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Erster Gesang. | |
Den Fürstenbund seh' ich in Frankfurt am Main Sehr weise beisammen. Was thut er? Er wählt einen Kaiser von Deutscheland sich Mit Majorität, absoluter. Es ist ein Mann aus dem Fürstengeschlecht, |
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Bedingung der Wahl war: Richtiges Deutsch, Vernunft und bill'ge Regierung, Eine höchste Geburt, ein adliges Herz Und bürgerliche Manierung. Das Alles vereinigte Gottlieb in sich, Von Figur war er klein, die Haltung war schlicht, Das Purpurornat war ihm viele zu lang, Die Krone, sie wackelte hin und auch her, Auf der Brust war ein roth Schild mit Schwarz und mit Gold, |
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Zweiter Gesang. |
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Und Gottlieb erhob sich und sprach: »Meine Herr'n, Entschuldigen Sie: Ich bin Kaiser! Und, fall's der Himmel mein Flehen erhört, Ein guter, gerechter und weiser. Das deutsche, das große und einige Volk, Durch göttlichen Beistand, mit Rath und mit That Nein, wollt' Ich sagen: die Macht Meines Reich's |
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Ich hab' einen ganz neuen Bundestag auch – Der alte, das war ein höchst trister, – Und damit durch Mich nie 'was Dummes geschieht, Auch verantwortliche Minister. Meine Krone ist erblich und ewig, doch soll Dies ernste Geheiß ward vom Volk applaudirt, »Mir ward,« fuhr er fort, »'ne Civilliste auch, Ich will, so schwör' Ich, ein Bürger nur sein, Die Kais'rin, Mein Gemahl, aus dem Wochenbett kaum |
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Dritter Gesang. |
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Drauf sah' ich den Kaiser von Deutscheland Umarmt von dem König von Preußen, Und vornehm und lächelnd verneigen sich auch Den Gesandten des Herrn aller Reußen. Auch der Kaiser von Oestreich umarmete ihn; Auch der King von Hannover ritt muthig heran Auch Gera, Waldeck und Lippe-Detmold Auch mußt' Majestät von Frankfurt am Main, Drauf trug man ein Bild der Germania her, Und als drauf das Küssen vorüber nun war, |
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Die Fürsten aber, sie lehnten es ab: Sie könnten nicht lange mehr bleiben; – Sie müßten zu höchstihren Völkern zurück Und Regierungsgeschäfte betreiben. Sie schieden mit Inbrunst, indessen von fern |
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Vierter Gesang. |
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Der Kaiser von Deutschland ging nun zu Tisch, Und genoß dazu einen Schoppen, Und ließ von einem Reichskammerherrn sich Eine Pfeife mit Varinas stoppen. |
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Fünfter Gesang. |
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Er rauchte und trank eine Schaale Kaffee, Nahm Abschied darauf von der theuern Gemahlin, der Kais'rin, denn diese ließ nun Von ihrem Dienstmägdelein scheuem. Der Kaiser, er brummte ein Lied vor sich hin Er sah, wie die Kinder beiden Geschlechts Im Wirthshaus zum Krebse geruhete er Die Kellnerin aber verstand keinen Spaß; Das hörten die Gäste und standen ihr bei, |
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Sie nahmen die sämmtlichen Folgen auf sich, Und sah'n sich bald wieder im Freien; Sie schüttelten ihre Köpfe darob, Wie leicht sich die Deutschen entzweien. Sie setzten den Kaiser in eine Kalesch, Sie spielten Revolution und Misere, |
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Letzter Gesang. |
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Noch sah ich den Kaiser dem Schlummer sich weihn, Trotz des Schreiens von seinem Herrn Sohne; Er trug noch die Krone, auf daß unser Reich Keine Nacht wär' ohn' seine Krone. Er stand noch am Bett eine Kleinigkeit still Dann sah' ich ihn schlafen so sorgenlos süß; |
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Und Deutschland war einig und mächtig und stark! Seine Völker, es war'n seine Preiser! Und alles Dieses und Alles allein Durch seinen nothwendigen Kaiser! |
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O schöner, o lieblicher, herrlicher Traum, Auch du bist vorbei – ich erwachte! Mein Arzt stand bei mir und lachte so arg, Daß ich selber von Herzen mitlachte. |