Ludwig Fulda
Das verlorene Paradies
Ludwig Fulda

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Erster Aufzug.

Salon bei Bernardi.

(Elegante Einrichtung. Seitenthüre links; vorn rechts ein Fenster. Auf der linken Seite des Hintergrundes eine geöffnete Portiere, durch welche man in einen Vorraum mit Thüre sieht [allgemeiner Auftritt]. Auf der rechten Seite des Hintergrundes Flügelthüre. Im Vordergrund links Ziertisch, mit elegant gebundenen Büchern bedeckt, und Fauteuils; ganz vorn an der Wand Telephon. Rechts Schaukelstuhl. Im Vordergrund rechts vor dem Fenster ein großer, weiß gedeckter Geburtstagstisch mit sehr vielen Bouquets verschiedenster Formate, dazwischen Schachteln, Etuis, Geschenke aller Art; ganz vorn ein auffällig großes Bouquet aus weißen und roten Rosen. In der Mitte der Bühne Chaiselongue. An der Mittelwand ein breites praktikables Bücherbord, auf dem einige Büsten stehen. An der linken Wand ein Pianino; vor der rechten, hinter dem Geburtstagstisch, eine kleine Staffelei mit Bild.)

Erster Auftritt.

Cäcilie und Edith (stehen an der Portiere und verabschieden) mehrere Damen und Herren. Bernardi (einige Schritte entfernt).

Cäcilie. Noch einmal unsern Dank für die große Aufmerksamkeit. Beehren Sie uns bald wieder, Herr Regierungsrat. – Wir sehen uns morgen in der Philharmonie, meine Damen. – Ich freue mich auf die Lieder von Brahms, Herr Kammersänger. Vergessen Sie nicht das versprochene Autograph. (Zu Bernardi.) Julius, begleite doch die Herrschaften. 8

Bernardi (gibt den Damen und Herren das Geleit bis zur Thüre des Vorraums, durch welche dieselben abgehen).

Edith (kommt nach vorn und wirft sich in den Schaukelstuhl). Diese ewigen Gratulationsbesuche – es ist zu langweilig!

Cäcilie. Ja, es war die reine Völkerwanderung. Du kannst es aber den Leuten nicht verdenken, daß sie dir zum Geburtstag gratulieren.

Edith. Thu' ich auch nicht. Es ist nur zu dumm, einem Glück dazu zu wünschen, daß man älter wird.

Bernardi (zurückkommend). Na, hör' einmal, du bist gelungen. Zweiundzwanzig Jahre – und redet von Aelterwerden. (Uebersieht den Geburtstagstisch.) Ein hübsches Vermögen in Blumen ist da beisammen.

Edith. Morgen sind sie alle welk.

Bernardi (vor dem Rosenbouquet). Wirklich prachtvoll – das Bouquet von Herrn von Ottendorf – großartig! (Er wechselt mit seiner Frau einen Blick.) Daß der noch nicht hier war!

Edith. Der kommt noch. – Wenn ich alles so sicher wüßte!

Cäcilie. Er mißfällt dir doch nicht? 9

Edith. Mißfallen – nein. Er ist ja ein sehr hübscher Mensch und hat gute Manieren.

Cäcilie. Und er macht dir den Hof.

Edith. Ja. Sogar ziemlich auffällig.

Bernardi (stellt sich erstaunt). Ei, ei!

Edith. Papa, thu' nur nicht so, als wenn du das nicht wüßtest.

Bernardi. Ich? Kein Wort.

Martin (tritt auf, meldet). Herr und Frau Doktor Heideck.

Cäcilie. Sehr angenehm. (Martin ab.) Der bringt uns endlich seine Frau.

Bernardi. Ach richtig, der hat sich kürzlich verheiratet. Hat sie Geld?

Cäcilie. Keinen Groschen; aber er ist ja vermögend.

Edith. Ich habe sie neulich schon bei Schliebens getroffen. Irgendwoher aus der Provinz; polizeiwidrig unbedeutend. 10

 

Zweiter Auftritt.

Vorige. Walter. Lotte.

Walter (mit einem kleinen Blumenstrauß, geht zunächst auf Cäcilie zu). Meine Gnädige – hier bringe ich Ihnen meine Frau. (Vorstellend.) Herr Bernardi. – Fräulein Edith kennst du ja schon, Lotte?

Edith (Lotte begrüßend). Ich hatte bereits das Vergnügen.

Walter (tritt, während Lotte von Cäcilie und Bernardi begrüßt wird, zu Edith). Unser Besuch gilt vor allem dem Geburtstagskind. Ein alter Verehrer gestattet sich . . . (Sucht nach dem Tisch.) Zwar – bei dieser Fülle der Gesichte . . . (Reicht ihr die Blumen.)

Edith. Danke vielmals. Wir haben noch Platz. (Stellt die Blumen in einer Vase auf den Tisch.)

Cäcilie (zu Lotte). Nun, haben Sie sich schon recht eingewöhnt?

Lotte. Ach nein; eigentlich noch nicht.

Cäcilie. Merkwürdig! Ich meine, man müßte ordentlich aufatmen, wenn man so aus der Provinz nach Berlin kommt.

Lotte. Ich bin von Jugend auf gewöhnt, ins Grüne zu sehn. Bei uns in Rudolstadt ist am Haus ein großer 11 Garten und gleich dahinter der Wald. Und hier aus unsrem Fenster sehe ich nur auf Mauern . . .

Cäcilie. Aber dafür haben Sie hier die große geistige Anregung.

Lotte. Ja, das allerdings.

Bernardi. Und das Leben hier, das Leben!

Walter. Da hörst du's, Lotte – das Leben! Du wirst schon Geschmack dran bekommen. Ist es nicht famos, alle Tage neue Gesichter, immer einer gescheiter als der andre, nachts nicht schlafen gehn und morgens nicht aufstehn! Das erhält frisch, jung, elastisch. Es ist großartig.

Cäcilie (zu Lotte). Kommen Sie nur recht fleißig zu uns. Wir wollen Sie für Berlin erobern.

Lotte. Ja, mein Mann hat mir viel von Ihrem Hause erzählt. Auch von Ihnen, mein Fräulein.

Edith. Von mir?

Lotte. Daß Sie so geistreich sind und so gebildet.

Edith. Es ist wirklich nicht so gefährlich.

Walter. Seien Sie nicht so bescheiden. Ich sage dir, Lotte, du kannst anfangen, wo du willst. Fräulein Edith weiß alles. 12

Cäcilie. Wir haben uns ihre Erziehung angelegen sein lassen. Sie hat in jedem Fach die ersten Autoritäten zu Lehrern gehabt, und was sie hier im Hause vor sich gesehen . . .

Walter. Alles, was überhaupt einen Namen hat. So eine Gesellschaft hier – weißt du, Lotte, das ist die reine Autographensammlung.

Bernardi (geschmeichelt). Ein schlichter Kaufmann wie ich – was kann der Besseres thun als sein bescheidenes Haus offen halten für den Geist? Und die Hauptsache ist, wir sind nicht steif; bei uns verkehrt man zwanglos. An unsern Montagen kommen manchmal über hundert Leute, und trotzdem ist es sehr gemütlich.

Walter. Außerordentlich! Und da, Lotte – (zeigt nach dem Geburtstagstisch) da kannst du die ganze Gesellschaft beisammen sehn. (Er tritt mit Lotte zum Tisch und sieht sich die Visitenkarten an.) Kammersänger Farini – das ist der große Bariton. Graf Freihof-Düren – der berühmte Sportsman. Elly Winkler – die entzückende Naive. Launhardt, der gefürchtete Parlamentarier – sogar mit einem Verschen. Und hier eine eigenhändig gemalte Palette von Müllerhaus; famos. Und da ein Gedichtbuch mit Widmung – und so geht das weiter. Hast du solch einen Geburtstagstisch auch nur einmal im Traum gesehn?

Lotte. Nein, gewiß nicht. (Sie hat ein Etui in die Hand genommen.) Ach, ist das wundervoll! Diese herrlichen Steine. 13

Edith. Das ist von Papa. Das fehlte mir noch zu der ganzen Garnitur; Ohrringe, Brosche und Armband hatte ich schon früher. Aber ich werd's wahrscheinlich umtauschen. Das Dessin paßt nicht ganz.

Cäcilie. Es paßt gar nicht. So kannst du's zusammen unmöglich tragen.

Lotte. Wie überreich Ihr Herr Vater Sie beschenkt hat!

Bernardi. Man hat ja nur die eine Tochter.

Edith (zeigt auf große Bücher). Und das ist von Mama.

Lotte (befremdet). Schopenhauers Werke!

Edith. Ja, die hatte ich noch nicht.

Walter (hat die Visitenkarte bei dem Bouquet gelesen). Richard von Ottendorf – ei der tausend! Der ist also wieder hier?

Bernardi. Schon seit mehreren Wochen. Kennen Sie ihn?

Walter. Nicht persönlich. Aber wer wird den nicht kennen – den Sohn eines weltberühmten Mannes! Soviel ich weiß, war er längere Zeit im Ausland. 14

Bernardi. Ja, er war als Volontär in einem großen Hause in London.

Cäcilie. Und dann in Paris.

Edith. In Paris möchte ich auch leben; aber London – brrr!

Lotte. Sind Sie denn schon dort gewesen?

Edith. In London und Paris? Natürlich. Papa und Mama haben mich ja immer auf ihren Reisen mitgenommen.

Lotte. Sie Beneidenswerte!

Edith. Ach, wissen Sie – wenn man jedes Jahr reist – man ist schließlich froh, wenn man wieder zu Hause ist.

Walther (noch bei dem Bouquet). Der junge Mann da hat Geschmack bewiesen in der Wahl seines Vaters. Als man dem alten Ottendorf den erblichen Adel verlieh, soll er gesagt haben: Für mich hat das wenig Zweck; aber mein Sohn kann's gebrauchen.

Lotte. War das der große Naturforscher Ottendorf?

Cäcilie. Allerdings – derselbe. 15

Bernardi. Die Dynamomaschinen, die wir fabrizieren, sind sein System. Mein technischer Leiter ist ja auch ein Schüler von ihm.

Walter. Hans Arndt? Mein alter Freund Hans? Das will ich glauben! Sein Lieblingsschüler war er.

Edith. Der Herausgeber von Ottendorfs nachgelassenen Schriften heißt ja auch Arndt. Papa, das ist also derselbe, der bei dir in der Fabrik ist?

Bernardi. Da fragst du mich zu viel.

Walter. Natürlich derselbe. Aber sagen Sie, Fräulein Edith – man entdeckt ja immer neue Weisheit bei Ihnen. Sie kennen die nachgelassenen Schriften von Eduard Ottendorf!

Edith. Ja, die meisten habe ich gelesen.

Walter. Potz Blitz! So ernste wissenschaftliche Sachen!

Edith (hat von dem Bücherbord einen Band geholt). Da sind seine »Psychologischen Streifzüge«. Das ist gar nicht so schwer geschrieben und sehr interessant.

Walter (blättert in dem Buch). Alle Achtung. Ich bin da nicht ganz durchgekommen. (Legt es auf den Tisch links.) 16

Edith Gott, man liest es eben zweimal. – Gerade Sie, Herr Doktor, Sie sollten mehr Naturwissenschaft treiben.

Walter. Ich?

Edith. Es ist doch keine Frage, daß sich die Poesie immer mehr auf naturwissenschaftliche Grundlage stellt.

Walter. Aha – Sie schwärmen für Ibsen.

Edith. Schwärmen thu' ich überhaupt nicht. Ich bin auch gar nicht mit allem einverstanden, was er schreibt. Aber der schildert uns das Leben, wie es ist.

Walter. Kennen Sie denn das Leben so genau, Fräulein Edith?

Edith. Ich mache mir wenigstens keine Illusionen darüber.

Walter. Keine Illusionen? Ei, ei! Dann lassen Sie sich schleunigst welche zum Geburtstag schenken. (Wendet sich zu den andern.)

Martin (tritt auf, um zu melden).

Cäcilie (ihn bemerkend). Herr von Ottendorf, nicht wahr?

Martin. Nein, Herr Arndt. 17

Bernardi. Ah, der kommt jedenfalls in Geschäften. (Zu Martin.) Ich lasse bitten. (Martin ab.)

Cäcilie. Willst du den hier empfangen?

Bernardi. Warum denn nicht?

Cäcilie (halblaut). Es ist nur, wenn Herr von Ottendorf . . .

Bernardi (halblaut). Das werd' ich schon alles machen.

 

Dritter Auftritt.

Vorige. Hans Arndt.

Bernardi (geht dem Eintretenden entgegen). Kommen Sie näher, Verehrtester! Ich glaube wirklich, Sie sind seit Jahren nicht in meinem Hause gewesen.

Hans. Ja, es ist schon lange her. Sie wissen, ich komme draußen so schwer ab. (Begrüßt Cäcilie.) Gnädige Frau, Sie verzeihen die Störung . . . (Verbeugt sich vor Edith.) Mein Fräulein! (Auf Walter und Lotte zu.) Da treffe ich ja alte Freunde.

Walter. Na, dich bekommt man überhaupt nicht mehr zu sehn. Wenn ich dich nicht einmal in der Fabrik heimsuche . . .

Lotte (zu Edith). Wo liegt die Fabrik? 18

Edith (mit einer Handbewegung). Ganz weit draußen. Ich bin in die Gegend noch nicht gekommen.

Hans (ist zu Bernardi getreten). Ich war zuerst auf Ihrem Bureau, und da ich Sie dort nicht fand . . .

Bernardi. Ich hatte heut Vaterpflichten – Geburtstag, wie Sie sehen.

Hans. Ah so! (Geht zu Edith.) Mein Fräulein, gestatten Sie, daß ich Ihnen meinen aufrichtigen Glückwunsch . . . (Sieht sie an.) Sie haben sich sehr verändert.

Edith (leichthin). Sie meinen wohl, zu meinem Nachteil?

Hans. Nein, das meine ich nicht. (Tritt wieder zu Bernardi und geht mit ihm in den Vordergrund.) Könnten Sie mir jetzt eine halbe Stunde schenken?

Bernardi. Eine Sache von Wichtigkeit?

Hans. Von großer Wichtigkeit.

Bernardi. Doch nicht wieder die alte Geschichte?

Hans. Die alte Geschichte. Die Arbeiter – 19

Bernardi (einfallend). – sind unzufrieden, beklagen sich, verlangen höheren Lohn, und so weiter. Liebster, Bester, dazu muß ich Ruhe haben. Sie sehen selbst – der Geburtstag meiner Tochter; außerdem erwarte ich jeden Augenblick einen Gast, mit dem ich eine unaufschiebbare Angelegenheit . . . (Sieht auf die Uhr.) Wissen Sie was? Jetzt ist es halb zwei. Um fünf Uhr essen wir. Also kommen Sie um vier Uhr wieder; da haben wir eine ganze Stunde . . .

Hans. Es ist viel draußen zu thun. Ich wollte gleich wieder zurückfahren.

Bernardi. Sehr lobenswert; aber es wird uns nicht ruinieren, wenn Sie einmal zwei Stunden spazieren gehn. Seien Sie nicht gar zu fleißig.

Hans. Ich muß wohl fleißig sein, da . . . (Stockt.)

Bernardi. Sie wollen sagen, da ich es nicht bin.

Hans. Das würde ich mir nicht erlauben. Das Bureau in der Stadt macht Ihnen überdies Arbeit genug. Aber Sie kommen so selten in Ihre Fabrik hinaus . . .

Bernardi. Darin sollten Sie einen Beweis meines Vertrauens erblicken.

Hans. Ihr Vertrauen ist mir unschätzbar, und dennoch als Chef und Eigentümer . . . 20

Bernardi. Vor allem bin ich Vater, lieber Freund, Vater einer erwachsenen Tochter – und als solcher hat man eine ganze Unzahl von Pflichten. Aber warten Sie nur! Vielleicht bin ich gerade dabei, eine Aenderung eintreten zu lassen, eine Aenderung, durch die uns allen zugleich geholfen ist. Warten Sie nur!

Hans. Um so besser. – Also um vier Uhr.

Bernardi. Deshalb brauchen Sie doch nicht gleich wieder fortzulaufen, Sie Geschäftsmensch. – Edith, zeige doch Herrn Arndt deine Geschenke.

Cäcilie. Darf ich Ihnen vielleicht ein gutes Glas Wein anbieten, Herr Arndt?

Hans. Ich danke. (Er geht mit Edith an den Tisch rechts, während die übrigen links vorn Platz genommen haben.)

Edith. Herr Doktor Heideck erzählte uns eben, daß Sie der Lieblingsschüler Ottendorfs gewesen sind.

Hans. Das ist wohl zu viel gesagt. Aber wahr ist, daß ich ihm alles verdanke. Er hat mir auch die Mittel zum Studieren verschafft.

Cäcilie. Ich wußte gar nicht, daß er auch Techniker ausgebildet hat. 21

Hans. Ich war anfangs nicht Techniker. Ich bin es geworden auf seinen Rat.

Edith. Weshalb?

Hans. Weil . . . weil ich arm war.

Edith. Und was hätten Sie denn sonst werden wollen?

Hans. Warum fragen Sie mich das?

Edith. Das ist doch kein Geheimnis.

Hans. Man redet nicht gern von seinen eigenen Thaten – noch weniger von seinen vereitelten Plänen.

Edith. Sie scheinen ja alles schrecklich ernst zu nehmen, Herr Arndt.

Hans. Nur das, was ernst ist.

Edith. Ich habe nicht geahnt, daß Sie so schlagfertig sind. Es muß ganz amüsant sein, sich mit Ihnen herumzustreiten. Sie müssen wirklich öfter kommen. Wir wollen miteinander plaudern.

Hans. Und wenn wir nun verschiedene Sprachen sprächen? 22

Edith. Glauben Sie etwa, ich verstehe die Ihrige nicht?

Hans. Ja, das glaub' ich.

Edith. Und warum nicht?

Hans. Weil Sie zu gescheit sind.

Edith. Zu gescheit? – – (Sie will noch etwas erwidern, besinnt sich anders und macht eine trotzige Bewegung.)

Hans (verabschiedet sich mit einer Verbeugung). Mein Fräulein! (Verbeugt sich stumm vor Cäcilie; dann zu Walter und Lotte.) Auf Wiedersehn. (Zu Bernardi, der ihm das Geleit gibt.) Um vier Uhr. (Ab.)

 

Vierter Auftritt.

Vorige (ohne) Hans.

Cäcilie. Höre einmal, Julius, sehr liebenswürdig ist dein Herr Arndt gerade nicht.

Walter. Den kennen Sie nicht. Ein ganz famoser Kerl.

Bernardi. Liebenswürdig! Der Mann hat seinen Kopf voll mit meinen Angelegenheiten. Er ist tüchtig und zuverlässig und arbeitet für drei. Da soll er auch noch liebenswürdig sein. 23

Edith. Ich finde ihn gar nicht so übel. Er besitzt eine gewisse Originalität, und dann – auffallend hübsche Augen hat er. Wir sollten ihn manchmal einladen.

Bernardi. Ich habe ihn öfters aufgefordert; aber er hatte immer Ausreden. Uebrigens – er hat wirklich keine Zeit.

Cäcilie (aufhorchend). Ist nicht eben ein Wagen vorgefahren?

Bernardi (tritt ans Fenster). Es ist Herr von Ottendorf. (Walter und Lotte folgen ihm.)

Cäcilie (aufatmend, halblaut). Endlich! (Steht auf.)

Lotte (ans Fenster). Wer ist der Offizier, den er da begrüßt?

Bernardi. Das ist der Graf Freihof.

Cäcilie. Sein intimster Freund.

Walter. Jetzt verabschieden sie sich. Er wendet sich nach dem Hause.

Lotte. Ein stattlicher Mann.

Walter. Jawohl. Aber seinem Vater sieht er gar nicht ähnlich. 24

Cäcilie (zu Edith, die allein sitzen geblieben ist). Deine Frisur ist wieder ganz verschoben. Diese neue Jungfer kann auch gar nichts! (Sie macht sich mit Ediths Haar zu schaffen.)

Martin (tritt auf, meldet). Herr von Ottendorf.

Cäcilie, Bernardi (eifrig und gleichzeitig). Sehr angenehm!

Martin (ab und öffnet Richard die Thür).

 

Fünfter Auftritt.

Vorige. Richard von Ottendorf.

Richard (der eine Rose im Knopfloch trägt, eilt auf Cäcilie zu und küßt ihr die Hand). Meine Gnädigste! – Mein lieber Herr Bernardi! – Und nun zu Ihnen, gnädiges Fräulein. Ich habe den Vorzug, Ihnen ganz gehorsamst Glück zu wünschen.

Edith. Ich danke sehr – auch für die schönen Blumen.

Cäcilie. Ja, Herr von Ottendorf, Sie haben uns wirklich in Verlegenheit gesetzt . . .

Richard. Aber nicht der Rede wert! (Geht nach dem Tisch rechts.) Ist ja berauschend – dieser Opferhain. (Zu Bernardi, der dicht neben ihm steht, schnell, leise.) Na, wie ist Ihnen der Abend bei Uhl bekommen? 25

Bernardi. (erschreckend, leise). Pst! – Vorzüglich. – Was macht die Kleine?

Richard (leise). Danke der gütigen Nachfrage. Werden ihr nächstens in Gnaden den Abschied geben.

Bernardi. So? Hm!

Richard (sich zu den Damen wendend). Ich erkläre eben Herrn Bernardi meine Verspätung. Gerade heute muß irgend eine Eczellenz mich mit ihrem Gegenbesuch langweilen.

Cäcilie. Wir freuen uns, daß Sie da sind. – Nein, meine Vergeßlichkeit . . . Ich habe Sie ja noch gar nicht bekannt gemacht. (Vorstellend.) Herr von Ottendorf – Walter Heideck – Frau Doktor Heideck.

Richard. Angenehm. – Herr Doktor, sind Sie verwandt mit dem Husarenlieutenant Heideck?

Walter. Ich glaube nicht.

Cäcilie. Walter Heideck – unser beliebter Erzähler!

Richard. Ah, Pardon! – Ich hörte Ihren berühmten Vornamen nicht. Habe ja sehr viel von Ihnen gelesen.

Walter. Das ist nicht gut möglich, Herr von Ottendorf; denn ich habe sehr wenig geschrieben. 26

Richard. Ich meine qualitativ.

Walter. Wenn mich nämlich die gütige Hausfrau einen beliebten Erzähler nennt, so will sie damit andeuten, daß ich vor zehn Jahren einen Band Novellen geschrieben habe und seitdem nichts wieder.

Cäcilie. Ja, Ihre Verehrer verübeln Ihnen diese Faulheit schon lange.

Walter. Faulheit? Nichts weniger als das! Ich bin der fleißigste Mensch von der Welt! Fehle ich in irgend einem Theater, bei irgend einem Konzert, einem Festessen, einer Wahlversammlung? Ich lasse mich anregen, ich sammle Eindrücke.

Richard. Und die bringen Sie nicht zu Papier?

Walter. Später einmal – viel später. Ich habe noch lange nicht genug; ich bin noch nicht durchsättigt. – Vor zehn Jahren lebte ich in Rudolstadt und dichtete so vor mich hin – die mit Recht so beliebten Novellen. Das Buch hatte Erfolg, machte Aufsehn; man rief mir von allen Seiten zu: Verkümmern Sie nicht im Winkel! Gehen Sie in das Centrum! Sammeln Sie Eindrücke! Das habe ich gethan – Und seit zehn Jahren mache ich alles mit. Immer ist etwas Neues los; immer bin ich aufs neue gepackt, gefesselt, elektrisiert. Ich komme überall hin, nur nie zu mir selbst. In Rudolstadt hätte ich inzwischen zehn Bücher geschrieben; aber dann hätte ich eben keine Eindrücke sammeln können. 27

Lotte. Du solltest nicht so viel in Gesellschaften gehn.

Walter. Das ist noch dein Provinzstandpunkt. Aber ich sage dir, Lotte, auch du wirst gefaßt werden und verschlungen von diesem göttlichen, unvergleichlichen Strudel! Bah! Leben ist mehr wert als schreiben.

Richard. Topp! Sie sind mein Mann! – Sehen Sie mal zum Beispiel meinen Vater an. Was hat der überhaupt von seinem Leben gehabt?

Walter. Das will ich doch nicht so schroff hinstellen.

Bernardi. Er opferte sich für die Wissenschaft.

Cäcilie. Und für die Menschheit.

Richard. Jawohl, den ganzen Tag und die halbe Nacht saß er am Schreibtisch oder im Laboratorium und ruhte nicht, bis er sich richtig zu Tode gearbeitet hatte. Na, ich habe ihn wenigstens immer gewarnt. – (Zu Edith.) Gnädiges Fräulein hatten mir doch versprochen, mir das letzte Bild zu zeigen, das Sie gemalt haben.

Edith. Es ist nicht viel dran. (Führt ihn zur Staffelei.)

Richard. Aha – Pastell! Ist ja einfach glanzvoll. 28

Cäcilie. (die sich den beiden genähert hat, zu Richard). Das hat sie in ein paar Stunden gemacht.

Richard. Unglaublich!

Edith. Ich habe jetzt sehr wenig Zeit zum Malen.

Cäcilie. Ja, das Singen nimmt sie so in Anspruch.

Richard. Wenn man solch eine Stimme hat –

Cäcilie. Ach, Sie können gar nicht urteilen. Sie haben sie ja nur neulich bei Fellners gehört, und da war sie stark indisponiert.

Richard. Unheimlich talentvoll! Gnädiges Fräulein, ich kann nur sagen, man kommt sich ordentlich blamiert vor.

Walter (der sich mit Lotte erhoben hat, zu Bernardi). Nun ist es die höchste Zeit . . .

Cäcilie. Sie wollen schon gehn?

Walter. Wir sind zum Gabelfrühstück geladen – bei Generalkonsul Becker.

Cäcilie. Da werden Sie sehr wohlschmeckende Eindrücke sammeln. 29

Bernardi. Das beste Essen von Berlin.

(Verabschiedung. Walter und Lotte ab.)

 

Sechster Auftritt.

Bernardi. Cäcilie. Edith. Richard.

Richard (zu Edith). Das ist also ein Dichter?

Edith. Sehr begabt; aber verbummelt. (Sie sprechen weiter.)

Bernardi (Cäcilie in den Vordergrund nehmend, halblaut). Sieh zu, daß du jetzt mit Edith verschwindest.

Cäcilie. Jetzt schon?

Bernardi. Na, lange hinausziehen wollen wir die Sache doch nicht. Das ist eine unangenehme Situation für ihn und für uns.

Cäcilie. Allerdings – aufgeregt bin ich gerade genug. (Ruft.) Edith!

Edith (nach vorn kommend). Mama?

Cäcilie. Hast du ganz vergessen, daß wir den Stoff für das Ballkleid aussuchen müssen? Es wird ja sonst nicht mehr fertig. – Herr von Ottendorf wird uns für einige Minuten entschuldigen. 30

Richard (sieht Bernardi an und begreift). Bin zwar untröstlich; aber wenn die Pflicht ruft . . .

Cäcilie. Wir sehen uns jedenfalls noch.

Richard (mit Betonung). Ich hoffe zuversichtlich.

Cäcilie (geht mit Edith zur Thür links; Edith ab).

Bernardi (hält Cäcilie, die Edith folgen will, an der Thür zurück; leise). Willst du sie nicht ein bißchen vorbereiten?

Cäcilie. Und wenn nun nichts daraus wird?

Bernardi. Ja, das ist richtig.

Cäcilie. Uebrigens – glaubst du vielleicht, daß sie noch nichts gemerkt hat? (Ab links.)

 

Siebenter Auftritt.

Bernardi. Richard.

Bernardi. So, mein lieber Herr von Ottendorf – jetzt stehe ich ganz zu Ihrer Verfügung. – (Bietet ihm sein Etui an.) Rauchen Sie?

Richard. Cigarren niemals; aber wenn Sie gestatten, daß ich mir eine Cigarette . . . (Er nimmt aus einem silbernen Etui 31 eine Cigarette; Bernardi bietet ihm Feuer an.) Also . . . . ohne lange Umschweife . . .

Bernardi. Warten Sie nur noch einen Augenblick . . . (Geht zur Wand und drückt auf einen elektrischen Knopf.) Für alle Fälle . . .

Martin (tritt auf).

Bernardi (zu Martin). Ich bin jetzt für niemand zu sprechen – hören Sie, für niemand!

Martin. Sehr wohl. (Ab.)

Bernardi. Nun also – – los!

Richard. Herr Bernardi, ich glaube, Sie werden mir dankbar sein, wenn ich gleich zur Sache rede . . . Sie wissen, warum ich Sie um diese Unterredung gebeten habe.

Bernardi. Selbstverständlich weiß ich das.

Richard. Sie haben mir angedeutet, daß Ihre prinzipielle Geneigtheit . . .

Bernardi. Das habe ich. Uebrigens – gut, daß ich daran denke! Ich will Ihnen gleich ganz offen sagen. Ich habe inzwischen bei vertrauenswürdigen Leuten Erkundigungen eingezogen – über Ihre Verhältnisse.

Richard. Durchaus korrekt. 32

Bernardi. Ueber Ihre Familie – das war natürlich unnötig. Die ist prima. Nun ja – also nur, damit wir das abmachen – Sie waren zuerst Jurist und haben sich noch während des Studiums zur kaufmännischen Karriere entschlossen. Ihr Herr Vater brachte Sie in dem Londoner Hause unter, und die Referenzen von dort lassen nichts zu wünschen übrig.

Richard. Der Chef machte mir sogar Aussicht, daß ich als Teilhaber . . .

Bernardi. Weiß ich alles. Nach dem Tode Ihres Vaters zogen Sie es aber vor, die Stellung aufzugeben und gingen nach Paris. Dort lebten Sie anderthalb Jahre ohne Stellung und haben sich amüsiert.

Richard. Ja – sehr gut.

Bernardi. Ist auch eine großartige Stadt! Donnerwetter – diese Weiber! Was?

Richard. Na, und ob!

Bernardi. Es gibt überhaupt nur die Pariserinnen. Sehen Sie – heute noch, wenn ich nach Paris komme – (Sich besinnend.) Ja so – was ich sagen wollte . . . Sie haben sich amüsiert, und das war natürlich teuer!

Richard. Sündhaft!

Bernardi. Dabei ging das kleine Vermögen, das Ihr Herr Vater Ihnen hinterließ, so ziemlich drauf. Beweis: Sie 33 haben sogar das ererbte Patent auf die verbesserte Dynamomaschine verkauft.

Richard. In einer augenblicklichen Verlegenheit . . .

Bernardi. Kann ich mir alles sehr lebhaft vorstellen. Fällt mir auch nicht ein, Ihnen vorzuwerfen, daß Sie Ihre Jugend genossen haben. Man lebt nur einmal. Aber, lieber Freund – jetzt müssen Sie vernünftig werden!

Richard. Herr Bernardi, es gibt gewisse Dinge, die unter Kavalieren – wie soll ich sagen – die sich von selbst verstehn. In dem Augenblick, wo ich die Ehre habe, um die Hand Ihrer Fräulein Tochter . . .

Bernardi (ihn unterbrechend). Schon gut! Ueber den Punkt wären wir also einig. Nun also – um kaufmännisch zu reden – das, was Sie positiv mitbringen, das ist Ihr Name und Ihre Arbeitskraft.

Richard. Ich denke doch . . .

Bernardi. Gleich; lassen Sie mich nur ausreden. Ihr Name – alle Achtung! Was den Adel betrifft – daraus macht sich meine Frau mehr als ich; (Bewegung Richards) obschon – ich unterschätze das keineswegs. Trotz der liberalen Gesinnung, die ich immer bethätigt habe, weiß ich mit den sozialen Thatsachen zu rechnen. Worauf ich aber den Hauptwert lege – Sie sind sozusagen geistige Aristokratie; Sie sind der Sohn Ottendorfs, und das bedeutet in unsrer industriellen Welt mehr als ein einfaches »Von«. Also – Ihren Namen kann die Fabrik 34 brauchen. Aber – das ist es natürlich nicht allein. Ich bin nicht mehr jung; ich will eine Stütze im Geschäft haben, eine frische Kraft, die mir einen Teil der Sorge und Arbeit abnimmt. Du lieber Gott – diese Zeiten! Fortwährende Aufregung; kein Verlaß mehr auf die Arbeiter – und ich will doch schließlich auch noch etwas von meinem Leben haben.

Richard. Herr Bernardi – wenn diese Versicherung Sie beruhigen kann – ich werde arbeiten, und zwar heftig. Wie Sie wissen, bin ich Offizier; und ein gewisses organisatorisches Talent . . . Ich fühle den Ehrgeiz in mir, aus dieser Fabrik durch stramme Verwaltung eine Art Musterinstitut zu machen und dadurch für eine spätere politische Karriere . . .

Bernardi. Also daran denken Sie?

Richard. Allerdings. Ueberlegen Sie doch: wenn ich faulenzen wollte – wenn es mir lediglich um eine gute Partie zu thun wäre –

Bernardi. Nun, ich darf behaupten, der Eintritt in meine Firma repräsentiert zugleich eine Mitgift, wie sie sich nicht alle Tage findet.

Richard. Wohl – wohl . . . und da wir einmal bei diesem Thema angelangt sind . . .

Bernardi. Nur Geduld – wird schon alles kommen. Wie Sie sich denken können: mein Kapital steckt so ziemlich vollständig in der Fabrik. 35

Richard. Dachte ich mir.

Bernardi. Trotzdem die Bilanzen in den letzten Jahren immer günstiger wurden, habe ich begreiflicherweise nichts Nennenswertes zurücklegen können. Denn inzwischen wuchs Edith heran, und bei der Erziehung, die wir ihr gaben, bei dem Leben, das wir mit Rücksicht auf sie zu führen genötigt wurden . . .

Richard. Verstehe.

Bernardi. Wobei natürlich unsre eigenen Bedürfnisse auch gewachsen sind. Diese Gesellschaften, diese Reisen, diese Extravaganzen . . . unter siebzigtausend Mark sind wir da selten durchgekommen, und etwas mehr oder weniger betrug bisher der jährliche Reingewinn.

Richard. Hm! – Das läßt sich steigern.

Bernardi. Höchst wahrscheinlich; – wenn alles glatt geht, sogar sicher. Also – kurz gesagt: ich bestreite die gesamte Ausstattung und Einrichtung. Sie treten als Teilhaber bei mir ein; Sie übernehmen zunächst die Korrespondenz und die Repräsentation, vor allem aber die Ueberwachung des Betriebes – was Ihnen nebenbei sehr erleichtert wird; denn mein technischer Leiter ist die Zuverlässigkeit in Person. Und ich beteilige Sie vom Tag Ihres Eintritts an – das heißt, wenn Sie wollen, sofort – mit einem Drittel. Das entspricht also, nach der letzten Bilanz und zu vier Prozent gerechnet, einem Kapital von – rund sechsmalhunderttausend Mark. (Er sieht Richard an, welcher schweigt. Nach einer kleinen Pause) Wie? 36

Richard (zögernd). Herr Bernardi, ich brauche Ihnen nicht erst zu versichern, wie ehrenvoll Ihr Anerbieten ist, und wie die Aussicht, in Ihre hochgeschätzte Familie . . .

Bernardi (besorgt). Lieber Herr von Ottendorf, um Gottes willen jetzt keine Phrasen. Wir sind unter uns Männern. Vor mir brauchen Sie sich nicht zu genieren. Sagen Sie klar heraus, was Ihnen nicht paßt.

Richard. Auf Ehre, es ist mir überaus peinlich, gerade diesen Punkt . . .

Bernardi. Wir reden hier doch rein geschäftlich. Ich habe Ihnen meine Proposition gemacht; machen Sie mir jetzt die Ihre.

Richard. Ich wiederhole – und das ist keine Phrase – Ihr Anerbieten ist höchst ehrenvoll, und ich würde kein Wort weiter verlieren, kein Wort, wenn hier nicht noch ein sehr wichtiger Faktor mitspielte – nämlich Ihre Fräulein Tochter.

Bernardi (noch nicht verstehend). Meine Tochter – wieso?

Richard. Ich werde ja nicht nur Ihr Teilhaber, sondern in erster Linie Ihr Schwiegersohn, der Gatte Ihrer Tochter. Sie selbst haben mir eben auseinandergesetzt, auf welchem Fuß die junge Dame erzogen ist, welche Ansprüche an das Leben zu machen sie von Ihnen gelernt hat. Mein Stolz würde mir verbieten, eine Frau an meiner Seite zu sehn, der ich Einschränkungen auferlegen müßte, die in meinem Haus auch nur das Kleinste entbehren würde, was ihr im 37 Elternhaus geboten war. Und sie selbst könnte sich dabei nicht glücklich fühlen. Wenn ich also anspruchsvoll bin, so sind Sie es, der mich durch die Erziehung Ihrer Tochter dazu zwingt.

Bernardi (sehr betroffen). Durch ihre Erziehung! Ja, konnten wir sie denn anders erziehen, wenn wir ihr Glück wollten? Konnten wir unser einziges Kind, ein Mädchen von solchem Geist, von solchen Gaben zu einer spießbürgerlichen Hausfrau bestimmen? Wofür habe ich denn gearbeitet?

Richard. Sehr richtig. Aber deshalb können Sie jetzt auch nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Zur Führung eines annähernd standesgemäßen Haushaltes bedarf ich der sofortigen Beteiligung mit der Hälfte.

Bernardi (sich den Schweiß abtrocknend). Das ist hart!

Richard. Uebrigens – wenn Ihre Tochter aus dem Hause ist, dann fällt ja der einzige Grund fort, weshalb Sie diesen Aufwand entfaltet haben.

Bernardi. Da liegt es ja eben! Durch ihre Erziehung haben wir nach und nach uns selber mitverwöhnt. Meine Frau und ich – wir können jetzt auch nicht mehr leben wie früher.

Richard. Außerdem – ich werde mein ganzes Bestreben daran setzen, die Rentabilität der Fabrik zu erhöhen. Und wenn ich mir so etwas vornehme . . . 38

Bernardi (mit innerlichem Kampf). Also – Sie machen das zur Kabinettsfrage?

Richard. Ja – allerdings . . .

Bernardi (tief aufseufzend). Nun denn – in Gottes Namen. – Es ist ein großes Opfer, das ich Ihnen bringe.

Richard. Sie bringen es Ihrer Tochter.

Bernardi. Jawohl – meiner Tochter. Aber – (hat Richards Hand ergriffen) machen Sie sie glücklich!

Richard. Wird mein eifrigstes Bemühen sein.

Bernardi (Atem schöpfend). Gott sei Dank – dann wären wir also so weit.

Richard (lächelnd). Bis auf eine Kleinigkeit.

Bernardi (beunruhigt). Was denn noch?

Richard. Die Einwilligung Ihrer Tochter.

Bernardi (erstaunt). Sind Sie deren denn nicht sicher? Ich denke, Sie haben ihr schon seit Wochen den Hof gemacht?

Richard. Allerdings – ich schmeichle mir, einigen Eindruck . . . Aber so ein Mädchenherz . . . 39

Bernardi. Nun, darauf wollen wir's einmal ankommen lassen. (Geht zur Thür links und ruft.) Cäcilie! Cäcilie!

Richard (erleichtert). Ah! – Mir ist wirklich auch ganz warm geworden!

 

Achter Auftritt.

Bernardi. Cäcilie (von links).

Cäcilie (zu Bernardi, ihre Erregung bemeisternd). Julius, du hast mich gerufen?

Bernardi. Ja, Cäcilie – fasse dich! – Herr von Ottendorf hat dir eine wichtige Eröffnung zu machen.

Cäcilie. Mein Gott, wie du mich erschreckst! – Doch nicht etwa . . .

Richard. Verehrte gnädige Frau! Nachdem ich in dieser Stunde so glücklich war, den Segen Ihres Herrn Gemahls zu erringen, habe ich die Ehre, Sie um die Hand Ihrer Fräulein Tochter zu bitten.

Cäcilie. Herr von Ottendorf – diese Ueberraschung – ich finde keine Worte . . .

Bernardi (ungeduldig). Na, finde nur Worte! Du brauchst dich vor Herrn von Ottendorf nicht zu verstellen. 40

Cäcilie (reicht in aufrichtiger Bewegung Richard die Hand, die er küßt). Wenn ich auf Ihre Frage mit ja erwidere, Herr von Ottendorf, so wissen Sie, was das für eine Mutter bedeutet. (Die Stimme versagt ihr wiederholt vor Rührung.) Es ist unser einziges Kind – und was für ein Kind! – unser ganzer Reichtum – unser Leben und Denken seit zweiundzwanzig Jahren. –

Richard. Ja, das weiß ich.

Cäcilie. Wenn Ihr edler Vater das nur noch hätte erleben können . . .! Sie hätte ihm ganz gewiß gefallen . . . sie ist kein gewöhnliches Mädchen, glauben Sie mir! Wenn Sie sie erst genau kennen . . . dieser Geist und dieses Streben . . .

Richard. Das habe ich hinlänglich bewundern gelernt. – Aber noch weiß ich nicht, ob sie selbst geneigt ist . . .

Cäcilie. Sie wird nicht nein sagen, Herr von Ottendorf.

Richard. Wirklich?

Bernardi. Woher weißt du?

Cäcilie. Sie selbst fing davon an. Sie ist ja zu klug; vor ihr kann man nichts verbergen. Als wir hineingegangen waren, sagte sie. »Mama, ich weiß ganz genau, daß Herr von Ottendorf jetzt um meine Hand anhält.«

Richard. Köstlich! 41

Cäcilie. Und als ich sie nun fragte, wie sie sich dazu stellte, da erwiderte sie mir in ihrer klaren, verständigen Art, sie glaube, daß es das Richtige sei.

Bernardi. Nun also!

Richard. Dann will ich aber keinen Augenblick mehr zögern . . .

Cäcilie. Ich werde sie rufen. (Sie geht durch die Thür links ab, welche sie offen läßt. Man hört sie drinnen rufen.) Edith, komm einmal herein.

Bernardi (scherzend zu Richard). Mut, junger Mann!

Richard. Hab' ich! (Zieht sich beim Auftreten Ediths ein wenig zurück.)

 

Neunter Auftritt.

Vorige. Cäcilie mit Edith (von links).

Edith. Was gibt's denn?

Bernardi (auf sie zugehend). Meine liebe Edith, Herr von Ottendorf wird eine Frage an dich stellen . . .

Cäcilie (von der andern Seite). Die wichtigste Frage des Lebens.

Edith (nickt). Schon kapiert. 42

Bernardi (ihre rechte Hand ergreifend). Antworte, wie du glaubst, daß es zu deinem Glücke gut ist.

Cäcilie (ihre Linke fassend). Wir wollen ja auf der weiten Welt nichts als dein Glück. – (umarmt und küßt sie.) Mein gutes Kind!

Bernardi (umarmt und küßt sie gleichfalls). Mut, meine Tochter!

(Cäcilie und Bernardi gehen langsam, rückwärts blickend, ab links. Edith setzt sich links vorn.)

 

Zehnter Auftritt.

Edith. Richard.

Richard (kommt nach vorn. Nach einer kleinen Pause). Mein wertes Fräulein . . . der gütige Zufall . . . gewährt mir einen Augenblick, den ich lange vergeblich herbeigesehnt habe . . . einen Augenblick des Alleinseins mit Ihnen. (Er wartet, ob Edith etwas sagen wird. Sie schweigt und sieht ihn an.) Es wird Ihnen nicht entgangen sein, daß Sie der Gegenstand meiner Wünsche geworden sind, daß die seltene Vereinigung von Eigenschaften . . . Und gerade heute – an Ihrem Geburtstag ist es mir ganz evident geworden, wie sozusagen eine höhere Fügung uns zu einander geführt hat. Vor Ihnen steht nicht der erste beste unerfahrene Junge, sondern ein Mann – ein Mann, der die Welt und das Leben kennt – durch und durch . . . Ja, das darf ich kühnlich behaupten. Und deshalb brauche ich wohl auch keine lange Rede zu halten; sondern ich frage Sie ganz einfach und geradezu. Wären Sie geneigt, das Leben eines solchen Mannes zu teilen? – Würden Sie einwilligen, meine Gattin zu werden? 43

Edith (hat bisher nervös mit dem Band der Ottendorfschen Schriften gespielt, der auf dem Tisch liegt; jetzt sieht sie ihn wieder an und sagt ruhig). Da Sie, wie es scheint, mit meinen Eltern einig sind . . .

Richard. Ja, ich habe es allerdings für Kavalierspflicht gehalten, mich der Zustimmung Ihrer würdigen Eltern zu versichern, bevor ich an die höchste Instanz appellierte; und da sie beide dafür sind –

Edith (aufstehend). So bin ich auch nicht dagegen.

Richard. Das heißt, Sie beglücken mich mit Ihrem Jawort!

Edith. Mein Jawort! Wie furchtbar feierlich das klingt! Das wäre also in aller Form eine Verlobung!

Richard. In aller Form. Es fehlt nur noch, daß wir zur Besiegelung den Verlobungskuß . . .

Edith. Nein, Herr von Ottendorf, das hat ja noch etwas Zeit.

Richard. Ganz nach Ihrem Belieben – obwohl . . . (Auf eine leicht verneinende Handbewegung Ediths.) Aber dann gestatten Sie wenigstens, daß wir das vertrauliche Du . . .

Edith. Warum denn so eilig? Das sind ja alles Nebensachen. Das Wichtigste ist jetzt, daß wir uns kennen lernen. 44

Richard. Kennen lernen? Ist das Ihr Ernst?

Edith. Mein voller Ernst.

Richard. Aber – ich bitte Sie – nachdem wir wochenlang miteinander verkehren . . .!

Edith (sich setzend). Wir sind in den vier Wochen seit Ihrer Rückkehr fünf- oder sechsmal in Gesellschaft zusammen gewesen. Wir haben miteinander getanzt, und in den Pausen haben wir auch miteinander gesprochen – was man so auf Bällen spricht. Sie haben mir den Hof gemacht – worin Sie ja große Uebung haben – und die ersten Male habe ich nichts Besonderes bemerkt.

Richard. Auch nicht, wie sehr ich mich für Sie interessierte?

Edith. Erst als Sie mir das Bouquet schickten und den ganzen Abend ausschließlich mit mir tanzten. Das mußte mir natürlich auffallen.

Richard. Natürlich. Und was haben Sie sich dabei gedacht?

Edith. Ich habe mir gedacht: Herr von Ottendorf wird wohl eines schönen Tages um dich anhalten, und da ich Zeit hatte, habe ich mir die Sache inzwischen überlegt.

Richard. Sehr richtig. 45

Edith. Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt geworden und habe sehr viele Männer kennen gelernt. Keiner hat mich sonderlich begeistert. Ich bin überhaupt nicht so schwärmerisch angelegt. Meine Freundinnen – du lieber Gott, die waren alle Vierteljahr in einen andern verliebt; aber das sind schließlich abgeschmackte Kindereien. Es war mir keinen Moment zweifelhaft, daß ich mich einmal verheiraten würde; nur – wir jungen Mädchen haben's ja nicht so gut wie die Männer; wir sitzen da und müssen warten, bis einer kommt. Es sind ja vor Ihnen schon verschiedene gekommen . . .

Richard. Selbstredend!

Edith. Aber die waren nicht ernst zu nehmen. Bald war es die Persönlichkeit, bald die Familie, bald die geringe gesellschaftliche Stellung . . . Denn Sie werden schon gemerkt haben: Genügsamkeit ist nicht meine Tugend. Wenn ich das Haus meiner Eltern verlassen sollte, so mußte ich wissen, warum. (Steht auf.)

Richard. Vollständig korrekt gedacht.

Edith. In Ihnen sehe ich den Mann, der mir das alles wird bieten können, was ich vom Leben verlange. Denn – damit Sie's nur gleich wissen – ich bin ehrgeizig, und die Ehe ist nun einmal die einzige Karriere, die wir Frauen machen können.

Richard. Auf Ehrenwort – Sie sind die gescheiteste junge Dame, die mir je vorgekommen ist! Wir werden uns ganz famos vertragen. 46

Edith. Das hoffe ich.

Richard. Gerade weil Sie so vernünftig sind, haben Sie mir gleich imponiert. Keine Gefühlsduselei, keine sentimentale Verdrehtheit. Die meisten jungen Mädchen heutzutage – schauderhaft! Da lesen sie lauter schlechte Romane und glauben all das dumme Zeug; es ist zu albern! Aber Sie – Sie wissen, was Sie wollen; Sie nehmen das Leben, wie es ist. So eine Frau brauche ich, und seien Sie überzeugt, Sie werden auch in meinen Kreisen ganz enorm gefallen.

Edith. Und wie stellen Sie sich im übrigen unser Leben vor?

Richard. Ich werde Sie auf Händen tragen.

Edith. Das wäre auf die Dauer recht langweilig.

Richard (lachend). Ist auch nur so Redensart. – Wir werden uns ein behagliches Nestchen etablieren; wir werden ein Haus machen, die Welt empfangen, Theater besuchen . . .

Edith. Sehr schön; aber weiter?

Richard (nicht verstehend). Weiter?

Edith. Das habe ich ja alles bei meinen Eltern schon gehabt.

Richard. Nun ja . . . wir werden auch reisen – nach Italien, nach Paris . . . 47

Edith. Da war ich schon überall.

Richard. Mein Gott – das ist doch jetzt etwas total andres . . .

Edith. Ich möchte hauptsächlich wissen, wie Sie sich meine Stellung zu Ihrem Berufe denken?

Richard. Zu meinem Beruf? Verstehe ich nicht. Ich trete zunächst ganz einfach als Kompagnon in das Geschäft Ihres Vaters.

Edith. Das habe ich vermutet; aber . . .

Richard. Aber? Wollen Sie vielleicht mit mir im Bureau sitzen? Oder wollen Sie sich in der Fabrik mit den Arbeitern herumzanken?

Edith. Das natürlich nicht – und doch: hören Sie! (Sie hat den Band vom Tische links genommen und aufgeschlagen. Sie liest mit Betonung.) »Will die moderne Frau die Stellung einnehmen, die ihrer allein würdig ist, dann wird sie nicht nur die Haushälterin, sondern auch die Mitarbeiterin ihres Mannes sein müssen.«

Richard (ärgerlich). Das sind die bekannten Phrasen. Also – Sie lesen doch auch schlechte Romane.

Edith. Das ist kein Roman. 48

Richard. Was denn?

Edith (klappt das Buch zu und legt es hin). Ein Werk Ihres Vaters.

Richard (sucht seine Verwirrung zu maskieren). Sein Werk – natürlich! Wer kann das auch alles so im Kopfe haben? Uebrigens – reine Zerstreutheit! Ich denke eigentlich die ganze Zeit nur an den Kuß, den Sie mir schuldig sind.

Edith. Später.

Richard. Sie sind grausam! Was nennen Sie später?

Edith. Nicht vor der offiziellen Verlobungsfeier.

Richard. Und was soll ich bis dahin anfangen?

Edith (reicht ihm das Buch). Sie könnten ja das einmal durchlesen.

 

Elfter Auftritt.

Vorige. Cäcilie, Bernardi (von links).

Cäcilie. Nein – ich lasse mich nicht länger zurückhalten! Ich muß endlich erfahren . . .

Bernardi. Kinder – seid ihr einig? 49

Richard. Meine hochverehrten Schwiegereltern – ich stelle Ihnen hier das jüngste Brautpaar vor. Edith Bernardi, Richard von Ottendorf empfehlen sich – und so weiter und so weiter.

Cäcilie (Edith umarmend). Geliebtes Kind!

Bernardi (zieht Richard an sich). Mein lieber Sohn, kommen Sie an mein Herz! (Er fühlt seine Augen feucht werden.) Es ist doch ein eigentümliches Gefühl . . .

Richard. Ja – es ist ein Abschnitt.

Cäcilie (zu Edith). Nun, wie kommst du dir vor als Braut?

Edith. Weihevoll!

Cäcilie (zu Richard). Mein lieber Richard – ja, so muß ich Sie jetzt nennen – sind Sie dafür, die Sache gleich publik werden zu lassen?

Richard. Aber sicher. Diese Geheimniskrämerei einem fait accompli gegenüber – das hat ja gar keinen Zweck.

Cäcilie. Die Geschichte wird kein geringes Aufsehen machen – bei unserem riesigen Bekanntenkreis –

Bernardi. Ganz Berlin wird Kopf stehen. (Zu Richard.) Und wann denken Sie etwa, daß wir die Hochzeit . . . 50

Richard. Das überlasse ich vollständig den Damen.

Cäcilie. Jetzt haben wir Februar . . . vor Herbst kann die Ausstattung nicht fertig sein.

Edith. So gegen Ende September.

Richard. War auch meine ungefähre Ansicht.

Bernardi. Darüber reden wir noch. Zunächst kommen dringendere Sachen. (Zu Cäcilie.) Du mußt eine Liste entwerfen . . .

Cäcilie. Edith braucht auch drei neue Toiletten . . .

Bernardi. Nur nicht alles auf einmal; das macht einen ja konfus! Vor allem – nächste Woche müssen wir ein Diner geben – Verlobungsessen.

Cäcilie (zu Richard). Und heute werden Sie doch mit uns vorlieb nehmen – am Familientisch?

Bernardi. Natürlich! Wir müssen doch ein paar Pfropfen springen lassen.

Richard. Werde mir die Ehre geben. Aber dann wollen Sie gütigst gestatten, daß ich mir vorher ein paar Telegramme leiste und einige notwendige Gänge . . . 51

Cäcilie. Wir speisen um fünf.

Richard. Meine teure Edith – das ist der erste Abschied. (küßt ihr die Hand.)

Edith (lächelnd). Ziehen Sie mit Gott, mein Herr.

Richard. Frau Mama – Sie gestatten mir diese Bezeichnung? – Schwiegerpapa . . . ich werde pünktlich wieder antreten. (Ab.)

 

Zwölfter Auftritt.

Edith. Cäcilie. Bernardi.

Cäcilie. Er hat entzückende Manieren.

Bernardi. Bist du glücklich, Edith?

Edith. Ich glaube, Papa.

Cäcilie. Du hast wirklich allen Grund, vergnügt zu sein.

Edith. Gewiß, Mama.

Bernardi. Stolz bin ich nicht, das weißt du. Aber wenn ich bedenke, was wir alles für dich gethan haben, deine Mutter und ich . . . wie, Alte? Man soll's uns einmal nachmachen. Wir können behaupten, daß wir unsre 52 Tochter . . . (Ist ans Telephon getreten, klingelt und ruft hinein.) Bitte – Amt IV.

Cäcilie. Was willst du?

Bernardi. Den Koch anfragen, wann er frei ist. (Klingelt und ruft.) Bitte 7856 – Koch Werner.

Martin (tritt auf und meldet). Herr Arndt.

Cäcilie. Was will denn der schon wieder?

Bernardi (ärgerlich). Ach, das hatte ich ganz vergessen. Ich habe ihn herbestellt. (Ruft ins Telephon ) Hier Fabrikant Bernardi – einen Augenblick!

Cäcilie. Laß ihm sagen, daß eine dringende Verhinderung . . .

Bernardi. Das geht nicht. (Zu Martin.) Soll eintreten.

Cäcilie. Dann komm, Edith. Wir haben noch genug zu thun. (Geht mit Edith zur Thür links. Beide begrüßen leicht den eintretenden Hans; dann ab.)

 

Dreizehnter Auftritt.

Bernardi. Hans.

Bernardi (ins Telephon). Spreche ich mit Herrn Werner selbst? – So? Schön! (Zu Hans.) Lieber Arndt, nehmen Sie Platz; gleich zu 53 Ihren Diensten. (Ins Telephon.) Wann sind Sie nächste Woche frei? – Sonst nicht? – Also gut, sagen wir Mittwoch. – Ungefähr sechzig Couverts. – Ja. – Können Sie mir verschiedene Menus vorlegen? – Sehr gut. – Das Beste, was Sie überhaupt haben. – Ja, meine Tochter hat sich verlobt. – Danke schön. Schluß!

Hans (hat aufgehorcht). Ihr Fräulein Tochter hat sich verlobt?

Bernardi. Vor einer Viertelstunde – jawohl – mit Herrn von Ottendorf.

Hans. Da wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen Glück!

Bernardi. Danke. – Sie kennen ihn jedenfalls?

Hans. Wir sind uns nie begegnet. Er war damals noch auf der Schule . . . Aber Sie wissen ja, was sein Vater mir gewesen ist.

Bernardi. Weiß wohl. Um so leichter werden Sie sich mit ihm verständigen.

Hans. Verständigen?

Bernardi. Er tritt als mein Teilhaber bei mir ein und wird nach und nach die ganze Last mir abnehmen. Nun, was sagen Sie dazu?

Hans. Was ich dazu sage? Daß ich mich freue – für Sie, Herr Bernardi, und für uns alle. Der Sohn 54 Ottendorfs – ja, das wird, das muß der rechte Mann sein; den können wir brauchen. Und jetzt wird es mir noch einmal so leicht, mit Ihnen zu reden.

Bernardi (ungeduldig). Lieber guter Freund, dauert's lang?

Hans. Nicht länger als nötig.

Bernardi. Denn Sie können sich denken, wie ich jetzt den Kopf voll habe . . . Verlobungskarten, Telegramme, Einladungen . . . und wenn ich da noch mit Nebensachen . . .

Hans. Herr Bernardi, halten Sie die Existenz von dreihundert Menschen für eine Nebensache?

Bernardi (auf und ab gehend). Nun ja, da haben wir's. Großartig! Also Sie haben sich jetzt richtig auch von den Leuten verhetzen lassen.

Hans (seinen aufsteigenden Unwillen bekämpfend). Ich lasse mich nicht verhetzen – und was ich sage, das sage ich in Ihrem eigensten Interesse und im Interesse der Fabrik. Ueberlegen Sie doch nur: es handelt sich in diesem Falle nicht um frivole Ansprüche, sondern um eine Notlage, die auf die Dauer unerträglich ist.

Bernardi. Warum unerträglich? Sind die Leute nicht früher immer zufrieden gewesen, früher, wo sie zwei Drittel von dem verdient haben, was sie heute verdienen?

Hans. Und die Hälfte von dem gebraucht haben, was sie heute brauchen. 55

Bernardi. Gerade wie wir auch.

Hans. Aber das ist es nicht allein. Die Leute sehen, daß unsre Industrie im vollen Aufschwung begriffen ist, daß unsre Preise steigen, daß es an guten Arbeitskräften mangelt. Haben sie da nicht recht, wenn sie ebenfalls die Konjunktur benutzen wollen – für sich und ihre Familien?

Bernardi. So, mein Bester! Jetzt will ich Sie mit Ihren eigenen Waffen schlagen. Können wir denn die Konjunktur benutzen? Oder wissen Sie vielleicht nicht, daß bis zum ersten Januar, also noch über zehn Monate, unsre Verträge laufen – mit Dänemark und Rumänien – Verträge zu den alten Preisen? Daß wir bis dahin keinen Heller mehr verdienen? Daß wir von der ganzen schönen Konjunktur nur den Vorteil haben, unser Rohmaterial so und so viel teurer zu bezahlen?

Hans. Dafür werden wir jetzt neue Verträge abschließen zu den neuen Preisen, und vom Januar ab –

Bernardi. Wir werden! Ich bin Kaufmann, lieber Freund. Ich rechne mit dem, was ist, und nicht mit dem, was wird. Kommen Sie am ersten Januar wieder.

Hans (dringlicher). Sie sind Kaufmann. Dann bitte, rechnen Sie auch damit, daß die Konkurrenzfabriken zum allergrößten Teil ihre Löhne schon jetzt am ersten März erhöhen, und daß unsre besten Kräfte uns abspenstig gemacht werden, wenn nicht schon vorher . . . 56

Bernardi. Was?

Hans. Wenn nicht schon vorher die allgemeine Unzufriedenheit zu einer Katastrophe führt.

Bernardi (sehr erschrocken). Katastrophe! (Wieder etwas ruhiger.) Ach, Sie sind ein Schwarzseher! Wieviele Streiks haben Sie mir schon prophezeit!

Hans. Wenn die Forderungen diesmal abgelehnt werden, dann sind wir keinen Tag, keine Stunde mehr sicher.

Bernardi (mit steigender Aufregung). Unerhört! Das fehlte mir noch! Und heute, wo meine Tochter . . . Hundertmal schon habe ich diese Fabrik verwünscht. Ein Sklave bin ich gewesen mein Leben lang; keine ruhige Stunde . . . Aber sagen Sie doch endlich heraus, was die Leute verlangen!

Hans. Dasselbe wie in den andern Fabriken. Lohnerhöhung um fünfzehn Prozent – vom Ersten ab.

Bernardi. Fünfzehn Prozent – und vom Ersten! – Dann will ich Ihnen nur gleich erklären: das ist die pure Unmöglichkeit.

Hans. Aber bedenken Sie doch, daß die Notlage von so und so viel Familienvätern . . .

Bernardi. Zum Kuckuck, Herr! Ich bin selbst Familienvater, ich bin selbst in einer Notlage! Bin ich vielleicht ein 57 Unmensch? Haben's meine Leute bei mir nicht immer so gut gehabt wie bei irgend jemand? Nur zu nachgiebig bin ich immer gewesen . . . Jawohl! Und ich will ihnen ja auch diesmal helfen. Im neuen Jahre sollen sie haben, was sie wollen. Aber jetzt – im Augenblick – unmöglich!

Hans. Warum unmöglich? Was Sie jetzt zusetzen würden, bringen Sie im nächsten Jahr wieder ein.

Bernardi. Sie sind wirklich naiv. Nichts bringe ich ein. Nicht einen Pfennig! Was vom Januar ab mehr eingenommen wird, das bekomme nicht ich, sondern die Arbeiter. Und vorher zehn Monate höheren Lohn – wissen Sie, was das bedeutet? Einen glatten Verlust von – (rechnet) vierzigtausend Mark – allermindestens. Wollen Sie mir das Geld vielleicht geben? Ich hab's nicht.

Hans. Sie – ein wohlhabender Mann!

Bernardi. Wohlhabend! Wer ist heute wohlhabend, wenn er ein Haus führen muß wie ich, wenn er eine Tochter zu verheiraten hat? Und die Zukunft meiner Tochter ist mir mehr wert als die ganze verdammte Fabrik!

Hans. Die Zukunft Ihrer Tochter?

Bernardi. Ja, wenn Sie's durchaus wissen wollen! Wären Sie gestern, wären Sie heut früh gekommen – dann hätte ich vielleicht noch anders gesprochen – sogar wahrscheinlich. Aber jetzt . . .! Warum soll ich denn vor 58 Ihnen ein Geheimnis daraus machen? Diese Verlobung zwingt mich zu schweren Opfern; ich und meine Frau, wir werden uns einschränken müssen – ganz gehörig. Ich muß Ediths Ausstattung übernehmen; ich muß meinem Schwiegersohn größere Zugeständnisse machen, als ich glaubte; er hat es verlangt, und er hat ganz recht gehabt, es zu verlangen. Jeder andre junge Mann von seiner Position hätte das gerade so gemacht. Und von derselben Fabrik, die unsre eigenen Bedürfnisse kaum mehr gedeckt hat, müssen jetzt zwei Haushalte leben. Jetzt wissen Sie's, und jetzt werden Sie einsehen: Es ist gar nicht dran zu denken!

Hans (nach einer kleinen Pause). Hat Herr von Ottendorf schon genaue Einsicht genommen in die Lage?

Bernardi. Nein; nur ganz im allgemeinen . . . Aber er würde sich jedenfalls schönstens bedanken . . .

Hans. Erlauben Sie, Herr Bernardi, ich weiß bis jetzt nur, daß Sie selbst dem Glück Ihrer Kinder dieses große Opfer bringen; aber ich weiß noch nicht, ob Ihr Schwiegersohn und Ihre Tochter dieses große Opfer auch dann noch annehmen, wenn sie erfahren, aus welchen Taschen es zur Hälfte bestritten wird.

Bernardi. Nun, das ist stark! Jetzt möchte ich Sie doch darauf aufmerksam machen, wer ich bin, und wer Sie sind!

Hans. Wer ich bin, das will ich Ihnen sagen. Ich bin Ihr Angestellter, genau so lange als es Ihnen beliebt. Ich bin 59 nichts weiter als ein Beamter, der auf seinem Posten fünf Jahre seine Pflicht gethan hat.

Bernardi (dazwischenwerfend). Habe ich stets anerkannt.

Hans. Und da ich kein Familienvater bin, so liegt mir nach dem Interesse meines Chefs das Wohl derjenigen am nächsten, die mir untergeben sind, aus deren Kreisen ich selber stamme. Dafür werde ich eintreten – gerade so wie Sie für das Wohl Ihrer Tochter.

Bernardi. Sehr hübsch! Sehr! Und wie denken Sie sich das?

Hans. Ich rechne dabei vor allem auf Ihren neuen Teilhaber.

Bernardi. Probieren Sie's. Machen Sie's mit ihm aus. Ich will mich um den ganzen Krempel so wie so nicht mehr kümmern. Aber das sage ich Ihnen voraus: Er kann auch nicht anders.

Hans. Ich hoffe doch, und wenn nicht . . .

Bernardi. Was dann?

Hans (nach seinem Hute greifend). Dann lehne ich jede Verantwortung ab für die Folgen.

Bernardi (wirft sich in einen Stuhl). Ich sag's ja immer! Dieses Leben! Zum Verrücktwerden! Nicht um ein Haar hab' ich's besser als der unterste Taglöhner in meiner Fabrik. 60

 

Vierzehnter Auftritt.

Vorige. Edith (von links).

Edith. Verzeihen Sie die Unterbrechung, Herr Arndt. – (Zu Bernardi). Mama schreibt an der Liste für die Verlobungskarten und muß dich notwendig Verschiedenes fragen.

Hans. Wir sind fertig.

Bernardi. Jawohl. – Gleich! (Zu Hans.) Mein Schwiegersohn wird in die Fabrik hinauskommen, sobald er Zeit hat.

Hans. Ich hoffe, er hat bald Zeit.

Bernardi. Ich auch. Guten Morgen. (Ab links)

 

Fünfzehnter Auftritt.

Hans. Edith.

Hans. Da habe ich gerade noch Gelegenheit, Ihnen meinen Glückwunsch zu sagen. Der Name Ihres Herrn Bräutigams ist mir wert. – (Mit einer Verbeugung.) Ich empfehle mich bestens. (Wendet sich zum Gehen )

Edith (ruft ihn zurück). Herr Arndt!

Hans (kehrt um). Mein Fräulein! 61

Edith. Sie sind mir noch eine Erklärung schuldig.

Hans. Eine Erklärung?

Edith. Sie haben heute gesagt, ich sei zu gescheit.

Hans (ausweichend). O – mein Fräulein – das fuhr mir nur so heraus.

Edith. Wenn man nicht höflich ist, Herr Arndt, dann sollte man wenigstens mutig sein.

Hans. Mutig? O, was das anbelangt . . .

Edith. Daß ich eine unpassende Frage an Sie richtete – das bedaure ich. Aber das war überhaupt nicht der Grund, weshalb Sie sagten, ich sei zu gescheit.

Hans. Sind Sie denn gerade an Ihrem Verlobungstag in der Laune, die Wahrheit zu hören?

Edith. Ja – in der Laune bin ich. Ich will wissen, was Sie sich eigentlich für einen Begriff von mir machen. (Sie bietet ihm an, Platz zu nehmen.)

Hans. Ich warne Sie. (Mit Betonung.) Denn ich bin vielleicht heute in der Stimmung, aufrichtiger zu sein, als Ihnen lieb ist. 62

Edith. Bitte!

Hans (sich setzend). Nun gut. – (Ohne sie anzusehen.) Als ich sagte: Sie sind zu gescheit, da hätte ich auch sagen können: Sie sind zu wenig jung.

Edith. Komplimente machen Sie wirklich nicht.

Hans. Nein. (Sie plötzlich voll ansehend.) Aber wenn Sie wünschen . . .

Edith (geärgert). Ach bewahre!

Hans. Ich habe Ihnen heute zweimal Glück gewünscht. Zu Ihrem Geburtstag, an dem man Sie fürstlich beschenkt hat, und zu Ihrer Verlobung mit dem Manne Ihrer Wahl. Glück gewünscht – verstehen Sie, was das heißt? Sie haben die Pflicht, glücklich zu sein.

Edith. Ich bin ja auch soweit ganz zufrieden. Aber glücklich – was heißt das?

Hans. Das heißt, mein Fräulein, daß man den Verstand beiseite wirft und aufjauchzt und die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

Edith. Das mögen die thun, denen es Spaß macht.

Hans. Jawohl. Dann hören Sie aber auch weiter, daß in alledem eine ganz gewaltige, ganz riesenhafte Undankbarkeit liegt. 63

Edith. Bei wem soll ich mich denn bedanken?

Hans. Bei Ihrem Schicksal, bei Ihrem seltenen Schicksal. Denn es hat Ihnen ein Leben beschert, nach dem die meisten Menschen in Neid und Sehnsucht sich verzehren. Um ein einziges der Güter, die Ihnen mühelos zu teil geworden sind, ringen Millionen vergeblich bis zum letzten Atemzug.

Edith. Was habe ich denn bis jetzt gar so Besonderes von meinem Leben gehabt?

Hans. Das fragen Sie mich? Das muß ich Ihnen erst sagen? Was haben Sie nicht gehabt? In den Jahren der frischesten Empfänglichkeit hat man Ihnen die Welt gezeigt, den Süden, die Berge, das Meer . . . Sie durften das alles betrachten – mit diesen Augen!

Edith. Ja, als Kind. Da begriff ich es noch nicht recht. Und später war es mir nichts Neues mehr.

Hans. Und die Kunst! Sie selbst hatten künstlerische Anlagen und durften sie frei entfalten. Während andre gearbeitet haben und wieder gearbeitet – in der Dachkammer, in der Werkstatt, in der Fabrik – da konnten Sie Theater besuchen, Galerien, Konzerte . . .

Edith. Auch damit hat man sich bald übersättigt. 64

Hans. Und dann haben Sie sich bilden dürfen nach Herzenslust. Ahnen Sie, was es heißt, sich nach Menschen zu sehnen, die einen lehren und führen könnten, und zu wissen, daß sie einem unerreichbar ferne sind? Mit vierzehn Jahren stand ich an der Maschine von früh bis spät, und in der Nacht las ich physikalische Bücher – zehnmal, hundertmal, bis ich sie nur halbwegs verstand. Ich war schon fast zu alt zum Lernen, als ich dem Vater Ihres Bräutigams näher trat . . .

Edith. Ja, das muß ein ausgezeichneter Mensch gewesen sein.

Hans. Aber Ihr größtes Glück habe ich noch nicht genannt – die Freiheit. Vielleicht begreifen Sie jetzt, wie einem die Frage thut, warum man nicht frei seinen Beruf hat wählen können. Was für den Mann der Beruf ist, das ist für die Frau die Liebe. Und heute haben Sie frei gewählt.

Edith (leicht bewegt). Das ist wahr. Das werd' ich wohl auch noch empfinden. Es ist noch zu neu, zu ungewohnt . . .

Hans (steht auf). Ja, da liegt's. Lernen Sie empfinden.

Edith. Wie lernt man das?

Hans. Durch das Leben.

Edith. Was nennen Sie das Leben? 65

Hans. Ihre Bücher und Ihr Geburtstagstisch und Ihre gute Stube sind es nicht. Das Leben ist da draußen, wo die Menschen leiden und ächzen und sich abmühen – dort, wo wir alle dafür schaffen und entbehren, daß es Ihnen und Ihresgleichen gut geht, mein Fräulein.

Edith (tief betroffen). Daran habe ich nie gedacht.

Hans. Nein, daran denken die gebildeten jungen Damen nicht. Die haben anderes zu thun. Nicht wahr, Sie wissen ganz genau, wann die Schlacht bei Marathon gewesen ist? Nicht wahr, Sie kennen Paris und London, Rom und Neapel und alle Bildergalerien von Europa? Aber die Fabrik Ihres Vaters sich anzusehen, die Fabrik, deren Arbeit Ihnen alles das geschenkt hat – auf diese Idee sind Sie im ganzen Leben noch nicht gekommen.

Edith (schüttelt den Kopf, leise). Nein.

Hans. Sehen Sie sich dort einmal um. Sehen Sie und vergleichen Sie! Vielleicht lernen Sie dann empfinden; vielleicht lernen Sie dann glücklich sein.

Edith (steht auf; nach einer kleinen Pause). So hat noch niemand mit mir gesprochen.

Hans. So spricht der Schüler Ottendorfs. Aber Ihr Bräutigam ist sein Sohn. Er soll Sie in das Leben führen. 66

 

Sechzehnter Auftritt.

Vorige. Richard.

Richard (geht rasch auf Edith zu). Teuerste Edith . . . (Zeigt auf seine Uhr.) Fünf Uhr auf den Schlag. Pünktlich, was? (Er zieht ein Etui hervor und übergibt es ihr.) Und hier habe ich mir gestattet – ein kleines Brautgeschenk . . .

Edith (sieht es an). Wirklich viel zu großartig.

Richard. Für Sie noch lange nicht genug.

Edith (stellt vor). Herr Arndt, der technische Leiter unserer Fabrik – mein Bräutigam.

Richard. So, das sind Sie!

Hans (mit Wärme). Ich freue mich von Herzen, Herr von Ottendorf.

Richard. Na, Sie wissen, ich übernehme jetzt das Kommando. Sie werden es leicht haben; denn ich gebe meine Ordres knapp, klar, präzis. – Werden allerlei Reformen nötig sein.

Hans. O gewiß – dringende Reformen!

Richard. Etwas Schwung in die Sache bringen.

Hans (stutzig werdend). So? – 67

Richard. . . . Die Zügel etwas straffer nehmen.

Hans (sieht ihn fest an). Meinen Sie?

Richard. Ja, mein' ich. (Zu Edith, ihr den Arm bietend.) Ihre Eltern erwarten uns zu Tisch. (Zu Hans, leichthin). Wir reden noch darüber.

Edith (die zwischen beiden gestanden und sie scharf beobachtet hat, nimmt Richards Arm, geht mit ihm nach links, wendet sich noch einmal halb um und grüßt Hans mit einer langsamen Neigung des Kopfes. Dann mit Richard ab links).

Hans (sieht ihnen nach, bis sie verschwunden sind; dann mit Nachdruck). Ja – darüber reden wir noch.

(Während er sich zum Gehen wendet, fällt der Vorhang.)

 


 


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