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Weniger würdig einer Antwort als ihrer dringend bedürftig ist das Folgende:
Wien, 29. März 1921
In Ihrem Aufsatz ..., der den aussichtslosen Versuch unternimmt, den Dichter Anton Wildgans in seiner hervorragenden Bedeutung herabzusetzen, zitieren Sie nach der Reichspost:
Denn immer noch, wenn des Geschickes Zeiger
Des Schicksals große Stunde wies,
Stand dies Volk der Tänzer und der Geiger
Wie Gottes Engel vor dem Paradies.
wobei Sie jedoch die Möglichkeit nicht ausschließen, der rythmische Fehler in der 3. Verszeile, den wohl jeder Volksschüler herausfinden und korrigieren könnte, sei auf falsche Wiedergabe zurückzuführen.
Hätte sich der Herausgeber der »Fackel« die Mühe genommen die Strophe im Original nachzulesen (Im Inselverlag, österr. Bibliothek Nr. 12, S. 12), so wüßte er, daß die betreffende Stelle richtig heißt:
Denn immer noch, wenn des Geschickes Zeiger
Die große Stunde der Geschichte wies,
Stand dieses Volk der Tänzer und der Geiger
Wie Gottes Engel vor dem Paradies.
was ihm allerdings die Feststellung einer »Fülle von Schicksal und Geschick« unmöglich gemacht, ihn aber dahin unterrichtet hätte, daß in dieser geschmähten Lyrik das Gedicht »Legende« enthalten ist: vielleicht hätte er auch in Erfahrung gebracht, daß dieser Kriegsdichter Wildgans der Verfasser des Dramas »Armut« ist, einem Werke, das weder in der Reichspost noch in der Neuen Freien Presse abgedruckt war, daher dem Verlag der »Fackel« bisher – gottlob – entgangen zu sein scheint.
Es ist doch der Vorteil des Briefschreibens, daß eine Intimität, die etwa bei einer mündlichen Ansprache nicht über das Lampenfieber hinauskommen könnte, bis zu der Preisgabe dessen, was sich so in einem Gehirn tut und wie es auf Lyrik reagiert, gelangen kann. Und wenn die Bedenken, dergleichen mit dem Hochgefühl des Beachtetseins auszustatten, gewiß nur von der Pflicht einer tatsächlichen Richtigstellung überwunden werden können, so muß man doch auch dankbar sein für jene Anlässe, die, wo immer sie wachsen, in der Zeitung, auf der Straße, in Briefen, mit der Pein der Befassung zugleich die Freude am Typischen gewähren. Und wenn man sich auch mit dem besten Grund von der Welt, dem, daß es ihrer sowieso schon mehr gibt als man bewältigen kann (in der Wirklichkeit und besonders in der Vorstellung), gegen ihren Zudrang wehrt: sobald sie einmal da sind und eben das bringen, was man sonst vielleicht erfinden müßte, kann man sich doch wieder das, was einem das Leben erschwert, jeweils als Berufserleichterung zurechtlegen und es zufrieden sein. Ist es nicht, wenn man schon das Erlebnis hat, von einem Wildgans-Verehrer »gestellt« zu werden (und mithin zu erfahren, daß es solche nicht nur in der Presse, sondern auch in der Natur gibt), jedenfalls eine Annehmlichkeit, authentische Wildgans-Zitate zu bekommen, die einem die Lektüre des Originals ersparen und alles Wissenswerte noch mit dem Unterschied von Lesarten auf einer Briefseite zusammenfassen? Denn die scherzhafte Anspielung darauf, daß mir von der zeitgenössischen Literatur vieles entgeht, was nicht in der Reichspost oder in der Neuen Freien Presse, also nicht fehlerhaft zitiert ist, rührt mit dem Finger an eine Wunde, an eine nie vernarbte Bildungslücke. Was mich einzig entschuldigt, ist meine ungeheure Anregungsfähigkeit, die sich eben, da ihr ja doch nur ein einziges Menschenleben mit seinen Tagen und Nächten zu Gebote steht, gewisse Schranken setzen muß. Denn wenn ich über Müllers »Flamme«, ohne sie zu kennen, neun Seiten schreibe, welche Arbeit müßte ich erst zu bewältigen haben, wenn ich sie kennen lernte? Ein paar Zitate in der Neuen Freien Presse mußten mir genügen, aber selbst das war zu viel, ich hätte, was ich zu sagen hatte, schon auf das bloße Gerücht hin schreiben können, daß ein Stück von Hans Müller aufgeführt wird, wo kein Zoller, sondern a Hur vorkommt. Ich muß mich dessen schuldig bekennen, daß ich Wildgans gegenüber, dessen Drama »Armut« mir tatsächlich unbekannt ist, weil es weder in der Reichspost noch in der Neuen Freien Presse gedruckt oder auch nur zitiert war, nicht gründlicher vorgegangen bin. Aber wenn ich im Begriffe bin, über eine Strophe von ihm, die ich nicht einmal im Original aufsuche, einen Essay zu schreiben, zu wieviel Büchern würde mich erst ein Buch von ihm anregen? Ich gestehe ohne Umschweife, daß ich eigentlich nicht viel mehr von Wildgans weiß als daß er fromm und bieder, wahr und offen für Recht und Pflicht steht, aber als Christ es beiweitem nicht so überzeugend zum Ausdruck bringt wie gerade Hans Müller. Ich kenne seine berühmtesten Gedichte, die ich für einen großen Dreck halte, wobei natürlich mein Sonderstandpunkt berücksichtigt werden muß, von dem aus alles, was nicht Kunst ist, in seiner hervorragenden Bedeutung umso mehr herabgesetzt erscheint, je gefälliger oder virtuoser, kunstgewerblich anziehender und irreführender es sich bietet, im Vergleich mit jeder andern Dilettantenarbeit. Es ist quantitativ wenig, was ich von ihm kenne, aber da es qualitativ nicht viel ist, so ist es mehr als genug. Es gibt Autoren, von denen ich noch weniger kenne und doch ebenso viel, als ich von ihnen halte, nämlich nichts. Womit beileibe nicht gesagt sein soll, daß ich von Wildgans, weil ich mehr von ihm kenne, auch mehr halte. Zwar begnüge ich mich aus Übergewissenhaftigkeit keineswegs damit, aus der bloßen Tatsache, daß einer heute lebt, auf seine Nichtigkeit zu schließen, aber immerhin hat mir schon manchmal eine Zeile genügt, die über einen irgendwo gesagt war, und wenn ich dazu noch eine Zeile von ihm selbst zitiert fand, so glaube ich mehr als genug getan zu haben, um mir ein volles Bild der Persönlichkeit zu machen. Ich würde mir also Unrecht tun, wenn ich sagen wollte, daß ich von den Leuten, die ich für schlechte Dichter halte, gar nichts weiß. Und wer hätte mir denn je nachsagen können, daß ich nicht bescheiden mein Ahnungsvermögen, sondern mein Wissen gegen die heutige Literaturwelt ausgespielt habe? Da ich auch mit jenem schließlich Recht behalte, brauche ich diesem nicht mehr zuzumuten, als meine Nervenkraft, die doch schon mit dem Gefühl solcher Existenz überlastet ist, vertragen könnte. Wohl weiß ich, daß, sobald ich einmal eingestehen wollte, wie wenig ich im Grunde von den heutigen Dichtern weiß und daß ich zum Beispiel von Sternheim lange Zeit nur ein Telephongespräch kannte, also noch weniger als von Wildgans, man mich der Leichtfertigkeit im Tadel beschuldigen würde. Wenn ich mir selbst das Zeugnis ausstelle, »Armut« nicht zu kennen, so darf ich auch sagen, daß es beiweitem keine solche Schande ist wie stolz darauf zu sein, »Armut« zu kennen. Wäre ich Theaterkritiker, so wäre ich freilich verpflichtet, »Armut« zu kennen oder wenn ich mich nach dem ersten Akt entfernte, mein Urteil nicht ohne diesen Umstand dem Publikum mitzuteilen. So aber begnüge ich mich der deutschen Literatur gegenüber mit dem Standpunkt jenes sachverständigen Dr. Kastan, der in Berliner Premieren beim Aufgehen des Vorhangs »Schon faul!« auf die Szene rief und sich sodann entfernte; wenngleich mit dem Unterschied, daß ich auch dem Schauspiel, wie der Vorhang aufgeht, nicht beiwohne. Aber alles in allem, und um nicht nur den Autoren, sondern auch mir selbst gerecht zu werden, muß ich doch sagen, daß ich nach bestem Wissen und Gewissen vorzugehen glaube, wenn man mir eine Strophe eines Lyrikers reicht und ich dann über diesen wie den Dramatiker ein Urteil fälle, ohne jedoch damit auch über seine möglichen Fähigkeiten als Postbeamter zu entscheiden. Denn nur in der Kunst, wo mir eine Zeile die Persönlichkeit aufschließt, scheint mir die Eignung fürs »Fach« keiner weiteren Untersuchung bedürftig, und darüber hinaus gehe ich nicht. Wenn wir uns also an die Lyrik halten, in welcher ja als der engsten und strengsten Sprachprobe das Wesentliche, wenn ein solches da ist, zum Vorschein kommt – und alles andere ist Umweg und Zeitverlust –, so stünde nun die Sache so, daß ich Gelegenheit bekam, Wildgans nach dem Urtext zu prüfen, wenigstens soweit mir ihn ein glaubwürdiger Gewährsmann vermittelt, eine Gelegenheit, für die ich mehr noch dem Zufall dankbar sein muß, der mir ihn ursprünglich verstümmelt überliefert hat. Einer Frivolität, diesen Zufall ergriffen zu haben, weiß ich mich aus dem Grunde nicht schuldig, weil ich in dem einen Punkt selbst auf die offenbare Verslücke hingewiesen habe und was den anderen betrifft, von der Reichspost als einer Kennerin und Schätzerin der Wildgans'schen Lyrik mir eine so schnöde Beiläufigkeit unmöglich versehen konnte. Ebenso wenig aber hätte ich geglaubt – und es enttäuscht mich an Wildgans –, daß der Dichter auf die richtige Wiedergabe seines Textes keinen Wert legen und die Verstümmelung nicht sofort und ehe ich danach langte, an Ort und Stelle berichtigen würde. Dies umso weniger, als er ja im telephonischen Verkehr mit der Tagespresse reichlich Gelegenheit gefunden hätte, auch von ihr eine Gefälligkeit zu erbitten, die nur die Erfüllung einer Pflicht gewesen wäre. Doch sei dem wie immer und wenngleich den Dichter, der offenbar mit Direktionsgeschäften überhäuft ist, selbst die falsche Wiedergabe seiner Verse in der Fackel unberührt läßt – ich zum Beispiel würde sofort die Burgtheaterdirektion hinwerfen, wenn sie mich an der Wahrung des wichtigsten Autorrechts behinderte –, so ist es jedenfalls ein Glück, daß die Wildgans-Verehrer Zeit haben. Sonst erführe man nicht, daß mein Spott über die »Fülle von Schicksal und Geschick« ganz unberechtigt war, weil die Stelle nicht lautet:
Denn immer noch, wenn des Geschickes Zeiger
Des Schicksals große Stunde wies
sondern:
Denn immer noch, wenn des Geschickes Zeiger
Die große Stunde der Geschichte wies ...
Das ist allerdings insofern ein Unterschied, als man in der ersten Fassung, die also die Reichspost gedichtet hat, irgend etwas von einer mißglückten gedanklichen Wendung vermuten konnte – etwa Geschick als die waltende Instanz, Schicksal als das jeweils Verhängte –, während in der richtigen Fassung die reine Wildgans-Banalität zu ihrem Recht kommt, jene Dichterei, die im tiefsten Einklang mit dem, was das Publikum zu hören wünscht, ihm das einsagt, was es aus Zeitmangel nicht selbst dichtet und was ihm ins Ohr und sozusagen ins Herz geht; das Mund- und Handwerk, das fertige Ornamente zusammenreimt und Phrasen, die dem Zeitungsleser schon verdächtig wären, wieder genußfertig an den Mann bringt. Also die große Stunde der Geschichte! Und die Reichspost, die doch sicher am 1. August 1914 das Wort gefunden hat, der es auf den Lippen lag wie nur einer, ließ sich das entgehen. Daß es platterdings nur die Geschichtsstunde ist und bleiben wird, in der der österreichische Mittelschüler durchfiel, ist ein Moment, das der wirklich bloß noch in einem Wildgansgedicht möglichen Redensart etwas Beize gibt. Dagegen scheint der österreichische Volksschüler in Deutsch gut abzuschneiden. Nicht weil er weiß, daß Wildgans nicht »der Verfasser des Dramas ›Armut‹ ist, einem Werke«, sondern eines Werkes. Wohl aber weil er »sofort herausfinden könnte«, worauf ich mir weiß Gott was zugute tat, nämlich daß es heißen muß:
Stand
dieses Volk der Tänzer und der Geiger
Wie Gottes Engel vor dem Paradies.
Was freilich der Volksschüler, selbst wenn er schon ein Wildgans-Verehrer wäre und einen rhythmischen Fehler nicht nur herausfände, sondern auch wüßte, daß man ihn mit h schreibt – was er unmöglich herausfinden könnte und was ich nur verschwiegen habe, als ich gleisnerisch dem Wildgans den Wert »dieses« zuerkannte, ist: daß ich es nur als Wildgans-Restaurator, nur in seinem Stil hergestellt habe, und daß das falsche »dies« tausendmal besser ist. Ja, daß die Zeile
Stand dies Volk der Tänzer und der Geiger
schlechthin ein Kunstwerk ist, das sogar mit der widerlichen Vorstellung von d'Geigerbuam, die in d' Cherubim verwandelt sind, fertig wird und das Wildgans keinesfalls hätte schreiben können. Denn nicht weil mir eine Silbe gefehlt hat, sondern weil sie dem Dichter gefehlt hat, habe ich sie reklamiert. Im Druck- oder Schreibfehler, in dem rhythmischen Verstoß liegt der Wert. Weiter: in diesem Unterschied zwischen »dieses« und »dies«, in der vollkommenen Beeinflussung des ganzen Gefühlsinhaltes der Zeile durch die Möglichkeit, dies oder dieses zu wählen, in dem Spüren und Wissen, daß die korrekte Auffüllung nur eine leblose Gruppe aus Stearin herstellt, nein, eine schäbige Redensart, die nicht einmal diesen Anblick gewährt, während die Verkürzung die volle, rein lyrische Anschauung eines eben noch heiter bewegten Ensembles darbietet, das sich plötzlich sammelt und steht: darin ist so ziemlich alles enthalten, worauf es in der Kunst ankommt, was die Sprache vermag und was sie Dilettanten wie Epigonen vorenthält, und wer diesen Unterschied durchfühlen kann, dem wird sich der Blick in ein Gebiet auftun, über dessen Angelegenheiten er bisher schwätzen zu dürfen glaubte, weil er ihren oberflächlichen Sinn, ihre Übereinstimmung mit seinen Privatgefühlen, den Geschmack ihrer äußeren Form erfaßt hatte. Ich wußte, daß Wildgans dieses belebenden (und die beabsichtigte Starrheit eben aus dem zuvor Lebendigen bewirkenden) Wörtchens nicht fähig war, und es ihm lassen, hieße ihn mit fremden Federn schmücken. Man achte nur auf den Zauber dieser Veränderung, die das Aufgeben des äußern Rhythmus zugunsten eines innern bedeutet; man beachte, welche Eindringlichkeit dieses »Stand« als erste betonte Silbe mit einem Mal empfängt und wie eben an diesem Halt, durch die eintretende Verkürzung, alles rings herum locker und beweglich erscheint, ganz wie es war, ehe es in die Stellung, die der nächste Vers ihm anweist, überging. So unmittelbar ist die Wirkung, daß sie, ganz entgegen dem Fibelpathos, das die große Stunde der Geschichte wies und pries, heute an die Tragik eines Volkes rührt, dem es bei Gott besser erspart geblieben wäre, aus seinem lockeren Gefüge in die Habtachtstellung von Erzhausengeln zu geraten. Man sieht sie tanzen und man hört sie geigen. Der Ton und das Bild selbst des Geigenstrichs wird lebendig. Aus dem zahmen Gänsemarsch:
u _ u _ u _ u _ u _ u
wird dieser Tanz:
_ u _ u _ u u u _ u
Mit den drei kurzen Füßen: Tänzer und der (Tänzerrunde) dreht sich alles, losgebunden von dem ein für allemal gestellten »Stand«. Und nun vergleiche man damit das in die Senkung gefallene »Stand« in Verbindung mit »dieses«: wie öd, wie leer dieses Vergnügungslokal ist und wie nur die animierte Leblosigkeit das »stehende«, herumstehende Volk mit dem der Tänzer und der Geiger verbindet, das eine Feuilletonphrase ist, ein tausendmal durchzitiertes »Volk der Phäaken«, das dasteht wie beim Gotterhalte im Nachtcafé. Und dieser gottverlassene Stand soll der der Engel vor dem Paradies sein! Nun habe ich freilich den Kunstwert der einen Zeile vor Augen, ohne auf die Gräßlichkeit des Vorhergegangenen Bedacht zu nehmen, das ja natürlich auch sie zweifelhaft oder als Zufallswert erscheinen lassen müßte, als einen, der durch die Schlamperei des Dichters so gut wie durch die des Nachdruckers entstanden sein konnte. Ferner wäre die Schwierigkeit zu bedenken, die sich, über das Maß der beabsichtigten Verwandlung hinaus, im jähen Tonwechsel zwischen der dritten und der vierten Zeile ergeben würde. Denn so kostbar der Vers ist, den der Dichter nicht geschrieben hat, so reizvoll die Vorwegnahme des »Stand« wäre, um ihm die Bewegung, die er doch ablöst, rhythmisch noch zu verdanken, so unglaubhaft muß die Ruhe wirken, zu der sie sich gleich wieder zu sammeln hätte. Wäre Wildgans jener Zeile fähig gewesen, so hätte er die drei andern, mindestens die ersten zwei nicht geschrieben und vor allem die Geschichtsstunde geschwänzt. Ich ließ ihm noch einen Ausweg offen: »Da stand – –«, ein Mittelmaß, das weit stärker als der originale Vers ist, schwächer als der falsche (indem zwar das Stehen sichtbar wird, doch nicht die Bewegung, da durch die nach »Volk« ent-stehende Pause die Tänzer und die Geiger auch wieder zur Redensart werden), aber immerhin einen Übergang des Tones gestattet. Ich wußte, daß er auch dieser Wendung nicht fähig war, sondern, daß seine Zeile eben lauten mußte: »Stand dieses – –« und daß alles, was über dieses Niveau emporragt, nur ein Druckfehler sein kann. Ich glaube, daß, wenn ich die Methode meiner Prüfung auf eine größere Quantität von Wildgans'schem Werk anwenden wollte, für die Qualität wenig hinzukäme. Ob das Gedicht »Legende« gut täte, von mir kennengelernt zu werden, bleibe unentschieden. Mir genügt »Infanterie«, das doch eines von denen ist, die bei einem Publikum, bei einer Literaturkritik und bei allen Instanzen, die in sprachlichen Dingen im Gegensatz zu mir kein Vorurteil kennen, sondern alles was sich reimt fressen, den Dichter berühmt gemacht haben. Es hätte mir aber auch die eine Strophe genügt, von der ich nunmehr glaube, daß sie, auf ihren wahren »Stand« gebracht, so richtiggestellt erscheint, als es nur irgendmöglich ist und der hervorragenden Bedeutung des Dichters entspricht, in der ihn herabzusetzen zwar ein aussichtsloser, aber nicht unberechtigter Versuch ist. Ich würde um alles in der Welt der erfrischenden Naivität, mit der das Publikum die Unversehrtheit seiner Lieblinge von mir reklamiert, auch nicht ein Wort, wie es ihr Dichter geschrieben hat, vorenthalten wollen.