Johann Wolfgang von Goethe
Propyläen und Umkreis
Johann Wolfgang von Goethe

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Über die Flaxmannischen Werke

Ich begreife nun recht gut wie Flaxmann der Abgott aller Dilettanten sein muß, denn seine Verdienste sind alle leicht zu fassen und haben von vielen Seiten eine Annäherung an das was man im allgemeinsten empfindet, kennt, liebt und schätzt. Ich rede hier besonders vom Dante den ich vor mir habe

Eine lebhafte, bewegliche Einbildungskraft, um dem Dichter leicht zu folgen, eine Fähigkeit das so empfangene sinnlich bequem wieder darzustellen, eine symbolische andeutende Tournüre, eine Gabe sich in den unschuldigen Sinn der altern Italiänischen Schule zu versetzen, ein Gefühl von Einfalt und Natürlichkeit. Die Naivität seiner Motive, ein gewisser Geschmack, ich will nicht sagen seine Figuren immer zu komponieren, aber artig ins Blatt zu stellen, ein geistreiches, heiteres und zugleich gelassnes Wesen, mit welchem das abenteuerliche und forcierte, wo es vorkommt, gut kontrastiert. Dabei hat er, als Bildhauer, so viel Kenntnis der Proportionen, Formen und anderer antiken Vorzüge, daß er diese leicht improvisierten Zeichnungen mit einem Anschein von Ernst und Gründlichkeit würzen kann.

 

Indem er die griechischen Gegenstände behandelt sieht man daß er vorzüglich den Eindruck von den Vasengemälden empfangen hat in diesem Sinne hat er einige recht lobenswürdige Sachen gemacht wenn sie anders von ihm selbst herstammen und man ihm nicht allzu entschiedne Nachahmungen oder Reminiszenzen nachweisen kann übrigens gelingen ihm auch hier die naiven und herzlichen Motive am besten wie in der kurzen Rezension der verschiedenen Stücke bemerkt ist im heroischen ist er meistenteils schwach übrigens würden sich sowohl über diese Arbeiten als bei Gelegenheit derselben manche wichtige Punkte zur Sprache bringen lassen wenn man künftig sie auf längere Zeit habhaft werden könnte es würde sich sehr hübsch zeigen lassen, wie an diesem artigen gefälligen und in manchem Sinne nicht unverdienstlichen Phänomen wenig musterhaftes sich zeige.

Merkwürdig ists daß diese Zeichnungen dergestalt ziklisch sind daß sich keine einzige darunter findet die man in einem Gemälde völlig ausgeführt zu sehen wünschte.

(Über Flaxmans Kompositionen)

 

Gegenstände aus Aeschylus
von Flaxmann

Prometheus

1.) Pr. von Bios und Kratos und Hephästos gebunden

2.) Die Okeaniden kommen gezogen. Leichtschwebende Figuren

3.) Okeanus auf dem Greif gute Masse nur zu schwer für das Schweben.

4.) Jo's Träume artig und leicht

5.) Prometh: u die Okeaniden. will nicht recht gruppieren.

 

Die Bittenden

6.) Die drei Götter im alten Styl Die Mädchen mit den Lorbeerzweigen kniend gebeugt artig gedacht.

7.) Die Mädchen an dem Altar und Danäus gleichfalls

8.) Der Herold eine wegschleppend und Pelasgus komponiert gut

9.) Venus. Harmonie Amors Die beiden Frauen im alten Styl. Die Kinder moderne Verkürzungen.

Sieben vor Theben

10.) Die Sieben Helden schwörend

11.) Die Thebanerinnen bittend.

12.) Die beiden Brüder kämpfend im alten Vasenstyl. Der heranschreitende Apoll tut nicht gut

13.) Die Brüder werden tot weggetragen die Schwestern der Chor und ein Herold.

 

Agamemnon

14.) Ein Sänger die Siegesgöttin die herbeischwebt, im Vasenstyl artig gedacht.

15.) Helenas Traumgesicht.

16.) Agamemnon auf den Wagen. Nichts originelles die Figur des Chors ist nicht übel placiert.

17.) Der tote Agamemnon zwei Figuren des Chors Clytämnestra stehend. gut komponiert was jammervolles und schreckliches auszudrücken.

 

Die Opfernden

18.) Electra mit traurigen Mädchen im Zug.

19.) Electra, Orest, Pylades, naiv aber mager.

20.) Tod des Egist und der Clytämnestra die Gruppe der Toten gut angelegt; übrigens nicht so glücklich als Agamemnons Tod.

21.) Orest von den Furien verfolgt, nicht bedeutend.

 

Eumeniden

22.) Der Neugeborne Phöbus in Latonens Schoß von der Titanide beschenkt, sehr artig gedacht und komponiert.

23.) Orest zu den Füßen des Phöbos die beiden Figuren komponieren gut.

24. Die Eumeniden u Clytämnestras Geist, gut und abenteuerlich gedacht.

25.) Eumeniden den Verbrecher verfolgend gewaltsam.

26.) Orest losgesprochen im Basreliefstyl artig gedacht und komponiert.

 

Die Persianer

27.) Der Morgen im Vasenstyl komponiert in diesem Sinne leicht und gut.

28.) Traum der Atossa gut gedacht

29.) Sturz der Persianer.

 

Gegenstände aus der Ilias

1.) Briseis wird weggeführt artig aber mager und kraftlos.

2.) Thetis ruft den Briareos im phantastischen gut nur nicht deutlich daß er den Jupiter gegen die Götter zu schützen erscheint.

3.) Jupiter den Schlaf versendend der Gott zu pompös der Schlaf zu fratzenhaft.

4.) Kypris Helenen von der Mauer rufend, sehr artig gedacht, die befremdete Helena gut charakterisiert. Die abgewendeten Mägde zeigen gut das Geheime der Handlung

5.) Artig gedacht frage ob so eine Komposition wohl zu rektifizieren wäre ohne daß man sie zerstörte

6.) Versammlung der Götter hat ihr Gutes ohne besondere Motive.

7.) Iris bringt die verwundete Venus zum Mars.

8.) Ares von den Riesen gefangen nicht gut, wie eine Fratze von Füßli die Riesen sind brutal und abgeschmackt

9.) Diomed und Pallas gegen Ares komponierte gut wenn Ares ein sterblicher wäre

10.) Verweis des Hectors gegen Paris ist artig gedacht scheint aber eher auszudrucken als wenn der Krieger den Knaben beim hübschen Mädchen ertappte.

11.) Ajax und Hector durch zwei Herolde getrennt komponiert gut im alten Vasensinne.

12.) Here und Pallas auf dem Wagen Horen voran.

13.) Die Horen mit den Pferden beide im alten Vasensinne haben viel gutes.

14.) Die Gesandten an den Achill treuherzig und artig aber sehr schwach.

15.) Diomed und Ulyß mit Rhesus Pferden.

16.) Zwietracht mit der Fackel über den Schiffen.

17.) Hector durch einen Vorfahrenden am Graben gewarnt, druckt diese schwerauszudrückende Handlung gut aus.

18.) Poseidon auf dem vierspännigen Wagen ganz von vorn.

19.) Die Nacht verbirgt den Schlaf vor den Zorn des Zeus. Abenteuerlich beinahe fratzenhaft.

20.) Ajas die Schiffe verteidigend gewaltsam komponiert gut.

21.) Leiche Sarpedons vom Schlafe und Tode getragen. Gefällige Gruppe.

22.) Streit um den Leichnam des Patroklus. Nichts besonders

23.) Thetis und Nymphen. Artig wallender Zug.

24.) Here dem Helios unterzugehen gebietend. Einfach und anständig.

25.) Thetis und Eurinome den Hephästos aufnehmend. Zierliche herzliche Gruppe.

26.) Thetis bei Aphrodite und Hephästos. Druckt nicht aus die Aufgabe kann auch wohl nicht gelöst werden.

27.) Achill auf Patroklos Leichnam Thetis mit den Waffen nicht besonders.

28.) Die Trojanisch Gesinnten Götter daherstrebend die griechischgesinnten in der Ferne.

29.) Achill in und mit den Flüssen kämpfend sehr schön gedacht und komponiert. Die Flüsse wälzen gleichsam die Leichname auf den Wellen hin es entsteht ein Raum in dem Achill kämpft.

30.) Andromache in Ohnmacht von den Mägden gehalten. sanft aber nichts besonders.

31.) Die Winde, das Feuer anblasend abenteuerlich

32.) Achill den Hector schleifend sehr gut gedacht. Achill und die Rosse werden von hinten gesehen welches die Eile sehr gut ausdrückt. Hectors Oberleib ist wie mit einen rauhen Fell umgeben auf den er geschleift wird so daß etwas sichtliches gleichsam die Verletzung abhält von oben deckt ihn Phöbus schwebend sehr zierlich mit dem Mantel.

33.) Iris den Priamus aufrufend ohne bedeutende Motive.

34.) Hector wird auf den Scheiterhaufen gelegt, ohne bedeutende Motive.

 

Odysee

1.) Die schwebende Pallas zierlich aber schwächlich.

2.) Die Freier und Penelope am Webstuhl. Die Figur der Königin ein wenig manieriert die Figur des Mädchens welche die aufgedreselten Fäden sachte hinunterfallen läßt ist ein artig Motiv, übrigens erklärt sich das Bild nicht.

3.) Ein Herold und ein Jüngling wandernd natürlich,

4.) Nestor opfernd, kein bedeutend Motiv.

5.) Penelopes Traum, artig.

6.) Hermes und Circe artig aber unbedeutend.

7.) Leukothea und Ulyß. Komponiert nicht gut.

8.) Nausikaa im Begriff nach Hause zu fahren in der Vasenart komponiert sehr artig und ist das Motiv glücklich daß eben der erste Schritt geschehn soll. Die beiden vordern Mädchen sind noch beschäftigt etwas an den Zügeln zu hantieren die ganze Prozession ist in Ordnung und im nächsten Augenblick werden Tiere und Menschen die Füße aufheben.

9.) Ulyß betrübt vor den Phäaken. Artig aber schwach.

10.) Ulyß traurig beim Singen gute Anlage des Charakteristischen der horchenden Teilnahme wäre aber noch viel zu tun um es zu einer guten Komposition zu machen besonders verwirren die Schemel und Stuhlbeine unten her.

11.) Ulyß dem Zyklopen einschenkend. Der Künstler hat wohl überlegt die ungeheure Größe gegen die menschlichen Figuren auszudrücken allein man sieht um desto mehr daß dies kein Gegenstand der bildenden Kunst sei.

12.) Circe dem Ulyß den Trank anbietend wäre als zarte Parodie sehr gefällig die Art wie Ulyß seine Verlegenheit ausdrückt indem er den Kopf hält ist wirklich komisch. Die Zeichnung dieser Figur ist also sehr vernachlässigt.

13.) Ulyß von den Geistern aus der Unterwelt verjagt, im fratzenhaften recht artig gedacht.

14.) Eos und die Horen, artig nur möchte man sagen ins antike manieriert.

15.) Scilla wild und gräßlich aber wohl überdacht.

16.) Phöbus die Pferde inne haltend.

17.) Ulyß nebst den Geschenken auf seinen Boden nieder gelegt. Der Moment ist sehr artig gefaßt. Der Körper berührt schon die Erde und die ihn tragen lassen nur noch sanft die Extremitäten nieder dieses ist der Moment in dem der Schlaf am ersten erwacht.

18.) Der Sinnende Ulyß gegen dem sitzenden Eumeus über

19.) Phöbus und Artemis durch die Luft fahrend und Pfeile auf eine große Stadt verschießend.

20.) Minerva den Ulyß verjüngend schwach ja schlecht,

21.) Der sterbende Hund gut gefühlt.

22.) Irus zum Kampfe geschleppt, kontrastiert gut gegen den rüstig stehenden Baxer Ulysses doch ist dieser auch sehr Schwachbrüstig.

23.) Ulysses wieder erkannt nichts besonders.

24.) Die drei Schwestern von den Harpien geängstigt sehr artig gedacht.

25.) Penelope den Bogen bringend zierlich nur gar zu mager

26.) Ulyß gegen die Freier stehend komponiert gut und ist in so fern hübsch motiviert, daß man fürchten muß wenn er abgeschnellt hat so ist er verloren.

27.) Penelope und Ulyß erkennen sich, sehr zierlich und zart aber gar zu schwach.

28.) Hermes und die toten Freier, will nicht viel heißen.


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