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Die Harfenjule
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Regen.

1.

Der Regen rinnt schon tausend Jahr, die Häuser sind voll Wasserspinnen, Seekrebse nisten mir im Haar und Austern auf des Domes Zinnen.

Der Pfaff hier wurde eine Qualle, Seepferdchen meine Nachbarin. Der blonde Seestern streckt mir alle fünfhundert Fühler zärtlich hin.

Es ist so dunkel, kalt und feucht. Das Wasser hat uns schon begraben. Gib deinen warmen Mund – mich deucht, nichts bleibt uns als uns lieb zu haben.

2.

Der Regen läuft an den Häusern entlang wie tausend silberne Käfer. Fahles Licht fällt kupfern in mein Zimmer. Ein Mann mit Holzbein singt auf dem Hinterhof: Lang, lang ist's her –

Wie währte kurz des Sommers heißes Glück. So kurz wie zwischen Kuß und Kuß ein Hauch. Wenn ich morgens meine Haare strähle, entdecke ich immer mehr weiße zwischen den schwarzen und grauen. Leiser schlägt das Herz von Tag zu Tag: die Abendglocke hinter den Wäldern.

Wie war vergebens alles, was ich tat: im Traum der Nacht, im Anbeginn des Tags. Ich traute, vertraute Gott, dem Bruder, der mir mein Gut stahl, mein Gutes und meine Güte.

Die Tenne dröhnt. Sie dreschen volles Stroh und leere Worte. Es riecht beim Bauern nach eingekochten Zwetschgen. Abends nach des Tages Arbeit liest er in der Bibel: Alles ist Liebe! Und prügelt sein schwangeres Weib.

Der Briefbote bringt nur Verzweiflung ins Haus. Meine alte Tante verkauft ihr letztes, ein rostiges Klavier. Sie spielt noch einmal mit knöchrigen Fingern das Lied ihrer Jugend: Lang, lang ist's her –


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