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Der HErr ist nahe allen, die Ihn anrufen, allen, die Ihn mit Ernst anrufen. Er thut, was die Gottesfürchtigen begehren, und hört ihr Schreien und hilft ihnen.
Ps. 145, 18. 19.
Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet.
Ps. 4, 2.
Wenn mir Angst ist, so rufe ich den HErrn an und schreie zu meinem Gott, so erhört Er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Geschrei kommt vor Ihn, zu Seinen Ohren.
Ps. 18, 7.
Wenn ich Dich anrufe, so erhöre mich und gieb meiner Seele gerechte Kraft.
Ps. 138, 3.
Wenn das menschliche Herz fragt: Ist es wahr, daß wir nicht nur einen Gott, sondern einen Vater im Himmel haben? so kann nur unser HErr Jesus Christus auf diese Frage Antwort geben. Sagt er doch: »Niemand kommt zum Vater denn durch mich; der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, hat Ihn verkündigt.« Und darum liegt grenzenloser Trost für uns im Glauben an den dreieinigen Gott. Denn nun wissen wir: es ist ein Mensch auf Gottes Thron, welcher ist der Abglanz Seiner Herrlichkeit und das Ebenbild Seines Wesens, ein Hoherpriester, der da Mitleid haben kann mit unserer Schwachheit, denn Er ist versucht worden allenthalben gleich wie wir. Zu Ihm können wir schreien in menschlicher Leidenschaft und in menschlichen Worten, denn wir wissen, daß Sein menschlich Herz unser menschlich Herz versteht, daß wiederum Sein menschlich Herz mit Seinem göttlichen Geist übereinstimmt, und daß endlich Sein göttlicher Geist derselbe ist, wie der Geist Seines Vaters, denn beider Wille und Geist ist eins, in grenzenloser Liebe zu der sündigen Menschheit.
Ja, – in unserer höchsten Not können wir im Glauben zum heiligen Angesicht Christi aufblicken und ebenso Zuflucht nehmen zu Seinem heiligen Herzen, im Glauben sprechend: »Wenn's mir frommt, wird Er geben, was ich bitte, und wenn Er's nicht gewährt, ist's, weil solches auch gut für mich ist – und für andre außer mir –.« In allem Wechsel und in allen Veränderlichkeiten des irdischen Lebens können wir zu ihm sprechen mit den heiligen Worten Seiner bittersten Stunde: »Ist's möglich, so laß diesen Kelch an mir vorüber gehen, – doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst«, überzeugt, daß Er dies Gebet vor Seinen Vater bringen wird, vor Seinen Vater und vor unsern Vater, vor Seinen Gott und vor unsern Gott. – Und sei nun die Antwort welche sie wolle von Ihm, dessen Wege nicht sind wie unsere Wege, noch Seine Gedanken wie unsere Gedanken, – das Gebet wird nicht umsonst zu Christo gegangen sein.
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Der Same, den wir säen, nämlich der Same der Reue und Demut, der Same des trauernden Bußgebets, des Gebets zum Errettung wird Wurzel fassen und Frucht hervorbringen – wie und wann? Wir wissen es nicht, – sicher aber zu Gottes Zeit, des Gottes, der unwandelbar ist. Wir dürfen traurig sein, wir dürfen müde und abgemattet sein, unsre Augen dürfen warten und ausschauen nach dem HErrn; aber es muß sein wie das Harren derer, die auf den Morgen warten, auf den Morgen, der kommen wird, der kommen muß. Ja, die Sonne wird wahrlich aufgehen, und der Tag wird wahrlich anbrechen, und der Heiland wird wahrlich die erlösen, die zu Ihm schreien.
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Ich habe lange und inbrünstig gebetet und fürchte nun nichts mehr. »Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, so werdet ihr es empfangen.« »HErr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.« Diese zwei Bibelworte waren mein Halt, meine Festung, wenn die Nacht des Elends undurchdringlich finster war; und in der Kraft solcher Worte müssen wir siegen. Darum kümmere dich nicht, sei nicht ängstlich besorgt – es kann dir nichts geschehen, als was Gott in Seinem Liebesratschluß für dich bestimmt.
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Je älter ich werde, desto klarer sehe ich, daß das Gebet des Herrn das Muster aller Gebete ist. Darüber aber mag ein jeder selbst urteilen, ob's mit solcher Auffassung zusammenstimmt, wenn wir Gott bitten, unsertwillen den Lauf des Weltalls zu ändern, und im selben Atem sprechen: »Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden.« Gott weiß es! ich habe nichts dagegen, daß ein jeder vor Gott seine besonderen Anliegen bringe, denn ich thue es selbst. – Ich könnte es ebenso wenig unterlassen, als ein Kind unterlassen könnte, im dunkeln nach der Mutter zu rufen. Nur will mich's dünken, wenn wir beten: »Steh uns bei, daß wir uns an diesem Tage in keinerlei Gefahr begeben«, wir den Nachdruck auf das Begeben eher legen sollen, als auf die Gefahr, und daß wir Gott nicht bitten dürfen, die Gefahr von uns zu nehmen durch einen Eingriff in den Lauf der Natur, sondern daß Er uns Licht und Weisheit verleihe, solche Gefahr zu meiden.
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Bete Tag und Nacht, still und anhaltend. Wie ein kleines hilfloses Kindlein mußt du um alles bitten, was du leiblich oder geistig bedarfst, um das Geringste wie um das Größte – nichts ist zu groß, nichts ist zu viel, als daß Gott es dir nicht gewähren könnte; nichts aber ist zu klein, zu unbedeutend, um es an Sein großes Vaterherz zu legen. Dann aber suche Gott für alles zu danken, Ihn zu loben und Seine Barmherzigkeit zu rühmen.
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Wenn du in des Trübsals Tiefe bist – welcher Art diese Trübsal auch sei – schreie zu Gott, zu Gott selbst, zu niemand als zu Gott. Wenn du aus der Quelle schöpfen kannst, warum wolltest du aus dem Strom trinken, der im Dahinfließen Unreinigkeit aufgenommen haben muß? – Wenn du zu Gott gehen kannst, der da ist der Inbegriff von Licht und Leben, warum dann deine Zuflucht nehmen zu Seinen Geschöpfen, seien sie auch noch so heilig, rein und voller Liebe?
Darum nur allein zu Ihm, dem Geber aller guten und vollkommenen Gabe! Aus der Tiefe, der grundlosesten, schreie zu Gott selbst! Wenn David, der Mann des Alten Bundes, dies thun konnte, wieviel mehr wir, die wir in Christo getauft sind, die wir durch den heiligen Geist Zugang zum Vater haben; ja, wie viel mehr wir, die wir wissen wer wir sind, wohin wir gehören. Laßt uns kühn zum Gnadenthron treten, um von dort Erbarmen und Gnade zu empfangen für die Zeit der Not. Sollte Er Verheißungen gegeben haben und sie nicht erfüllen? Nein – jedem von euch, sei er noch so schwach, so unwissend, ach, so sündig – wenn er sich sehnt, von Sünden befreit zu sein – soll diese Gnade verliehen werden, aus der Tiefe zu dem Gott zu rufen, der Sonne und Sterne, Himmel und Erde gemacht hat, frei herzuzutreten zu dem Vater aller Geister und alles Fleisches und sich anzuklammern an das eine Wesen, das über allem Irren, über aller Veränderung steht – ja, an den einen, unsterblichen Gott.
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Für die arme Seele, die gesunken ist in die tiefste Tiefe, die ihre eigene Schwäche, Thorheit, Unwissenheit, Sündhaftigkeit fühlt und aus solcher Tiefe zu Gott schreit, wie ein verirrtes Kind nach seinem Vater ruft, wie ein verloren Lamm nach der Mutter schreit – für solche arme Seele, seien ihre Gebete auch noch so unklar, so verworren, in noch so arme Worte gefaßt, für sie insbesondere steht's geschrieben: »Der HErr erhält alle, die da fallen. Der HErr ist nahe allen, die Ihn anrufen. Er thut, was die Gottesfürchtigen begehren, Er hört ihr Schreien und hilft ihnen.«
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