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Erster Aufzug

Das Refektorium des Kapuzinerklosters zu Maria-Hilf.

Vorzeitiges elektrisches Licht, wo draußen noch Frühsommersonnenuntergang.

Das Gebet nach dem Abendessen ist soeben beendet.

 

Erster Auftritt

P. Edmundus, P. Rochus, P. Bruno, P. Oswaldus, P. Evaristus, P. Felix, Bezirksgeometer a. D. Alois Pfaffinger, Frater Michael, Frater Anian, Frater Martin, Frater Ludwig.

Die Fratres Michael, Anian, Martin und Ludwig stehen vom unteren Tischende auf und gehen hinaus, wobei sie ihre Eßgeräte, Speisenüberreste und Trinkgefäße gleich selber mitnehmen.

 

Zweiter Auftritt

P. Edmundus, P. Rochus, P. Bruno, P. Oswaldus, P. Evaristus, P. Felix, Bezirksgeometer a. D. Alois Pfaffinger. Bald darauf Frater Max.

Hingegen die Herren PP. Edmundus, Rochus, Bruno, Oswaldus, Evaristus und Felix – streng nach ihrer Anziennität hergezählt und am oberen Tischende auch ebenso platziert – bleiben sitzen: den Herrn Bezirksgeometer a. D. Alois Pfaffinger als Gast, welcher den für solche Fälle bestimmten Ehrenplatz einnimmt: zuoberst neben dem freilich noch unbesetzten Stuhl und unbenutzten Gedeck des Herrn P. Konradus, des Ältesten in der Rangfolge, der bisher irgendwie noch nicht Zeit zum Kommen gefunden hat.

Was den P. Guardian, den Pater superior anbetrifft, so ist der verreist, wie wir bald genug hören werden ...

Frater Max tritt ein.

Die vier Fratres vom ersten Auftritt, die in ihrem Gehaben bäuerischen Dienstboten nicht unähnlich schienen, sind, wie schon gesagt, nun glücklich sämtlich fort, als Frater Max mit einer Fülle frischen Stoffes anschwirrt und – bis auf das bereits erwähnte Gedeck des P. Konradus, welches zu verbleiben hat – all' die Teller und Schüsseln vom oberen Tischende abträgt.

Frater Max also wieder ab.

Inzwischen brennen sich die Herren PP. – jeder vor seinem Bier – ein jeder sein Rauchzeug an: Zigarre oder Virginia und P. Evaristus sogar eine Pfeife, daß der Beschauer fürchtet, die vielen langen Bärte könnten in Feuer aufgehen ... Einer nur ausgenommen: der Herr Bezirksgeometer a. D. Alois Pfaffinger, der in dem Schweigen, welches herrscht, fühlt, daß er reden soll – und dabei doch völlig aus dem Konzept gebracht ist von dieser Kleinigkeit, nämlich, daß er seine Stinkadores im Mantel gelassen hat ... Ach! und sein Mantel, der hängt weit entfernt von diesem Refektorium draußen im Sprechzimmer. – Endlich:

Pfaffinger in einer Art Galgenhumor: Also eh' die hochwürdigen Herrn Patres, die mir ja einfach einen jeden Wunsch bisher von den Augen abgelesen haben, allmählich stutzig werden und sich womöglich lang fragen, was ich denn eigentlich hätte oder noch besser, was mir eigentlich fehlt – da meld' ich's lieber gleich selbst: ich hab' meine Zigarren draußen in mein'm Ulster stecken lassen!

P. Edmundus gibt mit diesen seinen Worten quasi das Signal jedoch keineswegs belustigt, sondern mit tödlichem Ernst in jedem Ton seiner schwindelnd tiefen Baßstimme: Aber Herr Bezirksgeometer – wenn's weiter nichts ist –! Und da sind sie ohne Ausnahme sämtlich bereit und präsentieren ihre meist dickgefüllten Etuis aus Leder, Pappe oder Bast, und wir konstatieren freundliche Anerbieten wie: »Darf ich Ihnen eine offerieren –?« – »Woll'n Sie sich nicht bei mir bedienen –?« – »Entschuldigen Sie nur vielmals –!« – »Aber gerne, Herr Bezirksgeometer –!« Und

P. Evaristus streckt seinen Tabaksbeutel entgegen und meint: Ich hol' Ihna meine andere Pfeif'n!

Pfaffinger nimmt von dem ihm zunächst sitzenden P. Edmundus und wehrt dann die übrigen ab: Sie sind wirklich zu liebenswürdig! – Danke, danke; i' dank schö' – i' bi' versorgt – Man bietet ihm von mehreren Seiten Feuer an, und da beeilt er sich denn mit dem Vorgenuß, den er sonst bei jedem neuen Glimmstengel möglichst lange auszukosten pflegt, und versichert unterm Anrauchen, wobei er mit den Lippen schmatzt wie ein kleines Kind. Ich leide ... sonst ... absolut nicht an ... Vergeßlichkeit ... Aber heute bin ich in der Tat ... aufgeregt ... wie nur als junger Hochzeiter ... Und da nun das Kraut brennt und schon um die Gewohnheit zu unterdrücken, es kennerisch auf seine Qualität zu taxieren: Hab'n Sie, bitt gar schön, Nachsicht mit mir –

Stille. Rauchen.

P. Edmundus nach einem abgrundtiefen Räuspern: Ich möchte Sie übrigens dringendst ersuchen, Herr Bezirksgeometer, sich unsertwegen absolut nicht zu inkommodieren –

Pfaffinger versteht nicht.

P. Edmundus: Ich meine: falls es Ihnen – nach diesem unserm Essen – irgendwie Erleichterung verschaffen könnte, so machen Sie sich's ruhig etwas bequem.

Pfaffinger: Ah so –! Aber er faßt es noch nicht.

P. Edmundus: Ich will sagen: wir – wir haben keine Westen, die sich ein etwas öffnen lassen. Nichtsdestoweniger können wir das andern nachfühlen!

Pfaffinger möchte es immer noch nicht so recht für möglich halten. – Da hat er plötzlich eine Idee; und ohne sie im mindesten zu überlegen, sagt er: Ich habe in der Klosterregel des heiligen Benedikt gelesen, daß alle etwa ankommenden Gäste von den Mönchen sollen so wie Christus aufgenommen werden. Das ist ... wunderschön. Aber mir scheint, daß sich die Fremden, die in so ein Kloster kommen und das doch wissen müssen daß sich die dann auch einigermaßen so wie Christus benehmen sollen, der ja in ihnen aufgenommen wird. – Fast ausbrechend. Ich kann mir unsern Herrn und Heiland nun einmal nicht gut mit aufgesprungenen Westenknöpfen vorstellen –!

P. Evaristus samt seiner Pfeife – jung zwar, so doch gleichfalls, wenn auch ein wenig gemacht, baßtief: Unsern Erlöser, der ein von seiner göttlichen Mutter gewirktes nahtloses Gewand getragen hat –!

Pfaffinger sofort wieder auf dem Quivive; zu P. Evaristus: Sie meinen den heiligen Rock in Trier? – Ich hab' den heiligen Rock in Trier besucht! – Das ist freilich schon seine zwanzig Jahre her. – Zu P. Edmundus. Aber jetz' kommt es mir fast so vor, als hätt' ich mit meiner Replik vorhin – – ja, grad, als wie wenn ich mit dieser meiner Replik vorhin den hochwürdigen Herrn Pater Edmundus Widerwillens beleidigt hätt' –

P. Edmundus: Mich?

Pfaffinger dem P. Edmundus, den er übrigens am meisten in sein Herz geschlossen hat, fest in die Augen schauend: Ja – Sie. – Und das tat' mir wahrhaft leid. – Denn jetz' fühl' ich erst, welche Liebe zu unserm Herrn und Heiland Sie manifestieren wollten, indem Sie mich aufforderten, ich solle es mir in ein etwas bequem machen –!

Da aber wird recht wie aufs Stichwort, ohne daß P. Edmundus noch das geringste zu entgegnen vermöchte, die Tür aufgerissen und herein kommt P. Konradus. Sehr eilig.

 

Dritter Auftritt

Die Vorigen. P. Konradus. Ab und zu Frater Max.

P. Konradus auf seinen Platz zu, als hätt' ihn ihm einer genommen.

P. Edmundus zum Ankommenden: Pater Konradus, erlaub'n Sie, daß ich Ihnen unsern lieben Gast, Herrn Bezirksgeometer Pfaffinger, vorstelle.

P. Konradus bezähmt. Mit einem Organ wie eine Riesenglocke: Angenehm.

Pfaffinger der sich erhoben hat: Ganz meinerseits.

P. Evaristus untergebenenhaft besorgt: Bruder Konradus, weiß es der Maxl bereits?

P. Konradus: Ich danke dir, Bruder Evaristus. – Und dann richtet er, die Serviette entfaltend, eine Frage an alle, nur nicht an P. Edmundus: Ist der Pater Guardian bereits zurückgekommen?

P. Bruno: Nein, lieber Bruder.

P. Oswaldus: Er könnt' auch kaum schon den Berg heroben sein, selbst wenn er mit dem Sieb'n-Uhr-Zug gekommen wäre. Da bringt der Maxl, Frater Max, den ersten Gang und verschwindet sogleich wieder.

P. Konradus betet ein stilles Gebet erst und macht sich dann über sein Essen her.

Stille.

P. Edmundus der mit P. Konradus seit Jahren schon – noch dazu in dieser Klosterenge – in Feindschaft lebt, welche aber seinerzeit von dem letzteren ausgegangen war: Herr Bezirksgeometer Pfaffinger ist fest entschlossen, nicht nur in unsern Orden einzutreten, sondern auch noch mit dem Studium der Theologie zu beginnen und sich zum Priester weihen zu lassen.

P. Konradus zu Pfaffinger: Darf ich fragen – verzeihen Sie, aber es läßt sich diese Erkundigung nicht gut umgehen – wie alt der Herr Bezirksgeometer sind?

Pfaffinger dem dies wirklich ganz und gar nicht unangenehm ist: In dritthalb Monat'n – im August – werde ich zweiundsieb'nzig.

P. Konradus: War'n der Herr Bezirksgeometer – jemals – verheiratet?

Pfaffinger ziemlich belustigt: Verheiratet? – Das bin ich sogar gegenwärtig noch. Wieder ernster. Aber meine Frau hat nichts gegen diesen meinen wohlüberlegten Schritt.

P. Konradus singend: Dann ist vielleicht Ihre Frau Gemahlin noch recht jung an Jahren?

Pfaffinger strahlend über das ganze Gesicht vor Heiterkeit: Nein, nein. Die ist sogar schon recht alt an Jahren! Ja. Die is' bereits zutiefst im kanonischen Alter!

P. Konradus nachdem er ein jedesmal bisher fehlgetroffen hat: Nun, nun; man kann doch nie wissen. Ich dachte – vielleicht, daß eine unverhältnismäßige Altersungleichheit zwischen Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin –

Pfaffinger geht sofort über diese Taktlosigkeit hinweg: Auf Jahr und Tag genau darf ich das Alter meiner Frau natürlich nicht verraten: das hat sie mir schon vor fünfundvierzig Jahren an unserm Hochzeitstag verboten. Er ist immer weiter vergnügt. Ach ja.

Doch da wendet sich P. Konradus wieder gänzlich seinem Essen zu. Futtert eine kleine Weile, was das Zeug hält; sodann schiebt er den Teller weit von sich und unterhält sich auf ein neues mit dem Gast.

P. Evaristus der den Moment abgewartet hat, geht zur Tür, öffnet und ruft gedämpft hinaus: Maxl –! Und begibt sich wieder an seinen Platz.

Frater Max kommt auch bald darauf mit dem zweiten Gang.

Indessen:

P. Konradus: Es ist absolut nicht gesagt, daß – so wie in Ihrem Fall – die Ablegung des Ordensgelübdes sowohl als auch der Empfang der Priesterweihe ein Ding der Unmöglichkeit wäre, nur weil eine Ehe noch besteht. Eine Ehe ist an sich kein Hindernis; bloß darf die Ausübung der ehelichen Freuden natürlich nicht fortgesetzt werden, denn diesem steht fortan ja das Keuschheitsgelübde entgegen, und ist überhaupt eine Trennung von Tisch und Bett notwendig. Ein jeder verheiratete Mann kann – aber nur mit ausdrücklichem Wissen und Willen seiner Ehegattin – in ein Kloster eintreten und auch das heilige Sakrament der Priesterweihe empfangen. Jedoch die Ehefrau selbst muß ihrerseits gleichfalls das Gelübde der Keuschheit ablegen oder wenigstens eine solche Garantie bieten, daß die förmliche Leistung des Keuschheitsgelübdes bei ihr nicht mehr erforderlich ist. Das heißt: befindet sich die Ehefrau dabei bereits in einem entsprechend hohen Alter ... in einer ausgesprochen hohen Anzahl von Lebensjahren, so glaubt man ihr auf ihre bloße Versicherung hin, und sie mag danach ruhig draußen in der Welt weiter leben. – Ich weiß nicht, ob Sie diese meine zarte Andeutung restlos verstehen ...

Pfaffinger eifrig: Oh, gewiß! Freilich – freilich!

P. Konradus: Denn in einem solch hohen Alter besteht für die Frau ja absolut keine Gefahr mehr, wortbrüchig zu werden; und es wird mit gutem Grund angenommen, daß ihr die Erfüllung des Versprechens der Keuschheit – selbst in der Welt da draußen voller Verlockungen des Bösen – leicht fällt.

Pfaffinger noch immer eifrig; grad an seiner Zigarre saugend: Mm –!

P. Konradus der fortwährend mit Tranchieren beschäftigt ist eines Geflügels, das wohl auch bereits das kanonische Alter hat: ... Ein anderes ist es, wenn die Frau sich noch in einem jugendlichen Alter befindet. Da existieren Aussprüche von Aposteln und Kirchenvätern mehr als genug; ja, unser Herr und Heiland selber hat es einmal treffend gesagt: »Der Geist ist willig – aber das Fleisch ist schwach!« Und er schiebt plötzlich den Teller weit von sich und schmeißt noch dazu das Besteck hin: – ein Zeichen nebenbei für P. Evaristus, ähnlich wie vorhin den Maxl herbeizuzitieren. – Und so verlangt unsere heilige Kirche in diesem Fall, daß auch die Frau in ein Kloster geht – außer bei mehreren Kindern, wo eine Dispens eintreten kann – – aber sonst muß auch die Frau in ein Kloster und da bei ihrer Einkleidung eben dieselben feierlichen Ordensgelübde ablegen wie ihr Mann. – Ähnliche Bestimmungen weiß das Kirchenrecht, wenn der Mann etwa ohne Wissen und daher auch ohne Willen seiner Frau ins Kloster gegangen sein sollte.

Pfaffinger interessiert: Ohne Wissen und Willen – ja, gibt es denn so etwas auch?

P. Konradus: Warum nicht? – Nehmen wir zum Beispiel einmal an, daß der liebe Bruder Felix –

P. Edmundus drohend: Du –! Laß den »lieben Bruder Felix« –

P. Konradus: Doch nur ein angenommener Fall –

Aber da kommt zum Glück Maxl, Frater Max, herein.

P. Konradus mit unterdrücktem Zorn: Ja, sag' amal, Maxl – soll sich das amend auch noch a' Ess'n nennen dürf'n? – Haut und Knochen –!

Frater Max eigensinnig: Das kann vorkommen! Von den andern Herrn Patres hat gar keiner was gesagt! Ausfallend. Sowie unser hochwürdiger Herr Pater Guardian einmal einen Tag lang oder zwei nicht da ist, führt der Herr Pater Konradus das Regiment! Er packt – schnippisch – die Schüssel und geht damit hinaus.

Schier gleichzeitig:

Pfaffinger der natürlich durch die vorige fast offen-hämische Anspielung aufmerksam geworden ist, neugierig zu P. Edmundus: Was ist es mit dem hochwürdigen Herrn Pater Felix?

P. Edmundus packt ihn am Arm und drückt ihn: Nichts, Herr Bezirksgeometer! Nix – wirklich nix! Und nun, damit man über den kritischen Augenblick möglichst hinweggleite, stimmt er, mit seinem Kruge dabei an das Glas Pfaffingers anstoßend, die Frage an wie einen Gesang. Lieber Herr Bezirksgeometer, wir sind alle ein bisserl neugierig ... Ist die Frage erlaubt, wieso Sie eigentlich dazu kommen, sich so spät noch derart von Ihrer Frau Gemahlin zu scheiden und lieber in ein Kloster zu gehen?

Pfaffinger: Sie haben ganz vergessen zu erwähnen, daß ich doch auch noch Theologie studieren will!

P. Edmundus: Nun ja –

Pfaffinger: Aber ich weiß schon, worauf Sie hinaus wollen –

P. Konradus: Nun?

Pfaffinger langsam wiederholend: Auf die Art mich so spät noch von meiner Frau zu scheiden. Ja, meine Herrn Patres, Sie kennen die Ehe doch alle nur aus der Theorie.

P. Konradus nun soll ihm seine Lästerung doch noch glücken: Ich bitte! Einer von uns – eben der Pater Felix – war, worauf ich vorhin bereits anspielen wollte – in der Tat verheiratet!

P. Edmundus dem allen sogleich die Spitze abbrechend: Jedoch hat er seine Frau bereits auf der Hochzeitsreise verloren. Bei einem großen Schiffsuntergang. Im Golf von Aden.

Pfaffinger erschüttert: Auf der Hochzeitsreise! Das tut mir leid.

Stille.

Pfaffinger jammernd: Oh Gott, oh Gott –

Wieder Stille.

Pfaffinger behutsam neu beginnend: Also einer von Ihnen ist sogar einmal verheiratet gewesen. Wenn auch – barmherziger Himmel! – nicht allzu lang. – – Ich will also meine Behauptung von zuvor dahin formulieren, daß den geistlichen Herren aus der Seelsorge zumal – wohl alle Konflikte einer Ehe geläufig sein mögen ... Aber eine Ehe, meine hochwürdigen Herren – eine Ehe, die so ewig lange schon dauert, daß es überhaupt's keine Konflikte mehr gibt –? Dies gegen's Ende zu einfach völlig Stagnierende einer Ehe –? Wenn beide Teile durch den fortwährenden gegenseitigen Ausgleich endlich so »gut« geworden zu sein glauben, daß ihnen eine Weiterentwicklung zum Guten letztlich ganz und gar nimmer möglich scheint –! Meine hochwürdigen Herren Patres: an einer solchen Ehe kann Gott selbst keine Freude mehr haben! Da ist schließlich ein Kompromiß zustande gekommen – und der beruht auf Selbsttäuschung – und das nenn' ich Heuchelei. Philemon und Baucis: Sie kennen die beiden? Wohl: deren tragischer Untergang ist rührend; aber auch nur der! Sehen Sie, meine Herrn, schau'n S': meine Frau und ich sind beide durchaus gesund ... und so kann es noch ein Jahrzehnt und d'rüber dauern, bis Gott das eine von uns zweien zuerst abruft und jene letzte Sensation einer Ehe geschieht, nämlich, daß das eine mit einemmal nicht mehr da ist. Ich liebe meine Frau ... aber wie seit langem, ja wie seit ewig schon ganz gleichmäßig, in rein nichts mehr zu überbieten. Und das is' net gut, wie auf die Dauer nix gut ist; und so ist es besser, wenn ich mich von ihr trenne, denn das wird einen Abschiedsschmerz geben, und dann ... und dann werd' ich sie aus der Ferne mit einer Sehnsucht lieben, die die Nähe unmöglich kennt. Ja, ich hab' die glücklich machende Überzeugung, daß meine Frau und ich uns noch mehr lieben werden, wenn wir nicht mehr beisammen sein werden, und daß also auf die Art – auf unsere alten Tage! – doch noch eine Steigerung unserer Gefühle möglich sein wird ... Und er trinkt. D. h. er sucht seine Zuflucht beim Bier.

Frater Max bringt einen neuen Gang.

P. Konradus macht sich darüber her.

Pfaffinger: ... Aber – ich seh's an Ihren Gesichtern, daß mich diese Gründe nicht einmal berechtigen, in ein Kloster einzutreten, geschweige denn gar Priester zu werden! Nun denn: man spricht ... man spöttelt in bezug auf mein Alter gern von einem Johannistrieb. Und es muß gewiß was Wahres dran sein an diesem Gerede und Gespött –: denn ich spür' ihn! Aber dieser Johannistrieb richtet sich in meinem speziellen Fall nicht auf eine Frau, sondern geradeaus auf Gott! – Ich – ich – ich liebe eben Gott mehr noch als wie meine Frau –! Er flüchtet nach diesem Bekenntnis wieder zum Bier. Aber er trinkt nicht, sondern er weint. Ich kann nun einmal nichts Gott Wohlgefälliges darin erblicken, daß meine Frau und ich weiter so dumpf dahinleben wie schon seit meiner Pensionierung. Ich will vielmehr aufg'rüttelt wer'n! Ich will uns beide aufrütteln! – Er bekämpft sich. Ich nehm' auch bereits lateinische Stunden bei unserm Herrn Benefiziat Obst ... Er lächelt. Ich hab' mir's schwerer – viel schwerer vorg'stellt ... Er lacht fast. Er braucht lang net soviel rote Tint'n, als er sich 'denkt hat, der Herr Benefiziat ...

Stille.

Dann tut

P. Rochus zum ersten Male vernehmlich den bärtigen Mund auf: Eine Frage, die ich mir gestatten möchte: War'n der Herr Bezirksgeometer von jeher gut katholisch? Fromm und gewissenhaft gläubig? Sind Sie stets in die Kirche gegangen und haben um die österliche Zeit nicht nur aus Zwang gebeichtet? – Ich meine: ob nicht etwa erst recht spät aus Ihnen ein Paulus geworden ist? Etwa erst seit einem ganz bestimmten Datum: nämlich seit eben dem Tage Ihrer ... Pensionierung!? Aber nicht etwa Pangsionierung. Sondern diese Figuren sprechen sowas bayerisch aus: so wie's geschrieben steht ...

Pfaffinger: Das ehrt den Psychologen in Ihnen. Mit Heiterkeit. Aber Sie dürfen ganz beruhigt sein, Hochwürden.

Und nun wieder Stille.

P. Felix eine Saite in ihm klingt an. Er erhebt sein Glas: Ich trinke auf Ihr Wohl, Herr Bezirksgeometer. Sowie auf das fernere Wohlergehen auch Ihrer tapferen kleinen Frau. Er trinkt.

Pfaffinger tut ihm – wortlos – Bescheid.

P. Konradus: Sie haben nie Kinder gehabt, Herr Bezirksgeometer?

Pfaffinger: Einen einzigen Sohn, der nach dem Willen meiner Frau Geistlicher werden sollte. Aber der ist, kaum daß er die niederen Weihen empfangen hatte, gestorben.

Wieder eine Stille.

Frater Max kommt mit der Nachspeise und versieht dabei gleichzeitig ein jedesmal – das muß er schon so im Griff haben – die Anwesenden mit neuem Stoff.

Sodann:

Pfaffinger: Hochwürdiger Herr Pater Felix, ich möcht' Ihnen natürlich net weh tun. Also Sie brauchen mir nur ein einzig's Wörterl zu sag'n – und ich hör' sofort wieder damit auf. Es ist fast rein nur aus Mitgefühl, daß ich's frage; aber ich hab' vorhin einen Ort nennen hören – Sie haben Ihre liebe Frau verloren?

P. Felix unterm Anrauchen einer frischen Virginia: Wir befanden uns auf der Hochzeitsreise. Ich war bayerischer Offizier. Es war am dreizehnten Tag unserer Ehe. Wir wollten – meine Frau war reich – eine Reise um die Welt machen. Von Genua aus. Ich hatte vom Re'ment einen halbjährigen Urlaub vor mir. Da – im Golf von Aden – verunglückte unser Schiff. Versank nach wenigen Minuten. Meine Frau befand sich mit andern Frauen zusammen in dem einzigen Rettungsboot, das klargemacht werden konnte. Es muß gekentert sein. Ich war von jeher ein guter Schwimmer. Aber in dem Sturm – Es stand später in allen Zeitungen, daß, abgesehen von zwei Matrosen, ich der einzige Überlebende war. Ich wachte an einer Klippe am Ufer auf. Quer über einem Balken liegend, der wohl meine Rettung bedeutet hatte. Unweit von mir ein Schwimmgürtel. Von dem Leder dieses Gürtels hab' ich zweieinhalb Tag' gelebt, wie der Hunger wiedergekommen war. – – Darf ich Ihnen eine Virginia anbieten?

Pfaffinger schon aus Mitgefühl: Ich bin so frei. Nimmt. Dann unterm Anrauchen Also doch ... im Golf ... von Aden! – Ist das ein so gar gefährliches Wasser?

P. Felix: Ich weiß nicht ... Es war Sturm ...

Pfaffinger: Nämlich eben diese geographische Bezeichnung war mir so bekannt vorgekommen, schon gleich wie Herr Pater Edmundus es vorhin erzählt hat. – Ich hab' nämlich vorgestern und auch heute wieder – zweimal hintereinander – von einem großen Schiffsunglück in eben diesem Golf von Aden gelesen. Es ist aber kein Name genannt. Weder vom Schiff, noch von der Frau, die vor acht Jahren damals davongekommen ist – und deren Rettung erst in diesen Tagen bekannt wurde.

P. Felix: Vor acht Jahren? – Nein. – Es war vor neun Jahren. – Und unser Schiff hieß Gloria.

Pfaffinger: So. – Dann muß es eben doch eine gefährliche Passage sein, wenn gleich ein Jahr darauf schon wieder ein solches Unglück –

P. Felix: Das Jahr darauf war ich bereits im Kloster. Aber das weiß ich genau – um so mehr, als ich zu der Zeit immer noch die Zeitungen gerade in bezug auf Schiffskatastrophen durchg'les'n hab' –, daß ein Jahr nach unserm Untergang kein Unglück in eben der Gegend stattgefunden hat.

Pfaffinger fast eigensinnig: Ich hab's aber vorgestern in unserm Wolfacher Amts- und Wochenblatt g'les'n und noch lange mit meiner Frau darüber gesprochen. Und heute beim Aussteigen auf dem Batauer Bahnhof hab' ich mir eine hiesige Zeitung gekauft – – für den Fall, daß Sie's int'ressiert: ich hab das Blatt noch draußen in mein'm Ulster stecken! – Warten Sie, ich werd's hereinhol'n – Er steht auf.

P. Felix: Vor acht Jahren – –

P. Edmundus verbirgt seine Angst, indem er zu P. Felix tritt und ihm dessen Grübeln und Besorgnis auszureden versucht: Es kann verdruckt sein ... Oder der Herr Bezirksgeometer irrt sich amende doch ...

Pfaffinger: Das wer'n mer ja gleich seh'n!

P. Felix entschlossen: Ich geh' mit Ihnen, Herr Bezirksgeometer!

Die beiden – Pfaffinger und P. Felix – gehen hinaus.

 

Vierter Auftritt

Die Vorigen. Ohne Pfaffinger und P. Felix. Nach einem kurzen Schweigen:

P. Evaristus an seiner Pfeife stopfend: Wie Pater Felix glei' mit 'raus rennt –!

P. Edmundus der, stehend, soeben getrunken hat, wild den Krug niedersetzend: Wie die angeborene Falschheit und eingeschworene Gehässigkeit sogleich wieder ihre Glosse dazu machen muß –! Es treibt ihn umher. Er wirbelt wie Laub im Herbst ... Und als P. Bruno auch noch leise hämisch lacht. Wenn der allmächtige Gott nur einmal ein Schiff voll von Euch übereinand' untergehen lassen möchte –!

PP. Evaristus, Bruno und Oswaldus: Hoho! – Holt stad a wengerl! – Bruder Konradus –! Die Ausrufe der ersten beiden warnend, drohend, mutig, fast rauflustig; der letztere – von P. Oswaldus ausgestoßen – schier ängstlich, feige, hilfeflehend.

P. Rochus steht nun gleichfalls auf: Ich lasse mich nicht in euere Feindschaft mit hineinziehn! Ich schließe mich davon aus! – Zu P. Edmundus. Um so unparteiischer aber kann ich Sie fragen, Pater Edmundus: Was haben Sie denn eigentlich? Wenn heut abend irgend nur das geringste vorgekommen wär', so müßte ich doch auch etwas davon gemerkt haben! Sie sind rein von dem bisserl Gerede dieses absolut manischen Herrn Bezirksgeometers ja noch weit schlimmer aufgeregt als wie der Pater Felix selber! – Gewiß!

Tut sich was darauf zugute, obwohl er's natürlich so gleichgültig, ja verächtlich wie möglich vorzubringen sucht. Ich hab' diese Zeitungsnotiz übrigens bereits gelesen –

Alle: Wo?!

P. Rochus: In der heutigen Nachmittagsausgabe unserer Donau-Zeitung, zu deren gemeinsamer Lektüre wir heute abend nur noch nicht gekommen sind, indem wir diesen – ich wiederhole es! – diesen schlechtweg manischen Herrn Bezirksgeometer zu Gast haben! – Dort auf der Vorlese-Kanzel liegt das Blatt ja.

PP. Evaristus und Bruno stürzen darauf hin, so daß P. Edmundus zu spät kommt, und tragen die Zeitung zu P. Konradus an den Tisch.

P. Evaristus: Wo steht's denn?

P. Rochus während er sucht: »Irrfahrten eines weiblichen Odysseus«, so heißt's, glaube ich. – Vielleicht eine echte Zeitungsente. Kein Wort daran wahr. Nur rein aus den journalistischen Fingern gesogen. Ich erinnere mich vornehmlich deshalb – na, wo steht's denn glei' wieder? – weil ich empört war, daß unser Zentrumsorgan sich nicht entblödet, etwas Derartiges seinen christkatholischen Lesern – Halt! Da steht's! »Irrfahrten eines –«

P. Evaristus: »Irrfahrten eines weiblichen Odysseus –«

P. Bruno zu gleicher Zeit mit P. Evaristus: »Bei einem großen Schiffsunglück vor nunmehr acht Jahren im Golf von Aden –«

P. Konradus mißbilligend: Na na na!

P. Bruno nimmt die Zeitung an sich. Fängt noch einmal von vorne an vorzulesen und begibt sich dabei mehr und mehr auf die Vorlese-Kanzel:

»Irrfahrten eines weiblichen Odysseus.

Bei einem großen Schiffsunglück vor nunmehr acht Jahren im Golf von Aden, wobei die gesamte Besatzung sowie die sämtlichen Passagiere ums Leben kamen, wurde – wie sich jetzt erst herausstellte – eine junge Frau, die sich noch dazu gerade auf ihrer Hochzeitsreise befand diesen kleinen Relativsatz liest er mit immer größerem Erstaunen, und ein paar Mönche wiederholen ihn!, wohl als einzige Überlebende an die arabische Küste ausgeworfen und von einem wilden, dort gerade umherstreifenden Araberstamm nach dem Lande Hadramaut und von da bis in die Sandwüste Roba al Chali gewaltsam verschleppt. Wieder werden Worte wie »Araberstamm« und »gewaltsam verschleppt« wiederholt und klingen wie schadenfrohe Echos. Und zwar wanderte die junge Frau, die nebenbei bemerkt eine Deutsche war, auf diesem Wege von Stamm zu Stamm, indem immer ein Scheik sie dem andern zum Geschenk machte. Bis sie endlich Gnade in den Augen eines dieser braunen Wüstensöhne fand. Nach langen, langen Bemühungen gelang es der Bedauernswerten, den deutschen Konsul in Aden zu benachrichtigen, der sofort bei der türkischen Regierung energische Schritte zu ihrer Auslieferung tat. Aber hatten sie so viele andere arabische Scheiks vorher nicht geschenkt gemocht, sondern sie immer wieder an den Nächsten zum Präsent gemacht, so forderte dieser Letztere nun ein ungeheures Lösegeld, indem er pro Haar auf dem Haupte der Frau einen wohlgezählten türkischen Piaster verlangte. – Wie wir erfahren, befindet sich die junge Frau nun nach ihrer jahrelangen Odyssee glücklich auf dem Wege nach ihrer Heimat ...«

P. Edmundus: Unglaublich –!

P. Rochus eifernd: Ja – nicht wahr? – wie das Zentrumsblatt sich nicht entblödet, eine solche Boccaccio-Decamerone-Geschichte dem christkatholischen Leser vorzusetzen –!

PP. Evaristus, Bruno und Oswaldus feixen, bis ihre hämische Vergnügtheit in lautes Lachen übergeht. Da öffnet sich die Türe und alles ist sofort mäuschenstill. Aber es ist vorläufig nur Maxl, der da hereintritt. Und erst hinter diesem zeigen sich Pfaffinger und P. Felix.

 

Fünfter Auftritt

Die vorigen. Frater Maxx. P. Felix. Pfaffinger.

Frater Max tritt – aufgeregt – herein: Der Herr Pater Guardian ist soeben angekommen! Mit leeren Gefäßen wieder ab.

Pfaffinger mit einer gefüllten Tüte: So. Jetzt darf ich mich aber bei den hochwürdigen Herren Patres wohl endlich revanchieren? Und er bietet Zigarren an.

P. Felix ist gleichfalls eingetreten.

P. Edmundus sogleich auf ihn zu: Bruder Felix, was sagst du zu dieser Notiz in der heutigen Nachmittagsausgabe der Donau-Zeitung?

P. Felix verbirgt das von draußen mitgebrachte Blatt im Ärmel. – Er ist seltsam blaß, soweit das Gesicht nicht durch den Vollbart bedeckt ist: Es ist alles so ungewiß gehalten.

P. Edmundus: Aber die Erwähnung der Tatsache, daß die Frau auf der Hochzeitsreise begriffen war?

P. Felix: Das kann ja auch eine frivole dichterische Freiheit des raffinierten Feuilletonisten sein!

P. Edmundus mit einem plötzlichen Einfall: Befanden sich außer euch etwa noch hochzeitsreisende Passagiere an Bord?

P. Felix schüttelt stumm mit dem Kopf.

P. Evaristus: Wieviel ist ein türkischer Piaster in deutschem Geld?

P. Bruno: Frag' doch lieber, wieviel eine junge Frau – noch dazu auf ihrer Hochzeitsreise – Haare auf dem Kopfe trägt?

P. Felix mit Absicht ein wenig laut: Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um meine Frau handeln könnte, ist deshalb gleich Null, weil ich doch – auf dem Wege über meine Schwiegereltern – eher etwas von allem erfahren hätte als wie diese Korrespondenz er deutet auf das andere, noch herumliegende Zeitungsexemplar, die diese Provinzblättchen versorgt!

P. Edmundus: Das kannst du nun auch wieder nicht behaupten –

P. Felix stutzt: Wieso?

P. Edmundus: Sogar angenommen, deine Schwiegereltern hätten dich seit Monaten mit Telegrammen und Briefen bombardiert – wer sagt dir denn, ob nicht unser Pater Guardian von der allerersten Zeile an von unserm Pater Provinzial aus strengste Weisung hatte, es dir vorzuenthalten? – Das ist ... die Klausur! – Wissen die Eltern deiner Frau überhaupt, daß du längst nicht mehr in München bist, sondern hierher auf Maria-Hilf versetzt?

P. Felix: Das wissen sie ... nicht! – Von mir aus wenigstens nicht!

P. Edmundus wenn auch sehr schweren Herzens: Na also! – Und vielleicht war der Pater Guardian gar deinetwegen die drei Tag' in München!

P. Felix steht eine Weile völlig unschlüssig.

P. Edmundus liebevoll drängend: Wir wollen noch ein bisserl im Garten drunten auf und abgehn. – Komm!

P. Felix entschlossen: Ich will zum Pater Guardian. – Er ist doch zurück –?

P. Edmundus: Der Pater Guardian wird müde von der Reise sein, daß er nicht von selber längst herein'kommen is'.

P. Oswaldus der seit mehreren Minuten schon den Zeitungsartikel brockenweise ein zweites Mal vorliest, erhebt seine Stimme, als er eben bei dieser Stelle anlangt: »Aber hatten sie so viele andere arabische Scheiks vorher nicht geschenkt gemocht ...« Hm. Sollte die Frau so abscheulich sein oder was –?

P. Konradus: Nein. Aber standhaft war sie wohl, solange es irgend ging. Standhaft zur Wehr wird sie sich g'setzt hab'n, so daß keiner mit ihr so recht was anz'fangen g'wußt hat und sie einer um den andern, schließlich überdrüssig geworden, immer an den nächsten weiter zum Präsent machte.

Er sprach das anscheinend harmlos. Sogar mit einem gewissen Ernst, ja Pathos. Wofür ihm die andern mit unterdrücktem Lachen danken.

P. Edmundus zu P. Felix: Komm' doch!

P. Felix reißt sich zusammen, soldatisch fast, und dann gemacht laut: Gute Nacht, Herr Bezirksgeometer. Bis morgen früh. Schlafen Sie gut. Und – – träumen Sie ein wengerl von Ihrer Frau!

Pfaffinger steht auf. Ergreift P. Felix' Hand und hält sie sehr fest. Wie ein Ertrinkender: Sie sind so gut zu mir g'wes'n. Und jetz' hab' ich eine solche Unruhe über Sie bringen müssen!

P. Felix: Hat nichts zu sagen, Herr Bezirksgeometer. Nein – wirklich!

Pfaffinger: Hat doch etwas zu sagen, Hochwürden Herr Pater Felix! – Denn schon der Gedanke daran – und wenn's hundertmal die Frau von einem ganz andern ist und gar nicht Ihre eigene! – aber schon der Gedanke daran: unter Muselmännern!! – In deren Augen ein jedes weibliche Wesen ein Mensch zweiter Klasse ist! Dabei vermag sich so ein Mohammedaner sein Paradies hinwiederum überhaupt nicht anders vorzustellen als voll lauter holdseliger Huris! Voll Huris! Was ist das doch für ein Widerspruch!

P. Felix macht's kurz: Nun also – gute Nacht!

P. Edmundus: Gu' Nacht, Herr Bezirksgeometer!

P. Edmundus und P. Felix ab.

Stille.

Pfaffinger: Na? Dann werd' ich mich eben auch dem heidnischen Morpheus in die Arme werfen. Zu sich selber. Schon mehr im Schlaf.

P. Oswaldus ausbrechend: Lieber – lieber – lieber säh' ich ihn gradaus morgen in aller Früh' schon als Heiligen Vater auf St. Petri Stuhl in Rom – eh' ich ihm das vergönnen möcht' – eh' ich ihm das vergönn' – –

Vorhang.


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