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Präludium
Niemand ist in dem zuhause, was sich jede Stunde sammelt – leichte Brise, Hochzeitsflüge, Sturm und dunkler Taten Keim. Lustraketen, Leidkometen schießen millionenfältig auf das brache Saatland Stirn . . . Dieser lächelt: «Hallo chérie!» Jene stammelt: «Gott, bist du's?» Und schon strandet ihre Fähre – Rio, Melbourne, Wien, Paris – acherontisch, selbstbewußt. Eingestiegen! Tier und Zierat, Wer hat je den Traum erkundet, diesen, Wer durchschaut die Knospe, ehe Welch ein Nachtstück ohne Zeugen! Sieht es schreckerfüllt in Brand! |
I
Sie trafen sich jenseits der Brücke, des Abends und mitten im Februar. Es schneite, stob mit Kristallen, schleppte, klirrte und tutete vor Mandalay – Fernher glomm Golgatha, Tauben rauchten am Spieß, Grill aus den Restaurants. Die Arche ging unter, Tiere schrien nach Vergeltung, während die Gewerkschaft der Garagisten den Ölzweig auf ihre Fahne heftete. Triumphzug! Tremolo! Reiherkarawanen Jenseits der Brücke –: so lagen die Dinge, So Wohin denn? Noch weiter? Hoch die See? Freitreppen? Oh, was bewahrt schon den Wert einer Stunde! Was «Nimm Sie tranken zusammen noch Tee, standen fröstelnd Sie lachten zuweilen und löschten die Lampe nicht. |
II
Während ein bleicher Tagmond durch die Kastanien weint zog er mit einem Blattstiel auf jeder Plakatsäule naß ihre Namen nach: Rheila, Rinetta, Raulur . . . daß ihn die Kälte schlug, daß ihre Ketten ihn jagten, jener hohlen Musik zu, die pfiff und sägte, in seltsamer Körnung durch seine Adern stelzte und glitt: Ein offenes Land, ein Weidegrund, unübersehbar, stumpf und in Nebeln. Dann Karussel, Kehraus . . . die Optik der Trauer. Irrsinniger Schlaf und die schnappende Flügeltür – Zerknirschung und Eintritt: Fluch, oben, von der stiebenden Tenne, ging die Niggerband los, die Wirbel von Singsing – Röhren mit Rouge verklebt, Schlitze voll Whisky, Hände zu Knoten, Hände zu Riß und Gewalttat zwischen die Schulterblätter der Damen... Oh, es ergriff ihn der Abscheu. Das Credo quia absurdum est sang er denn doch nicht. Lieber kreuzte er wieder auf gegen die höllische Akustik der City, zog seine Sinne hinter das Halstuch und erfand zu den flüchtigen Schritten die Monotonie fremdländischer Spiele: – Opiumball unter Lamm und Lotos, mit jener indischen Prinzin aus ehernen Mathematik- Vormittagen, aus den Stunden der Schiefer- und Kreidezeit –: die Saurier traten schon damals hoch, aufrecht und benutzten ihre Vorderbeine dazu, nichtsahnenden Kindern mit Ruten und Rasen die Ahnung zu bringen. Opiumball –: es kam darauf an, übereinzustimmen, auf scheußlichen Klippen ohne Absturz die Würfe zu fangen, die dem andren galten. Das ferne Vergessen, unmögliche Ruh am Teiche der Buddhen – oder Sansaras Rad: die elftausend Kilometer pro Herzschlag ohne Felgenriß – die Herdenfeuer Gethsemanes, nebst dem Gemurmel verwaschner Chimären von Notre Dame . . . Was sollten sie hier um Gnade bitten, was sollten sie Und weiter Das geheime Elend Dies blendende Passée: Du Was war wirklich Oh, über die Abende, da man sich küßte, über die Hügel, Vergeblich . . . jetzt schwang die Stadt ihre Dünung aus: |
III
Es gab eine Sonne, die lieblich spielte mit Jalousien und Gardinen – auch roch's von draußen nach Lokomotive – kurz: es war Mittag, und er erwachte, tauchte auf aus der U-Bahn bewußtlosem Hin und Her, fingerte sacht sich den Wurzeln entlang verschwiegner Gewächse und landete langsam mit dem Rest der Gedanken im Linnen . . . Vor und zurück eine Hand auf der Schatten Klaviatur – die seine –, und als er sie kannte, fand er sie hübsch. Er hörte Chopin auf Palma Mallorca, tat Schritte im Unwägbaren fremden Nachmittags und begegnete zwischen Sund und Palmen der Sand. Ach, die Sand! Angelpunkt, mediterran – doch Blüte und Weidenzweig auch – über zu Butterfly: Gestern? Dann: Schatten, Schatten und Schlaf . . . Kein Wäldertraum spülte ihm Licht, kein Herodot spielte die Bälle ihm zu. Ein Nachmittag, irgend ein eigner mußte jetzt helfen: ein Segel, irgendein Segel, womöglich in Rot sollte rauschen –, sprühen durch Riff und Geström, bis zerspellte in Flut vor Korallen alle Untat des rettenden Augenblicks – «Wir standen im kahlen Vorhof der legitimen Schinderhütte, im Raum jenseits des Lebens – vor dem ledernen Roulette der Militärs. Wer begriff je, daß in der Welt ›ewiger Werte‹, wo von Kultur gespuckt, von Freiheit gefaselt und von den süßen Giften des Herzens knien dieselben, die hier, die höllische Geißel zu schwingen ›ins Auge uns faßten‹ –? Abgeschätzt, sichere Zweihufer, geschoren auf zéro millimètre, wie der oberste Wanst sich auszudrücken beliebte, so standen wir da, vor der Guillotine des Geistes, den Koffer links in der Hand, um später den Zivilisten nach Hause zu schicken – später, wenn man eingestaucht wäre in beißende Futterale des Vaterlandes . . . Oh die Gesetze des Unsinns zeigten an jenem Tag sich im vollen Wichs. Aber viele glaubten, es sei eine Sache des Spiels: so viel Zucker und Zauber war diesen im Alltag; andre hingegen bekamen Heimweh nach einem Verbrechen, nach einem blauen gedunsenen Bauch ohne Uniform.» War dies der Nachmittag? Weh! Diese nagenden Wellen um Daphne! Diese Bannung Gestern? Nein: Schatten, |