den Ausdruck unbedeutender Güte.

Als sie ihre Aufzeichnungen gemacht hatten, entwarfen sie einen Plan:

Geburt und Kindheit wenig merkwürdig. Einer seiner Erzieher ist der Abbe Guénée, der Feind Voltaires. In Turin läßt man ihn eine Kanone gießen, und er studiert die Feldzüge Karls VIII. Auch wird er trotz seiner Jugend zum Obersten eines Nobelgardenregimentes ernannt.

1797. Seine Vermählung.

1814. Die Engländer bemächtigen sich der Stadt Bordeaux. Er eilt in ihrem Rücken herbei und zeigt sich den Einwohnern in Person. Beschreibung der Person des hohen Herrn.

1815. Bonaparte überrascht ihn. Sogleich ruft er den König von Spanien herbei, und Toulon wäre ohne Massena den Engländern zum Opfer gefallen.

Operationen im Süden. – Er wird geschlagen, aber in Freiheit gesetzt gegen das Versprechen, die Kronjuwelen, die von dem Könige, seinem Onkel, in wilder Hast mitgeführt wurden, zurückzuerstatten.

Nach den »hundert Tagen« kehrt er mit seinen Eltern zurück und lebt ruhig. Mehrere Jahre verstreichen.

Spanischer Krieg. – Sobald er die Pyrenäen überschritten hat, folgt der Sieg überall dem Enkel Heinrichs IV. Er nimmt den Trocadero, erreicht die Säulen des Herkules, zerschmettert die Parteien, umarmt Ferdinand und kehrt zurück.

Triumphbögen, Blumen, von jungen Mädchen überreicht, Diners auf den Präfekturen, Te Deum in den Kathedralen. Die Pariser sind auf der Höhe des Wonnerausches. Die Stadt gibt ihm ein Bankett. In den Theatern werden Lieder zu Ehren des Helden gesungen.

Die Begeisterung nimmt ab. Denn im Jahre 1827 mißlingt zu Cherbourg ein Subskriptionsball.

Da er Großadmiral von Frankreich ist, besichtigt er die Flotte, die nach Algier in See sticht.

Juli 1830. Marmont setzt ihn vom Stande der Dinge in Kenntnis. Da gerät er in eine solche Wut, daß er sich die Hand am Degen des Generals verwundet.

Der König überträgt ihm den Oberbefehl über die sämtlichen Streitkräfte.

Er trifft im Bois de Boulogne die Abteilungen der Linie und findet ihnen gegenüber kein Wort.

Von Saint-Cloud eilt er zur Brücke von Sèvres. Kälte der Truppen. Das erschüttert ihn nicht. Die königliche Familie verläßt Trianon. Er setzt sich an den Fuß einer Eiche, entfaltet eine Karte, überlegt, steigt wieder aufs Pferd, kommt an Saint-Cyr vorbei und ruft den Zöglingen Worte der Hoffnung zu.

Zu Rambouillet verabschieden sich die Leibgarden.

Er schifft sich ein und ist während der ganzen Überfahrt krank.

Man muß dabei auf die wichtige Rolle hinweisen, welche die Brücken spielten. Zuerst setzte er sich nutzlos auf der Innbrücke der Gefahr aus, er nimmt die Saint-Esprit-Brücke und die Brücke von Lauriol; in Lyon sind ihm zwei Brücken verhängnisvoll, und sein Glück endet vor der Brücke von Sèvres.

Bild seiner Tugenden. Unnötig, seinen Mut zu rühmen, mit dem er eine weitsichtige Staatsklugheit verband. Denn er bot jedem Soldaten sechzig Franken, wenn er den Kaiser verlassen wolle, und in Spanien versuchte er die Anhänger der Konstitution mit Geld zu bestechen.

Seine Zurückhaltung war so groß, daß er seine Zustimmung gab zu der zwischen seinem Vater und der Königin von Etrurien geplanten Ehe, zur Bildung eines neuen Kabinetts nach den Erlassen, zur Abdankung zugunsten Chambords, zu allem, was man wollte.

Doch fehlte es ihm nicht an Festigkeit. In Angers löste er die Infanterie der Nationalgarde auf, die aus Eifersucht auf die Kavallerie und vermittels eines Manövers sich zu seiner Bedeckung gemacht hatte, derart, daß sich Seine Hoheit im Gedränge der Fußsoldaten befanden und Höchstdieselben kaum weiter konnten. Doch er tadelte die Kavallerie, die Grund zur Unordnung gegeben, und verzieh der Infanterie, ein wahrhaft salomonisches Urteil.

Seine Frömmigkeit zeigt sich in zahlreichen Andachtübungen und seine Milde darin, daß er die Begnadigung des Generals Debelle durchsetzte, welcher die Waffen gegen ihn erhoben hatte.

Intime Einzelheiten, Züge des hohen Herrn:

Auf dem Schloß Beauregard, wo er seine Kindheit verlebte, machte es ihm Vergnügen, mit seinem Bruder einen Teich zu graben, der noch zu sehen ist. Einmal besuchte er die Kaserne der Jäger, verlangte ein Glas Wein und trank es auf die Gesundheit des Königs.

Während er spazieren ging, wiederholte er, um den Schritt zu markieren, für sich: »Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei!«

Einzelne Worte von ihm haben sich erhalten:

Zu einer Abordnung von Einwohnern von Bordeaux: »Was mich darüber tröstet, daß ich nicht in Bordeaux bin, ist der Umstand, daß ich mich in Ihrer Mitte befinde.«

Zu den Protestanten von Nismes: »Ich bin ein guter Katholik, aber ich werde niemals vergessen, daß der erlauchteste meiner Ahnen Protestant war.«

Zu den Zöglingen von Saint-Cyr, als alles verloren ist: »Schön, meine Freunde! Die Nachrichten sind gut! Es steht gut! sehr gut!«

Nach der Abdankung Karls X.: »Da sie nichts von mir wissen wollen, mögen sie sehen, wie sie fertig werden!«

Und im Jahre 1814 bei jeder Gelegenheit in dem winzigsten Dorfe: »Kein Krieg mehr, keine Aushebungen, kein Staatsmonopol.«

Sein Stil war dem, was er sagte, ebenbürtig. Seine Erlasse überschreiten alles.

Der erste des Grafen von Artois begann folgendermaßen: »Franzosen, der Bruder Eures Königs ist angelangt!«

Der des Fürsten: »Ich bin da. Ich bin der Sohn Eurer Könige! Ihr seid Franzosen!«

Tagesbefehl, datiert Bayonne: »Soldaten, ich bin angelangt!«

Ein anderes Mal, bei voller Auflösung: »Fahrt fort, mit der Tatkraft, die dem französischen Soldaten ziemt, den Kampf fortzuführen, den Ihr begonnen habt. Frankreich erwartet es von Euch!«

Zuletzt in Rambouillet: »Der König ist mit der in Paris errichteten Regierung in Verhandlungen über ein Einvernehmen getreten, und nach allem steht zu erwarten, daß diese Verhandlungen ihrem Abschluß nahe sind.« »Nach allem steht zu erwarten« ist wundervoll.

»Ein Umstand verdrießt mich,« sagte Bouvard, »nämlich, daß man nicht seine Herzensangelegenheiten erwähnt!«

Und sie notierten am Rande: »Den Liebeleien des Fürsten nachspüren!«

Als sie gehen wollten, kam dem Bibliothekar ein neuer Gedanke, und er zeigte ihnen ein zweites Porträt des Herzogs von Angoulême.

Auf diesem war er als Kürassier-Oberst von der Seite dargestellt mit noch kleinerem Auge, offenem Munde und straffem, flatterndem Haar.

Wie diese beiden Porträts miteinander vereinigen? Hatte er glattes oder krauses Haar, vorausgesetzt, daß er die Eitelkeit nicht so weit trieb, es sich brennen zu lassen?

Eine Frage von Wichtigkeit, wie Pécuchet meinte, denn das Haar gibt das Temperament, das Temperament das Individuum.

Bouvard dachte, daß man nichts über einen Mann weiß, solange man seine Leidenschaften nicht kennt, und um diese beiden Punkte aufzuhellen, gingen sie zum Schloß von Faverges. Der Graf war nicht anwesend, das verzögerte die Fertigstellung ihres Werkes. Sie kehrten ärgerlich nach Hause zurück.

Die Tür des Hauses stand weit offen; in der Küche niemand. Sie stiegen die Treppe empor; und was erblickten sie in Bouvards Zimmer? Frau Bordin, die nach rechts und links schaute:

»Verzeihen Sie,« sagte sie, sich zu einem Lachen zwingend. »Seit einer Stunde suche ich Ihre Köchin, ich muß sie wegen meiner Konfitüren sprechen.«

Sie fanden sie tief eingeschlummert auf einem Stuhle im Holzstall. Man schüttelte sie wach. Sie schlug die Augen auf.

»Was gibt es wieder? Immer plagen Sie mich mit Ihren Fragen!«

Es war klar, daß Frau Bordin in Abwesenheit der Herren die Köchin ausfragte.

Germaine erwachte aus der Betäubung und erklärte, von einem Unwohlsein befallen zu sein.

»Ich bleibe da, Sie zu pflegen,« sagte die Witwe.

Dann bemerkten sie im Hofe eine große Haube, deren Flügel im Winde wehten. Es war Frau Castillon, die Pächterin. Sie rief: »Gorju! Gorju!«

Und vom Boden antwortete hell die Stimme ihrer kleinen Dienstmagd:

»Er ist nicht da!«

Sie kam nach Verlauf von fünf Minuten mit roten Backen und in Erregung herunter. Bouvard und Pécuchet warfen ihr ihre Langsamkeit vor. Sie knöpfte ihnen ohne Murren ihre Gamaschen ab.

Dann gingen sie und besichtigten die Truhe.

Ihre Stücke lagen zerstreut auf dem Boden des Backhauses umher; die Schnitzereien waren beschädigt, die Türflügel zerbrochen.

Bei diesem Anblick, vor dieser neuen Enttäuschung schluckte Bouvard seine Tränen herunter, und Pécuchet wurde von einem Zittern befallen.

Gorju, der fast im selben Augenblick dazu kam, erklärte den Fall: er hatte gerade die Truhe herausgestellt, um sie zu lackieren, als eine verirrte Kuh sie umgeworfen hatte.

»Wessen Kuh?« fragte Pécuchet.

»Ich weiß es nicht.«

»Nun! Sie hatten die Tür offen gelassen wie jetzt eben! Das ist Ihre Schuld!«

Übrigens verzichteten sie nun darauf. Schon zu lange halte er sie zum Narren, und sie dankten für seine Person wie für seine Arbeit.

Die Herren seien im Irrtum. Der Schaden sei nicht so groß. In weniger als drei Wochen würde alles fertiggestellt sein, und Gorju begleitete sie in die Küche, wo Germaine schleppenden Schrittes anlangte, um das Mahl zu bereiten.

Sie bemerkten auf dem Tische eine Flasche Calvados, die zu drei Vierteln geleert war.

»Gewiß von Ihnen!« sagte Pécuchet zu Gorju.

»Ich! trinke nie einen Tropfen.«

Bouvard wandte ein:

»Sie waren der einzige Mann im Hause.«

»Na, und die Frauen?« entgegnete der Arbeiter mit einem Seitenblick.

Germaine fing ihn auf:

»Sagen Sie lieber, ich sei es gewesen!«

»Gewiß, Sie sind es!«

»Und vielleicht habe ich auch den Schrank zerbrochen!«

Gorju machte eine Drehung.

»Sehen Sie denn nicht, daß sie betrunken ist!«

Da begannen sie ein heftiges Gezänk, er bleich, höhnend, sie dunkelrot, die Büschel ihres grauen Haares unter ihrer Nachtmütze raufend. Frau Bordin verteidigte Germaine, Mélie Gorju.

Die Alte hielt nicht mehr an sich.

»Ob das keine Schande ist, daß sie die Tage zusammen im Gebüsch verbringen, von den Nächten garnicht zu reden! Verdammter Pariser, Mädchenverführer! Kommt da zu unsern Herren, um ihnen Possen vorzuspielen!«

Bouvard riß die Augen auf.

»Was für Possen!«

»Ich sage, daß man Ihnen auf der Nase herumtanzt!«

»Man tanzt mir nicht auf der Nase herum!« rief Pécuchet, und entrüstet über ihre Unverschämtheit, wütend über den Verdruß, gab er ihr den Laufpaß: sie möge sich trollen Bouvard stellte sich dieser Entscheidung nicht entgegen, und sie gingen davon, Germaine zurücklassend, die über ihr Unglück schluchzte, während Frau Bordin sie zu trösten suchte.

Am Abend, als sie ruhig geworden waren, überdachten sie die Geschehnisse und fragten sich, wer den Calvados getrunken habe, auf welche Weise das Möbel zerbrochen sei, was Frau Castillon begehrte, als sie Gorju rief, – und ob er Mélie entehrt habe.

»Wir wissen nicht,« sagte Bouvard, »was in unserem Hause vorgeht, und wir maßen uns an, herauszufinden, welcher Art das Haar und die Liebeleien des Herzogs von Angoulême waren.«

Pécuchet fügte hinzu:

»Wieviel wichtiger und schwieriger diese Fragen doch sind!«

Daraus schlossen sie, daß die äußeren Tatsachen nicht alles bedeuten. Man muß sie durch die Psychologie vervollständigen. Ohne die Einbildungskraft ist die Geschichte lückenhaft. – »Lassen wir uns ein paar historische Romane kommen!«


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