Alexander Xaver Gwerder
Gedichte
Alexander Xaver Gwerder

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Intime Ausstellung

Bilder aus der City

I
          Oh sibyllinisch –: die Züge verbannter
an moosigen Mauern – Spiegelbilder
in den Scherben der Silvesternacht.
Schlingen schlucken aus Zinn
und dann die Tonkrüge
voll Aussatz –

Warst du nicht vorgestern – standest
nicht du
im Kieselregen der Blicke, vor dem Bostoner
Schlachthaus,
mit dem Gedanken an jedes Bordell?

 
II
Es kreuzen die späten Schiffe
auf der Suche nach anderem Land –,
alle Küsten voll neuer Begriffe:
schon die Pranken der Welle im Sand . . .

Es sind diese Glücke aus Schatten,
die jetzt von den Dünen spähn –,
das große Zuviel, das sie hatten,
sehn sie nun untergehn . . .

Es sind keine Liebenden – Fremde
rufen sich zu übers Meer.
Kein Zorn, keine Lust – ihre Hände
bleiben für immer leer.

 
III
Sagst du Zauber, so hörst du
die Asche rieseln – Vesuv
im Genick, und die Überreste
der Sappho –: Glimmende Nacht,
Gefieder stieben und blaß
um die Schenkel
verhangene Bisse, schwarze Maschen
ligurischer Netze und endlich,
aus Farn und Gestrüpp,
ein Morgen . . .

Am Rinnstein springt an
der neue Nash (Schlafkabine)
und durch die Gosse schleift
Abraxas,
den falschen Paß in der Tasche,
die herrliche Vielfalt vor sich –
ein Gott am Zug.

 
IV
Blühen im Hirn – uralt,
zu oft schon vertont – doch wiederum
trieb blauer Veilchenast Lust
aus den Rachen –: Liebe – Liebe – nur hier
kleine Spreizung, Schlagen mit Lidern,
Gewölbewarm
und die plötzliche Heimat . . .

Pflücken von Blüten,
jede ein Du –: gleichschenklig, rechtwinklig,
lavastarr in der Grotte
und schließt sich zu über härenem
Handwebteppich.

 
V
Noch einmal alles, als ob wir nicht wüßten.
Stieg Säule nicht, Flamme, verloren im Rauch?
Was flog nicht der Atem, als wir uns küßten,
durch Mauern und Stäbe: befreites «Du auch»!

Nachher sinkt alles: Die Säulen, die Fluchten –
das Wort in Gefahr, jedem Wurf ausgesetzt –
im Lächeln verwehend, was wir nur suchten,
und dann das «ich weiß, wer du bist» zuletzt.

 


 


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