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Das Interview

Nach bewährtem Muster

Ein Interview mit dem Filmstar Regina Flimmer-Immer zu erhalten, ist nicht leicht. Die Künstlerin ist in allen Dingen, die die Öffentlichkeit betreffen, von bemerkenswerter Zurückhaltung. In ihre Wohnung kann kein Pressemann eindringen, und die Ateliers sind verriegelt, damit ihre nervenaufreibende Arbeit nicht gestört wird.

Dennoch gelang es mir schließlich, ein Viertelstündchen mit Regina zu verplaudern. Sie empfing mich in ihren Appartements im Eden-Hotel. Liebenswürdig, als wenn wir schon lange miteinander bekannt wären, kam sie auf mich zu und begann sofort zu reden.

Regina Flimmer-Immer versteht herrlich zu plaudern. Man vergißt, daß man von Berufs wegen hier sitzt, man ist fast Freund im Hause und lauscht hingebungsvoll der geistvollen Plauderei.

Nach hart, aber sonnig verbrachter Jugend hat sie ihr Abitur in Leipzig gemacht und sollte Krankenschwester werden. Aber da meldete sich das Theaterblut, und in zähen Kämpfen gelang es, den väterlichen Widerstand zu beseitigen.

Es folgten Jahre strenger Arbeit an manchen Bühnen des Reiches. Bis dann der Glückstag kam. Ein Filmregisseur sah Regina und engagierte sie vom Fleck weg – Filmregisseure engagieren immer vom Fleck weg – für den Tonfilm »Liebe mich, dann lächle ich!« Regina kreierte die Hauptrolle und gefiel so gut, daß sie nunmehr nur noch filmt.

»Doch werde ich dem Theater nicht ganz entsagen«, fügt sie mit feinem Lächeln hinzu – »denn im Theater hat man den Kontakt mit dem Menschen, der einem beim Tonfilm doch zuweilen fehlt. Doch dafür bringt einen der Tonfilm in die Dörfer und ins Ausland. Meine Filme laufen in allen Erdteilen der Welt.«

Es ist ein glückliches Lächeln, das sich auf ihren Lippen formt. Es ist das Lächeln des naiv gebliebenen Kindes, das Lächeln der Frau, die auch im Erfolg bescheiden geblieben ist.

Verheiratet ist Regina Flimmer-Immer seit einem Jahr. Ich erlaube mir die indiskrete Frage: »Glücklich verheiratet?« und ich ernte als Antwort ein beseligendes Lächeln.

Über ihre Pläne verrät Regina nichts. Sie wird weiter filmen, das steht fest – und das ist schließlich die Hauptsache.

Endlich ist Regina Flimmer-Immer aber doch bereit, mir den Schlager aus ihrem neuen Tonfilm Traxu vorzusingen. Mit zwei anmutigen Schritten ist sie am wohltönenden Bechsteinflügel, ein kurzes Räuspern, und sie beginnt:

Unter den Fichten
sprachst du: mitnichten,
und da stand ich nun mit meiner Kunst.
Aber bei den Föhren
durft ich dich betören,
plötzlich stieg ich rasch in deiner Gunst.
Freilich bei den Cedern
warst du wieder ledern,
wußtest nicht, wie schön die Liebe war.
Aber bei den Eicheln
ließest du dich streicheln,
weich und sanft war, ach, dein Seidenhaar.

Doch bei den Eschen
durfte ich löschen
meinen kolossalen Liebesdurst.
Unter den Syringen
kann ja nichts mißlingen,
und ich sprach: daß du mir jetzt nicht knurrst!
Bei den Rhododendren
war nichts mehr zu ändren,
glücklich war'n wir unter Garantie.
Unter dem Holunder,
da geschah ein Wunder,
aber das verrät, verrät man nie.

Ein fröhlicher Schlußakkord, der Schlager war beendet. »Das ist ein Geheimnis«, sagte sie. »Sie dürfen Ihren Lesern nicht davon berichten!«

»Ich werde stumm sein wie das Grab«, entgegnete ich.

Als ich sage, daß ich für ein Hamburger Blatt schreibe, ist sie entzückt. Sie ist einmal einige Tage in Hamburg gewesen und hat den Eindruck, als ob die Menschen hier besonders wertvoll seien.

Die Viertelstunde ist leider vorüber. Mit gewinnendem Lächeln erhebt sich die Diva und reicht mir die Hand. »Grüßen Sie die Hamburger«, sagt sie zum Abschied.

Ich verspreche es.

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