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O pierische Musen, die ihr im Gesange verherrlicht, Kommt hieher, und preiset im Festlied' eueren Vater: Durch den sterbliche Männer sowohl ruhmlos wie berühmt sind, Ungenannt und genannt, nach Zeus' des erhabenen Fügung. |
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5 | Leicht ja hebt er empor, leicht auch den gehobenen senkt er; Leicht den glänzenden schwächt er, und stärkt den verdunkelten wieder; Leicht auch schart er den krummen gerad', und den stolzen versenkt er, Der hochdonnernde Zeus, des erhabensten Hauses Bewohner. Merke mit Aug' und Gehör, und, wie recht ist, lenke den Richtspruch, |
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10 | Du! denn ich möcht', o Perses, dir Wahrheit jezo verkünden. Nicht ward Eines Geschlechts die Beeiferung, nein, auf dem Erdreich Walten zwo: die möchte mit Lob' anschauen, wer klug ist; Jene mit Tadel allein: denn sie sind zwiefacher Gesinnung. Eine pflegt nur Hader und schädlichen Krieg zu erregen, |
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15 | Unhold! nicht liebt solche der Mensch; nur genöthiget ehrt man, Nach der Unsterblichen Rathe, der Zwietracht böse Beeifrung. Aber die andere nahm aus der Nacht Schooß früher den Ursprung; Und nach dem Schluß des Kroniden, der hoch obwaltet im Äther, Wohnt sie am Grunde des Lands, weit heilsamer auch für die Menschen. |
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20 | Sei unthätig ein Mann, sie erweckt ihn dennoch zur Arbeit. Denn so den anderen etwa ein Arbeitloser im Wohlstand Schauete, flugs dann strebt er, den Acker zu baun, und zu pflanzen, Wohl auch zu ordnen sein Haus; mit dem Nachbar eifert der Nachbar, Um den Ertrag: gut ist den Sterblichen solche Beeifrung. |
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25 | Selber der Schmied misgönnet dem Schmied', und der Töpfer dem Töpfer; Oft ist dem Armen der Arm' abhold, und der Sänger dem Sänger. Du, o Perses, bewahr' im innersten Herzen die Warnung: |
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30 | Wenige Zeit hat übrig für Zank und Getümmel des Marktes, Wer nicht Habe daheim auf ein völliges Jahr sich gesammelt, Reife Frucht des Gefildes, den lauteren Kern der Demeter. Hast du der Fülle genug, dann Zank und Hader gehäufet Gegen den fremden Besiz! doch nie zum zweiten gelingt dirs, |
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35 | Also zu thun; nein künftig entscheiden wir unseren Hader Nach durchgehenden Rechten, den besseren, welche von Zeus sind. Denn schon theileten wir nach dem Erbrecht; aber dazu noch Raubtest du vieles hinweg, Ehrfurcht den Gewaltigen heuchelnd. Welche, von Schenkungen satt, hier gern aussprechen den Ausspruch: |
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40 | Thörichte! nicht weiß einer, wie mehr ist ein Halb denn ein Ganzes, Und wie ein Malvengemüs' und Asfodelos köstliches Labsal. Denn tief bargen die Götter den sterblichen Menschen die Nahrung. Leicht ja schaltest du sonst mit Einem Tage der Arbeit, Daß auf ein völliges Jahr du versorgt wärst, selber geschäftlos. |
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45 | Bald dann ruhte das Steuer des Meerschiffs über dem Rauche, Und hin schwänden die Werke der Stier' und lastbaren Mäuler. Aber es barg Zeus selber mit zürnendem Geiste die Nahrung, Weil ihn geteuscht der Betrug des schlaugewandten Prometheus. Drum nun dem Menschengeschlecht mühselige Leiden ersinnend, |
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50 | Barg er das Feur. Doch Er, des Iapetos herlicher Sprößling, Bracht' es den Menschen zurück, von dem Donnerer heimlich entwendet, Drinnen im markigen Rohr, unbemerkt Zeus' waltender Vorsicht. Jezo begann voll Zornes der Herscher im Donnergewölk Zeus: |
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55 | Du frohlockst, daß du Feuer entwandt, und den Sinn mir geteuschet: Traun, dir selber zum Weh, und den kommenden Männergeschlechtern! Jenen geb' ich für Feuer ein Unheil, dessen sich alle Sollen erfreuen, herzinnig ihr eigenes Übel umfangend. Also sprach hohnlachend der Götter und Sterblichen Vater. |
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60 | Und er gebot, daß eilig der kunstberühmte Hefästos Erde mit Flut einmengt', und menschliche Stimm' ihr erteilte, Stärke zugleich, und Gestalt, unsterblichen Göttinnen ähnlich, Mit holdseliger Schöne der Jungfraun; dann daß Athene Zierliche Werk' anwies', und Kunstarbeiten des Webstuhls; |
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65 | Daß anmutigen Reiz um das Haupt ihr göss' Afrodite, Unruhvolle Begier, und schmachtende Sorgen der Sehnsucht; Ihr dann dreiste Gesinnung zu leihn, und bethörende Schalkheit, Gab er dem Hermes Befehl, dem bestellenden Argoswürger. Also Zeus; sie aber gesamt willfahrten dem König. |
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70 | Schleunig aus Erd' erschuf der hinkende Künstler Hefästos Jungfraungleich ein edles Gebild, nach dem Rathe Kronions. Solche gürtete nun, und schmückte sie, Pallas Athene. Auch die Chariten schlangen umher, und die herliche Peitho, Ihr ein goldenes Busengeschmeid'; und rings um die Scheitel, |
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75 | Wanden die lockigen Horen den Kranz von Blumen des Frühlings. Allen Schmuck um den Leib dann ordnete Pallas Athene. Ihr auch legt' in die Brust der bestellende Argoswürger Sanft einnehmende Wort', und Lug und bethörende Schalkheit, So wie Zeus ihm geboten, der Donnerer; redende Stimm' auch |
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80 | Legete Hermes hinein. Und allbegabte Pandora so Ward sie genannt, weil alle die Seligen auf dem Olympos Eigene Gab' ihr beschert, zum Leid den erfindsamen Männern. Als sie den schlüpfrigen Trug, den schwer vermiednen, gefertigt; |
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85 | Daß er der Götter Geschenk hinführete. Doch Epimetheus Dachte nicht mehr an das Wort des Prometheus, nie ein Geschenk doch Anzunehmen von Zeus dem Olympier, nein zu entsenden Jegliches, eh' es vielleicht den Sterblichen würde zum Unheil. Achtlos nahm er es an, und erkannt' im Besize das Unheil. |
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90 | Siehe, zuvor ja lebten die Stamm' erdbauender Menschen Fern den Leiden entrückt, und fern mühseliger Arbeit, Auch Krankheiten des Wehs, die Tod' herbringen den Männern; Denn in dem Unglück pflegen die Sterblichen frühe zu altern. Aber das Weib hob jezo den mächtigen Deckel des Fasses, |
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95 | Rüttelte dann; daß den Menschen hervorging Jammer und Trübsal. Dort die Hofnung allein, in dem unzerbrechlichen Hause, Blieb inwendig dem Fasse zurück, tief unter der Mündung, Und nicht flog sie heraus: denn zuvor schloß jene den Deckel, Nach Zeus' heiligem Rathe, des donnernden Ägiserschüttrers. |
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100 | Zahllos fuhr zu den Menschen der anderen Leiden Gewimmel. Voll ist rings vom Bösen die Erd', und voll auch die Meerflut. Auch Krankheiten genug, bei Tage sowohl wie bei Nachtzeit, Nahn ungeraten von selbst, und bringen den Sterblichen Böses, Still und sacht; denn der Stimme beraubte sie Zeus Kronion. |
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105 | So ist keinem vergönnt, zu entfliehn Zeus' waltender Vorsicht.
Wenns dir behagt, so will ich ein anderes Wort dir erheben, Als gleichartig erwuchsen die Götter und sterblichen Menschen; |
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110 | Schufen die Götter hervor, der olympischen Höhen Bewohner. Jen' izt wurden von Kronos beherscht, da dem Himmel er vorstand; Und sie lebten wie Götter, mit stets unsorgsamer Seele, Von Arbeiten entfernt und Bekümmernis. Selber des Alters Leiden war nicht; immer sich gleich an Händen und Füßen, |
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115 | Freuten sie sich der Gelage, von jeglichem Übel entäußert, Reich an Heerden der Flur, und geliebt den seligen Göttern; Und wie in Schlaf hinsinkend, verschieden sie. Jegliches Gut auch Hatten sie; Frucht gewährte das nahrungsprossende Erdreich Immer von selbst, vielfach' und unendliche; und nach Gefallen |
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120 | Schaften sie ruhig ihr Werk im Überschwange der Güter. Aber nachdem nun jenes Geschlecht absenkte das Schicksal, Werden sie fromme Dämonen der oberen Erde genennet, Gute, des Wehs Abwehrer, der sterblichen Menschen Behüter, Welche die Obhut tragen des Rechts und der schnöden Vergehung, |
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125 | Dicht in Nebel gehüllt, ringsum durchwandelnd das Erdreich, Geber des Wohls: dies ward ihr königlich glänzendes Ehramt. Drauf ein anderes Geschlecht, sehr weit ausartend von jenem, |
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130 | Sondern ein ganz Jahrhundert gepflegt bei der sorgsamen Mutter, Wuchs der verzärtelte Knab', unmündig an Geist, in der Wohnung. Doch wann einer gereift, und zum Jugendalter gelangt war, Dann nur wenige Frist durchlebten sie, Jammer erduldend, Durch unsinniges Thun: nicht mäßigen gegen einander |
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135 | Konnten sie frevelnden Troz; auch nicht den Unsterblichen dienen Wollten sie, noch die Altäre der Seligen ehren mit Opfern, So wie Menschen gebührt nach den Sazungen. Diese darauf nahm Zeus der Kronide hinweg; denn er eiferte, daß sie der Ehrfurcht Mangelten gegen die Götter auf seligen Höhn des Olympos. |
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140 | Aber nachdem auch dieses Geschlecht einhüllte die Erde, Werden sie sterbliche Götter der oberen Erde genennet, Als die zweiten; jedoch ward ihnen auch Ehre zum Antheil. Wieder erschuf ein drittes Geschlecht viellautiger Menschen |
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145 | Eschen entsproßt, ein grauses, gewaltsames: welchem des Ares Jammergeschäft oblag und Beleidigung; nicht auch der Feldfrucht Aßen sie; nein mit der Härte des Demants übten sie Starrsinn, Ungeschlacht; nur große Gewalt und unnahbare Hände Wuchsen daher von der Schulter, bei ungeheueren Gliedern, |
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150 | Diesen war von Erz das Gewehr, von Erz auch die Wohnung, Und sie bestellten mit Erz; und nicht war dunkeles Eisen. Diese nunmehr, durch Stärke der eigenen Hände gebändigt, Stiegen zur wustigen Burg des schaudrichten Aïdes nieder, Namenlos; denn der Tod, wie groß und entsezlich sie waren, |
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155 | Nahete schwarz, und sie schieden aus Helios' leuchtender Klarheit.
Aber nachdem auch dieses Geschlecht einhüllte die Erde, |
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160 | Einst Halbgötter genannt, in der Erd' unendlichen Räumen. Sie auch hat das Verderben des Kriegs und die gräßliche Zwietracht, Theils im Kadmeergefild', an der siebenthorigen Thebe, Ausgetilgt in dem Kampf um Ödipus' weidende Heerden; Andere auch, in Schiffen durch mächtiges Wogengetümmel |
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165 | Führend in Troja's Land, der lockigen Helena wegen: Wo sie in Nacht einhüllte die endende Stunde des Todes. Diesen entfernt von den Menschen Verkehr und Wandel gewährend, Ordnete Zeus der Vater den Siz am Rande des Weltalls, Fern bei den Ewigen dort, wo Kronos übet die Herschaft. |
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170 | Und sie wohnen nunmehr, mit stets unsorgsamer Seele, An des Okeanos tiefem Gewog', in der Seligen Inseln, Hochbeglückte Heroen; denn Honigfrüchte zum Labsal Bietet des Jahrs dreimal der triebsame Grund des Gefildes. War ich selber doch nicht ein Genoß den fünften der Männer, |
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175 | Sondern wo nicht gestorben zuvor, doch später geboren! Denn dies Menschengeschlecht ist ein eisernes. Weder bei Tage Werden sie ruhn von Beschwerd' und Kümmernis, weder bei Nacht je, Gänzlich verderbt; es verleihn stetsnagende Sorgen, die Götter. Dennoch wird auch diesen gemischt sein Gutes zu Bösem. |
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180 | Zeus tilgt aber auch dieses Geschlecht viellautiger Menschen, Da der Geborene schon mit grauenden Schläfen erscheinet. Nicht ist hold dem Vater der Sohn, noch dem Sohne der Vater, Nicht dem bewirtenden Freunde der Gast, noch Genoß dem Genossen; Nicht dem Bruder einmal wird herzliche Liebe, wie vormals. |
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185 | Bald versagen sie selbst grauhaarigen Eltern die Ehrfurcht, Ja aushandeln auch sie, mit Schmach und Beleidigung redend: Grausame, Göttergerichts unkundige! Nimmer verleihn wohl Solche den Dank für die Pflege den abgelebeten Eltern. Faustrecht gilt: rings strebt man, die Stadt zu verwüsten einander. |
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190 | Nicht wer die Wahrheit schwört, wird begünstiget, noch wer gerecht ist, Oder wer gut; nein mehr den Übelthäter, den schnöden Freveler ehren sie hoch. Nicht Recht noch Mäßigung trägt man Noch in der Hand; es verlezt der böse den edleren Mann auch, Krumme Wort' aussprechend mit Trug, und das Falsche beschwört er. |
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195 | Scheelsucht folgt den Menschen, den unglückseligen allen, Schadenfroh, mislautig, und grollt mit neidischem Antliz. Endlich empor zum Olympos vom weitumwanderten Erdreich, Beid' in weiße Gewände den schönen Leib sich verhüllend, Gehn von den Menschen hinweg in der ewigen Götter Versammlung |
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200 | Scham und heilige Scheu; und zurück bleibt trauriges Elend Hier den sterblichen Menschen; und nicht ist Rettung dem Unheil. Nun sei den Fürsten ein Mährchen erzählt, die ja selber auch einsehn. |
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205 | Sie, wehklagendes Lauts, von den spitzigen Krallen verwundet, Jammerte; jener darauf, voll herrisches Trozes, begann so: Was, Unselige, schreist du? Ein Stärkerer hält dich gebändigt! |
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210 | Sinnlos, wer sich vermißt, der Gewalt zu begegnen mit Ohnmacht: Sieg erlanget er nie, und trägt zum Schimpfe den Kummer. So im sausenden Schwunge der weitgeflügelte Habicht. Du o Perses, achte des Rechts, und häufe den Troz nicht. Schlimm ist wahrlich der Troz dem Geringeren; selber der Edle |
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215 | Kann nicht leicht ihn ertragen, ihn drückt schwerlastender Hochmut, Traf er ein Unglücksloos. Doch der andere Weg ist besser, Der zur Gerechtigkeit führt; denn dem Unrecht sieget das Recht ob, Wenn es zum End' ausgeht; und den thörichten wizigt Erfahrung. Schnell ja verfolgt mit Rache der Eid ungrade Gerichte; |
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220 | Und die Gerechtigkeit seufzt, wo gewaltsame Männer sie hinziehn, Satt von Geschenk, und nach krummem Gericht aussprechen das Urtheil. Jene sodann geht weinend durch Stadt und Gewerbe des Volkes, Dicht in Nebel gehüllt, und bringt sehr böses den Männern, Welche sie schnöd' ausstießen, und nicht gradaus sie vertheilten. |
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225 | Die die Gerechtigkeit aber dem Fremdlinge so wie dem Bürger Grade verleihn, und nirgend von dem abweichen, was recht ist: Solchen gedeihet die Stadt, und es blühn die bewohnenden Völker; Fried' auch nährt im Lande die Jünglinge; nimmer bedroht sie Mit unseligem Kriege der waltende Herscher der Welt Zeus, |
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230 | Niemals naht auch der Hunger den gradurtheilenden Männern, Oder der Fluch; nur Festen gewidmete Werke begehn sie. Voll ist ihnen die Erd' an Fruchtbarkeit; und des Gebirges Eich' ist oben von Eicheln erfüllt, in der Mitte von Bienen; Und zu der Schur gehn Schafe, mit wolligem Vließe belastet. |
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235 | Auch die Weiber gebären den Vätern gleichende Kinder. Reiches Gut umblüht sie, unendliches; über das Meer auch Steuren sie nie; Frucht bietet das nahrungsprossende Erdreich. Welche dagegen dem Troz nachgehn, und Thaten des Unfugs, Solche bedroht mit Rache der waltende Herscher der Welt Zeus. |
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240 | Oft muß sämtlich die Stadt des frevelen Mannes genießen, Der mit sündigem Geist mutwillige Thaten verübet. Ihnen verhängt vom Himmel herab Landplagen Kronion, Hunger zugleich und Pest; und hinweg rings schwinden die Völker. Auch die Weiber gebären nicht mehr; es verblühen die Häuser, |
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245 | Nach des olympischen Zeus Anordnungen. Jezo von neuem Tilgt er ein mächtiges Heer den streitenden, jezo die Mauer, Jezo die Schiff im Meere verderbt der Kronide den Frevlern. O ihr Könige, selber bedenkt in der Tiefe des Herzens |
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250 | Schaun die Unsterblichen zu, wenn wo durch krumme Gerichte Einer den andren verlezt, unbesorgt um die Rache der Götter. Drei Myriaden ja sind der Unsterblichen rings auf dem Erdkreis, Heilige Diener des Zeus, der sterblichen Menschen Behüter, Welche die Obhut tragen des Rechts und der schnöden Vergehung, |
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255 | Dicht in Nebel gehüllt, ringsum durchwandelnd das Erdreich. Doch die Gerechtigkeit ist des Zeus jungfräuliche Tochter, Heilig und hehr auch dem Göttergeschlecht auf dem hohen Olympos. Siehe, sobald sie einer verkehrt mishandelnd beleidigt; Schleunig zum Vater Zeus, des Kronos Sohne, sich sezend, |
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260 | Klagt sie das Unrecht an der Sterblichen, bis ihr gebüßt hat Alles Volk für die Sünden der Könige, welche mit Bosheit Anderswohin abbeugen das Recht, durch verdreheten Ausspruch. Solches bewahrend im Geist, ihr Könige, Gabenverschlinger, Richtet gerade das Wort, und krummer Gerichte vergeßt ganz. |
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265 | Böses bereitet sich selbst, wer dem anderen Böses bereitet, Auch ist schädlicher Rath am schädlichsten dem, der ihn anrieth. Deß allsehendes Auge herab auf alles sich wendet, Zeus, auch dies nach Gefallen bemerket er; und ihm entgeht nicht, Was nunmehr für Rechte die Stadt im Inneren heget, |
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270 | Nein doch! weder ich selbst mag unter den Menschen gerecht sein Jezo, weder mein Sohn; denn schlimm, daß einer gerecht sei, Hier, wo größeres Recht der Ungerechtere findet! Doch nie bringt das, hoff ich, der Donnerer Zeus zur Vollendung. Du, o Perses, vernim mit wohl aufmerkendem Herzen: |
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275 | Nur der Gerechtigkeit folg', und gänzlich vergiß der Gewaltthat. Solch ein Gesez ward Menschen von Zeus Kronion geordnet. Fische der Flut, Raubthier' und krallichte Vögel des Himmels, Hieß er fressen einander, dieweil sie des Rechtes ermangeln. Aber den Menschen verlieh er Gerechtigkeit, welche der Güter |
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280 | Edelstes ist. Denn redet ein Mann das Gerechte zum Volke, So wie er weiß, den segnet mit Heil Zeus' waltende Vorsicht. Welcher jedoch vorsäzlich mit falsch beschworenem Zeugnis Lügt, und Gerechtigkeit schändet, verflucht ist solcher unheilbar; Und ihm sinkt in Dunkel der Stamm nachlebender Kinder. |
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285 | Doch wer Wahres beschwor, deß Stamm wird herlicher aufblühn.
Fasse mein redliches Wort in das Herz, unkundiger Perses. |
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290 | Lang auch windet und steil die Bahn zur Tugend sich aufwärts, Und sehr rauh im Beginn; doch wann du zur Höhe gelangt bist, Leicht dann wird sie hinfort und bequem, wie schwer sie zuvor war. Der ist gut vor allen, der selbst jedwedes erkennet, Sinnend im Geist, was künftig ihm Besserung schaffe zum End' aus. |
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295 | Gut ist jener zunächst, der den wohl zuredenden anhört. Wer jedoch nicht selber erkennt, noch des anderen Rede Sich in das Herz einprägt, der Mann ist nichtig und unnüz. Aber wohlan, du, immer dich unseres Rathes erinnernd, Arbeit treib', o Perses, du Edeler, daß dir der Hunger |
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300 | Abhold sei, und dich liebe die schöngekränzte Demeter, Hehr an Macht, und die Scheuer gedrängt anhäufe mit Vorrath. Denn ein Gefährt ist der Hunger dem arbeitscheuenden Manne. Der ist Göttern verhaßt und Sterblichen, welcher ohn' Arbeit Fortlebt, gleich an Mute den ungewafneten Dronen, |
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305 | Die der ämsigen Bienen Gewirk aufzehren in Trägheit, Nur Mitesser. Doch dir sei erwünscht die gemessene Arbeit, Daß mit reifem Ertrage sich dir anfüllen die Scheuern. Arbeit segnet mit Hab' und wimmelnden Heerden die Männer; Und durch fleißiges Thun wirst du den unsterblichen Göttern |
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310 | Angenehm und den Menschen; doch müßige sehn sie mit Abscheu. Arbeit schändet mitnichten, nur Arbeitlosigkeit schändet. Schafst du thätig dein Werk, bald schaun Unthätige neidisch, Wie du gedeihst; dem Gedeihn folgt Treflichkeit, Ehr' und Ansehn; Und du erscheinst wie ein Gott. Ja, frisch arbeiten ist besser: |
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315 | Wenn du, von fremdem Besize den eitelen Sinn zu der Arbeit Hingewandt, dir erstrebest die Nothdurft, wie ich dich heiße. Scham ist traun nicht gutes Geleit dem darbenden Manne, Scham, die sehr den Menschen zum Heil ist, sehr zum Verderb auch; Scham ist immer bei Mangel, Entschlossenheit aber bei Reichthum. |
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320 | Nicht auch die Habe gerafft; nur die gottverliehne gedeiht wohl. Wer mit der Hände Gewalt ein mächtiges Gut sich hinwegnahm, Oder wer mit der Zung' es erbeutete: wie wir es oftmals Schaueten, wann den Verstand misleitete schnöde Gewinnsucht Einem Mann, und die Scham durch Unverschämtheit gedämpft ward: |
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325 | Leicht verdunkeln ja den die Unsterblichen, und es entschwindet Solchem das Haus, ihm hält nur wenige Dauer der Reichthum. Gleich, wer den Schuzanfleher, und gleich, wer den Fremdling beleidigt; Und wer dem leiblichen Bruder das Ehelager besteiget, Aus der Genossin Begier ingeheim unehrbares übend; |
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330 | Auch wer ohne Bedacht misthut an verwaiseten Kindern; Und wer dem Vater, dem Greis', an der traurigen Schwelle des Alters, Schmähungen sagt, in Worten des Ungestüms sich vergehend. Ihm ist traun Zeus selber ein Eiferer, welcher am Ende Für sein frevelndes Thun ihm schwer auflegt die Vergeltung. |
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335 | Aber o du, ganz wende davon den eitelen Sinn ab. Auch nach Kraft bring' Opfer den endlos lebenden Göttern, Keusch im Herzen und rein, und brenne gefettete Schenkel. Außerdem versöhne mit Spreng' und lieblichem Räuchwerk, Beides zum Schlaf hingehend, und wann das heilige Licht naht: |
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340 | Daß mit Wohlgefallen ihr Herz sich neige zum Frieden, Und du anderer Erbe dir kaufst, nicht deines ein andrer. Wer dich liebt, den rufe zum Mahl; fern bleibe der Hasser. |
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345 | Gurtlos rennt der Nachbar daher, und gegürtet der Vetter. Schlimm ist der Nachbar ein Fluch, doch gut ein Segen vom Himmel. Dem ward Ehre zum Theil, wem ward ein redlicher Nachbar. Nimmer verdarb dir ein Rind, wenn nicht der Nachbar ein Schalk war. Wohl laß dir einmessen vom Nachbar, wohl auch entricht' ihm, |
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350 | Mit dem selbigen Maß, und reichlicher, kannst du es irgend: Daß, wenn die Noth eintritt, du hinfort auch findest Bereitschaft. Meide den bösen Gewinn; dem Verlust ist böser Gewinn gleich. Liebende wieder geliebt, und Besuchende wieder besuchet: |
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355 | Gern giebt einer dem Geber, dem Weigerer giebt wohl niemand. Geben ist gut, doch Rauben ist bös, und bringet den Tod mit. Denn so irgend ein Mann als wollender giebt, auch ein großes; Froh ist solcher der Gab', und Lust in der Seele geneußt er. Doch so man selbst wegnimt mit pochender Unverschämtheit; |
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360 | Ob es geringe nur sei, gleich naget Verdruß an dem Herzen. Denn wenn noch so geringes zu noch so geringem du legest, Und dies häufiger thust, bald wird ein großes auch hieraus. Wer zum vorigen trägt, der entgeht dem düsteren Hunger. Nicht was ein Mann im Hause verwahrete, macht ihn bekümmert. |
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365 | Besser im Hause das Gut, zum Verderb ists außer der Thüre. Wohl dir, nimst du von solchem, was da ist; wehe dem Herzen, Suchst du, was nicht da ist: dem nachzusinnen befehl' ich. Aus anhebendem Faß und endendem voll dir geschöpfet, Doch in der Mitte gespart: schlimm ist an dem Boden die Sparung. |
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370 |
Sei dem dienenden Freund' ein Lohn zur Genüge bestimmet. |
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375 | Wer dem Weibe vertraut, der vertraut auch losen Entwendern. Selbst ein einiger Sohn erhält sein väterlich Haus wohl, Weidend das Vieh; denn also erwächst Reichthum in der Wohnung. Doch gern stirbst du ein Greis, wenn ein anderer Sohn noch zurückbleibt. Leicht ja mehreren auch verleiht Zeus Fülle des Segens. |
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380 | Mehr ist mehrerer Sorg', allein auch größer der Zusaz.
Drum wofern nach Gedeihen das Herz dir trachtet im Busen, |