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Cornelia. Chloris. Flavia.
Jn dem Lust-Garten.
1. | |
Cornelia allein. Verbirg dein libreich Angesichte / Göttin die du mit bleichem Lichte / Sihst Himmel ab auff meine Schmertzen / Entweicht ihr ewig-hellen Kertzen. Jch bin nicht würdig euch zu schauen Jch / welcher vor mir selbst / weil was von mir / wird grauen. |
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2. | |
Elende! wie hast du gelibet / Dein Kind / doch mehr dich selbst / betrübet. Was hast unwissend du begangen? Doch wissend / leider / angefangen? Wie wird dein Haß so grimmig kräncken / Weil deine Libe kan gelibt' ins Grab versencken. |
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3. | |
Ach! wer wird meine Schuld bedecken? Mich saubren von den Greuel-Flecken? Sulpice, bist du zu versöhnen! Sulpice, weiland Blum der schönen! Sulpice, dessen rein Gemütte Ein wahres Ebenbild / gantz unverfälschter Gütte. |
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4. | |
Ach! herbe Trauer-Nacht verschwinde. Ach! daß der Morgenstern sich finde. Damit ich seinen Leib mög ehren. Verzeuch Nacht! laß mich träumend hören; Was doch Sulpice von mir wolte / Vmb was er mich ersucht / als er verscheiden solte. |
Chloris allein.
1. | |
Chloris. Jsts! oder ists ein Wahn. Daß nicht des Todes Kahn Die Geister mit sich führ? Jsts jemals wol geschehen? Das jemand sie gesehen. |
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2. | |
Nein! nein! wer glaubt es? Nein / Wie könt es möglich seyn? Daß (wär es so) mich nicht Sulpice wolt anblicken? Vnd in der Angst erquicken. |
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3. | |
Nein / die getreue Seel Entwich aus ihrer Höl / Vnd kame mir anitzt / die Thränen abzuwischen / Mich küssend zu erfrischen. |
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4. | |
Wie? Hat uns denn die Macht Vor welcher alles kracht Die nimmermehr mit dem / was treulich libt / zu friden / Auff ewiglich geschieden. |
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5. | |
Ach / aber / leider ach / Gedenckst du wohl auff Rach. Sulpice, daß sie dir der Mutter falsche trachten Jn meinem Nahmen brachten. |
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6. | |
Jch warnte ja / ich schrieb Mein Hertz / was sie betrib. Jch weiß / dir ist nunmehr (blib ja der Briff verstecket) Mein Vnschuld doch entdecket. |
Sulpice in Gestalt des Geistes.
Entdeckt / fleuch nicht von mir /
Hertz / ich bezeuge dir:
Daß / ob ich schon die Last der Glider abgeleget /
Dennoch Lib unbeweget.
Chloris. Was schau / ihr Himmel ich /
Sulpice. Mein Licht / betrübe dich /
Betrübe dich nicht mehr / weil deine bittre Zehren
Nur meinen Geist beschweren.
1. Mein Trost. Es mag des Todes wütten /
Es mag des strengen Eifers Macht /
Auff mich die grimmen Pfeil ausschütten /
Jch habe Neid und List verlacht.
Scheints auch daß ich von dir / auff kurtze Zeit gerissen:
Wird doch das kalte Grab mein Liben nicht beschlissen.
2. Verfällt mein Leichnam schon in Aschen /
Auch unter Aschen lebt die Glutt:
Hör auff mit Thränen ihn zu waschen /
Auff deine Zähren wallt mein Blutt.
Erfreue dich vilmehr daß ich hab überwunden /
Vnd Ruh / und wahre Lust vor dich und mich gefunden.
Chloris. Mein Hertz / wie wol / wie wol /
Daß ich dir folgen soll.
Wär anderwerts auch Ruh vor mich und dich zu finden /
Laß mich mit dir verschwinden /
Vmbsonst / du eilst von mir /
Jch eile mehr nach dir /
Ach möcht uns das dein Geist mir nicht mehr könt entschlipfen /
Ein süsser Tod verknüpfen.
Cornelia. Sulpice.
Cornelia. Hör / oder / hör ich nicht Sulpices Trauer-Stimm?
Sulpice. Sulpices, der verfil durch schnellen Todes-Grimm /
Cornelia. Weh mir / wo rett ich mich? Wie wird mir? Himmel / ach.
Sulpice. Getrost / sie fürchte nichts / ich heische keine Rach /
Cornelia. Mein irren (ich bekenn) hat Straffe wohl verdint.
Sulpice. Cornelie, ich bin durch ihre Rew versöhnt.
Cornelia. Warumb denn daß sein Geist / nicht in der Ruhe bleibt?
Sulpice. Weil ihr verlangen mich aus stiller Ruhe treibt.
Cornelia. Wahr ists das mich verlangt zu wissen / was er bat.
Sulpice. Worauff ihr Heil besteht / das sie verzögert hat.
Cornelia. Mit ihm zu leben hilt ich vor mein höchstes Heil.
Sulpice. Die Schickung wil es nicht. Sie ist Levinus Theil.
Cornelia. Die Schickung ist zu hart / die ihn so bald hinriß.
Sulpice. Vmb daß Cornelie von Chloris mich verstiß.
Cornelia. Ach Himmel: wär' es nicht / es würde nicht geschehn /
Sulpice. Sie laß uns an Levin kein ferner Traur-Spill sehn.
Sulpice verschwindet.
Cornelia. Er scheidet. Wie so bald? Wo hin verschwand der Geist?
Jst dieses ein Gesicht? Jsts Trüg? Wer weiß und weist
Was bey dem Werck zu thun? Sulpic. ist leider hin /
Jch seh ihn vor mir stehn! betreugt mich woll Levin!
Wie könt es möglich seyn! wol / last uns selbst hingehn /
Vnd bey Sulpices Leich der Sachen Grund verstehn.
Man forder stracks Levin. Es zeige sein Gesicht /
Es lehre sein Geleit / ob etwas hir erticht.
Flavia. Sulpice.
Vor Cornelie Behausung.
Flavia. So bleib ich arme dann allein in disem Haus /
Vnd alle gehn von mir bey später Nacht herauß.
Jn dem schier iedes wähnt Sulpices Geist zu sehen /
Vnd kommt er denn zu mir; wie solte mir geschehen?
Jch bin ja leider nicht Vrsach an seinem Tod
Was wolt er denn von mir! O Schmertzen-volle Noth!
Weh! weh! er kommt! ich flih! Sulpice. Laß ab von disem rennen /
Getreue Flavia, du wirst mich ja noch kennen
Mich / der in dem ich lebt / dir nicht zu wider war.
Flavia. Verzeiht Herr Geist! ich weiß nicht ob ich reden thar.
Sulpice. Vnd warumb darfst du nicht! ich bin dir noch bewogen.
Flavia. Herr Geist ich hab euch ja mit wissen nicht betrogen!
Sulpice. Wahr ists / daß wol gemeynt du mir die Gift entdeckt.
Flavia. Wie kommts denn daß ihr mich / Herr Geist / so hart erschreckt?
Sulpice. Jch schrecke nicht / ich bin zu trösten euch erschinen /
Flavia. Herr Geist / der Todten Trost wil Lebenden nicht denen.
Sulpice. Dir selbst versprach ich noch ein unverhoftes Glück.
Flavia. Gar wol / Herr Geist / ich bitt: Er trete was zurück.
Sulpice. Vertrau auff meine Wort. Jch komme dir zu gutte.
Flavia. Jch danck euch vor die Gunst / mit wol-vergnügtem Mutte
Die Götter mögen euch verleihn gewünschte Ruh.
Sulpice. Nicht biß Cornelia nach meinem bitten thu.
Flavia. Seyd ihr im Fegefeur / im Himmel oder Höllen?
Sulpice. Verlibten gibt man ein gar sonderliche Stellen.
Flavia. Fahr wol Herr Geist / mich rufft ein nöthig Werck von hir.
Sulpice. Fahr wol / ich bleibe dir gewogen für und für.
Spils mehr denn nur zu vil. Jch eile denn von hinnen /
Ein frölich Ausgang folgt offt auff ein schwer Beginnen.
Fabrice. Sulpicii Bild auff dem Bette / die andern alle.
Jn Sulpicii Behausung.
Fabrice allein vor der falschen Leiche.
Fabrice. Was hör ich / klopfft man / ja / bey noch nicht nahem Tag?
Wer ist der mir so früh die Ruh nicht gönnen mag?
Halt inn? Jch komm. Jst auch villeicht die List entdecket?
Daß man so unversehns mich aus dem Schlaf erwecket.
Cornelia indem sie hinein kommt.
Cornelia. Mir gnüget wenn ich nur noch einst die Leiche schau!
Chloris. Jch darff es nicht / weil ich wol meinen Augen trau.
Cassand. Ma foy! wagt nicht pas trop. Jch hab es bien gefühlet.
Er hat fort rudement mit mir die Nacht gespilet.
Levin. Was zweiffelt man / hir ligt sein blasses Angesicht?
Cornelia. Jch zitter / ich erbeb / mein Jrrthumb leidet nicht.
Daß ich / ich schuldigste / mich länger hie verweile.
Cassand. Allez donc, il est temps daß man von hinnen eile.
Sie gehen wieder weg.
Fabrice. Diß sah gefährlich aus / und war was hoch gewagt.
Wenn nicht Cornelie ob eigner Schuld gezagt.
Da kommt mein Herr. Sulpice. Das Werck ist / und nach Wuntsch / verrichtet.
Weg mit der falschen Leich / daß nicht was Nacht ertichtet /
Der helle Tag verrath. Schleuß Haus und Thüren zu.
Man lasse niemand ein / begib dich stracks zu Ruh /
Bis uns das Licht erweck / ich lege selbst mich nider /
Jn dem der süsse Schlaff befällt meine Augenlider.
Chloris. Cornelia. Cassander. Flavia. Levin.
Vor der Cornelia Behausung.
Flavia. Jch hab' ihn selbst gesehn / er sprach mich plötzlich an.
Levin. Diß ist ein solches Werck / daß ich kaum glauben kan.
Cornelia. Was hat er wol von dir / und du von ihm vernommen?
Flavia. Fragt mich nicht biß drey Nächt und Täg auffs Ende kommen.
Levin. Dich hat die Einsamkeit und Finsternüs bethört /
Flavia. Sulpicen sah mein Aug / ihn hat mein Ohr gehört.
Cornelia. Wir wollen was zu thun / mein Herr /nach Rath umbfragen,
Er such' uns ferner heim / so früh es nur wil tagen.