Ferdinand Freiligrath
Neuere politische und soziale Gedichte
Ferdinand Freiligrath

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Zur frohen Feier des 31. Juli 1853

Hamm und Düsseldorf.
Melodie: Am Rhein, am Rhein.

»Dies ist der Tag!« Nun jubelt Freund und Sippe!
       Heran, heran im Lauf!
Und pflanzt am Rhein, und pflanzet an der Lippe
       Der Freude Banner auf!

Ja, pflanzt es auf, und laßt es weh'n vom Söller!
       Und du, Associé,
Laß donnern, Bölling, als des Festes Böller,
       Den Kork von Epernay!

Denn fröhlich heut zum Traualtare wallt er
       Nach langem Zölibat:
Er, unser Stolz, er, unser wohlbestallter
       Freund und Kommerzienrat!Theodor Eichmann in Düsseldorf, Inhaber einer Holzhandlung

Er sprach bewegt: »Was mag dahinter stecken?
       Seit kurzem jede Nacht
Hat es in meinen Mahagoniblöcken
       Geheimnisvoll gekracht!

»Wie deut' ich's nur? Woll'n sich die Bretter fügen
       Zum Sarge mir? – O nein!
Zum Brautbett, denk' ich, und zur Kinderwiegen –
       Das wird die Meinung sein!

»Es ist damit, wie mit dem Tischbewegen!
       Der Brust verlangend Glühn
Läßt ahnend selbst das harte Holz sich regen
       In meinem Magazin!

»So sei es denn!« – Er schleudert ohn' Erbarmen
       Den alten Leidvertreib,
Die Zither, fort, und hält in festen Armen
       Was Bess'res nun – sein Weib!

Sein Weib, sein Weib, sein gutes Weib Marie,
       Die fortan, fromm und still,
Des Lebens Drang, des Lebens Last und Mühe
       Ihm tragen helfen will!

Die auf dem Herde, den er geht zu gründen
       (Just noch zu rechter Zeit!)
Die heil'ge Flamme liebend will entzünden,
       Den Stern in Freud' und Leid.

Die für und für, daß er im Sturm nicht wanke,
       Um ihren Eichenmann
Sich schlingen will als treue Efeuranke –
       Et cetera! Stoßt an!

Stoßt an, stoßt an! Sie sollen beide leben!
       Hurra, und möge bald
Mit lust'gem Rauschen stattlich sie umgeben
       Ein junger Eichenwald!

In dessen Grün wir einst in grauen Haaren,
       Wie heut, beisammen stehn,
Wenn sie nach kurzen fünfundzwanzig Jahren
       Die Silberne begehn!

Dann heißt es wieder: »Festpanier vom Söller!
       Und du Associé,
Laß donnern, Bölling, als probaten Böller
       Den Kork von Epernay!«

Dann heißt es wieder: »Laßt die Gläser klingen!
       Hoch uns're lieben zwei!«
Und der dies Lied aufschrieb, daß wir es singen,
       Ist, hofft er, auch dabei!

Ein diesmal nicht Eingeladener.


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