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Der U-Bootkrieg im ersten Halbjahr 1917

Diese höchste Steigerung des Ringens der Landheere wurde begleitet durch den Vernichtungskampf unserer U-Boote gegen die feindlichen Handelsflotten.

Die Aussichten des U-Bootkrieges waren in wichtigen Punkten erheblich günstigere als in irgendeinem früheren Zeitpunkt.

Am 1. Januar 1917 betrug die Anzahl der U-Boote (Torpedo- und Minen-U-Boote) 148 gegen nur 62 ein Jahr zuvor. Die neu hinzugekommenen Boote zeichneten sich vor dem alten Bestande aus einmal durch eine stärkere Bewaffnung mit Torpedos und Artillerie, dann durch einen erheblich größeren Aktionsradius. Die Leistungsfähigkeit unserer Tauchbootflotte war also im Laufe des letztverflossenen Jahres in noch weit stärkerem Maße als im Verhältnis von 62 zu 14S gestiegen. Für das erste Halbjahr 1917 wurde die Fertigstellung von weiteren 50 U-Booten erwartet.

Die guten Ergebnisse des seit dem Monat Oktober wieder aufgenommenen Kreuzerkriegs der U-Boote in den britischen Gewässern waren ein Beweis der erheblich gesteigerten Leistungsfähigkeit unserer Tauchboote. Die monatlichen Versenkungen hatten seit dem November 1916 den Satz von 400 000 Bruttotonnen überschritten. Das Ergebnis des U-Boot-Kreuzerkriegs war damit ein wesentlich besseres, als es jemals zuvor in den schärferen Formen des U-Bootkriegs erreicht worden war. Der »verschärfte U-Bootkrieg« hatte eine monatliche Höchstleistung von nur 225 000 Bruttotonnen im April 1916 zu verzeichnen gehabt.

Die im Dienst unserer Feinde fahrende Handelsflotte hatte im bisherigen Verlauf des Krieges und namentlich in den letzten vier Monaten vor dem Beginn des uneingeschränkten U-Bootkrieges eine immerhin merkbare Schwächung erfahren. Nach den Angaben unseres Admiralstabs waren vom Kriegsausbruch bis Ende Januar 1917 insgesamt etwa 5 Millionen Bruttotonnen versenkt worden, davon 1 660 000 Tonnen in den letzten vier Monaten. Der Bedarf an Handelstonnage für die Zwecke der Kriegsführung war unausgesetzt stark. Die Neubauten blieben weit hinter denjenigen des Friedens zurück. Während England im letzten Friedensjahr rund 2 Millionen Bruttotonnen Schiffsraum vom Stapel hatte laufen lassen, erreichten seine Neubauten im Jahre 1916 nur etwa 580 000 Tonnen. Der sich aus allen diesen Umständen ergebende starke Druck auf den britischen Seeverkehr kam in einem ansehnlichen Rückgang der in den Häfen Großbritanniens und Irlands ein- und auslaufenden Schiffe zum Ausdruck. Im letzten Friedensjahr hatte der Ein- und Ausgang beladener Schiffe in den britischen Hafen 117 Millionen Tonnen (netto) betragen, im Jahre 1916 stellte er sich nur noch auf 66 Millionen Tonnen. Der Eingang war allein von 49 auf 30 Millionen Tonnen gesunken. Insbesondere die letzten Monate zeigten einen scharfen Rückgang, von 2 787 000 Tonnen im August auf 2 214 000 Tonnen im Dezember 1916 und 2 221 000 Tonnen im Januar 1917. Der Monatsdurchschnitt des letzten Friedensjahres hatte 4 090 000 Tonnen betragen. Der Eingang beladener Schiffe in den britischen Häfen war also gegenüber der Friedenszeit um 45 vom Hundert abgedrosselt. Von dem uneingeschränkten U-Bootkrieg durfte man eine weitere scharfe Einschränkung erwarten.

 

Aussichten des verschärften U-Bootkriegs

Dabei war, soweit es sich aus amtlichen Statistiken, Berichten von Sachverständigen, der britischen Fachpresse und anderen Quellen entnehmen ließ, die Versorgung der britischen Inseln mit Nahrungsmitteln, insbesondere mit Brotgetreide, knapper als in irgendeinem der früheren Kriegsjahre. Um die Mitte des Januar stellten sich nach dem ersten englischen Fachblatte, dem »Grain Seed and Oil Reporter«, die sichtbaren Bestände Englands an Weizen und Mehl auf 5 258 000 Quarters gegen 6 336 000 und 5 882 000 Quarters in den beiden Vorjahren. Infolge der schlechten Welternte, über die ich bereits früher gesprochen habe, waren die Zufuhren andauernd ungenügend, In den sechs Wochen von Anfang Dezember bis Mitte Januar hatten die Einfuhren von Weizen nur 2,1 Millionen Quarters erreicht, gegen 3,4 und 3,3 Millionen Quarters in den beiden Vorjahren. Wenn diese an sich schon knappen Zufuhren durch den uneingeschränkten U-Bootkrieg noch weiter eingeschränkt werden konnten, dann trat der Hungerkrieg gegen England aus dem Bereich der Phantasie heraus und wurde eine praktische Möglichkeit.

Trotz dieser erheblich gebesserten Aussichten hatte ich die Eröffnung des uneingeschränkten U-Bootkriegs am 1. Februar 1917 bis zum letzten Augenblick mit allem Nachdruck bekämpft. Ich hatte es für notwendig gehalten, die volle Wirkung der Friedensaktion abzuwarten und nicht durch Überstürzung eine noch so schwache Möglichkeit, doch noch zum Frieden zu kommen, zu zerstören. Ich war ferner der Überzeugung, daß nichts versäumt werden dürfe, um Amerika, draußen zu halten, und ich konnte schließlich die Befürchtung nicht überwinden, daß die allzu rasch auf unseren Friedensschritt und die Friedensanregung Wilsons folgende Eröffnung des uneingeschränkten U-Bootkriegs den falschen, aber in seiner Wirkung auf die Neutralen für uns überaus nachteiligen Eindruck erwecken werde, als seien unsere Friedensbemühungen nicht ernst gemeint, sondern nur eine Maskierung unserer U-Bootkriegs-Absichten gewesen.

Nachdem nun einmal die Entscheidung gefallen war und es kein Zurück mehr gab, stand unser Schicksal auf der Hoffnung, daß unter den verhältnismäßig günstigen Vorbedingungen die Wirkungen des U-Bootkriegs England innerhalb einer kürzeren Zeit friedensbereit machen würden, als sie Amerika brauchte, um das volle Gewicht seiner gewaltigen Hilfskräfte gegen uns in die Waagschale zu werfen. Ich konnte und wollte diese Hoffnung, die in den geschilderten Verhältnissen unserer eignen Tauchboot-flotte, der Entwicklung des britischen Schiffsverkehrs und der Welternte eine starke Begründung hatte, nicht von mir weisen. In den Verhandlungen des Hauptausschusses des Reichstags vom 31. Januar und 1. Februar 1917 habe ich dieser Hoffnung Ausdruck gegeben und sie mit dem vorliegenden Tatsachenmaterial, das im wesentlichen oben wiedergegeben worden ist, begründet. Einen Termin für die Niederkämpfung Englands habe ich nicht genannt und hatte ich nach meiner Beurteilung der Sachlage auch nicht nennen können. Vorwürfe, die später von nicht uninteressierter Seite in diesem Punkte gegen mich erhoben worden sind, haben in meinen, in dem Stenogramm des Hauptausschusses festliegenden Ausführungen keine Begründung, Ich habe im Gegenteil dem Ausdruck meiner Hoffnung, daß es uns gelingen werde, England friedensbereit zu machen, bevor Amerika in der Lage sei, effektiv in den Krieg gegen uns einzutreten, im bewußten Gegensatz zu den von anderer Seite in Aussicht gestellten bestimmten Fristen den Zusatz hinzugefügt: »Eine Garantie kann natürlich niemand übernehmen«.

 

Gute Anfangswirkung des verschärften U-Bootkriegs

Die Hoffnung wurde bestärkt durch die guten Anfänge des U-Bootkriegs.

Zunächst übertrafen die Leistungen der U-Boote die Schätzungen. Statt der angenommenen 600 000 Tonnen, die ja schon nach den Leistungen des U-Bootkreuzerkriegs als zu gering erscheinen mußten, erreichte nach den Angaben unseres Admiralstabs die Versenkung im Monat April 1 091 000 Tonnen und im Monat Juni 1 016 000 Tonnen. Das Gesamtergebnis der ersten sechs Monate des uneingeschränkten U-Bootkriegs war – immer nach den Angaben unseres Admiralstabs – 5 ½ Millionen Tonnen. Auch die Abschreckung der neutralen Schiffahrt vom Verkehr mit England, auf die der Admiralstab so stark gerechnet hatte, schien Tatsache zu werden. Die Schiffsbewegung im »Neuen Wasserweg« (Rotterdam), die in der ersten Januarwoche 1917 noch einen Eingang von 79 000 Nettotonnen aufgewiesen hatte, ging auf 6000 Tonnen in der dritten Märzwoche zurück. Die Entwicklung des britischen Schiffsverkehrs ließ sich leider nicht mehr unmittelbar verfolgen, da vom Februar 1917 die Veröffentlichung der Schiffsstatistik eingestellt wurde. Aber die starken Versenkungen, verbunden mit dem Fernbleiben eines großen Teils der neutralen Handelsschiffe, konnten nicht ohne Wirkung bleiben.

Auch die Ziffern der britischen Einfuhr wurden vom Februar an nicht mehr in der alten Vollständigkeit veröffentlicht. Vor allem wurden für die Nahrungsmitteleinfuhr die Mengenangaben geheimgehalten. Aber die Daten, die noch publiziert wurden, zeigten eine sehr erhebliche Einschränkung fast auf der ganzen Linie. Die Einfuhr des Monats Februar 1917 betrug dem Werte nach nur noch 70 Millionen £ gegen 9o Millionen im Januar. Die Einfuhrmenge des Februar 1917 wies gegenüber derjenigen des Februar 1916 einen Rückgang auf: bei Wolle um 17%, bei Baumwolle um 27%, bei Eisen und Stahl um 59%, bei Holz um 42%, bei Rindfleisch um 17%, bei Butter und Schmalz um 21%, bei Eiern um 39%. Im März 1917 stellte sich der Rückgang der Einfuhrmenge: bei Wolle auf 33%, bei Baumwolle auf 53%, bei Eisen und Stahl auf 62%, bei Holz auf 64%. Über Fleisch, Butter und Eier wurden vom März ab Mengenzahlen nicht mehr bekanntgegeben.

 

Englische Sorgen

Die schwierige Lage der britischen Getreideversorgung ergab sich aus den knappen Beständen in dem Hauptbezugslande, den Vereinigten Staaten. Das Ackerbaudepartement schätzte am 1. März 1917 die noch in den Händen der Farmer befindlichen Bestände an Weizen auf nur 101 Millionen Bushels (= ca. 2 ½ Millionen Tonnen) gegen 241 Millionen Bushels um die gleiche Zeit des Vorjahres. Die Ernteaussichten auch für das Jahr 1917 waren schlecht.

Alle diese Ziffern erhielten ihren Hintergrund durch Äußerungen der britischen Staatsmänner und der britischen Zeitungen sowie durch Informationen der verschiedensten Art über den Stand der Dinge in England. Lloyd George hatte zu Anfang des Krieges als Schatzkanzler das geflügelte Wort von den »silbernen Kugeln« gesprochen, mit denen England siegen werde; er hatte dann als Munitionsminister alle Hoffnungen auf die Massenherstellung von Kriegsmaterial und Munition gesetzt; als er jetzt am 12. April 1917 eine Begrüßungsansprache an den neuen amerikanischen Bundesgenossen hielt, da lautete sein Hilferuf: »Schiffe, Schiffe und noch einmal Schiffe!« Schon im Februar 1917 hatte Lloyd George im Unterhaus bekannt, die britischen Getreidebestände seien »geringer als jemals seit Menschengedenken«. Im April erklärte der Unterstaatssekretär des britischen Kriegsernährungsamts, Captain Bathurst, der Verbrauch an Brotstoffen gehe um 50 vom Hundert über die noch vorhandenen und die noch zu erwartenden Vorräte hinaus, er stellte außerdem in Aussicht, daß die Kartoffelvorräte in vier Wochen aufgebraucht sein würden.

Die englische Regierung griff zu tief einschneidenden Maßnahmen. Um die Zufuhr der für die Volksernährung und Kriegführung wichtigsten Güter nach Möglichkeit zu sichern, stellte sie die Einfuhr aller irgendwie entbehrlichen Dinge unter Verbot. Den gesamten britischen Schiffsraum stellte sie unter eine einheitliche Kontrolle; aus den nicht unmittelbar dem Verkehr mit England dienenden Linien zog sie so viel Schiffe für die Versorgung Englands heraus, daß nach dem Ausspruch des britischen Handelsministers von der internationalen Schiffahrt Großbritanniens nur noch ein Skelett verblieb. Der stärkste Druck wurde auf die Neutralen ausgeübt, um ihre Schifffahrt in den Dienst Großbritanniens zu zwingen. Überall, wo es gelang, einen neutralen Staat zur Kriegserklärung an Deutschland zu bewegen, wurden die in seinen Häfen hegenden deutschen Schiffe konfisziert. Nach jeder Möglichkeit wurde auf eine Hebung der Produktion im eigenen Lande hingearbeitet. Eine Steigerung der Förderung einheimischer Eisenerze sollte den Ausfall an fremden Zufuhren decken; gesteigerter Holzschlag in den eigenen, nicht sehr ausgedehnten Wäldern sollte Ersatz schaffen für den Ausfall in der Zufuhr fremden Grubenholzes; vor allem aber wurde ein großartiges landwirtschaftliches Programm auf gesteift, das durch die Umwandlung von Grasland in Ackerland die britischen Inseln von der ausländischen Getreidezufuhr unabhängig machen sollte. Natürlich wurden auch die größten Anstrengungen gemacht, um den während des Krieges so stark zusammengeschrumpften Bau von Handelsschiffen wieder hochzubringen. Die vorhandenen Lebensmittel wurden durch scharfe Vorschriften über die Ausmahlung und über Zusatzmittel gestreckt, der Verbrauch wurde durch eine knapp zugemessene Verteilung empfindlich eingeschränkt.

 

Englische Gegenmaßnahmen

Amerika suchte nach Möglichkeit zu helfen. Vor allem im Schiffbau, der nach anfänglichen Fehlschlägen, so mit dem massenhaften Bau von Holzschiffen, in der Tat einen großen Aufschwung nahm; dann aber auch mit der Zufuhr von Lebensmitteln. Hier geschah, was ich von Anfang an gefürchtet hatte. Die amerikanische Regierung ließ sich weitgehende Vollmachten für die Regelung der inneren Lebensmittelverteilung und der Lebensmittelausfuhr erteilen. Auf Grund dieser Vollmachten gelang es gegen die Mitte des Jahres 1917, für die Versorgung Englands größere Mengen von Getreide verfügbar zu machen.

Von der zweiten Aprilhälfte an bis in den Juli hinein stieg die Besorgnis in England auf ihren Höhepunkt. Wir erhielten in jener Zeit aus einer unbedingt zuverlässigen Quelle Nachrichten, daß Lloyd George bei seinem Besuch in Paris sich geradezu verzweifelt über die Ernährungslage Englands ausgesprochen habe. Es schien in der Tat, als sei dem U-Bootkrieg der Erfolg beschieden.

Wie nahe er damals seinem Ziele war, das werden wir zweifellos aus den englischen Darstellungen über die Entwicklung des Krieges bestätigt erhalten.

Die amerikanische Hilfe brachte in letzter Stunde die Rettung. Es gelang, für die kritischen Monate Juni und Juli genügende Mengen von Brotgetreide im letzten Augenblick verfügbar zu machen. Amerika gab auf Grund der Einschränkung seines eigenen Verbrauchs aus seinen knappen Beständen Getreide für England ab und deckte die dadurch entstehende Lücke in der eigenen Versorgung zum Teil durch Zufuhren aus Australien. Der vorhandene Schiffsraum wurde unter Zurückstellung aller anderen Bedürfnisse auf die Getreidezufuhr konzentriert; sogar Schiffe mit Gefriereinrichtungen für den Fleischtransport wurden in die Getreidefahrt geworfen, Ziffern über die Getreideeinfuhr sind, wie erwähnt, seit dem Februar 1917 nicht mehr veröffentlicht worden; aber aus zuverlässigen Angaben privater Herkunft läßt sich schließen, daß die Getreideeinfuhr Englands in dem einen Monat Juni 1917 kaum viel niedriger gewesen sein muß, als in den fünf vorhergehenden Monaten zusammen.

 

Die Hilfe Amerikas

So gelang es England, den Zusammenbruch seiner Ernährungswirtschaft vor dem Hereinkommen der neuen Ernte zu verhindern. Ebensowenig wie alle die großen militärischen Aktionen zu Land hatte der U-Bootkrieg vermocht, eine rasche Entscheidung herbeizuführen. Die von mir immer bezweifelten und in den internen Beratungen wie in den Verhandlungen des Hauptausschusses des Reichstages bekämpften Berechnungen der wirtschaftlichen Sachverständigen des Admiralstabs, nach denen der uneingeschränkte U-Bootkrieg in fünf Monaten zum Ziel führen sollte, hatten sich als trügerisch erwiesen. So staunenswert die Leistungen unserer U-Boote waren, so sehr der von ihnen versenkte Schiffsraum den Voranschlag des Admiralstabs übertraf – auch diese Leistungen genügten nicht, die Versorgung Englands so weit einzuschränken, daß innerhalb der fünf Monate seine Volksernährung oder seine Kriegstüchtigkeit entscheidend getroffen worden wäre. Auch im U-Bootkrieg konnte nur auf lange Sicht gearbeitet werden. Der U-Bootkrieg wurde zum aufregenden Wettlauf zwischen Neubau von U-Booten und Vervollkommnung der Sicherungs- und Abwehrmittel, zwischen Versenkung von Frachtraum und Neubau von Handelsschiffen, zwischen Herabminderung der britischen Zufuhren und Hebung der eigenen britischen Produktion, schließlich zwischen der Organisation des amerikanischen Millionenheeres und der Vernichtung der Widerstandsfähigkeit der feindlichen Armeen, denen wir an der Westfront gegenüberstanden.

Es mußte ein zäher Kampf werden.

Daß unsere Aussichten in diesem Kampf nicht ungünstig waren, dafür war eine Bestätigung eine halbamtliche Auslassung der britischen Regierung, die Anfang August 1917 ausgegeben wurde. Sie besagte im wesentlichen folgendes:

England hatte bei Kriegsausbruch eine Handelsflotte von Ozeandampfern im Umfang von 17–18 Millionen Tonnen; davon waren über 15 Millionen Tonnen regelmäßig für das Mutterland beschäftigt, der Rest diente dem Verkehr zwischen fremden Ländern, Kolonien usw. Ein großer Teil dieses internationalen Verkehrs mußte den unmittelbaren Bedürfnissen des britischen Mutterlandes geopfert werden. Gegenwärtig besitzt Großbritannien einschließlich der weggenommenen feindlichen Schiffe etwas über 15 Millionen Tonnen, davon 14 Millionen im unmittelbaren Dienste des Mutterlandes. Von diesen 14 Millionen Tonnen ist aber nur etwa die Hälfte für den Handel verfügbar, da die andere Hälfte in den Dienst der Marine, des Heeres, der Verbündeten und der Kolonien hat gestellt werden müssen, – Das bedeutete also, daß damals dem Handelsverkehr der britischen Inseln nur noch etwa 7 Millionen Tonnen Schiffsraum gegen 15 in Friedenszeiten zur Verfügung standen. – Die britische Einfuhr im letzten Jahr vor dem Kriege habe 58 Millionen Gewichtstonnen betragen; im Jahre 1916 sei die Einfuhrmenge auf 43 Millionen Tonnen zurückgegangen, und im laufenden Jahre werde sie noch erheblich niedriger sein. Von den 58 Millionen Tonnen der Friedenseinfuhr seien weniger als ein Viertel auf Nahrungsmittel entfallen, der ganze Rest auf Bedürfnisse des Handels und der Industrie. Im Jahre 1916 dagegen habe die Einfuhr von Nahrungsmitteln, Munition und Materialien für die Herstellung von Kriegsbedarf nicht weniger als zwei Drittel der Gesamteinfuhr beansprucht. Einer Einfuhr von Industrie- und Handelswaren in Höhe von 40 Millionen Tonnen im Jahre 1913 habe also im Jahr 1916 nur eine Einfuhr in Höhe von 14 bis 15 Millionen Tonnen gegenübergestanden. Tm laufenden Jahre könne man in keiner Weise hoffen, auch nur annähernd diese verkürzte Menge zu erhalten. Die »Frankfurter Zeitung« bemerkte damals zu dieser Veröffentlichung: »Was in aller Welt, so muß man sich fragen, will diese Offenheit? Damit wird doch Punkt für Punkt das bestätigt, was von ruhigen Beobachtern der englischen Verhältnisse längst gesagt, was aber fast in der ganzen englischen Presse bis vor kurzem leidenschaftlich bestritten wurde. Was will diese Darstellung? Will sie allmählich abbauen oder abwiegeln?«

 

Kein entscheidender Erfolg

Aber auch wenn man die Aussichten auf den schließlichen Erfolg des U-Bootkriegs noch so hoffnungsvoll beurteilte – die allzu bestimmten Voraussagen, daß der uneingeschränkte U-Bootkrieg innerhalb von fünf oder sechs Monaten zur Niederwerfung Englands führen werde, waren in zu weite und zu tiefe Kreise gedrungen, als daß nach Ablauf der genannten Zeit das Ausbleiben des entscheidenden Erfolges nicht eine Enttäuschung und einen Stimmungsrückschlag hätte hervorrufen müssen.


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