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Es ist eine schöne Sache um das Radfahren, – wenn man's kann!
Mit diesem tiefsinnigen Satze hatte sich Klaus Heide beschäftigt und dann den Entschluß gefaßt, das Radfahren zu erlernen. Warum hätte er auch einen solchen Entschluß nicht fassen sollen? Er war ein tüchtiger Reiter, Schwimmer, Fechter, Bergsteiger, Turner, Ruderer; er konnte Keulen schwingen und Gewichte stemmen trotz einem Champion-Athleten – warum sollte er nun gerade das Radfahren nicht erlernen? Es gab absolut nichts, was gegen das Radfahren gesprochen hätte, wohl aber manches, was dafür sprach. Zunächst seine körperliche Eignung. Er war ein baumlanger, sehniger junger Mensch, der von jeher eine besondere Vorliebe und Befähigung für alle Leibesübungen gezeigt hatte. Er hatte schon als Schuljunge seine athletischen Neigungen gehegt, als Universitätsstudent hatte er sie dann liebevoll weitergepflegt und er hatte von ihnen nicht abgelassen, als dann seine weitere wissenschaftliche Laufbahn ihn für viele, viele Stunden des Tages an den Schreibtisch und ins Laboratorium bannte. Da erwachte die alte Neigung in ihm erst recht, zumal da sie geradezu von einem Bedürfnis diktiert ward.
Sein Körper hungerte förmlich nach Anstrengungen und er wußte nicht recht, wie er diesen Hunger stillen sollte. Das Keulenschwingen und Stemmen und Hanteln ist ja ganz schön, aber der größte Enthusiast wird nicht leugnen können, daß eines wie das andere recht langweilig wird, wenn man es so ganz mutterseelenallein betreibt. Und dann – man kann hanteln, stemmen oder keulenschwingen eine 6 viertel Stunde und wenn es hoch kommt eine halbe Stunde, aber dann hat man genug. Für die Zerstreuung und Unterhaltung, die ja auch dabei sein sollen, ist das zu wenig, ebenso wie das Bergsteigen dafür zu viel ist. So viel Zeit hatte er doch nicht. Zum Schwimmen hatte er keine Gelegenheit, zum Fechten fehlte ihm der Partner. Ja, reiten – das wäre etwas gewesen, aber dazu langten seine Mittel nicht. Sich jedesmal eine alte »Kuh« aus einer Reitschule auszuleihen, war doch ein mäßiges und dabei kostspieliges Vergnügen. Um sich ein Pferd zu kaufen – ach, du meine Güte! So ein Pferd braucht einen Stall, dann einen Stallburschen, Sattel und Zaumzeug; es muß gefüttert werden; dann wird es mal unpäßlich oder es geht durch, beißt oder schlägt aus oder richtet sonst ein Unheil an.
So kam Klaus Heide ganz gesetzmäßig, gesetzmäßig im Sinne der Gesetze der Ideenassociation, auf den Gedanken, das Radfahren zu erlernen. Die Jahreszeit lud zu solchem Unternehmen ein; der Sommer war ins Land gezogen und Zeit hatte er just auch. Er hatte eben zwei Schriften veröffentlicht, welche in der Nachwelt ein gewisses Aufsehen erregt hatten. Die eine Schrift behandelte eine neue, bedeutende Ersparnisse ermöglichende Herstellung der Schwefelsäure und die zweite eine ebenfalls reichlichen Gewinn versprechende Methode der Erzeugung eines brauchbaren Kunstdüngers. Auf Grund dieser beiden Schriften sollte er nun die Stelle eines technischen Direktors an einer neubegründeten Fabrik chemischer Produkte in der Nähe von Baden bei Wien erhalten. Er wartete jetzt nur noch auf die Aufforderung, sich dem Generaldirektor der genannten Fabrik vorzustellen, und er durfte hoffen, dann ohne weiteres in sein neues Amt eingesetzt zu werden.
Er hatte sich jetzt schon in Baden ansässig gemacht, um gleich in der Nähe zu sein, wenn man seiner bedürfen sollte. Er freute sich schon auf seinen neuen Wirkungskreis und er war, wie wir sahen, auch beizeiten darauf bedacht, die sich 7 ihm etwa in der ländlichen Stille und Zurückgezogenheit ergebenden Mußestunden auf angenehme und der Gesundheit zuträgliche Art auszufüllen.
Klaus Heide kaufte sich also ein Zweirad, und natürlich ein hohes, ein sehr hohes. Denn für ihn war das größte Kaliber gerade das richtige. Wie die Anfänger gewöhnlich, wurde auch er mehr von dem hohen Rade angezogen, als von dem weniger imponierenden Niederrade, das zudem damals noch nicht so ausschließlich herrschte, wie heutigen Tags. »Wenn schon, denn schon!« Der Anfänger weiß sich nicht Rechenschaft abzulegen von den Vorzügen und Nachteilen der verschiedenen Systeme und so entscheidet er sich dann gewöhnlich nach seiner individuellen, meist nicht ganz zutreffenden Auffassung. So ein hohes Stahlroß ist doch entschieden hübscher und eleganter, als ein niedriges, dachte sich Klaus Heide. Dann war er ja auch mit seinen sechsundzwanzig Jahren doch noch kein alter Herr, der gar zu sehr auf seine Sicherheit bedacht sein mußte, und schließlich und endlich durfte er sich auch etwas auf seine körperliche Gewandtheit zu gute thun, vermöge deren es ihm nicht viel darauf ankam, ob er der trauten Mutter Erde mit seinem Sattel etwas näher oder weiter war.
Das Rad, das er sich ausgesucht hatte, war in allen seinen Teilen blitzblank vernickelt, so gleißend und glänzend, daß einem die Augen übergingen, wenn man es ansah. Hätte Lohengrin seine Ausflüge nicht per Schwan, sondern per Zweirad gemacht – nur auf einem solchen Rade, wie es Klaus Heide sich zugelegt hatte, wäre er denkbar gewesen.
Das Fahren war bald erlernt. Gleich in der ersten Lektion in der asphaltierten Halle des Händlers brachte es Klaus Heide zuwege, ohne gehalten zu werden, sich im Gleichgewichte zu erhalten; und auch der schwierigere Teil der ganzen Kunst, das Auf- und Absteigen, war nach acht Tagen erlernt, und nun ließ sich unser eifriger Sportjünger das neue pompöse Rad nach Baden schicken, wo er seine 8 erste Spazierfahrt machen wollte. So eine Fahrt auf der Straße durch Gottes freie Natur muß doch ganz etwas anderes sein, als das langweilige Ringelspiel in der faden asphaltierten Halle! Wie schön doch so eine Maschine ist; ein flinkes, edles Rößlein, das aber nicht frißt, nicht ausschlägt und nicht durchgeht. Namentlich nicht durchgeht!
* * *
Klaus Heide unternahm also seine erste Ausfahrt hoch zu Rad. Wie er so hoch da oben saß im funkelnagelneuen Radfahrerdreß nahm er sich recht stattlich aus. Sein langer rotblonder Bart flatterte bei der raschen Bewegung und seine Augen leuchteten vor Aufregung bei dem ungewohnten Vergnügen. Es war doch eine schöne Sache! Das Aufsteigen freilich und die erste kurze Strecke hatten ihm warm gemacht. Der Straßengrund, und wenn er noch so gut ist, bietet doch mehr Beschwerlichkeit, als der glatte Asphaltboden; dazu kam noch, daß er im Anfange eine kleine Steigung der Straße zu überwinden hatte, und das macht einem Anfänger immer Schwierigkeiten. Dann ging's eine Weile ganz eben hin und Klaus glaubte alle Ursache zu haben, mit sich sehr zufrieden zu sein. Er war auch noch sehr vergnügt, als etwas später sich das Tempo zu verschärfen begann; sich zu verschärfen – denn er selbst fühlte sich daran unschuldig. Die Straße hatte da ein leichtes Gefäll und die Maschine rollte nun von selbst dahin.
Klaus Heide konnte sich gar nicht genug darüber wundern, wie es Leute geben könne, die das Radfahren als etwas besonders Anstrengendes hinstellen. Daß doch die Leute in alles dreinreden müssen, was sie nicht verstehen! – Das geht ja wie geschmiert, und sicher kann es keine angenehmere und mühelosere Art der Fortbewegung geben!
Das Wetter war prächtig, die Straße in vorzüglichem Zustande; auf derselben wenig Verkehr und zu beiden Seiten, eine wahre Augenweide, prächtige Landhäuser mit 9 wohlgepflegten Vorgärten. Klaus hätte jetzt gern den raschen Lauf seiner Maschine etwas gemäßigt, um alle Eindrücke mit mehr Muße und Behagen in sich aufnehmen zu können, aber er mußte dabei die unerfreuliche Wahrnehmung machen, daß die Maschine ihn in der Gewalt hatte, nicht er sie. Das Gefäll der Straße war inzwischen ein entschiedeneres geworden, und so weit er sehen konnte, nahm dasselbe auch nicht ab. Die Maschine rollte und rollte, sie war ihm einfach durchgegangen. Wenn ihm jetzt ein Kind in die Quere läuft, so ist es des Todes. Wenn ihm ein Gespann mit nur halbwegs lebhaften Pferden begegnet, so ist das Unheil gar nicht abzusehen, das es da geben wird. Schreckbilder verschiedenster Art stürmten auf ihn ein, während das Rad mit empörender, ganz unvernünftiger Hast weiterraste.
Zweierlei hätte Klaus in jenen Momenten gar zu gerne gewußt: erstens, wie man so ein toll gewordenes Instrument wohl bändigen könnte, oder zweitens, wie man doch wenigstens mit einiger Aussicht, sich das Genick nicht zu brechen, von dem stolzen Throne da oben wieder herunterkönnte. Auf das Absteigen bei so rasender Pace war er doch nicht eingeschossen; der Fall war in der asphaltierten Schulhalle nicht vorgekommen. Das wußte er, daß er die Bremse nur zu berühren brauche, um kopfüber zu gehen. Damit war es also auch nichts, und vom »Contra-Treten«, das in diesem Falle anzuwenden gewesen wäre, hatte er in seinem Leben nichts gehört.
So ging denn die wilde Jagd weiter. Der wilde Jäger auf dem Velociped! Ein Trupp von Arbeitern und Arbeiterinnen aus einer benachbarten Fabrik stob auseinander, als der gespenstische Reiter dahersauste. Einige schimpften, die Gutmütigen mahnten zur Vorsicht und gaben gute Ratschläge, den Eifer zu zügeln. Gute Ratschläge! Mit guten Ratschlägen wäre Klaus ja nun für längere Zeit versehen gewesen, aber da parlamentiere nur einer mit so einer verrückt gewordenen Maschine.
10 Es war meist schweres Fuhrwerk, dem er begegnete oder dem er vorfuhr, und so viel Einsehen schien die Maschine doch zu haben, daß sie nicht direkt in die Pferde oder an einen Wagen lief. Die abgearbeiteten, schwer ziehenden Pferde hatten offenbar andere Sorgen, als sich über einen waghalsigen Sportjünger aufzuregen; sie trotteten gleichmütig ihres Weges weiter dahin.
Die Sonne brannte heiß vom Himmel, aber es war nicht ausschließlich ihre Schuld, daß der Schweiß von Klaus Heides Stirn troff. Ihm war nicht ganz wohl zu Mute bei der rasenden Geschwindigkeit, mit der er da sehr gegen seinen Willen durch die schöne Gotteswelt fuhr, und er hatte absolut keine Vorstellung davon, was für ein Ende die Geschichte eigentlich nehmen sollte.
Er hätte aus der Haut fahren können über das niederträchtige Gefäll der Straße, das so bis in alle Ewigkeit sich fortsetzen zu wollen schien. Aus der Haut fahren – was wäre das doch in jenem Moment für ein angenehmes und zeitgemäßes Kunststück gewesen! Indessen stürmte das Ding nur immer weiter, mit Eilzugsgeschwindigkeit, die von Sekunde zu Sekunde immer noch zuzunehmen schien. Schon hatte ihm bei dieser wahnsinnigen Jagd der Luftzug seine schöne neue Dreßmütze vom Haupte geweht. Wo die nur jetzt sein mag? Beneidenswerte Mütze – sie ist doch schon glücklich unten, während der arme Klaus da noch weiterreiten muß!
Glücklicherweise war die Straße seit der Begegnung mit den Arbeitern und den Lastwagen ganz frei geblieben, aber jetzt tauchte am Horizont eine neue Gefahr auf. Was das nur sein mag? Er konnte es nicht recht erkennen. Für einen Wagen war es nicht groß genug, für einen Menschen zu groß – es wird vielleicht ein Reiter sein. Armer Reiter! Aber nein, es ist kein Reiter. Bei der rasch sich verkürzenden Entfernung erkennt er nach wenigen Augenblicken, daß 11 es ein Weib ist, das eine Drehorgel vor sich herschiebt. Armes Werkelweib! Wie so ein Zweirad so heimtückisch geräuschlos daherrollt. Das Werkelweib hat keine Ahnung, was hinter ihr vorgeht – und das Verhängnis reitet schnell. Klaus Heide weiß es. Er sieht sich schon, wie er dem braven Weibe, wie vom Himmel herunter, um den Hals fallen wird.
Die Frau sieht und hört nichts; er schreit sie an, daß sie erschreckt zusammenfährt, sich umsieht und dann mit ihrer Orgel zur Seite flieht. Das Rad, wie ein bissiger Hund, wendet sich ebenfalls zur Seite und bleibt ihr an den Fersen. Sie flüchtet weiter nach dem Straßengraben, in welchen sie schließlich samt ihrer Orgel hineinfällt, ihn schön ausfüllend. Das Rad auch da nach, es fährt an den musikalischen Kasten an, und – nun machen sich einige Naturgesetze geltend. Die Orgel dröhnt musikalisch, das Werkelweib schreit, als ob es am Spieße steckte – so viel von den akustischen Gesetzen und ihren notwendigen Folgen. Dann treten die Gesetze der Trägheit, des Beharrungsvermögens, der Centrifugalkraft, der Schwere und der Anziehungskraft der Erde in Aktion, ebenso als notwendige Folgen des Umstandes, daß das Rad mit aller Wucht an den musikalischen Marterkasten anfuhr. Klaus Heide flog von seinem hohen Sitze in mächtigem Bogen in die Luft über den wohlgepflegten Taxuszaun eines Vorgartens; er verfinsterte einen Augenblick die Sonne, schlug im Sinken einige Sonnenschirme durch und kam unter kolossalem Geprassel auf einen reichbesetzten Kaffeetisch zu sitzen, der dann mit ihm unter dem Klirren der zerbrochenen Tassen und Kannen niederging. Noch hörte er im Falle die Entsetzensschreie einiger Damen und dann ward es für einen Moment still. Er spürte nur, wie ihm durch die schöne neue Dreßhose und seine stilgerechten Kniestrümpfe etwas Heißes durchsickerte, wahrscheinlich ein vortrefflicher Kaffee, dem wohl von Haus aus eine zweckmäßigere Verwendung zugedacht war. Beim Halse rann es ihm 12 aber kalt hinein; das wird wohl etwas von der berühmten Badener Milch gewesen sein.
Richtig, so war es. Denn als er sich im nächsten Augenblick nach seiner Luftreise auf sich selbst besann, fand er, daß er da auf der Erde etwas merkwürdig Angenehmes im Arme hatte. Es war eine junge Dame, die jetzt noch den Henkel, allerdings nur den Henkel einer Milchkanne, mit der Rechten in die Höhe reckte. Klaus sprang auf und half unter verwirrt hervorgestammelten Entschuldigungen zunächst der jungen Dame wieder auf die Füße.
Um den Tisch waren außerdem noch versammelt gewesen zwei ältere Damen, die noch mit sich zu kämpfen schienen, ob sie nicht vollends in Ohnmacht fallen sollten, und ein Herr, der forschend in die Luft sah.
»Ich sehe doch keinen Luftballon,« rief dieser Klaus an, »wo kommen Sie denn eigentlich her?«
Klaus blickte ebenfalls in die Luft und er konnte gleichfalls keinen Luftballon entdecken, aber er sah doch lieber in die Luft als zur Erde. Denn was er zu seinen Füßen sah, das war ein Schlachtfeld, ein Bild grauenvoller Verwüstung. Ein zertrümmerter Tisch, zertrümmertes Meißener Porzellan, ein schmählich beflecktes Damasttischtuch, eine einst prächtige Torte, auf der er gesessen – es war ein Jammer.
Eben wollte er darangehen, zu erläutern, auf welche Methode er da hereingeschneit worden sei, als eine der beiden älteren Damen sich plötzlich das Gesicht mit dem Taschentuche verhüllte.
»Good gracious, Leopold!« kreischte sie, offenbar eine Engländerin, »Leopold, schaffen Sie mir diesen Menschen aus den Augen!«
Klaus Heide fühlte sich sehr gekränkt, daß er so ohne weiteres wieder an die Luft gesetzt werden sollte, aber als er kummervoll an sich hinunterblickte, da begriff er alles. Seine schöne Dreßhose hatte bei der etwas plötzlichen Landung einen gewaltigen Riß davongetragen. Es war eine 13 ehrenvolle Wunde, aber es war immerhin begreiflich, daß das Auge einer Engländerin von ihr beleidigt wurde. Klaus versuchte es nun, sich stöpselzieherförmig zu winden, um so vielleicht den Riß den zarten Augen zu entziehen, aber das half auch nichts, und so folgte er denn willig und einem begossenen Hund nicht unähnlich dem Hausherrn, der ihn in das Innere der Villa geleitete.
* * *
Giebt es einen Zufall? Die Philosophen leugnen es. Schopenhauer stellt irgendwo die Behauptung auf, daß bei entsprechend vorgeschrittener Wissenschaft und bei gebotener Möglichkeit aus dem Gehirn eines neugeborenen Kindes all dessen zukünftige Schicksale mit vollster Genauigkeit und unfehlbarer Sicherheit herauszulesen sein müßten. Was immer auch der Mensch erlebe sei nur das natürliche und konsequente Ergebnis der von Haus aus in ihm schlummernden Neigungen und Fähigkeiten, Tugenden und Laster. Das ist sehr schön, dachte sich Klaus Heide gelegentlich, aber es ist einem einigermaßen schwer, daran zu glauben. Da bin ich neulich von einem Pferde geschlagen worden. Sicher habe ich mich vermöge meiner angeborenen Dummheit sorglos dahin gestellt, wohin sich ein vernünftiger Mensch aus freien Stücken niemals stellen wird, nämlich knapp hinter ein Pferd, noch im Bereiche seiner Hufe. Der Schlag, den ich empfing, war also nicht zufällig, sondern ganz folgerichtig. Ob nun aber auch ein Gelehrter aus dem Gehirn des betreffenden neugeborenen Pferdes hätte herauslesen können, daß es mit dem rechten Hinterfuße ausschlagen werde und nicht mit dem linken, der mich nicht getroffen hätte? Ferner, ob der Pferdepsychologe hätte ausrechnen können, daß der Hufschlag gerade so hoch gehen werde, um mich in einer elastischen, sehr widerstandsfähigen Körperstelle zu treffen und nicht höher, um mir das Kreuz abzuschlagen oder das 14 Hinterhaupt zu zerschmettern? Jedenfalls hätte also auch, wenn mir schon in den Windeln meine ganze Laufbahn mathematisch genau hätte vorgerechnet werden sollen, doch auch das Gehirn jenes edlen Vierfüßlers einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden müssen, ansonsten die Rechnung sehr leicht hätte über den Haufen geworfen werden können.
Klaus liebte es, sich in derartigen Betrachtungen zu ergehen. Denn er hatte in der letzten Zeit doch manches angenehme oder widerwärtige Erlebnis zu verzeichnen, das er nur auf Rechnung des blinden Zufalls zu setzen vermochte.
Am liebsten gedachte er eines kleinen Abenteuers, das ihm gleich in den ersten Tagen seines Badener Aufenthalts zu erleben beschieden war. Bei einem Ausfluge in die Berge hatte ihn ein Unwetter überrascht. Er wußte in der Nähe, hart an der Straße im Thale, eine geräumige, künstlich hergestellte Grotte, die ja dazu bestimmt war, den Badener Kurgästen auf ihren Spaziergängen Schutz vor der Sonnenglut oder vor plötzlichem Regen zu bieten. Auf diese steuerte er nun mit seinen langen Beinen im Laufschritt zu. Als er sie endlich betrat, kam ihm eine junge Dame entgegen, die sofort sein allerhöchstes Wohlgefallen erregte.
»Ein Sonnenstrahl in Sturmeswettern!« rief er munter, aber er bemerkte auch sofort, daß es mit dem Sonnenschein da nicht ganz geheuer sei. Denn die junge Dame, die sich so nahe zu ihm hielt, kämpfte mit den Thränen und rief endlich, indem sie die Augen hilfeheischend zu ihm erhob: »Bitte, schützen Sie mich vor den Zudringlichkeiten dieses Herrn!«
Klaus Heide blickte auf und sah erst jetzt, daß noch jemand in der Grotte war, und zwar ein eleganter, geschniegelter Jüngling, der sich bereits zurückgezogen hatte, so weit es eben möglich gewesen war. Ein Gigerl wie er im Buche steht! Klaus ging auf den Jüngling zu, wies mit der Linken nach der breiten Öffnung der Grotte und sagte nur das eine Wort: »Hinaus!«
15 Der Jüngling folgte mit den Blicken der ihm gewiesenen Richtung – es goß da, wie aus Scheffeln, dann besah er seinen tadellosen Sommeranzug. Jetzt – da hinaus – das ging nicht.
»Später!« erwiderte er lächelnd.
»Hinaus!« wiederholte Klaus.
»Erlauben Sie – bei dem Wetter! Überhaupt – wie kommen Sie dazu – darf ich um Ihre Karte bitten?«
Als dann der Jüngling sich draußen aus dem Wasser erhob, seinen allerdings nicht mehr ganz tadellosen Sommeranzug mit schmerzlichen Blicken musterte und sodann seinen Hut und sein Spazierstöckchen zusammensuchte und was ihm etwa bei dem kolossalen Hinauswurf aus der Tasche gefallen sein mochte, da konnte sich die junge Dame nicht enthalten, hell aufzulachen.
»Nun, Gott sei Dank, es giebt ja doch wieder Sonnenschein bei Ihnen, Fräulein!«
»Es war zu komisch!«
»Wie die Leute manchmal dumm sind,« philosophierte Klaus. »Wäre es denn nicht viel vernünftiger gewesen, wenn er schön ruhig den Mund gehalten hätte und gleich gegangen wäre?«
»Sie verlangen nicht wenig von den Leuten.«
»Ich verlange zunächst, daß sie sich anständig benehmen. Thun sie das nicht, so müssen sie ruhig hinnehmen, was daraus folgt.«
»Es geht nicht immer gar so logisch zu auf der Welt.«
»Was wissen Sie von der Welt, mein Fräulein! Vorläufig wissen Sie noch nicht einmal, wie ich heiße. Also heißen heiße ich Heide – Klaus Heide – Sie belieben zu lächeln – gefällt Ihnen der Name nicht?«
»Aber – ich bitte – ich habe gar nicht gelächelt, und der Name gefällt mir ganz gut.«
»Ach so – ich dachte – aber Sie lächeln noch, sehen Sie, Sie lächeln noch!«
16 »Aber, Herr Heide!«
»Sie haben gelächelt!«
»Damals nicht, erst später!«
»Warum haben Sie erst später gelächelt?«
»Mein Gott, Sie bringen ja einen mit Gewalt zum Lachen. Das ist gerade so, als wenn Sie jemand kitzeln und dann fragen: Warum lachen Sie denn eigentlich?«
»Na, wenigstens sind Sie jetzt wieder munter, Fräulein – Laura, und machen nicht mehr so ein erschrockenes Gesicht.«
»Laura? Warum nennen Sie mich denn Laura? Ich heiße ja gar nicht so. Ich heiße Marie – Marie –,« sie nannte auch ihren Zunamen, aber Klaus hörte nicht mehr darauf; er schwatzte weiter.
»Aber wer hat denn Laura gesagt? Ich sagte Marie, natürlich Marie! Mit einem solchen Gesicht kann man gar nicht anders heißen – übrigens stand Ihnen das erschrockene Gesicht auch nicht schlecht. Was werden wir also nun thun, Fräulein Marie?«
»Warten, bis es aufgehört hat, zu regnen.«
»Das wäre nun allerdings ein Vorschlag, über den man nachdenken könnte.«
»Wüßten Sie denn etwas Besseres vorzuschlagen?«
»Ich berühme mich, ansonsten ein sehr scharfsinniger Herr zu sein, aber etwas Besseres wüßte ich auch nicht vorzuschlagen.«
»Nun also!«
»Ich hege aber dabei eine sehr ernste Besorgnis!«
»Ach? Das wäre?«
»Daß es zu bald aufhören könnte, zu regnen.«
Fräulein Marie errötete und blickte zu Boden.
»Sie brauchen deshalb nicht gleich so bös zu sein mit mir,« plauderte Klaus weiter.
»Aber ich bin doch gar nicht böse; ich habe ja gar nichts gesagt.«
17 »Ich meine nur, daß Sie es vielleicht bedauern könnten, niemand da zu haben, der mich hinauswerfen könnte.«
»Aber Herr Heute!«
»Heide!«
»Heide, Herr Heide. Sie haben mir ja nichts gethan.«
»Nein, Fräulein Marie, und ich werde Sie auch gewiß nicht kränken. Sehen Sie, ich bin ein armer, sündiger Mensch, aber vor einer schönen jungen Dame habe ich einen heiligen Respekt.«
»Das ist eine bequeme Tugend; nur vor den schönen –«
»Vor den häßlichen erst recht! Und darum ist diese Tugend auch nicht gar so bequem, wie Sie glauben.«
»Ich nehme mein Wort zurück.«
»Ich habe es nämlich von jeher für die infamste Feigheit gehalten, einer schutzlosen Dame zu nahe zu treten.«
»Das ist sehr recht und schön gedacht, Herr Heide.«
»Ach ja!«
»Warum seufzen Sie denn, Herr Heide?«
»Weil meine Tugend eine so unbequeme ist.«
»Das ist ein dunkler Orakelspruch.«
»Ich möchte Ihnen nämlich etwas sagen, Fräulein Marie, und ich sollte es nicht sagen, weil Sie allein und schutzlos sind, und doch kann man so etwas auch nicht gut sagen, wenn Sie ein Regiment von Gardedamen um sich haben.«
»Ist es sehr arg?«
»Nun – immerhin – Sie können mich ja in den Regen hinausschicken, wenn Sie böse werden.«
»Gut.«
»Ich wollte nämlich sagen, daß Sie sehr, sehr hübsch sind, Fräulein Marie!«
»Das ist eine Ansicht.«
»Die ich vertrete.«
»Gut, aber dafür ist noch niemals jemand aus einer Grotte in den Platzregen hinausgeschickt worden.«
»Das ist aber noch nicht alles.«
18 »Noch nicht alles?!«
»Nein; ich wollte auch noch sagen, daß Sie mir sehr, sehr – ganz außerordentlich gut gefallen, daß ich –«
»Herr Heide?«
»Was denn, Fräulein Marie?«
»Sehen Sie nur, da hört es eben zu regnen auf.«
»In der That, und da kommt auch schon die Sonne wieder heraus. Nun sagen Sie selbst, bin ich nicht ein Unglücksmensch?«
»Warum denn, Herr Heide?«
»Einmal komme ich in einen glücklichen Platzregen hinein, und da muß er so zur unrechten Zeit aufhören!«
»Ich muß jetzt trachten, nach Hause zu kommen.«
»Natürlich müssen Sie trachten. Ich habe kein Glück. So schön war ich im Zuge, Ihnen die schönsten Sachen zu sagen – aus ist's – jetzt gehen Sie mir davon!«
»Aber Herr Heide, für den ersten Anlauf war es doch schon immer etwas!«
»Das Schönste hätte noch kommen sollen, und nun entschweben Sie mir!«
»Vielleicht fügt es ein Zufall, daß wir uns bald wieder begegnen.«
»Ein Zufall? Warten Sie einen Augenblick, wie denke ich nur über den Zufall. Der Pferdehuf – ja richtig – ich weiß schon.«
»Wie meinten Sie, Herr Heide?«
»Ach, ich habe nur ein bißchen nachgedacht. Also der Zufall! Glauben Sie, daß uns der Zufall noch einmal zusammenführen wird?«
»Ich hoffe es.«
»Sie hofft es – das Mädel ist großartig! Verzeihen Sie, Fräulein Marie, ich wollte sagen, daß Sie ein Engel sind«
»Ich möchte auch noch etwas sagen, Herr Heide.«
»Ich bin ganz Ohr, so lang ich bin.«
»Und im Gegensatze zu Ihnen etwas Ernsthaftes.«
19 »Ich habe doch nur ernste Sachen geredet.«
»Daß ich Ihnen von ganzem Herzen danke, daß Sie sich meiner so ritterlich und so lieb angenommen haben.«
»Aber das war doch nur selbstverständlich; Sie an meiner Stelle hätten dasselbe gethan. Warum lachen Sie denn nun wieder?«
»Weil man mit Ihnen nicht ernsthaft reden kann.«
»Und mir ist doch so ernst zu Mute, Fräulein Marie!«
»Nochmals Dank und guten Tag, Herr Heide!«
»Guten Tag, Fräulein Marie.«
Sie reichte ihm die Hand und ging davon. Er sah ihr nach, wie sie auf dem nassen Fußweg die zierlichen Schühlein behutsam und doch sicher und immer anmutig auf den Boden setzte, und er sah ihr nach, bis ihr helles Kleid im Buschwerk verschwand. – – –
»Es giebt einen Zufall!« sagte Klaus Heide, als er wenige Tage nach seinem geschilderten Platzregen-Abenteuer, auf einen Pferdebahnwagen, der von Baden nach Rauhenstein fuhr, aufspringend, Fräulein Marie wieder traf. Der Wagen war ganz angefüllt und sie stand,. sich an einer der herunterbaumelnden Riemenschlingen anhaltend. Klaus wollte ihr wieder den Ritter machen und ersuchte einen Herrn, der neben ihr bequem saß, er möchte der Dame doch seinen Platz abtreten.
»Diese junge Dame steht ganz gern!« erwiderte der angeredete Herr mit großer Gemütsruhe.
Klaus war wütend und sagte zu seiner Dame mit Absicht laut genug, daß es auch jener Herr hören konnte: »Da ist nichts zu machen, Fräulein Marie, das ist eben ein Kamel!«
»Es ist mein Vater!« hauchte Marie halb ohnmächtig.
»Womit ich die Ehre habe, mich ganz ergebenst zu empfehlen,« erwiderte Klaus Heide und damit war er auch schon wieder vom Wagen abgesprungen, ohne noch eine Fahrkarte gelöst zu haben. Er hatte eingesehen, daß es bei 20 so phänomenalem Pech keinen bessern Ausweg geben konnte, als schleunige Flucht. – –
Klaus Heide hatte seine Gründe, kleinlaut zu sein, als er nach dem geräuschvollen Abschluß seiner ersten Ausfahrt hoch zu Rad dem Herrn des Hauses in das Innere der Villa folgte.
»Herr,« sagte er zu jenem, als sie endlich unter Dach gelangt waren, »was auch zwischen uns vorgefallen sein mag und was ich auch immer auf dem Gewissen haben möge –«
»Drehen Sie sich einmal gefälligst herum,« fiel ihm der Hausherr ins Wort. »Soviel ich sehe, haben Sie vorläufig noch ein gut Teil einer ganz vortrefflichen Torte – auf dem Gewissen. Bevor Sie daher Platz nehmen, wird es zweckmäßig sein, diese traurigen Überreste eines herrlichen Meisterwerkes der Kunst meiner Gattin zu entfernen.«
Klaus befreite sich von diesen Überresten und begann dann wieder: »Was ich auch verbrochen haben möge –«
»Sie wollen sagen zerbrochen, nämlich unser Porzellan.«
»Was auch geschehen sein möge,« fuhr Klaus beharrlich fort, »so werden Sie mir jetzt doch nicht eine Nähnadel und einen Faden Zwirn versagen, damit ich die Schäden an meiner Hose wenigstens halbwegs wieder gutmachen kann.«
Der Hausherr besorgte das Gewünschte und Klaus machte sich an die Arbeit.
»Gestatten Sie, daß ich Ihnen eine Geschichte erzähle, während Sie da flicken?«
»Bitte,« erwiderte Klaus etwas gedrückt.
»Die Geschichte spielt in England; ich habe nämlich eine besondere Schwäche für englische Geschichten, weil meine Schwägerin eine Engländerin ist.«
»Sehr erfreut!« bemerkte Klaus höflich.
»Na, wenn Sie's nur freut, dann ist's ja schon gut. Also – daß ich erzähle: Ein Lord hatte einmal einen jungen Mann, den Sohn eines Freundes, zu sich auf das Schloß 21 genommen, um ihm den Kopf zurechtzusetzen, weil der Freund sich beklagt hatte, daß er mit diesem Wildling von einem Sohne nicht mehr zurechtkommen könne. Einige Wochen, nachdem der junge Mann, der zur Raison gebracht werden sollte, auf dem Schlosse des befreundeten Lords gehaust hatte, stellte ihn dieser einmal und hielt ihm folgende Standrede: Junger Freund! Sie leben seit kurzem bei uns. In dieser Zeit haben Sie meinen Aldrige, von Doncaster a. d. Almeida, mit dem ich das Derby zu gewinnen hoffte, zu Schanden geritten; Orvieto, das edelste Stockwellblut, der voraussichtlich sichere Sieger in der großen Liverpooler, ist unter Ihnen niedergebrochen; Gwendoline, meine berühmte Windhündin, für welche die Waterloocup eine tote Gewißheit war, haben Sie überfahren; meinen Fox, den Sieger bei drei Prüfungssuchen, haben Sie auf der Jagd angeschossen; meinen Wildstand haben Sie in einer Weise beunruhigt und verscheucht, daß das in Jahren nicht wieder gut zu machen sein wird; meine besten Angelplätze haben Sie für immer verdorben; meine Glashäuser sind geplündert und meine Blumenbeete verwüstet; meine Möbel sind zerrissen und meine Equipagen zerbrochen; meine Frau haben Sie aufs Krankenlager gebracht, meine Töchter – Herr! Ich sage Ihnen, wenn das nur noch vier Wochen so fortgehen sollte, dann – ich schwöre es Ihnen – wird der britische Löwe in mir erwachen!«
»Die Geschichte ist sehr interessant,« gab Klaus zuvorkommend zu.
»Ich habe sie nicht ohne Grund erzählt.«
»Ich weiß – leider!«
»Mich heißen Sie ein altes Kamel –«
»Alt – habe ich nicht gesagt!« verwahrte sich Klaus, indem er im übrigen eifrig weiter stickte.
»Alt haben Sie nicht gesagt – Sie sind ein wahrhaft edler Mensch, lassen Sie sich die Hand schütteln! Also mich heißen Sie ein Kamel, ein Kamel schlechtweg, meiner Frau 22 trampeln Sie ins Porzellan und in die Torten, meine Tochter rennen Sie gleich über den Haufen und meiner Schwägerin verletzen Sie die heiligsten Gefühle – Herr, in mir schlummert auch etwas wie ein britischer Löwe!«
»Jetzt fehlt nur noch eins, um die Bescherung vollständig zu machen. Sagen Sie noch, daß Sie der Herr Generaldirektor Theodor Gabler sind und –«
»Der bin ich allerdings.«
Klaus Heide ließ resigniert die Arme sinken.
»Es wird unnötig sein, Ihren geehrten Hausknecht zu bemühen,« sagte er voll Ergebung; »denn ich gehe sofort freiwillig. Ich heiße nämlich – und bitte dafür ganz ergebenst um Entschuldigung –«
»Klaus Heide.«
»Sie wissen?«
»Von meiner Tochter. Was Sie auch ver- und zerbrochen haben mögen, es ist reichlich wett gemacht durch den ritterlichen Schutz, den Sie ihr haben angedeihen lassen. Ich muß Ihnen dafür noch meinen ganz besonderen Dank aussprechen.«
»Sehen Sie, Herr Generaldirektor, Sie waren der einzige Mensch auf der Welt, den ich nicht beleidigen durfte, und da muß mich der Teufel reiten – ich bin doch ein noch nicht dagewesener Pechvogel!«
»Machen Sie sich nichts daraus. Die Hauptsache ist, daß Sie etwas können – ich glaube, wir werden sehr gut miteinander auskommen.«
Im Handumdrehen waren die beiden Herren darauf in ein Gespräch über die Fabrikation der Schwefelsäure und des Kunstdüngers vertieft und darob hatten sie alles andere auf der Welt vergessen. Nachdem das Gespräch zwei Stunden gedauert, waren sie vollkommen einig über ihre zukünftigen gemeinsamen Arbeiten und sie waren auch gleichzeitig gute Freunde geworden.
Marie hatte inzwischen mit Hilfe eines Dieners das 23 eigensinnige Rad geborgen und das Werkelweib getröstet und entschädigt.
Nun fuhr Klaus Heide auf seinem Rad heimwärts und bergauf ging es nicht durch. Er hatte sich gehörig zu plagen und ordentlich in die Pedale hineinzutreten, um den steilen Rückweg zu bewältigen, aber es war ihm doch wunderbar leicht und selig ums Herz. Denn da vorne an der Lenkstange war ein Röslein befestigt, und das Röslein war nicht zufällig dahin gekommen. Marie hatte das Röslein dorthin gebunden. Die Kurbeln bogen sich fast unter den Tritten Klaus Heides – die Rose war von Marie, sie war von Marie, von Marie!
Es ist eine Freude, zu leben – die Rose war von Marie. – –