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Gasthaus und Metzgerei des Johann Stemplinger. Ganz und gar altmodischer Raum in keinem ausgesprochenen Geschmack.
Mangelhafte Beleuchtung.
Samstag abend. Der Wirt selber bedient die zugereisten Marktleute.
Schweigen. Dann: Musik von ferne; und näher kommend.
Wirt: Nun sind das fünfundzwanzig Jahr. – Na ja ...
Anna: Und aber heuer, denk ich, solls zum letzten Mal sein? Damit daß die Franzosen ...
Wirt: Ja. Na ja. – Habens nun fünfundzwanzig Jahr gespürt, die Franzosen. Und ist grade lang genug. – Na ja ...
Lehmann: Ich gspür jeds Wetter heute noch.
Wirt: Am Fuß? – Na ja ...
Lehmann: Am linken. – Ein Granatsplitter. – Bei Grafenlotte, ja ... bei Grafenlotte.
Heinrich: Das heißt nicht »Grafenlotte«. – Gravelotte!
Lehmann beleidigt: Woher möchst du das wissen, du?
Wirt begütigend: Is eh – leicht ... Er lernts halt in der Schul.
Lehmann starrköpfig: Dann – is heut anders – – – – Denn – dazumal – – – – Ich sage Grafenlotte! – War der denn schon in Frankreich? Aber ich!
Musik zieht vorüber.
Jakob: Die letzte Sedanfeier also.
Wirt: Ja. – Vier Mann Blechmusik. Das heißt: wenn nicht einer krank war, wärens fünfe. – Na ja ...
Jakob: Ist das auch Fackelzug und so?
Heinrich: Ach ja!
Wirt die Ruhe selber: Nein, nein: im Finstern.
Heinrich: Vielleicht zwegen den Musikanten?
Wirt: Nein. Die könnens alle eh auswendig. Ja. Na ja ... Und morgen ist dann Kirchenzug. Die Veteranen und die Feuerwehr.
Jakob nach der Art der kleinen Geschäftsleute, die immer etwas zu klagen haben müssen: Verflucht. Und nach der Kirche Sauferei. Da kauft kein Hund etwas.
Anna will sofort noch mehr klagen. Rein um der Klage willen: Wenn Sie das sagen, was müßt da ich erst –
Jakob bereits im Fahrwasser: Himmelsakrament! – Das letzte Mal der ganze Tag verregnet. Das vorletzte Mal die Sache mit dem Wilderer, wie der begraben wurde. Diesmal nun ... Ich laß den Saumarkt nächstens doch noch ganz aus – –
Anna persönlich werdend, Ernst und Scherz, die gewöhnliche Unterhaltung wenigstens dieser beiden an jedem Marktvorabend: Das sagt er jedesmal. Und tut es doch nicht. Wenn Sies bloß täten, ha, für uns wärs gut.
Lehmann: Das mein ich auch.
Jakob: Das tat euch passen, was?
Anna: Erst wieder letztens. Sone Mesumme: fünfundsiebzig Mark. Wo ich zu frühern Zeiten zwei, drei Hundert ...
Jakob: So bleib sie doch zuhause, alte Schachtel.
Anna: Sie Jud, Sie Jud, dann wärn Sie hier allein. Das wär Ihnen zum liebsten –
Jakob: Betschwester! – Früher Schandarmenliebchen, jetzt Betschwester.
Anna pufft ihn: Du Rabenaas!
Jakob schlägt wieder: Ich glaube, die freut sich jedesmal die ganze Woche auf den Sonnabend, bis daß sie Keile von mir kriegt – –
Lachen.
Heinrich: Soll ich sie zwicken, Vater? Oder ich stehl ihr wieder ihren Schnaps?
Anna: Ja, du. Du wirst genau so wie dein Alter.
Da beginnt Abendläuten. Eine ganz helle Glocke, die anderswo bestimmt nur eine Armesünderglocke wäre. Und ganz nahe; wie draußen vorm Fenster. Alle bekreuzen sich; beten. Wie die Glocke aufgehört hat zu läuten, bekreuzt man sich wieder und wünscht sich allgemein und laut einen Guten Abend.
Anna als überlange Beterin, verspätet: Gun Abend. Dann zu Heinrich, in bezug auf den Vater. Seit wann denn beten Juden wie wir und machen Kreuz – genau wie Katholiken?
Heinrich sofort einschnappend: Das hab ich Ihnen schon so oft gesagt –! Wie oft werd ich Ihnen denn das sagen müssen? – Mein Vater ist kein Jud nicht, Fräulein Anna! Die Bauern, die ... die nennen ihn nur so. Und andere nennen ihn den billigen Jakob. –
Anna: Ich aber sag dir, Heinz, er ist zwei Juden –
Heinrich: Nein, Fräulein Anna –
Anna: Wenn ich es dir sage ... Der schafft heut abend schon soviel Mesumme, wie ich den ganzen morgigen Tag nicht –
Heinrich: Was?
Anna: Nun ja: die Innozenz wird doch gleich kommen! Und was, meinst du, tut Fräulein Innozenz? Die kauft heute von Jakob was sie letztes Mal bestellt hat ... in bar! Und eh sie kauft, bestellt sie schon für nächstens – – –
Heinrich: Das ist doch nur Geschäft! Und das ist schön! – Und Sie, Fräulein Anna, sind doch bloß neidig, weil mein Vater Sie damals nicht geheiratet hat. Ach ja –
Anna wunde Stelle: Ist das ein Lausbub –
Heinrich: Sie warn ihm zu alt – etsch, etsch –
Anna Tränen nahe: Na wart –
Jakob kurz: Nu Heinrich, halt dein Maul –
Stille.
Anna wiewohl sie stets gern für solchen Stichelkram zu haben ist und lieber selbst den Zielpunkt für alles abgibt, als daß es an einem solchen Abend fad und langweilig werden soll, ist nun doch schwer gekränkt. Sie hat einen Höcker und ist auch sonst ein Ausbund an Häßlichkeit. Sie schiebt den Braten weit von sich.
Lehmann brummt etwas. Er möchte gar zu gern in eine mehr oder minder heftige Abkanzelung des jungen Heinrich einstimmen, schon wegen Grafenlotte. Nur wagt er es alleine nicht, aus Furcht vor Jakob.
Anna aber, wie sie dies merkt – sie mag Lehmann nicht leiden und ist auch sonst leicht versöhnlich – geht sofort auf ein anderes Thema über. Zum Wirt: Na habts nun einen anderen Schandarmen?
Wirt antwortet nicht.
Anna: Der frühere ist nach Breitenberg versetzt?
Wirt antwortet nicht.
Anna: He! Stemplinger!!
Wirt nur ungern: Na ja – – – – der neue, der – der ist eben nicht der recht, hab ich mir sagen lassen. Noch zu jung. Und viel zu eifrig noch. Na ja. Nämlich – er hat was von frühers aufm Kerbholz, hab ich mir – hab ich mir sagen lassen. Er macht eine Pause; und möchte zu gern auf ein weniger aktuelles, entfernteres Thema übergehen. Ich weiß nicht, aber – mich wenigstens erinnert der neue Schandarm grad in einer Tour an unsern letzten Forstassistenten. –
Jakob: Der wo den Wilderer niedergeschossen hat – und –
Wirt: Der wo den Wilderer niedergeschossen hat – und – und der wo darum, daß er gemeint hat »er müßt einmal ein Exempel statuieren« wie er immer rumgeschrieen hat. Der wo darum, daß er gemeint, er müßt mal einen von den Wilderern niederschießen, der wo darum nachher selber hat dran glauben müssen. Na ja ...
– – – – –
Wie wir den Wilderer begraben haben ... warts ihr da nicht grad da? War da nicht grad Markt, wie das Leichenbegängnis war vom Wilderer? – so groß und so schön, wies sonst nur ein Bezirksamtmann hat ... Und dazu offene Drohungen am offenen Grab: »Der Herr Forstassistent, der geschniegelte, der soll sich nur ja nimmer alleinig naustrauen in'n Wald« ...
Daraufhin ist dem Assistenten, das wissen wir ganz genau, vom Forstamt dringend nahgelegt worn, daß wenn er heut drum eingibt, er morgen schon von Hauzenberg weg versetzt wird. Und aber hats nicht tan, der Assistent, und hats eben büßen müssen. Na ja ... Wir denken uns die Sache so: Das Gericht weiß den Bauern längst, der wo den Assistenten niedergeschossen hat – und tut nur so, als obs nix wüßte, das Gericht – – – – Na. Na ja. Na ja ...
Jakob: Und ... der Schandarm?
Wirt zögernd: Der Alte? Der war gut.
Anna: Nein, nein, der Neue!
Wirt bauernschlau: So, ah so, der neue ... Na, von dem red ich doch –
Jakob: Was ist mit dem?
Wirt nickt erst nur. Dann: Genau so einer wie der Assistent. Es sind Soldatenköpf.
Jakob: War da was?
Wirt schweigt.
Anna: Mit – Innozenz?
Wirt nickt.
Jakob: Ja, aber ... lassen sich das die andern ... laßt sich das die G. m. b. H. so ohne weiteres gefallen?
Wirt: Das ging ... man kann darüber denken, wie man will ... aber das ging alles seinen Gang. Und jetzt auf einmal – – – – ein Soldatenkopf! – – – – Erst fing die Kommandantin mit ihm an. Ein Techtelmechtel. Das ist auch so eine hab ich mir sagen lassen. Na. Naja ...
Anna: Im Grunde ists auch eine Schweinerei! Da möchte sie aber den Ausdruck – aus mehr als einem Grunde – schon wieder rückgängig machen. Trieb sies doch früher selber auch nicht anders.
Gendarm tritt ein, alle grüßen. Er antwortet nicht: Herr Stemplinger.
Wirt es ist ihm kaum zuzutrauen, so ungewöhnlich kalt entgegnet er dem Gendarm: Na ja. Was ist?
Gendarm: Ein Wort nur!
Die beiden ab. Im Hinausgehen mustert der Gendarm die Dasitzenden und grüßt nur mit einer Handbewegung nach der Mütze. Die Kaufleute aber grüßen nicht wieder.
Jakob nach einer Weile: Da sag ich mir das eine: Vorsicht, Vorsicht! ... Der Mensch hat ein Gesicht – vielmehr: der Mensch, der macht euch ein Gesicht ... Na, Gott sei dank, der Kommandant ist, gottlob, auch noch da.
Anna schon wieder mehr neckend, neckisch-drohend: Wär nicht so übel, wenn der Ihnen die Marktschreierei ein wenig legen tät!
Jakob lacht gutmütig.
Schweigen.
Lehmann: Was ist auch eigentlich mit Innozenz? Man hört nix Gewisses! Wissen Sies?
Anna: Der Jakob weiß es.
Jakob: Pst.
Anna zögert: So genau weiß ich es auch nicht! – Der! – Sie deutet auf Jakob.
Jakob: Was der Schandarm mit ihr hat, weiß ich auch nicht – ganz kurz gesagt ... du, Heinrich, geh mal raus und sag dem Hansl, er soll mir die Kiste, die eine, weißt du –
Heinrich erlöst: Ja. Springt davon.
Jakob: Die Innozenz – – – – einige sagen, frühere Krankenschwester. Andere sagen, frühers im Bordell – – ihr wißt doch, wie in Nürnberg und in Linz. Nun gut: sie kam hieher. Soll auch von hier gebürtig – was weiß ich! Der Apotheker verkaufte ihr den alten Kupferhammer, wo es nachts umgehen soll – – – und nun ist sie die Maitresse er spricht Maitresse wie im: Monat Mai von sieben oder acht Honorationen von hier!
Anna: Ja! Ja!
Lehmann: Nein gehn S'!
Anna: Ja Ja!!
Lehmann: Ach gehn S'! – Maitresse!! Nein – Maitresse!! Gehn S'!
Apotheker im Jagdkostüm und mit Gewehr, tritt ein.
Kaufleute: Guten Abend, Herr Apotheker.
Apotheker freundlich, beinahe glücklich: Gun Abend allerseits, schön guten Abend.
Jakob: Wohl von der Jagd, Herr Apotheker?
Apotheker: N – Ja – ab nach dem Hinterzimmer.
Wirt zurückkommend, und für den Apotheker einschenkend: Die ... Innozenz ist da.
Jakob will auf.
Wirt bedeutet ihm: noch nicht: Und der Schandarm, mit dem ich draußen stand, mit einmal auf sie zu. Als wie ein Wilder. – Ich glaube, sie hat Angst vor ihm. Na ja ... und hinterdrein der Apotheker, der, ich glaube, mit Innozenz hergekommen ist. Alsdann ... mit dem Bier nach dem Hinterzimmer ab.
Jakob: Was liegt das alles mir an? Ich verkauf meine Ware – ganz egal ob –
Anna: Ob der Apotheker für die Innozenz bezahlt oder der Schandarm?
Wirt zurückkommend: Der Apotheker muß ... durchs Hinterzimmer jetzt draußen im Hof sein. – Na. Na ja ...
Kommandant tritt eilig ein, sieht sich fragend um. Mit erzwungener Freundlichkeit: Gun Abend!
Alle: Guten Abend! Herr Kommandant!
Kommandant nach dem Hinterzimmer ab.
Gendarm tritt ein: Ein Schnaps, Herr Wirt.
Wirt: Na ja ...
Gendarm seine Bewegung bemeisternd: 's ist höllisch kalt, das –
Anna: Jaja, 's ist grad nicht warm –
Wirt verweisend: Na na – September – stellt den Schnaps hin.
Gendarm wirft Geld auf den Tisch.
Der Braumeister, der Feuerwehrhauptmann Kaufmann Zirngibl treten ein.
Braumeister durch die Tür hinausrufend: Da gehts rein! allemal noch bei der Tür gehts rein, Herr Lehrer! Und nicht hinten herum!
Zirngibl: Wo ... wo is er denn, der Herr Lehrer?
Braumeister: Grad als ob er selber noch einer von seinigen Feiertagsschülern wär, die wo noch nicht ins Gasthaus gehen dürfen, grad so tut er der Herr Lehrer – – – – schleicht sich hinten rum! – Guten Abend!
Jakob und Anna: Guten Abend! – guten Abend, Herr Feuerwehrhauptmann!
Lehmann: Guten Abend, Herr Hauptmann!
Zirngibl: Gun Abend, Herr, Gun Gun Gun Abend alle miteinand! – Seine Zitterhände halten krampfhaft eine mehr als übergroße Meerschaumspitze in wunderlicher Modellierung. Zu den Dasitzenden. Nur: sagn S' net immer Feuerwehrhauptmann. Dös is a Ehrenstellung und kein Name. – Na, und bloß Hauptmann dürfen S' gleich net sagn! Nein ... Er ist König.
Braumeister, Zirngibl, Wirt nach dem Hinterzimmer ab.
Gendarm: – – Da kommen sie wie läufige Hunde an – um eine Matz! – – – Er möchte das Gesagte durch einen nachträglichen künstlichen Hustenanfall verdecken.
Heinrich kommt zurück: Der Hansl hat alles schon hergerichtet, Vater.
Apotheker erscheint in der Tür des Hinterzimmers: Herr Jakob. Feierlich, fast geheimnisvoll.
Jakob: Wie? Herr Apotheker? – Ja ... ab.
Schweigen.
Anna: Na, Heinrich, nun macht er wieder einen schönen Vorabend-Reibach, dein Alter.
Gendarm unteroffizierhaft: 's ist unerlaubter Handel. Jetzt. Nach neun.
Anna: Wie? Ja? Gewiß!! – Und doch ... wenn sie nicht zahlt ...?
Heinrich: Wenn Fräulein Innozenz erst morgen zahlt? ...
Gendarm: Dann ists – Umgehung! – auf jeden Fall –
Anna: Und überhaupt! – Wenns dem Herrn Kommandanten recht ist – –
Gendarm fast höhnisch: Der Kommandant! Kurz. Haben Sie Pässe?
Anna: Wir?
Lehmann: Ich?
Heinrich: Mein Vater??
Gendarm: Ich hab Patrouille – ich – und nicht der Kommandant.
Anna: Das ist ein bißchen haarig! – Ich komm nun zwanzig Jahre in den Ort – – – – –
Lehmann: Ich auch –
Anna empört: Der Herr Schandarm sind mißgelaunt und möchten nun die schlechte Laune an uns auslassen. Das könnt mir so gefallen. – Mein Vater selig war Beamter. Und mein Bruder, der wird Jurist. Verstehen Sie? Jurist. – Mir haben schon Schandarmen nie keine Pässe abgefordert, Schandarmen, die wo heute Oberkontrolleure sind! – Übrigens, ich glaub, ich weiß, wieso Sie so schlecht gelaunt sind – –
Heinrich: Ich will zum Vater –
Anna: Heinrich, du bleibst da.
Innocentia tritt aus dem Hinterzimmer. Hinter ihr Jakob. Wie sie den Gendarm sieht, will sie zurück. Sie ist wie hierzulande angezogen: Kopftuch. Zierschürze. Halstuch. Am Arm ein Körbchen. Glattes Haar. Langes Gesicht. Nonnenausdruck. Langsam in jeder Bewegung. Charakteristikum: Sehr selten, und dann nur ganz scheu eine Kopfwendung; entweder ist es mit Augenverdrehen gerade noch zu erreichen, oder es dreht sich der ganze Körper dahin. Stiernackig ... Zu Jakob: Und also ... stimmts?
Jakob: Ich danke schön.
Innocentia: Es stimmt?
Jakob: Es stimmt, es stimmt, es stimmt, – es stimmt ganz genau.
Innocentia: Und hier – der Zettel –?
Jakob: Oh ...! Wird treu besorgt – wird treu besorgt – und danke auch für den Auftrag.
Innocentia der es darum zu tun ist, so schnell wie möglich von hier fortzukommen: Ja so ... jetz hab ich mein Paket vergessen ...
Jakob nichts ahnend: Soll ich es holen, Fräulein Innozenz?
Heinrich ängstlich und trotzdem herausfordernd: Er will dein Paß!
Jakob: Wer?
Anna: Der Schandarm!
Jakob: Mein Paß? Aufs höchste erstaunt. Dann – Hier.
Gendarm kämpft mit sich selber. Da hält er nun das in der Gereiztheit Geforderte und stiert darauf hin. Bange Pause. Dann zieht er mechanisch sein Notizbuch, schreibt auf: Sie sind angezeigt – – – hier ist Ihr Paß.
Innocentia von fern. Zum Gendarm: Du ...!
Jakob hat jetzt erst begriffen. – Schreit: Zwanzig Jahre komm ich in den Ort! Seit zwanzig Jahren kennt mich jedes Kind im ganzen Wald! Nun kommt so'n –
Anna: Jakob, still!
Gendarm: »Nun kommt son« – was für einer? – redts Euch aus! – was kommt für einer? was für einer? He?? – da kommt ... son Bandelkramer ... schreit. Was für einer?? Euch treib ich Eure Mucken schon noch aus – – – ich hab mir ein gewissen Hinterhalt – jaa, die den Assistenten niederknallten – Er lügt; sein Notizbuch wieder herausreißend. Vielleicht steht davon auch schon was drinn – – – – Na – zudem ihr; und dann die Bauern, die Vertreter des Gesetzes übern Haufen schießen – na wartet, wartet. Haha!
Wirt tritt aus dem Hinterzimmer.
Jakob schreiend: Herr Kommandant! Herr Kommandant!! Zum Gendarm. Ich bin Passauer Bürger, war Geschworner am Schwurgericht zu Straubing voriges Jahr – – – – Schreit nochmal. Herr Kommandant!
Wirt nach hinten rufend; kalt: Herr Kommandant! –
Kommandant tritt ein: Was ist? Auch die andern vom Hinterzimmer erscheinen nun in der Tür.
Jakob: Er schreibt mich auf ... er zeigt mich an ... weil ich der Innozenz eine Bestellung hab – vor Euern eigenen Augen – abgeliefert –
Kommandant finster: Na na –
Anna: Und schreit mit recht großem Mund noch Gott weiß was herum – vom Assistenten, den wo man totgeschossen – er wüßt schon wer – er hätt es schon im Buch.
Heinrich: Und Sie Herr Kommandant, Sie hätten im Vergleich zu ihm überhaupt nichts zu sagen –
Kommandant: Ich gebe Ihnen dienstlichen Befehl!
Gendarm will reden.
Kommandant laut, drohend: Kein Wort – oder – Sie wissen nicht, was darauf steht! – – – – Ist Ihnen hier der Posten noch zu gut??
Anna die eine große Kenntnis in solchen Sachen zu haben scheint: Strafposten – Ha. Schon Strafposten. Ha!
Kommandant: Ruhe!! Zum Gendarm. Stubenarrest. Von jetzt bis morgen früh. Ich geh den Rundgang selber für Sie ab. Stubenarrest. Und – abgetreten! Marsch!!
Gendarm zischend: Schickt mich – zu Euerm eigenen Weib – ins Bett –
Kommandant taumelt zurück.
Gendarm: Und geht – mit Innozenz – zum Kupferhammer.
Kommandant schlägt ihn ins Gesicht.
Alles schreit auf.
Gendarm reckt sich hoch ... und geht.
Pause.
Innocentia leise: O Gott, o Gott –
Kommandant mit ganz und gar veränderter Stimme zu Innocentia: Geh da hinein – – – –
Innocentia geht.
Kommandant einigermaßen seine Fassung wieder erringend: Und ihr – Herr Jakob, Fräulein Anna und Herr Lehmann und du Herr Stemplinger: 's ist unter uns ... 's ist strengstens unter uns! Sein Blick weicht den anderen aus; er droht übermäßig, um sich selbst ein Ansehen zu geben. Der Kerl ist verrückt – ich werds ihm zeigen – – – nach dem Hinterzimmer ab.
Schweigen.