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Man nimmt die Feder so leicht nicht wieder in die Hand, wenn man sie nach dem Wort Rußland niedergelegt hat, noch dazu nach dem Ausrufungszeichen hinter dem Wort Rußland. Und doch vermeinte ich das Zucken in den Fingern zu spüren, das: horch! jetzt! besagt; das geschah auf einer kleinen Reise durch Thüringen in diesen hochsommerlichen Maitagen 1921. Und es geschah, weil von Ort zu Ort, auf Landstraßen und Marktplätzen, in Domen und Burgruinen immer wieder der Name Muck-Lamberty auftauchte. In einem kleinen Laden der alten Universitätsstadt habe ich einen derbgedrechselten Leuchter aus Mucks Leuchtenburg-Werkstatt erstanden; der ihn mir verkaufte, war ein junger Mensch von 18 Jahren, der Jüngste aus Mucks »Schar«, wie er selber sagte, einer von diesen jungernsten, frohselbstbewußten, hellen Menschen, die man jetzt in mittelalterlicher Tracht, barfuß und mit vom Regen und Sturm metallisch gefärbtem Haar auf den Straßen, in den Wäldern und vor den Domen Thüringens antrifft. Während er in seinem Laden unter Büchern, Zeitschriften, allerhand geschnitztem, gehämmertem und gewebtem Kram dastand und meinen Leuchter einpackte, erzählte er mir von Muck, den Fahrten und Taten der »Schar«, die in einer fröhlich kommunistischen Gemeinschaft das Ländchen durchstreifte, dann auf der Leuchtenburg ob Kahla bis zum März hausen durfte, von Gnaden der altenburgischen Regierung, derselben, die Muck mit seiner ganzen Schar kurzerhand aus der Burg jagte, als es sich herausstellte, daß Muck, der Enthaltsamkeit predigende, Alkohol und Nikotin abschwörende Muck auf der Burg eine Art Liebeshof eingerichtet hatte. Eine aus der Schar, die durch Muck zu Schaden gekommen war, hatte den Apostel den Behörden angezeigt; Muck mußte sich einem hochnotpeinlichen Verhör unterwerfen, und jetzt ist die ganze Schar mitsamt ihrem Führer in alle Winde zerstreut, hat sich verkrümelt und ist auf der Flucht vor den »Rechtdenkenden«, den bewußten »Rechtdenkenden« mit ihrer wohlgeölten und mustergültig rotierenden Vernunft und Gesinnung.
Wie gesagt – ich habe geglaubt, Muck-Lamberty werde meinen seit Rußland still liegenden Motor ankurbeln; aber jetzt ist die Kerze im Leuchter schon zur Hälfte heruntergebrannt und der Schwung zu dem, was zu sagen wäre, hat sich noch nicht eingestellt – daran ist hauptsächlich die Spannweite schuld zwischen dem, was einem über Muck gesagt wird und was man dann über ihn zu lesen bekommt. Denn das ist zweierlei.
Eins aber steht fest: es ist ekelhaft, ja geradezu ekelhaft, wenn man daran denkt, mit welchem Wust die Zeitungen einen monatelang überfüttern – und dabei gehen Dinge vor, die mit den innersten Bedingungen unserer Kultur vielleicht mehr zu tun haben als die Kapriolen der westlichen Politik und der Reichstagsschacher um Ämter und Unterschriften, und man erfährt über sie so gut wie nichts. Ich weiß es genau, daß nur wenige unter jenen, die diese Zeilen zu Gesichte bekommen, den Namen Mucks schon gehört haben werden. (Doch, nun erinnere ich mich, in einem bürgerlichen Blatt standen einmal vier oder sechs Zeilen über Mucks Verjagung von der Leuchtenburg, an der Stelle, wo sonst Heiratsschwindler und Hoteldiebe abgehandelt werden.)
Der Pfarrer Ritzhaupt in Erfurt hat der »Schar« und ihrem Führer auf ihrem Durchzug seine altehrwürdige Kirche geöffnet. Er spricht sich jetzt in einer Broschüre (Die »Neue Schar« in Thüringen, bei Diederichs in Jena) über die merkwürdige Bewegung aus, um die, wie um ihre Mittelpunktsfigur, bereits der Schimmer der Legende sich zu spinnen beginnt. Und ein Mann wie Eugen Diederichs tritt (in der Zeitschrift »Junge Menschen«, Brief an den altenburgischen Kultusminister Mehnert) für Muck, den Verbannten, ein, den er ernst nimmt mitsamt seinen Fehlern und vor den Behörden und all den anderen »Rechtdenkenden« zu verteidigen sucht. Die Spannweite zwischen Gehörtem und Gelesenem bleibt immerhin beträchtlich, aber es fehlt noch ein Brückenbogen zu Muck und dem Verständnis für seine ganze Angelegenheit, und über diesen Bogen müßte Muck selber zu mir herüber schreiten, damit ich ihn von Angesicht sehen könnte. Denn dieser ist zweifellos einer von den so seltenen faszinierenden Menschen, von denen starker Magnetismus auszugehen scheint. Anders ist sein Aufglühen und zeitweiliger kometen- oder meteorhafter Niedergang kaum zu erklären.
Pfarrer Ritzhaupt hat seine Broschüre unter dem Druck schwerer Gewissensnot geschrieben. Halb ist er hingerissen, halb stemmt er sich gegen sein Gefühl. Es ist offenkundig, daß er sich reinwaschen will, hat er doch seine Kirche nach der Enthüllung von Mucks polygamen Abenteuern entheiligt und beschmutzt gesehen. In der Hauptsache bleibt dieser Pfarrer ein schwer mit seinem Gott ringender Mensch, und man merkt jedem seiner Worte die Gläubigkeit des von der bezwingenden Welle unserer heutigen Glaubensbereitschaft emporgetragenen Christen an, der mit äußerstem Schmerz festzustellen gezwungen ist, daß er durch das Versagen eines Menschen um eine Hoffnung ärmer wurde und die Leere über der Kirche wieder zusammenschlägt. Denn darum handelt sich's im Grunde. Muck hat Hoffnungen erweckt. Keinem ist heute die Welt dankbarer und zu größerem Dank verpflichtet als dem, der Hoffnungen zu wecken vermag. Diese Zeiten sind die Tage Molochs, der mit Hoffnungen gefüttert wird. Die Seelen der Menschen haben sich im allgemeinen bereits eine gewisse Übung im Entsagen, in der Resignation angeeignet. Hier und da aber flackert ein starker Schmerz, bricht ein Schrei aus einem oder dem anderen hervor, der beweist, daß eine glühende Seele sich eine Hoffnung ausgerissen hat, eine Rose sich in eine Brennessel verwandelte; an dem Heft Ritzhauptens klebt noch ein Fetzen mit Blut.
Mucks Geschichte hört sich so an: Er hat Wandervögel um sich gesammelt; die Schar bestand zum größten Teil aus ihren Familien entlaufenen, dem Krieg entronnenen jungen Männern und Mädchen – Muck mit seinen 30 Jahren der Älteste der Schar. Singend, tanzend, »schwingend« zog die Schar durch kleine und große Orte Thüringens, das Altenburgische, Weimarische; sprang, sang, jubelte sich unter der Linde und vor dem Dom aus, raufte mit den Schund und Trödel feilhaltenden Jahrmarktskrämern, deren Handel sie störte, predigte von den Domstufen herab und in den Domen, deren kahle Wände und Balken sie mit Blumen und am frühesten Morgen aus dem Wald geholtem Laub herrlich geschmückt hatte, predigte Lebensfreude, ein besseres, schöneres Dasein in Freiheit und Dankbarkeit gegen den Schöpfer; die Schar spielte und tanzte mit dem Volk, den Kindern, tauschte ihre Erzeugnisse, Drechselarbeiten hauptsächlich, mit den Bauern für Lebensmittel und Obdach. Das ging monatelang so, über Landstraßen, durch Städte, Dörfer, Wald, Berg und Tal, bis die Schar dann auf der Burg ob Kahla seßhaft geworden war und ihren Führer bald darauf sein Schicksal ereilte.
Ritzhaupt wie Diederichs erkennen Muck die Kardinaleigenschaft und Tugend des Führers: Ernst, Durchdrungensein von einer Mission, was sich in innerer und äußerer Geradheit und Demut der Lebensführung versinnbildlicht, ab. Sie erklären Muck für in gewissem Sinne infantil, verantwortungslos, aber für alles eher als einen Charlatan. Ihnen ist er mitsamt seiner Schar noch immer als sichtbare Verkörperung der innigen Sehnsucht des Volkes nach Freudigerem, Freierem, Höherem lieb und wert. Sie wollen nicht, daß er ganz unterdrückt werde und verkomme, offenkundig weniger aus Zuneigung zu ihm selber, vielmehr aus dem Gefühl, daß dem Volke heute etwas nicht genommen werden darf, dessen es dringender bedarf als Essens, Trinkens, Steuerzahlens und der Vertröstung auf bessere Zeiten.
Es ist das alte Lied, das alte Übel. Der Generalissimus ist fort, und sonst hat dieses Volk keinen Führer; nicht in der Politik, nicht in Dingen des Geistes; und wenn nun einer aufsteht – mit wunderbaren Jungen und Mädchen auf Märkten singt und tanzt – in Kirchen glühend und selbstherrlich »Aufartung« verkündet – das Beispiel einer wenn auch in der Hauptsache nur ästhetisch gerichteten kommunistischen Gemeinschaft, einer Wandervogelgemeinschaft aufrichtet – wenn er es zuwege bringt, ermattete Seelen, wenn auch nur durch romantisch ungestümes Gehaben, zu höherem Erschwingen zu stimmen – dann werfen sich auf seinem Wege Verzweifelte vor ihm nieder, um den Saum seines Kittels zu küssen – dies geschah Muck! – dann halten ihm Mütter ihre Kinder zum Segnen hin – auch das geschah Muck! – und was hat es dann im Grunde viel zu bedeuten, daß der also Verehrte sich über kurz oder lang statt eines Heilands als ein Rattenfänger erweist …
Allerorten, wo Muck mit seiner Schar vorübergezogen ist, sieht man noch, wann immer zwei Kinder beisammenstehen, Tanz, hört man Gesang. Vor Weimars Belvedereschloß schwingen sich auf dem Rasenrondell kleine barfüßige Mägdlein mit flatterndem Haar im Ringelreihen und singen ein uraltes Liedlein dazu. Sie fassen sich bei den Händchen und springen im Kreis, fast fliegen sie ins Springbrunnbecken.
Von der Jugendbewegung Deutschlands läßt der Außenstehende am besten die Finger; sie ist äußerst verworren. Wandervögel gibt es nun in fast so vielen Abarten, wie mein Brehm sie verzeichnet. Die Manifeste, Flugblätter, Zeit-, Streit- und Spottschriften, in die Mucks Jenenser Jünger mir den Leuchter einwickelte, zeigen, wie wacker ein Schwarm auf den anderen mit den Schnäbeln loszuhacken versteht. Der Krieg und seine Ergebnisse, die politische Entwicklung der Welt seit der russischen Revolution hat die Jungen vor Aufgaben gestellt, denen sie sich gewachsen fühlen möchten. Bei Diederichs erschien der Bericht über die Tagung in Hofgeismar (Ein politischer Versuch in der Jugendbewegung 1920), der jene Verworrenheit nicht löst, eher kompliziert sich das Bild. Die Bünde und Schwärme, die in Hofgeismar gegen- und durcheinander rebellierten, die Freideutschen, die Jungdeutschen, die Kommunisten, die Nationalkommunisten, die Praktischen Idealisten und die Entschiedenen, haben mit jenen anderen, die sich unter den Bannern Blühers, Plenges, Wynekens, aus neuester und jüngstvergangener Zeit bekannter Führer und Apostel befehden, das gemein, daß die Parteien emsig aus dem Saal laufen, wenn die Gegenpartei zu Worte kommt. Hier und da wird ein Ausreißer mit sanfter Gewalt wieder in den Saal zurückgeschleppt, dann zieht er eine »Erklärung« seiner Gruppe aus der Tasche, die die Unversöhnlichkeit der Gegensätze in Punkten und Abschnitten dokumentiert. Man muß diese Broschüre lesen. Der Eindruck, der bleibt, ist nicht von den Meinungen, Forderungen, auch nicht von dem guten Drang, etwas Positives zu leisten, nicht von den Versuchen Einzelner, gerade und stark auszudrücken, was not tut, sondern eben von jenem Durcheinanderreden und Hinauslaufen. In diesem Gesellschaftsspiel gefallen sich, wenn man die Reichstagsprotokolle liest, nicht nur die Jungen; das Auseinander- und Hinauslaufen ist nachgerade Charakteristikum des gesamten öffentlichen Lebens Deutschlands geworden. Kraft zur Aktion, Initiative ist nicht vorhanden, Intoleranz wuchert. Dieselben, die sich über die Unterdrückung der nichtoffiziellen Meinung, der Presse und der Redefreiheit in Rußland entrüsten, beweisen durch ihr Verhalten, wie sehr ihnen die Macht willkommen wäre, die ihnen Handhabe zur Unterdrückung der anderen böte.
(Ein einziger Abend, eine einzige Stunde hat all die Hofgeismarer, die Freideutschen, die Jungdeutschen, die Kommunisten, die Nationalkommunisten, Einheimische und Fremde unter einen Hut und zum Stillsitzen gebracht – eine Tanzvorführung, nach der sie alle in malerischer Gruppierung sich zu gemeinsamem Gesang einten. Der vier- oder acht- oder sechzehnstimmige Chor übertönte die aus geringer Entfernung herübertönenden Detonationen des Hornberger Schießens.)
Wenn Gesang und Tanz nicht wären, es sähe traurig aus um Alt und Jung! In diesen frühen Sommertagen hallte ganz Thüringen wider von Gesang. Auf der Rudelsburg feierte die Deutsche Volkspartei ihr Fest. Studenten hielten in einer Ecke des alten Burghofs ihren Kommers ab. Alte Herren mit Couleurbändern über Schieberbäuchen waren in nagelneuen Automobilen aus allen Richtungen der Windrose herbeigeeilt und sangen:
»… o quae mutatio rerum!«
Es wurde Rheinwein und Champagner konsumiert. Rings um die Tische stand die Bevölkerung von Kösen, Naumburg und Merseburg und beobachtete die Sitten und Bräuche der farbengeschmückten Eingeborenen. Der Vorsitzende hieb mit dem Spazierstöckchen auf den Tisch, kommandierte Steigen und Fallen des Kantus, Salamander und Extrinken. Daweil memorierte draußen vor der Burg Herr von Kardorff seine Rede, die er bald darauf, an das burschikos übers linke Knie geworfene rechte Erzbein des Burschenschafters Jung-Bismarck gelehnt, vortrug. Hakenkreuz und Schwarz-Weiß-Rot lagerten auf dem Grasabhang und hörten den Sermon an, in dem der größte Deutsche (wer? Goethe? Luther? Marx? Friedrich oder gar Zeppelin?) angerufen wurde, sich der Schmach des untergehenden Volkes zu erbarmen. Zur gleichen Zeit zog zehn Schritte weit vom Denkmal auf der Straße ein Trupp von Kleinbürgern und Proletariern, Männern, Frauen und Kindern hinter einer Fiedel und vier Zupfgeigen fröhlich singend talwärts. Unten auf der Wiese vor der Saalefähre begegnete er einem anderen singenden, bereits genugsam angesäuselten Schwarm: einem Junggesellenverein mit Troddelmützen, Perücken, grotesken Pappgebissen im Maul, einer verrückten Fahne und verrückten Musikinstrumenten. Zehn Minuten lang wurden zum Klange von Gitarren, Pistons und Pikkoloflöten allerhand Provinzdielentänze geschoben und das schöne Gras auf Wochen hinaus zuschanden gestampft. Dann entfernte sich jede Rotte nach verschiedenen Richtungen.
In Mucks Leuchter die Kerze ist jetzt ganz heruntergebrannt. Die Hitze in meinem Zimmer rollt die Ränder der Landkarte an der Wand in die Höhe. Von Gesang und Tanz ist nicht mehr die Rede – nur der kleine hölzerne Hampelmann-Muschik von der Sucharewka tanzt zwischen den Fenstern unbeweglich die Kamarinskaja an der mehrfach verknoteten Strippe. Ich soll jetzt ein Buch über Berlin schreiben.
Der Reiz der Bücher, die man über fremde Länder, Menschen Verhältnisse schreibt, ist in der Unzufriedenheit mit der Heimat, dem Ort, an dem zu leben man gezwungen ist, begründet. (Zumeist ist es gar nicht die Heimat, sondern ein Exil. Und wenn die Heimat auch nichts weiter war als Exil – um so besser für das Buch.) Die Unzufriedenheit mag ihre Ursache gar nicht so sehr in der gerechten Betrachtung und dem Abwägen von Hier und Dort haben, sondern darin, daß man sein Element in der Bewegung gefunden hat, nicht im Stillsitzen, in der Seßhaftigkeit. Die Unzufriedenheit ist es, die die Fremde idealisiert. Über Berlin schreiben? O, Septembertage zwischen Ottawa und Winnipeg im sausenden Kanadaexpreß! Augustwoche Algier-Gibraltar-Southampton! Oktobersturm um die Wette wehend mit der Pazifiklokomotive vor unserm Vancouver-San-Franzisko-Flieger! – – Wann kommt ihr: Tage des Ostens, die ihr euch in Meersonnenuntergängen mählich zu Tagen der westlichen Erdballhälfte verwandeln werdet – Tage der Bewegung, des Stroms, des Entzückens, im Zeitenschoße ruhend noch? – – –
Berlin ist für das geschärfte Auge, das gespitzte Ohr schon keine Fundgrube mehr, sondern ein Klondyke! Aber man hat hier und in all diesem zu lange gelebt, dies und das werden, sich halten, umfallen und verfallen gesehen, Flickkram, Hintrödeln, langweilige wellenförmige Bewegung auf dem gleichen Niveau. Wie wunderbar dagegen: niederzuschießen auf einen Ort, ein Bild, eine Situation, für einen blitzscharfen Augenblick und dann – davon auf Nimmerwiedersehen! Hier in dieser Stadt, inmitten all dieser Dinge hat man, erregt, lethargisch, von der Ringbahn umkreist, zweimal sieben Jahre verlebt … Im letzten Grunde aber liegt alles an der Form; sie ist zu finden.
Mit dem Omnibus nach dem Friedrichshain. Der Friedrichshain ist Berlin schlechtweg. Der Märchenbrunnen, um den Arbeiter und Bürgersleute des Nordens in der Dämmerung sitzen; das Friedrichsdenkmal; die Rhododendrongebüsche; der Friedhof der März- und Novembergefallenen; Alleen, Promenaden, Teich und Spielwiese. Mit dem Friedrichshain könnte man ein Buch über Berlin wohl beginnen.
Dann aber rückt man näher und näher an den Mittelpunkt heran. Da ist der Alexanderplatz. Die Linden vom Schloß bis zum Reichstag. Kemper Platz und die Viktoriastraße. Die Potsdamer. Kanalufer zum Zoo. Uhlandstraße. Schon fällt der Schatten der Ludwigskirche in die Arbeitsstube. Dieser Platz rund um die Kirche – die Nachbarschaft, der man seit anderthalb Jahrzehnten in die Fenster schaut – die Haustreppe mit ihrem Schicksal im Frieden, während des Kriegs, seit der Revolution – die vier Wände. Dieser Schreibtisch dahier! Enger werden die konzentrischen Kreise, der letzte preßt sich wie ein eiserner Reif um das Herz zusammen. Soll das aus dem Buch über Berlin werden?