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Im Gartenlokal des Josef Lehninger. Die republikanische italienische Nacht ist nun korrekt gesprengt – nur der Vorstand sitzt noch unter den Lampions, und zwar: der Stadtrat Ammetsberger mit Adele, Betz, Engelbert und Kranz. Letzterer schnarcht über einen Tisch gebeugt. Es geht bereits gegen Mitternacht, und Adele fröstelt, denn es weht ein kaltes Windchen.
Betz Was tun, spricht Zeus.
Engelbert Heimwärts?
Stadtrat schnellt empor: Und wenn die Welt voll Teufel war, niemals! Wir lassen uns unsere italienische Nacht nicht sprengen! Kameraden, wir bleiben und weichen nicht – bis zur Polizeistund! Er setzt sich wieder.
Engelbert Hört, hört!
Stadtrat steckt sich nervös eine Zigarre an.
Kranz erwacht und gähnt unartikuliert; zu Betz: Du, ich hab jetzt grad was Fesches geträumt.
Betz Wars angenehm?
Kranz Sehr. Ich hab nämlich grad was von einer Republik geträumt und das war eine komplette Republik, sogar die Monarchisten waren verkappte Republikaner –
Betz Also das dürft ein sogenannter Wunschtraum gewesen sein.
Kranz Ha?
Engelbert Wie wärs denn mit einem kleinen Tarock?
Stadtrat Tarock?
Engelbert Einen Haferltarock –
Kranz Haferltarock!
Stadtrat Das wär ja allerdings noch das Vernünftigste –
Engelbert Karten hab ich. – Er setzt sich mit dem Stadtrat und Kranz unter den hellsten Lampion, mischt und teilt.
Eine Idee!
Betz kiebitzt.
Stadtrat Erster!
Engelbert Zweiter!
Kranz Letzter!
Stadtrat Solo!
Kranz Und das Licht leuchtet in der Finsternis – Er spielt aus.
Jetzt weht der Wind stärker.
Adele erhebt sich und fröstelt: Alfons!
Stadtrat läßt sich nicht stören: Bitte?
Adele Wann gehen wir denn endlich?
Stadtrat Zweimal sag ichs nicht! Eichel!
Adele Ich erkält mich noch –
Stadtrat Das tat mir aber leid, Herz!
Kranz Und Herz!
Engelbert Und Herz!
Betz nähert sich Adele: Wir bleiben bis zur Polizeistund, Frau Stadtrat.
Adele Wann ist denn Polizeistund?
Betz Um zwei.
Adele Und jetzt?
Betz Jetzt gehts gegen zwölf.
Adele Oh Gott.
Stadtrat zu Betz: So laß sie doch, bitte!
Stille.
Adele Hier hol ich mir noch den Tod.
Betz Oder eine Lungenentzündung.
Pause.
Der schönste Tod ist ja allerdings der Tod für ein Ideal.
Adele Ich kenn kein Ideal, für das ich sterben möcht.
Betz lächelt leise: Auch nicht für die Ideale, für die sich Ihr Herr Gemahl aufopfert?
Adele Opfert er sich denn auf?
Betz Tag und Nacht.
Adele Sie müssens ja wissen.
Betz Es ist natürlich alles relativ.
Pause.
Adele Glaubens mir, daß ein Mann, der wo keine solchen öffentlichen Ideale hat, viel netter zu seiner Familie ist. Ich meine das jetzt rein menschlich. Sie sind ein intelligenter Mann, Herr Betz, das hab ich schon bemerkt.
Stadtrat Über was unterhaltet ihr euch denn dort so intensiv?
Betz Über dich.
Stadtrat Tatsächlich? Habt ihr denn kein dankbareres Thema?
Adele boshaft: Alfons!
Stadtrat Na was denn schon wieder?
Adele Ich möcht jetzt gern noch ein Schinkenbrot.
Stadtrat Aber du hast doch bereits zwei Schinkenbrote hinter dir! Ich meine, das dürfte genügen! Er zündet sich eine neue Zigarre an.
Adele Wenn du deine Zigarren –
Stadtrat unterbricht sie: Oh du unmögliche Person! Pfui! – Und ziehen tut sie auch nicht, weil du mir nichts vergönnst! Er wirft wütend seine Zigarre fort. Eine unmögliche Zigarre!
Adele erhebt sich: Ich möcht jetzt nach Haus.
Stadtrat Also werd nur nicht boshaft, bitte!
adele Ich geh –
Stadtrat Ich bleib.
Adele So komm doch!
Stadtrat Nein! Bleib, sag ich!
Adele Nein, ich muß doch schon wieder um sechse raus, deine Hemden waschen und –
Stadtrat Du bleibst, sag ich!
Adele Hier hol ich mir noch den Tod –
Stadtrat Du bleibst und basta! Verstanden!?
Adele setzt sich wieder und lächelt geschmerzt.
Stadtrat Spiele!
Engelbert Weiter!
Kranz Spiele auch!
Engelbert Und zwar?
Kranz Gras!
Stadtrat Schnecken! Bettel! Jawohl, Bettel! Und herauskommen tu ich selber – Er gewinnt rasch und lacht schallend.
Stille.
Betz Warum gehen Sie eigentlich nicht allein nach Hause?
Adele Weil er mich allein nicht läßt.
Betz Nicht läßt? Auch allein nicht läßt? Er hat doch kein Recht über Ihre Person. – Meiner Seel, da erscheint er mir nun plötzlich in einem ganz anderen Licht, obwohl ich daraufgewartet hab. – Alfons Ammetsberger, mein alter Kampfgenosse – fünfunddreißig Jahr. – Ja, ja, das wird wohl das Alter sein. Ob ich mich auch so verändert hab?
Stadtrat zu Betz: Ich bitt dich, Betz, so laß sie doch in Ruh!
Wirt erscheint; er ist schwer besoffen und grüßt torkelnd, doch keiner beachtet ihn; er grinst: Boykottiert mich nur, boykottiert mich nur! Mir ist schon alles wurscht, ich wein euch keine Träne nach! Überhaupt sind die Reaktionäre viel kulantere Gast. – Eure jungen Leut saufen ja bloß a Limonad! Feine Republikaner! Limonad, Limonad!
Wirt plötzlich verträumt: Ich denk jetzt an meinen Abort. Siehst, früher da waren nur so erotische Spruch an der Wand dringestanden, hernach im Krieg lauter patriotische und jetzt lauter politische – glaubs mir: solangs nicht wieder erotisch werden, solang wird das deutsche Volk nicht wieder gesunden –
Kranz Halts Maul, Wildsau dreckige!
Wirt Wie bitte? – Heinrich, du bist hier noch der einzig vernünftige Charakter, was hat jener Herr dort gesagt?
Betz Er hat gesagt, daß du dein Maul halten sollst.
Wirt Hat er? Dieser schlimme Patron. – Apropos: ich hab eine reizende Neuigkeit für euch, liebe Leutl!
Kranz Wir sind nicht deine lieben Leutl!
Wirt Was hat er gesagt?
Betz Daß wir nicht deine lieben Leutl sind, hat er gesagt.
Wirt Hat er das gesagt? – Alsdann: meine Herren! Ich beehre mich, Ihnen eine hocherfreuliche Mitteilung zu machen: Sie sind nämlich umzingelt, meine Herren, radikal umzingelt!
Stadtrat horcht auf.
Betz Wer ist umzingelt?
Wirt Ihr, meine Herren!
Engelbert Wieso?
Wirt Meine Herren! Ich habs nämlich grad erfahren, daß euch die Herren Faschisten verprügeln wollen –
Stadtrat erhebt sich.
Wirt Die Herren Faschisten behaupten nämlich, daß ihr, meine Herren, das Denkmal verdreckt habt –
Stadtrat Was für Denkmal?
Wirt Das Denkmal Seiner Majestät.
Engelbert Versteh kein Wort.
Wirt Die Herren Faschisten haben nämlich eine pfundige Wut im Bauch und wollen die Ehre Seiner Majestät wiederherstellen! Durch Blut! Hurra!
Kranz Oh du dreiundreißigjähriger angenagelter Himmiherrgott!
Wirt Leugnen hat doch gar keinen Sinn, meine Herren! Ihr seid überführt! Alle Indizien sprechen gegen euch! Kreuzverhör und so!
Stadtrat Lüge! Infame Lüge! Hier hat niemand eine Majestät verdreckt, bitt ich mir aus!
Wirt erhebt sein Glas: Sehr zum Wohle! Er leert es.
Stille.
Betz Josef, wer hat dir denn das gesagt, daß wir jetzt hier verprügelt werden sollen?
Wirt Dem Martin seine Anna.
Stadtrat scharf: Martin? Interessant!
Wirt Diskretion Ehrensache!
Kranz Also jetzt bin ich schon ganz durcheinander!
Engelbert Das kann doch nur ein Irrtum sein, nach den Gesetzen der Logik –
Stadtrat scharf: Oder Verrat! Unsere Weste ist weiß.
Wirt Weiß oder nicht weiß – jetzt gibts Watschen, meine Herren!
Kranz Du Judas!
Wirt weinerlich: Aber ich bin doch kein Judas, meine Herren! Ich bin euch doch innerlich immer treu geblieben, sogar noch nach der Revolution! Aber was ist denn das jetzt auch für eine verkehrte Welt! Früher, da war so ein Sonntag das pure Vergnügen, und wenn mal in Gottes Namen gerauft worden ist, dann wegen irgendeinem Trumm Weib, aber doch schon gar niemals wegen dieser Scheißpolitik! Das sind doch ganz ungesunde Symptome, meine Herren!
Kranz Ich möchte das Wort ergreifen! Ich möchte jetzt etwas vorschlagen! Ich möchte jetzt dafür plädieren, daß wir hier den weiteren Gang der Ereignisse seelenruhig abwarten, denn wir werden uns glänzend rechtfertigen, weil wir doch radikal unschuldig sind!
Engelbert Hört, hört!
Stadtrat Lächerlich!
Betz zu Kranz: Du vergißt wieder mal unsere Aggressionstriebe –
Kranz Ha?
Wirt Jetzt gibts Watschen –
Betz Ich spreche jetzt von einem höheren Standpunkt aus. Der Mensch hat doch eine grausame Natur von Natur aus – man muß die Wahrheit vertragen können, lieber Freund!
Wirt Oh, wie wahr!
Stadtrat Kameraden! Der Mensch ist ein schwaches Rohr im Winde, in bezug auf das Schicksal, ob er nun Monarchist ist oder ein Republikaner. Es gibt nun mal Augenblicke im Leben, wo sich auch der Kühnste der Stimme der Vernunft beugen muß, und zwar gegen sein Gefühl! Kameraden! Das wäre doch ein miserabler Feldherr, der seine Brigaden in eine unvermeidliche Niederlage hineinkommandieren tat! In diesem Sinne schließe ich nun hiermit unsere italienische Nacht! Vis major, höhere Gewalt! Wo ist mein Hut?
Betz Ich bleib.
Stadtrat Wieso?
Betz Ich bin nämlich da nämlich etwas anderer Meinung –
Stadtrat Da dürft es doch wohl keine andere Meinung geben!
Betz Findst du? Wir haben doch in bezug auf das verdreckte Denkmal ein absolut reines Gewissen.
Engelbert Sehr richtig!
Betz Und infolgedessen find ich es nicht richtig, so davonzulaufen.
Stadtrat Nicht nicht richtig, klug! Diese Faschisten sind doch bekanntlich in der Überzahl und infolgedessen bekanntlich zu jeder Schandtat jederzeit bereit! Wo ist mein Hut?
Betz Ich bleib. Und wenn sie mich verhaun!
Stille.
Stadtrat fixiert ihn höhnisch: Ach, der Herr sind Katastrophenpolitiker? Na viel Vergnügen!
Betz Danke!
Stadtrat grinst: Gott, wie heroisch!
Betz Lieber Prügel als feig.
Stille.
Stadtrat Findst du?
Adele Ich finds auch.
Stadtrat Du hast hier überhaupt nichts zu finden!
Adele Ich finds aber!
Stadtrat nähert sich ihr langsam; unterdrückt: Du hast hier nichts zu finden, verstanden?!
Adele Ich sag ja nur, was ich mir denk.
Stadtrat Du hast hier nichts zu denken.
Adele boshaft: Findst du?
Stadtrat Blamier mich nicht, ja!
Adele Nein.
Stadtrat kneift sie.
Adele Au! Au! –
Stadtrat Wirst du dich beherrschen?!
Adele Au, Alfons! Au! –
Stadtrat Daß du dich beherrschst! Daß du dich –
Adele reißt sich kreischend los: Au! – Du mit deinem Idealismus!
Stadtrat Oh du unmögliche Person!
Adele Oh du unmöglicher Mann! Draußen Prolet, drinnen Kapitalist! Die Herren hier sollen dich nur mal genau kennenlernen! Mich beutet er aus, mich! Dreißig Jahr, dreißig Jahr! Sie weint.
Stadtrat mit der Hand vor den Augen: Adele! Adele –
Stille.
Stadtrat ni mmt langsam die Hand von den Augen: Wo ist mein Hut?
Wirt erhebt sich schwerfällig: Mit oder ohne Hut – du bist und bleibst umzingelt – Er rülpst und torkelt ab.
Adele grinst plötzlich.
Stadtrat Lach nicht!
Adele Wenn ich dich so seh, find ich das direkt komisch, wie du da den jungen Menschen im Weg herumstehst – Sie schluchzt wieder.
Stadtrat Heul nicht!
Adele Das sind die Nerven –
Kranz Die typische Weiberlogik.
Adele weinend: Hättest du zuvor die jungen Leut nicht nauswerfen lassen, würd sich jetzt niemand hertraun – jetzt sind wir doch lauter alte Krüppel –
Engelbert Oho!
Stadtrat Herr im Himmel!
Adele Laß unseren Herrgott aus dem Spiel!
Kranz Es gibt keinen Gott.
Stille.
Ich möchte das Wort ergreifen! Ich möchte jetzt etwas vorschlagen! Ich möchte jetzt dafür plädieren, daß es sozusagen etwas überstürzt war, den Martin so mir nix, dir nix auszuschließen, samt seinem Anhang – er hat doch einen ziemlichen Anhang, einen starken Anhang, und nicht den schlechtesten Anhang – und er hat doch sozusagen gar nicht so unrecht gehabt –
Stadtrat Findst du?
Kranz Wenn wir jetzt auch solche Kleinkaliber hätten, als wie diese Faschisten, dann müßten wir uns jetzt nicht unschuldig verhaun lassen, sondern könnten uns wehren – wehren – das ist doch logisch, ha?
Engelbert Logisch oder nicht logisch! Nach den Statuten mußten wir Martin ausschließen!
Kranz Logisch oder nicht logisch! Ich scheiß dir was auf solche Statuten!
Engelbert Hört, hört!
Kranz Das sind doch ganz veraltete Statuten.
Stadtrat Plötzlich?
Kranz Ich möchte jetzt offiziell dafür plädieren, daß unseres Kameraden Martin überstürzter Ausschluß wieder rückgängig gemacht werden soll!
Stadtrat Rückgängig?
Kranz Jawohl!
Stadtrat sieht sich fragend um: Was ist das?
Betz Ja!
Engelbert Hm.
Stadtrat zu Engelbert; leise: Ja oder nein?
Stille.
Engelbert Ja.
Stille.
Stadtrat Wo ist mein Hut?
Adele reicht ihm seinen Hut: Da.
Stadtrat setzt den Hut tief in die Stirne; tonlos: Ich werd mich aus dem politischen Leben zurückziehen – jetzt geh ich nirgends mehr hin – höchstens, daß ich noch kegeln werd oder singen –
Adele Endlich, Alfons!
Trompetensignal.
Der Major in ehemaliger Kolonialuniform betritt mit zwei Faschisten rasch den Garten – er hält knapp vor dem Stadtrat und fixiert ihn grimmig.
Stille.
Der Major Ich habe bereits die zweifelhafte Ehre, Sie zu kennen.
Stadtrat nickt apathisch.
Der Major Ich sehe es Ihrem unsteten Blick und den schuldbewußten Mienen Ihrer sauberen Genossen an, daß Sie den Zweck meines Kommens bereits erraten haben.
Engelbert Wir sind radikal unschuldig!
Der Major Ruhe! Jetzt habt ihr euch selbst verraten!
Totenstille.
Brüllt. Ruhe!! Kurzer Prozeß! Rotes Gesindel!
Betz Es ist halt alles relativ –
Der Major Maul halten! - Himmellaudon, mit euch werden wir noch fertig! Rache für Straßburg! Wir werden es euch zeigen, Denkmäler zu schänden – ihr habt unsere Ehre verletzt, an unserer Ehre klebt Blut!
Betz Vollendeter Blödsinn!
Der Major Was?!
Betz zündet sich eine Zigarre an.
Der Major Rauchen Sie nicht!
Betz Bitte – Er legt die Zigarre fort.
Stille.
Der Major Czernowitz!
Czernowitz Zu Befehl, Herr Major!
Der Major Erzählen Sie doch mal – wie hat denn Ihr Herr Vater im Felde Kriegsgefangene, die es mit passiver Resistenz versuchten, behandelt?
Czernowitz Er hat ihnen die Patronen in den Hintern schlagen lassen, wie einen Nagel in die Wand, Herr Major!
Der Major zu Betz: Verstanden?
Betz Ich hab keinen Hintern –
Der Major geht um den Stadtrat herum; fährt ihn plötzlich an: Hände an die Hosennaht! Setzen!
Stadtrat setzt sich wie geistesabwesend.
Der Major winkt dem einen Faschisten.
Faschist bringt dem Stadtrat Papier, Feder und Tinte.
Der Major So. Schreiben Sie, was ich diktiere!
Stadtrat folgt apathisch.
Der Major diktiert: Ich, der rote Stadtrat Alfons Ammetsberger, erkläre hiermit ehrenwörtlich – haben Sies? – ehrenwörtlich – daß ich ein ganz gewöhnlicher –
Stadtrat stockt.
Der Major Schreiben Sie!
Stadtrat schreibt wieder.
Der Major diktiert: – daß ich ein ganz gewöhnlicher – Schweinehund bin!
Stadtrat stockt wieder.
Der Major Na wirds bald?
Stadtrat rührt sich nicht.
Der Major Kerl, wenn Sie nicht parieren, kriegen Sie die Hosen voll! Schreiben Sie! Los!
Stadtrat beugt sich langsam über das Papier – plötzlich fängt er an zu wimmern und zu schluchzen: Nein, aber ich bin doch kein –
Der Major unterbricht ihn brüllend: Sie sind aber ein Schweinehund, ein ganz gewöhnlicher Schweinehund!!
Adele Sie! Das ist kein Schweinehund, Sie! Das ist mein Mann, Sie! Was erlauben Sie sich denn, Sie aufgedonnerter Mensch! So lassen Sie doch den Mann in Ruh!
Betz Überhaupt mit welchem Recht –
Der Major unterbricht ihn: Maul halten!
Adele Halten Sie Ihr Maul! Und ziehen Sie sich mal das Zeug da aus, der Krieg ist doch endlich vorbei, Sie Hanswurscht! Verzichtens lieber auf Ihre Pension zugunsten der Kriegskrüppel und arbeitens mal was Anständiges, anstatt arme Menschen in ihren Garten-Unterhaltungen zu stören, Sie ganz gewöhnlicher Schweinehund!
Der Major Ordinäre Person! Na wartet! Draußen stehen vierzig deutsche Männer! Rasch ab mit seinen Faschisten.
Adele ruft ihm nach: Das ist mein Mann da, verstanden?! Riesiger Tumult vor dem Gartenlokal.
Martin mit Anna, gefolgt von seinen Kameraden, betritt rasch den Garten.
Adele Der Martin!
Martin Zu Befehl, gnädige Frau! Die Luft ist sozusagen rein, meine Herren! Sie müssen nämlich wissen, daß der Besuch der Herren Faschisten uns gegolten hat, mir und meinen Kameraden – und nicht diesem Vorstand da. Und wir sind halt nun mal so veranlagt, daß wir für unsere Taten einstehen. Ich gestatte mir aber zu melden, daß hier niemand mehr eine Angst zu haben braucht, denn als die Herren Faschisten uns da draußen erblickt haben, da haben sie sich umgruppiert – radikal! Wir haben es halt wieder einmal geschafft!
Stadtrat Na also! – Von einer akuten Bedrohung der demokratischen Republik kann natürlich keineswegs gesprochen werden. Kameraden! Solange es einen republikanischen Schutzverband gibt – und solange ich hier die Ehre habe, Vorsitzender der hiesigen Ortsgruppe zu sein, solange kann die Republik ruhig schlafen!