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Herr Stefan Fadinger, der Held,
Wacht auf mit finstern Sorgen,
Er tritt vor Linz aus seinem Zelt
An Gottes frühem Morgen.
Sein Haupt, sein Blick, sein Wehrgeschoß
Sind stattlich wie vorzeiten,
Er ruft nach seinem schwarzen Roß,
Auf Kundschaft will er reiten.
»O Herr,« – so warnt sein treuer Knecht –
»Geht heut nicht vor die Schanzen,
Das bayrisch Kriegsvolk zielt nicht schlecht,
Die heißen Kugeln tanzen.
Elendig liegt manch braver Mann
Mit blutigem Haupt im Graben,
Der Himmel weiß, was kommen kann,
Es krächzen so die Raben.«
»Ei, laß sie krächzen, wenn sie's freut!
Das läßt mich unverdrossen;
Das Blei für meine Sterbenszeit
Ist lang noch nicht gegossen.
Ich bin noch schuldig meine Wett'
Gott und den armen Leuten,
Ich hab' noch nicht die sieben Städt'
Des Lands, um das wir streiten.
Drum frisch auf!« ruft der Feldhauptmann,
»Ob auch die Kugeln tanzen,
Mich freut's, wenn ich verspotten kann
Den Feind vor seinen Schanzen.«
Er springt aufs Roß, gibt ihm den Sporn
Und bändigt's mit dem Zügel,
Es wiehert laut vor Mut und Zorn,
Steigt auf, als hätt' es Flügel.
»Mir nach!« ruft Fadinger der Held
Und läßt die Klinge blitzen,
Wie der Sturmwind saust er übers Feld,
Ihm folgen scharf die Schützen.
Vom Wall zu Linz kommt Blitz und Rauch,
Doch vorwärts sprengt der Reiter,
Die Furcht ist hier nicht Landesbrauch –
Nur weiter! immer weiter!
Bevor der Knecht ihn halten will.
Erreicht er schon den Graben,
Betrachtet sich das Landhaus still:
»Heut müssen wir's noch haben.
Zusammenblas' ich wie der Sturm
Das morsche Nest der Bürger,
Als Windfahn' häng' ich auf den Turm
Den Herberstorf, den Würger.«
»Zurück!« beschwört ihn der Genoß,
»Du bist zu weit geritten,
Tollkühnheit ist's, du stellst dich bloß,
O Herr, laß dich erbitten!«
»Hast Furcht? so schaff dich selber fort;
Kein Hund ist auf der Lauer.« –
Da duckt sich in der Scharte dort
Ein Landsknecht auf der Mauer.
»Beim Torturm soll die Bresche sein;
Hier durch – und Linz liegt offen!« –
Da blitzt vom Wall ein Feuerschein,
Es kracht, es hat getroffen.
Der Landsknecht jauchzt, der Landsknecht winkt,
Viktoria! schreit's im Schwarme,
Der Rappe steigt, der Reiter sinkt,
Liegt seinem Knecht im Arme.
Nun wird's lebendig hier und dort.
Vorm Wall und auf den Schanzen,
Viktoria heißt das Losungswort,
Die Todeskugeln tanzen.
Nun wird's lebendig dort und hier,
Es rennt aus Tor und Mauern;
Todwunder Held, Gott sei mit dir!
Schützt seinen Leib, ihr Bauern!
Ist er auch stumm, er atmet noch.
Laßt ihn nicht elend sterben.
Mit euren Armen hebt ihn hoch,
Entführt ihn dem Verderben!
Kreuzt eure Büchsen, legt ihn drauf,
Sie sollen ihn nicht haben!
Treibt sie zurück im Sturmeslauf
Und werft sie in den Graben!
Verzweifelt ficht der treue Knecht,
Haut, was ihm trotzt, in Stücken
Und deckt als Letzter im Gefecht
Dem teuern Herrn den Rücken.
Zum Himmel blickt der wunde Held
Im Schutz der treuen Mannen,
Sie tragen ihn durchs blutige Feld
Im Sturmesschritt von dannen.
Sie tragen ihn durch Rauch und Dampf;
Oh, wie sich alle neigen!
O böser Tag! o schlimmer Kampf!
Unseliger Todesreigen!
Nun ist's mit Glück und Stolz vorbei;
Durchs Lager hört man schallen
Lautjammernd einen einzigen Schrei:
»Der Fadinger ist gefallen!«
Und rastlos führt ihn fort der Troß,
Man rettet ihn mit Jammer
Nach Ebelsberg aufs feste Schloß
In eine stille Kammer.
Da kommt auch der getreue Knecht,
Sein Schritt will nichts mehr taugen,
Er ist zerschlagen vom Gefecht:
»Herr, schließ noch nicht die Augen!
Ich geh' vor dir zur ewigen Ruh,
Laß deine Hand mich küssen,
Bin selbst ja todeswund wie du,
Und sterb' zu deinen Füßen.« –